Volume 10, No. 2, Art. 16 – Mai 2009

Metaphernanalysen und die Konstruktion von Geschlecht

Rudolf Schmitt

Zusammenfassung: In jüngerer Zeit mehren sich Studien zur metaphorischen Konstruktion von Geschlecht (KOLLER 2004a, 2004b, 2005; ANDERSON VASBY & HORN SHEELER 2005; EBELING & SCHMITZ 2006; BOCK VON WÜLFINGEN 2007 u.a.). Gleichzeitig fällt auf, dass die derzeit differenzierteste Theorie der Metapher, die kognitive Metapherntheorie nach LAKOFF und JOHNSON, dabei entweder kaum eine Rolle spielt oder durch die alleinige Rezeption des ersten Buchs von 1980 empfindlich verkürzt wird. Der vorliegende Aufsatz rezipiert die vorhandenen Studien, stellt zentrale Begriffe der kognitiven Metapherntheorie vor und versucht eine Revision derselben, welche dazu beitragen könnte, Metaphernanalysen der Konstruktion von Geschlecht theoretisch und forschungsmethodisch weiter zu entwickeln.

Keywords: Metaphernanalyse, Metapher, Gender, Geschlecht

Inhaltsverzeichnis

1. Versuch, Geschlecht und kognitive Metapherntheorie zu verbinden

1.1 Irritationen um Metapher und Geschlecht

1.2 BOURDIEUs proto-metaphernalytische Fassung von Geschlecht

1.3 Der Begriff der Metapher in der kognitiven Linguistik

1.4 Metaphorische Konzepte als Bündelung gemeinsamer Übertragung von Sinn

1.5 Hinter Metapher und Konzept: metapherngenerierende Schemata

1.6 Geschlecht als Schema

1.7 Zwischenfazit: Das Geschlechts-Schema in die kognitive Metapherntheorie integrieren

2. Funde und Überzeichnungen: Ein Überblick über metaphernanalytische Studien zu Geschlecht

2.1 Ein Skepsis befördernder Hinweis: Keine quantitative Metaphernverwendung der Geschlechter

2.2 Metaphorisch formulierte soziale Stereotype von Geschlecht

2.3 Die metaphorische Konstruktion von Geschlecht in Segmenten des sozialen Lebens

2.3.1 Berufswelt

2.3.2 Häusliche Reproduktion

2.3.3 Sexualität, Erotik und Körper

2.3.4 Geschlecht in der Wissenschaft

3. Fazit: Neue Metaphernanalysen braucht die Frau/der Mann

Danksagung

Anmerkungen

Literatur

Zum Autor

Zitation

 

1. Versuch, Geschlecht und kognitive Metapherntheorie zu verbinden

Die Rekonstruktion von Metaphern zur Demonstration der Unterschiede von Geschlecht findet sich als Forschungsstrategie recht oft (siehe Abschnitt 2). Freilich bleibt es meist beim Sammeln gegensätzlicher Metaphoriken, bei denen nicht klar wird, ob das Trennende zwischen den Geschlechtern überfokussiert bzw. Gemeinsamkeiten übersehen werden oder wie mit gegenläufigen Befunden umgegangen werden kann, denn die Befunde zur metaphorischen Attribution von Geschlecht sind nicht einheitlich. Der vorliegende Aufsatz will die metaphernanalytische Erforschung von Geschlecht weiterentwickeln zu einer Rekonstruktion von Schemata für Geschlecht, die es erlauben, das doing gender der Forschung selbst in den Blick zu bekommen bzw. zu vermeiden. Diese Absicht wird auf zwei Wegen argumentativ verfolgt:

1.1 Irritationen um Metapher und Geschlecht

Eine Übersicht der Publikationen von LAKOFF und JOHNSON zur kognitiven Metapherntheorie (LAKOFF & JOHNSON 1980, 1998, 1999; LAKOFF 1987; JOHNSON 1987) ergibt, dass die Kategorie Geschlecht in ihren Publikationen nicht auftaucht. ALTMANN (1990, S.499f.) notiert bei grundsätzlicher Zustimmung zu Kernthesen des Ansatzes von LAKOFF und JOHNSON diese auffallende Leerstelle in einer Theorie, die auf embodiment, d.h. auf die körperliche Verankerung von Denkstrukturen so viel Wert legt – und die Differenz der Geschlechter völlig außer Acht lässt. Körper ist jedoch immer auch vergeschlechtlicht zu denken (MAIHOFER 1995), das System der Zweigeschlechtlichkeit ein nicht hinterfragtes Muster (WETTERER 2004). ALTMANN weist auch darauf hin, dass die Diskussion der Metaphern von Höhe, Tiefe und Größe bei LAKOFF und JOHNSON androzentrische Verzerrung zeigt und mögliche Erfahrungen weiblicher Lebenszusammenhänge ausblendet.1) Unterschiede im Erleben und Verhalten von Frauen und Männern dürfen angenommen werden, auch wenn über die konkrete Ausformung der Differenzen immer wieder Kontroversen existieren (siehe als frühe kritische Übersicht HAGEMANN-WHITE 1984; exemplarisch für die Sprachwissenschaft KLANN-DELIUS 2005). Die Begründung von Differenzen des Erlebens und Verhaltens aus körperlichen Unterschieden ist jedoch (nicht nur) in der feministischen Diskussion heftig umstritten und zieht den Vorwurf der Verdinglichung nach sich, da die kulturelle Konstruktion von Geschlecht übersehen und naturalisiert werde (CONNELL 2006, S.88). Der Körperbezug muss jedoch nicht als Verdinglichung gedacht werden – ich schlage, um Missverständnissen bei den folgenden Überlegungen zu entgehen, den Rückgriff auf den Begriff der "körperreflexiven Praxis" vor. CONNELL (2006, S.80) beschreibt damit das (zuweilen unerwartete) aktive Mitwirken (agency) des Körpers bei sozialen Prozessen – der Körper ist nicht nur Substrat gesellschaftlicher Zuschreibungen:

"Wenn Körper sowohl Objekte als auch Agenten der Praxis sind, und aus der Praxis wiederum die Strukturen entstehen, innerhalb derer die Körper definiert und angepasst werden, haben wir es mit einem Muster zu tun, das von der derzeitigen sozialen Theorie nicht erfasst wird. Dieses Muster könnte man körperreflexive Praxis nennen" (CONNELL 2006, S.81). [2]

Wenn im Folgenden also vom Bezug auf den Körper die Rede ist, so ist damit nicht der biologische Körper gemeint, sondern eine Körpererfahrung, die sich in untrennbarer Einheit aus Natur und Kultur vollzieht. Die Frage, ob und in welchem Ausmaß geschlechterdifferente Erfahrungen und Metaphorisierungen im Besonderen eher der Natur oder der gesellschaftlich forcierten Konstruktion zuzuordnen sind, ist in dieser Perspektive nicht zu beantworten, aber auch nicht relevant für die weiteren Überlegungen.2) [3]

Außerhalb der Schriften von LAKOFF und JOHNSON liegt eine Fülle sehr heterogener Überlegungen und empirischer Befunde zum Verhältnis von Geschlecht und Metaphern vor, die in diesem Aufsatz diskutiert werden sollen. Allerdings ergeben sich deutliche Kontraste: Während z.B. MELNICK (1999) eine beeindruckende Fülle von Beispielen für eine männlich konnotierte "cold hard world" und ebenso viele für eine für weiblich gehaltene "warm soft mommy" findet, nennt BOURDIEU im Rückgriff auf seine Studien in Nordafrika (2005, S.18f.). eine (nicht ganz so umfangreiche) Sammlung von Metaphern, die umgekehrt Männern "Wärme" oder "Hitze" zuweisen und Frauen zumindest die Fähigkeit, diese "Hitze" zu "löschen".3) Metaphorische Projektionen dürften also nicht einfach binär und nicht frei von thematischen oder kulturellen Prägungen sein; eine Zuweisung bestimmter Geschlechtsqualitäten durch Metaphern ist immer nur partiell möglich. Auf dieser Ebene lässt sich die Kategorie Geschlecht also kaum systematisch in die kognitive Metapherntheorie einbeziehen, auch wenn das Gros der noch zu diskutierenden Aufsätze sich in der Sammlung von gegensätzlichen Metaphern für soziale Stereotype von Männern und Frauen erschöpft. Eine systematische Metaphernanalyse sollte ihren Beitrag zur der Frage erbringen können, "wie es zu der binären, wechselseitig exklusiven Klassifikation von zwei Geschlechtern kommt, die dann als omnirelevante Hintergrundannahme in allen sozialen Situationen wirksam wird und Hierarchiebildung impliziert" (GILDEMEISTER 2000, S.217). [4]

Eine Reflexion über die Möglichkeit, im Rahmen der kognitiven Metapherntheorie über Geschlecht nachzudenken, drängt sich bei dieser breiten, durchaus heterogenen und nicht von Widersprüchen freien Ausgangsbasis auf, und die hier vorgetragenen Überlegungen können bei dem Stand der Literatur nicht mehr sein als ein tastender Versuch, eine Ordnung zu stiften, die Geschlecht und kognitive Metapherntheorie systematischer aufeinander bezieht. [5]

1.2 BOURDIEUs proto-metaphernalytische Fassung von Geschlecht

BOURDIEUs Überlegungen zur männlichen Herrschaft (2005) können bei der Klärung dieser Frage hilfreich sein, wenn BOURDIEU nicht auf der Ebene seiner Befunde diskutiert wird, sondern seine begrifflichen Vorschläge betrachtet werden. Zunächst hat er sehr genau metaphorische Dichotomien beobachtet, die in überraschender Nähe zu den Befunden von LAKOFF und JOHNSON stehen, und er hat ebenso den Körper als Ausgangspunkt metaphorischer Bedeutungsgebung wahrgenommen. Im Gegensatz zu LAKOFF und JOHNSON hat er die geschlechtliche Deutung der metaphorischen Muster jedoch nicht übersehen:

"Die für sich genommen willkürliche Einteilung der Dinge und der Aktivitäten (geschlechtlicher oder anderer) nach dem Gegensatz von weiblich und männlich erlangt ihre objektive und subjektive Notwendigkeit durch ihre Eingliederung in ein System homologer Gegensätze: hoch/tief, oben/unten, vorne/hinten, rechts/links, gerade/krumm (und hinterlistig), trocken/feucht, hart/weich, scharf/fade, hell/dunkel, draußen (öffentlich)/drinnen (privat) usf., die zum Teil Bewegungen des Körpers (nach oben/nach unten, hinaufsteigen/hinabsteigen, nach draußen/drinnen, hinaustreten/eintreten) entsprechen. Da diese Gegensätze im Hinblick auf den jeweiligen Unterschied einander ähnlich sind, ist ihre Übereinstimmung groß genug, um sich in und durch das unerschöpfliche Spiel der praktischen Übertragungen und der Metaphern gegenseitig zu stützen" (BOURDIEU 2005, S.18). [6]

Im Folgenden beschreibt er, dass "diese universell angewandten Denkschemata" (S.19) Erwartungen erzeugen, die sich z.B. in seinen frühen Studien in Algerien in den kulturell konstruierten biologischen und kosmischen Zyklen bestätigen lassen. Den Begriff der Schemata verknüpft er mit dem des Habitus, der in generativer Form seine Wahrnehmungen selbstbestätigend erzeugt:

"Die Einteilung der Geschlechter scheint in der 'Natur der Dinge' zu liegen, wie man manchmal sagt, um von dem zu sprechen, was normal, natürlich und darum unvermeidlich ist: Sie ist gleichermaßen – in objektiviertem Zustand – in den Dingen (z.B. im Haus, dessen Teile allesamt 'geschlechtlich bestimmt' sind), in der ganzen sozialen Welt und – in inkorporiertem Zustand – in den Körpern, in dem Habitus der Akteure präsent, die als systematische Schemata der Wahrnehmung, des Denkens und des Handelns fungieren" (S.19f.). [7]

Bereits von SCHACHTNER (1999) wurde ein enges Verhältnis von metaphorischen Konzepten und Habitus diskutiert; allerdings lässt sich zeigen, dass Habitus auf einer allgemeineren Ebene der Organisation von Wahrnehmen, Denken und Handeln anzusiedeln ist, die einzelnen metaphorischen Konzepte übergeordnet ist (SCHMITT in Vorb.). Auch wenn BOURDIEU im oben zitierten Zusammenhang metaphorische Denkmuster zwanglos als Entfaltung von Habitus vorführt, ist sein Begriff der Metapher, den er nicht expliziert und der aus den Beispielen erschlossen werden muss, sehr viel enger als in der kognitiven Metapherntheorie gefasst und bleibt an eine üblich-rhetorische Definition der Metapher als eines bildlichen Ausdrucks angelehnt. Sein Begriff der Schemata steht aber dem der kinaesthetic image schemas von LAKOFF bzw. JOHNSON überraschend nahe. BOURDIEU behandelt in den oben genannten Textstellen die Dichotomie männlich/weiblich als Schema – und ich schlage vor, dieses Schema in den Kreis der kinaesthetic image schemas, wie sie erstmals von JOHNSON (1987) beschrieben worden sind zu integrieren. Dazu ist es nötig, im Folgenden die Begriffe Metapher, metaphorisches Konzept und metapherngenerierendes Schema in der kognitiven Linguistik zu elaborieren. [8]

1.3 Der Begriff der Metapher in der kognitiven Linguistik

Wie an anderer Stelle bereits expliziert (SCHMITT 1995, 2007), ist die Zahl möglicher Definitionen von Metaphern nicht wirklich überschaubar. Der Vorzug der kognitiv-linguistischen Definition besteht zunächst darin, dass alltägliche Metaphern erfasst werden können. Die folgenden Beispiele entstammen einer Studie zu alltäglichem Alkoholkonsum (SCHMITT 2002a, 2002b), die in einer Re-Analyse auf ihren Beitrag zur Männlichkeit des Alkoholkonsums untersucht wurde:

"Es waren bestimmt mehrere Flaschen, die wir dort niedergemacht haben" (B20).

