Volume 1, No. 2, Art. 13 – Juni 2000

Qualitativ-psychologische Forschung mit dem Voice-Ansatz

Mechthild Kiegelmann

Zusammenfassung: Die hier vorgestellte Voice-Methode ist ein qualitativ-psychologischer Ansatz, der besonders geeignet ist, um psychologische Umgangsprozesse mit tabuisierten Themen oder mit psychischen Konflikten zu analysieren. Ursprünglich basierend auf einem Verfahren zur Analyse von Moralentwicklung wird in diesem erweiterten Verfahren den verschiedenen Strängen von Umgangsformen mit Tabuthemen nachgespürt. Dabei entsteht eine Analyse des Zusammenspiels einzelner dieser Stränge oder Stimmen, die Dissonanzen, Harmonien und Widersprüche in die psychologische Auswertung mit einbezieht.

Keywords: Psychologie, Umgang mit tabuisierten Themen, Voice-Ansatz, qualitative Forschung

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die ursprüngliche Methode

3. Praktische Anwendung

4. Weiterentwicklung

5. Beispiel

5.1 Erstes Lesen: Inhalt und Reaktion

5.2 Zweites Lesen: Selbst

5.3 Drittes Lesen: Soziale Bedingungen

5.4 Viertes Lesen: eine Vielzahl von Stimmen

5.5 Voice Cluster

6. Zusammenfassung und Perspektive

Literatur

Zur Autorin

Zitation

 

1. Einleitung

Die Voice-Methode hat ihre Wurzeln in der Analyse von moralischen Argumentationsmustern. Von daher ist sie gut geeignet für Forschungen über psychologische Entscheidungsprozesse. Ich nutze und erweitere diesen Ansatz, um Forschungsergebnisse für eine "Psychologie des Schweigenbrechens" zu erzielen. Für eine Untersuchung des Umgangs mit sozialen Tabuthemen eignet sich dieser Voice-Ansatz besonders, weil ich bei der Analyse neben ausdrücklich genannten Inhalten auch Informationen über latente Inhalte mit einbeziehe (z.B. Pausen, Selbstbenennungen, Zögern, Entwicklungen und Veränderungen im Argumentationsprozeß, Vielschichtigkeit von Aussagen). Besonders mein Nachspüren nach verschiedenen und ggf. auch widersprüchlichen Ausdrucksebenen und meine ausdrückliche Betonung von respektvoller Gestaltung der Forschungsbeziehungen ermöglichen mir, psychologische Phänomene zu studieren, die erst nach Überwindung von Hemmungen und in vertrauensvollen Gesprächen artikuliert werden (vgl. meine Studie über Geschwisterinzest, KIEGELMANN 1997 und über Umgangsformen mit NS-Geschichte am Arbeitsplatz, KIEGELMANN 1999a oder BEAUBOEUFs 1997 Forschung über Engagement gegen Rassismus bei Lehrerinnen in den USA.) [1]

2. Die ursprüngliche Methode

Die hier vorgestellte Methode ist meine Weiterentwicklung des "Voice Centered Listening", das von Lyn BROWN, Carol GILLIGAN und deren KollegInnen im "Harvard Project of Girls' Development and Women's Psychology" erarbeitet wurde (BROWN et al. 1988). In den 1970ger Jahren forschte Carol GILLIGAN zusammen mit anderen WissenschaftlerInnen aus der Arbeitsgruppe um KOHLBERG über Moralentwicklung. Aufgrund ihrer empirischen Befunde entwickelte sie eine Theorie der Moralentwicklung, in der sie neben einer Regelorientierung auch eine Beziehungsorientierung darstellt, die Menschen zur Lösung von moralischen Konflikten nutzen. Sie bezeichnete diese beiden Orientierungen als "voice of justice" und "voice of care" (GILLIGAN 1977 und GILLIGAN 1982). Das hier entstandene Konzept von "voice" oder "Stimme" wurde sowohl von GILLIGAN, als auch ihren KollegInnen weiterentwickelt. 1988 verfaßten einige WissenschaftlerInnen einen Methodenleitfaden, in welchem die Analyse der "Care-" und der "Justice-Orientierung" als Interpretationsform von Moralentwicklung beschrieben wurde (BROWN et al. 1988). Neuere Arbeiten konzentrieren sich auf Fragen nach der Entwicklung von jugendlichen Mädchen, die einem sozialem Druck durch entmündigende Weiblichkeitsideale ausgesetzt sind und diesem Widerstand entgegensetzen (BROWN & GILLIGAN 1992,TAYLOR, GILLIGAN & SULLIVAN 1995 und BROWN 1998). [2]

