Volume 12, No. 2, Art. 23 – Mai 2011

The other talks back. Auslösung von Feldreaktanzen durch sozialwissenschaftliche Re-/Präsentationen1)

Franz Breuer

Zusammenfassung: In diesem Beitrag geht es um Probleme der Wissenschaftskommunikation: Wie werden sozialwissenschaftliche Beschreibungen und Erkenntnisse zwischen Forschenden und Beforschten (rück-) vermittelt? Wie werden Beforschte in Forschungsberichten beschrieben, und wie reagieren sie darauf, wenn sie solche Berichte lesen bzw. hören und sich in einem entsprechenden Diskurs zu Wort melden? Eine charakteristische Sichtweisenkonstellation zwischen den beiden Parteien sieht so aus: Sozialwissenschaftlich Forschende nähern sich ihrem Forschungsgegenstand mit einer handlungsentlasteten Neugierhaltung – die Beforschten stehen in den beschriebenen Alltagswelten unter Praxiszwängen, und sie sind persönlich (mit ihrem Milieu und den Protagonist/innen) identifiziert und entsprechend "empfindlich". Am Beispiel eines Forschungsprojekts und dessen Präsentation auf publikumsgemischten Tagungen werden die abwehrenden Reaktionen sozialwissenschaftlich Beschriebener vorgestellt. Sie legen Reaktionen und Strategien an den Tag, mit denen sie auf "unliebsame" Beschreibungen im Diskurs- und Aushandlungszusammenhang antworten. Es werden verschiedene Lesarten der Interaktionen zwischen Forschenden und Beforschten skizziert. Der Versuch des "Zeigens von Bedingungshintergründen" im Untersuchungsfeld wird dort u.U. als Form von "Nestbeschmutzung" aufgefasst und abgelehnt; darauf "reagieren" die Forschenden im wissenschaftlichen Text, u.U. auch in Form von "Abrechnung". Es wird die Frage aufgeworfen, wie mit derartigen widersprüchlich-konflikthaften Konstellationen und Sichtweisen im Diskurs zwischen Beteiligten und Beobachter/innen produktiv umgegangen werden kann.

Keywords: Forschung-Praxis-Verhältnis; Konfrontation von Beteiligtenperspektiven; Lehrstuhlnachfolge; Reaktionen der Feldmitglieder; Reaktion der Forschenden; research up – research down; Unternehmensnachfolge; Wissenschaftsethnografie; Wissenschaftskommunikation

Inhaltsverzeichnis

1. Sozialwissenschaftliche Forschung im reflexiven Diskurs

2. Die Entwicklung einer Theorie zum "Transfer persönlicher Objekte"

3. Vorgänger-Nachfolger-Übergänge: Perspektivische Präsentationen im Diskurs

3.1 Familienunternehmensnachfolge – Beschreibung eines distalen Milieus

3.2 Nachfolge auf Universitätslehrstühlen – Beschreibung eines proximalen Milieus

4. (Be-) Deutungshintergründe der kommunikativen Diskrepanzen

Anmerkungen

Literatur

Zum Autor

Zitation

 

1. Sozialwissenschaftliche Forschung im reflexiven Diskurs

Empirische sozialwissenschaftliche Forschung lässt sich – in Vereinfachung – als eine Struktur aus Objekten (einem Gegenstandsfeld, das mit interessierenden Personen bevölkert ist), einem Subjekt (einem/einer gegenstandsinteressierten Forschenden) sowie aus Rezipientinnen und Rezipienten von Forschungsberichten (Lesende, Zuhörende) beschreiben. Das Forschungs-Subjekt tritt in diesem Zusammenhang zum einen als (teilnehmende/r) Beobachter/in, zum andern als Autor/in eines wissenschaftlichen Textes (Vortrag, Zeitschriftenaufsatz, Monografie) in Erscheinung. Beim Blick auf die stattfindenden kommunikativen Prozesse kann man – cum grano salis – sagen: Der zentrale Kommunikationspartner des/der Forschenden-als-Beobachter/in sind die Person/en des Untersuchungsfeldes, die "Informant/innen", die "Untersuchungspartner/innen". Die/der Forscher/in-als-Autor/in wendet sich kommunikativ hingegen überwiegend an die Kolleg/innenschaft, die Mitglieder der Wissenschaftler/innengemeinschaft. [1]

Die Re-/Präsentation des sozialwissenschaftlichen Objekts verfertigt die/der Forschende (kontextualisiert innerhalb ihrer/seiner Wahrnehmungs- und Beurteilungskategorien) üblicherweise in Abwesenheit des/der "Anderen" – sie/er besitzt gewissermaßen das wissenschaftliche Beschreibungsmonopol. Mit den Objekt-Personen ihrer/seiner Beschreibung und Analyse wird dabei nicht über die Angemessenheit und Akzeptabilität dieser Texte verhandelt. Historisch ist erst in den Diskussionen zur "Krise der Repräsentation" in den 1980er und 1990er Jahren in der (diesbezüglich als Leitwissenschaft zu betrachtenden) Ethnologie intensiver Zweifel an der "ethnografischen Autorität", dem Autorschafts-Monopol der Ethnologin bzw. des Ethnologen und ihrer/seiner autoritativ-monologischen Gegenstandsdarstellung aufgekommen. Einige Autor/innen unternahmen daraufhin Versuche, diese auf dialogische oder mehrperspektivische bzw. polyphone Beine zu stellen, die Forschungsobjekte in stärkerem Maße beim Zustandekommen ethnologischer Beschreibungen, also auch bei der Produktion entsprechender Texte, einzubeziehen und zu beteiligen (vgl. CLIFFORD & MARCUS 1986; GEERTZ 1990; BERG & FUCHS 1993; s. auch BREUER 1999, S.236ff.). [2]

Die selbst-/reflexive Betrachtung der durch völkerkundliche bzw. ethnologische Forschung und Beschreibung hervorgerufenen bzw. geförderten Auswirkungen auf ihre Untersuchungsfelder ist nicht zuletzt auch durch Eigenartikulationen der Untersuchungsobjekte provoziert worden. Ethnologinnen und Ethnologen spielten in der Geschichte ihres Fachs eine wesentliche – aus heutiger Sicht: unrühmliche – Rolle im kolonialistischen Zusammenhang militärischer und ökonomischer Unterjochung, Ausbeutung und Zerstörung von indigenen Sozialkulturen. In Bezug auf diese Ebene sind die "Wilden" und "Eingeborenen" des völkerkundlich-ethnologischen Forschungsinteresses in jüngster Zeit vermehrt vom Status der "Informantin" und des "Informanten" (auch) in den der "Kritikerin" und des "Kritikers" übergewechselt. Sie haben angefangen, die über sie verfassten ethnologischen bzw. ethnografischen Texte selbst zu lesen, sich dazu zu äußern, sie zu hinterfragen und darauf in ihrem sozialen und politischen Handeln zu reagieren (vgl. etwa BRETTELL 1996; SLUKA 2007).2) [3]

Für die "klassische" ethnologische Forschung ist ein interpersonales Statusgefälle zwischen Forscher/in und Forschungsobjekt zugunsten der/des Forschenden (sog. research down-Konstellation) charakteristisch. Durch Wandlungen in den Untersuchungsfeldern sowie durch Neukonzeptualisierungen der sozialen Erkenntnisrelation kommen zunehmend ein Verhältnis und Verständnis von Gleichrangigkeit zwischen Subjekt und Objekt in den Blick sowie auch Konstellationen, in denen die Beforschten den Forschenden hinsichtlich ökonomischer, sozialer und/oder kultureller Kapitalverfügung überlegen sind. Dies wird unter dem Begriff der research up-Situation thematisiert (vgl. dazu bezüglich volkskundlicher Forschung: WARNEKEN & WITTEL 1997). Wenn es beispielsweise um organisationswissenschaftliche Untersuchungen geht, werden häufig Interviews mit Manager/innen und Leitungspersonal geführt; die Forschenden kommen dann mitunter in die Lage von Bittsteller/innen, die Interviewsituationen können zu "Audienzen" werden. Die Beforschten verfügen in solchen Fällen in höherem Maße über Möglichkeiten der Gestaltung des Kontakts und der Interaktion mit der/dem Forschenden nach ihren eigenen Vorstellungen – anders als die Objekte der klassischen Völkerkunde/Ethnologie, denen für die Mitgestaltung von Interaktionssituationen mit den Forschenden vorwiegend nur indirekte und "passive" Strategie-Optionen offenstanden bzw. -stehen. Die Angehörigen eines Untersuchungsfeldes besitzen mitunter ein breites Spektrum strategischer und taktischer Möglichkeiten, die Forscher/in für ihre Interessen einzuspannen und "nach ihrer Pfeife tanzen" zu lassen (vgl. etwa SELVINI PALAZZOLI et al. 1984; WHYTE 1984). Forschende stehen dann vor ganz speziellen Problemen der Selbstbehauptung im Feld sowie auch bei der Veröffentlichung ihrer Berichte. WARNEKEN und WITTEL (1997, S.10ff.) zeigen in ihrer Analyse einige Effekte dieser Bedingung aufseiten des/der Forschenden auf, die die Forschungsresultate und die Gestaltung der wissenschaftlichen Publikationen beeinflussen: "Unterwerfung", "Mystifizierung", "Distanzierung" und "Rache". [4]

