Volume 16, No. 3, Art. 33 – September 2015
Die Bedeutung der Subjektivität in der Forschung
Jo Reichertz
Zusammenfassung: In dem Artikel möchte ich mich mit der Forscher/innensubjektivität bzw. deren weitgehender De-Thematisierung in den Sozialwissenschaften und hier insbesondere in der Soziologie auseinandersetzen. Ausgehend von einer Sichtung der Forschungsbereiche, in denen Forscher/innensubjektivität zweifelsfrei eine Rolle spielt, werde ich kurz einen Überblick über deren unterschiedliche Thematisierung in einzelnen sozialwissenschaftlichen Fachdisziplinen geben, um dann aus wissenssoziologischer Perspektive die Frage zu erörtern, weshalb gerade in der Soziologie die Forscher/innensubjektivität geradezu tabuisiert wird. Hier werde ich drei Hypothesen vorstellen, welche dieses Verhalten verstehbar machen. Es geht also nicht um die Frage, ob Forscher/innensubjektivität in der Forschung eine Rolle spielt (das gilt als ausgemacht), sondern um die Frage, weshalb in einer bestimmten Fachdisziplin so intensiv darüber geschwiegen wird. Gegenstand ist also das Kommunizieren über Forscher/innensubjektivität, nicht die Forscher/innensubjektivität selbst.
Keywords: Forscher/innensubjektivität; qualitative Sozialforschung; Forschungskulturen; Wissenssoziologie
Inhaltsverzeichnis
1. Was ist das – Forscher/innensubjektivität?
2. Wo findet sich Forscher/innensubjektivität?
3. Belege für die Forscher/innensubjektivität
3.1 Disziplinen
3.2 Literatur
3.3 Eigene Erfahrung, Klatsch, Anekdoten und Biografien
4. Was ist die Frage?
5. Die Furcht, sich das eigene Grab zu schaufeln
6. Soziales nur mit Sozialem erklären
7. Fazit
8. Ausblick
"Die Soziologie der Soziologie in der ganz konkreten Gestalt einer Soziologie des Soziologen, seines wissenschaftlichen Projekts, seine Ambitionen oder Kapitulation, seine Kühnheiten und Ängste, ist keine 'Nabelschau' und kein narzisstischer Luxus: sich bewusst zu machen, welche günstigen oder ungünstigen Dispositionen mit der eigenen sozialen, bildungsbedingten oder geschlechtsspezifischen Merkmalen einhergehen, bietet eine – wenn auch begrenzte – Chance, diese Dispositionen in den Griff zu bekommen (BOURDIEU 1996, S.286).
1. Was ist das – Forscher/innensubjektivität?1)
Meine Überlegungen zur Forscher/innensubjektivität muss ich mit einem Geständnis beginnen: Ich weiß nicht wirklich, was das ist – Subjektivität, weder bei Forscher/innen noch bei Nichtforscher/innen. Gewiss gibt es zahlreiche Theorien, die versuchen, dem Begriff eine klare und abgrenzbare Bedeutung zu geben, aber sie adressieren meist Unterschiedliches – entweder die Psyche des Forschers/der Forscherin oder seine/ihre Individualität, einzigartige Weltsicht, Gehirnstruktur oder Körperlichkeit. [1]
Da ich die Maxime, man müsse, um wissenschaftlich arbeiten zu können, immer mit fixen Begriffen arbeiten, für maßlos überschätzt halte, und glaube, dass es fruchtbarer ist, gerade zu Beginn einer Forschung vage Begriffe zu nutzen, möchte ich, auf der Suche nach einem nützlichen Subjektivitätsbegriff, bei einer anderen Berufsgruppe einen Begriff entlehnen. Ich meine hier die polizeilichen operativen Fallanalytiker/innen, oft auch "Profiler" genannt (MUSOLFF & HOFFMANN 2006), die sich mit dem Handeln von Schwerverbrecher/innen beschäftigen. Der Begriff, den ich entlehnen möchte, ist der der Handschrift (ausführlich dazu REICHERTZ 2006a). [2]
In der normalen Arbeit der Profiler gehört zum kleinen Einmaleins der Fallbearbeitung das Wissen, dass alle Täter/innen nicht nur eine bestimmte "Tat-Rationalität" (= Modus Operandi) entwickelt haben, sondern dass diese Tat-Rationalität von täter/innenspezifischen Besonderheiten "umspielt" wird. So öffnen manche Einbrecher/innen nicht nur Schubladen, sondern schließen sie auch wieder, andere halten sich längere Zeit am Tatort auf, andere bedienen sich aus dem Kühlschrank und wieder andere beschmutzen Wände und Teppiche – um jetzt nur auf die harmlosen Merkmale einzugehen. [3]
Es sind diese täter/innenspezifischen Besonderheiten, an denen die Fahnder/innen ihre "Kunden" oder auch "ihre Schweine" erkennen (vgl. REICHERTZ 1990, S.29). Die Profiler nennen dies die Täterhandschrift. Von ihr wird behauptet, dass sie recht stabil und wenig veränderbar sei. Während der Modus Operandi gelernt ist und das adressiert, was Täter/innen typischerweise tun, um die Tat erfolgreich zu begehen, meint die Handschrift das, was sie tun, um emotionale Befriedigung zu erfahren (REICHERTZ 2006a). Die Besonderheit der Handschrift ergibt sich aus dem Verlauf des Lebens des Straftäter/innen. [4]
Ich hoffe, es ist nicht zu despektierlich, wenn ich die Forscher/innensubjektivität mit diesem Verständnis von Handschrift gleichsetze. Forscher/innensubjektivität ist für mich demnach das, was Forscher/innen antreibt, die Forschung so zu betreiben, wie nur sie es tun, weil genau das ihnen eine Form innerer Befriedigung gibt, weil es ihre Arbeit "befeuert" oder aber dämpft. Kurz: Unter Forscher/innensubjektivität verstehe ich die innere (emotionale) Bewegtheit, die dazu führt, dass Forscher/innen manche Forschung mit Leidenschaft betreiben und andere nicht, die dazu führt, dass manche Forschung sie nicht berührt, andere dagegen sehr. [5]
