Volume 1, No. 2, Art. 20 – Juni 2000
Qualitative Inhaltsanalyse
Philipp Mayring
Zusammenfassung: Der Beitrag beschreibt einen Ansatz systematischer, regelgeleiteter qualitativer Analyse von Text, der methodische Stärken der quantitativen Inhaltsanalyse teilweise übernimmt und zu einem qualitativ orientierten Instrumentarium ausweitet. Dazu werden historische Entwicklungslinien der Inhaltsanalyse aufgezeigt und die Grundlagen der Technik (Analyseeinheiten, Schrittmodelle, Arbeiten mit Kategoriensystemen, Gütekriterien) expliziert. Schließlich werden an Techniken Qualitativer Inhaltsanalyse die induktive Kategorienentwicklung und die deduktive Kategorienanwendung näher dargestellt. Es wird gezeigt, wo Computerprogramme diese qualitativen Analyseschritte unterstützen können, es werden Ansatzpunkte quantitativer Auswertungsschritte festgemacht und abschließend die Möglichkeiten und Grenzen des Ansatzes diskutiert.
Keywords: qualitative Inhaltsanalyse, Inhaltsanalyse, Kategorie, Induktion, Interkoderreliabilität
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Geschichte der Inhaltsanalyse
3. Grundkonzepte der Inhaltsanalyse
4. Vorgehensweise qualitativer Inhaltsanalyse
5. Computerprogramme zur Unterstützung qualitativer Inhaltsanalyse
6. Anwendungsbeispiele
7. Diskussion
Die qualitative Inhaltsanalyse (MAYRING 2000) in der hier vorgestellten Form stellt ein Bündel an Verfahrensweisen zur systematischen Textanalyse dar, die vor etwa 20 Jahren in Zusammenhang mit einer großangelegten Interviewstudie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit (ULICH et al. 1985) entwickelt wurden. Dort fielen durch etwa 600 offene Befragungen (Leitfadeninterviews ) ca. 20.000 Seiten Transkripte an, die qualitativ orientiert ausgewertet werden sollten. [1]
Der Grundgedanke des hier vorgestellten Ansatzes ist dabei, die Vorteile der in den Kommunikationswissenschaften entwickelten quantitativen Inhaltsanalyse zu bewahren und auf qualitativ-interpretative Auswertungsschritte zu übertragen und weiter zu entwickeln. [2]
Weitere Informationen zur Quantitativen Inhaltsanalyse lassen sich im Internet unter http://www.inhaltsanalyse.de, unter http://www.content-analysis.de, unter http://www.zuma-mannheim.de/research/methods/textanalysis [Broken link, September 2002, FQS] oder unter http://www.gsu.edu/~wwwcom/content.html [Broken link, FQS, December 2004] finden. [3]
Gegenstand (qualitativer) Inhaltsanalyse kann jede Art von fixierter Kommunikation sein (Gesprächsprotokolle, Dokumente, Videobänder, ...). Sie analysiert jedoch nicht nur, wie ihr Name suggerieren könnte, den manifesten Inhalt des Materials. BECKER & LISSMANN (1973) sprechen hier von verschiedenen Schichten des Inhalts (Themen und Gedankengang als primärer Inhalt, latenter Inhalt, durch Interpretation im Textkontext erschlossen). Sie analysiert auch formale Aspekte des Materials. Sie bettet ihr Material in ein Kommunikationsmodell ein und versucht, Schlussfolgerungen auf Teile dieses Modells zu ziehen (s.u.). KRIPPENDORFF definiert danach "content analysis as the use of replicable and valid method for making specific inferences from text to other states or properties of its source" (1969, S.103). [4]
Die qualitative Inhaltsanalyse stellt also einen Ansatz empirischer, methodisch kontrollierter Auswertung auch größerer Textcorpora dar, wobei das Material, in seinen Kommunikationszusammenhang eingebettet, nach inhaltsanalytischen Regeln auswertet wird, ohne dabei in vorschnelle Quantifizierungen zu verfallen. [5]
2. Geschichte der Inhaltsanalyse
Hier kann man verschiedene Phasen unterscheiden (vgl. auch MERTEN 1983; KRIPPENDORFF 1980; MAYRING 1994a).
