Volume 10, No. 2, Art. 10 – Mai 2009
Rezension:
Elisabeth Schilling
Britta Kalscheuer & Lars Allolio-Näcke (Hrsg.) (2008). Kulturelle Differenzen begreifen. Das Konzept der Transdifferenz aus interdisziplinärer Sicht. Frankfurt/M.: Campus, 465 Seiten, ISBN 978-3-593-38475-7 (Broschiert), EUR 45,00
Zusammenfassung: Der hier besprochene Sammelband Kulturelle Differenzen begreifen enthält 20 Aufsätze, die aus den Perspektiven unterschiedlicher Disziplinen und Methoden den Transdifferenz-Begriff von Helmbrecht BREINIG und Klaus LÖSCH besprechen. Er basiert auf dem ersten, 2005 erschienen Band Differenzen anders denken, in dem das Konzept der Transdifferenz vorgestellt wurde.
Das Buch ist in drei Kapitel gegliedert. Anfangs wird Transdifferenz im Hinblick auf andere kulturwissenschaftliche Konzepte besprochen und verortet, des Weiteren wird die Bedeutung der Differenz und Differenzierung bei der Bestimmung von Identität(en) diskutiert, im letzten Kapitel erfolgt die Überprüfung des Konzepts im Feld: es wird über die ersten Ergebnisse aus verschiedenen Studien berichtet. Hiernach besitzt das Konzept der Transdifferenz ein hohes Erklärungspotenzial und kann vor allem für die Erklärung unsicherer Transformationsprozesse erfolgversprechend eingesetzt werden. Als ein neues Konzept bedarf es allerdings noch weiterer beträchtlicher Arbeit, um es theoretisch zu kontextualisieren und empirisch zu überprüfen.
Das Buch richtet sich an die wissenschaftliche Öffentlichkeit und bietet einen tiefen Einblick in die Transkulturalitätsforschung. Aufgrund der sehr komplexen Auseinandersetzung mit Begriffen, Theorien und Methoden wird ein fundiertes Vorwissen der Lesenden vorausgesetzt. Deswegen eignet sich das Buch nur bedingt für die Lehre.
Keywords: Kultur; Differenz; Transdifferenz; Hybridität; interkulturell; Dekonstruktion; Identität; Postkolonialismus; Cultural Studies
Inhaltsverzeichnis
1. Was ist Transdifferenz?
2. Transdifferenz als Antwort auf differenzielle Uneindeutigkeiten?
3. Transdifferente Identitäten
4. Operationalisierte Transdifferenz?
5. Die Zukunft der Transdifferenz
Bei sehr vielen internationalen Begebenheiten kommt irgendwann eine Frage. Sie lautet "Where are you from?" und soll, so die Erwartung mancher GesprächspartnerInnen, nicht nur die Auskunft über die zurückliegende Reise, sondern auch über den persönlichen und professionellen Hintergrund des/der Befragten, seine/ihre Neigungen und Überzeugungen, Lebensstil, Vorerfahrungen liefern. Denn es ist nicht leicht, sich von eigenen impliziten Theorien über den Zusammenhang zwischen Herkunft und persönlichen Eigenschaften zu befreien. Die Versuchung, es sich leicht zu machen und aus der Antwort auf diese eine Frage ein vollständiges Bild des Gegenübers zu entwerfen, ist groß. In dieser alltäglichen Situation schwingen halb unbemerkt einige Problemstellungen mit: Herrschaftsbeziehungen, Reduktion der Komplexität, heuristische Grenzziehung zwecks Unterscheidung und Strukturierung des Alltags, Identitätskonstruktion, Perspektivenvielfalt, Nicht-Linearität der Zeit sind nur wenige davon. [1]
Diese sowohl theoretischen als auch empirischen und alltagspraktischen Probleme scheinen im Konzept der Transdifferenz von BREINIG und LÖSCH (2002) auf hoher Abstraktionsebene aufgegriffen zu sein. Dazu schreiben sie:
"Transdifference denotes all that which resists the construction of meaning based on an exclusionary and conclusional binary model. [...] [The] term refers to such areas of language, thought, and experience that are excluded by the either/ or while retaining difference both in its logical and experiental aspects" (ebd., S.23). [2]
Transdifferenz soll also diverse, nicht-lineare Phänomene bündeln, die sich einer binären, klar abgrenzenden und kategorisierenden Unterscheidungslogik entziehen und abseits der gebildeten Kategorien bleiben. In diesem Sinne soll Transdifferenz ein "umbrella concept" auch für verwandte Konzepte (z.B. Hybridität, Kreolisierung, Interkulturalität oder Bricolage) bilden, ein Anspruch, den BREINIG und LÖSCH in einer späteren Arbeit zurückgenommen haben (s. BREINIG & LÖSCH 2005). Gleichzeitig bestreiten sie nicht die Notwendigkeit differenzierender Heuristiken, beschreiben sie aber als ein unabdingbares und gleichzeitig problematisches Instrument zur Konstruktion der menschlichen Lebenswelt (BREINIG & LÖSCH 2002). [3]
Auf die theoretische Ausarbeitung und eine disziplinäre Verortung dieses Konzepts zielt der Sammelband Kulturelle Differenzen begreifen, herausgegeben von Britta KALSCHEUER und Lars ALLOLIO-NÄCKE. Das Buch schließt sich an den ersten Band der Reihe Differenzen anders denken (2005) an, herausgegeben von ALLOLIO-NÄCKE, KALSCHEUER und MANZESCHKE, in dem das Konzept der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorgestellt und erläutert wurde. Während im ersten Band noch die Autoren des Konzepts zu Wort kamen und ihr Werk vorstellten (vgl. LÖSCH 2005; BREINIG & LÖSCH 2005), wurde im Folgenden dieser erste Sammelband einer interdisziplinären Gruppe von AutorInnen als Diskussionsgrundlage vorgelegt. Das Ziel des zweiten Bandes ist, das Konzept der Transdifferenz aus interdisziplinärer Perspektive zu beleuchten. Die beteiligten AutorInnen wurden gebeten, aus der Sicht ihres Fachs zum Konzept Stellung zu nehmen, seine Stärken und Schwächen zu diskutieren sowie über mögliche Anwendungsfelder innerhalb ihrer Disziplin nachzudenken. [4]
Das Ergebnis ist ein vielfältiges Kompendium von 20 Beiträgen u.a. aus Philosophie, Psychologie, Kulturwissenschaften, Ethnografie und diversen soziologischen Forschungsfeldern. Die AutorInnen prüfen aus der Perspektive ihrer Disziplin ihr Verständnis des Konzepts, seine theoretische Ausarbeitung und Standortbestimmung, seine empirische Anwendbarkeit, sein Potenzial und schließlich seine Abgrenzung von verwandten Konzepten. Die Beiträge sind thematisch drei Kapiteln zugeordnet: Im ersten Kapitel wird vorwiegend die theoretische Verortung des Transdifferenz-Konzepts und seine Abgrenzung von anderen kulturwissenschaftlichen Konzepten diskutiert. Im zweiten Kapitel wird die Bedeutung des Konzepts für die Identitätsforschung aufgegriffen. Hierbei ist besonders der Aspekt der Differenz und Differenzierung wichtig, deswegen wird die Beziehung von Differenz und Transdifferenz vorrangig thematisiert. Im dritten Kapitel werden die Möglichkeiten der Operationalisierung und der empirischen Überprüfung des Transdifferenz-Konzepts diskutiert. Da es sich um ein relativ neues Konzept handelt, ist die vorhandene empirische Basis noch recht schmal und bruchstückhaft. Einige Beiträge beschäftigen sich jedoch bereits mit der Frage, "wie sich Transdifferenz ereignet" (z.B. Beiträge von ERCAN, MOEBIUS) und im Feld erfasst werden kann. So wird z.B. Transdifferenz von Fremdem und Eigenem als komplexes und sich ständig veränderndes Phänomen verstanden, das auf verschiedenen Zeitebenen lokalisierbar ist. Entsprechend sei Transdifferenz nur durch eine permanente (Neu-) Erschaffung von Begriffen, Konzeptionen und Untersuchungsinstrumenten empirisch fassbar. [5]