"Ja, na ich bin ja kein Kampftrinker [lacht]" (B24).

"dort vorher auf dem [...] Bahnhof nochmal richtig zugeschlagen wird" (J1).

"So Mittag war die Flasche natürlich leer. Da musste Nachschub her" (J1).

"das war praktisch ein Kampf um das Überleben, früh ist man schon hin und hat schon gelauert, dass Feierabend wird, dass man wieder trinken kann" (R3).

"Also, von daher, hatte ich keine Rückendeckung. Bis eben auf zwei oder drei, die da waren. Die anderen hatten mich eigentlich schon aufgegeben" (B11). [9]

Die kursiv gesetzten Redewendungen erfüllen drei Bedingungen der Definition einer Metapher nach LAKOFF und JOHNSON (1980, S.10, 14):

Das ist eine sehr weite Definition – alle Redewendungen, in denen Bedeutungen von einer Bild-Quelle auf ein Bild-Ziel übertragen werden, gelten für LAKOFF und JOHNSON als Metapher. Rhetorische Differenzierungen wie Symbol, Chiffre, Vergleich und Allegorie werden aufgegeben, was nicht von Nachteil ist, denn diese Unterscheidungen ergeben kaum relevante Anhaltspunkte für die qualitative Sozialforschung. [11]

1.4 Metaphorische Konzepte als Bündelung gemeinsamer Übertragung von Sinn

Die zweite wesentliche Neuerung der kognitiven Linguistik besteht in der deutlicher als in älteren Metapherntheorien formulierten Erkenntnis (JÄKEL 1997), dass Metaphern in der Regel nicht ohne Zusammenhang auftreten, sondern sich bündeln lassen, und dass die in ähnlichen Redewendungen zu findende gemeinsame metaphorische Struktur stärker zu gewichten ist als einzelne Metaphern. In den oben genannten Beispielen wird das Leben in der Konsumkarriere als Kampf metaphorisiert: "das war praktisch ein Kampf um das Überleben", wenn gegen Ende der Karriere die Entzugserscheinungen schon am Morgen auftreten. Vor diesem letzten Stadium des als Kampf metaphorisierten Lebens stehen Selbstbebilderungen als "Kampftrinker", Flaschen werden "niedergemacht" und auf einem Bahnhof wurde trinkend "richtig zugeschlagen", solange der "Nachschub" reichte. Im Stadium der Abhängigkeit werden die verlorenen sozialen Beziehungen dahingehend bebildert, dass man "keine Rückendeckung" mehr gehabt habe und von den anderen "schon aufgegeben" worden sei. In der Entzugsklinik schließlich ist man "außer Gefecht gesetzt". Die Anerkennung der Niederlage wird schließlich als Wendepunkt formuliert: "Der erste Schritt ist, zuzugeben, machtlos zu sein gegenüber dem Alkohol, bedingungslos zu kapitulieren". Die Bündelung dieser Aussagen ergibt in der Terminologie LAKOFFs und JOHNSONs ein "metaphorisches Konzept": Allen Aussagen ist der konkrete Quellbereich kriegerischer Handlungen gemeinsam, allen Redewendungen ist auch der Zielbereich der Metaphorisierung, die Konsumkarriere, gemeinsam. Dieses Konzept lässt sich seinerseits formulieren: "Eine Alkoholkarriere ist Krieg" oder "Kampf" – welche Formulierung des Konzepts angemessen ist, zeigt sich in der Durcharbeitung der einzelnen metaphorischen Formulierungen. Festzuhalten bleibt: In der kognitiven Linguistik muss zwischen einzelnen metaphorischen Redewendungen und metaphorischen Konzepten unterschieden werden. [12]

Für die Interpretation von Metaphern stellen LAKOFF und JOHNSON noch ein wichtiges Begriffspaar zur Verfügung: Metaphern prägen unser Denken und Handeln durch die beiden kognitiven Mechanismen des highlighting und hiding: Sie heben bestimmte Aspekte menschlicher Verhältnisse heraus und verdeutlichen sie (highlighting) und vernachlässigen andere Aspekte bzw. verhindern sogar ihre Wahrnehmung (hiding). So fokussiert die oben genannte Metapher von Alkoholkonsum als (Wett-) Kampf ein bindungsarmes und konkurrenzorientiertes Subjekt. In der Metapher verschwinden tragende, haltende, stützende Beziehungen und deren Pflege. Metaphern konstruieren, beleuchten und verdunkeln Zusammenhänge und leiten damit Denken, Handeln und Fühlen an. [13]

Highligting und hiding ergeben also sinnhafte Strukturierungen der Welt, denen andere Strukturierungen gegenübergestellt werden können. LAKOFF und JOHNSON weisen darauf hin, dass Metaphern immer nur partiell ein Phänomen strukturieren, also konkurrierende Metaphorisierungen die Regel sind. Als Ergebnis einer sich an LAKOFF und JOHNSON orientierenden Metaphernanalyse (SCHMITT 2003, 2007) sind die in den metaphorischen Konzepten transportierten Sinnmuster relevant und darüber hinaus, wie sehr ein metaphorisches Konzept den Diskurs dominiert oder sich mit anderen verbindet bzw. ob Bruchstellen und Widersprüche zwischen unterschiedlichen metaphorischen Konzeptualisierungen zu finden sind. In anderen interpretierenden Verfahren (BUCHHOLZ & VON KLEIST 1995, 1997; STRAUB & SEITZ 1998) wird zuweilen eine einzige oder es werden nur auffallende Metaphern fokussiert und damit überinterpretiert – davon muss sich eine systematische Metaphernanalyse abgrenzen, weil sich die damit verbundene Annahme von der Zentralität einer einzigen Metapher in keiner gründlichen Metaphernanalyse bisher bestätigen ließ. [14]

LAKOFF und JOHNSON gehen davon aus, dass die Zahl möglicher vorkommender Metaphern unbeschränkt, die Zahl metaphorischer Konzepte4) – und damit die Zahl der kognitiven Muster – dagegen beschränkt ist. Sie geben Übersichtslisten wichtiger metaphorischer Konzepte vor (LAKOFF & JOHNSON 1999, S.50ff.) und gehen z. B. von 24 zentralen alltäglichen metaphorischen Konzepten des Wissens und der Wahrnehmung aus. LAKOFF und JOHNSON benutzen dabei eine Rhetorik, als seien Konzepte wie Gegenstände oder naturwissenschaftliche Konstanten "gefunden" worden.5) Eine Metaphernanalyse sollte an diesem Punkt vorsichtiger sein, da metaphorische Konzepte für Personen, Gruppen und Kulturen verstehend rekonstruiert werden müssen und nur ein sehr kleiner Kernbereich von metaphorischen Konzepten den Status linguistischer Universalien haben kann. Metaphorische Konzepte sind in diesem Verständnis das Resultat einer hermeneutischen Bemühung, den gemeinsamen Sinn von mehreren Metaphern zu erschließen, und damit sind, wie bei jeder hermeneutischen Anstrengung, metaphorische Konzepte unabgeschlossene und weiterzuentwickelnde (Re-) Konstruktionen (SCHMITT 2005). [15]

1.5 Hinter Metapher und Konzept: metapherngenerierende Schemata

Bisher wurden zwei Differenzierungen eingeführt: einzelne metaphorische Redewendungen und metaphorische Konzepte als Bündelung einzelner metaphorischer Formulierungen, die im Quellbereich und im Zielbereich übereinstimmen. LAKOFF und JOHNSON führen ab den Publikationen von 1987 einen dritten Schlüsselbegriff ein, den der "Schemata". Sie beschreiben diese kinaesthetic image schemas als einfache, präverbale und gestalthafte Erfahrungen (z.B. Höhe und Tiefe, Behälter, Substanz, Kraft und Richtung, Zentrum und Peripherie oder das dreiteilige Schema Start-Weg-Ziel), die selbst noch keine Bildqualität haben, aber schon als basale Muster hinter den Metaphern zu finden sind:

"The view I am proposing is this: in order for us to have meaningful, connected experiences that we can comprehend and reason about, there must be pattern and order to our actions, perceptions, and conceptions. A schema is a recurrent pattern, shape, and regularity in, or of these ongoing ordering activities. These patterns emerge as meaningful structures for us chiefly at the level of our bodily movements through space, our manipulation of objects, and our perceptual interactions" (JOHNSON 1987, S.29; Hervorhebung im Original). [16]

JOHNSON (1987) versucht die wesentlichen Schemata der Wahrnehmung im Rückgriff auf KANT als kognitive Universalien zu formulieren und mit Bezug auf PIAGET ihre körperliche, sensomotorische Fundierung zu erklären. Er begreift sie phänomenologisch als nicht weiter hintergehbare einfachste Grundmuster der Wahrnehmung – und es wird zu zeigen sein, dass dieser Schemabegriff auch das Phänomen Geschlecht fassen kann. Im Folgenden sollen in einem kurzen Überblick die wichtigsten Schemata vorgestellt werden: [17]

Räumliche Schemata

Räumliche Schemata werden bereits in der Publikation von 1980 als orientational metaphors gefasst (LAKOFF & JOHNSON 1980, S.14ff.; in der deutschen Fassung 1998, S.22ff. "Orientierungsmetaphern"). Sich "obenauf" zu fühlen, eine "Hochstimmung" und die Gegensätze dazu, "gesunkene" Stimmungen und sich "unten" zu fühlen, verweisen auf eine räumliche Strukturierung des Erlebens. Das Beispiel zeigt das Verhältnis von Schema, metaphorischer Redewendung und Konzept: Schemata (wie oben/unten, vorne/hinten) generieren eine Reihe alltäglicher metaphorischer Redewendungen. Die in ihnen enthaltenen Übertragungen auf soziale, psychische etc. Phänomene lassen sich als konkrete Konzepte formulieren. [18]

Vergegenständlichende Schemata

Bedeutete die Annahme von räumlichen und metapherngenerierenden Schemata schon eine Ausdehnung des traditionellen Metaphernverständnisses, so überschreitet die Annahme weiterer bildspendender Schemata den üblichen Begriff der Metapher endgültig:

Abstrakte Phänomene wie Liebe, Macht, Politik etc. sind oft in solchen Substanz-, Behälter-und Gegenstands-Konstruktionen fassbar, sei es, um sich auf sie zu beziehen, um sie zu quantifizieren ("viel Liebe"), um Phänomene zu lokalisieren ("in der Depression") oder um kausale Vermutungen anzustellen ("der Alkohol macht ..."). LAKOFF und JOHNSON begreifen also die Vergegenständlichung komplexer psychischer oder sozialer Phänomene in einem Substantiv als Ergebnis eines metaphorischen Prozesses – das ist die radikalste und am schwersten zu vermittelnde Ausdehnung des Metaphernbegriffs. Die Kenntnis der hier genannten metapherngenerierenden Schemata hilft jedoch, Metaphern zu erkennen – so sind die Präpositionen "in" oder "außen" erst mit Kenntnis des Behälterschemas als Hinweis auf eine Metaphorisierung zu deuten. JOHNSON (1987) begreift diese Schemata als kognitive Universalien der Wahrnehmung, des Denkens und des Sprechens. Diese starke Betonung des Zusammenhangs von sprachlichem und mentalem Geschehen verweist auf Einflüsse der linguistischen Relativitätsthese von SAPIR und WHORF, die besagt, dass der für eine Sprache und Kultur typische grammatische Regelvorrat und die jeweilige lexikalische Substanz das Denken und Handeln determinieren.6) [20]

