Volume 7, No. 3, Art. 20 – Mai 2006
Operative Anschlüsse: Zur Entstehung der Foucaultschen Diskursanalyse in der Bundesrepublik
Jürgen Link im Gespräch mit Rainer Diaz-Bone
Zusammenfassung: Der Diskursforscher Jürgen LINK und seine Mitarbeiter in der Bochumer (später Dortmunder) Diskurswerkstatt zählen zu den Pionieren der sozialwissenschaftlichen Diskursforschung in Deutschland. Die von LINK gegründete Zeitschrift "kultuRRevolution. zeitschrift für angewandte diskurstheorie" publiziert seit 25 Jahren interdisziplinäre Beiträge, die u.a. die FOUCAULTsche Diskurstheorie und die PÊCHEUXsche Interdiskurstheorie diskutieren und eigene (Inter)Diskursanalysen praktisch anwenden. In dem Interview wird die eigenständige Interdiskurstheorie von LINK vorgestellt und es wird deutlich, wie diese sich von der Interdiskurstheorie von Michel PÊCHEUX unterscheidet.
Das per E-Mail geführte Interview zeichnet die frühen Entstehungsphasen der Diskursforschung im Anschluss an Michel FOUCAULT und Michel PÊCHEUX nach und thematisiert dabei eingangs den wissenschaftlichen Werdegang von LINK, dann auch das gegenwärtige Feld der Diskursforschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften.
Keywords: Foucault, Pêcheux, Jäger, Diskurstheorie, Diskursanalyse, Strukturalismus, Poststrukturalismus, Interdiskurs
Inhaltsverzeichnis
1. Deutsch-französische Ausgangspunkte
2. Interdisziplinarität und Praxisbezug der Diskursforschung
3. Verhältnis zur Linguistik
4. Soziologische und methodische Anschlüsse
Über das Interview
Das Interview ist ein Resultat einer längeren E-Mail-Korrespondenz. Das Interview wurde mit Jürgen LINK im Juni 2004 begonnen. Jürgen LINK hat auf die jeweils zugeschickte(n) Frage(n) geantwortet, auf seine Antwort hin erfolgte dann die Zusendung anschließender Fragen. Die verabredete Arbeitsweise war, dass das Interview nur vier bis fünf Frageblöcke beinhalten sollte, so dass – insbesondere zu Beginn – mehrere Fragen "vorgegeben" wurden. Die Beantwortung der letzten Fragen erfolgte im Mai 2005. Vorgesehen war zunächst ein Doppelinterview mit Jürgen LINK und Siegfried JÄGER. Im Verlaufe des anschließenden Interviews mit JÄGER hat sich aber erwiesen, dass zwei eigenständige Interviews entstanden sind, die wenig miteinander verzahnt sind. Beide Interviews werden deshalb als eigenständige Texte veröffentlicht.1) Die Schlussfassung des hier vorliegenden Einzelinterviews wurde im April 2006 erstellt und durch LINK autorisiert. [1]
Über Jürgen Link
Jürgen LINK wurde 1940 geboren; Studium der deutschsprachigen und romanischen Literaturen u.a. in Göttingen, Caen und München; Promotion 1967; von 1980 an Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft in Bochum; seit 1993 Professur für Literaturwissenschaft und Diskurstheorie an der Universität Dortmund. 2005 wurde Jürgen LINK emeritiert. LINK ist Mitbegründer und seit 1982 Herausgeber der Zeitschrift kultuRRevolution2), er hat neben Arbeiten zur Literaturwissenschaft unter anderem verschiedene Lehrbücher veröffentlicht (LINK & LINK-HEER 1980; LINK 1997). Er ist interdisziplinär durch seine Beiträge zur Kollektivsymboltheorie und mit einer eigenständigen Interdiskurstheorie bekannt geworden. Link hat in den 1990er Jahren ein großes diskursanalytisch ausgerichtetes (DFG gefördertes) Forschungsprojekt mitinitiiert: "Leben in Kurvenlandschaften. Normalismus in Arbeitsleben und Alltag, Medien, elementarer und belletristischer Literatur", für das er die theoretischen Grundlagen mit formuliert hat (LINK 1999). Eine Bibliographie der Schriften Jürgen LINKS, aber auch von Arbeiten, die durch LINKs Ansatz inspiriert sind, findet sich bei PARR und THIELE (2005). [2]
1. Deutsch-französische Ausgangspunkte
DIAZ-BONE: Jürgen LINK, kannst du deinen wissenschaftlichen Werdegang, deine fachliche "Sozialisation" und deine (derzeitige) disziplinäre Verortung beschreiben? [3]
Du bist einer der ersten, die im deutschsprachigen Raum die FOUCAULTsche Diskursanalyse als methodischen Ansatz rezipiert und für die eigene Forschung aufgenommen haben. Wie bist du im Laufe deiner wissenschaftlichen Arbeit auf die Diskursanalyse gestoßen und was war deine theoretisch-methodische Ausgangslage bzw. Problemlage, in der Diskursanalyse einen viel versprechenden Ansatz zu sehen? [4]
Du bist mit dem Feld der französischen Diskursforschung gut vertraut. Wie würdest du das Feld der französischen Diskursanalyse beschreiben, hat es sich verändert und welche Rolle spielt (bzw. spielte) aus deiner Sicht für deine Arbeit, aber auch für die deutsche Diskursforschung insgesamt, dieses französische Feld? [5]
Von besonderer Bedeutung für die empirische Diskursforschung sind die Arbeiten von Michel FOUCAULT und Michel PÊCHEUX. Wie waren deine Kontakte zu diesen beiden? Wie hat sich hier die Diskussion ergeben und gab es Treffen, Kooperationen oder dergleichen? Gibt es weitere aus deiner Sicht wichtige Diskursforscher, die deine Arbeit beeinflusst haben und mit denen du dich ausgetauscht hast? [6]
LINK: Jede Antwort auf die Frage nach dem "wissenschaftlichen Werdegang" setzt natürlich theoretische Konzepte, Rahmungen und Vorentscheidungen voraus. Ein noch relativ aktuelles Beispiel wäre BOURDIEUs Versuch einer Selbst-Analyse, in der der Autor seine eigene Intelligenzsoziologie auf sich selbst anwendet (BOURDIEU 2002). [7]
Dabei geht es u.a. um den Einstieg eines Provinzlers in die metropolitanen Elite-Institutionen von Paris. Davon kann ich nur den ersten Teil, die provinzielle Herkunft, bieten. Ich habe schon mal scherzhaft den Begriff eines "Provinz-Partisanen" oder "Provinz-Diskurs-Partisanen" verwendet. Ich komme nicht bloß aus einem Gymnasium der westdeutschen Provinz, sondern habe auch meine Studien (im Göttingen der frühen 1960er Jahre) sehr "provinziell" begonnen, u.a. mit einer ziemlich vorsintflutlichen "Germanistik" (die ihr Selbstverständnis damals tatsächlich noch teilweise mit den Germanen verband). Wir schrieben sprachwissenschaftliche Vorlesungen mit, in denen Namen wie SAUSSURE, HJELSMLEV, JAKOBSON, nicht zu reden von CHOMSKY, nicht vorkamen. In Geschichte dozierte Percy Ernst SCHRAMM über die Reichsinsignien und nicht über seine Mitarbeit am Kriegstagebuch. [8]
