Volume 19, No. 1, Art. 10 – Januar 2018



Fanzines, Karottenjeans und Skateschuh: Medien und Artefakte im Blickpunkt der Jugendkultur- und Szeneforschung

Tim Böder & Christin Scheurer

Tagungsessay:

InSZENiErungen in Szenen. Abschlusstagung des JuBri-Forschungsverbundes am Archiv der Jugendkulturen e.V.; Berlin, 2. und 3. März 2017; organisiert durch den BMBF-geförderten Forschungsverbund "Techniken jugendlicher Bricolage – Interdisziplinäre Perspektiven auf jugendkulturelle Praktiken des Umgangs mit alltagskulturellen Objekten (JuBri)"

Zusammenfassung: Welche Bedeutung kommt der Produktion, dem Gebrauch und darin vorgenommener Umdeutungen von alltagskulturellen Objekten bzw. Artefakten sowie Medien im Rahmen jugendkultureller Vergemeinschaftung und Stilbildung zu? Dieser Frage widmete sich die interdisziplinäre Tagung "InSZENiErungen in Szenen", die ausgerichtet vom BMBF-geförderten Forschungsverbund "Techniken jugendlicher Bricolage – Interdisziplinäre Perspektiven auf jugendkulturelle Praktiken des Umgangs mit alltagskulturellen Objekten (JuBri)" am 2.-3. März 2017 in Berlin stattfand. Im Zentrum der überwiegend empirisch ausgerichteten Beiträge standen mediale Ausdrucksformen und Entwicklungen in Szenen ebenso wie stilspezifische Artefakte und Objekte. Diese medialen oder materialen Untersuchungsobjekte wurden verknüpft mit historisch-vergleichend angelegten wie gegenwartsbezogenen Fragestellungen. In dem vorliegenden Beitrag führen wir in das Forschungsfeld ein und zeichnen die wesentlichen Ergebnisse der Tagungsbeiträge nach. Analog zum Tagungsverlauf werden zum Schluss ausgehend von einer Podiumsdiskussion gegenwärtige Perspektiven der Jugendkultur- und Szeneforschung skizziert und die Tagung bilanziert.

Keywords: Jugendkultur; Szene; Jugendszene; Materialität; Medialität; Artefakt; Stilbildung; Kritik; Ethnografie; Bildanalyse

Inhaltsverzeichnis

1. Materialität und Medialität als Gegenstandsfelder der Jugendkultur- und Szeneforschung

2. Tagungsverlauf und -diskussionen

2.1 Szenemedien als Dokumente gegenkultureller Inszenierung und querläufiger Vergesellschaftungsformen

2.2 Zu Karottenjeans und Pferdemädchen: Anschlüsse an Paul WILLIS' Konzept homologer Dinge

2.3 Artefakte und Medien als Ausdrucksformen der Bearbeitung szenebezogener und gesellschaftlicher Generationenverhältnisse

2.4 Vergemeinschaftungsprozesse und Modi der Kompetenzanzeige in Szenen über Artefakte und Körperbilder

2.5 Kritik und Grenzüberschreitung über Körper und Artefakte

2.6 Keynote zur Bedeutung von Medialität und Kommerzialisierung in Jugendkulturen im Zusammenspiel von Spontaneität und Organisiertheit

2.7 Podium zu Perspektiven der Jugendkulturforschung

3. Resümee

Literatur

Zum Autor und zur Autorin

Zitation

 