Spätere Entwicklungen

LAKOFF und JOHNSON haben die Differenzierung der Schemata in späteren Publikationen (JOHNSON 1987; LAKOFF 1987) wesentlich vereinfacht: Die genannten Gegenstands-, Substanz- und Gefäß-Schemata werden mit den räumlichen Mustern als separate Kategorie zusammengefasst und als präverbale Schemata (kinaesthetic image schemas) begriffen, die der Bildung metaphorischer Konzepte vorangehen. Der Kreis der Schemata wurde erweitert: Teil-Ganzes-, Verbindung-, Kern-Rand-, Ursprung-Pfad-Ziel-, Kraft-, Weg-, Kreis-, Skala-, vorne-hinten-, Reihe-, Streckenende-, Spiegelung-Schema (vgl. LAKOFF 1987, S.271-275; EVANS & GREEN 2007, S.177-191). Die Schemata verankern nach LAKOFF und JOHNSON auch abstraktes Denken in körperlicher Erfahrung und visueller Gestaltperzeption; dabei greifen diese Schemata auf vorbegrifflicher Ebene in Wahrnehmungen und Denkprozesse ein. Dieser Ausgang von elementaren körperlichen und kulturell modifizierten Schemata eröffnet und limitiert die Möglichkeiten der Bildung von metaphorischen Konzepten gleichermaßen. [21]

Diese Einteilung in einfachste Schemata und komplexe Übertragungen bzw. Konzepte erscheint überzeugender und erleichtert auch die Entwicklung einer qualitativen Forschungsmethodik, da nur noch drei Phänomene unterschieden werden müssen: einzelne metaphorische Aussagen, metaphorische Konzepte und präverbale kinästhetische Schemata. Die für eine sozialwissenschaftliche Analyse interessanteste Ebene ist die der konzeptuellen Metaphern: In ihnen bündeln sich die für eine Person, Gruppe oder Kultur relevanten gemeinsamen Übertragungen und damit Sinn- und Denkmuster. Allerdings sind viele Redewendungen erst bei Kenntnis der verwendeten einfachsten Schemata als metaphorische Übertragungen zu verstehen, und an dieser Stelle ist die Reflexion über die unserer Wahrnehmung inhärenten Schemata auch für die Diskussion über die wissenschaftliche Möglichkeit wichtig, Geschlecht zu konzeptualisieren. [22]

1.6 Geschlecht als Schema

JOHNSON legt Wert darauf, dass metapherngenerierende Schemata dynamisch, flexibel, kontextabhängig und flüssig bleiben, sich an unterschiedlichste Kontexte anpassen7) (JOHNSON 1987, S.30) und nur aus wenigen fixen Elementen bestehen (S.28). Das Geschlechter-Schema ließe sich so für westliche Gesellschaften wie folgt formulieren:

Beispiele für die von diesem Schema8) abgeleiteten Metaphern bzw. metaphorischen Konzepte werden im Verlauf des Aufsatzes diskutiert. Es gibt unter den weiteren Beschreibungen der kinaesthetic image schemas keine, die in ernsthaftem Widerspruch zu den Überlegungen von JOHNSON stehen würden. Der bedeutendste Unterschied zu JOHNSON und auch zu LAKOFF besteht darin, dass die Einübung des Geschlechter-Schemas – wie auch der anderen Schemata – von BOURDIEU sehr viel deutlicher im Rahmen der kulturellen Überlieferung und der konkreten gesellschaftlichen Situierung gedacht wird.9) Die Vorgehensweise von LAKOFF und JOHNSON, frühe Bewegungserfahrungen von Säuglingen und Kindern als ahistorische, kulturfreie und ungeschlechtliche Naturphänomene zu diskutieren (LAKOFF & JOHNSON 1999, S.47ff.), wird damit korrigiert. [24]

1.7 Zwischenfazit: Das Geschlechts-Schema in die kognitive Metapherntheorie integrieren

Was ist mit der Übernahme von Geschlecht als Schema im Sinn der kognitiven Metapherntheorie gewonnen? [25]

Analytische Unabhängigkeit von der konkreten metaphorischen Konzeptualisierung

Wenn Geschlecht in die Reihe basaler kinaesthetic image schemas übernommen wird, welche dazu dienen, metaphorische Projektionen zu ermöglichen, dann ist das System der Zweigeschlechtlichkeit als Möglichkeit des Denkens und Ordnens der Welt in der kognitiven Metapherntheorie verankert. Die Wahrnehmung dieses Schemas erlaubt es, auch widersprüchliche metaphorische Konzeptualisierungen im Hinblick auf ihre Gemeinsamkeit zu sehen. Die oben angedeuteten Beispiele der metaphorischen Zuschreibung von Wärme oder Hitze, die je nach Kontext Frauen oder Männern attestiert werden können, zeigen, dass die Zuschreibung nur ein lokales Phänomen ist, während das dichotome Schema der Zweigeschlechtlichkeit als Muster unserer Kultur einen größeren Grad nicht hinterfragter Selbstverständlichkeit beanspruchen kann. Die Schemata der kognitiven Metapherntheorie sind nicht weiter zerlegbare Bausteine des Denkens; ihre Kenntnis wirkt als sensibilisierendes Konzept, Metaphorisierungen erkennen zu können. [26]

Stärkung der Wichtigkeit sozialräumlich und historisch konkreter Analysen

Da widersprüchliche metaphorische Konzeptualisierungen von Geschlecht vorkommen, wird es im Gegensatz zu LAKOFFs und JOHNSONs latent biologisch-universell wirkenden Darbietungen metaphorischer Konzepte wichtig für die Metaphernanalyse, die konkreten sozialen, kulturellen und situativen Umstände der Metaphernverwendung in die Interpretation aufzunehmen. [27]

Vermeidung von "doing gender"

Diese Relativierung der Zuordnung bestimmter Metaphern zu einem Geschlecht zugunsten des Interesses daran, wie das Geschlechter-Schema metaphorisch entfaltet wird, gibt auch einer methodischen Skepsis Raum: Die Suche nach geschlechterdifferenten Metaphern oder die Zuschreibung von metaphorischen Konzepten zu einem Geschlecht (wie z.B. Krieg zu Männern) beinhaltet das Risiko, in der Forschung nicht nur Unterschiede zu beschreiben, sondern sie auch herzustellen, wo sie nicht sind, sie durch eine Fokussierung zu übertreiben oder die gefundenen Differenzen durch wissenschaftliche Beschreibung nur zu verdoppeln, statt diese auch als hergestellte auszuweisen. Diese Formen beschreiben die alltäglich übliche, in der Forschung jedoch als methodischer Fehler zu diskutierende Praxis des doing gender.10) [28]

2. Funde und Überzeichnungen: Ein Überblick über metaphernanalytische Studien zu Geschlecht

Der folgende Abschnitt versucht, sozialwissenschaftliche Studien zu diskutieren, die Geschlecht und Metapher in einen systematischen Zusammenhang bringen. Gezeigt wird die Vielfalt der Fragestellungen, die bereits mit (Vorformen) der Metaphernanalyse bearbeitet wurden. Sie werden hier in dem Maße diskutiert, wie sie für weitere Studien – sei es durch ihre Ergebnisse, sei es durch methodische Probleme – Anregungen geben können. Die obige Herleitung hilft bei der Problematisierung des doing gender in der Forschung, darüber hinaus fallen verkürzte Versuche auf, Geschlecht und bestimmte Metaphern in ahistorischen und sozial nicht situierten Gesamtaussagen zu verketten, aber auch weitere Probleme qualitativen Forschungshandwerks sind zu notieren. [29]

2.1 Ein Skepsis befördernder Hinweis: Keine quantitative Metaphernverwendung der Geschlechter

Einen wichtigen Hinweis, nicht in die Falle des doing gender zu gehen, bietet MOSER (2000) in ihrer quantitativen Studie zur konkreten Metaphernverwendung von Männern und Frauen. Sie untersuchte in ihrer Dissertation die Relevanz der symbolischen Umwelt für das Selbstkonzept in der Phase des Umbruchs zwischen zwei Lebensabschnitten: Hierzu wurden in einer Fragebogenstudie an zunächst 226 Studierenden in der Endphase des Studiums die aktuelle und die erwartete Lebensform in beruflicher und privater Hinsicht verglichen. Es ließen sich drei Gruppen bilden: Familien-Orientierte, Paar-Orientierte und Single-Orientierte, die im Hinblick auf Gestaltung und Verteilung von Ressourcen auf Privat- und Berufsleben deutlich zu unterscheiden waren. Die Autorin befragte jeweils vier extreme Vertreter/innen dieser Gruppen mit einem halbstandardisierten Leitfadeninterview zu "Erfolg" und "Beziehung", zusätzlich wurden metaphernanalytisch die Herkunftsbereiche der Sprachbilder exploriert . Die einzelnen Ergebnisse können hier nicht dargestellt werden (vgl. SCHMITT 2001b), sondern sollen nur angedeutet werden: Geschlechtsunabhängig wird "Erfolg" eher in der Weg-Metaphorik präsentiert, interessanterweise selten ist die Kampf-Metaphorik bei beiden Geschlechtern. "Misserfolg" hingegen wird häufiger durch visuelle Metaphern sowie Wirtschafts- und Naturmetaphern beschrieben. Gute Beziehungen regen mehr Gewichts- und Nähe-Distanz-Metaphern an, hier sind Weg-Metaphern unterrepräsentiert. Schlechte Beziehungen legen eher Körper- und Krankheitsmetaphern nahe (MOSER 2000, S.106f.). Die Ausnahme bzw. der Unterschied zwischen Frauen und Männern findet sich besonders in dem Punkt, dass Männer die Themen "Erfolg" und "gute Beziehung" in den gleichen Metaphoriken (Weg, Wissenschaft/Technik) beschreiben, Frauen eher differenzieren, indem sie für "Erfolg" häufiger Gefäßmetaphern und für gute Beziehungen mehr Gewichtsmetaphern nutzen. Dies ist die wichtigste der wenigen statistisch relevanten Unterscheidungen zwischen den Geschlechtern, die MOSER in ihren zahlreichen Gruppen- und Untergruppenvergleichen findet – die Verteilung der metaphorischen Konzepte weicht zwischen den Personen stärker als zwischen den Gruppen ab. Dieser Hinweis lässt vermuten, dass manche besonders herausgestellten sprachlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen auch ein Produkt einer nicht reflektierten Fokussierung auf Differenzen und einem hiding der Übereinstimmungen zwischen den Geschlechtern geschuldet sind. [30]

Methodisch ist infrage zu stellen, dass die Autorin in einem zentralen Punkt LAKOFF und JOHNSON nicht folgt und die Metaphern zunächst nach Quellbereichen sortiert, ohne dann ausdrücklich metaphorische Konzepte als Gleichung von Quell- und Zielbereich einer Metapher zu bilden (wie z.B. "Zeit ist Geld", "das Selbst ist ein Wanderer" o.ä.). Implizit thematisiert sie metaphorische Konzepte in der Diskussion der Zielbereiche "Erfolg" und "Beziehung", die sie mit den verschiedenen Quellbereichen der Metaphorik in Beziehung setzt. [31]

Stärker nach geschlechtlichen Differenzen der Sprachverwendung suchend – und diese auch findend – präsentiert sich die Studie von FIKSDAL (1999). In einer Untersuchung an 60 Studierenden, die in Interviews über ihre Erfahrung der Kommunikation in Seminaren sprachen, findet sie, dass männliche Studierende eher das Konzept seminar is a game (als Wettkampf) nutzten, während weibliche Studierende stärker das Konzept seminar is a community (als Möglichkeit gelungener Kommunikation) gebrauchten; weitere Konzepte kommen bei beiden Geschlechtern vor. SABAN, KOCBECKER, BEYHAN und SABAN (2007) fanden in ihrer großen Studie (1.142 türkischen Lehramtsanwärter/innen) geringe, aber signifikante Differenzen zwischen Frauen und Männern insofern, als angehende Lehrerinnen stärker vermittlungsorientierte (29.4% zu 26.2%), stärker wachstumsorientierte (10.6% zu 8.7%) und stärker beratungssorientierte (10.6% zu 5.3%) Metaphern zur Beschreibung ihres zukünftigen Tuns nutzten als die männlichen Befragten (S.133). Es gab keinen Unterschied im Gebrauch von Metaphern, die den angehenden Lehrer/innen eine die Schüler/innen formende Kraft attestierten. Kritisch einzuwenden wäre, dass die Erhebung in Aufsatzform vermutlich stärker idealisierte Bilder generierte als dies in einer näher an der tatsächlichen Berufsausübung implementierten Datengewinnung geschehen wäre. [32]

Von drei Studien kann nur begrenzt auf andere Kontexte geschlussfolgert werden. Weitere Studien, die sich enger an der kognitiven Metapherntheorie von LAKOFF und JOHNSON orientieren und verbunden mit einer im zweiten Schritt durchgeführten Quantifizierung der Ergebnisse Aussagen zur Häufigkeit von Metaphernverwendungen ergeben, sind nötig, um diesen ersten Eindruck zu bestätigen oder zu modifizieren, dass es zwar Unterschiede in der quantitativen Verwendung einzelner metaphorischer Denkmuster bei der Beschreibung eines gemeinsamen Themas zwischen Frauen und Männern gibt, diese jedoch nicht besonders umfangreich ausfallen und weite Überschneidungen beobachtet werden können.11) [33]