Forscher/innensubjektivität meint hier also ausdrücklich nicht Individualität, also das, was uns von den anderen abhebt, von ihnen trennt, sondern es meint (wenn überhaupt) einen besonderen Teil der Individualität, nämlich den Teil, der dafür verantwortlich ist, dass mir das eine Freude bereitet und Interesse an etwas weckt. Es meint aber auch den Teil, der dafür sorgt, dass wir uns bei bestimmten Themen langweilen, dass sie uns Angst machen oder wir sie verachten. Ohne Zweifel spielen dabei soziale Formen und Formate und natürlich auch die Sozialisation eine maßgebliche Rolle. Aber nicht alle langweilen sich bei denselben Dingen. Subjektivität bezieht sich also in meinem Verständnis auf ein wie auch immer geartetes Inneres, das uns maßgeblich antreibt, wenn auch unspezifisch. [6]
Im Weiteren möchte ich mich dieser Forscher/innensubjektivität auseinandersetzen. Dazu werde ich erst die Forschungsbereiche, in denen sie eine Rolle spielt, ansprechen, um dann aus wissenssoziologischer Perspektive die Frage zu erörtern, weshalb gerade in der Soziologie die Forscher/innensubjektivität geradezu tabuisiert wird. Danach sollen drei Thesen vorgestellt werden, welche die De-Thematisierung der Forscher/innensubjektivität verstehbar machen. Es geht nicht um die Klärung der Frage, ob Forscher/innensubjektivität in der Forschung eine Rolle spielt (das ist unstrittig der Fall), sondern weshalb in einem disziplinären Diskurs so intensiv darüber geschwiegen wird. Gegenstand ist also die soziologische Kommunikation über die Forscher/innensubjektivität, nicht jedoch die Subjektivität selbst. [7]
2. Wo findet sich Forscher/innensubjektivität?
Subjektivität, auch in diesem Verständnis, hat traditionsgemäß erst einmal nichts mit Wissenschaft zu tun. Denn Wissenschaft zu betreiben (und das gilt allgemein) bedeutet immer, in einem bestimmten erlernten Format zu arbeiten, nach einem bestimmten Modus Operandi oder: in bestimmter typischer, genauer: sozial typisierter Weise zu handeln – also im Rahmen einer bestimmten Theorie (zum Beispiel des kommunikativen Konstruktivismus, KELLER, KNOBLAUCH & REICHERTZ 2013), mithilfe bestimmter Verfahren (zum Beispiel mithilfe hermeneutischer Interpretationsverfahren, HITZLER, REICHERTZ & SCHRÖER 1999) und in einem bestimmten sozialen Rahmen (zum Beispiel in einer Gruppeninterpretation, REICHERTZ 2013). Theorien, Sozialformen und vor allem Methoden bahnen demnach in typischer Weise das wissenschaftliche Handeln, "standardisieren" es in gewisser Weise. Viele Methodenbücher fordern sogar, dass die Wissenschaftler/innen bei ihrer Arbeit in diesen Typen restlos aufgehen. [8]
Auf diese Weise soll das jeweils Subjektive des Forschers und der Forscherin systematisch eliminiert werden, um allein dem Sozialen, Typischen und Legitimen Platz zu machen. So sollen die Nachvollziehbarkeit und damit auch die Güte und Glaubwürdigkeit von wissenschaftlicher Forschung gesichert werden. [9]
Dennoch: Seit Sozialforschung betrieben wird, wird daran gezweifelt, ob es 1. tatsächlich möglich ist und ob es 2. sinnvoll ist, die Subjektivität der Forschenden mithilfe methodischer Vorkehrungen auszumerzen. Deren Subjektivität spielt nämlich (legt man das oben entwickelte Verständnis von Subjektivität zugrunde) allen anderslautenden Normen und Aussagen zum Trotz in allen Phasen der Forschung eine Rolle. Wie bedeutsam diese Rolle ist, ist allerdings unklar. [10]
Das fängt schon bei der Themenfindung an. Niemand, selbst Naturwissenschaftler/innen nicht, so sie denn autonom forschen und nicht über Aufträge zu ihrer Forschung kommen, wählt den Gegenstand der Forschung zufällig, sondern diese Entscheidung ist immer mit der Lebensgeschichte der Forscher/innensubjekte verwoben. [11]
Zum Zweiten ist es so, und darauf hat POPPER (1935) schon früh hingewiesen, dass das Finden der Fragestellung und das erste Auftauchen einer Hypothese immer auch etwas mit der Subjektivität der Forscher/innen zu tun haben. Deswegen hat er dieses erste intuitive Erahnen einer Hypothese nicht in den Bereich von Forschung eingerückt, denn für ihn besteht Wissenschaft nur in der Überprüfung der Hypothesen. [12]
Zum Dritten spielt die Subjektivität der Forschenden ganz wesentlich eine Rolle bei der Datenerhebung. Denn wenn man Daten erhebt, dann kann man der eigenen Subjektivität nicht entgehen – insbesondere, wenn man Feldforschung betreibt oder Interviews führt. Was ich im Feld sehe, was mich berührt, was mich anekelt und was ich schließlich für beachtenswert halte, das verdankt sich letztlich meiner Subjektivität. Mit wem ich wie ein Interview führe, ob ich Kontakt zu ihm oder ihr bekomme, ob sich Rapport einstellt, wie das Drama sich entfaltet, das ist ganz wesentlich von der Subjektivität des Forschers/der Forscherin beeinflusst. Manche zu Interviewende sind einem sympathisch, andere stoßen einen ab; bei einigen leidet man mit, mit anderen gerät man in Konkurrenz: Nie lässt einen das Gegenüber kalt. [13]