2. Transdifferenz als Antwort auf differenzielle Uneindeutigkeiten?
Bereits bei der theoretischen Standortbestimmung des Konzepts werden grundlegende Differenzen im Verständnis von Transdifferenz und ihrer Bedeutung deutlich. [6]
Andreas RECKWITZ betont die Ähnlichkeit von Transdifferenz- und Hybriditätsbegriffen. Im Verlauf seiner Analyse vermeidet RECKWITZ, von der Transdifferenz zu sprechen; stattdessen wählt er den Oberbegriff der "generalisierten Hybridität des Kulturellen" (S.18). Er konzentriert sich in seinem Beitrag auf die Widersprüchlichkeit verschiedener "kultureller Sinnmuster" (S.17) innerhalb sozialer Praktiken und Diskurse. Diese verdeutlicht er anhand einer dekonstruktiven Diskursanalyse zweier Ratgeberwerke als Beispiele für den postmodernen Partnerschafts- bzw. Managementdiskurs: MACKs Rituale alltäglichen Glücks sowie In Search of Excellence von PETERS & WATERMAN. RECKWITZ macht deutlich, dass in diesen Diskursen bestimmte Verhaltensweisen (z.B. Wahlverhalten) zuerst naturalisiert werden, um daraufhin ihre Veränderung anzustoßen. Auch in organisationalen Werten sei diese Widersprüchlichkeit zu beobachten: einerseits wird ein ideales Arbeitssubjekt als "fluide" (flexibel) bezeichnet, andererseits als teamfähig und sich auf die kollektiven Werte der Organisation orientierend. RECKWITZ stellt fest, dass Hybridität ein weitverbreitetes Phänomen sei und analysiert die Muster des Umgangs mit der Hybridität im Alltag. Diese kulturellen und individuellen Muster fasst RECKWITZ zusammen als "das Muster des Verschmelzungssynkretismus, das Muster der Balance zwischen dem Inkommensurablen und das Muster der Fissur" (S.36). Das Muster des Verschmelzungssynkretismus beinhaltet die Auflösung der Differenzen und der Hybridität sowie die Herausbildung eines neuen einheitlichen Konstrukts (z.B. einer neuen homogenen Kultur). Im Muster der Balance zwischen dem Inkommensurablen ist einem Subjekt die Widersprüchlichkeit verschiedener kultureller Anforderungen bewusst. Trotzdem versucht es, diese zu synchronisieren und nebeneinander zu praktizieren. Ein Beispiel wäre hier die Balance zwischen emotionalen und rationalen Elementen in einer Partnerschaft. Im Muster der Fissur wird diskursiv versucht, ein kulturelles Konstrukt in einzelne Bestandteile zu zerlegen und zu einer neuen Praxis zu transformieren. Dabei kommen widersprüchliche Konstellationen zustande, die irrtümlich den Anspruch erheben, homogen und stabil zu sein. Als Beispiel wäre hier ein postmodernes Unternehmen zu nennen, das sich als homogen und eindeutig versteht, jedoch seine ArbeitnehmerInnen gleichzeitig als Teamplayer, WettbewerberInnen und eventuell noch künstlerisch kreative Individuen kodiert. Die Aufgabe der Kultur- und Sozialwissenschaften wäre hierbei, "diese 'unreine' Kehrseite der purifizierten Ansprüche der modernen Kultur kenntlich zu machen" (S.37). [7]
Kien Hghi HA bezweifelt in seinem sehr kritischen Beitrag, ob das Konzept der Transdifferenz ausgereift bzw. wissenschaftlich lebensfähig ist. Sein zentraler Kritikpunkt ist die Widersprüchlichkeit des Konzepts, das "zugleich sowohl dekonstruierend als auch differenzorientiert sein will" (S.49). HA stellt fest, dass diese Ambivalenz "wenig zur Klarstellung einer operationalisierbaren Theorie" (ebd.) beiträgt. Er bezweifelt, dass ein so widersprüchliches Konzept vereinheitlicht und präzisiert werden kann, da es darauf angewiesen sei, die Differenz ständig infrage zu stellen, sie aber gleichzeitig nicht aufzulösen, sondern in ihrer Komplexität zu erhalten. Dies bewertet HA als eine gleichzeitige Vertretung von zwei gegensätzlichen Positionen. Auch den Sinn des Konzepts stellt HA in Frage: Er vertritt die Meinung, dass die Untersuchung von kulturellen Zwischenräumen und hybriden Identitäten mit einer radikalen Kritik homogener und essenzialistischer Konstruktionen einhergehen sollte, weil erst dann der Untersuchungsgegenstand sichtbar werde. Anderenfalls würden bestehende soziale Konstruktionen naturalisiert. [8]
Auch Michael C. FRANK äußert einige Kritik an der Widersprüchlichkeit des Konzepts von BREINIG und LÖSCH. Da FRANK von der Unmöglichkeit einer vollständigen Dekonstruktion ausgeht und für eine "nicht-radikale Dekonstruktion" (S.61) plädiert, fällt sein Vorwurf der Widersprüchlichkeit etwas relativiert aus. Des Weiteren vergleicht FRANK den Begriff der différance von DERRIDA mit der Transdifferenz von BREINIG und LÖSCH und stellt fest, dass die theoretische Abgrenzung dieser Begriffe argumentativ lückenhaft und theoretisch nicht genug herausgearbeitet sei. Anhand eines Beispiels aus der Textanalyse (ein Reisebericht aus dem 16. Jahrhundert) zeigt FRANK, dass er das Potenzial des Transdifferenzkonzepts bei der Erfassung derjenigen Aspekte sieht, die außerhalb der binären Differenz existieren. Sein Argument ist, dass die binäre Differenz nur eine Möglichkeit zur Beschreibung der Wirklichkeit (und nicht die Wirklichkeit selbst) darstelle. Diese Beschreibung bilde nicht alles ab, außerdem gebe es andere Möglichkeiten, die Wirklichkeit vollständiger und präziser zu beschreiben. Das Beispiel von FRANK analysiert ein Bericht von einem Händler und Forscher, der insgesamt sechs Jahre in verschiedenen indianischen Stämmen gelebt und gearbeitet hat. Ursprünglich unterscheidet er klar zwischen "den Indianern" und "den Christen" (S.74). Im Verlauf der Zeit entwickeln sich jedoch subtile Unterscheidungen zwischen der eigenen und der fremden Identität, die aus dem binären Rahmen herausfallen. Das sind z.B. "freundliche Indianer", die den Reisenden helfen oder "fremde Christen", die sich nicht ehrenhaft verhalten und "jene Indianer" (S.75) versklaven. Auch die Reisenden verwandeln sich in die Mittler zwischen zwei Welten, werden häufig als "indianisierte Christen" (ebd.) wahrgenommen, wie Indianer behandelt und fallen damit aus dem binären Schema. Solche, bisher wenig beachtete Aspekte zu erschließen wäre nach FRANK eine Aufgabe des Transdifferenzkonzepts, wenn es sich als ein heuristisches Werkzeug behaupten könnte. [9]