Mein "Werdegang" wurde durch Kontingenzen gelenkt: Zum Beispiel hörte ich eine tolle Utopie-Vorlesung bei dem jungen Privatdozenten Thomas NIPPERDEY (wir waren drei Zuhörer) und lernte so Ernst BLOCH kennen (später tauchte NIPPERDEY dann als einer der Führer des "Bundes Freiheit der Wissenschaft" sozusagen als Gegner von unsereinem wieder auf – und noch später behandelte ich sein Konzept eines "Normal-Nationalismus" im Normalismus-Buch [LINK 1999]: lauter Kontingenzen). Ich ging dann insgesamt drei Jahre nach Frankreich, aber wieder in die Provinz (zuerst ein Jahr zum Studium nach Caen, später zwei Jahre als Lektor nach Besançon). Auch das wieder Kontingenzen (Freundinnen, freie Stellen), am wenigsten die Vermeidung von Paris, das ich als Provinzler eher von außen regelmäßig besuchen wollte, was ich auch tat (aber ohne jeden Zugang zu den Elite-Institutionen). Mein Aufenthalt in Frankreich ist entscheidend für meine spätere wissenschaftliche Arbeit gewesen, aber diese Kulturrevolution, die sich Ende der 1960er Jahre in mir abspielte, kann ich keineswegs als Folge "persönlicher Begegnungen" rekonstruieren. So habe ich z.B. Michel FOUCAULT nie persönlich kennen gelernt (kurz bevor das stattfinden sollte, ist er gestorben). In Caen hörte ich bei Pierre CHAUNU und Pierre VILAR und bekam dadurch das Denken der Annales-Schule und implizit auch strukturales Denken mit. Das führte dazu, dass ich in München, wo ich zwischendurch mein Staatsexamen machte, Geschichte aufgab, weil ich die Reichsabschiede nicht mehr mit der deutschen Besatzungspolitik in Polen (Vorlesung von VILAR) unter einen Hut bekam. Als Lektor in Besançon (1966-1968) lernte ich als Kollegen (Kontingenz) Jacques-Alain MILLER und Judith LACAN kennen (die mich veranlassten ALTHUSSER, MACHEREY, RANCIÈRE, PÊCHEUX usw. zu lesen) sowie Pierre LANTZ, der mit Henri LEFÈBVRE zusammenarbeitete. Daneben las ich strukturalistische Standardpublikationen, viel Linguistik, aber z.B. auch Roland BARTHES, Julia KRISTEVA, Algirdas GREIMAS, Tzvetan TODOROV u.a. (FOUCAULT erst später, als ich wieder in Deutschland, und zwar in Bochum, war). Eine meiner wichtigsten späteren Problematiken ist der Dualismus zwischen interpersonal-interaktionistischer Geschichtsauffassung auf der einen Seite und massendynamisch-prozessualer auf der anderen. Das spielt schon in der Gliederung unseres UTB-Bandes "Literatursoziologisches Propädeutikum" (LINK & LINK-HEER 1980) eine basale Rolle. Es war auch zentral in meinen SCHILLER-Vorlesungen, aus denen ich bisher bloß einiges publiziert habe (etwa LINK 1992). Ich will nicht behaupten, dass sich diese Problematik direkt aus meinem "wissenschaftlichen Werdegang" in Deutschland und Frankreich ableiten lässt, der eben interpersonal-interaktionistisch absolut nicht rekonstruierbar ist, sondern ein Musterbeispiel für diskursive Massendynamiken, Prozesse, Proliferationen und kontingente Ereignisketten bildet – aber ein Zusammenhang besteht wahrscheinlich schon. Theoretisch ist ALTHUSSERs Theorem von der Geschichte als subjektlosem Prozess ohne Telos zu nennen (das ja ganz sicher auch für FOUCAULT sehr wichtig war und das mich jedenfalls sozusagen auf FOUCAULT vorbereitet hat) – praktisch natürlich die Maibewegung, an der ich in Besançon und Paris einigermaßen aktiv beteiligt war und die meine bereits begonnene theoretische Radikalisierung durch die praktische verstärkte. In Frankreich hatte ich mir angewöhnt, sozusagen auf der Straße zu forschen: Ich las in Cafés, beobachtete dabei die Umwelt, z.B. die Reklame, die Mode (Roland BARTHES),3) die Chansons (abends Filme), notierte zwischendurch Fragestellungen für Seminare oder Vorlesungen und diskutierte vieles sofort mit Freunden und Kollegen. All das kulminierte in alternativen Veranstaltungen in der besetzten Universität im Mai/Juni 1968. Mit etwas Übertreibung wurden große Teile des UTB-Bandes "Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe" (LINK 1997) schon in Frankreich konzipiert. In Bochum systematisierte ich dieses Konzept als Einführungskurs in die Literaturwissenschaft (das wurde dann der UTB-Band, von dem sich auch andere Einführungen inspirieren ließen) mit dem Ziel eines "Nürnberger Trichters". Die Studienanfänger sollten dadurch (auch im Selbststudium, deshalb die programmierte Form, die mir natürlich als technokratisch angekreidet wurde) möglichst schnell ein basales Wissen historisch-strukturalistischen Typs erwerben können, um dann den aktuellen Debatten kompetent folgen und in sie eingreifen zu können. Diese Grundbegriffe waren bereits "diskurstaktisch" angelegt: Ich integrierte brauchbare Erkenntnisse der westdeutschen "immanenten" Schule, die sich an den Strukturalismus anschließen ließen (ich hatte in meiner Dissertation über August VON PLATEN selbst noch halb "immanent", halb "geistesgeschichtlich" begonnen und war dann spontan in eine strukturalistische Richtung gegangen). In den "Grundbegriffen" wollte ich ohne große theoretische Sprüche praktisch zeigen, dass die "synchronischen" Fragestellungen der strukturalen Analyse eben nicht "ahistorisch" sind, wie es der damalige Vulgärmaterialismus gebetsmühlenartig wiederholte – dass dieses Stereotyp mehrere Grundgedanken von SAUSSURE überhaupt nicht begriffen hat, und insbesondere die Einsicht, dass eine sinnvolle "Diachronie" eben allererst als Diachronie von Synchronien funktionieren kann. Ich halte die "Grundbegriffe" daher noch heute für eine bessere Heranführung an historisches und kritisches Denken als manche "sozialgeschichtliche" Darstellung. Eine weitere in Frankreich zunächst eher intuitiv gewonnene Einsicht bestand darin, dass ich nie etwas von einem sofortigen Einstieg in den Poststrukturalismus ohne gründliche Kenntnisse des Strukturalismus gehalten habe und auch heute noch nichts davon halte. Wenn man nicht weiß, wie Signifikanten und Signifikate ganz "positiv"-linguistisch funktionieren, wenn man nicht die "Rhétorique générale" der Lütticher Forschungsgruppe um Jacques DUBOIS studiert hat und eine Metapher nicht semanalytisch rekonstruieren kann, dann sind die Resultate einer weiteren rein philosophischen Extrapolation der bereits philosophisch extrapolierten "Signifikant"-, "Signifikat"-, "Metapher"- und "Metonymie"-Begriffe LACANs und DERRIDAs bestenfalls geistreiche Einfälle und schlimmstenfalls Geschwätz. Tzvetan TODOROV hat im Schlussteil von "Theories du