Volume 7, No. 3, Art. 14 – Mai 2006
Kulturelles Kapital in der Migration – ein Mehrebenenansatz zur empirisch-rekonstruktiven Analyse der Arbeitsmarkintegration hochqualifizierter MigrantInnen
Arnd-Michael Nohl, Karin Schittenhelm, Oliver Schmidtke & Anja Weiß
Zusammenfassung: Die Arbeitsmarktintegration von hochqualifizierten MigrantInnen kann zur Chance für Wissensgesellschaften werden, deren Prosperität vom Aufbau kulturellen Kapitals abhängt. In diesem Beitrag wird ein qualitativer Forschungsansatz vorgestellt, mit dem auf mehreren Ebenen untersucht werden soll, wie MigrantInnen ihr kulturelles Kapital in der Statuspassage in den Arbeitsmarkt verwerten: Neben der Mikroebene der individuellen biographischen Erfahrung von MigrantInnen findet deren Einbindung in Milieus, soziale Netzwerke und Selbstorganisationen (Mesoebene) ebenso Berücksichtigung wie die Makroebene der rechtlichen Regulierungen im Rahmen der Einwanderungs- und Arbeitsmarktpolitik.
Dem Zusammenhang von Bildungs- und Aufenthaltstiteln beim Übergang in den Arbeitsmarkt gilt in der empirischen Analyse ein besonderes Augenmerk. Daher werden vier Fallgruppen, die systematisch hinsichtlich der Höhe und des Erwerbs ihres Bildungstitels im In- oder Ausland und bzgl. der Gleich- bzw. Nachrangigkeit ihres Aufenthaltstitels variieren, miteinander verglichen. Um zudem die Kontingenz der meso- und makrosozialen Kontexte der Statuspassagen in den Arbeitsmarkt zu erfassen, wird die Arbeitsmarktintegration in Deutschland mit derjenigen in Kanada, Großbritannien und der Türkei verglichen.
Keywords: Migration, kulturelles Kapital, Statuspassage, hochqualifizierte MigrantInnen, narratives Interview, Gruppendiskussion, dokumentarische Methode, Ländervergleich, Arbeitsmarkt
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Dominante Forschungsfragen und -zugänge im Bereich der Integration von MigrantInnen in den Arbeitsmarkt
3. Die Verwertung kulturellen Kapitals unter den Bedingungen der Migration
3.1 Kulturelles Kapital und Migration
4. Das empirische Design der Studie: komparative Analyse und Typenbildung
4.1 Sampling und Statusgruppen
4.2 Erhebungs- und Auswertungsmethoden: Narratives Interview und Gruppendiskussion in dokumentarischer Interpretation
4.3 Ländervergleich
4.4 Komparative Analyse und Typenbildung
5. Zusammenfassung
Moderne Wissensgesellschaften sind in hohem Grad von der Sicherung und der Verwertung kulturellen Kapitals abhängig. Die jüngsten Diskussionen um den demographischen Wandel in Deutschland und die Notwendigkeit, insbesondere hochqualifizierte MigrantInnen in das Land zu bringen, reflektieren den zentralen Stellenwert, der der Anerkennung und Verwertung kulturellen Kapitals zukommt. Im internationalen Raum findet diese Einsicht in der sich verschärfenden Konkurrenz um gut ausgebildete Arbeitskräfte ihren Ausdruck: Inwiefern es Nationalstaaten gelingt, MigrantInnen anzuziehen und ihr kulturelles Kapital produktiv zu nutzen, ist – zumindest in der Wahrnehmung von Einwanderungsgesellschaften – ein zentrales Element volkswirtschaftlicher Vitalität und Prosperität. [1]
In der gesellschaftlichen Praxis ergibt sich jedoch oftmals das Paradox, dass die Integration von MigrantInnen in den Arbeitsmarkt zwar politisch intendiert ist, aber nur äußerst unzureichend gelingt. Phänomene wie die Beschäftigung von hoch ausgebildeten MigrantInnen in qualifikationsfremden bzw. unqualifizierten Berufsfeldern sind weit verbreitet. Selbst klassische Zuwanderungsgesellschaften kommen davon ab, MigrantInnen wie in der Vergangenheit einen relativ einfachen Zugang zum Arbeitsmarkt zu gewähren. Auch hier stehen Hochqualifizierte oft in niedrig qualifizierten Beschäftigungsverhältnissen, so dass die Einkommensschere zwischen ihnen und der im Land geborenen Bevölkerung immer weiter auseinander klafft. Dies ist volkswirtschaftlich so hoch problematisch wie politisch folgenreich: Der Zuzug von Hochqualifizierten wird nur dann positive Auswirkungen auf Wirtschaft wie Sozialsysteme haben und auf breite Akzeptanz in der Bevölkerung stoßen, wenn die Integration der MigrantInnen in den Arbeitsmarkt gelingt und deren berufliche Ausbildung und Erfahrung gesellschaftlich bestmöglich genutzt werden. [2]
Das Forschungsdesign der internationalen Studiengruppe "Kulturelles Kapital in der Migration. Zur Bedeutung von Bildungs- und Aufenthaltstiteln während der Statuspassage in den Arbeitsmarkt"1) zielt auf die Untersuchung der Verwertung des kulturellen Kapitals von MigrantInnen am Arbeitsmarkt unter Berücksichtigung mikro-, meso- und makrosozialer Einflussfaktoren. Die Argumentation des vorliegenden Beitrags baut auf einer kritischen Auseinandersetzung mit den dominanten Forschungsfragen und -zugängen auf, die Erfolg und Misslingen der Arbeitsmarktintegration von (hochqualifizierten) MigrantInnen nur ansatzweise erklären können (Teil 2). Der dritte Teil führt in die für die Studiengruppe zentralen Begriffe des kulturellen Kapitals und der Statuspassage ein. Indem wir Ansätze aus der Bildungs-, Ungleichheits- und Migrationsforschung in einem transdisziplinären Konzept verbinden, versuchen wir, weitgehend isoliert voneinander operierende Forschungsstränge aufeinander zu beziehen. Kern des Beitrags ist daher der vierte Teil, in dem eine Forschungsstrategie vorgeschlagen wird, die mikro-, meso- und makrosoziale Zugänge verbindet. Auf der Grundlage von narrativen Interviews, Gruppendiskussionen und Länderstudien sowie mit Hilfe multipler Vergleiche rekonstruiert die Studiengruppe das komplexe Zusammenspiel zwischen den makrostrukturellen (und da insbesondere den politischen) Rahmenbedingungen der Arbeitsmarktintegration auf der einen Seite, sowie den Handlungsorientierungen und individuellen wie kollektiven Handlungsstrategien der Betroffenen auf der anderen Seite. [3]
2. Dominante Forschungsfragen und -zugänge im Bereich der Integration von MigrantInnen in den Arbeitsmarkt
Ein Überblick über die empirische Forschung zur Arbeitsmarktintegration von MigrantInnen muss sich stark auf internationale Befunde stützen, da sich die einschlägigen Erhebungen in Deutschland nur bedingt heranziehen lassen. Denn entweder beschränken sie sich auf spezifische Nationalitäten (wie z.B. beim Sozioökonomischen Panel), oder "repräsentative" Panels scheitern an einer angemessenen Repräsentation der hochqualifizierten MigrantInnen (BRIEDS & MINKS 2004) bzw. sie sind kaum valide, weil sie z.B. nur die Staatsangehörigkeit erheben und damit die großen Gruppen der Spätaussiedler und der Eingebürgerten "übersehen". [4]
Demgegenüber sind international Daten und Analysen deutlich breiter und differenzierter angelegt. In der kanadischen Debatte liegt der Schwerpunkt des wissenschaftlichen Interesses auf den institutionellen Faktoren, die dafür verantwortlich gemacht werden, dass die Aufnahme von ImmigrantInnen in die kanadische Gesellschaft und den Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreicher war als in den USA (ANTECOL, COBB-CLARK & TREJO 2000; REITZ & SOMERVILLE 2004). Besondere Aufmerksamkeit gilt der ursächlichen Wirkung, die der Immigrations- und Arbeitsmarktpolitik zugeschrieben wird.2) [5]