Michiko MAE analysiert die historische Entwicklung in Japan, bei welcher die Geschlechtsunterschiede erst Ende der 1880er Jahre im Rahmen der Meiji-Reformation definiert und homogenisiert wurden. Später in den 1970er Jahren im Rahmen der feministischen Bewegung wurden sie wieder dekonstruiert. MAE bringt ein historisches Beispiel der Solidarisierung verschiedener Gruppen Diskriminierter über die Differenz- und Interessensgrenzen hinweg: Frauen, die für ein Recht auf Abtreibung eines schwerbehinderten Fötus kämpften, solidarisierten sich mit Behinderten, die ursprünglich gegen diese Indikationsregelung protestierten. Diese ungewöhnliche Koalition wurde mit einem transdifferenten Ansatz möglich, bei dem ein gemeinsamer Widerstand von Frauen und Behinderten gegen eine inhumane, auf Produktivität und Effizienz ausgerichtete Gesellschaft geleistet wurde. MAE stellt aber fest, dass die Differenzen mit zunehmender Globalisierung und Individualisierung ihre Bestimmungsmacht verlören (S.96). Da MAE die Differenzen und die Differenzierung als einen zentralen Aspekt des Transdifferenzkonzeptes ansieht, bevorzugt sie, von der Transkulturalität zu sprechen. [10]
Jürgen van OORSCHOT geht es um die Frage des Verstehens. Er konzentriert sich auf die "Momente […] der Ungewissheit, der Unentscheidbarkeit und des Widerspruchs, die in Differenzkonstruktionen auf der Basis binärer Ordnungslogik ausgeblendet werden" (LÖSCH 2005, S.27, zit. nach van OORSCHOT, S.101). Van OORSCHOT konzeptualisiert Transdifferenz als kulturelle Hermeneutik, die eventuell bei uneindeutigen Erfahrungen, bei einer Krise des Alltagswissens eine Orientierungshilfe leisten könnte und verdeutlicht sein Konzept anhand einer Fallstudie des Buchs Hiob. Auch in diesem Buch stehen die Erfahrung der Grenzen menschlicher Erkenntnis und "die Einwilligung in das Unverständliche" (S.109) im Vordergrund. Jürgen van OORSCHOT schließt nicht aus, dass anhand des neuen Erkenntnisses von den "Grenzen von Wissen und Tun" (S.115) eine neue Kulturtheorie der Transdifferenz entstehen kann. Diese würde sich in erster Linie durch die Wahrnehmung und Akzeptanz der eigenen Fehlbarkeit und Ergänzungsbedürftigkeit auszeichnen. [11]
Stefan SCHMID und Alexander THOMAS sehen mehrere Aspekte in dem Transdifferenz-Ansatz und befinden ihn als nur zum Teil fruchtbar. Transdifferenz als Forschungsparadigma erscheint ihnen zwar mit der interkulturellen psychologischen Forschung vereinbar, ergebe allerdings keinen neuen Erkenntniswert (S.121). Dagegen ermögliche der Transdifferenz-Begriff, die Übergangsphase bei der Akkulturation von Migranten/Migrantinnen und die Anpassungsprozesse bei den Personen, die sich im ständigen Kontakt mit unterschiedlichen Kulturen befinden, treffend zu erfassen. Für die psychologische Migrationsforschung wäre es ein Gewinn, denn auf diese Weise könnten Kulturen nicht mehr als statische, sondern als dynamische Gebilde erforscht werden. SCHMID und THOMAS merken an, dass dafür trennscharfe Definitionen und Operationalisierungen des Konzepts notwendig seien. [12]
Julia REUTER und Matthias WIESNER sind in ihrer Bewertung und Einordnung des Transdifferenz-Begriffs zwiespältig. Einerseits merken sie die konzeptuelle Verwandtschaft zu den Begriffen des Hybriden, des Transkulturellen und zum queer-Begriff. Auch in diesen würden "prozesshafte, dynamische, flüssige Vermischungen, die sich nicht ohne weiteres fest-stellen lassen" (S.132), betont. Andererseits unterstreichen REUTER und WIESNER die Vorteile des Begriffs der Transdifferenz gegenüber dem Hybriditäts- und dem queer-Begriff. Diese lägen vor allem im Verzicht auf eine radikale Dekonstruktion der Differenz bzw. in der expliziten Relativierung jener Dekonstruktion, der Verbindung unterschiedlicher Erfahrungsebenen und grundsätzlicher Offenheit (S.133). Nach REUTER und WIESNER homogenisiert der Begriff der Hybridität aufgrund seiner biologischen Herkunft die Differenzen und löst sie auf einer höheren Abstraktionsebene auf; der queer-Begriff sei in den gay and lesbian studies fest verwurzelt und nur auf diesen Kontext beschränkt. Des Weiteren gehen REUTER und WIESNER auf multiple Identitäten (z.B. TransmigrantInnen, Transsexuelle) ein und stellen fest, dass einige Konzepte, etwa Multikulturalismus oder Hybridität, die problematischen Leidens- und Kampferfahrungen der Betroffenen ausblenden. Obwohl eine Mehrfachzugehörigkeit immer mit einem schwierigen Aushandlungsprozess verbunden sei, bei dem es um Anerkennung und Positionierung gehe und der für die Betroffenen physisch und psychisch belastend sei, werde dieses Aspekt nur im Konzept der Transdifferenz gebührend gewürdigt. Auch dies werten sie als eine bedeutende Stärke des Konzepts. Gleichzeitig kritisieren REUTER und WIESNER den Mangel an empirischer Fundierung und eine ungenaue Rezeption der klassischen Theorien. [13]
Folgt man den Hauptargumentationslinien der Beiträge, lässt sich zusammenfassend sagen, dass dem Konzept der Transdifferenz ein großes Maß an Differenz fehlt: es bleibt weiterhin uneindeutig und vielfach missverständlich, was jedoch zweifelsohne auch in der "Natur" des Phänomens liegt. Auch die Abgrenzung von anderen kulturwissenschaftlichen Begriffen wie z.B. Hybridität, queer, Transkulturalität oder Multikulturalismus bleibt problematisch. Diese Uneindeutigkeit steht einer Operationalisierung und einer empirischen Überprüfung im Weg. Es ist also nicht verwunderlich, dass das Konzept der Transdifferenz berechtigte Kritik anzieht (vgl. die Beiträge von HA; SCHMID & THOMAS; REUTER & WIESNER). Es lässt sich allerdings positiv anmerken, dass das Konzept der Transdifferenz die Kreativität der AutorInnen anzuregen scheint. Die konzeptuelle Offenheit erlaubt eine interdisziplinäre Annäherung (z.B. cultural studies und psychologisch geprägte Akkulturationsstudien, s. SCHMID & THOMAS), die Kombination bisher voneinander getrennter Ansätze (z.B. theologische Ansätze zu Grenzen des menschlichen Verstehens und kulturhermeneutische Konzepte, s. VAN OORSCHOT), und als Folge kann ein komplexeres Bild der Realität gezeichnet werden. Ob es sich dabei um Überkomplexität handelt, bleibt zu hinterfragen. Einerseits wurden in mehreren Beiträgen des ersten Kapitels Wege zur konzeptionellen Präzisierung und zur empirischen Nutzung des Transdifferenz-Ansatzes aufgezeigt, etwa bei MAE oder RECKWITZ. Im ersten Kapitel lag der Schwerpunkt der empirischen Überprüfung bei der Textanalyse (s. die Beiträge von RECKWITZ, FRANKE, VAN OORSCHOT). Die kategorielle Uneindeutigkeit erwies sich hier als keine große Hinderung. Andererseits erweist es sich als schwierig, das beobachtbare Handeln mithilfe des Transdifferenz-Ansatzes zu erfassen. Eine Operationalisierung erscheint m.E. hier nicht möglich wegen der unscharfen begrifflichen Trennung. [14]