Zum Vierten begegnet man der Subjektivität bei der Datenauswertung – unabhängig davon, ob man alleine oder in einer Gruppe interpretiert. In Interpretationsgruppen herrscht nie der herrschaftsfreie Diskurs vor, sondern immer eine von unterschiedlichen Subjektivitäten geprägte Debatte. Zudem ist Interpretieren nicht allein das kognitive Abrufen von Wissensinhalten, sondern immer auch das praktische Auslösen von subjektiv verankerten Emotionen und Körperwissen. Interpretieren ohne innere Beteiligung, also ohne das Abrufen der eigenen subjektiven Reaktion, ist wenig fruchtbar – weshalb ja auch bei einigen Verfahren der Gruppeninterpretationen die Subjektivität als Ressource bewusst eingesetzt wird (siehe z.B. REICHERTZ 2013). [14]
Zum Fünften spielt (und das wird ganz selten thematisiert und scheint erst einmal abwegig zu sein) die Subjektivität bei der Theoriebildung eine sehr große Rolle. Diese Verankerung der Theoriebildung in der Subjektivität der Forschenden erkennt man schnell, wenn man sich den Moment ansieht, in dem aus den Daten eine Lesart entwickelt werden muss. Denn es ist nicht so, wie GLASER und STRAUSS (1967) schreiben, dass Konzepte und Theorien (quasi von selbst) aus den Daten emergieren, sondern man muss immer eine Lesart selbst konstruieren. Für alle Formen des Verstehens gilt: Die Daten, also der Text, die im Interview gemachten Äußerungen etc. gehören alle zur Aufgabe, nicht zur Lösung. Hier habe ich in Form und auch in Bedeutung einen treffenden Satz WITTGENSTEINs (1976 [1959], S.114 - 6.4321) abgewandelt: "Die Tatsachen gehören alle nur zur Aufgabe, nicht zur Lösung." [15]
Theoriebildung ist immer Konstruktion – also Erzeugung. Diese Erzeugungsarbeit ist notwendig, weil zwischen Daten, Lesarten und Theorien immer (große) Lücken klaffen. Diese kann man nur überbrücken, wenn man einen "Sprung ins Ungewisse", einen "Sprung in den Glauben" wagt (KIERKEGAARD 2007 [1844], S. 591ff.). Es hängt von der Subjektivität der Forscher/innen ab, ob und wann und unter welchen Bedingungen sie den Sprung wagen. Ein solcher Sprung ins Ungewisse erfordert Mut, Wissen und Risikobereitschaft, manchmal auch Übermut, Unwissenheit oder Angst. [16]
Zum Sechsten findet sich Subjektivität im Forschungsprozess, wenn man anfängt, als Autor/in tätig zu werden, also wenn man schreibt. Hier zeigt sich die eigene Handschrift am deutlichsten. Geübte Leser/innen erkennen den Autor/die Autorin eines Artikels/Buches meist am Stil. [17]
Und siebtens findet sich Subjektivität immer auch beim Lesen von Artikeln und Büchern. Nie studiert man die Schriften anderer ohne Zorn und Eifer, immer hat man Vorlieben für bestimmte Autor/innen, weil sie so treffend, gelungen, wohlinformiert und dennoch nicht überheblich schreiben, oder aber man lässt die Arbeiten anderer links liegen, weil sie aufgebläht geschrieben und voll eitler Selbstbeweihräucherungen sind. [18]
3. Belege für die Forscher/innensubjektivität
Wenn ich hier behaupte, dass in allen Phasen des wissenschaftlichen Forschungsprozesses die Forscher/innensubjektivität eine Rolle spielt, kann man zurecht fragen, woher ich dieses Wissen beziehe, welche Studien dies belegen, in welchen Theorien dies beschrieben wird. Die ehrliche Antwort muss lauten: Nichts Genaues weiß man. Es gibt keine großflächigen Untersuchungen und substanziellen Theorien zur Bedeutung der Forscher/innensubjektivität – oft allein schon deshalb nicht, weil man nicht weiß bzw. sich nicht einigen kann, welcher Gegenstand damit eigentlich adressiert sein soll. Wenn ich dennoch auf der Relevanz der Forscher/innensubjektivität beharre, dann speist sich dieser Starrsinn aus folgenden Quellen. [19]
Es gibt einerseits eine lange Tradition der Thematisierung von Subjektivität in den Sozialwissenschaften: in der Ethnologie seit der Veröffentlichung des (geheimen) Tagebuchs von MALINOWSKI (1985 [1967]), in dem er schildert, wie manche seiner Informanten ihn nerven und wie manche seiner Informantinnen ihn erregen; spätestens mit GEERTZ (1973) ist es in der Ethnologie Standard, die Forscher/innensubjektivität zu reflektieren (siehe hierzu allgemein: BERG & FUCHS 1993; GOTTOWIK 1997). In der Psychoanalyse und auch in der Ethnopsychoanalyse zählt es zu den Selbstverständlichkeiten zu berücksichtigen, dass in der Forschungssituation nicht nur die Beforschten ihre emotionalen Probleme auf die Forschenden, sondern dass im Gegenzug auch die Forschenden ihrerseits ihre Probleme und Konflikte auf die Beforschten übertragen (ausführlich hierzu DEVEREUX 1967 und NADIG 1987) – weshalb z.B. bei Interpretationssitzungen nicht nur die Interpretationen protokolliert werden, sondern in sogenannten Affektprotokollen auch die emotionalen Reaktionen der Interpret/innen auf die zu interpretierenden Daten (SCHWARZ 2010, S.299). Dies ist auch wohl der Grund, weshalb kaum eine Tagung zur Methode der Ethnopsychoanalyse ohne die heftige Diskussion der Frage auskommt, ob und inwieweit man bei der Interpretation der Daten immer auch die Persönlichkeit der Forschenden und der Interpret/innen zum Thema machen muss. [20]