2.2 Metaphorisch formulierte soziale Stereotype von Geschlecht

Die folgenden Studien sind durchweg daran orientiert, unterschiedliche Metaphern bzw. metaphorische Konzepte für soziale Stereotype von Männern und Frauen in der Gegenwart zu finden.12) Stimmt man der Unterscheidung von Stufen oder Phasen der feministischen Forschung zu – nach einer Phase der Beschreibung der Deprivilegierung von Frauen folgt zunächst eine Phase der Beschreibung der Differenzen von Frau und Mann, dann eine Phase, in der die soziale Konstruktion der Geschlechter-Differenz zum Thema wird (KLANN-DELIUS 2005, S.9-18; HARK 2007) – dann sind diese Studien der ersten und zweiten Phase zuzurechnen. Der Vorwurf des doing gender kann ihnen durchweg gemacht werden, weil sie die Geschlechter-Dichotomie durch Zuspitzung besonders differenter Metaphern in ihren Befunden in einer forcierten Weise herstellen. Sie übersehen durchweg, dass es auch zwischen den Geschlechtern geteilte metaphorische Konzepte der Welt gibt, stellen damit – unfreiwillig – die Macht sozialer Stereotype dar wie her und sind in dieser Lesart unverzichtbar als Ausgangspunkt einer möglichen kritischen Bearbeitung. [34]

BAIDER und GESUATO (2003) arbeiten für die französische und die italienische Sprache nach, was HINES (1999) und LAKOFF (1997, S.409-415) für die englische Sprache schon diskutiert haben: Tiermetaphern eignen sich in besonderer Weise dazu, Frauen als Objekt sexueller Begierde zu beschreiben. Sie fassen zusammen:

"(a) women are considered mere objects of sexual desire more often than men are (more numerous and more varied terms are available to refer to women in sexual terms);

(b) women are degraded by being treated as equivalent to animals that are hunted and possessed and/or eaten (which shows the conflation of sex, appetite and control);

(c) women are also more often conceptualised as unreal, fabulous seductive or destructive creatures than men are (consider, e.g. mermaid, enchantress, harpy)"

(BAIDER & GESUATO 2003, S.9). [35]

Bei der Interpretation einzelner Metaphern, die auch als Kosenamen genutzt werden können, zeigt sich für diese reine Studie des Lexikons, dass die sozial-situative Kontextualisierung für die Bestimmung der impliziten Bedeutung der Metapher unerlässlich wäre. Im Bezug auf beleidigende Metaphern für Männer befinden sie: "The worst insult to a man is then to be compared to a woman. Therefore the woman, being the sub-human in the great chain of being, has to be compared to an animal to be insulted" (S.21). [36]

NILSEN (1996) entwickelt in einer Studie, die eher experimentell die Zuweisung von Tiermetaphern zu Geschlechtern untersucht, immerhin auch als Ergebnis, dass solche Zuweisungen nicht völlig fixiert sind und dass zur Beschreibung konkreten Verhaltens oder bestimmter Eigenschaften durchaus Metaphern genutzt werden, die nicht dem sozialen Stereotyp entsprechen ("she wolfed her food"; "he's always bird-dogging me"). Allerdings fallen solche Ausnahmen dadurch auf, dass die Umstände der Metaphorisierung konkreter geschildert werden. [37]

Ähnlich wie BAIDER und GESUATO (2003) ist MELNICK (1999) einer Differenzkonzeption verpflichtet: Er referiert zunächst sehr gründlich die Ausfaltungen der metaphorischen Überlappungen "cold = hard" und "soft = warm", um dann diese Dichotomie auf ihre geschlechtsbezogenen Implikationen zu beziehen. MELNICK arbeitet die Differenz nicht an der Schema-Theorie heraus, aber er pointiert in Absetzung von LAKOFF und JOHNSON, dass es nicht unbedingt der physikalischen Erfahrung mit Vater und Mutter bedürfe, um die Assoziation Vater = hart = kalt und Mutter = warm = weich zu erwerben, sondern die Konfrontation mit einem oft binär operierenden Sprachsystem:

"It is in fact extremely difficult to say how many of the perceived differences between 'father' and 'mother' correspond to real physical experiences during infancy and how many of them are later constructions, influenced by acquired linguistic structures, which we retroject, presumably by the process that Freud called nachträglichkeit, onto our infantile memories. At some point, possibly very early on, we fit the opposition mother / father and its generalized equivalent female / male into the whole inferential system implied in COLD IS HARD / WARM IS SOFT. Once that is done, mother / father and female / male partake inevitably of all the entailments that the logic of the system generates – so that if 'father' strikes us as cooler than 'mother' it may well be due as much to the way our language leads us to think and speak about 'fathers' and 'mothers' as to our actual experience" (MELNICK 1999, 2. Abschnitt, 5. Absatz). [38]

Die nachdrückliche Erinnerung, dass wir in eine Sprache hineinsozialisiert werden, welche die zwei grammatischen Geschlechter männlich und weiblich als Ordnungsmuster vermittelt, ist nicht das wichtigste an dieser Zitatstelle – obschon LAKOFF und JOHNSON, wie erwähnt, dies nicht bei der Entwicklung von Schemata und Metaphern bedenken. Wichtiger ist MELNICKs Verweis auf den Freudschen Gedanken, dass das Lernen dieser grammatischen Kategorien und weiterer metaphorischer Konzepte auch zu einer nachträglichen (und polarisierenden) Reorganisation der frühen Erfahrungen führe. Er führt diese Polaritäten als Zuspitzung seiner breiten Sammlung zusammen:

male

female

hard

cool or cold

dry

uncomfortable

unsympathizing

solid

dependable, reliable

precise

favors distinct demarcations

illuminates reality (visible genitals)

ultimately comprehensible in detail

sharp (or sometimes blunt)

vigorous

made for effort and difficulty („hard“)

well-defined

active

penetrative (hard, sharp)

conquers gravity (via erections)

belongs above

struggles against nature (gravity)

soft

warm

moist

comfortable

sympathetic

flowing, labile, or airy

mutable

imprecise

favors fuzzy demarcations

veils reality (veiled genitals)

ultimately incomprehensible in detail

spongy, elastic

languid

made for ease ("soft", "easy")

ill-defined

passive

receptive (soft)

cooperates with gravity

belongs below

represents nature

Tabelle 1: Metaphorische Geschlechterstereotype nach MELNICK (1999, 2. Abschnitt, 14. Absatz) [39]

Diese Aufzählung ist, wie erwähnt, auch ein doing gender oder genauer: ein doing Zweigeschlechtlichkeit, denn MELNICK stellt sich nicht die Frage, ob es jenseits dieser Dichotomisierung weitere Konzepte gibt, welche die Polarität verneinen und Zwischenstufen oder Alternativkonstruktionen zur Geschlechterkonstruktion aufweisen. Dennoch hilft diese breite Sammlung dafür zu sensibilisieren, wie Zweigeschlechtlichkeit hergestellt werden könnte. Im Übrigen sind damit sicher nicht alle metaphorischen Ausfaltungen des Geschlechter-Schemas gefasst – so fehlen die Dichotomien Reinheit/Unreinheit, Geist/Körper (VON BRAUN & STEPHAN 2005), öffentliche Weite – private Räume (WESELY 2000b). Solche Studien sind auch für sozialräumlich ferne Kontexte verfügbar: z.B. dokumentiert LUCHJENBROERS (1995) für das Englisch in Hongkong, dass Metaphern für Männer in dortigen Zeitschriften Aktivität und Aggressivität zugeschrieben werden, Frauen jedoch Passivität, Emotionalität und Unterentwickeltheit. [40]

Diese Sammlungen geschlechtsdichotomer metaphorischer Konzepte hat ihre Grenzen in dem zu Beginn erwähnten Beispiel der unterschiedlichen Verortung von metaphorischer Wärme bei Frauen und Männern. Ihr Wert liegt darin, die latent geschlechtszuweisende Rolle der Metaphern von Reinheit, Unreinheit, Höhe, Tiefe etc. in anderen Kontexten zu reflektieren; ihr Problem ist die Überfokussierung der Geschlechterdifferenz. [41]

2.3 Die metaphorische Konstruktion von Geschlecht in Segmenten des sozialen Lebens

2.3.1 Berufswelt

KOLLER (2004a, 2004b, 2005) findet in mehreren Studien im Diskurs über Wirtschaft in elektronisch zugänglichen Printmedien dieses Bereichs eine überwältigende Fülle von Kriegsmetaphern für die Handelnden, ihr Tun und ihre Situationen. Sie fokussiert auf vier mengenmäßig hervorstehende Metaphernkomplexe: Krieg, Sport, (Kampf-) Spiel und evolutionärer Kampf (bei Firmenaufkäufen). [42]

Diese Studien eignen sich, einige methodische Probleme von Metaphernanalysen vorzuführen, welche aus einer nicht reflektierten Vermischung qualitativer und quantitativer Vorgehensweisen folgen und die dabei das, was sie vorgeben, erforschen zu wollen, durch die Anlage der Untersuchung bereits konstruieren. Problematisch für qualitative Forschung ist zunächst die Leitung durch Hypothesen: "this book is based on the following hypotheses: busines media discourse is characterized by coherent metaphor clusters centring on the WAR metaphor, and this metaphor helps to masculinize both that discourse and related social practices" (2004a, S.9). [43]

Die Nutzung von Hypothesen wird in der qualitativen Forschung skeptisch diskutiert: Vorannahmen sind selten wirklich zu vermeiden, aber Hypothesen sollten zur Disposition gestellt werden können (FLICK 2007, S.24f.; LAMNEK 2005, S.93f.), da sie die Entdeckung von neuen Zusammenhängen in der Forschung verhindern und dazu führen, das ohnehin Vermutete in den Texten nur wiederzufinden. Selbst in der quantitativen Forschung wird durch die Testung alternativer Hypothesen versucht, den hypotheseninduzierten Effekt einer self-fulfilling prophecy zu entgehen (BORTZ & DÖRING 1995). [44]

KOLLERs formulierte "Hypothese" ist jedoch auch ihr Ergebnis. Sie arbeitet heraus, dass Krieg und Sport auch geschichtlich in einem hohen Maße vermännlicht sind und dass der Bezug auf diese Erfahrungen Frauen marginalisiere (KOLLER 2004a, S.109). Ist aber die von Forschenden vorgenommene, ausschließliche Zurechnung dieser Metaphorik zu einem männlichen "Wesen" nicht auch ein doing gender, das Verfestigen einer Common-Sense-Vorstellung? So bindet KOLLER die Metaphorik des Kriegs und CONNELLs Begriff der "hegemonialen Männlichkeit" in einer Weise zusammen, die Männlichkeit und Weiblichkeit gleichermaßen verkürzt:

"It should also be noted that the cognitive inculcation of social practices continues to have its effects even when those practices ar no longer enacted. Thus war keeps functioning as constitutive of male identity even in prolonged periods of peace ... Thus war metaphor is a special case as it also serves to sustain hegemonic masculinity" (KOLLER 2004a, S.33f.). [45]

Allerdings sind KOLLERs Schlussfolgerungen hier nicht konsistent, ihre eigene Rekonstruktion prototypischer Szenarien wirtschaftlichen Handelns (exemplarisch 2004a, S.62, 106) hat die Metaphorik schneller Bewegung in einem umgrenzten Raum im Zentrum, von dem sich kriegerische Aktivitäten nur in Teilen ableiten lassen. Im Vergleich zu anderen Metaphernanalysen finden sich insgesamt wenige herausgearbeitete Konzepte. Die Forcierung der Kriegsmetapher als Zentrum der Analyse steht nicht nur im Gegensatz zu einer entdeckend-rekonstruierenden Logik qualitativer Forschung, sie führt auch zu einer Verkürzung der Diskussion alternativer Konzepte. Aber gerade in seltener gebrauchten Konzepten hätte die Chance gelegen, die Suche der Autorin nach geschlechtsneutralen Metaphern (ebd., S.172) zu unterstützen. [46]

Ferner sind begriffliche Einschränkungen zu notieren: Auch wenn ihr zuzustimmen ist, dass die empirische Vorgehensweise bei LAKOFF und JOHNSON ungenügend ist, weil diese keine bestimmten empirischen, d.h. sozial-situativen Kontexte untersuchen, ist ihr eigenes forschungsmethodisches Vorgehen, obwohl die Studie 2004 erschienen ist, noch immer an der überholten Einteilung von Metaphern (conceptual, orientational, ontological) in LAKOFF & JOHNSON 1980 orientiert. Darüber hinaus findet sich der nicht nachvollziehbare Bezug von Metaphern auf Wortklassen (Verben, Adjektive, Substantive; siehe (KOLLER 2004a, S.54) – im Verständnis von LAKOFF und JOHNSON ist der Sinn von Metaphern jedoch nicht von der Wortklasse abhängig. [47]

Eine forschungsmethodische Problematik findet sich im konkreten Prozedere der Metaphernfindung. Da KOLLER mithilfe von fixen Suchtermen in einer Textverarbeitung sucht, hat sie das Risiko, nur die schon vorher bekannten und von vorurteilsbehafteten Vorkenntnissen geprägten Vermutungen zu bestätigen; die damit erzielten dürftigen Ergebnisse bedürfen eingestandenermaßen der Überarbeitung: "From the above it can be seen that computer-generated results require quite extensive manual reworking" (KOLLER 2004a, S.54), was zu einem nicht nachvollziehbaren Gang ihrer Rekonstruktionen metaphorischer Konzepte führt. [48]