Die Operationalisierung verstehe ich als eine Relation zwischen einem theoretischen Konstrukt und beobachtbaren Phänomenen, aufgrund derer man auf das Vorliegen bzw. die Ausprägung des Phänomens schließen kann. Diese Relation muss eindeutig sein, um nachvollziehbare, generalisierbare und replizierbare Ergebnisse zu erzielen. Ob diese Relation nun im Sinne der qualitativ-induktiven oder quantitativ-deduktiven Logik betrachtet wird, spielt dabei aus meiner Sicht keine grundlegende Rolle. Der Transdifferenz-Ansatz erlaubt zwar, die Uneindeutigkeit in Grenzbereichen zu erfassen, verlangt aber in weiterer Entwicklung eine Fixierung der Begriffe und Definitionen. Diese Arbeit befindet sich zu einem Teil im Entwicklungsprozess, über Fortschritte wird in den nächsten Kapiteln des Sammelbands berichtet. [15]
3. Transdifferente Identitäten
Das zweite Kapitel ist der Frage der Identitätsbestimmung vor dem Hintergrund flüchtiger Differenzen gewidmet. Die Herausgebenden des Sammelbands sowie einige AutorInnen schlagen vor, das Konzept der Transdifferenz zur präziseren Beschreibung der neuen (z.B. hybriden) Identitäten, ihrer Problematik und Besonderheiten bei ihrer Bestimmung einzusetzen. [16]
Heiner KEUPP beschreibt anhand von Beispielen aus eigenen Alltagserfahrungen in der neuen europäischen politischen Landschaft den Wandel der kosmopolitischen Ideologie. Dies beinhalte auch den Wandel von Normalitätsmustern, mit dem Sorgen und Ängste vieler BürgerInnen einhergingen und die "kosmopolitische Euphorie" (S.149) schwinde. KEUPP formuliert eine recht provokative Frage: "Wie gut sind Menschen auf eine global-gesellschaftliche Entwicklung vorbereitet, die die Selbstverständlichkeiten und Normalitäten ihres Alltags grundlegend in Frage stellt, und welche Ressourcen bräuchten sie, um diese Veränderungen produktiv gestaltend und als Chance für neue Lebensentwürfe zu nutzen?" (S.156) [17]
KEUPP unterscheidet drei Antwortmuster auf diese Frage. Erstens steige aufgrund der wachsenden Verunsicherung und eines vorhandenen Wunsches nach eigenen, "unverrückbaren Fundamenten" (S.159) die "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit", eine Bereitschaft, "Andere" und "Fremde" aus der eigenen Gruppe auszuschließen. Zweitens wachse die legitime und erfahrungsbestätigte Sorge um das Eigene (z.B. im Bereich der wirtschaftlichen Konkurrenz). Hier sieht KEUPP einen immerwährenden Prozess der Identitätsherstellung als Problemlösung. Drittens beschreibt KEUPP, rückgreifend auf Manuel CASTELLS (2002), eine neue Art von Identität, bei der die Menschen eine Chance erhalten, eine neue, selbstbestimmte hybride "Projektidentität" zu bilden (S.162f.). Diese letzte Lösung sieht KEUPP theoretisch mit dem Begriff der Transdifferenz besonders gut vereinbar und produktiv. Er stellt sich die Frage, welche Maßnahmen die Politik ergreifen könnte, um die BürgerInnen bei diesem individuellen Prozess zu unterstützen. [18]
Thomas GEISEN betrachtet das Transdifferenzkonzept aus kulturtheoretischer Perspektive und sieht es weitgehend kritisch. Besonders bemängelt er, dass "hier lediglich die Differenzen benannt und hervorgehoben werden, darüber hinaus allerdings Formen und Möglichkeiten der Bestimmung von Gemeinsamkeit [...] aus dem Blick geraten" (S.184). Darüber hinaus fehle dem Konzept "die Dimension der Beurteilung und Bewertung von Differenzen, und damit die Bezugnahme auf die in den gesellschaftlichen Prozessen und im individuellen Handeln eingelagerten Macht- und Herrschaftsbeziehungen" (S.175). Gleichzeitig sieht er positiv die Bemühungen der Transdifferenz-TheoretikerInnen, Differenzen mit einer zeitlichen Dimension (zwischen permanenter Veränderung und dem Streben nach Dauerhaftigkeit) zu thematisieren. Außerdem bietet laut GEISEN der Transdifferenz-Ansatz eine Möglichkeit, die binäre Struktur des Kulturverständnisses zu hinterfragen. Dies verdeutlicht er mit einer Raummetapher: die bestehenden Differenzen treffen in einem Grenzraum (in der Transdifferenz) aufeinander, dort verlieren sie "ihre Klarheit und Eindeutigkeit" (S.171), weil sie einander überlagern. GEISEN schlägt vor, diese Grenzsituationen zur Reflexion über "eigene biographische Erfahrungen und Lernprozesse" (S.183), die zum binären Kulturverständnis geführt haben zu nutzen, sich mit den VertreterInnen anderer Kulturen auszutauschen und auf diese Weise einen Anfang für neue gesellschaftliche Lernprozesse zu setzen. Er schlägt ein Kulturkonzept vor, in das der Transdifferenz-Ansatz mit seinen Stärken integriert werden kann. Demnach beruht Kultur einerseits auf historisch verfestigten kulturellen Praxen (Traditionen), die sich durch eine Kontinuität auszeichnen (und "diachron" sind), und andererseits auf "synchronen" Kommunikationsstrukturen, die auf die Gegenwart orientiert sind und sich "auf die Parallelität und Vielfalt von Ereignissen und Erfahrungen innerhalb der gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse beziehen" (S.174). Das Zusammenspiel von diachronen und synchronen Momenten mache Kulturen uneindeutig und entwicklungsfähig. Kulturelle Praxen sind demnach "ein ambivalentes Bezugsgewebe" (S.185), in dem "Differenzen und Kontinuitäten gleichermaßen ihre Wirkungen entfalten" (ebd.). Differenzen seien dabei notwendig, um Menschen Urteils-, Reflexions- und Handlungsfähigkeit in einem strukturierten Umfeld zu ermöglichen. Erst auf der Grundlage der definierten Differenzen könnten Konvergenzprozesse stattfinden. [19]
Stephan MOEBIUS bezieht sich auf poststrukturalistische Theorien, insbesondere auf die Werke von DERRIDA und LÉVINAS. Er vertritt die Meinung, dass das Konzept der Transdifferenz schon immer ein Teil von poststrukturalistischen Theorien war und verknüpft in seinem Beitrag Konzepte der Transdifferenz und der différance vor dem Hintergrund von Identitätsbildungen innerhalb binärer Ordnungslogiken. Dabei bezieht sich MOEBIUS auf das Beispiel der sexuellen Identität: die binäre Unterscheidung von Homo- und Heterosexuellen habe sich als ungenügend erwiesen, da sie andere existierende Identitäten, wie z.B. Bisexuelle, ausschloss. Das Festhalten an dieser Unterscheidung hat laut MOEBIUS den Zweck, "Normalität und Anormalität zu produzieren, das heißt sowohl Mechanismen zur Exklusion und Produktion spezifischer Anderer zu entwickeln als auch Unterscheidungen zwischen wahrer und falscher, normaler und perverser Sexualität zu ziehen" (S.194). Das heißt, durch die Festlegung dieser Unterscheidungen werde der Bereich des Möglichen definiert und symbolische Gewalt (BOURDIEU) ausgeübt, indem Individuen in ihrer Freiheit der Identitätswahl eingeschränkt und in den definierten Bereich verwiesen würden. In der Praxis werde diese binäre Unterscheidungsstruktur aber vielfach gesprengt: diverse sexuelle Praktiken und Identitäten bilden eine Basis für eine kritische Analyse des Konstrukts und diskursive Anerkennung der transdifferenten Identitäten im Sinne eines "Sowohl-als-auch". MOEBIUS zeigt, dass aufgrund der realen Vielfalt von Unterscheidungen sexuelle Identitäten immer wieder neu konstruiert werden und ihre "binären Codes" (S.209) verlieren. Auf diese Weise ereignet sich die Transdifferenz im Alltag. Wie Thomas GEISEN ist auch Stephan MOEBIUS der Ansicht, dass Transdifferenz ohne Differenzen nicht möglich ist, und dass diese Dimensionen einander supplementieren: "Insofern die Unmöglichkeit einer endgültigen Fixierung (Brüche) existiert, muss es implizit auch partielle Fixierung (Knotenpunkte) geben, denn ansonsten wäre das Fließen der Differenzen selbst unmöglich beziehungsweise nicht beschreibbar" (S.208). [20]