In der Psychologie sieht die Sache dagegen völlig anders aus – wohl auch, weil es hier die größte Nähe zum Thema gibt. Mit großer Entschiedenheit insistiert der psychologische Mainstream auf der Objektivität der Forschung und exkludiert all jene, welche die Psychologie der Forschung ins Gespräch bringen wollen (siehe kritisch hierzu bspw. MEY & MRUCK 2010). Es gibt wohl kein anderes Fach, das mit solchem Eifer und solcher Entschiedenheit versucht, die Subjektivität des Forschungshandelns zu leugnen und diejenigen von der Alma Mater fernzuhalten, die Gegenteiliges behaupten. Dennoch wurden und werden immer wieder Gegenstimmen laut (z.B. BREUER & ROTH 2003; MEY & MRUCK 2010, MRUCK & MEY 1998). [21]
Eine Reihe von Arbeiten über die besondere Beziehung zwischen Forscherinnen und Beforschten und die Berücksichtigung der Forscherinnensubjektivität finden sich in feministischen und postkolonialen Diskursen (HESSE-BIBER 2011, 2013; RILEY, SCHOUTEN & CAHILL 2003). Zentral ist hierbei die These, dass die Irritationen, die von den Untersuchten bei den Untersucherinnen hervorgerufen werden, als "produktiv" gedeutet werden sollten, da hier zum Schweigen gebrachte Stimmen sich zu Wort melden und nur so auch gehört werden können (PLODER 2009). [22]
Auch die Kommunikationswissenschaft hat lange Zeit rigoros auf der Objektivität der Forschung bestanden, und erst mit dem Einfluss soziologischer Theorien auf die Kommunikationswissenschaft und der damit verbundenen Forderung, das eigene Tun zu reflektieren, sickert auch hier langsam die Bereitschaft ein, sich mit der Subjektivität im Forschungsprozess zu beschäftigen (REICHERTZ 2009). [23]
In der Pädagogik und Politikwissenschaft kenne ich mich nicht so recht aus, aber mir scheint, dass die Pädagogik geneigter ist, sich mit der Subjektivität zu beschäftigen und diese in der Forschungsarbeit zuzulassen, während die Politikwissenschaft dieser Neigung weniger nachgibt. [24]
Dieser kleine Überblick über die Akzeptanz der Forscher/innensubjektivität in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und Diskursen zeigt aus meiner Sicht, dass man nicht allgemein über die Reputation der Subjektivität in der Wissenschaft sprechen kann, sondern dass diese in jeder Fachdisziplin ihre eigene Akzeptanzgeschichte hat, die für jede Fachdisziplin und jeden Diskurs erst einmal rekonstruiert werden muss. Ich werde mich deshalb im Weiteren bewusst beschränken und nur diskutieren, wie man in der Soziologie mit der Forscher/innensubjektivität umgeht. In anderen Disziplinen und Diskursen wird es naturgemäß anders aussehen. Aber bevor ich dies tue, soll noch weiter die Frage beantwortet werden, aus welchen Quellen sich mein Wissen um die Relevanz der Forscher/innensubjektivität speist [25]
Ergab sich das oben Beschriebene über die Bedeutung der Forscher/innensubjektivität vornehmlich aus eigener Forschung (und natürlich auch aus der Fachliteratur), so speist sich die zweite Quelle fast ausschließlich aus der Fachliteratur. Bereits Claude LEVI-STRAUSS hat in seinen "Traurigen Tropen" (1978 [1955]) darüber nachgedacht, welchen Einfluss seine Persönlichkeit auf seine Forschung hatte. In seinem Gefolge schreibt auch Michel LEIRIS (1985 [1978]) in ernster Attitüde über das eigenwillige "Auge des Ethnographen", etwas selbstironischer tut dies später Nigel BARLEY (1989, 1990). DEVEREUX (1967) hat mit großem Nachdruck darauf aufmerksam gemacht, dass die Forschungsarbeit immer auch Gefühle im Forscher/der Forscherin aktiviert, welche die Forschung und deren Ergebnisse wesentlich berühren und beeinflussen, später auch Mario ERDHEIM (1982 und 1989) und Maja NADIG (1987). [26]
Eine Generation später thematisierten u.a. Franz BREUER, Günter MEY, Katja MRUCK und Wolff-Michael ROTH immer wieder und mit guten Gründen die Forschersubjektivität (BREUER & ROTH 2003; BREUER, MRUCK & MEY 2011; MRUCK & MEY 1998; ROTH & BREUER 2003); es gibt zudem zwei Themenschwerpunkte in FQS zu diesem Thema (MRUCK, ROTH & BREUER 2002 und ROTH, BREUER & MRUCK 2003), einen Sammelband von Grit BEHSE-BARTELS und Heike BRAND (2009) und Aufsätze wie z.B. von Mechthild BERESWILL (2003), Petra MUCKEL (1996) und Henning SALLING-OLESEN (2012)2). Zudem finden sich immer wieder Hinweise in Fußnoten, die in Erinnerung rufen, dass man nicht so tun kann, als würde Forschung von Maschinen betrieben. Alle diese Beiträge zeigen entweder allgemein oder sehr speziell, dass und wie sich die Forscher/innensubjektivität auf Forschung auswirkt. Dennoch: Insgesamt sind die Befunde, so überzeugend sie im Einzelnen auch sein mögen, doch recht dünn. [27]
3.3 Eigene Erfahrung, Klatsch, Anekdoten und Biografien
Die dritte Quelle meines Wissens ist die eigene Erfahrung. Immer wieder habe ich im eigenen Forschungsprozess erfahren (müssen) – also als ich z.B. die Arbeit der Kriminalpolizei teilnehmend beobachtete (REICHERTZ 1991), mit Kandidat/innen der Fernsehshow "Traumhochzeit" sprach (REICHERTZ 2000) oder zusammen mit anderen Kolleg/innen monatelang Spielhallen besuchte (REICHERTZ, NIEDERBACHER, MÖLL, GOTHE & HITZLER 2010) – wie sehr meine eigene Subjektivität bei der Fragestellung, bei der Erhebung der Daten, aber auch bei deren Auswertung beteiligt war. Insofern bin ich mir gewiss, dass es hier um Relevantes geht. [28]