Allerdings zeigt sich in den letzten Jahren, dass ImmigrantInnen im Vergleich zur im Land geborenen Bevölkerung in immer stärkerem Maße unter sinkenden Einkommen und geringerem Erfolg auf dem Arbeitsmarkt leiden, obwohl sich ihr Bildungsniveau in den letzten Jahrzehnten weiter erhöht hat und sie über wachsende Arbeitserfahrungen aus ihren Heimatländern verfügen (siehe FRENETTE & MORISSETTE 2003, sowie Statistics Canada). Hinzu kommt, dass Kanada in den vergangenen Jahren alarmierende Armutsraten unter verschiedenen ImmigrantInnengruppen, insbesondere in den urbanen Zentren, zu verzeichnen hat (KAZEMIPUR & HALLI 2000). Diese Entwicklung hat WissenschaftlerInnen danach fragen lassen, ob Kanada dem amerikanischen Modell folgt und strukturell fest verankerte Formen des "racial disadvantage" und der "ethnic underclass" (BOYD 2002) hat entstehen lassen. [6]
Zumindest was das Paradox zwischen Bildungsabschlüssen und Beschäftigungsraten angeht, ist die Situation in Deutschland vergleichbar. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (SZYDLIK 1996; KONIETZKA & KREYENFELD 2001) konzentriert sich die einschlägige Forschung hier auf unqualifizierte oder beruflich gebildete MigrantInnen und da v.a. auf die Integrationschancen der zweiten Generation. Da in Deutschland der formale Berufsabschluss über den Einstieg in die Erwerbsarbeit bestimmt, setzen sich Disparitäten in der Ausbildungsbeteiligung direkt in ungleichen Beschäftigungschancen fort (SOLGA & KONIETZKA 2000; KRÜGER 2001). Dennoch führte auch in Deutschland eine deutliche Verbesserung der schulischen Abschlüsse von Migrantenjugendlichen nicht zu einer Erhöhung ihres Anteils in der beruflichen Bildung (GRANATO 2003). Das ist nur teilweise dadurch zu erklären, dass sich Ausbildungschancen insgesamt verschlechterten und die Übergänge auch für Einheimische riskanter geworden sind. Die Aufmerksamkeit von Forschungsarbeiten richtete sich daher auf die Frage, warum Jugendliche mit Migrationshintergrund auch bei vergleichbarem Bildungs- und Aufenthaltsstatus einen erschwerten Zugang zu einer Berufsausbildung haben (WILPERT 1993; SCHITTENHELM 2005a; GRANATO 2003; SEIBERT 2005). Die wenigen Forschungsergebnisse zur "zweiten Schwelle", d.h. zum Übergang von der Berufsausbildung auf den Arbeitsmarkt (BENDER & SEIFERT 1996; KONIETZKA & SEIBERT 2003), zeigen insbesondere für junge Männer mit Migrationshintergrund auf, dass sie nach einer beruflichen Ausbildung eher arbeitslos sind als Einheimische oder häufiger den Betrieb oder Beruf wechseln. Wenngleich es zu hochqualifizierten MigrantInnen der zweiten Generation inzwischen einige biographische Studien gibt (vgl. u.a. KARAKAŞOĞLU 2000; GUTIÉRREZ RODRIGUEZ 1999; POTT 2002; NOHL 2001a, S. 192ff), ist auch hier der Übergang in den Arbeitsmarkt bislang kaum erforscht (vgl. als Ausnahme: OFNER 2003). [7]
Die vorherrschenden Zugänge umfassen qualitative Fallstudien oder – häufiger – statistisch-quantifizierende Forschungsdesigns, die über Regressionsanalysen zum Teil sehr komplexe Ursache-Wirkung-Beziehungen zwischen der Arbeitsmarkintegration von ImmigrantInnen und persönlichen Faktoren wie beispielsweise Bildungshintergrund, Herkunft, Anerkennung ihres Bildungstitels und ihrer Arbeitserfahrung, Sprachkompetenz, Alter, Geschlecht, Wohnort, etc. herausarbeiten (GREEN 1999; SCHAAFSMA & SWEETMAN 2001). Es gibt aber kaum Versuche, quantitative Analysen systematisch auf qualitative Studien zu beziehen, wie dies beispielsweise in der Lebenslaufforschung geschieht (KELLE & ERZBERGER 1999). Die Dominanz quantitativer Forschungsdesigns hat Auswirkungen auf die Konstruktion des Forschungsgegenstands. Auch bei hohen Fallzahlen ist es kaum möglich, komplexe Zusammenhänge zwischen mehreren Variablen (RAGIN 1997) oder gar Mehrebenen-Analysen (ROKKAN 1972) durchzuführen. Letzteres ist aber nötig, wenn man nicht statistische Zusammenhänge zwischen Individuen und staatlichen Institutionen, sondern auch den Einfluss mesostruktureller Faktoren wie sozialer Netzwerke oder symbolischer Exklusion erfassen will. [8]
Auch aus Sicht der soziologischen Gesellschaftstheorie muss die hinter statistischen Analysen stehende Vorstellung hinterfragt werden,3) dass im Prozess der Integration Individuen (mit ihren durch Variablen ausgedrückten Merkmalen) unvermittelt auf makrosoziale Kontexte (mit ihren ebenfalls durch Variablen ausgedrückten Besonderheiten) treffen. Individualisierungs- ebenso wie systemtheoretische Perspektiven bezweifeln, dass das mit dem Begriff der Integration evozierte Bild eines relativ einheitlichen Kollektivs der Realität hochmoderner Gesellschaften gerecht wird (BECK 1986; NASSEHI 1997). In funktional differenzierten Gesellschaften kann nicht unterstellt werden, dass die Inklusion einer Person in ein Teilsystem selbstläufig auch die Inklusion in ein anderes hervorbringt. Der Arbeitsmarkt ist demzufolge als gesellschaftliches Teilsystem zu sehen, das spezifischen Inklusionslogiken folgt, die nur schwer mit der Vorstellung von einer Integration, welche auf die Anerkennung von ethnisch identifizierten Individuen in der gesamten Gesellschaft abzielt, zu fassen sind. Die von uns vorgeschlagene Analyse von Statuspassagen (vgl. Teil 3.2) kann das Ineinandergreifen von Teilinklusionen in verschiedene gesellschaftliche Teilsysteme während eines Lebensverlaufes nachvollziehen und dabei auch unorthodoxe und paradoxe Verläufe erfassen. [9]
Allerdings haben die weit verbreiteten – und normativ hoch aufgeladenen – Vorstellungen von gesamtgesellschaftlicher Integration auch einen "wahren Kern". Zum einen ist anzunehmen, dass die Arbeitsmarktintegration weitreichende Konsequenzen für die gesellschaftliche Wahrnehmung von Migration hat (BAUBÖCK 1999; FREEMAN 1995; HAMMAR 1990, 2001; HATTON & WILLIAMSON 1998; HOLLIFIELD 2000). Ist sie mit ungleichen sozialen Chancen verbunden, führt dies nicht nur zu einer geringeren Entlohnung und Beschäftigungssicherheit von MigrantInnen, sondern betrifft insgesamt deren Eingliederung, soziale Stellung und Anerkennung im Aufnahmeland. Umgekehrt werden in der politischen Kommunikation Zugangschancen verhandelt, die MigrantInnen hinsichtlich zahlreicher Teilsysteme, auch demjenigen des Arbeitsmarktes, schlechter stellen können (EDER, RAUER & SCHMIDTKE 2004). Diskriminierung oder symbolische Exklusion sind ersten empirischen Ergebnissen unserer Studiengruppe zufolge ein wichtiges Element in der Arbeitsmarktintegration von MigrantInnen. Ein Schwerpunkt unserer empirischen Arbeiten liegt folgerichtig auf der symbolischen Exklusion, die jedoch differenziert auf der Mesoebene sozialer Gruppenbildung und (Selbst-) Organisationen untersucht werden muss. [10]