Werner KOGGE verdeutlicht in seinem Beitrag zunächst seine Position gegenüber den Begriffen der Differenzen und Differenzierung. Einerseits führe die Definition von Differenzen zu einer Grenzziehung zwischen den Zugehörigen (d.h. Priviligierten) und den Ausgegrenzten (d.h. Ausgebeuteten, Gedemütigten). Um dieser Differenzierung Legitimität und Klarheit zu verleihen, würden die Differenzen naturalisiert. Andererseits bedeute nicht jede Differenzierung Diskriminierung; in vielen Fällen habe eine Grenzziehung eine pragmatische oder protektive Bedeutung wie z.B. im Falle des Erwerbs von Alkohol durch Jugendliche. Nach KOGGE sind "weder Differenzsetzung, noch Zuordnung, noch Ausschlussverfahren … per se diskriminierend" (S.216). Auch für ihn ist die Fähigkeit zu differenzieren zentral für das menschliche Denken und Handeln. Aus diesem Grund sei es gleichermaßen falsch, die Differenzen zu naturalisieren oder sie gänzlich zu ignorieren. Der Transdifferenz-Ansatz, der bestrebt ist, beide Anforderungen zu erfüllen, erscheint aber KOGGE widersprüchlich. Demnach wäre Transdifferenz "zugleich ein dauerndes, unzerstörbares und ein flüchtiges, sich sogleich wieder aufhebendes Moment" (S.218). Als besonders problematisch betrachtet KOGGE die ontologischen Begriffe der Identität und Differenz als Grundlage des Konzepts. Denn, so KOGGE, die ontologischen (Seienden) Begriffe wie z.B. Vorhandensein eines bestimmten Merkmals (beispielsweise Hautfarbe oder Geburtsort) bei einem Individuum funktionierten nur in Bezug aufeinander. Man sei darauf angewiesen, das Selbe und das Verschiedene (z.B. kulturelle Zugehörigkeit bzw. Nicht-Zugehörigkeit) miteinander zu vergleichen und die Zwischenstufen (z.B. mehr oder weniger Transdifferenz) zu beschreiben. Falls der Versuch unternommen würde, die Naturalisierung und Essenzialisierung des Gegenstandes zu vermeiden, ließen sich diese Phänomene nur als Verhältnisse, Aggregatszustände oder Negationen definieren. Zusammenfassend bewertet KOGGE die Leistungsfähigkeit des Transdifferenz-Begriffs eher kritisch. Da der Transdifferenz-Ansatz gleichzeitig sowohl die Dekonstruktion der Differenz als auch ihr Weiterbestehen erfassen möchte, sei dafür die Entwicklung einer neuen theoretischen, nicht-ontologischen Konzeption notwendig. [21]
Kurt IMHOF beschäftigt sich in seinem Beitrag mit strukturellen und sozialen Differenzen, die den kulturellen vorangingen und diese teilweise bedingten. In seinem Beitrag verbindet er die kulturwissenschaftliche Differenzdebatte mit der sozialwissenschaftlichen Differenzierungstheorie. Dieser Zugang erweist sich als äußerst fruchtbar: IMHOF macht einen Vorschlag zur begrifflichen Präzisierung des Transdifferenz-Ansatzes. Hiernach könnten durch die Erweiterung des Transdifferenz-Begriffs um die temporale Dimension sowie durch Unterscheidung zwischen sozialstruktureller Differenzierungen und Differenzierungssemantiken erstens die Essenzialisierungs- bzw. De-Essenzialisierungsprozesse untersucht werden und zweitens die Transformation symbolischer Strukturen in Sozialstrukturen (und umgekehrt) theoretisch erfasst werden (zum Beispiel Transformation eines nicht-materiellen Werts wie Gleichberechtigung in Institutionen wie Gleichstellungsämtern und umgekehrt mehr Beachtung der Gleichberechtigungsprinzipien als Folge der Existenz und Arbeit von neu eingeführten Gleichstellungsinstitutionen). Auf diese Weise ließen sich die in Sozialwissenschaften umstrittene Transformationsprobleme theoretisch und empirisch greifen. [22]
Anil K. JAIN begreift Differenz als eine "flüchtige" Kategorie, die niemals identifiziert werden könne; sie sei vielmehr ein Verhältnis, "ein Zwischenraum – jener 'dritte' Raum […], der sich durch die Konstruktion des Anderen eröffnet" (S.261). Diese Art der Differenz ist nach JAIN gleichzeitig der Ausgangspunkt und der Antrieb im globalen Kapitalismus: die Differenz zwischen Wünschen und Realität erzeuge die Nachfrage, evtl. die Befriedigung der Wünsche und das Entstehen neuer Wünsche. Daher sei es für den Kapitalismus von zentraler Bedeutung, Differenzen aufzunehmen, aufrechtzuerhalten und sogar zu generieren. Gleichzeitig bewirke die kapitalistische Expansion eine Nivellierung von Differenzen und zerstöre so – ungewollt – die eigenen Grundlagen. In Analogie zu dieser makrosoziologischen Entwicklung verlaufe die Veränderung der Identitätsbildung: Individuen würden nach Differenzen streben, es bilde sich eine "globale Klasse" mit multiplen Identitäten, die JAIN als "vollendete Entfremdung" bezeichnet. Auch Orte würden sich nach diesem Schema entwickeln: "(hyper-)reale Nicht-Orte" (S.269) würden gebildet, die zugleich real und unwirklich sind. JAIN merkt an, dass trotz großer Wichtigkeit dieses Thema im Transdifferenz-Ansatz von BREINIG und LÖSCH (noch) nicht reflektiert wurde, und der ökonomische Machtaspekt aus der Debatte ausgeschlossen geblieben sei. [23]
Trotz sehr unterschiedlicher Bewertungen des Transdifferenzkonzepts in diesem Kapitel kann zusammenfassend festgehalten werden, dass sich die Diskussion der transdifferenten Identitäten angeregt und ertragreich gestaltet. Durch die Verschmelzung verschiedener Perspektiven werden die Grenzen des Konzepts ausgelotet, seine Möglichkeiten und Leistungsfähigkeit geprüft. Dabei konnten Präzisierungsvorschläge für den Ansatz, neue Fragestellungen und Forschungsprogramme formuliert werden, was unbestritten für die Lebensfähigkeit des Konzepts spricht. Wie ALLOLIO-NÄCKE und KALSCHEUER in ihrer abschließenden Diskussion anmerken, war das ein Anliegen der "Schöpfer" der Transdifferenz, "unterschiedliche Diskurse zu verbinden" (S.439). Diese Fähigkeit zur Bündelung verschiedener Perspektiven, interdisziplinäre Kompatibilität macht die größte Stärke des Transdifferenz-Ansatzes aus, weil so (nach einer gründlichen begrifflichen Präzisierung) das Konzept die Erforschung sehr unterschiedlicher Phänomene erlaube. [24]