3. Praktische Anwendung

Die Analyse von Interviewtranskripten mit dieser Methode beruht auf vier aufeinanderfolgenden Lesedurchgängen. Beim ersten Lesen wird eine Inhaltsanalyse durchgeführt und die Reaktion der ForscherIn auf das Material notiert. Im zweiten Durchgang wird die Ausdrucksform des "Selbst" erhoben, indem alle Aussagen, mit der die SprecherIn auf sich verweist herausgesucht und interpretiert werden. In den folgenden Lesedurchgängen werden die jeweiligen zu analysierenden Stimmen getrennt herausgefiltert und interpretiert, z.B. drittes Lesen nach der "Care"-Stimme und viertes Lesen nach der "Justice"-Stimme. In neueren Arbeiten werden diese letzten Lesedurchgänge auch Suche nach "kontrapunktischen" Stimmen genannt (TAYLOR, GILLIGAN & SULLIVAN 1995, S.31). [3]

4. Weiterentwicklung

In meiner Anwendung und Weiterentwicklung dieser qualitativen Methode greife ich das Konzept von "voice" auf, beziehe aber ein breiteres Spektrum an Fragen ein. Um die Bedeutung von gesellschaftlichen Bedingungen mit zu erfassen,  füge ich einen zusätzlichen Lesedurchgang zwischen dem Lesen mit Konzentration auf das Selbst und der Suche nach den kontrapunktischen Stimmen ein: In diesem Schritt markiere und analysiere ich gezielt, in welcher Beziehung die Personen zu gesellschaftlichen Bedingungen stehen und wie sie im System sozialer Machtstrukturen verortet sind (vgl. ROMMELSPACHER 1997). Hierbei untersuche ich sowohl die sozialkritischen Aussagen der InterviewpartnerInnen (vgl. BROWN 1998, S.34), beziehe aber auch eine kritische Reflexion von sozialen Bedingungen in meine Analyse ein, die in den Interviews nicht immer ausdrücklich angesprochen werden. Auf diese Weise gehe ich über ein Anknüpfen an subjektive Theorien der Befragten hinaus. [4]

Mit dem Beachten von multiplen Aspekten in den Erfahrungen, Umgangsstrategien und Identitätskonzepten erweitere ich auch das Verfahren der Analysemethode des Voice-Ansatzes. Anstatt schon in der Forschungsplanung die zu untersuchenden "kontrapunktischen" Stimmen festzulegen, nutze ich das Voice-Verfahren, um in den Daten psychologische Prozesse neu zu bestimmen. Statt des ursprünglichen dritten und vierten Schritts suche ich in einem einzigen Lesedurchgang nach einer im Transkript enthaltenen Vielzahl von Stimmen. Auf diese Weise baue ich einen Arbeitsschritt ein, bei dem ich eine größere Anzahl an Stimmen in den Daten heraushebe, als die meisten meiner KollegInnen, die mit der Voice-Methode arbeiten. [5]