Quantitative Angaben werden konsequent ohne Tests darauf, ob die Unterschiede auch signifikant sind, genannt (S.74, S.120); es sind reine Häufigkeitsangaben. In der Beschreibung der Korpora (S.43, 47) werden keine Hinweise gegeben, in welchem Verhältnis die ausgewerteten Zeitschriften zu einer möglichen Grundgesamtheit stehen, d.h. ob es sich um eine repräsentative Auswahl handelt. Die Beschränkung auf elektronisch zugängliche Texte z.B. könnte zu einem Bias geführt haben, da möglicherweise konservativere, kleinere oder spezielle Zeitschriften ausgeschlossen wurden. Auf welche Weise die Zahl der einzelnen Aufsätze (und deren Textlängen) den einzelnen Zeitschriften zugeordnet wurde, wird nicht diskutiert. Diese Häufigkeiten können daher nur vorsichtig als Hinweis auf Verteilungen diskutiert werden. Diese Ansprüche, auch quantitative Verteilungen von Mustern beschreiben zu können, vermischen sich unnötigerweise mit dem oft schon ausreichenden Anspruch qualitativer Forschung, das Vorhandensein einer Qualität zu beschreiben (oder die Konstruktion einer Qualität zu plausibilisieren). So ist anzumerken, dass in den Interview-Studien von OBERLECHNER (2004, S.186) bzw. OBERLECHNER, SLUNECKO und KRONBERGER (2004) die Kriegs-Metapher in ihrer Häufigkeit erst an dritter Stelle der implizit gebrauchten Metaphern bzw. an fünfter Stelle der explizit gebrauchten Metaphern steht (nach metaphorischen Konzepten, dass der Markt ein Organismus oder ein Ozean sei).13) [49]

KOLLER diskutiert für das Ziel, Bewusstsein zu verändern und geschlechtsneutrale Metaphern zu finden, als alternative Konzeptualisierung nur kurz das Bild des Wettrennens (2004a, S.175), die Paarungs-Metapher (für Firmenübernahmen) sowie Markt als Gespräch und Firmenzusammenschlüsse als Entwicklung von Organismen (S.177f.). Durch die computergestützte Suche nach bekannten – und damit in die Vorurteile passenden – Metaphern werden also inhärente Brüche im Marketing-Diskurs kaum gefunden. Sie schreibt zwar: "Excluding woman by reifying business as a male arena ist just one of the reasons why a change in metaphor seems highly desirable" (S.173). Allerdings ist durch diese Art der "Metaphernanalyse" eine Verdinglichung des Business-Diskurses als männliche Arena vorgenommen worden. Dass sie im gleichen Zusammenhang neurowissenschaftlichen Untersuchungen über Metaphern vorwirft, sie würden Möglichkeiten der kognitiven Veränderung minimieren, wirkt dann sehr unverständlich (S.175). Eine ähnliche methodische Kritik wäre für KOLLER (2004b) zu formulieren, auch wenn ihr zuzustimmen ist, dass die Überlegung von LAKOFF und JOHNSON (1999, S.571), metaphorische Konzeptualisierungen als synaptische "Verschaltungen" zu betrachten, die Möglichkeiten der kognitiven Metapherntheorie unnötigerweise beschränkt. [50]

ANDERSON VASBY und HORN SHEELER (2005) scheinen sich in ihrer Studie mit dem vielversprechenden Titel "Governing Codes: Gender, Metaphor, and Political Identity" an LAKOFF und JOHNSON zunächst zu orientieren (ANDERSON VASBY & HORN SHEELER 2005, S.3f.), die Vielzahl dazu inkompatibler, klassisch-rhetorischer Diskussionen zu Metaphern und deren Funktionen relativiert jedoch diese Erwartung. Die Darstellung der Forschungsmethodik beschränkt sich auf eine nicht sehr aussagekräftige Fußnote (S.36) und kommt auf nur vier metaphorische Konzepte für politisch erfolgreiche Frauen (pioneer, puppet, hostess/beauty queen, unruly woman), welche in Fallgeschichten materialreich diskutiert werden. Ohne expliziten Metaphernbegriff arbeiten OLLILAINEN und CALASANTI (2007) heraus, dass in selbstbestimmten gemischten Teams im Dienstleistungsbereich entgegen den Erwartungen die Geschlechter-Dichotomie nicht unbedingt aufgehoben werde, nur weil alle nun virtuell die gleiche Arbeit hätten. Die Metapher der "Familie", als die sich solche Teams oft selbst benennen, führe zu einer emotionalen Arbeitsteilung, die Frauen – wie in der Familie auch – die emotionale Arbeit der Verständigung und Zuwendung zuweise. BURRELL, BUZZANELL und McMILLAN (1992) untersuchen die Bilder, die Frauen in betrieblichen Zusammenhängen für Konflikte haben. Sie reduzieren diese jedoch auf die Kategorisierungen: Konflikt als Kampf/Zerstörung, als Unvermögen/Ungleichheit und als Möglichkeit/Lösung. Damit wird trotz des expliziten Bezugs auf LAKOFF und JOHNSON die Idee der Konzepte als bildlich stimmige Übertragung von einem konkreten Quellbereich auf den abstrakten Zielbereich verschenkt. Die Erhebungsmethodik begrenzt zudem die Reichweite der Untersuchung: Es wurden vor und nach einem Kommunikationstraining Fragebögen mit offenen Satzergänzungen: "Ein Konflikt ist wie ..." ausgegeben; diese Form der Metaphernproduktion ist nicht sehr nahe an der zu untersuchenden konflikthaften Realität angesiedelt. [51]

Solche Studien sind als Erschließung des Felds und zur Sensibilisierung in der Vorphase systematischer Metaphernanalysen sicher hilfreich, auch wenn ihre offensichtlichen Beschränkungen verhindern, ihre verallgemeinernden Aussagen für allzu belastbar zu halten. [52]

2.3.2 Häusliche Reproduktion

Explorative Studien, welche familiäre Reproduktion in den Blick nehmen, liegen in den Arbeiten von EISIKOVITS und BUCHBINDER vor, welche zunächst (EISIKOVITS & BUCHBINDER 1997) die Metaphern rekonstruierten, in denen polizeilich registrierte Männer, die ihre Ehefrauen misshandelt hatten, sich und ihre Situation schilderten: Sie erlebten Konflikte als "Kriege", für die es keine andere Lösung als "Sieg" oder "Niederlage" gegeben habe; eigene Schwäche musste mit größerer Gewalt kompensiert werden; sie sahen sich als "Opfer". Ihr Körper wurde als Behälter für ("geschluckten") Ärger und Wut metaphorisiert, bis die "Explosion" nicht mehr kontrolliert werden konnte. Ferner fanden sich Metaphern, welche die Schuld in einer Art Handel auf beide Seiten verteilten, Schuld reduzierten und den Vorgang ungeschehen machen sollten. Die anschließende Studie von EISIKOVITS und BUCHBINDER (1999) eruierte die Metaphern, in denen die misshandelten Frauen ihr Erleben und ihre Versuche darstellten, den Partner zu erklären. EISIKOVITS und BUCHBINDER arbeiteten heraus, dass diese Frauen sich nicht selbst als Opfer sahen, sondern in ihren Erzählungen das Geschehen normalisierten, z.B. durch Naturalisierungen der Gewalt ("der Mann ist ein Vulkan") oder indem sie sich verbale "Gewalt" attestierten, den Mann zu "verletzen". Viele Metaphern wurden von den Autor/innen dem Thema "Kontrolle" zugeordnet, sei es der Versuch, sich selbst, den Mann oder die Situation zu kontrollieren, sei es die Erfahrung des eigenen oder partnerschaftlichen Kontrollverlusts. Bei der Vielzahl der genannten Metaphern hätte die Ordnung derselben in metaphorischen Konzepten die Studie noch eindrücklicher gestalten können; dieses Manko irritiert, denn auf LAKOFF und JOHNSON wird Bezug genommen. [53]

2.3.3 Sexualität, Erotik und Körper

Die bildlichen Denkwelten von sexuell gewalttätigen Männern finden sich bereits in der Untersuchung von BENEKE (1982), die durch ihre Rezeption bei LAKOFF (1987, S.409ff.) bekannter geworden ist: In Gesprächen mit wegen Vergewaltigung verurteilten Männern, aber auch mit dem "Mann von der Straße" (keine repräsentative Befragung) findet er in deren Sprache eine Bildwelt, die sexuelle Gewalt verständlich und notwendig machen soll. Sexualität ist Erfolg, Leistung und Triumph, es finden sich Metaphern der Jagd ("Schürzenjäger") und des Krieges ("Eroberung", "wehrte sich nicht mehr", "ergab sich"). Diese Männer metaphorisieren Frauen als Objekte bzw. als Nahrung (What a piece of meat!), Tiere (chicken, "Häschen") oder als Kinder, über die man Gewalt hat (baby). Gängig ist, dass sie nach ihren Geschlechtsteilen benannt werden (pars pro toto). Sexualität ist Verrücktheit (madness), physikalische Gewalt ("Blitz", "Funken"); das männliche Geschlechtsteil wird als Waffe metaphorisiert, Sperma als "Ladung" und "Munition". LAKOFF (1987, S.409ff.) schließt aus dieser Überlappung der Bilder für Sexualität und für Ärger, der auch aus den Domänen Hitze, Krankheit, Tier, Krieg und physikalische Gewalt seine Bilder bezieht, und aus dem weitgehenden Fehlen von Bildern für eine nicht-gewalttätige Sexualität in seiner Sammlung auf eine kulturelle Struktur und erklärt damit die Häufigkeit von Vergewaltigungen in Nordamerika (ebd.).14) Wie mit PATTHEY-CHAVEZ, CLARE und YOUMANS (1996) zu zeigen ist, ist dieses vermeintliche Fehlen auch ein forschungsmethodischer Fehlschluss LAKOFFs – Metaphern für eine nicht-gewalttätige Erotik sind vorhanden. PATTHEY-CHAVEZ et al. beziehen sich in ihrer Studie zu den meistverkauften erotischen Romanen für Frauen zunächst auf LAKOFF (1987) und dessen Modell von Ärger und sexueller Lust, das sich an BENEKEs Studie anlehnt. Ihrer Kritik an der kontextfreien Metapherndiskussion bei LAKOFF und JOHNSON ist nur zuzustimmen: "While we find his metaphoric analysis as a means to arrive at cultural models extremely useful, we disagree with his naturalizing view of those models as, in a sense, a kind of a unmarked general sociocognitive semiotic currency" (PATTHEY-CHAVEZ et al. 1996, S.82). [54]

Sie erarbeiten in Teilen die gleichen metaphorischen Konzepte wie LAKOFF (ohne den Begriff des Konzepts wirklich auszuarbeiten; sie beziehen sich wie viele nur auf die Quellbereiche), dass nämlich Sexualität als Hunger, Hitze, Krieg, Tier, (psychische) Krankheit, Kraft, Funke und Wetter metaphorisiert wird. Allerdings geht ihre konkrete Suche weiter und findet metaphorische Denkweisen, die LAKOFF nicht nennt, so z.B. Sexualität als bewusstseinsverändernde Substanz oder Erfahrung, als Geistlosigkeit, als Primitivität und vor allem: als Wasser oder als Erfahrung von Flüssigkeit. Sie diskutieren diese Befunde auf dem Hintergrund der Überlegung, dass der eigene Körper sich der Kontrolle der in den Romanen vorkommenden Frauen entziehe (PATTHEY-CHAVEZ et al. 1996, S.86). – Die Autorinnen arbeiten auch ein häufiges Vorkommen der Kriegs- und Kampfmetapher heraus15) (S.90-92), zeigen aber, wie die die damit beschriebenen Handlungsweisen der Männer in den Romanphantasien ritualisiert und normalisiert werden: So existiert in den Liebesromanen die Gewalttätigkeit der Männer nur in ihrer Vergangenheit, sie wird durch fehlende Liebe erklärt und durch die Romanze transformiert. Diese Relativierung von phantasierter Gewalt durch narrative oder metaphorische Operationen fiel für reale Gewalt in der oben diskutierten Studie von EISIKOVITS und BUCHBINDER (1999) ebenfalls auf. [55]

Auch WEATHERALL und WALTON (1999) kritisieren die eine systematische Empirie entbehrende Interpretationspraxis von LAKOFF und JOHNSON und bestehen mit Rückgriff auf die englische discursive psychology von POTTER und WHETHERELL auf situated talk statt cognition (WEATHERALL & WALTON 1999, S.480f.), auch sie kritisieren die Annahme von universellen Körpererfahrungen: "the discursive critiques argues for a shift in emphasis from the experiential grounding of concepts to their discursive construction, the feminist critiques dismiss the possibility of a pan-human sharedness of bodily experience altogether" (S.481). [56]