symbole" eine sehr gute Rekonstruktion der FREUDschen Kategorien "Verdichtung", "Verschiebung" usw. gegeben und dabei implizit die wackligen Gleichsetzungen LACANs auseinander genommen. Mein Interesse an der Kollektivsymbolik hatte ebenfalls schon in den französischen Cafés und bei den Demos begonnen: In Bochum habilitierte ich mich 1975 mit einem umfangreichen Korpus von Studien zur strukturalen Symboltheorie (u.a. bei GOETHE, BRECHT und in den Massenmedien). Dabei handelt es sich um einen operativen Beitrag zur strukturalen Kultur- und Literaturtheorie, der neu (d.h. so in Frankreich noch nicht vorgedacht) war und deshalb auf Rezeptionsschwierigkeiten stieß. Inzwischen proliferiert zwar der Begriff "Kollektivsymbolik", meistens aber ohne das analytische Konzept, das dahinter steht. Das Studium von ALTHUSSER und seinen Mitarbeitern veranlasste mich u.a., auch das "Kapital" intensiv zu studieren (mein Aha-Erlebnis dabei war das "zyklologische Denken"; LINK 1983) sowie GRAMSCI im Original zu lesen (ich bin ja auch "Vollromanist"). Als Kultur- und Literaturwissenschaftler und politisch radikal Denkender faszinierte mich in der ersten Hälfte der 1970er Jahre in Bochum u.a. natürlich die Problematik von Sozialität und Ästhetik, die wir im Sinne einer Nicht-Ableitbarkeit und weitgehenden Autonomie, aber auch notwendigen Kopplung, manchmal ganz kontingenten Typs, behandelten. "Wir" waren die Bochumer Arbeitsgruppe Literatursoziologie mit Hans GÜNTHER, Karla GÜNTHER-HIELSCHER, Horst HAYER, Burkhardt LINDNER, Ulla LINK-HEER (die Ausarbeitung erfolgte im UTB-Band "Literatursoziologisches Propädeutikum", wo ALTHUSSER und GRAMSCI wie auch PARSONS und der frühe LUHMANN sowie ansatzweise FOUCAULT eine Rolle spielen). [9]
So in etwa sah also mein "wissenschaftlicher Werdegang" aus, als ich gegen Mitte der 1970er Jahre mit Verspätung den gesamten FOUCAULT rezipierte und damit begann, ihn im Sinne seines Diktums von der "Werkzeugkiste" operativ auszuschlachten. Dabei spielte der Begriff des "Interdiskurses" für mich eine zentrale Rolle, der auch von Michel PÊCHEUX verwendet wurde, den ich persönlich kannte, den ich traf und mit dem ich korrespondierte. Allerdings unterscheidet sich sein "Interdiskurs" von meinem wie – grob gesagt – ein sozial gesehen "vertikales" von einem "horizontalen" Konzept. PÊCHEUX ging von ALTHUSSERs Klassenvorstellung ("Struktur mit Dominante") aus und sah im "interdiscours" das "vertikale" Spiel von partiellen Überschneidungen, Integrationen usw. zwischen hegemonialem und dominiertem Wissen. Ich setzte dagegen, ausgehend von FOUCAULTs "configuration interdiscursive" (synonym mit "inter-positivité"), bei der Wissens-Spezialisierung (Wissens-Spaltung) an, von deren Nicht-Identität mit der Klassenspaltung ich überzeugt bin (wenn sich beide Spaltungen natürlich auch koppeln, allerdings ohne jede "Ableitbarkeit"). Wir konnten diese (nicht bloß terminologische) Differenz wegen Michel PÊCHEUXs Tod nicht mehr ausdiskutieren (eine der traurigsten Kontingenzen). [10]
2. Interdisziplinarität und Praxisbezug der Diskursforschung
DIAZ-BONE: Wie hat sich aus deiner Sicht die FOUCAULTsche Diskursanalyse als Feld in Deutschland herausgebildet? Kann man hier von einem (nationalen) Feld der Diskursanalyse sprechen? Und wenn ja, wie ist es disziplinär zu verorten, welche Personen siehst du hier als "Mitstreiter"? [11]
LINK: Aus meiner Sicht wäre vor allem zwischen der dominant philosophischen FOUCAULT-Diskussion auf der einen Seite und den Versuchen zu operativem Arbeiten mit FOUCAULT auf der anderen zu unterscheiden. Selbstverständlich wären meine Beiträge zur zweiten Spielart zu rechnen. In meiner eigenen Terminologie geht es bei der ersten Spielart um Beiträge zum philosophischen Interdiskurs, während die zweite versucht, mit FOUCAULT innerhalb verschiedener Spezialdiskurse (Soziologie, Geschichte, Kulturwissenschaften) zu arbeiten. Über die zweite Spielart geben wahrscheinlich die von KELLER, HIRSELAND, SCHNEIDER und VIEHÖFER (2001, 2003) herausgegebenen zwei Sammelbände plus das gesamte Korpus der Zeitschrift "kultuRRevolution" den besten Überblick. Hier lässt sich vielleicht von einem "Feld" sprechen, insoweit ich ein "Feld" zyklologisch als eine sich "positiv" reproduzierende diskursive Synchronie definieren würde. Zur dominant philosophischen Diskussion (Subjekt-Problematik, Historizitäts-Problematik, Humanismus-Problematik) gibt es nach meinem Eindruck Anschlüsse eher von der operativen Spielart aus als umgekehrt. Diese Spaltung ist keine deutsche Besonderheit, sie besteht ganz ähnlich in Frankreich, wo allerdings die stärker institutionalisierte Philosophie sozusagen ein breiteres Spielfeld bietet, in und vor allem auch außerhalb der Universität. Dieses breitere institutionell-philosophische Terrain erweist sich darin, dass auch eine Menge "positiver" Soziologie, Politologie und Kulturwissenschaft unter dem Label "Philosophie" läuft. Ich denke hier z.B. an eine Reihe früherer Mitarbeiter von ALTHUSSER wie Étienne BALIBAR oder Jacques RANCIÈRE, die sich seit geraumer Zeit mehr oder weniger eng auch von FOUCAULT inspirieren lassen. Eine Art Lackmustest für die Dominanz der einen oder anderen Tendenz bietet übrigens auch das Poststrukturalismus-Syndrom: Wo FOUCAULT in einem Atemzug mit LACAN, DERRIDA und LÉVINAS erörtert wird, sind semsynthetische Kurzschlüsse kaum zu vermeiden – wo operative Diskursanalysen versucht werden, sind die enormen Differenzen zwischen den "Poststrukturalisten" augenblicklich nicht länger zu übersehen. [12]
DIAZ-BONE: Du hast Bochum mehrfach als Ort der FOUCAULT-Rezeption genannt. Dafür scheint die Bochumer Ruhr-Universität Ende der 1970er Jahre und in den 1980er Jahren tatsächlich ein Zentrum gewesen zu sein, insbesondere zunächst in den geisteswissenschaftlichen Fakultäten (neben deiner Person, würde ich Gerhard PLUMPE, Clemens KAMMLER, später auch Friedrich KITTLER nennen, Hannelore BUBLITZ hat ebenfalls in der sozialwissenschaftlichen Fakultät FOUCAULT-Seminare angeboten). [13]
Der erste systematische und zunehmend auch sozialwissenschaftlich bedeutsame Forschungszusammenhang in Deutschland ist meines Wissens die "Bochumer Diskurswerkstatt" und die von der Diskurswerkstatt und später von dir allein herausgegebene Zeitschrift "kulturRRevolution". Kannst du die diskursanalytische Programmatik der Diskurswerkstatt und der Zeitschrift kultuRRevolution (im Untertitel schon einschlägig benannt: "zeitschrift für angewandte diskurstheorie") skizzieren? [14]