In der kanadischen Diskussion gibt es eine Vielzahl von Studien, die anhand der Auswertung von Arbeitsmarktdaten die Stellung von MigrantInnen und "visible minorities" im Arbeitsmarkt vergleichend zur Gesamtbevölkerung zu erfassen suchen (PENDAKUR & PENDAKUR 2002). Deren Ergebnisse verweisen dann zumeist auf Formen der Ungleichheit und Benachteiligung, ohne aber über die Mechanismen, die diesem Phänomen ursächlich zugrunde liegen, viel sagen zu können. In den wenigen deutschen Beiträgen zur Diskriminierungsforschung werden Ungleichheiten auf Unterschiede im Humankapital zurückgeführt, wobei beim regelmäßig verbleibenden Rest an statistisch schwer zu erklärender Ungleichstellung offen bleibt, wie dieser zustande kommt (GRANATO & KALTER 2001). Die volkswirtschaftliche Hypothese der "skill underutilization" (GRANT 1999; REITZ 2001), derzufolge die Arbeit von ImmigrantInnen nicht entsprechend ihrem eigentlichen, vom Ausbildungsniveau her gebotenen und ihrer Produktivität entsprechenden (AYDEMIR & SKUTERUD 2005) Wert anerkannt wird (etwa durch die Nichtanerkennung von Qualifikationen4)), hat in Deutschland nur wenig Aufmerksamkeit gefunden (SZYDLIK 1996).5) Qualitative Studien und Fallanalysen zu Diskriminierung sind die Ausnahme (z.B. LI 1998, 2001), wobei eine auffällige Kluft zwischen journalistischer, an Einzelfallbeispielen exemplifizierter Debatte und wissenschaftlicher Analyse besteht, die sich fast ausschließlich auf die Auswertung quantifizierbarer statistischer Daten stützt. Die von unserer Studiengruppe vorgeschlagene Rekonstruktion des Zusammenhangs zwischen Statuspassagen und deren meso- und makrosozialen Kontextbedingungen ermöglicht es, symbolische Exklusion differenziert in ihren Folgen für die Arbeitsmarktintegration von MigrantInnen zu beobachten. Doch sind MigrantInnen meso- und makrosozialen Kontexten nicht nur ausgeliefert, sondern sie gestalten diese auch mit. Dabei ist an die Selbstorganisation von MigrantInnen zu denken, z.B. an die Entstehung sozialer Netzwerke und an die darüber vermittelten Deutungen und Bewältigungsformen für den Übergang in den Arbeitsmarkt. [11]
Es sollte deutlich geworden sein, dass individuelle und kollektive Bedeutungskonstruktionen nicht allein Aufschluss über den Verlauf der Statuspassage in den Arbeitsmarkt geben. Welchen sozialen Status Migranten und Migrantinnen schließlich übernehmen und ob sie ihre zuvor erworbenen Bildungsabschlüsse während des Übergangs in den Arbeitsmarkt umsetzen können, unterliegt nicht nur ihrer Eigengestaltung. Die Optionen, die sie als erreichbar erfahren, sind auch maßgeblich über die Gelegenheitsstrukturen von Arbeitsmärkten bestimmt. Angesichts des aufgezeigten Forschungsstandes erscheint es uns wichtig, methodische Zugänge zu eben dieser mikro-, meso- und makrosozialen Strukturierung von Statuspassagen zu finden und deren Zusammenhänge zu rekonstruieren. [12]
3. Die Verwertung kulturellen Kapitals unter den Bedingungen der Migration
Im Folgenden werden zunächst die zentralen Begriffe eingeführt, die die von uns begonnene ländervergleichende Mehrebenenanalyse fokussieren. Wir untersuchen die Umsetzung von kulturellem Kapital (3.1) während der Statuspassage in den Arbeitsmarkt (3.2). Auf dieser begrifflichen Grundlage führt dann der vierte Teil des Beitrags in die methodische Umsetzung der hier ausgeführten Überlegungen ein. [13]
3.1 Kulturelles Kapital und Migration
Die BOURDIEUsche Kapitaltheorie bietet einen analytischen Zugang zur Reproduktion von Ungleichheit in hoch individualisierten Gesellschaften, der geeignet ist, die sozialstrukturelle Positionierung von MigrantInnen wie auch ihre habituellen Dispositionen differenziert zu erfassen. Die Kapitaltheorie beschreibt die Lage von sozialen Gruppen in einem durch ökonomische, kulturelle und soziale Ungleichheitsrelationen strukturierten Raum (BOURDIEU 1982), in dem der Habitus, und damit auch alltägliche Handlungen, von der relativen Position der Gruppe strukturiert werden. [14]
Für die Anerkennung des kulturellen Kapitals unter den Bedingungen von Migration ist die Form, in der kulturelles Kapital vorliegt, von zentraler Bedeutung: Bei institutionalisiertem kulturellem Kapital (u.a. Bildungstitel) kann eine Anerkennung formalisiert erfolgen. Die nationale Organisation des Bildungswesens bringt es aber in der Regel mit sich, dass im Ausland erworbene Bildungstitel nicht oder schlechter anerkannt werden als inländische. Inkorporiertes kulturelles Kapital (u.a. Denk- und Handlungsschemata, Sprache, Wertorientierungen, Kompetenzen) ist an eine bestimmte Person gebunden, die es in langwierigen Sozialisations- und Bildungsprozessen erwirbt (BOURDIEU 1983). Stimmen schon bei Einheimischen das inkorporierte und das institutionalisierte kulturelle Kapital nicht immer überein, so kann sich diese Diskrepanz bei MigrantInnen noch verschärfen. Denn diese haben kulturelles Kapital zwar oft inkorporiert, es wird aber institutionell nicht anerkannt (ESSER 1996; BOMMES 1999). Zum Beispiel erwarten Arbeitsorganisationen überwiegend national strukturierte Karrieren und das Erziehungssystem national spezifische Sprachkenntnisse, so dass bei MigrantInnen die Inklusion in den Arbeitsmarkt und das Bildungssystem besonders gefährdet ist. Die Relationalität des Kapitalbegriffs bringt es mit sich, dass der Wert des Kapitals nur im Verhältnis zu derjenigen Umwelt bestimmt werden kann, in der es eingesetzt bzw. anerkannt wird (WEISS 2002). [15]
Institutionalisiertes kulturelles Kapital bezieht sich zwar im Regelfall auf den nationalstaatlichen Rahmen und verliert durch Migration an Funktionalität. Doch sind in einigen Berufen und Wissensfeldern transnationale Arbeitsmärkte entstanden, in denen kulturelles Kapital unabhängig von dessen nationaler Herkunft bewertet wird (COE & BUNNELL 2003). Der soziale Raum, auf den sich der Wert kulturellen Kapitals bezieht, lässt sich also nicht vollständig mit der nationalstaatlichen Gliederung der Welt zur Deckung bringen. Bei Hochqualifizierten ist z.B. der jeweilige Beruf entscheidend dafür, ob überhaupt eine Chance auf eine transnationale Anerkennung ihres kulturellen Kapitals auf dem Arbeitsmarkt besteht. Daher konzentriert sich die hier vorgestellte Erhebung auf Studien- und Berufsabschlüsse im Gesundheitswesen, den (intelligenten) Technologien und der Wirtschaft, die potenziell in verschiedenen Ländern verwertbar und trotz konjunktureller Schwankungen arbeitsmarktrelevant sind bzw. deren AbsolventInnen in einzelnen Ländern sogar gezielt angeworben wurden. [16]
Auch wenn eine institutionalisierte Anerkennung von kulturellem Kapital erfolgt, können dessen inkorporierte Anteile als Folge der Migration fremd oder minderwertig wirken. Der Habitus wird in langfristigen Sozialisationsprozessen in der Familie, dem Herkunftsmilieu bzw. den Bildungsinstitutionen eines Landes herausgebildet, so dass er nicht umstandslos veränder- und konvertierbar ist. Man kann dies als "körperliche Fremdheit" zwischen MigrantInnen und Einheimischen (BRÖSKAMP 1993) oder als habituelle Ähnlichkeit innerhalb von Migrationsmilieus (NOHL 2001a; SCHITTENHELM 2001) beobachten, die die MigrantInnen jeweils von den Einheimischen habituell distanzieren.6) [17]
Wo kulturelles Kapital nicht transnational anerkannt ist und das inkorporierte kulturelle Kapital von MigrantInnen im Aufnahmeland nicht ohne weiteres institutionelle Anerkennung findet, kann es zwischen MigrantInnen und der Mehrheitsbevölkerung zu symbolischen Kämpfen um die Neubewertung des Kapitals kommen. Wenn es MigrantInnen gelingt, vermehrt ökonomisches, soziales und politisches Kapital zu erwerben, verbessert sich ihre Verhandlungsposition in symbolischen Kämpfen, so dass anzunehmen ist, dass sich die Bewertung von kulturellem Kapital zu ihren Gunsten verschieben wird. Die hier angestrebte Analyse von mesosozialen Kontexten für die Verwertung von kulturellem Kapital antwortet auf die theoretisch zu erwartende Bedeutung von symbolischen Kämpfen. In der Netzwerkbildung und Selbstorganisation von MigrantInnen sowie in der Exklusion und Diskriminierung durch Mehrheitsangehörige und Organisationen wird verhandelt, welche kulturellen Ressourcen wertvoll sind oder werden. Ethnische Diskriminierung kann zu einer (negativ konnotierten) Komponente symbolischen Kapitals werden und auf diese Weise den symbolischen Wert kulturellen Kapitals überformen (WEISS 2001). Symbolische Kämpfe münden aber nicht nur in eine Entwertung kulturellen Kapitals, sondern auch in die Neu(an)erkennung von Komponenten des Wissens und Könnens, die im Herkunftsland der MigrantInnen brach gelegen haben mögen, während sie unter den Bedingungen der Migration gegebenenfalls zu wertvollen Ressourcen werden. [18]