Allerdings ist ihre Sammlung von Metaphern nicht situated: sie lassen Studierende in Alltagsgesprächen mit Kommiliton/innen und Freund/innen Metaphern für Sexualität finden – ein Bias hin zu auffälligen und drastischen Metaphern, die nicht tatsächlicher Kommunikation entstammen, ist offensichtlich. WEATHERALL und WALTON werden ihrem Anspruch daher nicht gerecht, die diskursive Konstruktion von Sexualität und der dazugehörenden Metaphern wäre eher in einer nicht-reaktiven Erhebungssituation zu finden, wie sie im Rahmen der Konversationsanalyse gefordert ist. Auch wenn sie sich später rechtfertigen und glauben, ihre Erhebung sei recht nahe an realen Diskursen,16) wird im gleichen Absatz berichtet, wie die studentischen Informant/innen mit Metaphern von ihren Verwandten und Freund/innen "versorgt" wurden – das ist von der "wilden Sammlung" LAKOFFs nicht sehr verschieden. Eine systematische hermeneutische Rekonstruktion von metaphorischen Konzepten findet nicht statt, erst wird nach Quellbereichen sortiert: Die häufigsten Metaphern für Sexualität sind Nahrung, Sport, Tiere, Krieg, Gewalt, Transport. Als Quellbereiche der Metaphorisierung von Sexualität ergeben sich neue Befunde gegenüber den Sammlungen von LAKOFF, BENEKE und PATTHEY-CHAVEZ et al.: Spiel/Vergnügen, Landwirtschaft, Schmutz, Kleidung, Kindlichkeit, Musik und Tanz, kriminelle Akte sowie Religion. Gefühle werden von den WEATHERALL und WALTON als Quellbereich der Metaphorisierung ebenfalls genannt. Im Gegensatz zu PATTHEY-CHAVEZ et al. werden Bewusstseinsveränderungen, Primitivität und Wasser bzw. Flüssigkeit nicht gefunden; auf dem Hintergrund der studentischen Empirie des Sammelns, die für differenzierte Beschreibungen wenig Raum lässt, scheint das plausibel. WEATHERALL und WALTON beziehen die der Erhebung geschuldeten Verkürzungen und die Selektion drastischer Redewendungen jedoch nicht in ihre Interpretation ein, sondern verallgemeinern: "Sex metaphors were predominantly used to talk about others people's sexuality, rather than one's own, and they were largely used to say negative things about those others" (1999, S.494). [57]

Sie beschreiben, dass mehr als die Hälfte der Metaphern Männer beschimpfen (ebd., S.495); auch sonst sind sie wachsam gegenüber den Effekten eines doing gender in der Forschung und schreiben im Gegensatz zur oben diskutierten Studie von KOLLER:

"However, there was no necessary relationship between a metaphorical source domain and its ability to support a discourse of male dominance. The same metaphorical source domain could be used to support or undermine male dominance, depending on its context of use. This research demonstrated that understanding the powerfully generative source domains of metaphors about sex can facilitate an imaginative and strategic use of metaphor that has the potential to undermine dominant meaning systems" (WEATHERALL & WALTON 1999, S.479). [58]

Das öffentliche doing gender hat SEALE (2002) anhand der Analyse von Zeitungsberichten über Betroffene von Krebserkrankungen diskutiert. Auf dem Hintergrund eines unsystematischen Bezugs zu LAKOFF und JOHNSON (1980) skizziert er, dass in der Berichterstattung Frauen nach einer Krebserkrankung als diejenigen geschildert würden, die "durch etwas hindurch zu gehen" hatten, also als emotional arbeitende und Selbsttransformation präsentierende Menschen gezeigt würden, während die Berichte über Männer die Erkrankung zum "Test" des Charakters und ihre Überwindung als "Heldentat" der "Kämpfer" gegen die Erkrankung konstruierten. [59]

SMITH und SPARKES (2004) präsentieren eine der wenigen Studien, in denen Geschlecht, Körper und Metaphern nur an von Männern erhobenem Material untersucht wurden. Sie analysierten die Lebensgeschichten von 14 Männern zwischen 26 und 51 Jahren, die sich als Sportler beim Rugby bleibende Querschnittslähmungen zugezogen hatten. Die Diskrepanz zwischen einem auf Männer orientierten, den Körper als Waffe gebrauchenden Sport und einer Verletzung, die zu einer passiv erlittenen Versorgung zwingt, wurde in den narrativen Interviews zwangsläufig zum Thema. Vor allem die weiter bestehenden Kampf-Metaphoriken, nun auf den Kampf um Wiederherstellung von Autonomie und Beweglichkeit fokussiert, fallen auf: Die Rehabilitation wird in den Metaphern des vorherigen kampfbetonten Sports geschildert, wobei viele Brüche und deren nur partielle Angemessenheit deutlich werden. Allerdings: Die unmittelbare Zuordnung von Kampf-Metaphorik und Geschlecht ist problematisch, mögliche Verwerfungen eines männlichen Selbstbilds werden so nicht geschildert. [60]

Ob nun quantitativ oder stärker qualitativ orientiert zeigten sich in diesen Studien trotz der kritisierten empirischen Vorgehensweisen viele Hinweise, die über die Sammlungen insbesondere von LAKOFF (1987) hinausgehen. Die Notwendigkeit einer selbstreflexiven und kritischen Methodik, die nicht zu einer vorschnellen Verallgemeinerung von Partialbefunden neigt, wird allerdings noch einmal deutlich. [61]

2.3.4 Geschlecht in der Wissenschaft

Nachdrücklich auf die Verbindung von metaphorischen Denkmustern, Geschlecht und Wissenschaft hat Evelyn Fox KELLER in vielen Publikationen hingewiesen. Wissenschaftsgeschichtlich fundiert und naturwissenschaftlich ausgebildet zeichnet sie die subtile Geschlechtsdichotomisierung in Beschreibungen wissenschaftlichen Handelns nach. Eine ausführlichere Diskussion ihres Metaphernbegriffs oder gar Bezüge zu LAKOFF und JOHNSON finden sich bei ihr jedoch nicht; aus der differenzierten Argumentation kann immer nur auf breite Materialstudien geschlossen werden, die sie selbst methodisch nicht diskutiert. Im Folgenden werden einige ihrer Überlegungen skizziert, da sie für subtile geschlechterbetonende Metaphorisierungen sensibilisieren. [62]

KELLER (1986) arbeitet in der Vorgeschichte der Wissenschaft an PLATON eine enge Verknüpfung der Metaphern für sexuelle Beziehung mit Erkenntnis heraus: Aber weder die aggressive, machtdominierende heterosexuelle noch die homosexuelle Beziehung mit Sklaven sei für ihn als Metapher für Erkenntnis relevant, sondern die Idealvorstellung der zu Eros gemäßigten, nicht hierarchie-, aber weitgehend herrschaftsfreien Beziehung zwischen älterem Liebhaber und jüngerem Geliebtem, die sich ineinander spiegeln, aber in der Sexualität nicht demütigen. Andere Metaphern der Erkenntnis, z.B. die visuellen Metaphern des Höhlengleichnisses, diskutiert sie in diesem Zusammenhang nicht (KELLER 1986, S.27-39). An BACONs Schriften rekonstruiert sie Natur als Forschungsgegenstand, die zwar nicht vergewaltigt, aber verführt, verwirrt und domestiziert werden soll, indem man ihren Gesetzen gehorcht und diese ihr "ablauscht": Herrschaft und Unterwerfung werden als Element des wissenschaftlichen Forschens mit den Metaphern für patriarchale Bemächtigung in eins gesetzt. Für die moderne naturwissenschaftliche Forschung rekonstruiert KELLER eine andere, geschlechtlich geprägte Metaphorisierung:

"Es ist eine These dieses Buches, daß die Ideologie der modernen Wissenschaft mit ihrem unbestreitbaren Erfolg ihre eigene Form von Projektion mit sich bringt: die Projektion von Desinteresse, von Autonomie und von Entfremdung. Mein Argument heißt nicht einfach, daß der Traum von einer völlig objektiven Wissenschaft im Prinzip nicht realisierbar ist, sondern daß er genau das in sich birgt, was er von sich weist: die lebendigen Spuren des reflektierten Bildes von sich selbst. Die objektivistische Illusion wirft ein Bild von einem Selbst zurück, das autonom und objektiviert ist: ein Bild von auf sich selbst gestellten Individuen, die von der äußeren Welt der anderen Objekte (sowohl der beseelten als auch der unbeseelten) und zugleich von ihrer eigenen Subjektivität abgetrennt sind. Es ist diese Schutzhaut aus Unpersönlichkeit, die Behauptung, dem Einfluß von Begierden, Wünschen und Glauben entronnen zu sein – vielleicht sogar mehr als das Empfinden für die tatsächliche Erfüllung dessen –, die die spezifische Arroganz, ja die Bravour des modernen Mannes ausmacht und zugleich seine besondere Subjektivität enthüllt" (S.75f.). [63]

KELLER arbeitet das autonome, objektivierte und auf sich selbst gestellte Bild "des Wissenschaftlers" von sich heraus, der eine Welt aus konkurrierenden Genen, einander verdrängenden Tierarten und kämpfenden Menschengruppen konstruiert, als Projektion eines in männlicher Sozialisation erworbenen und problematischen Autonomiestrebens. Im Rückgriff auf PIAGET und auf die aus der Psychoanalyse entwickelte Objektbeziehungstheorie (u.a. WINNICOTT) geht sie davon aus, dass Männer als Kinder ihre Individuation in unserer Kultur gegenüber der Mutter und durch Abgrenzung von ihr erwerben; Jungen müssten sich gegenüber Müttern sowohl auf der Ebene der Identität wie des Geschlechts unterscheiden, also eine doppelte Abgrenzungsarbeit leisten. Autonomie sei ein lange umkämpfter Wunsch des Kindes, und auf dem Weg dahin habe es Einigkeits- und Größenphantasien ebenso wie die Erfahrung von Abhängigkeit und Bedürfnis zu überwinden, bis die Egozentrik aufgehoben werde in der Anerkennung gleichberechtigter Subjekte. Unzureichende oder exzessive Abgrenzung gegenüber anderen werde dann zum Problem (S.87-96); KELLER überlegt, welche Folgen die Selbstselektion des wissenschaftlichen Betriebs mit einer Häufung von Forschenden mit objektivistischer Abgrenzung für Forschungsmethoden und Themenwahl ergebe. [64]

Auf diesem Hintergrund einer geschlechtstypischen Individuation zeigen sich z.B. Szenarien der Biologie, die einen Kampf aller gegen alle auf der Ebene der Gene, der Arten oder der Individuen imaginieren, als Projektionen von Forschenden, die Symbiosen, Kooperationen und sich selbst stabilisierende Netzwerke kaum zu denken vermögen (siehe auch KELLER 1991). An anderer Stelle (KELLER 2007) stellt sie dem androzentrischen Bemächtigungsideal der Wissenschaft eine (nicht nur von Frauen ausgeübte) Metaphorik gegenüber, Teil des Forschungsgegenstands und offen für eine entdeckende Forschung zu sein bzw. Kontexte bereitzustellen, die es dem Gegenstand erlauben, seine Muster und innere Ordnung zu zeigen.17) KELLER (2000, 2002) verortet die Metapher, Maschinen als Modelle biologischer Entwicklung zu gebrauchen, in der männlichen Sozialisation; insbesondere diskutiert sie die Nutzung von Computern und deren Programmen als Metapher für die Arbeitsweise von Genen. [65]

KELLERs Texte sind essayistisch, die für empirische Sozialwissenschaften nötigen Definitionen von Untersuchungsmaterial und Methoden unterbleiben, der Metaphernbegriff bleibt unausgeführt. In ihrer Differenziertheit, Breite der Theoriebezüge und in ihrem Detailreichtum handelt es sich jedoch um inspirierende und die Selbstreflexion des eigenen Tuns unmittelbar anregende Texte, und so ist es doppelt zu bedauern, dass KELLER sich nicht mit der kognitiven Metapherntheorie auseinandergesetzt und deren allzu naive Annahmen (bisher) nicht korrigiert hat. [66]

BOCK VON WÜLFINGEN (2007) unternimmt eine FOUCAULTs "Archäologie" folgende qualitative Analyse von Texten zur Reproduktionsfähigkeit aus Printmedien der Jahre 1995-2003. Sie ordnet die Metaphernanalyse der Foucaultschen Diskursanalyse unter: "Sämtliche dieser methodischen Ansätze wurden daher für die vorliegende Arbeit aus ihrem Herkunftskontext diskursanalytisch zweckentfremdet und der Foucaultschen Analyseweise unterworfen – also nicht integriert, sondern als Werkzeuge der Analyse von diskursiven Techniken neu gedeutet" (BOCK VON WÜLFINGEN 2007, S.42). [67]