1. Materialität und Medialität als Gegenstandsfelder der Jugendkultur- und Szeneforschung

Auch wenn die genauere Bestimmung der "Relation von Kulturalität und Materialität kontrovers" (RECKWITZ 2008, S.156) bleibt, so lässt sich in den letzten Jahren aus den unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen und methodologischen Provenienzen heraus eine vermehrte Aufmerksamkeit für das Verhältnis von Sozialität und Materialität feststellen (vgl. z.B. KALTHOFF, CRESS & RÖHL 2016). Mit der Leitformel einer zunehmenden "Mediatisierung der Alltagswelt" (HARTMANN & HEPP 2010; vgl. z.B. auch KROTZ 2007) ist eine zweite, gegenwärtig virulente Forschungsagenda verbunden, bei der dynamisierte Wechselwirkungen von Sozialität und Medialität im Zentrum des Forschungsinteresses stehen (vgl. dazu auch MEIER 2014). Zugleich emergieren die beiden konzeptionell wie sozialtheoretisch in sich heterogenen Gegenstandsfelder hybride Schnittstellen, etwa wenn materielle Artefakte als symbolische Zeichen analysiert und theoretisiert werden (vgl. etwa THIELMANN & SCHÜTTPELZ 2013) oder wenn die materiale Entität medialer Schriftlichkeit befragt wird (vgl. etwa KRÄMER, CANCIK-KIRSCHBAUM & TOTZKE 2012). Insbesondere in praxistheoretischen Ansätzen werden Artefakte und Medien dabei heuristisch als Produkte sozialer Praxis konzipiert (vgl. z.B. LUEGER 2000; MEIER 2014; RECKWITZ 2003), worüber der Analysefokus eingestellt wird auf Praktiken der artefakt- und medienbezogenen Bedeutungszuweisung und Kontextualisierung. Gleichsam resultiert hieraus für kultur- und sozialwissenschaftliche Analysen die Herausforderung, den Eigenheiten medialer und materialisierter Dimensionen sozialer Praktiken konzeptionell und empirisch-analytisch Rechnung zu tragen. [1]

Daran anknüpfend wurden eben jene vielfältigen sozio-materiellen und sozio-medialen Prozesse der Sinn- und Bedeutungskonstruktion bei der Produktion und Verwendung szenespezifischer Artefakte und Medien im Mittelpunkt der Abschlusstagung "InSZENiErungen in Szenen" verhandelt, welche ausgerichtet wurde vom BMBF-Forschungsverbund "JuBri – Techniken jugendlicher Bricolage"1). Bei der Abschlusstagung wurden zentrale Befunde des interdisziplinären Forschungsverbunds zu Fragen der Bedeutungszuweisung an alltagskulturelle Objekte in Jugendkulturen und Szenen vorgestellt (vgl. JUBRI-FORSCHUNGSVERBUND TECHNIKEN JUGENDLICHER BRICOLAGE 2018/im Druck) und in den Kontext aktueller Forschungsarbeiten eingebettet. [2]

Mit dem Fokus auf Prozesse der sinnbezogenen Um- und Neudeutungen in der Produktion und Nutzung materieller und medialer Objekte wurde mit der Tagung ein wesentliches Desiderat der Jugendkultur- und Szeneforschung aufgegriffen. Zentrale Forschungsfelder der Jugendkulturforschung beziehen sich traditionell etwa auf die Untersuchung differenter Einstellungsdimensionen (z.B. SANDER 1995) oder die Entwicklung und Verbreitung bestimmter Wertorientierungen (z.B. ZINNECKER 1987). Daneben existiert eine Vielzahl theoretischer und empirischer Arbeiten zu Modi der Vergemeinschaftung in Szenen (z.B. HITZLER 2008; LORIG & VOGELGESANG 2011), der Deskription einzelner Szenen oder jeweils aktueller Szenelandschaften (zusammenfassend z.B. HITZLER & NIEDERBACHER 2010; RICHARD & KRÜGER 2010). Aber auch zu spezifischen Themenfeldern wie der Bedeutung von z.B. Ästhetik (z.B. RICHARD & KRÜGER 1997), Geschlecht (z.B. GROẞ 2007) oder Politik (z.B. PFAFF 2006) liegen fundierte Erkenntnisse vor. Obwohl Medialität und Materialität analytisch zumeist nur am Rande aufgegriffen werden, lassen sich gleichsam vielfältige Verweise auf die Bedeutung von Objekten, Artefakten und Medien für szenespezifische Stilisierungsprozesse finden, wobei diese in erster Linie im Verlauf der Deskription jeweiliger Szenen thematisch werden (vgl. z.B. HITZLER & NIEDERBACHER 2010; WILLIS 1978). Der analytische Einbezug medialer und materieller Elemente sowie deren konzeptionelle Spezifik wird damit nur vereinzelt selbst zum Gegenstand empirischer Untersuchungen (vgl. z.B. ANDROUTSOPOULOS 2004 zu Typografie; DIETRICH 2015 zu Videos; SÜLZLE 2015 zu Fanzines). [3]