Das Nebeneinander verschiedener Stimmen verstehe ich als Ausdruck einer mehrdimensionalen Identität, die BILDEN und KEUPP beschrieben haben (BILDEN 1997, KEUPP & HÖFER 1997, vgl. auch KIEGELMANN 1999b). Dieses erklärungsgenerierende Vorgehen gestalte ich in Anlehnung an Grounded Theory (STRAUSS 1987). Um die einzelnen Stimmen zu finden, beginne ich bei den Selbstdeutungen und subjektiven Theorien der Befragten, beziehe dann auch meine Beobachtungen über Körpererfahrungen, Emotionen und soziale Bezüge mit ein. Dabei suche ich nach handlungsleitenden Bedeutungszusammenhängen. Ich arbeite zunächst sehr nah an Transkriptionstexten und erstelle detaillierte Voice-Listen. Erst in späteren Schritten fasse ich diese Vielzahl von Stimmen in Überkategorien zusammen und analysiere, wie diese miteinander in Beziehung stehen. Meine Forschungsergebnisse basieren somit auf jeweils in den Daten neu gefundenen Voice-Konstellationen. [6]

5. Beispiel

Um den Voice-Ansatz zu veranschaulichen, werde ich im folgenden an einem Beispiel aus meiner Studie über Bruder-Schwester Inzest die einzelnen Arbeitsschritte bzw. Lesedurchgänge kurz skizzieren (vgl. KIEGELMANN, 1997). Die übergreifende Frage meiner Studie war nach den Prozessen des Schweigenbrechens über Erfahrungen von sexueller Gewalt durch Brüder. In diesem Forschungsprojekt habe ich u.a. "Elena", eine 23 jährige Studentin in den USA aus einer bikulturellen Familie (Puertorikanisch-US-amerikanisch) interviewt. Sie wurde als Kind von ihrem älteren Bruder sexuell mißbraucht und spricht im Interview mit mir über ihre Erfahrungen:

"Back then he was my big brother and I would do anything to, to protect him and make sure nothing happened to him, and whatever else, you know, and do whatever he told me to do. And [1] now, that, [1] I know better [laughs] you know, like I take care of myself first, and you know, like he comes later and [inhale] I care about him as a person 'cause he's a, ... he's a really, ... H-he is a genuinely a good person you know, and I think that he has a lot of problems, and I think [1] a lot of the problems are from my parents, but [1] I also think like, a lot of the things he did were because he was troubled. But at the same time I don't excuse that. You know, like 'cause I grew up with the same parents and I've molested nobody [on laugh:] You know. And I didn't hurt anybody in the process." (Ziffern in [Klammern] geben Pausen in Sekunden an) [7]

5.1 Erstes Lesen: Inhalt und Reaktion

In diesem Abschnitt spricht Elena über Ihre Beziehung zu ihrem Bruder, wobei sie eine Entwicklung zwischen früher (back then) und heute (now) benennt. [8]

Beim Lesen dieses Auszugs reagiere ich mit dem Bedürfnis, sie dazu zu ermutigen, ihren Vorsatz "I take care of myself first" noch stärker zu befolgen und nicht zu schnell wieder bei einer Entschuldigung für den Bruder zu landen. Aufgrund dieser Reaktion werde ich bei der Interpretation des Materials darauf achten, daß mein Bedürfnis nach Abgrenzung von dem Bruder nicht die Aussagen von Elena übertönt. [9]

5.2 Zweites Lesen: Selbst

Die Textabschnitte, in denen Elena sich selbst benennt, lauten:

I would do anything; do whatever he told me to do; I know better; I take care of myself first; I care about him; I think that he has; I think; but [1] I also think; I don't excuse that; I grew up; I've molested nobody; I didn't hurt anybody. [10]

In dieser Reihung der Selbst-Statements sagt Elena ohne zu zögern, was sie weiß und denkt. In der Mitte des Textauszugs erkenne ich einen Bruch in der Klarheit und Bestimmtheit ihrer Aussagen: Dreimal benutzt sie "I think", was ich in diesem Zusammenhang als eine Abschwächung in ihrer Gewißheit verstehe (übersetzt mit "ich denke" oder "ich glaube"). Diese drei Statements markieren einen eigenen Sinnzusammenhang, in welchem sie mögliche Ursachen für das Verhalten ihres Bruders aufzählt. Vielleicht gelingt ihr eine Übernahme von Argumenten, die den Bruder entlasten nicht bruchlos. Diese Beobachtung werde ich in der weiteren Analyse verfolgen. [11]