Die Präsentation wissenschaftlicher Interpretationen und Forschungsergebnisse im diskursiven Kontakt mit Mitgliedern aus der Gruppe der Erforschten lässt sich auf unterschiedlichen Ebenen betrachten (s. etwa TERHART 1995). So wird unter epistemologischen Gesichtspunkten gefragt, ob die Kommunikation zwischen Forschenden und Beforschten über die erzielten Ergebnisse (Gegenstandsrekonstruktionen) etwas zur Abschätzung der "Güte" sozialwissenschaftlicher Erkenntnis beizutragen vermag. Um eine Verbesserung der Validität von Forschungsresultaten zu erreichen, wird in einigen methodologischen Ansätzen der Kontakt mit den Untersuchungspartner/innen und ihre Zustimmung gesucht (member check, kommunikative Validierung, Dialogkonsens u.Ä.). Unter einer aufklärungsorientierten Sichtweise der Verbindung von Forschung und Praxis bemüht man sich, das "kritische Erkenntnispotenzial" der Forschung in Kooperation und im kommunikativen Vermittlungsprozess mit Untersuchungspartner/innen in deren Handlungsfeld praxeologisch zur Entfaltung zu bringen (gewissermaßen zur Weltverbesserung "von unten"; Handlungsforschung, partizipative Forschung u.Ä.; vgl. BERGOLD & THOMAS 2010). [5]

Diesen Konzeptualisierungen zugrunde liegen – auf der Ebene der psychologischen Verarbeitung – die individuell-persönlichen Reaktionen der Feldmitglieder auf die wissenschaftlichen Beschreibungen ihres Milieus – auf den fremdem Blick, das fremdartige Vokabular und Darstellungsformat. Da sie – beispielsweise – mit dem präsentierten Forschungsobjekt (z.B. mit dem sozialen Kontext als dessen Angehörige), dessen Problematik, den dort herrschenden Sicht- und Handlungsweisen etc. identifiziert sind, sind sie durch die Darstellungen der "Beobachtenden" persönlich "betroffen", diese "machen etwas" mit ihnen – sie fühlen sich beachtet und wertgeschätzt, gerecht oder ungerecht charakterisiert durch die verfremdenden Beschreibungen ihnen vertrauter Protagonist/innen bzw. Prototypen und Abläufe. Im dialogischen Kontakt können sie daraufhin gegenüber den Forschenden, die derartige Ergebnisse (Charakterisierungen, Daten, Interpretationen, Texte) hervorgebracht haben und präsentieren, reagieren: The other talks back. Sie sind begeistert, sie applaudieren, sie sind gekränkt oder verärgert, sie erheben Einwände, sie üben Kritik, sie suchen, vermeiden oder beenden den Kontakt, sie nehmen Einfluss auf die Veröffentlichung wissenschaftlicher Berichte. Derartige Betroffenheiten und die entsprechenden Reaktionsweisen haben etwas zu tun mit ihrer Verquickung und Identifikation mit dem Feld, mit den eigenen Sichtweisen, Interessen und Parteilichkeiten, der Problematik der Untersuchung, den wahrgenommenen Intentionen der Forschenden etc. [6]

Von solchen kommunikativen Prozessen zwischen sozialwissenschaftlichen Erkenntnisproduzent/innen und Rezipient/innen aus der Szenerie des beforschten Feldes handelt dieser Beitrag, wobei es sich hier bezüglich des sozialen Rangverhältnisses zwischen Forschenden und Beforschten um "gleiche Augenhöhe", mitunter mit einer Tendenz zum research up gehandelt hat. Der Bericht basiert auf Erfahrungen, die ich als sozialwissenschaftlich-psychologisch Forschender in der Arbeit an einem bestimmten Projekt – nämlich während der Entwicklung eines Theorieansatzes zum Vorgänger-Nachfolger-Wechsel im Besitz bestimmter persönlich bedeutsamer Dinge – bei der Kommunikation über meine Forschungskonzeption und -ergebnisse mit "betroffenen" Feldmitgliedern gemacht habe. [7]

Dabei stellte sich heraus, dass sozialwissenschaftlich Beforschte unter bestimmten Voraussetzungen durchaus eine eigene Stimme, eine Positions- und Handlungsmacht besitzen, durch die sie sich gegen vermeintliche "Zumutungen" vonseiten der sie aufs Korn nehmenden Wissenschaftler/innen offensiv zur Wehr setzen können. Im Rahmen solcher Auseinandersetzungen wird darüber verhandelt, was in einem Gegenstandsbereich tatsächlich "der Fall" ist (oder auch nicht), welche Verfahren der wissenschaftlichen Beschreibung angemessen sind, was als "Daten" legitim und zulässig ist und ob bzw. in welcher Form eine Veröffentlichung von Ergebnissen möglich ist. [8]

2. Die Entwicklung einer Theorie zum "Transfer persönlicher Objekte"

Ich habe 2009 ein Buch über ein Projekt herausgebracht, an dem ich ca. zehn Jahre lang gearbeitet habe, das sich mit Übergängen zwischen Vorgänger/innen und Nachfolger/innen in unterschiedlichen persönlichen, organisationellen und institutionellen Zusammenhängen befasst (BREUER 2009). Als methodologische Grundorientierung habe ich dabei das Grounded-Theory-Konzept benutzt. Mit einem theoretisch "offenen Blick" wird bei dieser Methodik auf Grundlage der hermeneutischen Analyse der Darstellung von Einzelfällen aus alltagsweltlich-empirischen Feldern (auf induktivem bzw. abduktivem Weg) eine verallgemeinernde Theorie über einen Gegenstandsbereich entwickelt. Durch den Vergleich von Modellierungen unterschiedlicher Felder lässt sich der Abstraktionsgrad der Theorie u.U. noch eine Stufe höher heben und ihre Geltungsbereich damit ausweiten – in Gestalt einer sogenannten formalen Grounded Theory. Dies war das Ziel meines Ansatzes (vgl. STRAUSS 1991, S.303ff.; BREUER 2010, S.108; 2011a). [9]

Ich habe mich zu Beginn – erwachsend aus einer Kooperation mit dem Wirtschaftshistoriker Clemens WISCHERMANN (vgl. KOLLMER-VON OHEIMB-LOUP & WISCHERMANN 2008) und unter der Leitorientierung der sozialwissenschaftlich-konstruktivistischen Theorie von BERGER und LUCKMANN (1969) – mit empirischen Fällen von Unternehmensweitergabe in (kleinen) Familienbetrieben beschäftigt. Dabei bin ich zunächst ausgegangen von münsterländischen Bauernhöfen und Fällen des familiären Übergabemanagements von einer Generation auf die nächste (vgl. BREUER 2000). Anschließend habe ich mich gastronomischen Kleinunternehmen (Kneipen, Restaurants, Hotels) sowie Handwerksbetrieben unterschiedlicher Sparten zugewandt (vgl. BREUER 2009, S.273ff.). Über diese Organisationsform von Familienunternehmen hinaus habe ich mich sodann mit "öffentlichen" Einrichtungen beschäftigt: mit Weitergabeprozeduren in Schulleitungen, Kulturinstitutionen und Universitätslehrstühlen beispielsweise. Anschließend kamen stärker private und interpersonal-intime Konstellationen in den Blick: die Weitergabe von Elternrollen (Vater- oder Mutter-Nachfolge etwa im Kontext von Adoptionen) oder Ehe-/Partnerschafts-Nachfolge (Trennungen und neue Partnerschaften, Scheidungen und Wiederverheiratungen). Schließlich habe ich mich in diesem Zusammenhang auch dem Wechsel im Besitz von Körperorganen zugewandt (Herztransplantationen u.a.). Durch Vergleiche zwischen und Verallgemeinerungen über derart unterschiedliche/n Domänen ist ein generalisierter Theorieansatz zum Transfer persönlicher Objekte – wie ich das im Laufe der Ausarbeitungszeit genannt habe – entstanden. [10]