Empirische Forschung zur Arbeitsmarktintegration hochqualifizierter MigrantInnen sollte nicht nur formale Bildungstitel, sondern auch die inkorporierten Bestandteile des kulturellen Kapitals untersuchen. Zu prüfen ist einerseits, welche Bestandteile des kulturellen Kapitals unter den Bedingungen der Migration länderübergreifend wertvoll (d.h. als wertvoll anerkannt) sind. Dies führt im Umkehrschluss zu der Frage, was genau kulturelles Kapital an spezifische Orte bindet, so dass es im Verlauf der Migration entwertet wird: Ist die Zuschreibung von Fremdheit bzw. die Unterschichtszugehörigkeit entscheidend, die in Deutschland vor allem die beruflich qualifizierten Bildungsinländer unter den MigrantInnen betrifft? Inwiefern misslingt der Transfer formaler, im Ausland erworbener Bildungstitel? Welche Rolle spielen Schlüsselqualifikationen? Erleichtern solche Bestandteile des kulturellen Kapitals den Arbeitsmarktzugang, auch wenn dieser durch den Aufenthaltstitel blockiert wird? Schließlich ist angesichts des Umstands, dass kulturelles Kapital von Anerkennung abhängig ist und in symbolischen Kämpfen aufgewertet werden kann, zu fragen, wodurch sich die befragten MigrantInnen individuell und kollektiv distinguieren: Überwiegen Strategien der Selbstmarginalisierung oder sind Ansätze für eine Neubewertung des kulturell-spezifischen Kapitals sowie der interkulturellen Kompetenzen von MigrantInnen zu erkennen? Ist unter den Bedingungen der Migration auch eine Entstehung neuen kulturellen Kapitals zu beobachten? [19]
Kulturelles Kapital ist in der Migration – so lassen sich unsere empirischen Fragen zusammenfassen – in hohem Maße an die Dynamik von Zeit und Raum gebunden. Was vordem anerkannt war, muss nach der Migration in ein anderes Land nicht mehr akzeptiert sein. Die zeitliche und räumliche Dynamik der Verwertung kulturellen Kapitals lässt sich als Statuspassage von MigrantInnen untersuchen. [20]
3.2Die Verwertung von kulturellem Kapital in Statuspassagen zwischen Bildungsabschluss und Arbeitsmarkt
Im Verlauf von Statuspassagen entscheidet sich, ob Personen ihre zuvor erworbenen Bildungstitel bzw. ihr gesamtes kulturelles Kapital verwerten können, oder ob sie eine soziale Ausgrenzung aus dem Bildungs- und Berufssystem bzw. eine statusgeminderte Integration erfahren und z.B. unterqualifiziert arbeiten. Um sowohl eine solche "Um- und Neuverteilung" von Statuspositionen im Lebenslauf als auch den prozesshaften Verlauf des Übergangs von Migranten und Migrantinnen in den Arbeitsmarkt des Zuwanderungslandes begrifflich zu fassen, sprechen wir von "Statuspassagen". [21]
Statuspassagen haben aus gutem Grund in der bisherigen deutschen und internationalen Bildungs- und Lebenslaufforschung (HEINZ 1991; HAGESTAD 1991; LEVY 1991) wiederholt Beachtung gefunden. Zahlreiche Untersuchungen des Bremer Sonderforschungsbereiches (HEINZ 2000; BORN & KRÜGER 2001) galten auch den damit verbundenen sozialen Risiken, wobei MigrantInnen in diesen Debatten nahezu unbeachtet blieben. Die Bedeutung der damaligen Arbeiten bestand u.a. darin, dass Übergänge im Bildungs- und Berufsverlauf nicht nur hinsichtlich des faktischen Ablaufs, sondern auch mit Blick auf die Sozialisations- und Entwicklungserfahrungen (HEINZ 1995) der beteiligten Personen ermittelt wurden. Durch die damals vieldiskutierte Integration qualitativer und quantitativer Verfahren (KELLE & ERZBERGER 1999, 2000) wurden bisherige Abgrenzungen zwischen der Lebenslaufs- und Biographieforschung in Frage gestellt und stattdessen Annäherungen und Verbindungen gesucht (KLUGE & KELLE 2001). [22]
Ein Statusübergang wird unter Berücksichtigung qualitativer Forschungsperspektiven als sozialer Prozess einschließlich der Deutungen und Orientierungen der Beteiligten zum Gegenstand der Analyse (HOERNING 1978). Damit geraten die TrägerInnen von Bildungstiteln und ihre biographisch erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten in das Blickfeld der Aufmerksamkeit. Gewinn eines solchen Vorgehens ist es unter anderem, die Übernahme einer eher ungünstigen beruflichen Statusposition in der Arbeitswelt nicht mehr länger als Resultat einer möglichen Berufswahl zu analysieren, sondern den Umgang mit Gelegenheitsstrukturen oder Sanktionen besser in den Blick zu bekommen. KRÜGER (1993) hat z.B. wiederholt darauf hingewiesen, dass die Konzentration von Frauen in spezifischen Berufsfeldern nicht einfach als Resultat einer entsprechenden beruflichen Orientierung zu sehen ist, sondern als Ergebnis ihres Umgangs mit Chancen und Gelegenheiten, die sie während dieser Übergänge vorfinden. Auch in Untersuchungen zur Berufsfindung junger Migrantinnen ließ sich mittlerweile feststellen, dass sich ihr Berufswahlverhalten zunehmend auf als erreichbar erfahrene Optionen bezieht (WILPERT 1993) oder dass ein Berufseinstieg auch im Widerspruch zu eigenen, nicht realisierbaren beruflichen Interessen erfahren wird (SCHITTENHELM 2005a, b). [23]
Eine vergleichende Analyse von Verlaufsprozessen der Statuspassagen zwischen Ausbildung bzw. Studium und Beruf kann die Voraussetzungen für eine auf- und absteigende Dynamik der beruflichen Verwertung von kulturellem Kapital von MigrantInnen aufzeigen. Dabei ist der Ausgang einer solchen Statuspassage durchaus offen. Er kann in ein reguläres Arbeitsverhältnis, in prekäre Beschäftigungen führen oder mit einer Existenzgründung enden. Mit diesem Untersuchungsansatz tragen wir dem Umstand Rechung, dass Übergänge zwischen Bildungsabschluss und Arbeitsmarkt nicht immer direkt zu qualifizierter Beschäftigung führen. Gerade unter den Zugewanderten ist ein zunehmender Anteil auch längerfristig nicht in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung tätig (SEIFERT 2000, S. 69), wobei einigen Zuwanderergruppen dies bereits von ihren Aufenthaltsbedingungen her verwehrt ist. Weiterhin sind geschlechterbezogene Übergangsprofile zu beachten, womit sich nicht nur die Frage nach der Erziehungs- und Familienarbeit stellt. Auch andere Existenzformen spielen dabei eine Rolle, da Frauen z.B. häufig als mithelfende Familienangehörige im auf herkunftslandbezogene Produkte oder Absatzmärkte basierenden "ethnischen Gewerbe" (HILLMANN 2000) tätig sind. [24]