5.3 Drittes Lesen: Soziale Bedingungen

In drei Einzel- und vier Gruppeninterviews mit Elena habe ich unter anderem Informationen zu ihrem sozialen Hintergrund gesammelt. Elena hat als Kind unter rassistisch motivierter Ausgrenzung in ihrer Nachbarschaft und in der Schule gelitten. Aus dieser Erfahrung heraus weiß sie, daß ihr Bruder aus einem eigenen Leidensdruck heraus gehandelt hat (a lot of the things he did were because he was troubled). Den Bruder anderen gegenüber (einschließlich mir, der weißen Frau und Forscherin) zu verteidigen ist auch ein Akt des Schutzes ihrer Familie (I would do anything to, to protect him and make sure nothing happened to him). [12]

Eine Übertragung von Problemen der Eltern auf den Bruder sieht Elena als eine Ursache für dessen Verhalten (a lot of the problems are from my parents). Neben Mangel an Geld und Zugang zu Bildung hat Elena ethnische Konflikte als Schwierigkeiten der Eltern genannt, die bei den Eltern u.a. zu sehr großer Strenge den Kindern gegenüber führten. Zwei ältere Geschwister verließen z.B. die Familie unter Protest und Elena hat diese seit Ihrer eigenen Einschulung nicht mehr gesehen. Die sozialen Bedingungen von Elenas Familie bestärken ihre Aussagen, mit denen sie Probleme des Bruders erwähnt und diese als Gründe für sein Verhalten angibt. [13]

5.4 Viertes Lesen: eine Vielzahl von Stimmen

Im vierten Lesedurchgang achte ich auf eine Vielzahl von voneinander verschiedenen Zugangsweisen zu einem Thema, jede dieser Zugangsweisen benenne ich als "Stimme" mit einem Arbeitstitel, der zunächst an den Worten der interviewten Person angelehnt ist. [14]

Interessant an dem Beispieltext ist der Kontrast zwischen der persönlichen guten Beziehung zu dem Bruder (I care about him as a person 'cause he's a, ... he's a really, ... H-he is a genuinely a good person) und auf der anderen Seite einer Abgrenzung von ihm, bei der sie den Mißbrauch beim Namen nennt (But at the same time I don't excuse that. You know, like 'cause I grew up with the same parents and I've molested nobody). [15]

Diese beiden Aspekte ihrer Beziehung zu dem Bruder kommen auch an anderen Stellen im Interview wieder vor. Dem ersten Aspekt habe ich in Anlehnung an Elenas Worte mit dem Arbeitstitel "I'm best friends with my brother-Voice"versehen und als Code für sämtliche Daten von Elena benutzt. Die zweite Stimme habe ich als "my brother abused me-Voice" kodiert. Beide Aspekte stehen bei Elena nebeneinander. [16]

Im Beispieltext höre ich eine Spannung zwischen diesen beiden Stimmen, die sich einander abzuwechseln scheinen. Sie beginnt mit "back then", um einen Kontrast zu einer überwundenen Haltung aufzuzeigen, beschreibt dann in abgrenzender Vergangenheitsform, aber in freundlichen Worten ihre enge Beziehung zu ihm (my big brother, I would do anything to protect him). In diesem Anfang des Abschnitts überwiegt die dem Bruder wohlgesinnte Stimme ("I'm best friends with my brother-Voice"). Durch ein "now" abgegrenzt höre ich im Anschluß bei Elena die distanzierende Stimme ("my brother abused me-Voice"),in der sie ihre Bedürfnisse in den Vordergrund rückt (I take care of myself first). Schnell gibt sie wieder der Stimme die Oberhand, in der sie nun im Präsens ihre Nähe zu dem Bruder beschreibt: H-he is a genuinely a good person. Hierbei interpretiere ich die Satzanfänge, die dieser Aussage vorangehen als eine Art "Anlauf", mit der sich die Stimme erst langsam gegen die abgrenzende Haltung durchsetzt ('cause he's a, ... he's a really, ...). In der "I'm best friends with my bother-Voice" (abgeschwächt durch I think-Einschübe) fährt sie fort, ihren Bruder im größeren Zusammenhang zu sehen und endet schließlich damit, ihr eigenes nicht-mißbrauchendes Verhalten trotz gleichem sozialen Umfeld zu betonen, was ich als Ausdruck der "my brother abused me-Voice" verstehe. [17]