Der dabei herausgearbeitete Kernbegriff heißt Objekt-Transfer – und es geht um den Wechsel in der Verfügungsmacht über "Dinge", die sich für ihre/n Besitzer/in durch identifikatorisch-identitäre Relevanz auszeichnen ("persönliche Objekte"). Durch den Vergleich unterschiedlicher empirischer Felder und Fälle entsteht eine Disziplinen umspannende sozialwissenschaftliche Kategorie des Transfers persönlicher Objekte, die zur Konzeptualisierung der Entwicklungsdynamik interpersonaler, sozialer, organisationeller und institutioneller Strukturen herangezogen werden kann – speziell bezüglich der Verquickung und des Zusammenspiels materieller und symbolischer Komponenten, des Individuellen und des Sozialen sowie von Vergangenheit und Zukunft. Es werden einige Grundbegriffe der Theorie sowie kategoriale Dimensionen ausdifferenziert, die hier in aller Kürze aufgelistet werden (ausführlicher in BREUER 2009, 2011a). [11]

Das Basis-Vokabular der Theorie zu Vorgänger-Nachfolger-Übergängen besteht aus folgenden Komponenten:

Die theoretischen Konzeptualisierungs- bzw. Analyseebenen von Vorgänger-Nachfolger-Übergängen sind

3. Vorgänger-Nachfolger-Übergänge: Perspektivische Präsentationen im Diskurs

Mit interpersonalen Nachfolgeprozessen werden wir in Form von standpunktgeprägten Darstellungen, charakteristischerweise in Erzählungen und Geschichten, konfrontiert. Konkrete Weitergabe-/Übernahmeberichte, in denen Transferprozesse identitär aufgeladener und stark idiosynkratisch geprägter persönlicher Objekte (etwa vom Typ Meister- oder Lebenswerk) präsentiert werden, rufen aufseiten der Rezipient/innen mitunter subjektiv engagierte Resonanzen und Reaktionen hervor – speziell dann, wenn sie in die Fälle selbst involviert oder damit vertraut sind oder wenn sie dem einschlägigen sozialen Milieu (als Feldmitglied) angehören, sich damit bzw. mit dem dort geltenden Wertesystem und Regelwerk identifizieren und/oder dort einen eigenen Standpunkt einnehmen, eine Funktion besitzen, eigene Interessen verfolgen. Bei "milieuverquickten" und objektidentifizierten Lesenden oder Zuhörenden lösen Nachfolgegeschichten häufig – positiv oder negativ getönte – Affekte aus, und es wird unter diesen Voraussetzungen leicht ein "Nerv" der Feldmitglieder berührt. [14]

Nachfolgegeschichten lassen sich in unterschiedlichen Darstellungsformaten präsentieren. Wir können beispielsweise – typisierend – "Held/innengeschichten" und "tragische oder komische Geschichten" unterscheiden. Erstere können als Inszenierungsmittel zur Legenden- und Mythenbildung von Familien oder Institutionen dienen, letztere bilden den Stoff für journalistische Reportagen, für Auseinandersetzungen vor Gericht oder auch für "Klatsch und Tratsch". Aus ihnen ist bei sozialwissenschaftlichem Interesse durchaus etwas zu lernen: Im Falle des Problematischwerdens etablierter Muster (-vollzüge) – bei auftretenden Komplikationen, Turbulenzen oder im Falle des Scheiterns – können mitunter bestimmte Strukturen aufgedeckt und beschrieben werden, die bei "glattem" Gelingen bzw. Abwickeln im Hintergrund bzw. im Verborgenen bleiben. Als funktionierende Selbstverständlichkeiten sind sie auch von Insidern oft nicht explizierbar. Erst ein Aufbrechen schematisierter Abläufe und routinisierter Mechanismen – so lässt sich verkürzt sagen – macht diese in ihrer Konstruktionscharakteristik bemerkbar und sichtbar, ermöglich das "Herauspräparieren" zugrunde liegender Merkmale, ihrer Gemachtheit und Veränderbarkeit. Eine Darstellung bzw. Entschlüsselung, die für mich – mit sozialwissenschaftlich interessiertem Blick und im Kontext der Arbeit mit einer theoriegenerierenden Grounded Theory-Methodologie – eine potenziell fruchtbare Heuristik zur Aufklärung verdeckter Funktionskomponenten darstellt, kann in den Augen von Milieu-Angehörigen allerdings u.U. als eine Form von Respektlosigkeit, Tabuverletzung oder Nestbeschmutzung erscheinen. Der Probleme erzeugenden Brisanz einer solchen Differenz bezüglich der Sichtweisen auf den Verfügungstransfer persönlicher Objekte bin ich bei der Arbeit an meiner Thematik erst im Zuge von Ergebnispräsentationen in bestimmten Kontexten aufgrund von entsprechenden Publikumsresonanzen gewahr geworden. [15]

Ich habe meinen Theorieansatz zu Vorgänger-Nachfolger-Übergängen auf mehreren Tagungen, bei denen es um Weitergabeprozesse in speziellen sozialen Feldern bzw. institutionellen Settings ging, präsentiert und versucht, das abstrakte Modellskelett durch empirische Veranschaulichungen (Fall- und Verlaufsbeispiele) zu erläutern und zu plausibilisieren, die sich aus dem Kontext des Tagungsthemas ergaben. Bei den angesprochenen Tagungen handelte es sich in zwei Fällen um solche, die dem Thema der Weitergabe bzw. Nachfolge von/in Familienunternehmen gewidmet waren – um für mich "fremde" (distale) Milieus, also solche, in denen ich selbst als Forschender nicht Mitglied (Betroffener, Akteur) bin (s. Abschnitt 3.1); in einem Fall um eine Tagung, die u.a. Nachfolgeprozesse bei Universitätsprofessuren zum Thema hatte, also der Subkultur zuzurechnen ist, der ich qua Profession selbst auch angehöre (s. Abschnitt 3.2). [16]

3.1 Familienunternehmensnachfolge – Beschreibung eines distalen Milieus

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ersten Tagung zum Themenbereich "Unternehmensnachfolge in Geschichte und Gegenwart" setzten sich aus Wissenschaftler/innen bzw. Forschenden unterschiedlicher Disziplinen (v.a. Historiker/innen und Sozialwissenschaftler/innen) sowie aus Angehörigen des entsprechenden Praxisfeldes zusammen (prototypisch: Senior-Familienunternehmer, die ihren Betrieb abgegeben bzw. übergeben hatten und nun "ambitioniert" bezüglich des Nützlichmachens ihres erfahrungsbasierten Weitergabewissens auf dieser Tagung gelandet waren). Hier habe ich – neben der Schilderung "glücklich" verlaufender Übergaben von einer Generation auf die nächste – zu Veranschaulichungszwecken Materialausschnitte benutzt, durch die vor allem Strategievarianten des Vorgängers bei bzw. nach Abgabe der Unternehmensleitung deutlich gemacht werden sollten, die mit seinen Schwierigkeiten des "Loslassens" von seinem (Lebens-) Werk zusammenhingen. Mit anderen Worten: Es wurden psychologische Schwierigkeiten in den Mittelpunkt gerückt, die Tagungsteilnehmer/innen aus diesen Branchen aus eigener Anschauung bzw. eigenem Mit-/Erleben nicht fremd waren. Im Gegenteil bzw. verschärft: Sie selbst in ihrer (potenziellen) Charakteristik als "festhaltende" Senioren wurden dabei gewissermaßen aufs Korn genommen. Die Brisanz dieser Konstellation und Fokussierung im Tagungspublikum war mir im Vorfeld nicht bewusst gewesen. [17]

Zur Illustration gebe ich ein Beispiel, das ich in meinem Vortrag dort verwendet habe (vgl. BREUER 2008a, S.56f.). Ich habe ein nicht selten auftretendes Phänomen der zeitlichen Strukturiertheit des Übergabeprozesses in den Mittelpunkt gestellt, das ich "Kohabitation" nenne: Der Vorgänger hat die Leitung des Familienbetriebs formell schon an den Nachfolger oder die Nachfolgerin (prototypisch Sohn oder Tochter) übergeben, mischt sich aber "im Hintergrund" und informell weiterhin in die Betriebsabläufe ein. In unserem Material3) haben wir (je separate) Interviews mit dem (damals 77-jährigen) Vater und einer der beiden übernehmenden Töchter (Claudia, zum Interviewzeitpunkt 42 Jahre alt) des "Friseurbetriebs Härtling"4). Aus den beiden Blickwinkeln werden Haltungen und Handlungen der "Parteien" sowie die Beziehungscharakteristika dieser Kohabitationsphase recht unterschiedlich dargestellt. [18]

Vertraglich ist in diesem Verhältnis eigentlich "alles klar" und geregelt: Der Vater hat den Betrieb relativ frühzeitig (er war damals 58 Jahre alt) an die Töchter transferiert. Er hat er sich jedoch eine Hintertür offengehalten, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn: Seine Wohnung befindet sich im selben Haus wie das Friseurgeschäft, er ist Vermieter der Räumlichkeiten des Betriebs; es gibt (noch von früher her) einen direkten (Tür-) Zugang zwischen seiner Wohnung bzw. dem Treppenhaus und den Geschäftsräumen – und diese Tür ermöglicht ihm jederzeit Zutritt.