Vorläufer: Hier werden verschiedene textanalytische, textvergleichende, auch hermeneutische Ansätze genannt (z.B. Bibelanalysen, frühe Zeitungsanalysen), graphologische Analyseansätze, bis hin zur Traumdeutung Sigmund FREUDs.
Kommunikationswissenschaftliche Fundierung: Die Grundlagen einer quantitativ orientierten Analyse von Massenmedien unter dem Label "Content Analysis" werden in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in USA durch Paul F. LAZARSFELD und Harold D. LASSWELL gelegt. Das erste Lehrbuch dieser Methoden erscheint 1952 (BERELSON 1952).
Interdisziplinäre Erweiterung und Differenzierung: In den 60er Jahren verbreitete sich der methodische Ansatz auch auf Linguistik, Psychologie (vgl. dazu RUST 1983), Soziologie, Geschichtswissenschaft, Kunstwissenschaften etc. Die Vorgehensweisen wurden verfeinert (Einordnung in Kommunikationsmodell, Analyse non-verbaler Merkmale, Kontingenzanalysen, Bewertungsanalysen, Computerunterstützung) (vgl. POOL 1959; GERBNER, HOLSTI, KRIPPENDORFF, PAISLEY & STONE 1969).
Qualitative Kritik: Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Einwände gegen eine zu oberflächliche, latente Sinnstrukturen nicht erfassende, vorschnell quantifizierende Vorgehensweise vorgebracht und eine auch qualitative Analyse gefordert (KRACAUER 1952). Im Folgenden wurden einige Ansätze einer qualitativ orientierten Inhaltsanalyse entwickelt (RITSERT 1972; MOSTYN 1985; WITTKOWSKI 1994; ALTHEIDE 1996). [6]
3. Grundkonzepte der Inhaltsanalyse
Die folgenden Grundgedanken inhaltsanalytischer Vorgehensweise erscheinen uns zentral auch für die Entwicklung einer qualitativen Inhaltsanalyse:
Einordnung in ein Kommunikationsmodell: Hier soll festgelegt werden, was das Ziel der Analyse ist, Variablen des Textproduzenten (dessen Erfahrungen, Einstellungen, Gefühle), der Entstehungssituation des Materials, des soziokulturellen Hintergrunds, der Wirkung des Textes.
Regelgeleitetheit: Das Material wird, einem inhaltsanalytischen Ablaufmodell folgend, in Analyseeinheiten zerlegt und schrittweise bearbeitet.
Kategorien im Zentrum: Die Analyseaspekte werden in Kategorien gefasst, die genau begründet werden und im Laufe der Auswertung überarbeitet werden (Rückkopplungsschleife).
Gütekriterien: Das Verfahren will prinzipiell nachvollziehbar sein, seine Ergebnisse im Sinne eines Triangulationsansatzes mit anderen Studien vergleichbar machen und auch Reliabilitätsprüfungen einbauen. Zur Bestimmung der Interkoderreliabilität werden allerdings nur ins Projekt eingearbeitet Kodierer eingesetzt, auch argumentative Elemente eingebaut (Kann ich den Erstkodierer von der Angemessenheit meines abweichenden Auswertungsurteils überzeugen?) und die Ansprüche an Übereinstimmung heruntergeschraubt (COHENS Kappa über 0.7 als ausreichend). [7]
4. Vorgehensweise qualitativer Inhaltsanalyse
Die oben aufgeführten Bausteine quantitativer Inhaltsanalyse sollen beibehalten werden, um darauf qualitative Verfahren aufzubauen. Im Zentrum stehen dabei zwei Ansätze, induktive Kategorienentwicklung und deduktive Kategorienanwendung (vgl. zum Folgenden und zu weiteren Ansätzen MAYRING 2000). [8]
4.1 Induktive Kategorienentwicklung
Die Darstellungen zur klassische Inhaltsanalyse schweigen sich zum Problem, woher denn ihre Kategorien kommen, wie sie entwickelt werden, weitgehend aus: "How categories are defined ... is an art. Little is written about it." (KRIPPENDORFF 1980, S.76) [9]
