Volume 14, No. 2, Art. 15 – Mai 2013
Über das schwierige Verhältnis von Ökonomie der Konventionen und Neoinstitutionalismus
Michael Grüttner
Review Essay:
Lisa Knoll (2012). Über die Rechtfertigung wirtschaftlichen Handelns: CO2-Handel in der kommunalen Energiewirtschaft. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften; ISBN: 978-3531182216; 39,95 €
Zusammenfassung: Mit "Über die Rechtfertigung wirtschaftlichen Handelns" legt Lisa KNOLL eine der umfangreichsten und anspruchsvollsten empirischen Anwendungen der Ökonomie der Konventionen vor, die bisher im deutschsprachigen Raum erschienen ist. Das Buch legt den Fokus auf die praktische Bearbeitung von "Heterogenität" in Bezug auf unterschiedliche Rationalitäten und deren Realisierung in wirtschaftlichen Organisationen. Konkret rekonstruiert die Autorin die Umsetzung des CO2-Emissionshandels in kommunalen Stadtwerksbetrieben. Seinen besonderen Reiz erhält das Buch durch den Versuch, die empirische Forschungsarbeit als Anlass zu nehmen, eine Verbindung zwischen Neoinstitutionalismus und Ökonomie der Konventionen zu diskutieren und empirisch umzusetzen. Ich stelle in meinem Beitrag das Buch vor, zeige besondere Stärken auf und prüfe, inwiefern die angestrebte Verbindung gelungen ist und vorhandene Stärken hätten ausgebaut werden können. Dabei orientiert sich die Kritik an Überlegungen zur kohärenten Passung von Theorie und Methode (DIAZ-BONE 2010, 2012a).
Keywords: Ökonomie der Konventionen; Koordination; CO2-Emissionshandel; Heterogenität; theoretisch-empirische Kohärenz
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitendes
2. Aufbau und inhaltliche Übersicht
3. Die theoretisch-empirische Tiefe
4. Kritik
4.1 Methodologische Unentschiedenheit
4.2 Theoretische Unentschiedenheit
Die Ökonomie der Konventionen1) wurde im Frankreich der 1980er-Jahre als eigenständige Variante einer institutionalistischen Theorie begründet. Sie wird aber erst in den letzten Jahren auch in Deutschland breiter theoretisch diskutiert und empirisch angewendet (einführend DIAZ-BONE 2011a). Demgegenüber ist der soziologische Neoinstitutionalismus (DiMAGGIO & POWELL 1983) schon länger fest etabliert in der internationalen und deutschsprachigen soziologischen Wirtschafts- und Organisationsforschung. Mit Lisa KNOLLs Buch "Über die Rechtfertigung wirtschaftlichen Handelns" liegt nun eine Untersuchung vor, die ihre Relevanz vor allem auch daher bezieht, dass sie eine Theorieverbindung zwischen beiden erwähnten Ansätzen anstrebt und sich bereits mit der Wahl des Titels deutlich auf das Grundlagenwerk von BOLTANSKI und THÉVENOT (2007) bezieht. Einem solchen Theorieprojekt steht aber möglicherweise entgegen, dass die Ökonomie der Konventionen in deutlicher Abgrenzung von zwei soziologischen Klassikern entstand, deren Einfluss auf den Neoinstitutionalismus wiederum enorm war: BOURDIEU und WEBER. [1]
Der vorliegende Review Essay soll zunächst einen inhaltlichen Überblick zur jüngst erschienenen Studie von Lisa KNOLL liefern, dann die besonderen Stärken oder Tiefen der Untersuchung herausstellen und in einem letzten Schritt den Versuch einer grundlegenden Kritik formulieren. Dabei dient das Konzept eines methodischen Holismus, wie es von Rainer DIAZ-BONE formuliert wurde (2010, 2012a), als leitender Gedanke: Eine geglückte Theorieverbindung muss sich auf kohärente Weise in ein methodisches Vorgehen überführen lassen. Die methodische und darstellerische Umsetzung im Zuge der Studie KNOLLs wird daher von mir zum Anlass genommen, das Gelingen der Kombination von Neoinstitutionalismus und Ökonomie der Konventionen zu problematisieren. Vor diesem Hintergrund argumentiere ich, dass die erwähnten Theoriegebilde nicht komplementär sind und somit eine Entscheidung für die eine oder andere sozialtheoretische Fundierung der empirischen Arbeit sinnvoll wäre. [2]
2. Aufbau und inhaltliche Übersicht
Zunächst beschreibt KNOLL den Wandel der letzten Jahre im Bereich der Energieversorgung (S.29-44). Die Rekonstruktion der Handhabung des von der EU etablierten CO2-Emissionshandels in kommunalen Energiebetrieben wird zum Gegenstand der Forschungsarbeit gemacht. Der thematisierte Kontext dieses Gegenstandsbereiches reicht von der Kommunalwirtschaft über die Liberalisierung bzw. Vermarktlichung im Feld der Energiewirtschaft bis zum Klimawandel und dem Versuch der Gegensteuerung durch eben diesen Emissionshandel. Damit liegt der gewählte Gegenstandsbereich am Schnittpunkt der zwei vielleicht drängendsten Krisenphänomene unserer Tage: neoliberaler Finanzmarktkapitalismus und Umweltbelastung. [3]
Zudem macht KNOLL deutlich, dass sich das Feld der kommunalen Energiewirtschaft in diesem Kontext insbesondere auch dafür eignet, theoriegeleitet zum Umgang von Organisationen mit heterogenen Anforderungen zu forschen. Sie widmet ihre Arbeit der Frage, "inwiefern das heterogene institutionelle Umfeld den Arbeitsalltag von wirtschaftlichen Akteuren strukturiert" (S.45). Diese Frage an das empirische Material zu stellen, erscheint nach den Ausführungen der Autorin als möglich und interessant. Die skizzierten Veränderungen in der Umwelt der Organisationen (Liberalisierung, Klimawandel) sorgten für "Ungewissheit" und verlangten ihnen Anpassungsleistungen ab, sodass "alte und neue Gewissheiten" (S.21) aufeinanderträfen. Gesellschaftlicher Wandel kann so unter dem Brennglas sichtbar gemacht werden. Beim Blick auf die beschriebene Gemengelage stellt die Arbeit daher insbesondere auch die Frage "nach dem Wie der Bearbeitung von Inkonsistenzen" in wirtschaftlichen Organisationen (S.22). [4]
Konsequenterweise werden in der Folge theoretische Perspektiven vorgestellt, die eine systematische Bearbeitung von Problemen mit heterogenen Anforderungen in wirtschaftlichen Feldern ermöglichen (S.45-84). Dabei handelt es sich zum einen um den Neoinstitutionalismus (S.47-59), insbesondere nach dessen Wechsel der Perspektive von der Homogenisierung (DiMAGGIO & POWELL 1983) hin zu Heterogenitäten innerhalb von organisationalen Feldern (FRIEDLAND & ALFORD 1991; THORNTON, OCASIO & LOUNSBURY 2012). Zum anderen wird die Ökonomie der Konventionen aufgegriffen (KNOLL, S.60-81; für eine Übersicht siehe DIAZ-BONE 2011a). Dabei stützt KNOLL sich insbesondere auf die zentralen Arbeiten BOLTANSKIs und THÉVENOTs (1999, 2000, 2007). Sie unternimmt es nun in einer der Empirie vorgeschalteten Theoriediskussion, diese Theorien aufeinander zu beziehen, und macht in überzeugender Weise auf zwei zentrale Schwachstellen des erstgenannten Ansatzes aufmerksam. Es mangele an einer Mikrofundierung, sodass neoinstitutionalistische Analysen auf die Makroebene oder auf deren "dumpfen Widerhall" auf der Mikroebene beschränkt blieben. Handlungstheoretisch schwanke die Perspektive dann zwischen dem "unreflektierten Abspielen" kultureller Skripte und einem strategischen Kalkül, ohne Bedingungen des Übergangs zwischen diesen Handlungsmodi befriedigend spezifizieren zu können. In Auseinandersetzung mit dem empirischen Gegenstand – der dafür geeignet scheint – sollen zwei anspruchsvolle Projekte vorangetrieben werden, die beide Theorieansätze für sich genommen an ihre Grenzen und darüber hinaus bringen könnten.