Obgleich Bildungs- und Erwerbsverläufe heute insgesamt eine Deregulierung erfahren haben, sind sie nicht allein von den individuellen Planungs- und Entscheidungskompetenzen der MigrantInnen abhängig. Denn der Übergang vom Hochschul- bzw. Berufsabschluss in den Arbeitsmarkt stellt sowohl eine individuelle als auch eine kollektive Statuspassage dar (GLASER & STRAUSS 1971; LEVY 1991; SCHITTENHELM 2005a, 2006) und wird von Angehörigen derselben Kohorte im Bildungsverlauf (HAGESTAD 1991) oder derselben Zuwanderergruppe jeweils parallel absolviert. Die Strukturidentität auch von individuell durchlaufenen Statuspassagen basiert auf der kollektiven Einbindung der Betroffenen in ihr Milieu (vgl. BOHNSACK 2003, S.111ff). Als "mesosoziale Einbettungsform" (MATTHIESEN 1998, S.22) verknüpft das Milieu die mikrosozialen Statuspassagen Einzelner mit makrosozialen institutionellen Rahmenbedingungen (HRADIL 1992), etwa jenen des Arbeits- und Aufenthaltsrechts. Der Verlauf der Statuspassagen beruht nicht nur auf der individuellen Bildungslaufbahn, sondern auf der Vermittlung von kulturellem Kapital in den Familien (NAUCK, DIEFFENBACH & PETRI 1998) und im gesamten Milieuumfeld (SCHITTENHELM 2005a). Auch der Wandel gesellschaftlicher Kontextbedingungen wirkt sich auf Statusübergänge im Lebenslauf aus (ELDER 1991), weshalb sich z.B. der Arbeitsmarktzugang der zweiten und dritten Generation der Zugewanderten von dem der Elterngeneration unterscheidet. [25]
Wenn wir Statuspassagen mit Blick darauf betrachten, wie Erwachsene mit Migrationshintergrund in Milieus eingebunden sind, wird deutlich, dass sie mehrere Statusveränderungen zu bewältigen haben. Daher sprechen wir in ihrem Fall von "mehrdimensionalen Statuspassagen" (SCHITTENHELM 2005a), die mit Blick auf die von uns bisher unterschiedenen analytischen Ebenen folgende Statuswechsel beinhalten: [26]
Wie in der bisherigen Bildungs- und Lebenslaufforschung, die sich vorwiegend auf eine mikrosoziale Ebene bezieht, kennzeichnet der Begriff die Lebensphase des Übergangs zwischen Bildungsabschluss und Arbeitsmarkt, wobei hier die Höhe der Bildungstitel entscheidend ist. In Abhängigkeit vom jeweiligen biographischen Verlauf kann dabei eine Statusveränderung im Generationenverhältnis zu bewältigen sein. Auch die Ablösung vom Herkunftsmilieu und eine soziale Mobilität gehen mit einem Übergang im Sinne eines Statuswechsels einher. [27]
Mit der Migration ist außerdem ein Übergang zwischen Gesellschaften verbunden, d.h. ein Statuswechsel aufgrund eines in der eigenen Biographie oder durch die Familie vollzogenen Übergangs zwischen Nationalstaaten mit ihren Bildungssystemen und Arbeitsmärkten. Er wird von Zuwanderergruppen nicht nur kollektiv erfahren, sondern durch eine Gruppen- und Milieubildung (vgl. NOHL 2001a) oder auch durch eine politische Selbstorganisation begleitet. [28]
Hochqualifizierte MigrantInnen können also zeitgleich mehrere Dimensionen einer – individuell und/oder kollektiv beschrittenen – Statuspassage vollziehen. Mit Hilfe einer qualitativ-empirischen Analyse lässt sich beobachten, wie diese Übergangsprozesse in alltagsweltlichen Erfahrungen ihren Niederschlag finden und daher in Gesprächen oder biographischen Erzählungen zum Ausdruck kommen. Neben faktischen Abfolgen von Stationen des Übergangs (Jobs, Praktika, Bewerbungsphasen etc.) können damit verbundene Bewältigungsprozesse der MigrantInnen sowie deren Folgen für den Verlauf der Statuspassage rekonstruiert werden. Daher berücksichtigt unser Forschungsdesign: (1) die mikrosoziale Ebene der (individuellen) biographischen Erfahrung sowie der interaktiven Aushandlung dieses Übergangs in einem kollektiven Rahmen; (2) Formen der institutionellen und informellen Rahmung (z.B. Milieus, soziale Netzwerke, gemeinsame Selbstorganisation) dieses Übergangs auf der Meso-Ebene; und schließlich (3) national spezifische politische und rechtliche Regulierungen des Zugangs zu (nationalen) Arbeitsmärkten über die Einwanderungs-, Integrations- und Arbeitsmarktpolitik auf der Makroebene. [29]
4. Das empirische Design der Studie: Komparative Analyse und Typenbildung
Das hier vorgestellte Forschungsdesign erzeugt aufgrund seiner breiten Gegenstandsdefinition, der Analyse auf der Mikro-, Meso- und Makroebene, der Ländervergleiche sowie der in diesem Kapitel noch vorzustellenden komparativen Analyse unterschiedlicher Statusgruppen ein Maximum an erwünschter Varianz, die im Sinne eines qualitativen Experimentierens und Entdeckens (KLEINING 1991; KLEINING & WITT 2001) empirisch fundierte Theoriebildung (GLASER & STRAUSS 1969) ermöglichen soll. Um eine inter- und transnationale Vergleichbarkeit zu gewährleisten, werden die zentralen Gegenstandsbezüge weitgehend unabhängig von nationalen Traditionen und Begriffsbildungen formuliert. Das betrifft die Begriffe des kulturellen Kapitals und der Statuspassage (vgl. Kapitel 3), aber v.a. auch die Auswahl des Samples, die sich nicht an den in der Migrationsforschung üblichen national-ethnischen Kategorien orientiert, sondern an analytischen Überlegungen. [30]
4.1 Sampling und Statusgruppen
Das Untersuchungsdesign stellt die Situation von Migrantinnen und Migranten in den Vordergrund und berücksichtigt in der Analyse des Statusübergangs in den Arbeitsmarkt verschiedene Statusgruppen: Insbesondere wird zwischen Personen mit mittleren und höheren Bildungstiteln, zwischen BildungsausländerInnen und -inländerInnen, sowie zwischen qua Aufenthaltstitel (gegenüber den Einheimischen) auf dem Arbeitsmarkt gleichberechtigten und nachrangigen MigrantInnen unterschieden. Formale Gleichrangigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die MigrantInnen keine rechtlichen Probleme im Bereich des Arbeits- und Aufenthaltsrechts haben, die sie gegenüber Einheimischen benachteiligen würden. [31]
Zu den hochqualifizierten BildungsinländerInnen mit gleichberechtigendem Aufenthaltstitel zählen wir jene MigrantInnen, die über einen akademischen Abschluss im Aufnahmeland und über einen auf dem Arbeitsmarkt (fast) gleichberechtigenden Aufenthaltstitel verfügen. Bei den BildungsinländerInnen aus ehemaligen Anwerbeländern sind im Verhältnis zu einheimischen Studierenden, aber auch zu BildungsinländerInnen anderer Herkunftsländer, strukturelle Besonderheiten zu beobachten: Sie kommen häufiger aus Elternhäusern mit niedrigem Bildungsabschluss (KARAKAŞOĞLU-AYDIN & NEUMANN 2001, S.64), und die Elterngeneration war hierzulande in der Regel im ungelernten Sektor tätig. In den Jahren 2002/2003 hatte unter den Studierenden mit ausländischem Pass in Deutschland knapp ein Drittel ein deutsches Abitur, während der Anteil derer, die erst zum Studium nach Deutschland eingereist sind, 71,9 Prozent betrug (MIGRATIONSBERICHT 2003, S.68). Mittlerweile erhält auch die zum Studium nach Deutschland kommende Gruppe einen auf ihren Beruf begrenzten gleichrangigen Arbeitsmarktzugang. Als Bildungsinländer definieren wir daher – ein wenig abweichend vom bundesdeutschen Sprachgebrauch – alle jene MigrantInnen, die ihren letzten Abschluss im Aufnahmeland erworben haben. Das heißt, wir verstehen hierunter nicht allein – wie sonst üblich – diejenigen, die ein deutsches Abitur erwerben, sondern auch alle diejenigen, die hier ihren Hochschulabschluss erwerben. [32]