Die Autorin beschränkt sich in der Diskussion des Metaphernbegriffs auf die späte deutsche Veröffentlichung des von LAKOFF und JOHNSON (1980), bezieht also die späteren Revisionen der Theorie nicht ein. Zusätzlich greift sie auf den noch älteren WEINRICH (1976a, 1976b) zurück und seinen Begriff des "Bildfelds", der sehr viel breiter als der Begriff des Konzepts nach LAKOFF und JOHNSON ist; in der praktischen Durchführung der Analyse orientiert sie sich an NIERAAD (1977), der WEINRICH folgt. Im Methodenkapitel (BOCK VON WÜLFINGEN 2007, S.23-53) gibt es keine Hinweise dazu, wie eine Metapher erkannt, wie der mehreren Metaphern gemeinsame Sinn rekonstruiert und wie aus gemeinsamen Sinnübertragungen Interpretationen abgeleitet und gegen Verzerrungen und Auslassungen gesichert werden. LAKOFF und JOHNSON werden einer phänomenologischen Herangehensweise zugeordnet, dann werden sie als handlungstheoretischer und subjektorientierter Ansatz begriffen (BOCK VON WÜLFINGEN 2007, S.40) – das ist verwunderlich, da in der Kritik schon längst darauf aufmerksam gemacht wird, dass LAKOFF und JOHNSON sehr konsequent und subjektfern das Lexikon als Material nehmen und nicht konkrete Sprecher/innen (vgl. SCHMITT 2001a). Auf die Neuerungen des Ansatzes von LAKOFF und JOHNSON wird nicht eingegangen, sodass ihre bloße Zitation in dieser Studie entbehrlich gewesen wäre. [68]

De facto wird dann bei der Darstellung gefundener Metaphern (BOCK VON WÜLFINGEN 2007, S.182-226) nicht auf die oben genannten Theoretiker, sondern auf den durch EBELING (2002) vermittelten Begriff der "Hintergrundmetaphorik" von BLUMENBERG Bezug genommen (BOCK VON WÜLFINGEN 2007, S.182f.). Sie findet Metaphern der Botanik, die Metaphorik des Fortschritts als Krieg und der "Befreiung der Frau" (nicht aber des Geschlechterkampfs), die Personifikation des Gens und seine Gleichsetzung mit einer eindeutigen Information (der DNA-"Code"), mit Ausfaltungen der Informationsmetaphorik in die Bereiche von Buch und Schrift und Computerprogrammierung und schließlich noch das Bild der Erbschaft. Die Natur erscheint dabei willkürlich und unkontrollierbar, Eingriffe werden als ungewisse Reise dargestellt und mit dem Ausblick auf eine "Wende" oder "Revolution" gerechtfertigt, in der die menschlichen Eingriffe eine Kontrolle und Optimierung der genetischen Ausstattung ermöglichen sollen ("Heimwerker-Metaphern", S.216). "Räume" werden mit BACON in eine Tradition der Metaphern des Wissenszuwachses als zu "erobernde" Territorien gestellt. In den Detailinterpretationen stellt sich der Band sehr interessant dar, er müsste jedoch im Hinblick auf die Textauswahl – es wurden nur die zustimmenden Äußerungen zu neuen Reproduktionstechnologien untersucht (S.25) – und auf die wenig explizierten Brüche in den Metapherndarstellungen hin relativiert werden. Die Verkürzungen im Begriff der Metapher und die wenig präzise dargestellte Methodik tragen zu einer Beschränkung des Aussagewerts ebenfalls bei. [69]

Mehrere Studien diskutieren mit dem gleichen Ergebnis, aber unterschiedlicher empirischer Basis die Metaphorisierung von Ei und Sperma in der Wissenschaft: Die Psycholog/innen WAGNER, ELEJABARRIETA und LAHNSTEINER (1995) nutzen eine Fragebogenstudie, um zu rekonstruieren, wie Spermien eine aktiv-männliche und befruchtungsfähigen Eiern eine weiblich-passive Rolle zugewiesen wird, obschon die biologischen Vorgänge sich dieser Zuschreibung entziehen.18) Sie argumentieren auf dem Hintergrund der Theorie der sozialen Repräsentationen nach MOSCOVICI mit einer etwas unausgeführten Anbindung an LAKOFF und JOHNSON. Die Ethnologin MARTIN (1993) untersucht mittels einführender Lehrbücher auf Universitätsniveau die gleiche Forschungsfrage und kommt zu ähnlichen Befunden. MARTIN (1992) rekonstruiert darüber hinaus in älteren Lehrbüchern die dichotome Metaphorik, dass die männliche Produktion von Spermien in Überzahl als Beweis von Potenz, die Abgabe von Eizellen während der Menstruation als "Müllbeseitigung" und "Reinigung" figuriere (MARTIN 1992, S.27ff.). In einer späteren Metaphorisierung, die MARTIN der Epoche der industriellen Revolution zuordnet, wird die Menstruation zum Sinnbild verlorener Produktion, der Körper in der Menopause wird mit dem Zustand einer nicht mehr funktionierenden Fabrik verglichen (vgl. auch MARTIN 1988). Erst an einer späteren Stelle der Publikation von 1992, in der sie die Ergebnisse einer großen Feld- und Interviewstudie einbezieht, nimmt sie Bezug auf LAKOFF und JOHNSON (1980): Die heutigen metaphorischen Konzepte zu Menstruation, Geburt und Menopause beschrieben eine Trennung von Körper und Selbst. Diesen Befund belegt sie anhand der Interviews und Metaphern der aktuellen wissenschaftlichen Literatur und vermutet, damit Muster des Verhältnisses von Körper und Selbst in der westlichen Tradition gefunden zu haben:

"Your self is separate from your body."

"Your body is something your self has to adjust to or cope with."

"Your body needs to be controlled by your self."

"Your body sends you signals."

"Menstruation, menopause, labor, birthing and their component stages are states you go through or things that happen to you (not actions you do)."

"Menstruation, menopause and birth contractions are separate from the self" (MARTIN 1992, S.77f.). [70]

An einer späteren Stelle baut MARTIN die von LAKOFF und JOHNSON beschriebene Dichotomie rational is up, emotional is down19) (LAKOFF & JOHNSON 1980, S.17) in einer geschlechtsspezifischen Weise im Zusammenhang der Menopause dahingehend aus, dass Hitze-Erfahrung und Kontrollverlust der männlich-kühlen Rationalität gegenüber gestellt werden (MARTIN 1992, S.172). Der Materialreichtum von MARTIN beeindruckt ebenso wie die empirisch gestützte Ausdifferenzierung von Konzepten. Sie diskutiert das Übersehen von Genderanmutungen bei LAKOFF und JOHNSON jedoch nicht; ebenso expliziert sie die konkreten Schritte ihrer Auswertungsmethode leider nicht. Auch wird das System der Zweigeschlechtlichkeit als Vorannahme nicht diskutiert, Interviews mit homosexuellen Frauen oder transsexuellen Menschen hätten vielleicht metaphorische Alternativen bieten können. [71]

EBELING (2002) untersucht, wie die Parthenogenese in evolutionsbiologischen Texten diskutiert wird. Sie referiert ausschließlich ältere Ansätze der Metaphernforschung (WEINRICH 1976a, 1976b; BLUMENBERG 1960, 1971; BLACK 1983a, 1983b; NIERAAD 1977; vgl. EBELING 2002,S.60-77). Sie versucht, die für die kognitive Metapherntheorie irrelevanten Unterscheidungen zwischen Metapher, Symbol, Analogie und Modell zu etablieren, ohne dies auf dem Hintergrund einer gemeinsamen Theorie zu tun – ihre Differenzierungen müssen daher vage und heterogen bleiben. Wie Metaphern identifiziert, wie das mehreren Metaphern gemeinsame Muster rekonstruiert, wie Interpretationen gegen Unvollständigkeit und Verzerrung gesichert werden können, wie also ihre eigene Methode der Metaphernanalyse vor sich ging, ist auch in dieser jüngeren Arbeit nicht ausformuliert. [72]

Im Einzelnen findet sie in Texten über eine Fischart, eine Echsenart und eine Klasse von Rädertieren, die sich parthenogenetisch vermehren, eine beeindruckende Fülle von metaphorischen Redewendungen, welche die Projektion der derzeitigen menschlichen Geschlechterverhältnisse und ihrer impliziten Moralismen und Bewertungen auf diese Tiere belegt. Die Parthenogenese zeigt sich als ideales evokatives Objekt, das die lebensweltliche Norm der Zweigeschlechtlichkeit provoziert und zur metaphorischen Verständlichmachung reizt; neben der Metaphorik der "Jungfrau" finden sich viele bewertende Metaphoriken dieser Fortpflanzungsform mit Metaphern von "Schicksal", "Gefahr", "Parasitismus", "Klon", "Mangel und Verlust" und anderen. [73]

Die Kritik kann also das ideale Untersuchungsobjekt würdigen, muss in anderer Hinsicht aber formuliert werden: Der Text verwirrt an manchen Stellen, weil die Kategorienbildung durch häufige Überschneidungen nicht immer nachvollziehbar wird oder der Text zuweilen bei der Sammlung stehenbleibt. So spannend es ist, dass die Parthenogenese offenbar zum Austragungsort der Diskussion über die Überflüssigkeit eines Geschlechts geworden ist (EBELING 2002, S.290), so stereotyp wird implizit und explizit eine androzentrische Perspektive konstruiert, der schuldhaft alle Verkürzungen zugeschrieben werden. Alternative metaphorische Interpretationen, die vorher durchaus erwähnt werden – dass Männer im Lichte der parthenogenetischen Fortpflanzung "nichts weiter als eine Art biologischer Krankenversicherung, oder, beschämender noch, eine evolutionäre Wurmkur" seien (S.194), werden als Ansatzpunkte bzw. Brüche im Diskurs kaum noch gewürdigt. Die Engführung auf die verschiedenen von FOUCAULT formulierten Formen der Macht (S.291f.) reduziert die vorher entfaltete, breite und widersprüchliche empirische Basis. Das Bedürfnis, die Komplexität der Welt durch Metaphern zu reduzieren, die der eigenen Lebenswelt entspringen, dürfte jedoch kein androzentrisches Prinzip sein. [74]

Trotz dieser Kritik dürfte am wichtigsten Befund, dass ein großer Teil der untersuchten populärwissenschaftlichen wie wissenschaftlichen Texte gegenwärtige Geschlechterverhältnisse auf Verhältnisse zwischen Tieren überträgt, wenig zu rütteln sein, denn ähnlich der Argumentationsweise von LAKOFF und JOHNSON beeindruckt die Studie vor allem mit der Fülle der Befunde, und weitere Studien dürften nur methodische und inhaltliche Differenzierungen hinzufügen. – In einem späteren Sammelband zur Methodenauswahl in einer geschlechterperspektivischen Naturwissenschaftsanalyse (EBELING, JÄCKEL, MESSMER, NIKOLEYCZIK & SCHMITZ 2006) wird die Analyse von Metaphern in einem eigenen Abschnitt benannt (S.319-325), der Metaphernbegriff bleibt aber ebenfalls auf die Rezeption des bald dreißig Jahre alten ersten Buchs von LAKOFF und JOHNSON beschränkt. [75]

Auch in der Psychoanalyse finden sich Überlegungen, wie latent androzentrisch- oder gender-polarisierende Metaphern die Formulierung der Theorie durchdringen. ROHDE-DACHSER (1993) diskutiert in ihrem Aufsatz über Geschlechtsmetaphern im Diskurs der Psychoanalyse das Geschlechter-Schema auch in FREUDs Identifikation des Unbewussten mit Natur und Tod; das Ich als männliches, das sich den kulturschaffenden Forderungen des Über-Ichs, also dem Vater unterwirft und das Unbewusste urbar macht, bekämpft und kontrolliert. Sie liefert entlarvende Zitate aus dem Freudschen Werk, diskutiert aber nicht ihren eigenen Begriff der Metapher und ihre Methode der Rekonstruktion. Ebenfalls kritisch diskutiert GRUBER (1997) die Rolle von latent androzentrischen Metaphern in der Psychoanalyse und arbeitet heraus, dass der Begriff der "projektiven Identifikation" stärker männliche Sozialisationserfahrungen wiedergebe als ein self-in-relation, das als relational introjection stärker einer weiblichen Sozialisation entspreche. [76]

Schließlich arbeitet FLANNERY (2001) für die Sozialwissenschaften heraus, dass viele Metaphern auch in diesem Bereich das Forschen als "Entdecken", "Jagen" oder "Eindringen in das Unbekannte" formulieren und damit einen Einfluss auf das Vorgehen wie auf die Ergebnisse haben. Sie entwickelt als Gedankenspiel, dass eine andere Metapher, die des quilting (eine besondere Form des Nähens/Stickens), die verbindenden und zusammenfügende Arbeit der Wissenschaft besser beschreibe und einen weniger aggressiven Umgang mit den Forschungsgegenständen beinhalte. Ihr Metaphernbegriff nimmt Bezug auf BLACK, LAKOFF und JOHNSON, aber auch auf die oben erwähnte KELLER und ist damit nicht konsistent. Ebenfalls an sehr unterschiedliche Metaphernbegriffe von BLACK über RICOEUR bis LAKOFF und JOHNSON schließt VILLA (2000) in ihrer Behandlung der Migrationsmetapher in der feministischen Subjekttheorie an. Ohne auf das zur Analyse taugende Begriffspaar des hiding und highlighting einzugehen, arbeitet sie sehr differenziert sowohl die Passungen der Migrationsmetapher heraus wie auch ihre Defizite: Diese Metaphorik impliziere Bindungslosigkeit, überschneide sich mit der männlich konnotierten und leiderzeugenden Subjekthaftigkeit des lonesome hero, unterstelle eine Freiwilligkeit des Nomadisierens, die in der globalisierten Welt nicht gegeben sei und affirmiere Dynamik und Schnelligkeit, wohingegen Kritik der technischen Beschleunigung der Welt notwendig wäre. [77]