Es soll die "Heterogenität in Feldern" (KNOLL, S.47), die der Neoinstitutionalismus in den letzten Jahren zuungunsten der früheren Homogenisierungsthese fokussiert, mit der Pluralität der Rechtfertigungsordnungen (auch Konventionen), wie sie die Ökonomie der Konventionen postuliert, systematisch in Beziehung gesetzt werden.
Die Ökonomie der Konventionen wird zudem für eine "Mikrofundierung" (S.55) des Neoinstitutionalismus genutzt, da sie den Gegensatz zwischen sozialer Makro- und Mikroebene über die Konzepte der Situation und situierter Konventionen überbrücke. Die Studie konzentriert sich dabei von Beginn an auf die vier Konventionen des Marktes, der Industrie, des Umweltschutzes und der staatsbürgerlichen Solidarität. [5]
Es folgt ein Kapitel zum methodischen Vorgehen (S.85-102), auf welches im weiteren Verlauf dieses Review Essays genauer eingegangen wird. Mit der Methode der Gruppendiskussion (BOHNSACK 2009) – erweitert um einige telefonische Expert/inneninterviews und Dokumentationen des Strom- und Emissionshandels – werden die notwendigen Daten gewonnen. Durch den dokumentierten Strom- und Emissionshandel stehen der Autorin somit nicht-reaktive natürliche Daten zur Verfügung, die mit den verbalen Angaben der Diskussionsteilnehmenden in Bezug gesetzt werden können. KNOLL verfolgte mit dieser Triangulation das Ziel, aus den Gruppendiskussionen sich ergebende Fragen in nachgeschalteten Interviews zu klären. Diese Funktion und die Beschreibungen KNOLLs lassen am ehesten auf problemzentrierte Interviews schließen. Es werden zwei kommunale Stadtwerke verglichen. Die erwähnten Gruppendiskussionen fanden zwischen verschiedenen Mitgliedern der Leitungsebene eines jeden Stadtwerks statt und wurden unter Mitwirkung einer Person aus dem Management organisiert. Zu den Gruppendiskussionen wurden zunächst detaillierte "Fallbeschreibungen" (S.97) angefertigt, anschließend wurden sie einer gesprächsanalytische Bearbeitung unterzogen (S.98-100). [6]
Unter der Überschrift "Die Ambivalenz wirtschaftlichen Handelns" (S.103-182) stellt KNOLL die gegenstandsbezogenen und theoriebezogenen Ergebnisse zusammen. Für eine vergleichende Darstellung werden die Unterschiede in der Bearbeitung von Handlungsproblemen, die in beiden Stadtwerken bewältigt werden müssen, in den Blick genommen. Nun zeigt sich auch die Bedeutung der nachgeschalteten Interviews, da KNOLL mehrfach auf dieses Datenformat zurückgreifen kann, um diese Handlungsprobleme (z.B. die "CO2-Kalkulation") zu rekonstruieren. Dabei werden aus den beiden untersuchten Fällen zwei konträre Umsetzungsweisen des Emissionshandels extrahiert und im Stile von Typen zugespitzt. Diese Typen werden einmal der Marktkonvention und im anderen Fall der Konvention der Industrie zugeordnet (siehe insbesondere S.135-138). Demnach können sich Stadtwerke KNOLL zufolge bei der Umsetzung des Emissionshandels entweder am kurzfristigen Ausnutzen von Preisunterschieden zur z.T. spekulativen Gewinngenerierung orientieren (Emissionszertifikate als "Spielmasse", S.116) oder dabei das Ziel der langfristigen Planbarkeit von Stromerzeugung und -versorgung im Blick haben. Erstgenannte Praxis wird von KNOLL als an der Marktkonvention orientiert beschrieben, während die letztgenannte Variante die Handlungsprinzipien der industriellen Konvention betone. Damit identifiziert KNOLL zwei widerstreitende Rationalitäten, auf welche die Akteur/innen des organisationalen Feldes ihre Handlungen stützen könnten und die zur Legitimierung von zurückliegenden Handelsentscheidungen bereitstünden. Mithilfe des dokumentierten Emissionshandels zeigt KNOLL, dass die Verwendung von Vokabularen, die der einen oder anderen Konvention zugeordnet werden können, nicht nur Rhetorik ist. [7]
In beiden beschriebenen Fällen aber hätten die Akteur/innen "aufwendige Kalkulationsroutinen" zu etablieren. Indem KNOLL diese rekonstruiert, zeigt sie die jeweiligen "Forminvestitionen" (THÉVENOT 1984) auf, die vorgenommen werden müssten (z.B. Chartanalyse, Kalkulationsinstrumente, Beschaffungsportfolio), um die marktförmige Koordination2) bzw. einen Kompromiss mit der Marktkonvention in der Organisation zu realisieren (KNOLL, insbesondere S.116-118 und S.125-130). Somit wird auch gezeigt, dass und z.T. wie finanzwissenschaftliches Wissen performativ in die Organisationen hineinwirkt (MacKENZIE 2006). Die Studie fragt nun danach, wie die Akteur/innen zur "Rechtfertigung wirtschaftlichen Handelns" auf die oben genannten Konventionen Bezug nehmen. Die Bedeutung des Umweltschutzes für die Legitimität des Handelns in den Stadtwerken wird, so kann KNOLL zeigen, durch die traditionelle Präsenz der staatsbürgerlichen Konvention im Feld der kommunalen Versorgungsbetriebe gestützt (S.180). Allerdings zeigt die Studie auch auf, wie mit dem CO2-Emissionshandel Marktmechanismen durch Politikprogramme (im Namen des Klimaschutzes) in das organisationale Feld eingeführt werden, was zusätzliche Anknüpfungspunkte für ein an der Marktkonvention orientiertes Engagement der Beteiligten bietet. Der künstliche Markt für Emissionsrechte lenke die Aufmerksamkeit der Organisationen auf die Etablierung betriebswirtschaftlicher Steuerungsmechanismen und binde hierfür Ressourcen. Es würden Lernprozesse ausgelöst, die den Umgang mit Preisvolatilität einübten. Die beschriebenen Prozesse sind umso fragwürdiger, da gerade die Inkompatibilität der Marktkonvention mit der Konvention des Umweltschutzes von KNOLL – zumindest für den Gegenstandsbereich der Studie – empirisch demonstriert wird (S.151 und 178-180). Ich gehe auf diesen letzten Punkt nochmals ein. [8]