"Herr Härtling sen.: Wie wir den Laden übergeben haben [...] das ist kein leichter Schritt. Sie sind auf dem Höhepunkt, und dann steigt es ab. Aber das Leben hat ja auch noch andere Qualitäten. Ich hab dann in erster Zeit die Buchhaltung weitergemacht. Bis ich dann merkte: Du wirst ja gar nicht mehr mit einbezogen! Also ziehst Du Dich zurück. [...] Das ist Teil der Lebensqualität. Ich kann nach unten [ins Geschäft] hingehen, ich kann mich mit den Kunden unterhalten und sag mal eben 'guten Tag', 'hallo'.

Claudia Brenner-Härtling: Wir haben ja erst als Frisösen hier gearbeitet und haben den Laden dann zwei Jahre später übernommen. Und er wollte es gern aus der Hand geben, aber eigentlich auch nicht [...] Er hat unsere Arbeiten beäugt [...] und hat uns dann immer so von hinten rum ins Handwerk gepfuscht. Und das hat schon mal böses Blut gegeben [...]

Er hat sich aus der Abwicklung der Geschäfte im Laufe der Jahre immer mehr zurückgezogen, aber nie so ganz, auch heute noch nicht. Wenn er aus dem Urlaub kommt, ist der erste Gang: gucken, wie der Laden aussieht und dann ins Büro gucken, was die Bücher machen. [...] Ich bin dann schon mal diejenige, die sagt: So, ich erklär Dir jetzt mal, warum Du das nicht machen sollst. [...] Wenn man seine Sachen nicht mehr findet, weil er die Briefe aufmacht und dann alles abheftet, was vielleicht noch gar nicht bezahlt ist, Rechnungen und so, das gibt ein heilloses Durcheinander [...] Er möchte es ja abgeben, aber er möchte immer noch den Daumen drauf haben, immer noch die Kontrolle haben. [...] Es ist immer wie der Große Bruder, Big Brother is watching you. [...] Er ist ja auch Vermieter, und das Haus gehört ja unseren Eltern [...] Wir dürfen nicht da drüben die Tür [Durchgang zwischen der elterlichen Wohnung und den Geschäftsräumen] zumauern. Ich glaub, das wäre mindestens ebenso schlimm, als würden wir ihm das Auto wegnehmen" (BREUER 2008a, S.56f.). [19]

Die ablehnenden, z.T. aufgebrachten Reaktionen eines Teils des Publikums auf der Tagung habe ich in der späteren Buchveröffentlichung in einer Fußnote "dezent" so zum Ausdruck gebracht:

"Diese Blickweise brachte mir in der Diskussion auf der Stuttgarter Tagung [...] kritische Nachfragen von Teilnehmern ein, warum sich die Psychologen denn stets (nur) auf das Pathologische, Problematische und Negative konzentrieren. Es wurde bei dieser Blick- und Darstellungsweise 'das Positive' vermisst" (BREUER 2008a, S.46). [20]

Zudem finden sich in der "moderierenden" Einführung des Sozial- und Wirtschaftshistorikers Toni PIERENKEMPER (2008, S.10f.) zu meinem Text in der Buchveröffentlichung mit Tagungsbeiträgen einige nachträgliche Bemerkungen, die bezüglich der methodischen Seriosität des Untersuchungsprojekts Zweifel und Skepsis durchscheinen lassen. [21]

Während der zweiten Tagung, bei der ich meinen Ansatz zur Unternehmensnachfolge präsentiert und mit einschlägigen Interviewausschnitten unterfüttert habe, wobei die Sichtweisen von Vorgänger- und Nachfolgerseite einander gegenübergestellt wurden (vgl. BACH 2008a; BREUER 2008b, 2011b), kamen ganz ähnliche Betroffenheitsreaktionen und Zurückweisungen vonseiten des Insider-Publikums zustande. Die Beispiele wurden als negative Extremfälle und nicht-repräsentative Ausnahmen abgewertet (als worst-case-Fälle), bei denen Unternehmerfamilien und speziell die Vorgänger/Senioren in ein schlechtes Licht gerückt würden. Darüber wurde kontrovers diskutiert – mit auffallender Nähe zur jeweils eigenen Betroffenheits- und Involviertheitscharakteristik (vgl. BREUER 2011b, S.93f.).5) In der entsprechenden Tagungsdokumentation wird die sichtbar gewordene Gegensätzlichkeit unter der moderierenden Nachbemerkung der Herausgeber (unter der autorlosen Überschrift "Kommentare zu den Vorträgen") geglättet: "Bei der zukünftigen Diskussion von Übergabestrategien sollten sowohl best-practice-Beispiele als auch worst-case-Szenarien einbezogen werden. Sie sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden" (s. BACH 2008b, S.50).6) [22]

Verschärft wurden die angesprochenen Abwehrreaktionen seitens der Betroffenen – auf beiden besprochenen Tagungen – dadurch, dass meinen Vorträgen jeweils kontrastierende Präsentationen vorangingen, in denen elaborierte Übergabeplanungen und -vollzüge als Erfolgsmodelle vorgestellt wurden. Im ersten Fall war das ein Vortrag von Carola GROPPE über ihre brillante sozial- und mentalitätshistorische Untersuchung zur Unternehmerfamilie Colsman (vgl. GROPPE 2004). Dabei wurde speziell deren Weitergabemanagement über viele Generationen beleuchtet, das durch offene, reflektierte und elaborierte innerfamiliäre Kommunikation zur Nachfolgeregelung gekennzeichnet ist, die zu einer wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmensführung über die Generationen beigetragen hat.7) Im zweiten Fall wurde der Positiv-Kontrast durch einen jungen Unternehmensnachfolger aus der Bäckereibranche repräsentiert, der den über fünf Generationen laufenden Familienbetrieb, der unter seinem Vater in die wirtschaftliche Stagnation geraten war, durch ein innovatives Unternehmenskonzept (als Öko-Bäckerei) wieder auf die Beine und in Schwung gebracht hatte. Er präsentierte auf der (ebenfalls in Stuttgart stattfindenden) Tagung einen eindrücklichen und einnehmenden Vortrag über seine Unternehmensrevitalisierung (BAIER 2008). [23]

Vor dem Hintergrund solcher Erfolgsgeschichten (best practice), von denen sich das Publikum jeweils sehr animiert zeigte, lösten die heuristisch akzentuierten Beispielschilderungen aus meinem Repertoire (worst case) in beiden Fällen schlechte Stimmung und Zurückweisung vonseiten der Zuhörenden (bzw. zumindest bei dem entsprechend identifizierten und "betroffenen" Teil) aus. Und mit dieser Stimmung wurde in den Rückmeldungen auf meine Präsentationen nicht hinter dem Berg gehalten. [24]

3.2 Nachfolge auf Universitätslehrstühlen – Beschreibung eines proximalen Milieus

Der andere Tagungskontext, in dem es u.a. um Nachfolge auf Universitätslehrstühlen ging, hatte als konzeptuelle Rahmung das Meister/in-Schüler/in-Verhältnis in unterschiedlichen Kulturen und sozialen Feldern (Wissenschaft, Kunst und Religion). Von der Grundidee der Kontrastierung von (Sub-) Kulturen her hatte ich unter diesem Herangehensansatz die Erwartung, mich dort mit meinem Grounded-Theory-Stil, der ganz wesentlich auf Fall- und Domänenvergleiche und deren heuristische Potenz abhebt, passend und aufgehoben fühlen zu können. Durch den Vortrag ergab sich nun allerdings ebenfalls die Konstellation, dass den Tagungsteilnehmer/innen (vorwiegend Universitätsprofessor/innen und "wissenschaftlicher Nachwuchs") als Feldmitgliedern durch die Behandlung der Thematik sowie die Verwendung von Beispielillustrationen tendenziell ein Spiegel vorgehalten wurde – es wurde ein identitätsrelevantes Thema ihres eigenen Milieus behandelt. Dem Rahmenthema der Tagung habe ich mich durch die Betrachtung einiger Aspekte und Szenarien der Wiederbesetzung von Professuren ("Lehrstühlen") im Kontext deutscher Universitäten bzw. Hochschulen zugewandt, bei denen es um die Nachfolge "akademischer Lehrer/innen" durch eine/n ihrer "Schüler/innen" geht. Ich habe das Tagungsthema einmal in die Subkultur der Teilnehmer/innen (der ich als Forscher/Vortragender ebenfalls angehörte) verlegt, zum anderen von einer strukturellen Sicht in eine temporal-prozessuale Figur (die Aufeinanderfolge) umfokussiert. [25]