Wie habt ihr den Diskursbegriff FOUCAULTs "operabel" gemacht habt, welche weiteren theoretischen und methodischen Einflüsse wurden diskurstheoretisch aufgegriffen, wie haben sich die thematischen Forschungsfelder und insbesondere das Forschungsprogramm der Kollektivsymbolanalyse herausgebildet? Hat sich deine bzw. eure Diskurskonzeption und die Methodik der Diskursanalyse im Laufe der Zeit verändert? [15]
Wie hängen Diskurstheorie, Interdiskurstheorie und Kollektivsymbolanalyse genauer zusammen? Die Normalismusforschung und der durch die DFG geförderte Forschungsverbund "Flexibilisierung in Kurvenlandschaften" (dann an der Universität Dortmund angesiedelt) sind explizit als interdisziplinäres und diskursanalytisches Forschungsprogramm konzipiert worden. Kannst du die sozialwissenschaftliche Reichweite des Forschungsverbundes einerseits und des Normalismus-Forschungsprogramms – so wie du das in deinem "Normalismus-Buch" (LINK 1999) formuliert hast – andererseits umreißen? [16]
LINK: Wenn man sich fragt, wieso die Ruhr-Universität Bochum in den 1970er und 1980er Jahren zu einem "Ort der FOUCAULT-Rezeption" werden konnte, muss man sicher zunächst daran erinnern, dass dort ein hoher Grad von "Entdifferenzierung", wie LUHMANN sagen würde, gegenüber den Fachdisziplinen und Teilsystemen herrschte, ohne dass aber ein Ressentiment gegen solide wissenschaftliche Arbeit sich durchsetzen konnte. Insbesondere gab es einen spürbaren Grad von Entdifferenzierung zwischen Wissenschaft und Politik, ohne dass aber die Wissenschaft in einer bloß kurzfristig-aktualistischen Politisierung zeitweise baden ging wie an einigen damaligen hot-spot-Unis. Ich nehme ein Beispiel: In der Literaturwissenschaft existierte eine legendäre "Examensgruppe", in der politisch aktive Studierende im Team dafür sorgten, dass nicht bloß die Wissenschaft nicht baden ging, sondern dass gute Examensresultate auf den Weg gebracht wurden. In dieser Gruppe, die Leute wie Gerhard PLUMPE, Peter SCHÖTTLER (den Übersetzer ALTHUSSERs) oder mich zu gezielten Diskussionen über unsere Ansätze einlud, befanden sich viele spätere Hochschullehrerinnen wie Antje BETTIN, Gabi KASPER, Jutta KOLKENBROCK-NETZ, Reinhart MEYER-KALKUS, Burkhardt LINDNER oder spätere erfolgreiche Lehrer in anderen Bereichen wie Georg BEHSE und Ulrich JOHN. Ich weiß nicht mehr, ob auch Klaus-Michael BOGDAL und Clemens KAMMLER in dieser Gruppe mitgearbeitet haben – wenn nicht, dann nahmen sie jedenfalls an meinen Proseminaren teil. Man muss sich den Kontext also vorstellen wie eine Art Rhizom aus zwar nicht tausend, aber einer ganzen Reihe verschiedener, zueinander oft "quer" stehender Plateaux (Ebenen), wozu unbedingt auch die soziologischen Seminare von Urs JAEGGI gehörten, und in unserem engeren Fachbereich die Slawistin Renate LACHMANN und die Romanisten Karlheinz STIERLE und Hans-Ulrich GUMBRECHT, die sich als offen zu den "französischen" Theorien erwiesen und Proliferationen in "hegemoniale" Bereiche hinein ermöglichten (z.B. Funk-Kollegs, DFG-Sonderforschungsbereich "Wissen und Gesellschaft im 19. Jahrhundert"). Zu diesen Plateaux gehörte weiter eine literaturwissenschaftliche "Reformgruppe", in der Konzepte für Einführungskurse diskutiert wurden (Teilnehmer außer mir waren u.a. Marianne SCHULLER, Jochen SCHULTE-SASSE, Renate WERNER, Wulf WÜLFING): Die Proliferationen zum politischen Pol hin reichten in gewisser Weise bis zur "Gewerkschaftlich-Oppositionellen Gruppe" bei Opel. Im Rückblick war das Entscheidende das Offenhalten des Rhizoms für freie Proliferationen des Wissens sowie Fluchtlinien vor dem tödlichen hegemonialen Konkurrenzsystem, die zeitweilig bis zu einem gewissen Grade funktionierten und an denen unsereins einen gewissen Anteil hatte. [17]
In dieses Rhizom strömte ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre FOUCAULT sozusagen hinein. Ganz wesentlich dabei ist, dass es – nicht zuletzt auch dank meiner eigenen Bemühungen – entschieden der "operative" und nicht in erster Linie der "philosophische FOUCAULT" war. Das hing mit den Anschlussflächen zusammen, die wir sozusagen FOUCAULT zuwandten: solides semiotisches und strukturalistisches Wissen auf der einen Seite und einen "strukturalistischen" Marxismus im Anschluss an GRAMSCI und ALTHUSSER (mit dem entsprechenden politischen Interesse) auf der anderen Seite. Meinem "Diskurs-Partisanen"-Konzept entsprach es, FOUCAULT mit jeweils nicht ganz gleichen Selektionen und Akzenten sowohl in das Gesamtkonzept des SFB 119 ("Wissen und Gesellschaft im 19. Jahrhundert") einzubringen wie mit stärker politischen Akzenten dann in die "Diskurs-Werkstatt" und das Projekt der Zeitschrift "kultuRRevolution". Aus dem SFB sind die beiden Sammelbände bei Klett-Cotta (LINK & WÜLFING 1984, 1991) hervorgegangen. In dem theoretischen Beitrag "Über ein Modell synchroner Systeme von Kollektivsymbolen sowie seine Rolle bei der Diskurs-Konstitution" (LINK 1984) liegt eine Art Synthese des damaligen Stands der Interdiskurstheorie vor. Ich erwähne diesen Text, weil er einen bestimmten Grad an theoretischer Elaboration aufweist, der viele Rezipienten abgeschreckt hat. Ähnliches gilt übrigens für den Band Die Struktur des Symbols in der Sprache des Journalismus aus dem Korpus meiner Habilitation (LINK 1978). Ich neige bis heute zu der Annahme, dass diese Texte eigentlich sehr viel "leichter" zu verstehen sind als etwa die meisten Texte im Anschluss an LACAN und DERRIDA. Natürlich bin ich der letzte, der verschiedene Rezeptionssituationen leugnen würde. Der Unterschied zwischen Spezial- und Interdiskursen gehört ja zum Kern der Theorie. Vergleicht man den eben genannten Aufsatz "Über ein Modell synchroner Kollektivsymbole" (LINK 1984) mit meinen Aufsatz "Kollektivsymbole und Mediendiskurse" (Link 1982), so kann man die größere Nähe des ersten zum Spezialdiskurs deutlich erkennen. Aber auch bei der "populäreren" Version muss die Rezipientin den Willen mitbringen, etwas Neues über eine (immerhin "auf den Nägeln brennende") Sachlage herauszukriegen. Manche Linken kritisierten, dass wir so niemals an die Bahnhofskioske kommen würden. – Geschenkt. [18]