Zu den Hochqualifizierten mit ausländischem Bildungsabschluss und gleichberechtigendem Aufenthaltstitel zählen wir jene MigrantInnen, die im Ausland einen akademischen Abschluss erworben haben und die auf dem Arbeitsmarkt den Deutschen rechtlich gleichgestellt sind. Eine aktive Anwerbung Hochqualifizierter fand durch die so genannte "Green-Card-Debatte" zwar öffentliche Aufmerksamkeit, wurde aber nicht im ursprünglich geplanten Ausmaß durchgeführt (SCHREYER & GEBHARDT 2003). Häufiger kommen hochqualifizierte BildungsausländerInnen über eine Familienzusammenführung oder als AussiedlerInnen und Kontingentflüchtlinge nach Deutschland. Insbesondere AussiedlerInnen verfügen über einen Arbeitsmarktzugang, der dem von Einheimischen rechtlich gleichrangig ist, und ihre Sprachkenntnisse werden gezielt gefördert. Dennoch ist auch hier kein problemloser Zugang zum Arbeitsmarkt zu beobachten (SEIFERT 2000). Bei den AussiedlerInnen wird ein Problem besonders deutlich, das für die Studiengruppe von hohem Interesse ist: Zwar wird das kulturelle Kapital dieser Personengruppe (insbesondere die akademischen Abschlüsse) relativ problemlos institutionell anerkannt, doch ist eine Anerkennung durch potenzielle ArbeitgeberInnen keineswegs gewährleistet (KONIETZKA & KREYENFELD 2001). [33]
Zu den hochqualifizierten BildungsausländerInnen mit nachrangigem Arbeitsmarktzugang zählen wir jene MigrantInnen, die ihren akademischen Abschluss im Ausland erworben haben, denen im Aufnahmeland aber nur eine eingeschränkte oder keine legale Arbeitsaufnahme erlaubt ist. Bei dieser Statusgruppe steht die Umsetzung der Bildungstitel in engem Zusammenhang mit dem jeweiligen Aufenthaltsstatus. Die Gruppe der BildungsausländerInnen mit nachrangigem Arbeitsmarktzugang umfasst in Deutschland u.a. AsylbewerberInnen, die nach einem Jahr Wartezeit um eine Arbeitserlaubnis nachsuchen können. Mit den hierfür angewandten Prüfkriterien "sind bereits hohe Hürden verbunden, an denen die meisten AsylbewerberInnen und Flüchtlinge scheitern" (ISOPLAN 2004, S.6). Teilweise weicht diese Gruppe in die Schattenwirtschaft aus und unterscheidet sich im Arbeitsmarktzugang nicht von TouristInnen und Personen ohne legalen Aufenthaltsstatus. Relativ häufig ist die Kombination eines unsicheren, aber legalen Aufenthalts mit einer Tätigkeit in der Schattenwirtschaft (ALT & CYRUS 2002). Diese letztgenannte Statusgruppe ist also breit angelegt: Sie kann vom Illegalisierten bis hin zu solchen Personen gehen, die nur für eine bestimmte Arbeitsstelle, für die sie besonders qualifiziert sind, ein Einreisevisum und eine Arbeitserlaubnis erhalten haben. [34]
Zu den beruflich qualifizierten BildungsinländerInnen mit gleichberechtigendem Aufenthaltstitel zählen wir jene MigrantInnen, die im Aufnahmeland eine mittlere (berufliche) Qualifikation erworben haben und den Einheimischen gegenüber auf dem Arbeitsmarkt (fast) gleichberechtigt sind. Das Hochschulsystem steht in Deutschland nur einem geringen Teil der Zugewanderten offen. Obwohl auch die Ausbildungsbeteiligung von Zugewanderten nach wie vor mit speziellen Hürden verbunden ist (GRANATO 2003; SCHITTENHELM 2005a; SEIBERT 2005), werden Beschäftigungschancen daher bis heute überwiegend über die berufliche Bildung erzielt. [35]
Wenngleich der Schwerpunkt der empirischen Analyse auf hochqualifizierten Personen mit Aufenthaltstiteln liegt, die sie auf dem Arbeitsmarkt gegenüber Einheimischen formal gleichrangig machen, erlaubt es uns der Vergleich der vier skizzierten Statusgruppen, verschiedene Kontextbedingungen der Statuspassagen in den Arbeitsmarkt komparativ-kontrastierend zu untersuchen und somit verschiedene Optionen, Strategien, Bewältigungsformen und Restriktionen in den Statuspassagen zu identifizieren. [36]
4.2 Erhebungs- und Auswertungsmethoden: Narratives Interview und Gruppendiskussion in dokumentarischer Interpretation
Da es uns um die Verwertung kulturellen Kapitals im Zuge lebensgeschichtlich angelegter Statuspassagen geht, machen wir vor allem von der Methode des narrativen Interviews (vgl. SCHÜTZE 1983, 2004) Gebrauch. Wir bitten die MigrantInnen, nach einer erzählgenerierenden Eingangsfragestellung ihr Leben in aller Ausführlichkeit zu erzählen. Unsere exmanenten Nachfragen konzentrieren sich dann vor allem auf für uns relevante Themenbereiche. Ergänzt werden die narrativen Interviews durch Gruppendiskussionen (vgl. BOHNSACK 2003; BOHNSACK, PRZYBORSKI & SCHÄFFER 2006). Ein Übergang wird von AbsolventInnen einer Bildungseinrichtung auch gemeinsam mit anderen, die ihn parallel und unter vergleichbaren Bedingungen absolvieren, gedeutet und mögliche Bewältigungsformen werden interaktiv ausgehandelt (SCHITTENHELM 2006). Geht es in den narrativen Interviews vor allem um die persönliche Lebensgeschichte, in der sich selbstverständlich auch deren soziale Einbettung dokumentiert, so dient die Gruppendiskussion der Artikulation kollektiver Statuspassagen. Auf diese Weise können wir sowohl die individuellen wie auch die kollektiven Aspekte der Statuspassagen methodisch berücksichtigen. Die Kontexte, in denen sich die Statuspassagen vollziehen, erfassen wir zusätzlich mit Experteninterviews, einschlägigen Dokumenten und vorhandenen Statistiken. [37]
Die narrativen Interviews und Gruppendiskussionen werden mit der dokumentarischen Methode (vgl. BOHNSACK 2003; BOHNSACK, NENTWIG-GESEMANN & NOHL 2001) interpretiert. In der dokumentarischen Interpretation von narrativen Interviews (vgl. NOHL 2006a), und zumal von Gruppendiskussionen, geht es erstens darum, nicht nur die expliziten, von den InformantInnen so auf den Punkt gebrachten Aspekte ihrer Lebensgeschichte zu rekonstruieren, sondern vor allem auch die impliziten, in die Lebenspraxis eingelassenen Wissensbestände. Auf diese Weise erhalten wir mittels der narrativen Interviews und Gruppendiskussionen tendenziell auch einen Zugriff auf jene Sozialisations- und Lernprozesse sowie auf Bestände an Wissen und Können, die noch nicht oder nicht mehr in Form institutionell anerkannten kulturellen Kapitals vorliegen. [38]
Zweitens zielt die dokumentarische Interpretation der narrativen Interviews und Gruppendiskussionen nicht auf den Einzelfall, sondern darauf, im Vergleich unterschiedlicher Fälle übergreifende Orientierungen und Erfahrungen der InformantInnen herauszuarbeiten. Solche fallübergreifenden Befunde lassen sich dann in Typen und Typiken überführen (vgl. BOHNSACK 2001). Indem die dokumentarische Interpretation narrativer Interviews fallübergreifende, geradezu quer zum Einzelfall liegende Typiken herausarbeitet, reduziert sie narrative Interviews nicht zur Ausdrucksform individueller Biographien, sondern rekonstruiert die Einbettung individueller Lebensgeschichten in kollektive, milieuspezifische Erfahrungsdimensionen (vgl. NOHL 2006a, 2006b).7) [39]
Als Suchstrategien für die komparative Analyse (vgl. NOHL 2001b) gehen wir von den oben genannten vier Statusgruppen aus. Da wir erforschen möchten, wie die Statuspassagen in den Arbeitsmarkt unter den Bedingungen der Migration verlaufen, sind der Ort des Erwerbs des letzten Bildungstitels und der Aufenthaltsstatus von besonderer Relevanz. Mit diesen Suchstrategien, die sich nicht an individuellen Unterschieden zwischen MigrantInnen, sondern an institutionellen Kontextbedingungen der Verwertung kulturellen Kapitals in der Migration orientieren, möchten wir sicherstellen, dass wir neben den Statuspassagen auch deren meso- und makrosozialen Kontexte in den Blick bekommen. [40]