Die Studie leistet insgesamt einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des Emissionshandelsgeschehens in kommunalen Versorgungsbetrieben und vermag zu zeigen, wie in zwei vergleichbaren institutionellen Settings ein und dieselbe Information (Emissionszertifikate) "ganz unterschiedlich aufgefasst wird" (S.98). KNOLL sieht dies als Beleg für die "Mehrdeutigkeit" von Objekten und Situationen, was weitreichende Konsequenzen für ihre theoriebezogenen Schlussfolgerungen hat. [9]
3. Die theoretisch-empirische Tiefe
KNOLL (S.90) macht deutlich, es gehe ihr weder um die Rekonstruktion der Heterogenität der Diskussionsteilnehmer/innen noch von kollektiven Orientierungsmustern der Gruppe. Vielmehr wolle sie die interaktive Aushandlung dessen, was in Bezug auf CO2-Emissionshandel als angemessenes Handeln gelten dürfe, in den Blick nehmen. Daher modifiziert sie das Instrument der Gruppendiskussion (BOHNSACK 2009): Sie konfrontiert die Diskussionsteilnehmenden mit Nachfragen, die darauf abzielen, Argumentationen und Rechtfertigungen zu provozieren. In der Folge finden diese Textsorten besondere Berücksichtigung (DEPPERMANN & HARTUNG 2006), wodurch die reflexive Ebene der Gruppendiskussion deutlich stärker in den Blick gerät. Beim Rückgriff auf Überlegungen zur Gesprächsanalyse (DEPPERMANN 2006) im Unterschied zu einer reflektierenden Analyse, wie sie BOHNSACK nahelegen würde, stützt sich die Autorin auf Literatur zum verwandten Verfahren der Fokusgruppe. KNOLL konfrontierte die Gesprächsteilnehmer/innen auch mit Dokumenten wie einem Chart der Preisentwicklung für Emissionszertifikate. Dieser Einbezug eines Objektes habe sich als wertvoll erwiesen, indem er sehr konkrete Aussagen zu Handelsentscheidungen und Diskussionen um deren Angemessenheit stimuliert habe. Im Sinne eines methodischen Holismus möchte ich diese Schritte als Versuch verstehen, eine stärkere Kohärenz zwischen dem Gruppendiskussionsverfahren und der Ökonomie der Konventionen herzustellen. Schließlich betonen BOLTANSKI und THÉVENOT (2007) die Relevanz von Argumentationen und Disputen für die sozialwissenschaftliche Analyse. Dieser um den Fokus auf Argumentationen erweiterte gesprächsanalytische Zugriff mache "das situative Wozu eines kommunikativen Einsatzes von Rechtfertigungsordnungen sichtbar" (KNOLL, S.185). [10]
Die Studie bearbeitet das empirische Material nun weiterhin mit einem theoretischen Vokabular, das sich gleichermaßen aus dem Neoinstitutionalismus (institutionelle Logik, Feld) wie der Konventionenökonomie (Rechtfertigungsordnung, Kompromiss) speist. Die Soziologie der Konventionen betont die Rolle von Objekten, die die Situationen "bevölkern", für die Handlungskoordination (DIAZ-BONE 2011a; THÉVENOT 2001). Dies unterscheidet sie grundlegend von Theorien, die hierzu auf Normen, Interessen oder habitualisierte Skripte verweisen (DODIER 2011). Daran anschließend kann die Studie zeigen, wie die Akteur/innen in der Praxis auf "Kompromissobjekte" (KNOLL, S.140) zurückgreifen, um die widerstreitenden Ordnungen miteinander zu versöhnen. Derartige Objekte versteht die Autorin in Anlehnung an KNORR-CETINA (2002) als "mehrfach theoriegeladen" wie auch als "Forminvestitionen" im Sinne THÉVENOTs (1984). Sie seien in der Lage, Kompromisse zu stabilisieren und Situationen vergleichbar zu machen (In-Form-Bringen). Dadurch, so KNOLL, "haben die Akteure die Möglichkeit, sich in zweierlei Weise (wirtschaftlich sinnvoll) auf den Stromhandel zu beziehen. Das finanzwirtschaftliche Portfoliomanagement (MARKT) und die energiewirtschaftliche Kraftwerkseinsatzplanung (INDUSTRIE) erscheinen in der Form des Beschaffungsportfolios als ein materialer (institutionalisierter) Kompromiss" (S.141). [11]
Die auch in den Arbeiten KNORR-CETINAs (2002) herausgestellte Bedeutung von Objekten, die von der Konventionenökonomie vorausgesetzt wird, kann durch die Studie von KNOLL im Kontext des Emissionshandels veranschaulicht werden. Forminvestitionen wie die oben angeführten ermöglichten es erst, dass der "preissprungorientierte Emissionshandel" nicht länger "aus dem Bauch heraus", sondern routiniert vonstattengehen könne (S.117). Die Routine kommt hier also nicht durch internalisierte Skripte, sondern durch die "Ausstattung der Situation" (BOLTANSKI & THÉVENOT 2007, S.303) zustande: "Ist ein Kalkulationsmodul erst einmal etabliert, kann es immer wieder angewendet werden, um Emissionsrechte zu interpretieren und zu prozessieren. Emissionsrechte werden so entweder als finanzökonomisches Gut oder als Produktionsfaktor klassifiziert, eingeordnet, formatiert und damit prozessierbar gemacht (vgl. Thévenot 1984)" (KNOLL, S.117-118). [12]
Die Studie versteht es, die Handelnden bei der diskursiven Rekonstruktion der Probleme, Lösungswege und auf diesen Wegen liegenden Prüfungen (POTTHAST 2011) im Umgang mit heterogenen Anforderungen und Rechtfertigungsordnungen zu begleiten. Die Verweise der Autorin auf empirisches Material zeigen, dass sie dafür häufig auf die nachgeschalteten Interviews zurückgreifen kann. Auch Bemühungen um die Stabilisierung fragiler Kompromisse und das Vermeiden offener Konflikte werden sichtbar, Letzteres wiederum hauptsächlich in den Gruppendiskussionen. Hier zeigt sich eine Stärke der gewählten Methode zur Datengenerierung, die eine umfangreiche Ethnografie innerhalb der untersuchten Organisationen wohl zumindest partiell ersetzten kann. KNOLL fragt bei ihren Analysen nicht nur danach, welche Konventionen in den Gruppendiskussionen aufgegriffen werden, um die im Organisationskontext stattfindenden Handlungen den Gesprächsteilnehmenden gegenüber zu legitimieren. Vielmehr gehe es ihr – wie oben angedeutet – um das "Wie" (S.22), z.B. "wie latente Konflikte zwischen den Konventionen kommunikativ bearbeitet werden" (S.175). Die Fokussierung auf Momente der Einigung und des Kompromisses ist dabei der konventionenanalytischen Richtung der methodologischen Perspektive geschuldet,3) die es so vermag, diese Aspekte des Sozialen jenseits von Kampf und immer schon durch Habitus erfolgende (Miss-) Koordination zu sehen (THÉVENOT 2011). Gerade in der Zuspitzung auf die zwei oben genannten Konventionen des Marktes und der Industrie, die derart selbstverständlich zum Wirtschaftsleben gehören, dass ihre Konfliktpunkte und daraus entstehende Handlungsprobleme leicht übersehen werden, liegt die Stärke der empirischen Arbeit. Die verschiedenen Zeitstrukturen, die den beiden konventionellen Koordinationsformen zugrunde liegen, "müssen aufwendig zu einem Kompromiss verwoben werden" (KNOLL, S.140). [13]