4. Operationalisierte Transdifferenz?
Ein in mehreren Beiträgen betonter Kritikpunkt an dem Transdifferenz-Ansatz ist dessen mangelnde empirische Basis. Das dritte Kapitel des Sammelbands ist deswegen der Forschungspraxis zur Transdifferenz gewidmet. [25]
Da der Transdifferenz-Ansatz noch sehr jung ist, ist es nur verständlich, dass bisher sehr wenige empirische Arbeiten vorliegen. Zumeist handelt es sich um Arbeiten, die auf einer literaturwissenschaftlichen Textanalyse basieren. Auch einige der im dritten Kapitel zusammengestellten Beiträge haben das Transdifferenz-Konzept nicht empirisch überprüft. Zum Teil handelt es sich um Vorüberlegungen, wie eine Operationalisierung eines solch diffusen Konzeptes aussehen könnte. Zum Teil werden die bereits gesammelten Daten im Hinblick auf das Konzept neu betrachtet. [26]
Leyla ERCAN reflektiert über den Prozess der Entstehung von Transdifferenz. Sie tut dies aus einer theoretischen Perspektive und reflektiert die Texte von LÖSCH (2005) sowie BREINIG und LÖSCH (2002) vor dem Hintergrund der Arbeiten von BERGSON (1999, insbesondere sein Begriff durée), DERRIDA (1988) und DELEUZE (2001). Sie bezieht sich auf die zeitliche Dimension der Differenzen und stellt fest, dass diese für die Konzeptualisierung der Transdifferenz von entscheidender Bedeutung sei: es sei "die Dauer, die spezifische Zeitlichkeit eines Objekts oder Sachverhalts, [die] qualitative Differenzen kenntlich macht" (S.283). Die Transdifferenz überwinde das klassische, lineare Zeitverständnis und ereigne sich quer durch verschiedene Zeitebenen und zudem ständig neu; deshalb sei Transdifferenz sowohl theoretisch als auch empirisch so schwer greifbar. Ihr Vorschlag ist, die Untersuchungsinstrumente dem Gegenstand der Untersuchung anzupassen, was in diesem Fall bedeute, "die Begriffe, Konzeptionen, Metaphern und Beispiele, die es beschreibbar machen, immer wieder und unermüdlich neu" (S.289) zu schaffen. Allerdings stellt sich hier die Frage, welche Generalisierbarkeit und folglich welchen wissenschaftlichen Erkenntniswert die empirischen Ergebnisse noch hätten. [27]
Christoph ANTWEILER setzt sich detailliert mit der theoretischen Basis des Transdifferenz-Ansatzes auseinander und plädiert für eine größere Schärfe der analytischen Begriffe. Dies sei bei der Untersuchung von komplexen und fluiden Phänomenen wie dem der Transdifferenz besonders wichtig. "Die Bekämpfung von Essenzialismen kann nicht dadurch gelingen, dass wir unsere Begriffe unscharf machen oder die Leittermini nur noch im Plural verwenden" (S.293). ANTWEILER bedauert die extreme Radikalität gegenwärtiger konstruktivistischer Theorien in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. In diesem Punkt sieht er die erste zentrale Stärke des Transdifferenz-Konzepts, der weder einer rein konstruktivistischen noch rein positivistischen Perspektive folgen möchte. Zweitens würden die personale und die kollektive Ebene von Identität bei LÖSCH ausdrücklich betont und die Radikalität eines wählbaren bzw. determinierten Identitätsverständnisses abgelehnt. Drittens beziehe sich der Transdifferenz-Ansatz bei BREINIG und LÖSCH explizit nur auf bestimmte soziale Situationen, eine umfassende "Kulturtheorie der Transdifferenz" erscheine nicht möglich. ANTWEILER schlägt vor, verschiedene Analyseebenen sauber zu unterscheiden, z.B. im Fall einer ethnografischen Forschung "ethnische Kategorien, ethnische Gruppen, ethnische Netzwerke und ethnische Institutionen beziehungsweise Organisationen" (S.302). Er schlägt vor, die Eigenkonzepte der untersuchten Menschen (mit allen dazugehörigen Grenzziehungen und Verschmelzungen) zu erfassen. Als Beispiel re-analysiert ANTWEILER ein eigenes, indonesisches Forschungsprojekt und zeigt eindrucksvoll, dass Transdifferenz mit differenzierten Kategorien erfasst werden kann. [28]
ANTWEILER zeigt an einem Beispiel von Makassar, der Hauptstadt einer indonesischen Insel Sulawesi, wie im Alltag eines extrem multiethnischen und sehr vielfältigen Landes kulturelle Grenzen permanent überschritten werden. Transdifferenz ist dort ein altes und alltägliches Phänomen. Es zeigt sich in Beispielen einer Nachbarschaft, dass gleichzeitig mehrere Unterscheidungskriterien (z.B. Wohlstand, Migrationshintergrund, Glaube, Sozialgeschichte etc.) gültig sind, die je nach Situation und Unterscheidungsebene angewandt werden. Diese Situationen lassen sich ebenfalls klar definieren und voneinander abgrenzen, die Anwendung dieser oder jener Abgrenzung erfolgt nicht willkürlich und fluide, sondern folgt bestimmten Regeln. Indem analytische Kategorien (z.B. moderne Stadt vs. ländliche Provinz) sauber voneinander getrennt werden, wird die Beschreibung der Grenzüberschreitung und der transdifferenten Situationen erst ermöglicht. [29]
Robert GUGUTZER betrachtet die Transdifferenz aus körpersoziologischer Perspektive. Er stützt sich auf die Phänomenologie von Hermann SCHMITZ, die Leibphilosophie von Gernot BÖHME und den Begriff der praktischen Intersubjektivität von Hans JOAS und reflektiert über die "Transdifferente Leiblichkeit als Zweiheit von Leib und Körper". Leib sei dabei subjektiv und selbstwahrnehmungsbezogen, hingegen Körper äußerlich und fremdwahrnehmungsbezogen. Die Transdifferenz ereigne sich permanent, da ein Mensch ständig bestrebt sei, zwei Perspektiven, Leib und Körper zu bündeln. Für diesen Prozess schlägt GUGUTZER den Begriff "transdifferente Leiblichkeit" (S.319) vor. Er betont, dass Leib und Körper zwar unzertrennlich sind und einander durchdringen, jedoch niemals vollständig miteinander verschmelzen und auch nicht zu etwas Drittem aufgelöst werden könnten. Basierend auf diesen Vorannahmen entwickelt GUGUTZER eine Skizze zur Theorie des Sozialen, die auf Leib und Körper basiert. Er betrachtet die Transsubjektivität, soziale Situationen und soziales Handeln, die gleichzeitig körperlich geprägt seien, Prozesse der sozialen Interaktion sowie die räumlichen Strukturen. Dies geschieht überblicksartig, was der Autor selbst hervorhebt (S.332). Die Lesenden bekommen aber ein sehr gutes Beispiel der empirischen Anwendung des Transdifferenz-Begriffs und eine Vorstellung über die theoretische Tragweite einer solchen Perspektive. [30]