Im Rahmen qualitativ orientierter Ansätze ist aber gerade dies wichtig, die Auswertungsaspekte nahe am Material, aus dem Material heraus zu entwickeln. Hier ist im Rahmen qualitativer Inhaltsanalyse ein Prozedere induktiver Kategorienentwicklung vorgeschlagen worden, das sich an systematischen Reduktionsprozessen orientiert, die im Rahmen der Psychologie der Textverarbeitung (vgl. BALLSTAEDT, MANDL, SCHNOTZ & TERGAN 1981; van DIJK 1980) beschrieben wurden. [10]
Abb. 1: Ablaufmodell induktiver Kategorienbildung (vgl. MAYRING 2000) [11]
Die einzelnen Schritte können hier nicht genauer ausgeführt werden. Grundgedanke ist, aus der Fragestellung der Studie abgeleitet und theoretisch begründet ein Definitionskriterium festzulegen, das bestimmt, welche Aspekte im Material berücksichtigt werden sollen, und dann schrittweise das Material danach durchzuarbeiten. Die entwickelten Kategorien werden in einer Rückkopplungsschleife überarbeitet, einer Reliabilitätsprüfung unterzogen, und können später auch zu Überkategorien zusammengefasst und je nach Fragestellung auch nach quantitativen Aspekten ausgewertet werden. [12]
4.2 Deduktive Kategorienanwendung
Hier geht es darum, schon vorher festgelegte, theoretisch begründete Auswertungsaspekte an das Material heranzutragen. Der qualitative Analyseschritt besteht dabei darin, deduktiv gewonnene Kategorien zu Textstellen methodisch abgesichert zuzuordnen. Gerade dieser Schritt wird, obwohl ein solches Verfahren häufig angewendet wird, wenig beschrieben. Hier zunächst das Ablaufmodell: [13]
Abb. 2: Ablaufmodell deduktiver Kategorienanwendung (vgl. MAYRING 2000) [14]
Kernstück ist hier die genaue Definition der vorgegebenen Kategorien und die Festlegung von inhaltsanalytischen Regeln, wann ihnen eine Textstelle zugeordnet werden kann. Dabei hat sich das Arbeiten mit einem Kodierleitfaden bewährt: [15]
Kategorie |
Definition |
Ankerbeispiele |
Kodierregeln |
K1: hohes Selbstvertrauen |
Hohe subjektive Gewissheit, mit der Anforderung gut fertig geworden zu sein, d.h. - Klarheit über die Art der Anforderung und deren Bewältigung, - Positives, hoffnungsvolles Gefühl beim Umgang mit der Anforderung, - Überzeugung, die Bewältigung der Anforderung selbst in der Hand gehabt zu haben. |
"Sicher hat's mal ein Problemchen gegeben, aber das wurde dann halt ausgeräumt, entweder von mir die Einsicht, oder vom Schüler, je nachdem, wer den Fehler gemacht hat. Fehler macht ja ein jeder." (17,23) "Ja klar, Probleme gab's natürlich, aber zum Schluss hatten wir ein sehr gutes Verhältnis, hatten wir uns zusammengerauft." (27,33) |
Alle drei Aspekte der Definition müssen in Richtung "hoch" weisen, es soll kein Aspekt auf nur mittleres Selbstvertrauen schließen lassen Sonst Kodierung "mittleres S." |
K2: mittleres Selbstvertrauen |
Nur teilweise oder schwankende Gewissheit, mit der Anforderung gut fertig geworden zu sein |
"Ich hab mich da einigermaßen durchlaviert, aber es war oft eine Gratwanderung." (3,55) "Mit der Zeit ist es etwas besser geworden, aber ob das an mir oder an den Umständen lag. Weiß ich nicht." 77, 20) |
Wenn nicht alle drei Definitionsaspekte auf "hoch" oder "niedrig" schließen lassen |
K3: niedriges Selbstvertrauen |
Überzeugung, mit der Anforderung schlecht fertig geworden zu sein, d.h. - wenig Klarheit über die Art der Anforderung, - negatives, pessimistisches Gefühl beim Umgang mit der Anforderung, - Überzeugung, den Umgang mit der Anforderung nicht selbst in der Hand gehabt zu haben. |
"das hat mein Selbstvertrauen getroffen; da hab ich gemeint, ich bin eine Null – oder ein Minus." (5, 34) |
Alle drei Aspekte deuten auf niedriges Selbstvertrauen, auch keine Schwankungen erkennbar |
Abb. 3: Beispiel für einen Kodierleitfaden [16]