Später werden von KNOLL weitere Konventionen (Umwelt und Staatsbürgertum) und deren Präsenz aus den Gruppendiskussionen sowie den Interviews herausgearbeitet. Auch deren Anforderungen von Nachhaltigkeit und Kollektivität fänden demnach im Handeln der Verantwortlichen in den Stadtwerken Berücksichtigung bzw. würden zu dessen Rechtfertigung aufgegriffen. Die Konvention der Umwelt habe für die Akteur/innen im Zuge der Diskussion von Umweltproblemen wie Waldsterben und Klimawandel an Bedeutung gewonnen, und die staatsbürgerliche Konvention sei als Teil eines "historischen Kernkompromisses im Feld" (S.173) der kommunalen Versorgungsbetriebe (Staatsbürgertum-Industrie) weiterhin von Bedeutung. Somit macht die Analyse von KNOLL vier Konventionen aus (Industrie, Staatsbürgertum, Markt und Umwelt), die für die koordinierten Handlungen in Stadtwerken und insbesondere in Bezug auf den Emissionshandel von Bedeutung sind. Jedoch wird nicht lediglich danach gefragt, welche Konventionen den Akteur/innen Dispositive für das Handeln liefern. Vielmehr gehe es um "das Verhältnis von Feldern und Konventionen" und darum, "wie diese Ordnungen [Rechtfertigungsordnungen; M.G.] im Feld zueinander stehen" (S.172). KNOLL fragt danach, ob sich diese gleichgültig, komplementär, gar stützend oder doch widerstreitend gegenüber stehen. Hierzu bezieht KNOLL aus dem Neoinstitutionalismus die Konzepte der "dominierenden Hauptlogiken und verschiedenen untergeordneten Logiken" sowie die des "gleichberechtigt[en] [N]ebeneinander" von institutionellen Logiken mit ein (a.a.O.). [14]
In einer Tabelle kann KNOLL das Verhältnis veranschaulichen, und ein "heterogener Legitimierungs- und Rechtfertigungshorizont" (S.181) wird aufgespannt. Der Kompromiss aus staatsbürgerlicher und industrieller Konvention scheine nach wie vor den stabilen, weil "langjährig etablierte[n] und institutionalisierten" (S.174f.) Kern zu beschreiben – sie würden somit die dominierenden Hauptlogiken darstellen. Dieser Kern werde auch in argumentativen Verweisen in den Gesprächen sichtbar (S.176). Mit der Konvention der Bewertung von Umwelt bestünden ebenfalls Möglichkeiten zum Kompromiss sowohl mit der Konvention des Staatsbürgertums (S.180) als auch der Industrie (S.151). Nur die Konvention des Marktes sperre sich nach der Darstellung von KNOLL weitgehend gegen mögliche Kompromisse. [15]
Industrielle und staatsbürgerliche Konvention würden gemeinsam die Spitzenpositionen in dieser Hierarchie besetzen, gefolgt von der Umweltkonvention, die den Beobachtungen KNOLLs zufolge mit noch etwas weniger Legitimationsproblemen konfrontiert zu sein scheint, als dies für die Marktkonvention an unterster Position der Hierarchie gilt. Fest macht die Autorin diese Hierarchie u.a. an Humor und kommunikativen Stilmitteln, mit denen die Diskussionsteilnehmenden ihre eigene Position in ironisierender oder distanzierender Weise abschwächen und die zum Einsatz kommen, wenn über preissprungorientierten Emissionshandel gesprochen wird (z.B. "Gelächter", S.108 und S.170). Damit werde nicht nur "die Präsenz konfligierender Logiken in einem Feld" (S.175) – nicht zuletzt auch durch den Gebrauch wechselseitig Kritik transportierender Metaphern (mit Zertifikaten wird "gespielt"; Zertifikate werden "gebunkert") – sichtbar gemacht, sondern auch deren "situative Hierarchisierung" (S.185) in den Gruppendiskussionen. Hiervon schließt KNOLL auf ihre hierarchische Ordnung im untersuchten Feld.4) [16]
Die Arbeit zeigt so entgegen der vielen Stimmen zur Vermarktlichung und Finanzialisierung des Wirtschaftslebens und der Gesellschaft in Gänze (vgl. Neoliberalismus), dass die Organisationen die entgegenstehenden Rechtfertigungsordnungen in einem erheblichen Maße bewahren können und deren Realisierung weiterhin aufrechtzuerhalten suchen. Sie zeigt aber ebenso, dass dies auch an die handelnden Personen gebunden ist (S.147). Kommen die verantwortlichen Manager/innen frisch aus dem universitären Wirtschaftsstudium und nicht aus dem eigenen Haus, vollziehe sich der Wandel deutlicher – wenn auch nicht konfliktfrei (S.177). Die Studie legt zudem nahe, dass durch die Anwendung der konventionenökonomischen Konzepte die Umsetzung von (politischen) Programmen in Organisationen darauf hin untersucht werden kann, inwiefern Konfliktlinien fortbestehen, Kompromisse scheitern, einzelne Koordinationsformen unzureichend realisiert werden (z.B. durch fehlende geeignete Forminvestitionen) und alternative Problemlösungen bestehen. So beschreibt KNOLL fortbestehende Konflikte vor allem zwischen der Marktkonvention und allen anderen präsenten Ordnungen sowie die mangelhafte Realisierung der Marktkonvention im Emissionshandel (fehlende Knappheit) (S.134 und 188). Ihre Analysen sprechen dafür, den Emissionshandel in kommunalen Versorgungsunternehmen als