Zusätzlich zu diesen beiden oszillierenden Stimmen, die sich auf Elenas Haltung zu dem Bruder beziehen, kann ich dem Interviewbeispiel weitere Codes zuordnen, die in den Daten immer wieder und auch im Bezug auf andere Personen auftauchen: "I take care of others-Voice" und "I would do whatever I was told-Voice". Diese beiden Stimmen verstehe ich als Ausdruck von Selbstverleugnung und Unterwerfung. Im Textbeispiel sagt Elena, daß sie sich zum einen als Kind um den (acht Jahre älteren!) Bruder gekümmert und ihn beschützt habe, und sich zum anderen seinen Wünschen unterworfen habe (and I would do anything to, to protect him and make sure nothing happened to him, and whatever else, you know, and do whatever he told me to do). Elena hat sich während der Gruppeninterviews einige Male um andere Frauen gekümmert, was ich aus Ausdruck ihrer "I take care of others-Voice" verstehe. [18]

5.5 Voice Cluster

Nach einer fallbezogenen Analyse der Daten von den einzelnen Studienteilnehmerinnen habe ich die Vielzahl der gefunden Stimmen aller Befragten (bei Elena identifizierte ich 16 Stimmen) in Überkategorien zusammengefaßt. Auf diese Weise erhielt ich die drei nebeneinander existierenden Kategorien: "Schweigen", "Schmerz verkörpern" und "Benennen" als Elemente des Prozesses des Schweigenbrechens nach Erfahrungen von sexueller Gewalt durch Brüder. Elenas "my brother abused me-Voice" bildet dabei eine der Grundlagen für die Kategorie "Benennen" oder ausdrückliches Brechen des Schweigens über die erfahrene sexuelle Gewalt. Die anderen Stimmbeispiele unterstützen dagegen die Kategorie des Schweigens ("I'm best friends with my brother-Voice", "I take care of others-Voice" und "I would do whatever I was told-Voice"). [19]

6. Zusammenfassung und Perspektive

Ein Hauptanliegen meiner psychologischen Forschung ist das Bestreben, die Nuanciertheit von psychologischen Phänomenen ernstzunehmen. Bei der Anwendung und Weiterentwicklung des Voice-Ansatzes geht es mir darum, in qualitativ-psychologischer Forschung schon bei der Erstellung eines Forschungsdesigns auf sorgfältige Passung von Forschungsfragen und Forschungsmethodologie zu achten (vgl. MAXWELL 1996). Die Voice-Methode eignet sich besonders für Studien im Bereich von sozialen Tabuthemen, weil vermieden wird, die Aussagen von Personen auf einen einzigen Nenner zu bringen, der Ambivalenzen und widersprüchliche Aspekte in dem Erleben von Personen unberücksichtigt läßt. Eine verantwortungsbewußte und ethische Gestaltung der Forschungsbeziehungen ist für mich zentral. Psychologische Forschung betreibe ich aus einer feministischen Perspektive, d.h. mit bewußter Entscheidung für soziales Engagement und gegen soziale Unterdrückung (vgl. SCHÜSSLER FIORANZA 1983). [20]

Um dieses Verfahren samt seiner theoretischen Einbettung auch in Deutschland bekannter werden zu lassen, schreibe ich zur Zeit an einem kleinen Methodenbuch speziell über die Voice-Methode. Im Zuge der Formulierung dieses Leitfadens erstelle ich auch Definitionen von Kernkonzepten, wie "Stimme", "Selbst" oder "Vielschichtigkeit". [21]

Literatur

Beauboeuf, Tamara (1997). Politicized mothering among African-American women teachers: A qualitative inquiry. Ann Arbor, MI: UMI.