Ein wichtiges methodisches Instrument für die Rekonstruktion meso- und makrosozialer Kontextbedingungen der Arbeitsmarktintegration ist der Ländervergleich. Um länderspezifische soziokulturelle Praktiken der Exklusion ebenso wie institutionelle Bedingungen (vor allem Migrations- und Arbeitsmarktpolitik, sowie Gesetze und Verordnungen zu Bildungs- und Aufenthaltstiteln) in Deutschland in ihrer Signifikanz für die Statuspassage in den Arbeitsmarkt herauszuarbeiten, bezieht die Studiengruppe einen durch das inhaltliche Interesse an den Statuspassagen bestimmter Gruppen fokussierten Ländervergleich ein. So werden beispielsweise in Kanada die hochqualifizierten Bildungsin- und ausländerInnen mit gleichrangigem Arbeitsmarktzugang, die durch die Einwanderungspolitik dieses Landes gezielt angeworben werden, vergleichend herangezogen. In Großbritannien konzentriert sich das Forschungsinteresse aus komparativer Sicht auf die beruflich qualifizierten MigrantInnen, die dort im Regelfall StaatsbürgerInnen sind und von einer Antidiskriminierungsgesetzgebung profitieren. In der Türkei gilt die Aufmerksamkeit den hochqualifizierten BildungsausländerInnen mit nachrangigem Arbeitsmarktzugang, die sich oftmals trotz fehlender Einwanderungs- und Arbeitserlaubnis im Arbeitsmarkt des Landes behaupten. [41]
In den nationalen Kontrastfällen für die vier Statusgruppen reicht die Bandbreite meso- und makrosozialer Kontextbedingungen somit von einem komplexen Auswahlverfahren, das an den volkswirtschaftlichen und arbeitsmarktspezifischen Erfordernissen des Landes (Kanada) orientiert ist (WHITAKER 1987; SCHMIDTKE 2003), bis hin zum gänzlichen Fehlen einer Gesetzesgrundlage für die geregelte Zuwanderung von individuellen BewerberInnen, wie es bis vor kurzem für Deutschland (DICKEL 2002) und immer noch für die Türkei (KÖKSAL 2003) charakteristisch ist. [42]
4.4 Komparative Analyse und Typenbildung
Die Facetten der Verwertung kulturellen Kapitals, die hier nur kurz skizziert wurden, werden wir im Vergleich der Fälle empirisch ausarbeiten und Typen bilden. Komparative Analyse und Typenbildung werden in drei eng miteinander verknüpften und z.T. rekursiven Schritten vorangetrieben: [43]
In einem ersten Schritt werden innerhalb einer jeden Statusgruppe eines jeden Landes erste Typiken gebildet. Diese beziehen sich z.B. auf die Phasen der mehrdimensionalen Statuspassage, auf die Nutzung sozialer Netzwerke, auf die Verknüpfung von Familien-, Berufs- und Migrationsbiographie und insbesondere auf die unterschiedlichen Formen des verwerteten kulturellen Kapitals. [44]
Im zweiten Schritt zielt die Typenbildung auf die institutionellen und sozialen Rahmenbedingungen einer Verwertung kulturellen Kapitals in der Migration. Im Vergleich der vier Statusgruppen innerhalb Deutschlands wird deutlich werden, welche typischen Elemente in den Statuspassagen mit der Höhe des Bildungstitels, dem Ort seines Erwerbs und dem nachrangigen oder gleichberechtigenden Arbeitsmarktzugang zusammenhängen. [45]
Eng mit dem zweiten ist der dritte Schritt verknüpft. Im Vergleich der vier Länder, der sich jeweils auf eine spezifische Statusgruppe bezieht, werden nun auch länderspezifische Aspekte der Verwertung kulturellen Kapitals evident und typisierbar werden. Dabei geht es insbesondere um die nationalstaatlich geregelte Arbeitsmarkt- und Einwanderungspolitik. [46]
Dadurch dass die komparative Analyse und Typenbildung bereits innerhalb einer Statusgruppe und dann zwischen Statusgruppen innerhalb eines Landes ansetzen, wird eine Reifizierung der Unterschiede zwischen den vier Ländern vermieden. Für die vergleichende Analyse bedeutet dies, dass wir Kontextbedingungen ermitteln, die über den Einzelfall hinaus mehrere Fälle bzw. Fallgruppen betreffen, aber unterhalb der nationalstaatlichen Ebene liegen. Migranten und Migrantinnen können z.B. den Übergang in den Arbeitsmarkt über soziale Netzwerke absolvieren, deren Beschaffenheit an bestimmte Kontextbedingungen (z.B. einen urbanen Raum) gebunden ist. Dies kann ein länderunabhängiges und mithin möglicherweise transnationales Phänomen sein. Im Ländervergleich werden insofern nicht Populationen als ganze (z.B. die zweite Generation von ArbeitsmigrantInnen in verschiedenen europäischen Ländern), sondern Fallgruppen verglichen, die bezüglich spezieller Dimensionen Gemeinsamkeiten, hinsichtlich anderer wiederum Kontraste aufweisen. Wir vergleichen damit "kleiner angelegte" Untersuchungseinheiten, wie z.B. neben der Netzwerkbildung auch Formen kulturellen Kapitals oder der Verknüpfung von Familien-, Berufs- und Migrationsbiographie in verschiedenen lokalen und nationalen Kontexten, die wir als relevante Untersuchungs- und Auswertungseinheit im Verlauf der Auswertung rekonstruktiv, d.h. als ein Ergebnis unserer Datenanalyse, ermitteln. [47]
Dies unterscheidet unseren Ansatz von Untersuchungen, die im nationalen Vergleich ebenfalls Phänomene auf der Meso-Ebene erforschen, wie z.B. Ethnographien zur schulischen Sozialisation in verschiedenen Ländern (SCHIFFAUER, BAUMANN, KASTORYANO & VERTOVEC 2002) oder international vergleichende Analysen sozialer Bewegungen oder politischer Institutionen (KOOPMANS, STATHAM, GIUGNI & PASSY 2005). Bei diesen Untersuchungen werden Untersuchungseinheiten, die von vorneherein länderspezifisch zugeschnitten sind, miteinander verglichen. In unserer Untersuchung ist demgegenüber entscheidend, dass die zu vergleichenden Untersuchungseinheiten nicht vorab festgelegt sind, auch wenn die Statusgruppen unsere Suchstrategie bestimmen, sondern dass diese erst ein Ergebnis der empirischen Untersuchung sind und im Verlauf der Datenanalyse – im Rahmen einer Theorie- und Typenbildung – entwickelt werden. Damit wird bewusst offen gehalten, ob ein nationaler Kontext entscheidend ist oder ob es viel eher transnationale Parallelen gibt und die betreffenden Phänomene selbst innerhalb von Nationalgesellschaften variieren. Indem die Kontextbedingungen der Statuspassagen von MigrantInnen in den Arbeitsmarkt systematisch variiert und vergleichend untersucht werden, wird ihr Einfluss auf die Verwertung von kulturellem Kapital im Rahmen einer qualitativen Mehrebenenanalyse ermittelt. [48]
Das hier skizzierte analytische Modell zielt zentral darauf ab, den komplexen Prozessen nachzugehen, die über den Erfolg und Misserfolg der Arbeitsmarktintegration vor allem von hochqualifizierten MigrantInnen entscheiden. Es versucht, (mikro-strukturelle) biographische Daten von MigrantInnen systematisch an meso- und makrostrukturelle Kontexte (Netzwerke, symbolische Exklusion, institutionelle Regelungen etc.) zurückzubinden und hierdurch bislang weitgehend isoliert von einander arbeitende Forschungsansätze fruchtbar aufeinander zu beziehen. [49]
Dieses Mehrebenenmodell wird erstens den rechtlich-institutionellen Rahmenbedingungen für die Arbeitsmarktintegration, die politisch-staatlich gestaltet werden, gerecht. Durch einen Ländervergleich werden hier die Spezifika der Immigrations-, Integrations- und Arbeitsmarktspolitik kontrastierend erfasst. [50]
Auf der Mesoebene der Untersuchung werden zweitens die gesellschaftlichen Kontexte der Verwertung von kulturellem Kapital auf dem Arbeitsmarkt in den Blick genommen, die in ihrer Variation bei der Untersuchung Deutschlands, Kanadas, der Türkei und Großbritanniens zu Tage kommen werden. Hierzu gehören auch Besonderheiten regionaler und nationaler Arbeitsmärkte, symbolische Inklusion und Exklusion sowie das politisch-kulturelle Umfeld der Einwanderung allgemein. Insbesondere soll die Bedeutung der Teilhabe/Nichtteilhabe an informellen Netzwerken bzw. politischen Selbstorganisationen und der symbolischen Inklusion und Exklusion auch jenseits rechtlicher Rahmenbedingungen für die Arbeitsmarktintegration vertiefend untersucht werden. [51]