Das Konzept einer "angewandten" Diskurstheorie besteht also gerade darin, die verschiedenen Plateaux des Rhizoms zu berücksichtigen und dabei manchmal auch Spagate zu bewältigen zu versuchen. Also "Diskurs-Werkstatt" und kultuRRevolution. Die Diskurs-Werkstatt hieß zuerst "ruhrVALK" = Verbund angewandte Literatur- und Kulturwissenschaft. In den 1970er Jahren hatten sich meine Lehrveranstaltungen in Bochum (es gehörten immer wieder auch "freiwillige" Einführungskurse dazu) bei den Innovationsgierigen herumgesprochen. Ich pflegte dabei "Schemata", "Matrizen" und andere strukturalistische Modelle sowie exemplarische Mustertexte aus Geschichte und Aktualität zu verteilen. In dem Maße, in dem Absolventen ins Referendariat und in die Schulen gingen, entstand ein neuer rhizomatischer "Quertrieb": Die "Alten" besuchten mich an der Uni und fragten nach neuen Schemata. Daraus entstanden ruhrVALK, Diskurs-Werkstatt und kultuRRevolution. Die ersten Hefte der Zeitschrift wurden über mehrere Jahre gemeinsam vorbereitet. Was wir bei FOUCAULT, GRAMSCI und ALTHUSSER gelernt und was wir selber Neues entwickelt hatten, das sollte in Werkzeugkisten für "Lehrerinnen, Medien- und Gewerkschaftsleute" übersetzt werden. In den frühen Heften herrschte also immer ein Mix aus mehr theoretischen Modellen und z.B. schulpraktischen Beiträgen. Das Rhizom aus jeweils mehreren Plateaux lief jetzt um die Diskurs-Werkstatt und die Zeitschrift herum weiter: So gestalteten von Zeit zu Zeit "Gastgruppen" (theoretisch orientierte wie bei den ALTHUSSER- und FOUCAULT-Heften, aber auch stark politisch engagierte wie die "Initiative Ausländer willkommen") Schwerpunkte der Zeitschrift. Kopplungen an Kontexte politischen Engagements bestanden vor allem in der Einwanderungs- und Flüchtlingsproblematik und bei der Friedensbewegung (später quasi institutionalisiert mit den "linken" Grünen, die dann aber 1998/99 trotz unserer Bemühungen auf Kriegskurs gingen (weil Joschka nun mal "mehr" zu bieten hatte). [19]
Manche unserer Diskursanalysen proliferierten mehr oder weniger stark, so z.B. die Reizwort-Analysen zu "Asylanten", "Chaoten", "Fundamentalisten" usw. (meistens zuerst in kultuRRevolution und dann "heruntergebrochen", wie es ab irgendwann hieß, bis in die taz und den WDR). Ähnlich lief es mit unseren Feindbild-Analysen (Feindbilder mit und ohne Subjektstatus, Kopplung von Kollektivsymbolen an Feindbild-Figuren usw.) oder mit unseren Analysen der symbolischen politischen Topik Links/Rechts/Mitte/Extreme, wozu wir 1991 gemeinsam mit den "fragmenten" in Kassel einen Kongress organisierten, an dem sich damals noch Leute wie Norbert BOLZ beteiligten. Ich habe in einem etwas abgelegenen Text im Verlag Westfälisches Dampfboot einmal genauer über all das berichtet: "Zwischenbericht über Diskursguerrilla im Normalismus" (Link 1994). Wenn ich an dem Viele-Plateaux-Konzept eins bedaure, dann ist es der Umstand, dass es uns niemals genügend Zeit für die bessere und systematische Verbreitung der Zeitschrift kultuRRevolution gelassen hat: Wir hatten sehr schnell einen Abonnentenstamm von zwischen 300 und 500, im Schnitt 400, der immer wieder durch nicht gemeldete Umzüge abschmilzt und auf der anderen Seite durch neue Interessenten wieder zunimmt. Der stärkste regionale Schwerpunkt liegt dabei im Ruhrgebiet, und das Potenzial wäre sicher im Prinzip größer (vielleicht bringt dieses Interview ja wieder mal was). Eines der wichtigsten Plateaux, wenn nicht das wichtigste, ist und bleibt die wissenschaftliche Arbeit, die allein schon sehr viel Zeit frisst. Während wir also einerseits unsere Fühler und Quertriebe in die engagierten Initiativen, in die Medien und vorübergehend bis in die Bundestagsfraktion der Grünen ausgestreckt haben, wurde parallel in der gleichen Zeit die Normalismus-Theorie entwickelt, publiziert und dann während drei Jahren zur konzeptuellen Basis einer interdisziplinären Forschungsgruppe der DFG (deren höchstes Verwaltungsgremium uns in einem bundesweit spektakulären Skandal gegen das einstimmige positive Votum von sieben hoch renommierten Fachgutachtern brutal den Geldhahn zudrehte) an der Universität Dortmund (wohin ich 1993 von Bochum aus übergewechselt bin). [20]
Ich möchte nun also das Kunststück versuchen, auf engem Raum kurz die wichtigsten theoretischen Konzepte meiner Arbeit zu umreißen: [21]
Interdiskurs: Wenn heutige Jugendliche sich metaphorisch derart äußern, dass sie irgendetwas "auf ihrer Festplatte schon gelöscht haben", dann erwähnen sie dabei auf extrem komplexitätsreduzierte Weise ein gewisses Wissen aus der Computerpraxis, hinter dem wiederum ein Wissen aus der Informatik steckt. Wenn sie sich "voll behindert" schimpfen, besteht eine analoge Fährte zu einem möglicherweise psychologischen oder psychiatrischen Wissen. Wie gesagt, so etwas läuft sehr komplexitätsreduziert. Das jeweilige "professionelle" Wissen gehört zu Sagbarkeits- und Wissbarkeitsräumen, die FOUCAULT "Diskurse" genannt hat (z.B. die Humanwissenschaften). Ich spreche hier von "Spezialdiskursen", weil es auch einen grundsätzlich anderen Diskurstyp gibt, der auf nicht-spezialistische, "allgemeine" Publika zielt. Unsere Massenmedien bilden dafür heute das einfachste Beispiel. Dort ist der Sagbarkeits- und Wissbarkeitsraum durch das Medienleute-Prinzip "Zuschauer da abholen, wo sie stehen" beschränkt. Zwar können im medialen Diskurs Wissenselemente aus Biologie, Medizin, Verkehrstechnik oder Psychologie und Geschichte in bunten Mixen auftauchen, aber jeweils extrem komplexitätsreduziert und zur subjektiven Identifikation aufbereitet. Diese kombinatorisch-generalistischen Diskurse, die man sich demnach wie von einem "metaphorischen" Prozess en gros generiert vorstellen kann, nenne ich "Interdiskurse". Wo zwischen beiden Diskurstypen nicht prinzipiell unterschieden wird wie in der LUHMANNschen Systemtheorie, folgen daraus irrige Homogenisierungen. Andere Beispiele für Interdiskurse sind Populärwissenschaft, Populärphilosophie ("Ideologie" in einer bestimmten Bedeutung), Populärgeschichte und eben auch Literatur. Die Interdiskursanalyse der Literatur fragt also zunächst nach den Kopplungsstellen zwischen einem Text und spezialdiskursiven Wissensbeständen und dann nach den Verfahren der Integration des Wissens in elementar-diskursive Themen wie Liebe und nach den Verfahren der Subjektivierung des Wissens. Dabei kommt dann die strukturalistisch-semiotische Textanalyse zum Zuge. Wie man sieht, ist das genau das Gegenteil einer "ahistorischen" Betrachtungsweise. [22]