Wer forscht, wird ständig damit konfrontiert, dass die eigene Forschung nicht nur der Wissenschaft dient, sondern es immer auch andere Faktoren gibt, die eine Rolle spielen und über die man besser nicht spricht, von denen aber alle wissen. Dieses Wissen bricht sich immer dann Bahn, wenn Wissenschaftler/innen zusammensitzen und sich nicht mehr gegenseitig ihre Kompetenzmasken zeigen (müssen): meist am Abend nach Tagungen, wenn man gemeinsam gegessen und getrunken hat. Dann wird regelmäßig und zuverlässig Klatsch und Tratsch über andere Kollegen und Kolleginnen ausgetauscht, nicht nur, um sich an deren vermeintlichen Missgeschicken zu erfreuen, sondern auch, um die jeweils behandelte Person als Forscher bzw. Forscherin besser verstehen zu können. [29]
Darüber hinaus gibt es einen festen Bestand von Anekdoten zu bestimmten Personen, die ebenfalls auf Tagungen, Seminaren oder im Verlauf persönlicher Gesprächen gehandelt werden. Auch dieses Zirkulieren der Anekdoten dient vor allem dem Zweck, den Wissenschaftler/die Wissenschaftlerin als Persönlichkeit in seiner/ihrer Subjektivität und damit auch deren Theorie besser verstehen zu können. Kurz: Auch innerhalb der Wissenschaft erfreuen sich die kommunikativen Gattungen "Klatsch" und "Anekdote" großer Beliebtheit, da mit deren Hilfe das normalerweise nicht Thematisierbare dennoch (wenn auch inoffiziell) zum Thema gemacht und somit der Gruppe zur Verfügung gestellt werden kann. [30]
Wem diese Datensorten wenig zuverlässig und aussagekräftig sind, sei auf eine andere kommunikative Gattung verwiesen, die sich innerhalb der Profession großer Beliebtheit erfreut: nämlich die Biografie von großen Männern und Frauen der Wissenschaft. Es gibt kaum einen markanten Soziologen oder eine markante Soziologin, zu dem/der sich nicht eine Biografie mit einem teils ausführlichen Blick in ihr Privatleben findet. Interessant ist, dass diese Biografien gerade nicht von Bildungsbürger/innen gelesen werden, die mit den vorgestellten Personen nichts anfangen können, sondern von den Kolleg/innen, die gern erfahren wollen, was den berühmten Kollegen bzw. die berühmte Kollegen innerlich wirklich antrieb. [31]
Gäbe es in der Profession kein Interesse an der Subjektivität der Forschenden, dann wären diese Bücher Ladenhüter und deren Schreiber/innen wären gut beraten, auf das Schreiben solcher Biografien gänzlich zu verzichten. Stattdessen sind die Biografien zum Beispiel zu Max WEBER, nämlich die von Dirk KÄSLER (2014), Jürgen KAUBE (2014) und Jürgen RADKAU (2014), nicht nur dick und teuer, sondern sie werden gerne gekauft und verschenkt. Auch Marie JAHODA ist Objekt einer Reihe biografischer Schriften (z.B. WOBBE & HONEGGER 1998) – und die biografische Literatur zu WITTGENSTEIN füllt Bibliotheken (z.B. NEDO 2012). Es gibt es also doch, das Interesse an der Persönlichkeit, an der Subjektivität von Forschenden. Doch dieses Interesse scheint auf die Freizeit und die Hinterbühne beschränkt zu sein, es ist nicht im Kern wissenschaftlichen Arbeitens angesiedelt – eine systematische wissenschaftliche Auseinandersetzung mit solchen Biografien fehlt. Allein im Feuilleton der Qualitätsblätter, welche die bürgerliche Mittelschicht liest, finden sich Besprechungen und Urteile solcher Wissenschaftler/innenbiografien (siehe bspw. MÜLLER 2014). [32]
Im Zentrum wissenschaftlichen Forschens selbst ist dagegen die Thematisierung der Forscher/innensubjektivität fast so etwas wie ein Tabu. Wenn man heute z.B. in der Sozialwissenschaft ernsthaft die Subjektivität der Forschenden im Forschungsprozess thematisieren möchte, löst das bei vielen Kolleg/innen fast reflexartig ein gewisses Misstrauen aus, nämlich das, ob man das Gegenüber noch weiter ernst nehmen kann. Damit einher geht ein fast handgreiflich zu spürender Widerwillen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Dann scheint es so, als würde man sich irgendwie schmutzig machen, wenn man dieses Thema auch nur diskutiert. Man spürt dann die unausgesprochene Norm: So etwas tut man nicht! Die Ablehnung ist meist emotional aufgeladen. [33]
Wenn jemand äußert, es sei wichtig, den Strukturfunktionalismus bei der sozialwissenschaftlichen Theoriebildung zu berücksichtigen, dann sind Hunderte von zustimmenden oder ablehnenden Büchern und Artikeln zu dieser These zu erwarten. Wird dagegen geäußert, es sei wichtig, die Forscher/innensubjektivität bei der sozialwissenschaftlichen Forschung zu berücksichtigen, dann sucht man vergeblich nach einer fundierten theoretischen Debatte; die These wird mit einer geringschätzigen Handbewegung abgetan: "Alles Quatsch" und "Wo kämen wir hin, wenn wir das ernst nähmen"; dies wohl auch, weil eine so aufgeklärte Sozialwissenschaft befürchtet bzw. fürchten muss, sich mit der Reflexion der eigenen Grenzen im Subjektiven das eigene Grab zu graben. Dann ist es schon besser, nichts davon zu wissen. [34]
Zu den Besonderheiten des Umgangs mit der Forscher/innensubjektivität gehört auch das systematische Vermeiden und Abwiegeln z.B. dadurch, dass man deren Befürworter/innen links überholt: "Das ist doch jedem, der Forschung betreibt, bekannt, das ist ein alter Hut, den man sich wirklich nicht mehr aufsetzen muss", heißt es dann schnell. Die Wissenschaft habe, weil sie darum weiß, eine ausgefeilte Methodik entwickelt, die Forscher/innensubjektivität auszusperren und wenn einem das in der Forschung nicht gelänge, dann habe man halt einen Fehler gemacht. Im Übrigen müsse man sich entscheiden, was man tun wolle: über die Wirklichkeit nachdenken oder über die Methodologie. Man könne nur eines tun, man könne nicht im Bus sitzen und ihn zugleich schieben wollen (BERGER & LUCKMANN 1969; siehe auch REICHERTZ 2006b). [35]