Bilden, Helga (1997). Das Individuum - ein dynamisches System vielfältiger Teil-Selbste. Zur Pluralität in Individuum und Gesellschaft. In Heiner Keupp & Renate Höfer (Hrsg.), Identitätsarbeit heute. Klassische und aktuelle Perspektiven der Identitätsforschung (S.227-249). Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Brown, Lyn Mikel (1998). Raising their voices. The politics of girls' anger. Cambridge, MA: Harvard University Press.

Brown, Lyn; Argyris, Dianne; Attanucci, Jane; Bardige, Betty; Gilligan, Carol; Johnston, Kay; Miller, Barb; Osborne, Dick; Ward, Janie; Wiggins, Grant & Wilcox, David (1988). A guide to reading narratives of conflict and choice for self and relational voice (Monograph no.1). Cambridge, MA: Project on the Psychology of Women and the Development of Girls, Harvard Graduate School of Education.

Brown, Lyn & Gilligan, Carol (Hrsg.) (1992). Meeting at the crossroads: Women's psychology and girl's development. Cambridge, MA: Harvard University Press.

Gilligan, Carol (1977). In a different voice: Women's conceptions of self and morality. Harvard Educational Review, 47, 481-517.

Gilligan, Carol (1982). In a different voice. Cambridge, MA: Harvard University Press.

Kiegelmann, Mechthild (1997). Coming to Terms: A Qualitative Study of Six Women's Experiences of Breaking the Silence about Brother-Sister Incest. Ann Arbor, MI: UMI.

Kiegelmann, Mechthild (1999a). Verdecktes Erinnern an NS-Geschichte in deutschen Unternehmen. Anmerkungen zur Selbstdarstellung einer Nervenklinik. In Annette Henninger (Hrsg.), Ins Netz geholt: Zeit, Geld, Informationen - alles, was die Wissenschaftlerin braucht!? (S.125-133). Düsseldorf: edition Hans Böckler.

Kiegelmann, Mechthild (1999b). Weibliche Identitäten. Katechetische Blätter, 124, 385-388.

Keupp, Heiner & Höfer, Renate (Hrsg.) (1997). Identitätsarbeit heute. Klassische und aktuelle Perspektiven der Identitätsforschung. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Maxwell, Joseph (1996). Qualitative research design. An interactive approach. Thousand Oaks, CA: Sage.

Rommelspacher, Birgit (1997). Identität und Macht. Zur Internalisierung von Diskriminierung und Dominanz. In Heiner Keupp & Renate Höfer (Hrsg.), Identitätsarbeit heute. Klassische und aktuelle Perspektiven der Identitätsforschung (S.251-269). Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Taylor, Jill McLean & Gilligan, Carol & Sullivan, Amy (1995). Between voice and silence: Women and girls, race and relationship. Cambridge, MA: Harvard University Press.

Schüssler Fiorenza, Elisabeth (1983). In memory of Her. New York: Crossroad.

Strauss, Anselm (1987). Qualitative analysis for social scientists. Cambridge; New York: Cambridge University Press.

Zur Autorin

Mechthild KIEGELMANN, Wissenschaftliche Assistentin in der Abteilung Pädagogische Psychologie an der Universität Tübingen. Arbeitsschwerpunkte: qualitative Psychologie, pädagogische Psychologie, Psychologie des Schweigenbrechens, Traumapsychologie

Kontakt:

Mechthild Kiegelmann

Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Münzgasse 22-30
D - 72070 Tübingen

E-Mail: mechthild_kiegelmann@post.harvard.edu
URL: http://www.qualitative-psychologie.de

Zitation

Kiegelmann, Mechthild (2000). Qualitativ-psychologische Forschung mit dem Voice-Ansatz [21 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(2), Art. 13, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0002136.

Revised 7/2008

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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