Peter GOSTMANN sieht die besondere Relevanz der Transdifferenz ausschließlich in ihrem heuristischen Wert. Dies versteht er hier als die Möglichkeit, Kultur auf eine neue Weise zu erforschen. Im Gegensatz zu Werner KOGGE stellt Peter GOSTMANN fest, dass in epistemologischer Hinsicht das Konzept der Transdifferenz "trivial und empirisch nicht zu verorten ist" (S.345). Ontologisch dagegen erlaube die Transdifferenz die Anwendung narrativer Methoden und die Erfassung einer vorübergehenden Instabilität, die gegenwärtig im europäischen Kontext besonders an Bedeutung gewonnen habe. Die Widersprüchlichkeiten und "Paradoxien" (S.355) der europäischen Identität, die bei der Gestaltung und folglich "Erzählung" Europas auftreten, könnten mit der Transdifferenz angemessen erfasst und wiedergegeben werden. [31]
Karin BISCHOF und Mariette SCHNEIDER stellen ein Forschungsprojekt vor, in welchem die Ergebnisse antirassistischer und antisexistischer Feldforschung mit dem Konzept der Transdifferenz reflektiert wurden. Sie stellen vielfältige "Überschneidungen und Überlappungen unterschiedlicher Achsen dichotomer Differenzsetzung, wie derjenigen nach 'ethnischem' Hintergrund, aber auch gender und sozialer Herkunft" (S.359) fest. Bei der Beschreibung einer Bürgerinitiative zur Bekämpfung der Diskriminierung von MigrantInnen am Arbeitsmarkt arbeiten die Autorinnen verschiedene Konfliktlinien und -ebenen heraus. Im Folgenden stellen sie dar, wie diese Differenzierungsgrenzen im Lauf des Projekts und des dazugehörigen Gender-Trainings von den TeilnehmerInnen reflektiert und zum Teil gequert wurden. Mit der Transdifferenz konnten Positionierungen sehr präzise beschrieben, "Uneindeutigkeiten der erforschten Wirklichkeit" (S.372) herausgearbeitet und unterschiedliche Formen von Ungleichheit adäquat dargestellt werden. Insbesondere könne dabei die gesellschaftliche Wahrnehmung von (natürlichen) Differenzen, die diese Ungleichheit scheinbar legitimierten, systematisch reflektiert werden. [32]
Paul MECHERIL, Daniela PROBADNICK und Karin SCHERSCHEL stellen ein Feldforschungsprojekt vor, in dessen Rahmen das Konzept der Transdifferenz eingesetzt wurde. Die AutorInnen begleiteten das Projekt Schule als Kunstort, bei dem in einer auf gewöhnliche Weise bürokratisch und pädagogisch organisierten Gesamtschule "ästhetische (Zwischen-) Räume" (wie z.B. bunte Wände und Bänke) installiert wurden. Den AutorInnen ging es darum zu zeigen, wo Differenzen zugewiesen werden, wo "Sowohl-als-Auch"-Zwischenräume entstehen und wo verbindlich aufgefasste, differenzierende Kategorien ihre Situativität und Flexibilität offenbaren. Bei diesem Versuch decken sie die Unschärfen des Transdifferenz-Konzepts auf und weisen auf seine Inkonsistenzen hin. "Das, wofür in der Terminologie von Lösch und anderen, Transdifferenz und Differenz stehen, sind anders als es die Begriffe suggerieren, nicht (z.B. Wechsel-) Verhältnisse; sie sind Momente des wesenlosen Spiels der Differenzen, das gleichermaßen bestimmt und unbestimmt ist" (S.397). Vor diesem Hintergrund führen sie den Begriff der Debinarisierung (Prozess der Beunruhigung binärer Strukturierungen) ein, um auf die konkrete situierte Praxis der Binarisierung hinzuweisen. Dies ist nach MECHERIL, PROBADNICK und SCHERSCHEL eine soziale Praxis, die durch Einführung der Negation binäre Ordnungen, binäre Differenzverhältnisse erschafft (z.B. Schule vs. Nicht-Schule) und die Welt auf diese Weise strukturiert und beschreibt. [33]
Bei ihrem Vorgehen verzichten MECHERIL, PROBADNICK und SCHERSCHEL auf die Fixierung der Differenz mit dem Ziel, die Konstruktionsprozesse der sozialen Grenzziehung zu erforschen bzw. zu de-naturalisieren. Eine weitere Begründung des Verzichts auf die Definition der Differenz ist dem Wunsch der AutorInnen geschuldet, die Übergänge, die Zwischenräume zu beleuchten. Hier wird das positive Ergebnis solcher Vorgehensweise deutlich, nämlich die Vermeidung der Wertung. Um dies zu erreichen, wurde die Sprache des Berichts radikal angepasst. So wird z.B. auf den Gebrauch des Wortes "Schulflur" (ein Objekt der herkömmlichen Schule) zugunsten des neuen Begriffs "Baustelle" verzichtet (vgl. S.388). Insgesamt bleiben die Ergebnisse eher lose, ohne einen Anspruch auf die Rekonstruktion der beobachteten Realität zu erheben. [34]
Stephan KRINES folgt BREINIG und LÖSCH (2005) in ihrer These, dass Transdifferenz "sich durch sprachliche oder andere symbolische Analogisierungen veranschaulichen" (S.407) lasse und bringt als Beispiel die Transdifferenz im Bild. Dabei vergleicht er unterschiedliche bilderproduzierende Techniken wie Malerei, Fotografie mit einer alten Lochkamera und die digitale Fotografie. Es geht ihm dabei um die Frage einer eindeutigen Grenzziehung zwischen diesen Techniken bzw. um ihre künstlerische Vermischung zur möglichst präzisen Wiedergabe der Realität. Er zeigt, wie durch die Rückkehr zur alten Fotografietechnik mit einer Lochkamera ein atmosphärischer Ausdruck im Bild vermittelt werden kann. KRINES betont die aufgezwungene, binäre Unterscheidung zwischen Fotografie und Malerei oder analoger und digitaler Fotografie. Offenbar existieren in den Fachkreisen schwer überwindbare Grenzen zwischen diesen Techniken. Nach seiner Meinung ist es eine "akademische Festschreibung" (S.420), die KünstlerInnen in ihren Ausdrucksmöglichkeiten einschränke. KRINES bringt in Erinnerung, dass diese Dichotomie künstlich und "historisch gemacht" (ebd.) sei und plädiert für eine stärkere Toleranz gegenüber einer Technikenvielfalt. [35]