gescheiterten Kompromiss zu identifizieren und die Marktkoordination als ungeeignet für das Problem der CO2-Reduktion – im untersuchten Feld – anzusehen (S.179-180). Weiterhin zeigt KNOLL, welch hoher Aufwand betrieben wird, um den CO2-Emissionshandel und die damit verbundene Marktkoordination in den Organisationen halbwegs zu realisieren und dies, obwohl in diesen Organisationen bereits gut erprobte Koordinationsformen (Industrie und Staatsbürgertum) mit weniger aufwendigen Steuerungsmöglichkeiten präsent sind. Die Studie kommt so theoriegeleitet zu dem Schluss, dass eine Steuer oder Abgabe die geeignetere Alternative sei (S.191). Aus meiner Sicht deuten sich hier die Potenziale von soziologischen Untersuchungen an, die es unternehmen, Konventionen, Institutionen und Organisationen als distinkte Konzepte, die in einem relationalen Verhältnis stehen zu analysieren (DIAZ-BONE 2012b). KNOLLs Beispiel zeigt, wie konventionentheoretische Forschung Reibungen und Kosten sichtbar machen kann, die entstehen, wenn Marktmechanismen durch politische Programme – ungeachtet ihrer pragmatischen Prüfung und in diesem Sinne ideologisch – in immer mehr Bereichen der Gesellschaft implementiert werden sollen (SALAIS 2012). [17]
Generell hätte ich mir präzisere Erläuterungen des Vorgehens bei der Auswertung des Materials gewünscht, möchte meine Kritik aber auf einen bestimmten Punkt konzentrieren. Ein zentrales Problem, das sich in der besprochenen Studie ausmachen lässt, ist unmittelbar mit dem theoretischen und methodologischen Anspruch verbunden und soll im weiteren Verlauf als methodologische und theoretische Unentschiedenheit thematisiert werden. KNOLL möchte eine Verbindung zwischen Neoinstitutionalismus und Konventionenökonomie erarbeiten und empirisch umsetzten. Sie führt den Neoinstitutionalismus als "in einer wissenssoziologischen und phänomenologischen Tradition" (S.56) stehend ein. Die Ökonomie der Konventionen weist aber eine besonders starke Nähe zur Tradition des amerikanischen Pragmatismus auf (DIAZ-BONE 2011b; THÉVENOT 2011), und diese beiden philosophischen Traditionen müssten also zunächst als miteinander kompromissfähig ausgewiesen werden. Der Arbeit scheint hier eine vorschnelle Entscheidung für die Unbedenklichkeit der Verknüpfung beider Theoriestränge unterlegen zu haben. [18]
4.1 Methodologische Unentschiedenheit
Ich komme hier zunächst auf das methodische Vorgehen zurück. Wie oben gezeigt werden konnte, reflektiert KNOLL Schwierigkeiten der Passung zwischen pragmatischer Soziologie der Konventionen und der Gruppendiskussion nach BOHNSACK (KNOLL, S.89-90) – die von einer praxeologischen Wissenssoziologie fundiert wird –, lehnt die Auswertung ihrer Daten aber weiterhin auch an Empfehlungen BOHNSACKs an. Die Methode BOHNSACKs passt sicherlich gut zu den kollektiv geteilten unhinterfragten Skripten, welche die neoinstitutionalistische Theorie fokussiert. Sollen hingegen die Rechtfertigungsordnungen sowie ihre praktischen Realisierungen und Konflikte in den Blick genommen werden, stellt sich die Frage, inwiefern gerade die Situation der Gruppendiskussion zwischen Kolleg/innen des Managements mit "geteilter kollaborativer Vergangenheit und Zukunft" (KNOLL, S.91) ganz eigene Dynamiken und Rigiditäten von Handlung und Rechtfertigung entwickelt, oder das Handlungsregime der Rechtfertigung gar von Interessen und Strategien zwischen den Gesprächspartner/innen erdrückt zu werden droht (THÉVENOT 2001, 2011). Damit berührt die Studie m.E. mit dem Verhältnis unterschiedlicher Handlungsregime (Plan vs. Rechtfertigung, siehe THÉVENOT 2011) und der Möglichkeit der Instrumentalisierung von Rechtfertigungsordnungen einen Punkt, dessen theoretisch-empirische Klärung innerhalb der Konventionenökonomie bisher möglicherweise nicht ausreichend geleistet wurde. Geradezu programmatisch hat DODIER (2011) deshalb vorgeschlagen, die Beziehungen zwischen verschiedenen rechtfertigungsfähigen und nicht-rechtfertigungsfähigen Ebenen interaktiver (sozialer) Handlungsverläufe stärker zum Gegenstand der sozialwissenschaftlichen Reflexion zu machen. Dies sollte insbesondere von Bedeutung sein, wenn – wie im Fall der Studie von KNOLL – theoretische Konzepte BOHNSACKs, GOFFMANs und der Konventionenökonomie miteinander verbunden werden sollen. Schließlich können diese Theorien als auf verschiedene Handlungsregime fokussierend verstanden werden (Handeln in einem vertrauten Milieu, strategisches planvolles Handeln, rechtfertigungsfähiges Handeln, siehe THÉVENOT 2001). Dies macht KNOLL etwa dann, wenn beobachtete Formen von Humor als Indikator für eine Unterordnung der Marktkonvention unter den staatsbürgerlich-industriellen Kompromiss interpretiert werden. An anderen Stellen scheint ihre Analyseperspektive aber eher zu einem Reduktionismus zu führen (siehe unten). Dennoch legt KNOLL überzeugend dar, dass und wie mit der Methode der Gruppendiskussion Bezugnahmen auf Rechtfertigungsordnungen und die diskursive Produktion von Legitimation beobachtet und "Prozesse des interaktiven Legitimierens und Delegitimierens" sowie der "Verhandlung von Mehrdeutigkeit" (S.185) erschlossen werden können. Ihr empirischer Zugang führt in der Folge aber zu Interpretationsproblemen, die die Autorin damit etikettieren muss, dass die von ihr rekonstruierten Gegenstände "zumindest auf der kommunikativ-argumentativen Ebene" (S.187) existierten. [19]