Im akademischen Milieu existiert eine Praxis der "Patronage" zwischen Lehrer/innen und Schüler/innen, die bei der Besetzung von Universitätsprofessuren früher wie heute eine bedeutsame Rolle spielt, und die zum üblichen Repertoire der Subkultur gehört: "Gelehrsame" Schüler/innen "großer" Lehrer/innen besitzen gewisse Reüssierens-Vorteile in ihrer akademischen Laufbahn, speziell auch bei der Auswahl/Findung eines Nachfolgers bzw. einer Nachfolgerin für ihre/n eigene/n Lehrer/in nach deren/dessen Abtritt (vgl. z.B. die Darstellung und ihre empirische Unterfütterung in einer medizinischen Teildisziplin bei KOVÁCZ 2010). [26]

Bei der Recherche und Präsentation bin ich wiederum (erneut zunächst naiv) auf charakteristische "Empfindlichkeiten" der Milieuangehörigen gestoßen. Ich bin in meinem Tagungsvortrag u.a. auf die diskursiv-rhetorische Charakteristik des Darstellens von Nachfolgeprozessen zu sprechen gekommen. Man findet diesbezügliche Schilderungen nicht selten im Rahmen institutioneller Selbstpräsentationen von Universitäten oder Instituten. Richard MÜNCH (2007, S.297ff.) spricht diesbezüglich von einer "Rhetorik der Exzellenz". Solche Darstellungen sind beispielsweise in der Form von Chroniken, Jubiläumsfestschriften, Werbungsfaltblättern oder Homepages im Internet anzutreffen – dann häufig in Form von "Heldengeschichten", die eine "Leuchtturm"-Person als Vorgänger/in herausheben, damit aber auch die Tradition bzw. den Ruf der eigenen Universität (des Instituts etc.) adeln und beweihräuchern sollen. Ich bezeichne eine derartige institutionelle Performanz mit dem pointierenden Ausdruck "Hochglanzbroschüren-Format". Derartige Darstellungen sind hinsichtlich ihrer historiografischen Fundiertheit häufig als tendenziös und fragwürdig anzusehen. [27]

Als Rahmung meines Vortags (und des später daraus erwachsenden Buchaufsatzes) hatte ich für den Anfang (1.) und das Ende (2.) je ein solch zweifelhaftes Beispiel der Textsorte Heldengeschichten und der Präsentationsform Hochglanzbroschüre gewählt. [28]

1. Auf der Homepage des Pathologischen Instituts der Universität Würzburg wird der "Begründer der Zellularpathologie" Rudolf VIRCHOW (1821-1902) als vormaliger Lehrstuhlinhaber geehrt. Besser gesagt: Das Institut selbst schmückt sich durch diese "frisierte" Darstellung mit seiner Geschichte, aus der die folgende Passage stammt:

"Schüler und Nachfolger Virchows in Würzburg

Virchows Bedeutung ist auch an der großen Zahl seiner Würzburger Schüler ablesbar, von denen nicht weniger als 50 bekannt oder sogar berühmt wurden, u. a.:

[...] Ab 1865 berief Dekan Franz Rinecker, schon 1849 die treibende Kraft bei Virchows Berufung nach Würzburg, drei seiner Schüler nacheinander auf dessen ehemaligen Lehrstuhl. Sie sorgten dafür, daß der Geist ihres Lehrers bis Anfang des 20. Jahrhunderts im Würzburger Pathologieinstitut präsent blieb.

Eduard von Rindfleisch, Direktor 1874-1906, war in Berlin Virchows Doktorand und Assistent."8) [29]

2. In der Verlautbarung "Deutschlands Elite-Institute" präsentiert ein Lehrstuhl der RWTH Aachen folgende Nachfolgechronik:

"2004. Prof. Pfeifer scheidet mit Vollendung seines 65sten Lebensjahres aus der Institutsleitung des Werkzeugmaschinenlabors aus. Er war der erste Inhaber eines Lehrstuhls für Fertigungsmesstechnik und Qualitätsmanagement in Deutschland überhaupt und gilt als das Aushängeschild der deutschen Qualitätswissenschaften schlechthin. [...] Mit Wirkung vom 1. September 2004 hat sein Schüler, Dr.-Ing. Robert Schmitt, seine Nachfolge auf dem Lehrstuhl für Fertigungsmesstechnik und Qualitätsmanagement [...] sowie als Direktor des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie [...] angetreten".9) [30]

Zur detaillierteren Illustration der Relevanz und des Funktionierens des kategorialen Inventars meines Theorieansatzes hatte ich einen empirischen Fall von Lehrstuhlnachfolge aus dem Datenfundus meines Forschungsprojekts vorgesehen, bei dem es zu einigen Komplikationen, Konflikten und Regelbrüchen bei der Prozedur der Stellenwiederbesetzung gekommen war. Diese Fallgeschichte habe ich allerdings (aus Gründen der vorgegebenen Zeitbeschränkung für die Tagungsvorträge) nicht auf der Tagung selbst präsentiert, sondern – als Ergänzung – bei der Umarbeitung des Vortrags für eine Buchveröffentlichung, zu der ich eingeladen wurde, eingearbeitet. Das Beispiel hatte ich (in leichter Verkürzung) meinem Vorgänger-Nachfolger-Buch (BREUER 2009, S.261ff.) entnommen. Die Textpassage geht folgendermaßen:

"An der Universität M schied der langjährige Inhaber eines geisteswissenschaftlichen Lehrstuhls bei Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze aus dem Amt aus. Als sogenanntem Emeritus standen ihm anschließend – entsprechend seinerzeit geltender traditioneller Privilegien – noch gewisse Rechte der Mitwirkung an seiner alten Universität zu, etwa die (Mit-) Benutzung eines Dienstzimmers, Lehr-, Prüfungs-, Promotionsrechte u. Ä.

Der Lehrstuhlinhaber hatte über lange Jahre hinweg eine eigene Lehr-Auffassung und spezielle 'Schule' herausgebildet, die in seiner Disziplin jedoch randständig blieben. Unser Protagonist störte sich daran wenig, er kultivierte vielmehr seine Außenseiterstellung im Rahmen der Bildung einer lokalen Anhängerschaft und koppelte sich im Laufe der Zeit mehr und mehr vom Standardbetrieb und Diskussionszusammenhang seines Faches ab. Er gründete seine eigene Tradition (Lehre und wissenschaftstypische Infrastruktur – Zeitschrift, Verlag, Verein etc.), die zwar am Ort (in seiner Hochschule) eine beträchtliche Zahl v. a. studentischer Anhänger anzog, jenseits des lokalen Milieus jedoch vielfach abgewertet und belächelt wurde.

Von der Organisation und Sozialkultur seines Lehrstuhls her inszenierte er ein traditionelles Ordinarienmodell: Die intellektuellen und institutionellen Strukturen waren ganz auf seine Person zugeschnitten: Nur er besaß die Autorität, richtige von falschen Wegen in der Weltauffassung seiner Gemeinschaft zu unterscheiden, Schüler zu wählen, zu akzeptieren oder auszuschließen, zu inaugurieren oder zu exkommunizieren. In seinem Umfeld konnten nur solche Personen 'etwas werden', die sich seinen Auffassungen unterwarfen, sich konform verhielten, die keine abweichenden Meinungen oder Konzepte entwickelten. 'Selbständige Köpfe' seiner Schülerschaft konnten sich neben ihm nicht mit Aussicht auf Erfolg entwickeln. Er liebte persönlich abhängige, zu ihm verehrend aufblickende, seine Auffassungen nicht hinterfragende Anhänger. Das ersparte ihm einerseits kritische oder konkurrierende Nachkommen bzw. prospektive Kollegen, die ihm auf seinem Terrain die Autorität streitig machten. Andererseits gab es, als seine Amts-Laufbahn auf das Ende zuging, lediglich 'schwache', relativ uneigenständige und unprofilierte Schüler, die kaum als ernstzunehmende Lehrstuhl-Nachfolger aussichtsreich in Stellung zu bringen waren. Auf der anderen Seite hatte unser Fachvertreter jedoch eine große Schar von Anhängern bei Studierenden, die er von seiner Lehre überzeugen konnte, die sich seine Auffassungen zu eigen machten. Die Sozialform dieses Systems – die Konfiguration aus Meister und seiner konformistischen Jünger- und Schülerschaft – wurden von Außenstehenden mitunter als 'Sektenstruktur' beschrieben: Es gab eingeschworene Anhänger aus Studierenden und engen Mitarbeitern, das Autoritätsgefälle zwischen dem 'Guru' und der 'Gemeinde' war dabei offensichtlich sehr groß. Jenseits der Struktur (im kollegialen, fachlichen und lokalen Umfeld) wurde dieser Schulen-Kontext zumeist ignoriert – man ließ jedoch den Dingen dort ohne große Behelligung ihren Lauf.