Die Beiträge des letzten Teils des Buches zusammen genommen lässt sich festhalten, dass die empirische Erfassung der Transdifferenz auf erhebliche Probleme stößt. Aus philosophischer Perspektive kann dies mit der epistemologischen Schwäche des Konzepts erklärt werden. Im Feld gibt es eine Tendenz, diese Probleme durch vage Beschreibungen, Verzicht auf jegliche Differenzierung oder Einführung einer neuen Sprache zu lösen. Diese Strategie erfolgt mit der Vorannahme, dass wertende Heuristiken bereits in der Sprache verankert seien, die Verwendung alter Begrifflichkeit schließe Reflexion und eine wertfreie Beschreibung aus. Diese Vorgehensweise führt einerseits dazu, dass Reflexionen, subtile Veränderungsprozesse und Grenzüberschreitungen tatsächlich wertfrei erfasst werden können. Gleichzeitig bleiben die Ergebnisse vage, können mangels des geeigneten Vokabulars nicht vorgestellt werden und haben dadurch im Sinne POPPERs kaum einen wissenschaftlichen Erkenntniswert. Eine fruchtbarere Alternative bietet sich m.E. in der Übernahme der subjektiven Perspektiven der Erforschten und der Beschreibung bzw. dem Vergleich der Differenzierungskonzepte (samt Transdifferenzen) der Untersuchten. [36]
5. Die Zukunft der Transdifferenz
In ihrem Resümee stellen Lars ALLOLIO-NÄCKE und Britta KALSCHEUER fest, dass die AutorInnen des Sammelbands bei aller Unterschiedlichkeit der Perspektiven und Bewertungen der Transdifferenz den Aspekt der Bündelung hervorheben. Dabei werden mithilfe des Transdifferenz-Konzepts sehr unterschiedliche, scheinbar inkompatible Perspektiven integriert. Wie bereits erwähnt, haben BREINIG und LÖSCH (2005) die Vorstellung von Transdifferenz als einem übergeordneten umbrella concept zurückgenommen. ALLOLIO-NÄCKE und KALSCHEUER stellen fest, dass dadurch diverse Missverständnisse um das Transdifferenzkonzept entstanden seien und in einer weiterführenden Diskussion geklärt werden müssten. Des Weiteren betonen sie den zeitlichen Aspekt der Transdifferenz, der in dem Buch von mehreren AutorInnen besonders deutlich herausgearbeitet und als Potenzial für die Theoriebildung gesehen worden sei. Schließlich fassen ALLOLIO-NÄCKE und KALSCHEUER zusammen, dass eine weitere Präzisierungsarbeit an der Definition des Begriffs und eine klare Abgrenzung von anderen, ähnlichen Konzepten sowie empirische Studien notwendig seien. Das Ergebnis sei jedoch, so die Herausgebenden, viel versprechend, sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxis. [37]
Dies ist eine Einschätzung, die in Anbetracht vieler kritischer Stimmen selbst aus den Reihen der Transdifferenzforschenden recht optimistisch ausfällt. Die heuristische Attraktivität (der "Charme", wie Peter GOSTMANN das ausdrückt) des Konzepts, die Möglichkeit, Perspektiven zu bündeln und bei sehr unterschiedlichen Themen und Fragestellungen anzuwenden, sprechen WissenschaftlerInnen aus verschiedenen Disziplinen an. Sie legen das Konzept von BREINIG und LÖSCH unterschiedlich aus und entwickeln zahlreiche, nicht immer kompatible theoretische Konstruktionen. Gleichzeitig sorgen die geringe Trennschärfe der Begriffe, die konzeptuelle Uneindeutigkeit und schließlich das Zurücknehmen eines wesentlichen Teils der theoretischen Basis für eine große Verwirrung, die auch in diesem Band noch nicht geklärt werden konnte. Dies ist jedoch kein Mangel, der nicht in einer weiteren Arbeit behoben werden kann. Es wäre sehr erstrebenswert, die Präzisierungsarbeit nicht aufzuschieben, denn in der Zwischenzeit werden weitere verwirrende Deutungen des Transdifferenz-Konzepts produziert, die eine Einigung verzögern. [38]
Diese Unabgeschlossenheit der konzeptuellen Arbeit könnte u.U. eine Schwierigkeit für potenzielle LeserInnen des Buchs darstellen. Einerseits ist festzustellen, dass die Vielfalt der Ansätze und der Themen, die in dem Sammelband an- und besprochen werden, für viele sehr unterschiedliche Leserinnen und Leser von Interesse sein könnte. Das Thema wird aus so unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, dass hier keine disziplinäre Einschränkung möglich ist. Andererseits eignet sich aus heutiger Sicht das vorliegende Buch jedoch nicht oder nur sehr bedingt für die Lehre. Alle Beiträge setzen fundiertes Wissen der Transkulturalitäts-Forschung voraus und die Fähigkeit, eine interdisziplinäre Zugangsweise nachzuvollziehen. Daher ist das Buch eher für die wissenschaftliche Öffentlichkeit gedacht. Es wäre allerdings möglich, einige Beiträge aus dem Buch als Vertiefungslektüre für fortgeschrittene Studierende anzubieten. [39]
Bergson, Henri (1999). Zeit und Freiheit. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt.
Breinig, Helmbrecht & Lösch, Klaus (2002). Introduction: Difference and transdifference. In Helmbrecht Breinig, Jürgen Gebhardt & Klaus Lösch (Hrsg.), Multiculturalism in contemporary societies: Perspectives on difference and transdifference (S.11-36). Erlangen: Universitätsbund.
Breinig, Helmbrecht & Lösch, Klaus (2005). Lost in Transdifference: Thesen und Antithesen. In Lars Allolio-Näcke, Britta Kalscheuer & Arne Manzeschke (Hrsg.), Differenzen anders denken (S.454-455). Frankfurt/M.: Campus.
Castells, Manuel (2002). Das Informationszeitalter, Band 3: Die Macht der Identität. Opladen: Leske + Budrich.
Deleuze, Gilles (2001). Bergson zur Einführung. Hamburg: Junius Verlag.
Derrida, Jacques (1988). Die différance. In Jacques Derrida, Randgänge der Philosophie (S.13-29). Wien: Passagen.
Allolio-Näcke, Lars; Kalscheuer, Britta & Manzeschke, Arne (Hrsg.) (2005). Differenzen anders denken. Bausteine zu einer Kulturtheorie der Transdifferenz. Frankfurt/M.: Campus.
Lösch, Klaus (2005). Begriff und Phänomen der Transdifferenz: Zur Infragestellung binärer Differenzkonstrukte. In Lars Allolio-Näcke, Britta Kalscheuer & Arne Manzeschke (Hrsg.), Differenzen anders denken (S.26-49. Frankfurt/M.: Campus.
Elisabeth SCHILLING, geboren 1977 in Samara (Russland), Studium der Kulturwissenschaften, Soziologie, Psychologie und Germanistik in Russland, Deutschland und USA. Promotion zu Zeitvorstellungen von MigrantInnen an der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf. Zurzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsforschung in Hannover und Dozentin der kommunalen Fachhochschule für Verwaltung in Niedersachsen. Arbeitsschwerpunkte: Zeit, Interkulturalität, Diversity, Gesundheitsforschung.
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Schilling, Elisabeth (2009). Review: Britta Kalscheuer & Lars Allolio-Näcke (Hrsg.) (2008). Kulturelle Differenzen begreifen. Das Konzept der Transdifferenz aus interdisziplinärer Sicht [39 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 10(2), Art. 10, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0902107.