In der Folge fällt es im empirischen Teil der Studie nicht immer leicht zu unterscheiden, wann die Analyse auf die Rekonstruktion des organisationalen Handelns und die ihm innewohnenden Konventionen zielt und wann auf die durch das theoretisch informierte Instrument der Datengenerierung (Gruppendiskussion) entstehenden Dynamiken der Interaktion. Die empirische Analyse läuft Gefahr, denjenigen Reduktionismus umzusetzen, welchen eine konventionentheoretische Perspektive eigentlich vermeiden will (BOLTANSKI & THÉVENOT 2007, S.49, 459). KNOLL sieht dann vor allem "ex-post Rationalisierung" (S.90), "interaktionsstrategische Manöver" (S.175) und "tarnen" (S.178) und "enttarnen" (S.179) von Argumenten. Die Hinwendung zu impression management und kommunikationsstrategischem "Stilmitteleinsatz" wird damit begründet, dass zwischen der Ex-Post-Beschreibung der Akteur/innen und ihrem "tatsächlichen Tun" in der Organisation keine Entsprechung bestehen müsse. Aber wie kann der soziologische Blick eine Entsprechung zwischen den emergierenden Praktiken des Gruppendiskussionsgespräches und dem tatsächlichen Tun herstellen? In der Perspektive der Ökonomie der Konventionen ruht nicht erst der nachträglichen Legitimierung einer investigativen Umwelt gegenüber ein Rechtfertigungsimperativ inne, sondern bereits jeder Handlung – sofern diese eine Koordination, die von einer gewissen Allgemeinheit ist, herstellt (FAVEREAU 2005; THÉVENOT 2001). Hier liegt also ein tiefgreifender Unterschied zwischen den beiden Theorieansätzen, der auf der Ebene der Theorieverbindung nicht gelöst ist und so auch in der empirischen Umsetzung weiter Probleme aufwirft. [20]
Die Methode der Gruppendiskussion erscheint dennoch interessant für die konventionentheoretische Forschung – z.B. zur Exploration der an einem Objekt beteiligten Konventionen und deren Verhältnis zueinander oder zur Aufdeckung organisationsinterner Konfliktlinien (KNOLL, S.186) – und die Studie kann bei allen Schwierigkeiten eine gehörige Brauchbarkeit der generierten Daten demonstrieren. Ethnografie innerhalb der Organisationen hätte aber möglicherweise tiefere Einblicke in die pragmatischen Prüfungen der Akteur/innen erbringen können. [21]
4.2 Theoretische Unentschiedenheit
Die starke Bindung der methodologischen Reflexion des Forschungsprozesses an Überlegungen zur dokumentarischen Methode (BOHNSACK 2009) sowie des auf einer WEBER-Interpretation fußenden Neoinstitutionalismus bindet den soziologischen Blick sehr deutlich an den Begriff der "Mehrdeutigkeit" und der taken-for-grantedness. Die Studie droht so das Anliegen der Ökonomie der Konventionen – die pragmatischen Kompetenzen der Akteur/innen sichtbar machen zu können – nicht kohärent über den gesamten Forschungsprozess hinweg empirisch umzusetzen (siehe DIAZ-BONE 2010 zum Argument eines "methodischen Holismus"). So mag der formulierte Versuch, ein zentrales Problem der neoinstitutionalistischen und verwandter Theorien (KNOLL, S.57-58)5) einer Lösung zuzuführen, auch nicht recht gelungen erscheinen. Dies ist m.E. eine Folge davon, dass von Beginn an übersehen wird, dass die Ökonomie der Konventionen nicht in gleicherweise "in Abgrenzung zu rationalistischen Handlungstheorien" (S.21) entwickelt wurde, wie das für den Neoinstitutionalismus und andere verwandte Praxistheorien gelten mag (FAVEREAU 2005, 2011; THÉVENOT 2001). [22]
KNOLL kommt in ihrer Arbeit zu dem versöhnlichen Schluss, dass neoinstitutionalistische Feldtheorie und Konventionenökonomie komplementäre Theoriesysteme darstellten (S.181), da sie zwei völlig verschiedene Aspekte betrachteten und jeweils die Bedeutung des anderen Aspektes übersehen würden. Dabei handle es sich einmal um "unhinterfragte kognitive Skripte" und zum anderen um den "Prozess der Legitimierung" im Angesicht von Heterogenität:
"Die Position des Neoinstitutionalismus übersieht die Verhandelbarkeit von Positionen [...] insbesondere unter der Bedingung von Heterogenität [...]. Die Konventionenökonomie hat dagegen Schwierigkeiten, Legitimation als Zustand und als Ergebnis festzuhalten und dabei eine Hierarchie zwischen den Ordnungen festzuhalten und zu erklären, warum der Diplom-Ingenieur in Stadtwerk B Emissionsrechte bedarfsorientiert und der Ökonom in Stadtwerk A Emissionsrechte preissprungorientiert rationalisiert" (a.a.O.). [23]
Im Theoriemodell von BOLTANSKI und THÉVENOT werden "Legitimierungen" sehr wohl festgehalten im Sinne vergangener Prüfungen oder gar dauerhaft in spezifische Forminvestitionen (z.B. Zertifikate, Schulabschlüsse, Formulare) gegossen. Die Prüfungen und Investitionen der Vergangenheit können Strukturen errichten, die auf die Akteur/innen in der Gegenwart und Zukunft "Power and Oppression" (THÉVENOT 2011) ausüben und als Ungerechtigkeiten empfunden werden (BOLTANSKI & THÉVENOT 2007, S.473f.). Auch ist aus einer konventionentheoretischen Perspektive nicht verwunderlich, dass Ökonom/innen im organisationsinternen Alltag in der Rolle – BOLTANSKI und THÉVENOT (S.11) sprechen schlicht vom Zustand – der Ökonom/innen und Ingenieur/innen in der von Ingenieur/innen agieren. Ihre körperliche Präsenz allein verändert bereits die Ausstattung der Situation, von der ausgehend die Entscheidungen getroffen werden müssen. Gerade in einer "hybriden Situation" (KNOLL, S.369), wie sie von KNOLL untersucht wird, die Objekte beherbergt, die an zwei verschiedene Welten angepasst sind, könnten die Akteur/innen zudem versucht sein, sich angesichts der Schwierigkeiten, hier über eine klar rechtfertigungsfähige Problemlösung zu reflektieren, schlicht auf ihren "eigenen Körper" zu stützen (S.293). Dessen Hexis ist aber bereits in irgendeiner Weise in-formiert. [24]