Die Tatsache, dass ich mich auf scheinbar paradoxe Weise in spezialdiskursivem Ernst mit Interdiskursen und ihren manchmal banalen Aspekten befasse, könnte übrigens einige Rezeptionssperren erklären – aber es ist so: Ich bin eine Art Spezialist der Nicht-Spezialitäten. [23]
Kollektivsymbolik: Schon als Schüler habe ich mich über die Vielzahl von Begriffen für "Sprachbilder" geärgert: Symbol, Allegorie, Sinnbild, Emblem, Gleichnis, Vergleich, Analogie, Modell, Metapher. Ich glaubte überall eine identische semiotische Grundstruktur zu sehen und hielt die Differenzen auf dieser Basis für definierbar. Das führte zu meiner strukturalen Symboltheorie, mit der ich einen Beitrag zur strukturalen Semiotik geleistet habe. Der nächste Punkt ist das synchrone System der Kollektivsymbole einer Kultur. Dabei ging ich von dem strukturalistischen Prinzip aus, dass ein isoliertes Zeichen bedeutungslos ist (das trifft die Versuche, "das Sonnensymbol bei X" zu interpretieren). Vielmehr bilden die kollektiv verankerten Symbole ("Bilder") einer Kultur ein (natürlich nicht geschlossenes, sondern offen-fluktuierendes, sich ständig änderndes) Gesamtsystem mit seriellen Achsen und "Plateaux" (z.B. in der Moderne die Serie der Vehikelsymbole Ballon – Dampfer – Eisenbahn – Auto – Flugzeug; oder die Serie der Körpersymbole usw.). Die Darstellung solcher Systeme erfordert ein bisschen Komplexität, ist aber wie gesagt dennoch viel leichter zu begreifen als ein Theorem von LACAN. Ich habe es in den beiden oben erwähnten Aufsätzen (LINK 1982, 1984) versucht. [24]
Das System der Kollektivsymbole hängt aufs engste mit dem Interdiskurs zusammen. Wenn ich eben von einem "metaphorischen Prozess en gros" sprach, so bildet die Kollektivsymbolik tatsächlich eines der wichtigsten Siebe für das Einsickern reduzierten spezialdiskursiven Wissens in den Interdiskurs. So muss in unserer Kultur z.B. das naturwissenschaftlich-technische Wissen nach bestimmten symbolischen Regeln subjektiviert werden (siehe die Computer und Roboter, die ein Ich und eventuell sogar ein "Herz" entwickeln). [25]
Normalismus: Die "Normalitäten" bieten einen Musterfall des Zusammenspiels von Spezial- und Interdiskursen. Spezialdiskursive Normalitäten werden in Biologie, Medizin, Psychologie, Psychiatrie, Demographie, Ökonomie und Soziologie generiert. Sie beruhen auf statistischen Verfahren massenhafter Verdatung und erlauben es, quantitative Normalitätsgrenzen gegen die "Anormalität" festzulegen. Wenn nun aber Martin WALSER die offene Tür einrennt, dass die Deutschen heute "ein normales Volk" wären, dann geht es offensichtlich um eine Art interdiskursiven Mix von Normalitäts-Vorstellungen verschiedener Herkunft. Dabei spielen dann auch Kollektivsymbole wie die von "normalem Verkehr" und "normalen Autofahrten" etc. eine Rolle. [26]
Ich habe also die These aufgestellt, dass moderne "Normalitäten" gegenüber ahistorisch-anthropologischen "Alltäglichkeiten" eine epochale Emergenz darstellen, deren historisches Apriori (im Sinne FOUCAULTs) das Auftauchen "verdateter Gesellschaften" um 1800 ist. Erst die massenhafte Verdatung erlaubt die statistische Selbst-Transparenz einer Gesellschaft und die quantitative Bestimmung verschiedener sektorieller "normal ranges" mit Toleranzbreiten und Normalitätsgrenzen. Historisch unterscheide ich erstens ein Regime des "Protonormalismus" mit starren und symbolisch beschwerten Normalitätsgrenzen, die dann auch praktisch als Gefängnis- und Anstaltsmauern konkretisiert werden. (Dabei ergeben sich vielfältige Anschlüsse an FOUCAULT.) Zweitens nehme ich (seit ca. 1945) ein Regime des "flexiblen Normalismus" an, bei dem der "normal range" erheblich ausgedehnt und die Grenzen verbreitert werden. Dadurch werden frühere "Anormalitäten" (wie die sexuellen Minderheiten) in die neue, verbreiterte Normalität integrierbar. Das Hin und Her zwischen den beiden normalistischen Regimen stellt einen wichtigen Inhalt meiner Lebenszeit dar. Als wichtiges interdiskursives Konzept ist der Normalismus natürlich auch für einzelne Interdiskurse (z.B. Literatur und Film) hoch relevant: Man braucht nur den Törleß oder den Mann ohne Eigenschaften oder den Malte Laurids Brigge oder den Tod in Venedig und und und … unter diesem Aspekt zu lesen, nicht zu reden von Martin WALSER. [27]
DIAZ-BONE: Wie siehst du das Verhältnis von Diskursforschung im Anschluss an FOUCAULT/PÊCHEUX zur Linguistik/Sprachwissenschaft? Siehst du hier Abgrenzungs-/Klärungsbedarf oder eher Kontinuitäten/Vermittelbarkeiten? [28]
LINK: Ähnlich wie bei dem Verhältnis zwischen einer primär philosophischen und einer mehr operativen FOUCAULT-Rezeption scheint mir auch das Verhältnis zwischen FOUCAULTistischer und linguistischer Diskursanalyse insgesamt einseitig: Während die FOUCAULTistische Diskursanalyse sich um Anschlüsse an die Linguistik bemüht (und meine Arbeiten sind ja dafür exemplarisch), herrscht umgekehrt weitestgehend Unverständnis. Die einzige gut wahrnehmbare Ausnahme bilden Siegfried JÄGER und die Duisburger Diskurs-Werkstatt im DISS, mit denen wir seit langem auf der Basis ähnlicher politischer Wellenlängen aufs engste zusammenarbeiten und die wir seinerzeit auf FOUCAULT gestoßen hatten. Siegfried JÄGER und sein Team haben (mit erheblicher Ausstrahlung) versucht, FOUCAULTs Diskursbegriff in einer Art top-down-Bewegung methodisch ambitiös bis "herunter" zur linguistischen Praxis der Analyse von elektronisch aufgezeichneten Interviews mit "Alltags"-Sprechern verwendbar zu machen. Dabei konnten sie auch Konzepte wie Interdiskurs, Kollektivsymbolik und Normalismus integrieren. Der Mainstream der national und international sehr starken linguistischen "discourse analysis" lebt dagegen sozusagen auf einem von FOUCAULT sehr fernen Kontinent: Es handelt sich eigentlich um eine "Alltags-Kommunikations-" bzw. "Alltags-Konversations-Analyse", die durch minutiöse Beschreibung transkribierter Aufnahmen vor allem die Pragmatik prägnanter sozialer Gesprächstypen studiert: Beratungs- und Bewerbungsgespräche, Unterrichtskommunikation, Arzt-Patienten-Kommunikation usw. Man achtet auf die ungleiche Konversations-Macht (z.B. zwischen Männern und Frauen, Erwachsenen und Kindern, Einwanderern und Eingeborenen usw.) anhand von Gesprächsanteilen, Themeneinführung, "turns" usw. In meiner Terminologie geht es um Material aus dem Elementardiskurs, mit Anschlüssen an Interdiskurse, aber so gut wie nicht an Spezialdiskurse, was bereits eine kaum überwindbare Schranke gegenüber FOUCAULT darstellt. Die entsprechenden Kollegen sehen bei FOUCAULT zwar vielleicht spannende Themen behandelt, aber keine in ihrem Sinne linguistischen Anschlüsse. [29]