In der Situation der Neubesetzung des frei gewordenen Lehrstuhls war unser Protagonist in einer misslichen Lage: Einerseits hegte er den dringenden Wunsch, dass die Professur mit einem Vertreter seiner spezifischen fachlichen Ausrichtung besetzt werde, um das Fortleben seiner Schule zu gewährleisten, andererseits hatte er in seinem akademischen Leben niemanden an seiner Seite 'hochkommen' lassen, der nun einen solchen Posten hätte bekleiden und ausfüllen können – es gab keine für diese Stellung ausreichend profilierten Schüler. Nichtsdestotrotz setzte er alle Hebel in Bewegung, um Einfluss auf die Nachfolger-Auswahl zu nehmen. Sein Ziel war es, einen seiner Zöglinge in die Position zu bringen, der allerdings – nach den üblichen Kriterien der Fachkultur – dafür qualifikationsmäßig nicht in Frage kam. Unser Protagonist versuchte, diesen Mangel mit Hilfe seiner ihm ergebenen Anhängerschaft auf anderen Ebenen wettzumachen – durch mehr oder weniger massive soziale und 'politische' Einflussnahme in verschiedenen Bereichen. Dabei ließen sich die Akteure nicht von formalen Grenzlinien, erst recht nicht von Reglementen des kollegialen Stils und guten Geschmacks stören.

Mit folgenden Strategien und Maßnahmen – beispielsweise – versuchten unser Emeritus und seine Anhänger die eigene Tradition durch konforme Nachfolger-Auswahl und Befestigung bzw. Sicherung des Einflussgebiets gegen eine ihnen feindselig gegenüberstehend erscheinende Umgebung und über die Amtszeit hinaus zu gewährleisten:

Die skizzierte Brachial-Strategie des Protagonisten war am Ende im wesentlichen Kern nicht von Erfolg gekrönt. Zu offensichtlich war für außenstehende und neutrale Beobachter und Beteiligte die Qualifikationsdifferenz zwischen dem Nachfolgekandidaten, der von unserem Altordinarius ins Spiel gebracht worden war, und dem Fachvertreter, der schlussendlich auf den Lehrstuhl berufen wurde. Auch das Aufdecken der zweifelhaften Vorgänger-Einmischungen erzielte bei einigen zunächst unvoreingenommenen Prozessbeteiligten Reaktanz-Effekte. Ein Hauptergebnis des Vorgehens unseres Vorgängers war die außerordentliche Verzögerung der Stellenbesetzung, die Ausdehnung der Zeit der Stellen-Vakanz, was einen Gewinn seiner Einflussmöglichkeiten in dieser Übergangszeit mit sich brachte.

Auf Seiten des Emeritus führte seine Niederlage dazu, dass er nach der Berufung des neuen Lehrstuhlinhabers schlagartig alle von ihm übernommenen Verpflichtungen (Betreuung von Qualifikationsarbeiten von Studierenden u. Ä.) fallen ließ – mutmaßlich in der Annahme, er könne damit dem unliebsamen Nachfolger zusätzliche Schwierigkeiten bereiten." [31]

Die Herausgeber/innen der Buchveröffentlichung haben mich in der an meine Beitragseinreichung anschließende Korrespondenz gebeten, dieses Beispiel aus dem Aufsatz zu eliminieren. Dafür wurde mir (als Ergebnis einer anonymen Begutachtung des eingereichten Aufsatzes) folgende Begründung gegeben:

"[...] möchten wir Sie bitten, das [...] Fallbeispiel aus der Lehrstuhlnachfolge zu streichen; wir finden, dass die strukturell-soziologische Beschreibung des Meister-Schüler-Verhältnisses sehr anschaulich und instruktiv ist und deshalb das provokativ-polemische Beispiel den Fokus von den für das Projekt und den Band wichtigen Fragestellungen ablenken würde" (Mail der an der Herausgabe Mitarbeitenden N.N. an mich vom 15.6.2010). [32]

Ich habe die Herausnahme des Beispiels in der Überarbeitung zunächst vollzogen, zumal der Umfang des Beitrags reduziert werden musste. Im modifizierten Text habe ich darauf verwiesen, dass die (aus Platzgründen ausgefallene) Fallgeschichte in der genannten Quelle (BREUER 2009) nachgelesen werden kann. Stattdessen hatte ich – unter Beachtung der Umfangsvorgaben – die Diskursrelevanz der skizzierten Episode in Form eines Exkurses zum Thema gemacht: Wird uns so doch ein Anschauungs- und Konkretisierungsfall der Bedeutsamkeit eines Aspekts der dargestellten theoretisch-kategorialen Systematik geliefert – nämlich die Tatsache, dass wir es bei der sozialwissenschaftlichen Thematisierung von Nachfolgeprozessen stets mit rhetorischen Re-/Präsentationen in Gestalt perspektivischer Darstellungen zu tun haben. Aufgrund der identifikatorischen Berührtheit und des affektiven Engagements der beteiligten Feldmitglieder lassen sich durchaus kommunikative Komplikationen antizipieren, wenn öffentlich über Meister/in-Schüler/in- und Nachfolgeaushandlungen im akademischen Milieu gesprochen wird. Dabei habe ich auf Pierre BOURDIEU (1988, S.31ff.) Bezug genommen, der Probleme dieser Subkultur herausstellt, die sich daraus ergeben, "[e]ine soziale Welt zu thematisieren, in die man persönlich verstrickt ist", speziell "die Frage der Exemplifikation, der Erläuterung durch Beispiele". Alle Vorsichtsmaßnahmen eines Autors oder einer Autorin können seiner Meinung nach dabei "kaum den Verdacht ausräumen [...], dass es hier um Denunziation geht". [33]

Eine ganze Weile nach Rücksendung meines (in der beschriebenen Weise) überarbeiteten Textes und im Glauben, den Veröffentlichungsauflagen der Buch-Herausgeber/innen entsprochen zu haben, bekam ich eine Rücksendung des Beitrags und folgendes Anschreiben:

"[...] im Zuge der Vorbereitungen der Manuskripte für die Publikation sende ich Ihnen heute die von uns lektorierte Fassung Ihres Aufsatzes zu mit der Bitte, diesen bis zum 27. Januar 2011 freizugeben" (Mail an mich von N.N. vom 20.1.2011). [34]

In der "lektorierten Fassung" waren nun sämtliche von mir gebrachten Veranschaulichungsbeispiele sowie der Exkurs zur Diskurscharakteristik des Nachfolgethemas ohne explizite/n Kommentar oder Kommunikation eliminiert worden. Auf meine protestierende Nachfrage hin (eine einigermaßen aufgebrachte Reaktion, sinngemäß: Ich halte die "lektorierte" Fassung für "verstümmelt" bis "zensiert") bekam ich folgende "Erklärung" der federführenden Bandherausgeberin:

"Sehr geehrter Herr Kollege, von [... N.N.] aus unserer Gruppe Begutachtung/Lektorat bekam ich heute Ihre Email weitergeleitet. Dieser ist zu meinem Bedauern zu entnehmen, dass die Kommunikation nicht zu Ihrer Zufriedenheit verlief. Das tut mir leid. Ich war davon ausgegangen, dass der vorausgehende Emailwechsel Sie über die Änderungen bzw. Kürzungen, die gemeinschaftlich im [XY-]Projekt festgelegt wurden, in Kenntnis gesetzt hat. Sollte es an Transparenz gemangelt haben, so entschuldige ich mich hierfür als eine der Hauptverantwortlichen und trage mit Folgendem hoffentlich zu weiterer Klärung bei: Ihr Beitrag gehörte zunächst zu denjenigen, die negativ begutachtet wurden. Es kam dann allerdings, nachdem sich ein Gutachter mit Nachdruck zu Recht für Ihr Papier eingesetzt hatte, doch noch zu einem Konsens darüber, dass der Beitrag unter bestimmten Bedingungen aufgenommen werden kann. Zu diesen Bedingungen gehörte, dass jedwede Form von Polemik und Wertung entfällt, hat [...] doch wertfreie sachgebundene Darstellung in unseren Disziplinen höchsten Stellenwert [meine Hervorhebung; F.B.]. Wir würden uns freuen, den Beitrag unter diesen Bedingungen publizieren zu können" (Mail der Herausgeber/innen an mich vom 21.1.2011). [35]