Kurz: Die ernsthafte Reflexion der Forscher/innensubjektivität ist (alltagsweltlich gesprochen) eines der wenigen No-Gos (oder Tabus) in der Soziologie – ein No-Go, das (so scheint es zumindest) weniger mit Argumenten, sondern mehr mit dem "guten Geschmack"/ Anstand gerechtfertigt wird. Dieses Berührungsverbot und die Selbstverständlichkeit dieses Verbots sind jedoch selbst wieder soziale Sachverhalte, die es auch soziologisch zu verstehen und zu erklären gilt. Die negative emotionale Aufgeladenheit ist das, was mich irritiert und das, was mich hier interessiert. Weshalb wird die Diskussion so schnell emotional und grundsätzlich? [36]
In der Soziologie, und aus dieser Perspektive werde ich als Soziologe, der seit vielen Jahren in der Kommunikationswissenschaft arbeitet, sprechen, gibt es sicherlich mehrheitlich einen großen Vorbehalt gegen die Beschäftigung mit der Forscher/innensubjektivität. Es gilt immer noch das, was Martin KOHLI (1981, S.428) schon vor einigen Jahren, dem englischen Empiristen Francis BACON folgend, unwidersprochen schrieb: "Von uns selbst schweigen wir." Weil das so ist, möchte ich im Weiteren nicht ausführlich das Problem diskutieren, wie mit der Forscher/innensubjektivität in der Forschung zu verfahren ist, sondern ich möchte versuchen, die Subjektivität des Forschungshandelns aus wissenssoziologischer Perspektive zu betrachten, also aus einer Perspektive, für die es selbstverständlich ist, dass das, was wir denken und dass die Art, wie wir denken, nicht zufällig oder gar gleich verteilt ist. Im Gegenteil: Die Wissenssoziologie besteht darauf, dass das, was wir denken und das, was wir wissen und wie wir wahrnehmen und wie wir interpretieren, ganz maßgeblich von dem materiellen, historischen und sozialen Ort abhängt, an dem wir geboren werden, an dem wir sozialisiert werden, an dem wir arbeiten, an dem wir leben und lieben und hassen, und an dem wir auch alt werden. Dieser Standort ist maßgeblich verantwortlich dafür, wie wir zusammen mit anderen kommunikativ unsere Welt produzieren und konstruieren. Demnach macht es für das Wissen, Denken und Interpretieren einen Riesenunterschied, ob jemand in Daressalam oder Düsseldorf geboren wird, ob in einer 100-Seelengemeinde in der Eifel oder in einer der Metropolen dieser Erde, ob er oder sie mit einem Plastiklöffel oder einem goldenen Löffel im Mund die Kindheit verbracht hat, ob wir als Frau oder Mann durch die Welt gehen, ob und wie wir ausgebildet werden, was und wie (lange) wir arbeiten, was wir lesen, und mit wem zusammen wir unser Leben verbringen. [37]
5. Die Furcht, sich das eigene Grab zu schaufeln
Karin KNORR-CETINA hat in ihrer berühmten Laborstudie (1984 [1981]) darauf hingewiesen, dass es transepistemische und transwissenschaftliche Faktoren gibt, die in jede Forschung hineinspielen. Das hat in den Sozialwissenschaften aber nicht dazu geführt, dass diese systematisch erforscht wurden oder werden. Man hat eher einen gegenteiligen Eindruck: Man will nicht wirklich wissen, was alles hineinspielt. Weil das so ist, tun viele Sozialwissenschaftler/innen, als seien sie, wenn sie Forschung betreiben, ohne soziale Herkunft, ohne Status, ohne Leidenschaften, ohne Unterleib und ohne Karriereinteressen. [38]
Ein erster und sehr naheliegender Grund für die Abneigung von Wissenschaftler/innen, sich eingehend mit der eigenen Subjektivität im Forschungsprozess zu beschäftigen. ist nur zu verständlich: Niemand sägt gern den Ast ab, auf dem er/sie sitzt – außer man weiß unter sich ein Sicherheitsnetz bzw. hat einen anderen Ast in Reichweite, auf den man sich notfalls retten kann. Wissenschaft reklamiert die Objektivität ihrer Ergebnisse, und sie ist die einzige gesellschaftliche Institution, der man das seit ein paar Jahrhunderten abnimmt. Diese Objektivität von Wissenschaft zu leugnen heißt auch, der Wissenschaft ihre Geschäftsgrundlage zu entziehen, weil eine über die Forscher/innensubjektivität aufgeklärte Sozialwissenschaft befürchtet bzw. befürchten muss, sich auf diese Weise das eigene Grab zu schaufeln. Dann ist es schon besser, nichts davon zu wissen. [39]
Aber ich denke, die Lage ist komplizierter und man kann die Aversion, sich mit der Subjektivität zu beschäftigen, nicht darauf, wenigstens nicht allein darauf zurückführen, dass eine solche Beschäftigung der Wissenschaft leicht den Boden unter den Füßen wegzieht und damit möglicherweise auch die ökonomische Basis. Da ist noch mehr. [40]
6. Soziales nur mit Sozialem erklären