Übrigens bezieht sich FOUCAULT in der "Archäologie des Wissens" (1973) abgrenzend nicht auf diese Art Pragmatik, sondern auf CHOMSKYs generative Grammatik (CHOMSKY 1969). Er nennt vor allem zwei Unterschiede: Während die CHOMKYsche Linguistik formale generative Mechanismen zur Erzeugung beliebig vieler grammatisch korrekter und semantisch "akzeptabler" Sätze beschreibt, geht es der Diskursanalyse um die Beschreibung historischer Diskurse, die gerade durch enge Sagbarkeitsgrenzen charakterisiert sind. Deshalb sind FOUCAULTsche "Aussagen" sehr viel enger definiert als sprachliche "Sätze". Zweitens sah FOUCAULT in der "Tiefen"-Metapher bei CHOMSKY offenbar eine irrige hermeneutische Implikation. Dabei handelt es sich m.E. um eine Fehl-Lektüre: CHOMSKYs "Tiefe" ist ganz "positiv" und nicht im Sinne einer hermeneutischen Subjekt-Expressions-"Tiefe" zu lesen; es geht um ein generatives Simulations-Modell, das prinzipiell auf technische Implementierbarkeit angelegt ist und in dem alle "Tiefen"-Ebenen gleichermaßen "positiv"-operativ gedacht sind. In ein solches generatives Schema lassen sich also historisch-einschränkende Formationsregeln für "Diskurse" ohne weiteres integrieren (vgl. dazu meine Simulations-Modelle in LINK 1978). Allerdings sind die CHOMSKYschen generativen Modelle in ihrer konkreten Gestalt aus heutiger Sicht überholt, was m.E. aber keineswegs den generativen Ansatz als solchen diskreditiert, den ich für eine ganz wichtige "Errungenschaft" halte – gerade für ein an zyklischen Produktions- und Reproduktionsmechanismen interessiertes, materialistisches Denken. Ich habe deshalb in meinen Beiträgen (in LINK & WÜLFING 1984) versucht, FOUCAULTs diskursanalytischen Ansatz generativistisch zu erweitern. [30]
DIAZ-BONE: Wie kann man die im engeren Sinne linguistischen Diskursansätze aus deiner Perspektive kritisieren, wenn man Diskursforschung im Anschluss an FOUCAULT/PÊCHEUX unternimmt? [31]
LINK: Die erwähnte linguistische Alltags-Kommunikations-Analyse leistet zum Teil interessante Beiträge zur genauen Beschreibung von Alltags-Gesprächen, also von elementar-diskursivem Material. Aus der Sicht von FOUCAULT und PÊCHEUX wäre vor allem ein naiver interpersonaler Interaktionismus zu kritisieren, der aber meistens eher implizit bleibt. Dieser Interaktionismus geht explizit oder implizit davon aus, dass die Sprecher und Sprecherinnen der Transkripte "Subjekte" und "Autoren" ihrer Äußerungen seien und dass "Diskurse" insgesamt also das Resultat ihres inter-subjektiven "Aushandelns" seien. Die phänomenale Karriere der Metapher des "Aushandelns" seit den 1980er Jahren ist in diesem Zusammenhang übrigens höchst symptomatisch. Ich habe sie in einmal diskursanalytisch unter die Lupe genommen (LINK 2005). Was die Transkript-Analysen des Mainstreams der linguistischen Pragmatik betrifft, so haben FOUCAULT und insbesondere auch PÊCHEUX (in seiner wichtigsten Publikation "Les vérités de la palice", PÊCHEUX 1975) gezeigt, dass die Subjekte nicht aus einer spontanen, prädiskursiven "Tiefe" (im hermeneutischen Sinne) heraus reden, sondern dass auch ihre Subjektivität selbst insofern postdiskursiv ist, als sie allererst in einem Produktionsprozess der "Subjekt-Anrufung" (Interpellation nach ALTHUSSER) konstituiert wird. [32]
4. Soziologische und methodische Anschlüsse
DIAZ-BONE: Siehst du die FOUCAULTsche Diskursforschung als eine Form der Sozialforschung insgesamt? Und was ist deine Beurteilung des Verhältnisses von FOUCAULTscher Diskursforschung und Sozialwissenschaften? [33]
LINK: Für das Verhältnis zwischen FOUCAULTistischer Diskursanalyse und Sozialwissenschaften bzw. Soziologie ergibt sich in gewisser Weise eine parallele Lage wie für das Verhältnis zwischen Diskursanalyse und pragmatischer Linguistik. Ich möchte das am Beispiel des verdienstvollen Unternehmens von Reiner KELLER skizzieren, die Anschlüsse an FOUCAULT für die Sozialwissenschaften fruchtbar zu machen. Dabei schlägt KELLER (2005) selbst eine Kopplung zwischen FOUCAULT und der symbolisch-interaktionistischen Wissenssoziologie nach BERGER und LUCKMANN (1969) vor. Ich habe dazu in meinem erwähnten rezenten Beitrag (LINK 2005) Stellung genommen. Es handelte sich insofern um eine Art déjà-vu für mich, als diese Konstellation bereits im Bochumer SFB "Wissen und Gesellschaft im 19. Jahrhundert" Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre vorgelegen hatte, wo Karlheinz STIERLE und Hans Ulrich GUMBRECHT den Ansatz von BERGER und LUCKMANN favorisierten und mit FOUCAULT zu koppeln versuchten. Aus meiner Sicht liegt ein Vorteil von BERGER/LUCKMANN in der Berücksichtigung des Alltagswissens (Elementardiskurs), der bei FOUCAULT fehlt (nicht aber bei PÊCHEUX). Auch ihre Orientierung bottom-up (vom Alltagswissen zu den speziellen "Subsinnwelten" = Spezialdiskursen) ist eine interessante Ergänzung der von mir bevorzugten Orientierung top-down (Spezialdiskurse – Interdiskurse – Elementardiskurs). Allerdings taucht auch bei der Rezeption von BERGER/LUCKMANN das Problem auf, dass ihr Interaktionismus interpersonal gelesen werden kann, womit wir dann das gleiche Problem hätten wie oben bei der Linguistik dargestellt. Eine solche Rezeption ist jedoch nicht zwingend, weil das bei BERGER/LUCKMANN adaptierte Modell von George Herbert MEAD auch quasi im Sinne von FOUCAULT und PÊCHEUX gelesen werden könnte (Ego und Alter als Rollen, die allererst vom Diskurs parat gehalten und also postdiskursiv wären). [34]