Diese Mitteilung enthielt also – neben der Dokumentation grundsätzlicher Zweifel an der Geeignetheit meines Beitrags – eine Umdeutung von "Daten" mit (Re-) Präsentationscharakter in "Polemik". Da Polemik unter der Maxime "wertfrei-sachgebundener Darstellung" im wissenschaftlichen Diskurs "unserer Disziplinen" keinen Platz hat, wird meine Art von Daten für eine wissenschaftliche Veröffentlichung nicht zugelassen. Mithin sind unter diesem Reglement solche standpunktgebunden-perspektivischen Darstellungen eines sozialen Geschehens im lebensweltlichen Feld (hier: dem akademischen Milieu) nicht erlaubt, nicht thematisierbar. Im Rahmen der von mir vertretenen Fokussierung und Auffassung erscheint diese Argumentationsfigur als Beispiel für die Tabuisierung und die Abwehr bestimmter Beschreibungen durch verquickte Feldmitglieder, als "rationalisierende" Reaktion auf so ausgelöste Negativ-Resonanzen. Intentional als "Daten" vorgetragene Charakterisierungen werden zu "Polemik" – zu "Nestbeschmutzung" – umdeklariert und so exkludiert. [36]

Ich habe – neben meiner Veröffentlichungseinwilligung zum "beschnittenen" Text – die folgende Erwiderung verfasst:

"Ich möchte zur inhaltlichen Argumentation Folgendes sagen: Ich finde das von Ihnen vertretene Verständnis von 'Polemik' in diesem Zusammenhang ganz und gar nicht angemessen. Bei den Nachfolge-Beispielen, die ich seinerzeit verwendet habe und bei meiner Bezugnahme auf Diskurs-Phänomene in meiner revidierten Aufsatz-Fassung vom August gebracht habe, handelt es sich in meinen Augen um Empirie, um empirische Diskurs-Phänomene, mit deren Hilfe ich etwas verdeutliche und illustriere, was ich zuvor theoretisch/kategorial postuliert habe – nämlich dass es eine Vorderbühnen- und Hinterbühnen-Kommunikation im Meister-Schüler- und Vorgänger-Nachfolger-Verhältnis gibt, einen formellen und einen informellen Diskurs, die in einem widersprüchlichen Verhältnis stehen können. Wenn Sie derartige Phänomene durch ein Polemik-Verdikt von der diskursiven Bühne ausschließen wollen, tun Sie m.E. dem Argument der 'wertfreien sachgebundenen Darstellung in unseren Disziplinen' keinen Gefallen" (meine Mail an die Buch-Herausgeber/innen vom 24.1.2011). [37]

Die skizzierte Geschichte der Veröffentlichungsaushandlung zeigt – so meine Deutung – "Betroffenheits"-Resonanzen auf beiden Seiten. Die Reaktionen lassen sich einerseits als Antwort auf "Kränkungen" des eigenen Milieus auffassen – als Abwehr einer unliebsamen Beschreibung durch deren Umdeklaration als Verstoß gegen professionelle Standards ("Polemik") sowie durch Ausübung von Publikationskontrolle. Auf der anderen Seite erfolgte eine ambivalente Reaktion zwischen dem Festhalten an der Veröffentlichungsambition und einer Gekränktheit durch die autoritative Sichtweisen-Durchsetzung mithilfe eines von mir so erlebten Textzensur-Eingriffs – und dem entsprechenden Protest gegen diese Maßnahme. [38]

4. (Be-) Deutungshintergründe der kommunikativen Diskrepanzen

Der (Be-) Deutungsrahmen wissenschaftlicher Forschungsergebnisse und ihrer Veranschaulichungsbeispiele kann für Feldmitglieder, für Forschende als Autor/innen sowie für Forschende, wenn sie selbst Mitglieder des fokussierten Feldes sind, durchaus unterschiedlich beschaffen sein. Ein Beispiel alltagsweltlichen Misslingens (einer angestrebten Problemlösung in einem Handlungsfeld – hier: beim Nachfolge-Management) ist in der Optik eines/einer Forschenden ein "interessanter Fall", der u.U. dazu geeignet ist, Bedingungszusammenhänge sowie soziale und psychologische Mechanismen sinnfällig und theoretisch aufschließbar zu machen, die bei "problemlosem Funktionieren" den Betrachtenden unauffällig oder verborgen bleiben. Die/den Forschende/n interessiert möglicherweise (je nach methodisch-explorativer Orientierung) wenig(er), wie häufig ein solcher Fall vorkommt, noch wie repräsentativ er für das Handlungsfeld ist. Um ein Licht bezüglich struktureller Hintergründe des Problembereichs anzuzünden, können auch Einzelfälle hilfreich sein. In den Augen eines Feldmitglieds stellt ein solches vorgeführtes Scheiternsbeispiel demgegenüber möglicherweise eine Diskreditierung der dort Beteiligten bzw. dieser stellvertretend für das ganze Milieu dar und führt zu einem Empfinden von Indiskretion, Denunziation, Beschämung o.Ä. Es werden dabei u.U. auch persönlich-eigene Erlebniserinnerungen, Misslingensängste oder "dunkle Punkte" aufgerufen. [39]

An dieser Stelle ist zu sehen, dass in den besprochenen alltagsweltlichen Feldern zwischen den Forschenden und den Beforschten hinsichtlich der Kompetenz-, Autonomie- und Machtverteilungs-Voraussetzungen ein soziales Verhältnis herrscht, das den Rahmen abgibt für mancherlei bestimmungsmächtige Strategien der "Forschungsobjekte", mit denen sie den Charakterisierungen durch die Forschenden begegnen und diese beeinflussen können. So haben betroffene Feldmitglieder in den hier skizzierten Fällen/Bereichen auf die für sie unangenehme Konfrontation mit "Verfremdungserfahrungen", die sie als "Negativ-Beispiele" kategorisieren, mit Abwehrhaltungen und -handlungen reagiert. [40]

In den von mir beschriebenen Tagungsinteraktionen traf ich beispielsweise auf folgende "Maßnahmen".

Die Wahrnehmungsdiskrepanzen der hier gegenübergestellten Standpunkt-Protagonisten lassen sich in unterschiedlichen Deutungsrahmungen einordnen bzw. "verstehen". Diese können sich erstens auf eine strukturell bedingte Konstellation beziehen, zweitens in einer Entwicklungsidee begründet sein. [42]

1. Der Ethnologe Volker GOTTOWIK sieht die grundsätzliche Wahrnehmungsdiskrepanz zwischen Forschenden und Beforschten darin begründet, dass der ethnologische (ich ergänze: der sozialwissenschaftliche) Blick und Diskurs durch ein eigenes Sprach- und Performanzspiel gekennzeichnet ist, das sich u.a. durch "Überzeichnung, Karikatur oder Variation eines scheinbar bekannten Motivs oder Themas" auszeichne (1997, S. 325). Die sozialwissenschaftliche "Darstellung des Fremden in den Kategorien des Eigenen" (a.a.O.) führe notwendigerweise zu einem Verfremdungserleben aufseiten des/der Anderen bei der Rezeption eines in milieufremder Manier gestalteten Vortrags bzw. geschriebenen Textes über die eigene subkulturelle Lebenswelt. [43]

Die angesprochene Diskrepanz wird von dem Soziologen Pierre BOURDIEU ebenfalls strukturell charakterisiert – und durch die unterschiedlich positionierten Erkenntnishaltungen eines identifizierten Feldmitglieds und eines beobachtenden Sozialforschers erläutert. Deren Sichtweisenkonstellation verdeutlicht er mithilfe einer Analogie: Ein "[...] Soziologe, der das Schulsystem untersucht, [hat] einen 'Zugang' zur Schule, der nichts mit dem eines Vaters zu tun hat, der eine gute Schule für seinen Sohn sucht" (1993, S.370f.). Hier wird der Gegensatz zwischen einem "kontemplativen Auge" bzw. der Wahrnehmung als "Schauspiel" (seitens des Wissenschaftlers bzw. der Wissenschaftlerin) und dem der Notwendigkeiten und Dringlichkeiten der "Praxis" (aufseiten des Vaters) herausgestellt. Beide besitzen hinsichtlich ihrer sozialen/gesellschaftlichen Position unterschiedliche Freiräume bzw. Handlungszwänge. [44]

Unter dieser Deutung der Kommunikationskonstellation lässt sich – hinsichtlich epistemologischer und praxeologischer Konsequenzen – die Hoffnung auf einen förderlichen Austausch zwischen den beiden Standpunkten und Sichtweisen kaum begründen. Weder die Aussicht auf Validierung bzw. Validitätsoptimierung noch die auf Praxisverbesserung durch "kritische Aufklärung" lassen sich hier erkennen. [45]

2. Im Rahmen eines Entwurfs von (Erkenntnis-) Entwicklung lässt sich der Sichtweisenunterschied auch mit der Differenz bzw. dem dialektischen Übergang zwischen unterschiedlichen Reflexionsmodi, nämlich einer (ur-) zentrierten, einer dezentrierten und einer rezentrierten Handlungsorientierung in Zusammenhang bringen, die Arne RAEITHEL (1983) in seinem Entwurf eines allgemeinen epistemologischen Entwicklungsmodells ausgearbeitet hat. Dieser Entwurf stützt sich vor allem auf Gedanken HEGELs, PIAGETs und HOLZKAMPs. Die Grundidee der Kategorien habe ich (in BREUER 2003, Abs.28-30) einmal so in Kürze zusammengefasst:

"'Urzentrierung' bedeutet: Das Subjekt blickt aus seiner Tätigkeit auf die Struktur des Gegenstandes, reflektiert aber nicht seine eigene Tätigkeit im Verhältnis zum Gegenstand. Das Subjekt handelt gewissermaßen in Unmittelbarkeit aus einem Muster heraus, ohne sich über dieses Muster im Klaren zu sein.