Das Fremdeln mit der Subjektivität geht bei Soziolog/innen ganz wesentlich auf ein altes Diktum aus den Gründerjahren der Soziologie zurück – nämlich auf DURKHEIMs "Regeln der soziologischen Methode" (1976 [1895]) und die darin enthaltene Forderung, Soziales nur durch Soziales erklären zu dürfen. Diese Forderung war ohne Zweifel auch ein Versuch, sich die in den Gründungstagen der Soziologie besonders lästige Konkurrenz (Ökonomie, Psychologie) vom Leibe zu halten. Zudem war sie gewiss auch dem damaligen Zeitgeist verpflichtet, für den Wissenschaft prinzipiell in der Vereinheitlichung des Denkens bestand und jeder Fortschritt sich nur über Vereinheitlichung erreichen ließ. Aber vor allem war die Forderung inhaltlich begründet: Denn nach DURKHEIM hat alles Handeln einen sozialen Ursprung – alles individuelle Handeln ist für ihn letztlich auf eine überindividuelle Wirklichkeit zurückzuführen. Individuelle Handlungen, die nicht auf soziale Tatsachen aufruhen, sind (so DURKHEIM) ein empirisch kaum zu beobachtender Grenzfall. [41]
Doch wie kommen Menschen oder besser: Soziolog/innen zu ihrem Wissen über die sozialen Tatsachen? Die Antwort ist klar und sehr pointiert: Sie dürfen nicht von den Vulgärerfahrungen der Subjekte ausgehen, die allein den Zweck haben, unsere Handlungen mit der Umwelt in Einklang zu bringen. Solche Vulgärerfahrungen sind notwendigerweise bruchstückhaft, gewissermaßen Phantome, die das wahre Aussehen der Dinge entstellen (S.117), kurz: Es sind subjektive Vorstellungen, deren sich rechte Wissenschaft zu enthalten hat. [42]
Die rechte wissenschaftliche Methode, darf nicht ideologisch sein, darf nicht von den Subjekten ausgehen: "Wir müssen also die sozialen Erscheinungen in sich selbst betrachten, losgelöst von den bewussten Subjekten, die sie sich vorstellen; wir müssen sie von außen, als Dinge der Außenwelt betrachten" (S.125). An den subjektiven Vorstellungen anzusetzen, das hält DURKHEIM für wissenschaftliche Psychologie, und der Soziologie schreibt er ins Stammbuch, dass sie aus dem subjektiven Stadium langsam zur objektiven Phase fortschreiten müsse (S.127). [43]
Besonders bedenklich sei, dass das Gefühl häufig Partei ergreife (S.129), doch dies beeinträchtigte Wissenschaft maßgeblich; es sei die Negation aller Wissenschaft (S.130). Gefühle seien zwar ein Produkt menschlicher Erfahrung, "aber einer wirren und ungeordneten" (a.a.O.):
"Eine Wissenschaft solcher Art kann nur Geister befriedigen, die lieber mit ihrem Gefühl als mit ihrem Verstande denken, die die unvermittelte und verworrene Synthese der Wahrnehmung den geduldigen und lichtvollen Analysen der Vernunft vorziehen. Das Gefühl ist Gegenstand der Wissenschaft, aber kein Kriterium der wissenschaftlichen Wahrheit" (a.a.O.). [44]
Aus dieser Bestimmung ist dann später in den Sozialwissenschaften die allgemeine Forderung gewachsen, man müsse bei der Forschung jede Art von Subjektivität ablegen, und die strikte Befolgung einer Methode sei der rechte Weg dorthin. [45]
Auch wenn nicht alle Soziolog/innen (und hier vor allem die qualitativ/interpretativ arbeitenden) sich gerne auf DURKHEIM berufen, so ist doch seine Forderung oder sein Dogma, Soziologie dürfe Soziales nur durch Soziales erklären, zur "zweiten Natur" der Soziologie geworden, zu einem wesentlichen Teil ihres Identitätskerns. Wer sagt, neben dem Sozialen sei auch Subjektives für die Forschung relevant, und damit ließe sich auch Soziales verstehen und erklären, widerspricht nicht nur DURKHEIM (was zu verschmerzen wäre), sondern der zieht auch den Identitätskern der Soziologie in Zweifel (was schon weniger gut zu verschmerzen ist). [46]
Dass die Thematisierung von Forscher/innensubjektivität in den Sozialwissenschaften ein Thema ist, das nur schwer rational diskutierbar ist, hat somit (so meine Sicht) etwas damit zu tun, dass die ernsthafte Berücksichtigung der Forschersubjektivität 1. die ökonomische Basis der Sozialwissenschaften gefährdet, dass sie 2. dem verinnerlichten Klassenhabitus der meisten Sozialwissenschaftler/innen widerspricht und damit zu dem gehört, was man einfach nicht tut, und dass sie 3. den Identitätskern der Sozialwissenschaften attackiert: Gründe genug also, auf dieses Thema nicht gut zu sprechen zu sein. [47]
Was sagt all dies jedoch über die Güte der These aus, die Forscher/innensubjektivität sei maßgeblich an jeder Forschungsarbeit beteiligt? Ehrlich gestanden: nichts! Denn der Nachweis, dass ein bestimmtes Thema aus einer Reihe von verständlichen Gründen einer bestimmten Berufsgruppe erhebliche Probleme bereitet und dass sie sich deshalb damit nicht beschäftigen möchte, sagt nichts darüber, ob diese Berufsgruppe nicht doch recht hat, das Ganze für "wenig fruchtbar" zu halten. Dennoch relativiert ein solcher Nachweis ein wenig die Rigorosität der Ablehnung und öffnet nach meiner Meinung mehr Raum, über die Bedeutung der Forscher/innensubjektivität neu nachzudenken. [48]
Der Subjektivität haftet, ähnlich wie der Macht, bei den Soziolog/innen ein schlechter Geruch an. Denn Subjektivität und Macht werden vor allem unter dem Aspekt Thema, dass beides die Erkenntnis behindere, Wissen unterdrücke und das Denken verunstalte. Das ist sicherlich manchmal (oder auch oft) der Fall (je nach Gesellschaft und Zeit), aber was ebenfalls manchmal (oder auch oft) der Fall ist, das ist, dass Subjektivität und Macht das Forschen erst möglich machen. Erst Macht schafft den Raum, den man benötigt, um mit anderen über die Deutungen von Welt zu streiten, selbst dann, wenn in diesem Raum nicht nur das gute Argument, sondern auch Rang und Stellung zählen. [49]