Beim untersuchten Feld handelt es sich um ein organisationales Feld im Sinne des Neoinstitutionalismus. Organisationen selbst könnten nach der Konventionenökonomie – wie KNOLL auch deutlich macht – als komplexe Konstellation von Konventionen analysiert werden, die durch Forminvestitionen stabilisiert werden. Dann sollte aber wohl auch das Feld im Wesentlichen als das Ergebnis dieser formgebenden Aktivitäten angesehen werden. Die Konventionen werden also nicht lediglich für die Ex-Post-Legitimation – im Kampf um die Feldressourcen (S.183-184) – genutzt, sie sind konstitutiver Bestandteil organisationaler (sozialer) Felder. Wenngleich auch andere Handlungsregime (THÉVENOT 2001) für die Konstitution von Feldern von Bedeutung sein können, handelt es sich dabei (so verstanden) um mehr als bloße "strategic action fields" (FLIGSTEIN & McADAM 2011, S.3). Dies muss wie angedeutet nicht bedeuten, dass Fragen von Macht, Herrschaft und strategischen Verhältnissen völlig außer Acht bleiben müssen. So lässt sich etwa analysieren, wie die Ausstattung der Situation mit Objekten und Forminvestitionen den Möglichkeitsraum kompetenter Handlungen und Rechtfertigungen beeinflusst. Was KNOLL auch feststellt: "Welche Entscheidungen in einer Organisation letztlich getroffen werden, hängt nicht nur von der Internalisierung kognitiver Skripte Einzelner ab (neoinstitutionalistisches Argument), sondern davon, welche Deutungen sich in Situationen bzw. in Gesprächen rechtfertigen lassen (konventionenökonomisches Argument)" (S.186) [25]
KNOLL interpretiert das Vorhandensein von Kompromissobjekten, die unterschiedlichen Konventionen zugeordnet werden können – wie oben erwähnt – hermeneutisch als Mehrdeutigkeit (S.144). Dies spräche gegen die Zuordnung von Objekten zu konventionenbasierten "Welten" (BOLTANSKI & THÉVENOT 2007), wie es insbesondere THÉVENOT (2001) betont hat. Fällt diese Voraussetzung weg, entschwindet aber auch deren zentrale Bedeutung für die Handlungskoordination und die Möglichkeit eines methodologischen Situationalismus, wie ihn BOLTANSKI und THÉVENOT vorgeschlagen haben. Das Argument einer Intensionalität von Objekten, wie es etwa von CICOUREL (1970) formuliert wurde, und seine pragmatische Bedeutung bleiben dann unberücksichtigt. Er ging von einer "Korrespondenz zwischen Erfahrung und Bewusstwerdung eines Objektes und den Akten, in die das Objekt eingebettet ist", aus (S.310). Ist diese Intensionalität auch nicht für jede Person die gleiche, so ist der "Horizont" von Möglichkeiten, in die das Objekt involviert ist, doch beschränkt. In den Worten der Konventionentheorie sind die Objekte besser oder weniger gut angepasst für Handlungskoordinationen in der einen oder anderen Welt und entsprechend bedeutsam. [26]
Zudem untersucht die Ökonomie der Konventionen Objekte in ihrer Eigenschaft, Bestandteil ("Wesen") moralischer Gemeinwesen6) zu sein. Hier kann die Studie zu Wissenskulturen von KNORR-CETINA (2002) ein veranschaulichendes Beispiel liefern.7) Ihre ethnografischen Beobachtungen von Physiker/innen, die einen Detektor am CERN betreiben, zeigt systematisierend – ohne freilich das Vokabular der Konventionenökonomie zu verwenden –, in wie vielfältiger Weise dieser als ein "soziales und moralisches Wesen" konstruiert wird. Detektoren "konsultieren" sich, führen einen "Dialog" und "stimmen [...] überein" wie in einem staatsbürgerlichen Gemeinwesen. Sie beherbergen "Geister" und "spielen sich auf" wie in einem inspirierten Gemeinwesen, "kontrollieren" sich aber auch und bringen "Leistung", wie es ein industrielles Gemeinwesen verlangt (S.170-172). Dennoch ist allen Beteiligten klar, was ein "guter" und was ein "schlechter" Detektor ist. Dies entscheidet sich daran, ob der Detektor "z.B. den Untergrund reduziert" und so effektive interpretierbare Messungen ermöglicht. Er bleibt im Kern also ein Wesen der industriellen Welt. Ihn mit anderen Welten zu assoziieren artikuliert im angeführten Beispiel, dass der Detektor laufende Prüfungen seiner industriellen Qualität zuweilen nicht besteht. Hiermit soll in meinem Review Essay unterstrichen werden, dass die Möglichkeit der Zuordnung von Objekten zu konventionenbasierten Welten – obgleich sie nicht unproblematisch ist – nicht durch eine Annahme prinzipieller Mehrdeutigkeit ersetzt werden sollte. Wenn die systematische Beziehung von Konventionen und Objekten in den Hintergrund rückt, nähern sich Konventionen und gängige (Post-) Webersche Konzepte von Wertordnungen wieder an. Dann droht die Analyseperspektive aber zu einer "Soziologie der ausbleibenden Kritik" (POTTHAST 2011) zu werden und den spezifisch pragmatischen Charakter der Ökonomie der Konventionen zu verlieren. [27]
Die Konventionenökonomie hat sich als ein transdisziplinäres Forschungsprogramm etabliert. Ihren Ausgangspunkt scheint sie m.E. aber darin zu nehmen, dass in den frühen 1980er Jahren auf theoretischer Ebene Fragen gestellt wurden, auf die es keine Antworten zu geben schien (KNORR-CETINA 1982; MacINTYRE 1981), und auf empirischer Ebene Antworten entdeckt wurden (BOLTANSKI & THÉVENOT 1983), zu welchen zunächst die Frage fehlte. Dieser Hintergrund sollte wohl mitberücksichtigt werden, wenn die Integration mit anderen Theorietraditionen angestrebt wird. Hier liegt auch der entscheidende Unterschied zum klassisch-amerikanischen Pragmatismus, der keine vergleichbaren Konzepte von Konvention, Gemeingut und Kollektivität kennt, wie diese im französischen Pragmatismus entwickelt wurden. Werden diese Charakteristika übersehen, können die Theoriefiguren der Konventionenökonomie lediglich entweder unproblematisiert mit Konzepten wie "institutionelle Logiken" (KNOLL, S.46), "Sinnwelten" (S.50) oder "belief systems" (S.52) gleichgesetzt werden8) oder erhalten das Prädikat "seltsam" (DELLWING & SPOHR 2011, S.280). [28]