Was den Status FOUCAULTs zwischen Sozialforschung und Philosophie betrifft, so könnte man FOUCAULTs operative Seite (als unterschieden von seiner "philosophischen Seite") insgesamt durchaus auch als "sozialwissenschaftlich" bzw. "sozialhistorisch" bezeichnen – parallel zu kulturwissenschaftlich, wissenschaftshistorisch usw. M.E. wäre eine solche Einsperrung in Disziplinen-Labels nicht ohne groteske Züge, wenn man etwa "Die Ordnung des Diskurses" (FOUCAULT 1991) bedenkt. Wenn FOUCAULT die institutionellen Disziplinen ent- und um-differenziert hat, so musste er das tun, um überhaupt seine Forschungsfragen und Forschungsstrategien "in Gang bringen" zu können. Das Totschweigen von Seiten der Disziplinen bzw. ihre wütenden Reaktionen haben ja bis heute nicht aufgehört: spektakulär berühmt sind ja gerade in Deutschland die Ausfälle von Seiten der master minds insbesondere der "Sozialgeschichte".4) [35]
DIAZ-BONE: Wie siehst du die Perspektive für die weitere methodologische und methodische Ausarbeitung der Diskursanalyse – auch im Anschluss an euer Forschungsprogramm zur Kollektivsymbolanalyse – als Methode der qualitativen Sozialforschung? [36]
LINK: Was die methodologische und methodische Entwicklung der Interdiskurs- und Kollektivsymbolanalyse angeht, so spielt sie sich quasi dialektisch auf und zwischen zwei Ebenen ab: Zum einen wird das struktural-semiotische, diskursanalytische Instrumentarium mehr oder weniger kontinuierlich sowohl erweitert wie präzisiert. Zum anderen geht es darum, in konkreten Fallstudien verschiedene empirische Wissenskomplexe als je spezifisch-kairotische interdiskursive Knotenpunkte "auseinander zunehmen". Zum ersten Aspekt (Präzisierung und Erweiterung des analytischen Instrumentariums) kann ich auf die im Internationalen Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur5) erschienenen Forschungsberichte und Bibliographien zur Kollektivsymbolik verweisen, die ich gemeinsam mit Frank BECKER, Axel DREWS und Ute GERHARD erarbeitet habe (DREWS, GERHARD & LINK1985; BECKER, GERHARD & LINK 1997). Bei der Kollektivsymbolik handelt es sich, mit ganzen Texten verglichen, um Mikrostrukturen. Die dort erreichte Präzision der Analyse ist auf mittlere und größere Strukturen auszudehnen (was ist eigentlich ein "Thema", was eine "Argumentation"?), wozu unsere Freunde von der Diskurs-Werkstatt Duisburg wertvolle Beiträge geleistet haben. Auf der von Clemens KAMMLER und Rolf PARR organisierten FOUCAULT-Tagung am Essener Kulturwissenschaftlichen Institut Anfang Februar 2005 haben mehrere Referenten (darunter auch ich) versucht, den "Dispositiv"-Begriff FOUCAULTs zu operativieren und damit als analytisches Instrument zu stärken.6) [37]
Auf der zweiten Ebene der monographischen Fallstudien sind in den letzten zehn Jahren viele Studien, insbesondere Dissertationen, erschienen, die ihr sehr verschiedenes historisches Material mithilfe der Interdiskurs- und Kollektivsymbolanalyse erschließen. Ich kann die vielen Namen hier nicht nennen: Es gehören sowohl die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Projekte dazu, bei denen ich selbst engagiert war bzw. bin (wie das Projekt "kultuRRevolution" oder das DFG-Projekt "Normalismus" mit den drei bei Synchron erschienenen Sammelbänden)7), wie eine Menge von Leuten, die Theorie und Methode der Interdiskurstheorie unabhängig davon aufgegriffen und häufig kreativ weiterentwickelt haben. Ich nenne als Beispiel für die vielen nur die Studie "Ansteckende Wörter. Repräsentationen von AIDS" von Brigitte WEINGART (2002). Ein eigenes ausladend verzweigtes Rhizom bildet inzwischen das am Normalismus interessierte. (Ich nenne wiederum bloß qua parte pro toto das einschlägige Kapitel aus Hartmut WINKLERs empfehlenswerter "Diskursökonomie", WINKLER 2004.) In manchen Fällen erkenne ich dagegen meine Kategorie "Kollektivsymbol" kaum wieder – was mir manchmal als Wissenschaftler Kopfschmerzen macht, mich aber als Diskurspartisan erfreut – genauso wie der Umstand, dass manche Rezipienten nicht wissen, wo sie mich hintun sollen: ob nach Essen oder Duisburg, ob in die Linguistik, Romanistik oder in die Soziologie. [38]
1) Eine anschließende Fortführung als Doppelinterview mit LINK und JÄGER ist aber angedacht. <zurück>
2) Die kultuRRevolution erscheint zwei mal im Jahr im Essener Klartextverlag, siehe: http://zeitschrift.kulturrevolution.de/. <zurück>
3) Ein Feld, dass der Strukturalist Roland BARTHES (1985) in den 1960er Jahren analysiert hat. <zurück>
4) Siehe etwa die FOUCAULT-Kritik von Ulrich WEHLER (1998). <zurück>
5) http://iasl.uni-muenchen.de/ <zurück>
6) "Foucault in den Kulturwissenschaften", Tagung am Kulturwissenschaftlichen Institut (Universität Duisburg-Essen) vom 03.-05.02.2005. <zurück>
7) GERHARD, LINK und SCHULTE-HOLTEY (2001); GERHARD, GRÜNZWEIG, LINK und PARR (2003); LINK, LOER und NEUENDORFF (2003). <zurück>
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RAINER DIAZ-BONE, geb. 1966, Dr. phil., Dipl. Soz.-Wiss., 1991 bis 1996 Studium der Sozialwissenschaft (Schwerpunkt: angewandte Sozialforschung) an der Ruhr-Universität Bochum, von 1996 bis 2001 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung (Hochschule für Musik und Theater Hannover), seit 2002 Wiss. Assistent am Institut für Soziologie (FU Berlin) im Lehrgebiet Methodenlehre und Statistik. Forschungsschwerpunkte: angewandte Diskursanalyse, empirische Kultur- und Sozialstrukturanalyse, Methoden der empirischen Sozialforschung, Wissenschaftstheorie, sozialwissenschaftliche Statistik und Netzwerkanalyse. Rainer DIAZ-BONE hat in FQS bereits die Sammelbesprechung Entwicklungen im Feld der foucaultschen Diskusanalyse, die Artikel Milieumodelle und Milieuinstrumente in der Marktforschung und Zur Methodologisierung der Foucaultschen Diskursanalyse veröffentlicht.
In dieser FQS-Ausgabe ist ebenfalls das Interview mit Siegfried JÄGER Kritische Diskursanalyse: Zur Ausarbeitung einer problembezogenen Diskursanalyse im Anschluss an Foucault erschienen.
Kontakt:
Rainer Diaz-Bone
Freie Universität Berlin
Institut für Soziologie
Garystrasse 55
D-14195 Berlin
Tel. 0049-30-838-57620
E-Mail: diazbone@zedat.fu-berlin.de
URL: http://www.rainer-diaz-bone.de/
Diaz-Bone, Rainer (2006). Operative Anschlüsse: Zur Entstehung der Foucaultschen Diskursanalyse in der Bundesrepublik. Jürgen Link im Gespräch mit Rainer Diaz-Bone [38 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 7(3), Art. 20, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0603208.