Hier werden explizite Definitionen, prototypische Textstellen und Abgrenzungsregeln zwischen den Kategorien zusammengetragen und im Analyseprozess erweitert und überarbeitet. [17]
5. Computerprogramme zur Unterstützung qualitativer Inhaltsanalyse
Gerade in den letzten Jahren sind auch im Rahmen qualitativer Forschung Computerprogramme entwickelt worden, die die qualitative Arbeit mit Texten unterstützen (nicht ersetzen!) können (vgl. HUBER 1992; WEITZMAN & MILES 1995; MAYRING 1996; FIELDING & LEE 1998). Der Computer übernimmt dabei eine dreifache Rolle:
Er ist Assistent, indem er die im Ablaufmodell festgelegten Analyseschritte (Text durcharbeiten, unterstreichen, Randnotizen, Kategoriendefinition, Auswertungsregeln und Kommentare festhalten usw.) am Bildschirm ermöglicht und unterstützt und darüber hinaus Hilfsfunktionen anbietet (z.B. Suchen, Springen im Text, Zusammenstellen von Textstellen).
Er ist Dokumentationszentrum, indem er alle Analyseschritte festhält und damit nachvollziehbar macht, auch Vergleiche verschiedener Auswerter ermöglicht (z.B. Zurückverfolgen von Ursachen für Nicht-Reliabilitäten).
Er stellt Links zur quantitativen Auswertung zur Verfügung (oft bereits im Programm installiert). So können beispielsweise Kategorienhäufigkeiten analysiert werden, ohne fehleranfällige Übertragung der Daten von Hand in ein Auswertungsprogramm. [18]
Für die Arbeit mit Verfahrensweisen der Qualitativen Inhaltsanalyse haben sich dabei zwei PC-Programme besonders bewährt, die auch als Demo-Versionen im Internet zur Verfügung stehen, ATLAS/ti (http://www.atlasti.de) und winMAX (http://www.winmax.de). [19]
Hier sollen nun einige Anwendungsbeispiele qualitativer Inhaltsanalyse angeführt werden, die die verschiedenen Vorgehensweisen verdeutlichen können.
Sandro VICINI (1993) hat 14 ausführliche offene Interviews mit ErziehungsberaterInnen zu konkreten Behandlungsfällen geführt, um subjektive Beratungstheorien herauszufiltern. Eine zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse zu 8 Hauptkategorien wurde durchgeführt. Er konnte eine starke Therapeutisierung der Beratung, einen großen Pluralismus der Beratungskonzepte und einen hohen Ausbildungsstand der BeraterInnen belegen. [20]
Christa GERWIN (1994) hat eine offene Tagebuchstudie mit 21 LehrerInnen der Sekundarstufe I über ihre täglichen Sorgen und Highlights durchgeführt und mit zusammenfassender qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Sie konnte zeigen, dass das Lehrerdasein von erheblichen Belastungen, von alltäglichem Ärger mit Kopiergeräten bis hin zum Umgang mit erziehungsschwierigen Kindern, geprägt ist. [21]
Klaus BECK und Gerhard VOWE (1995) haben aus 25 einschlägigen Medienprodukten (Texten aus Tageszeitung, Wochenpresse und Rundfunk) Argumentationsmuster zum Thema Multimedia mit qualitativer Inhaltsanalyse herausgearbeitet. Durch eine Kombination induktiver und deduktiver Verfahrensweisen gelangten sie zu Argumentationsmustern wie Euphorie, ökonomischem Optimismus, politischer Kritik bis hin zu apokalyptischer Argumentation gegenüber der Multimediaentwicklung. [22]
Claudia DOLDE und Klaus GÖTZ (1995) haben 5 offene Interviews mit TeilnehmerInnen eines innerbetrieblichen PC-Lernstudios an ihrem Arbeitsplatz durchgeführt und das Material mit zusammenfassender und strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse bearbeitet, um ihr Lernvorgehen und die von ihnen gewählten Lernformen zu erheben. Zeitliche Flexibilität der Lernform stellte sich dabei als Vorteil, Heterogenität der Kursteilnehmer als Nachteil für das Lernen dar. [23]