'Dezentrierung' meint den Vorgang des Zurücktretens und Distanzgewinnens von eigenen Handlungsmustern, den Blick auf das Muster, die Einnahme eines Beobachter- bzw. Metastandpunkts gegenüber der eigenen Ausgangsperspektive, das Reflexiv-Werden hinsichtlich der urzentrierten subjektiven Konzepte.

'Rezentrierung' bedeutet eine Stufe des reflektierten Handelns, in der das beobachtende Subjekt im Dialog mit sich und mit anderen 'die Teile des sozialen Systems [...] reflektieren, umgestalten oder neu erfinden kann, die die (eigene) Problemsicht bestimmen'." [46]

Die (ur-) zentrierte Sicht liegt mithin der Situation des dringlichen Handlungszwanges und des Agierens nach gewohnten bzw. überkommenen Mustern nahe, Dezentrierung bedeutet demgegenüber einen Schritt der reflexiven Betrachtung des eigenen Handelns und Handlungszusammenhangs aus einer Beobachtungsdistanz.10) Eine Form von Rezentrierung könnte in unserem Bereich etwa die (Neu-) Gestaltung eines Weitergabe-/Nachfolgeprozesses im kooperativen Kontext zwischen Feldmitgliedern und Forschenden-als-Teilnehmenden/Beratenden sein. Dass Untersuchungspartner/innen von "Informant/innen" – ggf. über das Stadium einer "Kritikerin" bzw. eines "Kritikers" – schließlich zu Austausch- und Kooperationspartner/innen werden, ist ein Idealfall dieser Entwicklungsfigur. [47]

Ein durch die Beschreibung aus einer fremden Optik ausgelöstes Verfremdungserleben kann für eine Person oder für ein soziales Gefüge grundsätzlich eine Dezentrierungsgelegenheit darstellen und einer Fortentwicklung ursprünglicher musterverhafteter Sichtweisen dienen. Dazu bedarf es allerdings "günstiger Umstände" – etwa der Entlastung von unmittelbarem Handlungsdruck, der Bereitschaft zur kommunikativen Reflexion eigener Reaktions- und Handlungsbedingtheiten, der Beteiligung aller relevanten "Parteien" des Feldes (Protagonist/innen und andere Akteure), der Offenheit der Teilnehmer/innen für anders- und neuartige Sichtweisen sowie einer "entspannten" Interaktionssituation bzw. eines verabredeten Interaktionsrahmens. Ich halte es für denkbar, Tagungen in "gemischter Konstellation" aus wissenschaftlich Forschenden und Angehörigen des fokussierten alltagsweltlichen Themenfeldes als Prototypen solcher Szenarien zu gestalten. Eine Gewähr dafür, dass ein solcher (selbst-) reflexiver Austausch dabei unbedingt und unproblematisch funktioniert, gibt es allerdings nicht. [48]

Für das Thema des Vorgänger/in-Nachfolger/in-Übergangs in der Verfügung über ein "persönliches Objekt" lässt sich die Erschwernis konstatieren, dass – für die Milieus Familienunternehmen und Universität (vermutlich auch jenseits dieser Felder) – die Neigung und Bereitschaft zur "offenen" Kommunikation über den "Besitz"-Transfer unter den Betroffenen/Beteiligten aus einer ganzen Reihe von Gründen habituell nicht besonders ausgeprägt ist: "Darüber spricht man nicht!" (s. dazu BREUER 2009, S.287ff.). Die hier (bzw. auf den geschilderten Tagungen) thematisierten Phänomene dürften der Bewusstseins- und Einsichtsebene der Beteiligten und ihren Kommunikationsmöglichkeiten prinzipiell zugänglich sein. Allerdings ergeben sich aus bestimmten Beteiligtenkonstellationen, Haltungen/Identifikationen, Interessenlagen und zeitlichen Prozessmerkmalen für einzelne Protagonist/innen und Akteure "gute Gründe" dafür, mit den eigenen Vorstellungen, Intentionen und Strategien hinter dem Berg zu halten, darüber nur selektiv, "hinter vorgehaltener Hand" o.Ä. zu kommunizieren oder in der Öffentlichkeit lediglich frisierte Verlautbarungen von sich zu geben. Das Schicksal der "persönlichen Objekte", um die es hier geht, stellt sich als eine ziemlich intime Angelegenheit heraus, und ein offenes ("ungeschütztes") Kommunizieren darüber gestaltet sich ähnlich kompliziert und "diskret" wie (verbreitet) das Sprechen über gewisse andere "Intimitäten"-Felder. [49]

Anmerkungen

1) Für Kommentare und Anregungen im Laufe der Entstehung dieses Aufsatzes danke ich Mohammed EL HACHIMI, Wolfgang KEIL, Carlos KÖLBL, Katja MRUCK, Jo REICHERTZ, Wolff-Michael ROTH und Verena VIELHABEN. <zurück>

2) Auch "Versuchspersonen" (vulgo guinea pigs) humanwissenschaftlicher Experimentierpraxis lassen sich inzwischen nicht mehr alles gefallen und bekommen eine Stimme; s. beispielsweise http://www.guineapigzero.com/; http://minority-health.pitt.edu/archive/00000252/01/A_Public_Culture_for_Guinea_Pigs-_US_Human_Research_Subjects_after_the_Tuskegee_Study.pdf [Zugriff 20.2..2011].

<zurück>

3) Die Interviews wurden zum Teil im Rahmen eines von mir geleiteten Universitätsseminars erhoben. <zurück>

4) Name wurde anonymisiert. <zurück>

5) Vonseiten "zugeheirateter Ehefrauen", die ihre Vorgänger-Gatten auf die Tagung begleitet hatten, gab es einige anderslautende reflexive Kommentare – auf dem Hintergrund eigener lebensgeschichtlicher Erfahrung mit ihren Problemen des "Zutritts" zur Unternehmensfamilie und deren Habitus. <zurück>

6) In der Buchveröffentlichung "verwahren" sich die Herausgebenden allerdings gegen meinen diesbezüglichen "Vorwurf der 'Beschwichtigung'" (s. BLANCKENBURG & DIENEL 2011, S.94: "Anm. der Herausgeber"). <zurück>

7) Das Referat fehlt im gedruckten Tagungsband (KOLLMER-VON OHEIMB-LOUP & WISCHERMANN 2008) aus Gründen, die mit meiner Darstellung nichts zu tun haben. <zurück>

8) S. http://www.pathologie.uni-wuerzburg.de/geschichte/virchow_in_wuerzburg/rueckkehr_nach_berlin/nachfolger_u_schueler/ [Zugriff 24.2.2011]. <zurück>

9) S. http://www.institut-wv.de/6691.html [Zugriff 24.2.2011]. <zurück>

10) Helmut PLESSNER (1975 [1928]) arbeitet in seinen Überlegungen zur philosophischen Anthropologie den Begriff der "Positionalität" zur Kennzeichnung des Verhältnisses von Lebewesen zu ihrer Umwelt heraus; dabei kommt er zu einer analogen Unterscheidung zwischen "zentrischer" und "exzentrischer Positionalität", wobei letztere auf Selbstreflexivität abhebt; er bezieht diesen Unterschied allerdings auf die grundlegende Differenz zwischen Tieren und Menschen. <zurück>

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Zum Autor

Franz BREUER ist Professor am Institut für Psychologie der Universität Münster.

Kontakt:

Prof. Dr. Franz Breuer

Westfälische Wilhelms-Universität
Institut für Psychologie
Fliednerstr. 21
D-48149 Münster

E-Mail: breuerf@uni-muenster.de

Zitation

Breuer, Franz (2011). The other talks back. Auslösung von Feldreaktanzen durch sozialwissenschaftliche Re-/Präsentationen [49 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 12(2), Art. 23, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1102233.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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