Beides ist als Kontext für die Interpretation der Statuspassagen bedeutsam, die – drittens – im Kern der Untersuchung stehen. Wir verstehen Statuspassagen als individuellen und kollektiven Übergang in den Arbeitsmarkt und als Migrationsprozess. Durch diese Konzeptualisierung soll es gelingen, eine Vielzahl möglicher Statuspassagen einschließlich des Übergangs in die Selbständigkeit, in informelle Arbeitsmärkte und deregulierte bzw. atypische Arbeitsverhältnisse insgesamt differenziert und ländervergleichend nachzuvollziehen. Hierbei lässt sich zeigen, wie MigrantInnen damit umgehen, dass die Anerkennung ihrer Bildungstitel unter Umständen nicht an sich gegeben, sondern strittig bzw. problematisch ist und dass sie als Gruppe mit institutioneller aufenthaltstitelbezogener Diskriminierung bzw. mit symbolischer Exklusion konfrontiert sind. [52]
Um ein derart komplexes Forschungsdesign "zusammenzuhalten", muss die Gegenstandsdefinition (a) auf der Mikro-, Meso- und Makroebene und (b) international (d.h. unter ausgesprochen heterogenen Kontexten) funktionieren. Wir beziehen uns auf die BOURDIEUsche Kapitaltheorie und begreifen die Arbeitsmarktintegration von hochqualifizierten MigrantInnen als Prozess der An- und Aberkennung, als multidimensionalen Prozess der Verwertung von kulturellem Kapital. [53]
Um die Problematik der An- und Aberkennung kulturellen Kapitals umfassend zu bearbeiten und innovative Strategien für die Arbeitsmarktintegration von MigrantInnen aufzeigen zu können, bezieht das hier entwickelte Modell individuelle und kollektive Statuspassagen auf ihre meso- und makrosozialen Kontexte. Mit narrativen Interviews und Gruppendiskussionen werden die individuellen und kollektiven, d.h. die für das jeweilige Milieu typischen Handlungspraktiken und Bewältigungsstrategien von MigrantInnen beim Übergang auf den Arbeitsmarkt erfasst. Diese empirischen Daten werden mit der dokumentarischen Methode so ausgewertet, dass in den narrativen Daten auch kollektive, milieuspezifische Erfahrungsdimensionen erkennbar werden. Die so gewonnenen Muster der An- und Aberkennung kulturellen Kapitals sowie die Bewältigungsstrategien, mit denen MigrantInnen auf sie reagieren, lassen dann ihrerseits einen empirisch fundierteren Blick etwa auf die Bedeutung bestimmter makrostruktureller Gegebenheiten oder die Effektivität staatlicher Programme für die Arbeitsmarktintegration von MigrantInnen zu. Auf dieser Grundlage versprechen wir uns innovative Forschungsergebnisse mit Blick auf zwei zentrale Aspekte: Zum einen streben wir einen Beitrag zu der theoretischen Debatte über die Exklusions- und Inklusionsmechanismen an, die den Zugang von MigrantInnen zum Arbeitsmarkt steuern und Strukturen sozialer Ungleichheit hervorbringen. Zum anderen wird es das Mehrebenenmodell erlauben, praxisrelevante Empfehlungen für die erfolgreichere Arbeitsmarktintegration von MirantInnen zu entwickeln. [54]
1) Die internationale Studiengruppe wird seit Juli 2005 von der Volkswagen-Stiftung gefördert. Näheres unter http://culturalcapital.uvic.ca/ sowie NOHL, SCHITTENHELM, SCHMIDTKE und WEISS (2004). <zurück>
2) Einschlägige Studien widmen sich z.B. der Immigrationspolitik, dem Multikulturalismus und Bilingualismus, wohlfahrtsstaatlichen Programmen, den Equity Laws und der Antidiskriminierungsgesetzgebung sowie der Bildungspolitik (CASTLES & MILLER 2003; PORTES & RUMBAUT 2001; REITZ 1998, 2001; BORJAS 1999; ABU-LABAN 1999). <zurück>
3) Für eine grundsätzliche Kritik siehe TILLY (1998, S.30ff). <zurück>
4) Beiden Autoren zufolge gehen der kanadischen Volkswirtschaft hierdurch jährlich etwa 2 Milliarden Dollar verloren. <zurück>
5) Seltener sind experimentelle Untersuchungen zu Diskriminierung. Diese können Diskriminierung besser nachweisen, geben aber auch keinen Aufschluss über das Zustandekommen, die Mechanismen und die Folgen von Diskriminierung (GOLDBERG & MOURINHO 1995). <zurück>
6) Allerdings ist zu beachten, dass die bei MigrantInnen beobachtete habituelle "Fremdheit" häufig mit Klassenunterschieden (d.h. mit Differenzen im ökonomischen Kapital) einhergeht. <zurück>
7) Werden in der Gruppendiskussion ohnehin kollektive Einbettungen und Milieuzugehörigkeiten artikuliert, so steht der biographische Ansatz spätestens seit BOURDIEUs einschlägigem Aufsatz im Verdacht, der "biographischen Illusion" zu erliegen. BOURDIEU (1986) hatte hier die fragwürdige Annahme der Biographieforschung kritisiert, dass Individuen über biographische Gestaltungsmöglichkeiten und Handlungsspielräumen verfügen. Doch schon Fritz SCHÜTZE (1983, 1989) hat mit diesem Erhebungsverfahren auch auf die sozialen Strukturen gezielt, die sich hinter und in den persönlichen Lebensgeschichten verbergen. Mit der dokumentarischen Methode, wie sie von Ralf BOHNSACK (2003) im Anschluss an Karl MANNHEIM (1964) entwickelt wurde, bewegen wir uns noch weiter weg von einer "biographischen Illusion". <zurück>
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Dr. Arnd-Michael NOHL ist Professor für Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der systematischen Pädagogik an der Helmut Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Seine Forschungsinteressen sind: Migrationsforschung, Allgemeine und interkulturelle Erziehungswissenschaft, Methodologie qualitativer Methoden.
Kontakt:
Prof. Dr. Arnd-Michael Nohl
Fachbereich Pädagogik, Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr
Holstenhofweg 85
D-22043 Hamburg
E-Mail: nohl@hsu-hh.de
URL: http://www.nohl.name/
Dr. Karin SCHITTENHELM ist Professorin für Soziologie an der Universität Siegen. Ihre Forschungsinteressen sind: Bildung und Arbeit im Lebenslauf, Migration, Geschlechterforschung, Kultursoziologie, qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung.
Kontakt:
Prof. Dr. Karin Schittenhelm
FB 1 Soziologie, Universität Siegen
Adolf-Reichwein-Str. 2
D-57068 Siegen
E-Mail: schittenhelm@soziologie.uni-siegen.de
URL: http://www.fb1.uni-siegen.de/soziologie/mitarbeiter/schittenhelm/kontakt.html
Dr. Oliver SCHMIDTKE ist Associate Professor an der University of Victoria (Kanada). Seine Forschungsfelder sind: Migration/Integration, Staatsbürgerschaftrecht, Soziale Ungleichheit und Identitätspolitik.
Kontakt:
Prof. Oliver Schmidtke
University of Victoria, Department of Political Science PO Box 3050
Victoria BC, V8W 3P5, Kanada
E-Mail: ofs@uvic.ca
URL: http://web.uvic.ca/polisci/schmidtke/
Dr. Anja WEISS ist als Soziologin an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Sie habilitiert im Rahmen des DFG-Projektes "Hochqualifizierte Migrant/innen. Zur Transnationalisierung Sozialer Lagen" zu einer transnationalen Theorie Sozialer Ungleichheit. Ihre Forschungsinteressen sind: Soziale Ungleichheit, Rassismus, ethnischer Konflikt und Migration.
Kontakt:
Dr. Anja Weiss
Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Soziologie
Konradstrasse 6
D-80801 München
E-Mail: anja.weiss@soziologie.uni-muenchen.de
URL: http://www.anjaweiss.de/
Nohl, Arnd-Michael; Schittenhelm, Karin; Schmidtke, Oliver & Weiß, Anja (2006). Kulturelles Kapital in der Migration – ein Mehrebenenansatz zur empirisch-rekonstruktiven Analyse der Arbeitsmarkintegration hochqualifizierter MigrantInnen [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 7(3), Art. 14, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0603143.