Insgesamt wundert es jedoch, dass solche Selbstthematisierungen in der qualitativen Forschung kaum vorkommen. Die eigenen Metaphern scheinen als Brille der Weltwahrnehmung noch kaum entdeckt worden zu sein. [78]

3. Fazit: Neue Metaphernanalysen braucht die Frau/der Mann

Festzuhalten bleibt nach dem Durchgang durch die Literatur, dass LAKOFF und JOHNSON an einer Stelle ihres Theoriebauwerks zu korrigieren sind, dass die Differenz-Perspektive auf Geschlecht zu forschungsmethodischen Verkürzungen führt, dass Metaphernanalysen empirisch zu situieren sind, Verallgemeinerungen sorgfältig hergeleitet und die Verbindung mit quantitativen Auswertungen gut überlegt sein sollte. Das soll im Einzelnen noch einmal ausformuliert werden: [79]

Es gibt keine allgemein-menschliche Körpererfahrung als Basis der Metaphern

LAKOFF und JOHNSON gehen von einer allgemein-menschlichen Körpererfahrung als Ausgangspunkt metaphorischen Denkens aus – das ist geschlechtsblind und geschichtsvergessen. Ihre konkreten Interpretationen riskieren, derzeitige männliche Erlebnismuster zu verallgemeinern und metaphorische Denkmöglichkeiten aus weiblicher Erfahrungsperspektive zu übersehen. [80]

Geschlecht lässt sich als Schema in der kognitiven Metapherntheorie verankern

Während konkrete metaphorische Ausfaltungen von Geschlecht widersprüchlich sein können und soziale und kulturelle Besonderheiten abzubilden vermögen, lässt sich die Geschlechter-Dichotomie als Gestaltschema begreifen, das den kinaesthetic image schemas zuzuordnen ist. Es wird sowohl durch ein anderes Körpererleben wie durch die Konfrontation mit unterscheidenden Praxen und einem geschlechtsbetonenden Genus-System der meisten Sprachen erworben. Hier ist also der Ansatz von LAKOFF und JOHNSON zu erweitern. [81]

Die Differenzperspektive der Geschlechterforschung erzeugt metaphernanalytische Artefakte

Viele Studien zu Geschlecht und Metaphern bleiben einer Differenz-Perspektive verhaftet, welche im Aufweis der differenten Metaphorisierungen einen Erkenntnisfortschritt bietet, jedoch das Risiko eingeht, Unterschiede über das vorhandene Maß hinaus zu betonen, Gemeinsamkeiten zwischen den Geschlechtern auszublenden sowie Überschreitungen von Geschlechtsstereotypen zu übersehen. Eine systematische Metaphernanalyse sollte wie alle entdeckend-qualitative Forschung skeptisch gegenüber impliziten und expliziten Hypothesen bleiben und auf Differenzen und Brüche im Diskurs achten. Forschungsmethodisch kann dem Risiko des doing gender durch Verfremdung der Geschlechtszugehörigkeit vor der korrigierenden Auswertung durch Zweitkodierer/innen begegnet werden (HAGEMANN-WHITE 1994; GAHLEITNER 2004). Einen anderen Vorschlag bietet GILDEMEISTER (2004), nämlich sich geschlechtsspezifizierender Hypothesen zu enthalten und die Praktiken und Textstellen zu analysieren, in denen die Untersuchten selbst geschlechtstypische Zuweisungen vornehmen, relativieren oder ausagieren. [82]

Soziale und kulturelle Verortung statt linguistischer Universalien

Ein großer Teil der Studien hat verdeutlicht, welches Risiko von Verzerrungen über die Geschlechter-Perspektive hinaus die empirisch nicht verorteten Analysen LAKOFFs und JOHNSONs bieten. Im Gegensatz dazu haben konkrete sozialwissenschaftliche Studien die Vermutungen der Begründer der kognitiven Metapherntheorie in Teilen oft revidieren oder erweitern können. Der konkrete Bezug auf eine Sprechsituation oder der Kontext einer Textproduktion hilft, unzulässige Verallgemeinerungen zu vermeiden; die Diskussion von Grenzen einer Verallgemeinerung ist daher als Gütekriterium einer metaphernanalytischen Forschung unverzichtbar (SCHMITT 2005, in Vorb.). [83]

Reflektierte Triangulation von qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden

Die Verbindung von qualitativer und quantitativer Forschung erscheint in diesen metaphernanalytischen Studien oft als Problem, da die kategorienentdeckende qualitative Phase und die hypothesentestende quantitative Phase in ihrer gegensätzlichen Logik so vermischt werden, dass die in beiden Zweigen der Forschung entwickelten Korrekturmechanismen nicht greifen. Die davon abgeleiteten Verallgemeinerungen sind somit wenig belastbar. Zukünftige Studien sollten daher diese beiden Phasen der Forschung trennen bzw. reflektiert aufeinander beziehen. [84]

Danksagung

Für Kommentare und Anmerkungen danke ich Silke B. GAHLEITNER, Merve WINTER, Anke SPURA, Nicole BÖSCH, Andrea RÖDIG, Katja MRUCK und den beiden anonymen Gutachter/innen, die halfen, den Text zu entwickeln.

Anmerkungen

1) Für die Sprache der australischen Dyirbal diskutiert LAKOFF (1987, S.92-104) die kultur- und erfahrungsmotivierte Teilung der Sprache in männliche, weibliche und weitere grammatische Geschlechter, ohne die besondere Rolle der binären Geschlechterteilung später je wieder aufzunehmen. <zurück>

2) Vgl. die ähnlich argumentierende, explizite Nichtfestlegung bei MAIHOFER (1995, S.77-79); zu den problematischem Implikationen der Dichotomie Natur vs. Kultur vgl. DEUBER-MANKOWSKY (2005). <zurück>

3) Historische Belege für die letztere Metaphorisierung finden sich auch bei MARTIN (1992, Kap. 3), vgl. auch MARTIN (1988). Während den Frauen häufig ausgleichende "Temperiertheit" in diesen Studien zugeschrieben wird, scheint (hegemoniale) Männlichkeit in der dominierenden Metaphorisierung von "heiß" zu "kalt" gewechselt zu sein, ein Prozess, für den verlässliche Detailstudien noch fehlen. <zurück>

4) In der ersten Fassung wird statt metaphorical concepts auch die Formulierung structural metaphors (LAKOFF & JOHNSON 1980, S.14) benutzt, übersetzt "Strukturmetaphern" (dies. 1998, S.22). Dieser Terminus wird von den Autoren später kaum noch aufgegriffen, hat sich auch bei anderen Autor/innen nicht durchgesetzt und wird daher im folgenden Text nicht verwendet. <zurück>

5) So fehlen auch naturwissenschaftliche Metaphern in der Konstruktion der Theorie nicht: "Each primary metaphor, Grady hypothesizes, is simple, an atomic component of the molecular structure of complex metaphors" (LAKOFF & JOHNSON 1999, S.49, Hervorhebung R.S.). Hier wird ein naturwissenschaftliches Selbstmissverständnis deutlich, das in der Reflexion des hermeneutischen Gehalts der kognitiven Metapherntheorie noch zu diskutieren ist (SCHMITT in Vorb.). <zurück>

6) LAKOFF (1987, S.304ff.) diskutiert und akzeptiert eine schwache Fassung der SAPIR-WHORF-Thesen. <zurück>

7) So weist DUDEN (1987, S.29, S.140-145) darauf hin, dass der Körper als Behälter (ein häufig gebrauchtes Beispiel von LAKOFF und JOHNSON für ein Schema) im 18. Jahrhundert in Mitteleuropa sich in besonderer Weise "geschlossen" habe, indem die Körperöffnungen tabuisiert wurden (bis hin zum Halten der Hand vor den Mund beim Gähnen) oder deren geschlechtsbezogene Bedeutungen sich änderten. Auch Schemata sind also historisch differenzierbar. <zurück>

8) Eine ähnliche Bestimmung von Geschlecht in "Common Sense"-Merkmalen referiert VILLA (2007, S.22). <zurück>

9) Auch in der feministischen Diskussion gibt es mehrere Ansätze, welche die Geschlechter-Differenz als sozialkognitives Schema diskutieren, vgl. zur Übersicht KLANN-DELIUS (2005, S.149-151). Geschlecht als grundlegende Kategorie sozialer Ordnung diskutiert GILDEMEISTER (2000, S.216); VON BRAUN und STEPHAN (2005, S.29ff.) positionieren Geschlecht als Wissenskategorie. <zurück>

10) Zum Begriff vergleiche WEST und ZIMMERMANN (1987); doing gender meint zunächst das alltägliche Herstellen der Geschlechterordnung (WESELY 2000a, S.38ff.). BURKERT (2000) diskutiert überzeugend doing gender auch als forschungsmethodisches Problem. <zurück>

11) KLANN-DELIUS (2005, S.37-139) gibt in ihrem umfassenden Überblick für alle anderen Formen des Sprachgebrauchs eine ähnliche Gesamteinschätzung; Studien zur unterschiedlichen Metaphernverwendung werden von ihr nicht berichtet. <zurück>

12) Eine Ausnahme bildet die historische Studie von STEPAN (1986), welche für die medizinische Forschung des 19. Jahrhunderts die wechselseitige Erläuterung der Metaphern von Rasse und Geschlecht differenziert herausarbeitet: "lower races represented the 'female' type of the human species, and females the 'lower race' of gender" (S.264). <zurück>

13) Natürlich können eine qualitativ-entdeckende Metaphernanalyse und eine quantitative Metaphernzählung aufeinander bezogen werden, siehe die FQS-Schwerpunktausgabe zur Integration von qualitativen und quantitativen Methodologien (SCHREIER & FIELDING 2001). Aus an anderer Stelle formulierten Überlegungen (SCHMITT in Vorb.) ergibt sich, dass die entdeckende systematische Metaphernanalyse erst abgeschlossen sein sollte, bevor eine Quantifizierung der gewonnenen metaphorischen Konzepte stattfinden kann. Dies steht auch in Einklang mit Überlegungen FLICKs zu einer sequenziellen Verbindung qualitativer und quantitativer Verfahren (FLICK 2007, 43ff.). <zurück>

14) Zu Metaphern von Sexualstraftätern (ohne Diskussion von Geschlecht) siehe BULLA, BUCHHOLZ, PFÄFFLIN und LAMOTT (2005). <zurück>

15) Allerdings wie bei KOLLER (2004a) ohne Test auf Signifikanz der Häufigkeitsangaben. <zurück>

16) "Although there were no extended segments of ongoing discourse, which would have been needed to support a proper discourse analysis ..." (WEATHERALL & WALTON 1999, S.494). <zurück>

17) Die Ähnlichkeit zu einer entdeckenden, qualitativen Sozialforschung bzw. zu einer Hermeneutik, die sich mit GADAMER als Explizierung des Stroms kultureller Überlieferung versteht, in dem wir unsere Begriffe erst erwerben, ist offensichtlich. <zurück>

18) SCHMITZ und SCHMIEDER (2006) fügen aus der Analyse von populärwissenschaftlicher Literatur hinzu, dass Frauen bzw. der Uterus als Meer metaphorisiert würden, die für die Spermien bzw. Männer eine bedrohliche Umgebung böten. <zurück>

19) So werden auch im Deutschen oft Metaphern des Wohlergehens mit Höhe ("aufsteigen", "obenauf" sein, "im siebten Himmel" sein) verbunden, soziale und psychische Einschränkung jedoch mit Bildern der Tiefe ("versacken", "abstürzen", "ganz unten" sein). <zurück>

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Zum Autor

Rudolf SCHMITT, Prof. Dr., Hochschullehrer an der Hochschule Zittau/Görlitz (FH), FB Sozialwesen.

Schwerpunkt der Lehre: stoffgebundene Abhängigkeiten, psychische Erkrankungen, Beratung und Behandlung in Kontexten der Sozialen Arbeit, qualitative Forschungsmethoden.

Forschungsmethodischer Schwerpunkt: Metaphernanalyse

Kontakt:

Prof. Dr. Rudolf Schmitt

Hochschule Zittau/Görlitz (FH)
FB Sozialwesen
Brückenstr. 1., G 1
D-02826 Görlitz

Tel.: 03581/4828128

E-Mail: r.schmitt@hs-zigr.de
URL: http:/www.hs-zigr.de/~schmitt

Zitation

Schmitt, Rudolf (2009). Metaphernanalysen und die Konstruktion von Geschlecht [84 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 10(1), Art. 16, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0902167.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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