Joachim BAUER et al. (1998) haben Lebensläufe von 21 Alzheimer-Patienten nach gemeinsamen Merkmalen untersucht und mit einer Kontrollgruppe von 11 Patienten vergleichbaren Alters mit vaskulärer Demenz verglichen. Die biographischen Leitfadeninterviews wurden mit qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet und ergaben gemeinsame Merkmale, die zu typischen biographischen Mustern (z.B. fürsorgliche Bevormundung) der Alzheimer-Patienten zusammengefasst wurden. [24]
In unserer eigenen Arbeitsgruppe (MAYRING, KÖNIG, BIRK & HURST 2000) haben wir 50 arbeitslose LehrerInnen in den neuen Bundesländern mit halb-strukturierten Interviews und offenen Biographiefragebögen nach psycho-sozialen Belastungen befragt und die Ergebnisse mit einer früheren eigenen LehrerInnenarbeitslosenstudie aus den alten Bundesländern verglichen. Wir konnten durch induktive und deduktive computergestützte qualitative Inhaltsanalyse zeigen, dass die doppelte Umbruchsituation (Wende und Arbeitslosigkeit) im Leben der Betroffenen erhebliche Risiken, aber auch Chancen für Anpassungsprozesse birgt. [25]
Mit der qualitativen Inhaltsanalyse sind Verfahrensweisen systematischer Textanalyse beschrieben worden, die Stärken der kommunikationswissenschaftlichen Inhaltsanalyse (Theoriegeleitetheit, Regelgeleitetheit, Kommunikationsmodell, Kategorienorientiertheit, Gütekriterien) nutzen, um qualitative Analyseschritte (induktive Kategorienentwicklung, Zusammenfassung, Kontextanalyse, deduktive Kategorienanwendung) methodisch kontrolliert vollziehen zu können. Dadurch werden auch die Verbindungslinien zu quantitativen Analyseschritten gezogen. [26]
Die Verfahrensweisen finden dort ihre Einschränkungen und Grenzen,
wo entweder die Fragestellung offener, explorativer, variabler ist und der Bezug zu festen Kategorien als Beschränkung erschiene,
oder wo ein ganzheitlicherer, nicht zergliedernd-schrittweiser Analyseablauf angestrebt wird. [27]
Allerdings lassen sich die beschriebenen Verfahrensweisen auch gut mit anderen qualitativen Ansätzen kombinieren. Dabei sollte immer die Fragestellung der Studie und die Charakteristik des zu untersuchenden Materials das Primat haben, nicht der Methode der Analyse. Deshalb wäre es m.E. auch sinnvoller, Methodenfragen immer in Bezug auf bestimmte Gegenstandsfelder zu diskutieren (z.B. zur Krankheitsbewältigungsforschung vgl. MAYRING 1994b; zur Emotionsforschung vgl. SCHMITT & MAYRING 2000) und hier dann methodenvergleichend (auch unter Einbeziehung quantitativer Ansätze) vorzugehen. [28]
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Philipp MAYRING ist Professor für Pädagogische Psychologie am Institut für Pädagogische Psychologie und Soziologie der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und Gastprofessor für Qualitative Methoden an der Universität Fribourg/Schweiz (vormals Gastprofessur für Qualitative Methoden Universität Klagenfurt und Universität Wien). Schwerpunkte neben den methodischen Arbeiten zur Qualitativen Inhaltsanalyse sind Entwicklungspsychologie (Arbeitslosigkeit, Pensionierung), Emotionsforschung (Wohlbefinden), Pädagogische Psychologie (Lernen und Emotionen) und Neue Medien (Evaluation virtueller Lehrveranstaltungen).
Kontakt:
Prof. Dr. Philipp Mayring
Institut für Pädagogische Psychologie und Soziologie der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, PF 220, Reuteallee 46, D - 71602 Ludwigsburg
Tel.: 07141-140-377
Fax: 07141-140-43
E-Mail: mayring_philipp@ph-ludwigsburg.de
Mayring, Philipp (2000). Qualitative Inhaltsanalyse [28 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(2), Art. 20, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0002204.
Revised 2/2009