Die kritische Diskussion der letzten Absätze sollte zeigen, dass die Annahme eines friedlichen Nebeneinanders von neoinstitutionalistischer Theorie und Konventionentheorie problematisch erscheinen kann. Aus einer neoinstitutionalistischen Perspektive zeigt dies auch ein neuer Beitrag von FRIEDLAND (2012). KNOLL scheint unentschieden zwischen beiden Theorieangeboten und möchte nicht von den Rechtfertigungsordnungen her denken, "sondern von den konkreten Situationen der Aushandlung" (S.101). Hier soll argumentiert werden, dass demgegenüber die Situationen noch konsequenter als durch die Ko-Präsenz von Konventionen (durch an verschiedene Rechtfertigungsordnungen gebundene Subjekte, Objekte und Konzepte) konstituiert hätten analysiert werden können. Auch wäre es lohnend gewesen, die pragmatischen Prüfungen (POTTHAST 2011) der Akteur/innen innerhalb der argumentativen Auseinandersetzungen noch konsequenter zu verfolgen, als dies schon der Fall ist. Immer dann, wenn die Studie diese Anregungen der Ökonomie der Konventionen beherzigt, profitiert sie davon. Die diskutierten theoretischen und methodologischen Probleme der Studie hätten wohl durch eine klare Entscheidung entweder für eine konsequente Mikrofundierung des Neoinstitutionalismus im Anschluss an das ebenfalls von KNOLL diskutierte Werk von ZUCKER (1991) oder durch eine noch konsequentere Umstellung auf den Theorierahmen von BOLTANSKI und THÉVENOT (2007) vermieden werden können. Eine produktive Verbindung beider Theoriestränge scheint somit nicht geglückt – eher liegen die Stärken der Studie jeweils dort, wo sie sich sehr dicht an die eine oder andere Theorie hält. [29]
Trotz alledem kann die Studie von KNOLL handlungspraktische Schwierigkeiten aufzeigen, die auftreten bzw. reflektiert werden müssen, wenn die Koordinationsform Markt – durch lediglich evidenz- und weniger politikgesteuerte Politikprogramme – auf möglicherweise ungeeignete Bereiche ausgedehnt werden soll; ein gesellschaftliches Problem, das von vielen artikuliert (vgl. Neoliberalismuskritik) wurde, m.E. aber kaum so klar theoretisch gefasst und reflektiert werden kann wie mit dem Theorieansatz der Konventionenökonomie (z.B. KÄDTLER 2011; SALAIS 2012; STARK 2009; THÉVENOT 2012). Insgesamt ist die Arbeit von KNOLL äußerst lesenswert. Dies nicht nur wegen ihres aktuellen gesellschaftspolitischen Bezuges, sondern wegen ihres theoretischen und methodischen Anspruchs sowie der spannenden Empirie zu Heterogenität und deren Verhandlung in ein und demselben institutionellen Setting. [30]
Vielen Dank an Carolin HEITER, die eine frühe Version dieses Review Essays gelesen hat sowie an Günter MEY und Katja MRUCK für ihre Anmerkungen.
1) In der Folge wird synonym von Ökonomie der Konventionen, Konventionenökonomie und (pragmatischer) Soziologie der Konventionen gesprochen, bei der ich im Anschluss an John DEWEY von einer "begründete[n] empirische[n] Theorie der Wertschätzung" (2004 [1939], S.356) sprechen möchte. <zurück>
2) Bei der Arbeit mit dem Begriffsrepertoire der Ökonomie der Konventionen darf nicht vergessen werden, dass die Rechtfertigungsordnungen bzw. Konventionen je ganz bestimmte Formen der Koordination zwischen Person und Umwelt oder zwischen Objekten begründen bzw. rechtfertigen. Ein pragmatischer Begriff von Handlung als adjustierte Koordination zwischen Person und Umwelt ist m.E. zentral für das Verständnis und die methodische Umsetzung der Konventionenökonomie. <zurück>
3) "Die Akteure in der Konventionenökonomie bearbeiten Widersprüche, indem sie sich erklären und rechtfertigen, indem sie zu gemeinsamen Situationsdeutungen kommen, Konflikte austragen und Kompromisse finden, und indem sie sich auf mehrfach theoriegeladene Kompromissobjekte beziehen" (KNOLL, S.83). <zurück>
4) Natürlich bleiben diese Verallgemeinerungen riskant, da die Studie auf lediglich zwei untersuchten Stadtwerken beruht. Dies ist der Autorin bewusst. <zurück>
5) Das Verhältnis von "heroic actors and cultural dopes" (KNOLL zitiert hier POWELL & COLYVAS 2008, S.277) und das damit verbundene Problem der Mikrofundierung. <zurück>
6) BOLTANSKI und THÉVENOT (2007) sprechen sowohl von "Welten" als auch von "Gemeinwesen", die durch Konventionen fundiert und beherrscht werden. Diese Konventionen entnahmen sie kanonischen Werken der Philosophie (z.B. Adam SMITH = Marktkonvention, SAINT-SIMON = industrielle Konvention). <zurück>
7) Dabei handelt es sich freilich um meine eigene Interpretation der Darstellung KNORR-CETINAs. <zurück>
8) Vgl. auch DIAZ-BONE (2012a) zum Unterschied zwischen dem Konzept der Konvention und solchen, wie sie hier aufgeführt wurden, oder BOLTANSKI und THÉVENOT (2007, S.184-185) zur Rolle von pragmatischen Prüfungen für diese Unterscheidung. <zurück>
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Michael GRÜTTNER studierte von 2007 bis 2012 Sozialökonomie an der Universität Hamburg sowie Sozialökonomik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seit Oktober 2012 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg. Seine Forschungsinteressen liegen in der Soziologie des (Arbeits-) Marktes, der Ökonomie der Konventionen als sozialökonomischem Paradigma sowie der sozialwissenschaftlichen Methodologie (Verhältnis von Theorie und Methode).
Kontakt:
Michael Grüttner
Forschungsbereich C2 (Grundsicherung und Aktivierung)
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Regensburger Straße 104
D-90478 Nürnberg
Tel.: 0911 179 7932
E-Mail: michael.gruettner@iab.de
Grüttner, Michael (2013). Review Essay: Über das schwierige Verhältnis von Ökonomie der Konventionen und Neoinstitutionalismus
[30 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 14(2), Art. 15,
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1302158.
Revised: 3/2013