Gewiss kann auch die Subjektivität der Forscher/innen deren Denken vernebeln und verdunkeln, aber ebenso gewiss ist, dass Subjektivität sensibler macht, einen mehr sehen lässt als andere, einem mehr Energie zur Verfügung stellt, sei es aus Neugier oder sei es aus Wut, sich mehr als andere mit etwas zu beschäftigen. Subjektivität ist ein machtvoller Motor und somit eine wichtige Voraussetzung, Forschung zu betreiben. Ohne Zweifel kann Subjektivität zu einer Perspektivenverengung führen, und wäre Wissenschaft eine monologische Angelegenheit, dann wäre dies von Übel. Aber zum Glück ist Wissenschaft nicht monologisch, sondern immer auch Kommunikation und Austausch, wenn auch in sozialen Formen und in sozialen Ordnungen. Auch wenn bei der kommunikativen Konstruktion von Wirklichkeit nicht immer das bessere Argument siegt, so bleibt doch schlussendlich immer das, worüber sich die Scientific Community kommunikativ verständigen und einigen kann, und dies immer vor dem Hintergrund des bereits historisch erarbeiteten Wissens. Dies allein sorgt schon dafür, dass nicht mit jeder neuen subjektiven Deutung das Weltwissen verworfen, sondern dass immer lange und ausgiebig geprüft wird, was als neue Erkenntnis gelten darf und was nicht. [50]
Um nicht missverstanden zu werden: Die Aussage, dass die Forscher/innensubjektivität immer wieder und in jeder Phase der Forschung mitspielt, bedeutet nicht, dass sie dort auch eine Hauptrolle spielt. Sicher wird sie (in der einen Forschung mehr, in der anderen weniger) auch eine bedeutsame Rolle spielen. Aber es ist insbesondere für die Bonität von Forschung unabdingbar, dass die Subjektivität der Forschenden durch Methoden und auch institutionelle Vorgaben in einem sozialen Rahmen gehalten wird. Forschung muss nachvollziehbar bleiben: Das ist das Basiskriterium für die Güte von Forschung, das nicht aufgegeben werden kann. Dennoch: Lässt man die Forscher/innensubjektivität etwas mehr zu, dann sind Interviews keine Datenerhebungen mehr, sondern Gespräche mit einem Gegenüber, und Auswerten ist keine Kodieren mehr, sondern das Deuten von Handlungen. Und das tut unter dem Strich auch der Forschung gut. [51]
Und es tut der Forschung gut, die hier beschriebene, unhintergehbare Subjektivität reflexiv3) einzuholen, also sie zunächst bei der Datenerhebung zur Kenntnis zu nehmen und dann bei der Auswertung und Theoriebildung in Rechnung zu stellen. Tut man dies, dann lassen sich Übergeneralisierungen eindämmen, und gewiss hilft es dabei, bei der Einschätzung der Bedeutung der eigenen Arbeiten etwas bescheidener zu werden. Zudem schafft die Berücksichtigung der Forscher/innensubjektivität ein gutes Klima für die Entstehung von Perspektivenvielfalt. Diese fördert gerade keine beliebigen Lesarten zutage, sondern immer nur historisch, biografisch und sozial sinnvolle – und auch das kann für die Wissenschaft nur fruchtbar sein. [52]
1) Der Beitrag geht zurück auf die Closing Lecture beim 11. Berliner Methodentreffen Qualitative Forschung im Juli 201t. Auf deren Internetpräsenz ist der ursprüngliche Vortrag als Videoaufzeichnung unter http://www.qualitative-forschung.de/methodentreffen/archiv/video/closinglecture_2015 abrufbar. <zurück>
2) Es handelt sich fast durchgängig um Ethnolog/innen, Psycholog/innen und Pädagog/innen, die sich mit der Bedeutung der Forscher/innensubjektivität beschäftigen. Eine soziologische Studie hierzu ist mir nicht bekannt. <zurück>
3) Andrea PLODER und Johanna STADLBAUER haben dieses notwendige Nachdenken über den Forschungsprozess zum Anlass genommen, das gesamte Feld der qualitativen Verfahren mit den Begriffen "starke Reflexivität" und "schwache Reflexivität" zu vermessen. Forschungen mit schwacher Reflexivität erachten die Subjektivität als Störfaktor, die Forschungen mit starker Reflexivität dagegen als "konstitutiven und wertvollen Teil des Forschungsprozesses" (2014, S.2). Die Autorinnen selbst plädieren entschieden für Letzteres. <zurück>
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Prof. em. Dr. Jo REICHERTZ; Jahrgang 1949, Studium der Germanistik, Mathematik, Soziologie und Kommunikationswissenschaft. Promotion zur Entwicklung der "Objektiven Hermeneutik", Habilitation mit einer soziologischen Feldstudie zur Arbeit der Kriminalpolizei; von 1993 bis 2015 Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Duisburg-Essen, Campus Essen – zuständig für die Bereiche "Strategische Kommunikation", "Qualitative Methoden", "Kommunikation in Institutionen", und "Neue Medien". Arbeitsschwerpunkte: qualitative Sozialforschung, wissenssoziologische Text- und Bildhermeneutik, Kultursoziologie, Religionssoziologie, Medienanalyse, Mediennutzung, empirische Polizeiforschung, Werbe- und Unternehmenskommunikation. Seit 2015 Senior-Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut (KWI) Essen und Leiter des Projektbereichs "Kulturen der Kommunikation".
Kontakt:
Prof. em. Dr. Jo Reichertz
Kulturwissenschaftlichen Institut (KWI) Essen
Goethestraße 31
D-45128 Essen
Tel.: +49 (0)201 7204-103
E-Mail: jo.reichertz@KWI-nrw.de
URL: http://www.kulturwissenschaften.de/home/profil-jreichertz.html
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