Dies ist insofern bemerkenswert, als jugendkulturelle Szenen seit ihrer Entstehung als innovative, gesellschaftliche Produktionsarenen der Sinn- und Bedeutungskonstruktion alltagskultureller Objekte beschrieben werden (vgl. z.B. FERCHHOFF 2007). So umfasst die Bandbreite an exemplarischen Artefakten und medialen Produktionen etwa Mode, Musik, Streetart, Buttons oder Szenemedien. Auch vielfältige Praktiken der Stilisierung des Körpers gelten als gesellschaftliche Impulsgeber und finden Eingang in weitläufige, zuweilen populärgesellschaftliche Bereiche. Über die Frage, auf welche Weise in jugendkulturellen Stilen und Szenen generierte Bedeutungs- und Sinnkonstruktionen alltagskulturellen Objekten und Artefakten zugewiesen, an diese gebunden und in ihnen aktualisiert werden, liegen jedoch bislang kaum Erkenntnisse vor. Eine systematische Auseinandersetzung mit materiellen und medialen Ausdrucksformen jugendkultureller Stilisierung steht insofern also noch aus. [4]

Dieses Desiderat der Jugendkultur- und Szeneforschung aufgreifend, richtete die Tagung den Fokus auf eine Exploration aktueller, empirischer Analysen zu materiellen und medienbezogenen Elementen und Inszenierungen in Szenen und bot auf diese Weise vielfältige Anknüpfungspunkte für gegenstandstheoretische Fragestellungen. Neben klassischen Bezugsfeldern der Jugendkulturforschung wie etwa zu Modi der Vergemeinschaftung oder zu Formen der Gesellschaftskritik und Grenzüberschreitung wurden auch Fragen etwa zur intersektionalen Wirksamkeit von Differenzkategorien, zu Aspekten der Verhandlung von Generationalität oder des Kompetenzerwerbs in Szenen behandelt. Im Folgenden werden die einzelnen Beiträge und Formate der Tagung zunächst pointiert vorgestellt, um dann zentrale Diskussionslinien herauszustellen. [5]

2. Tagungsverlauf und -diskussionen

Die Tagung versammelte mit ihren vierzehn Referent*innen Perspektiven aus verschiedenen erziehungs-, geistes-, kultur-, und sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Bereits vor der offiziellen Eröffnung wurde von Dilara AKARCESME ein Zine2)-Workshop durchgeführt, in dem Entwicklungsmöglichkeiten einer kritischen Vermittlungspraxis anhand von künstlerisch-edukativen Materialien behandelt wurden. Zum Tagungsprogramm gehörten neben fünf thematisch ausgerichteten Panels auch eine kleine Posterausstellung, eine Keynote von Paul HODKINSON sowie eine die Tagung abschließende Podiumsdiskussion mit Expert*innen der Jugendkulturforschung. [6]

2.1 Szenemedien als Dokumente gegenkultureller Inszenierung und querläufiger Vergesellschaftungsformen

Gleich zu Anfang der Tagung befasste sich ein Panel mit den Kommunikationsmedien von Print und Internetvideo. In beiden Beiträge wurden stilspezifische Medien als Ausdrucksformen gesellschaftlicher Positionierung befragt, wobei Kathrin DRECKMANN die von ihr untersuchten Medien stärker als Dokumentationen von Szenegeschichte entwarf, Michael MÜLLER und Anne SONNENMOSER hingegen Medialität als Potenzial für die Transformation von Stilpraktiken untersuchten. [7]

"Geschichte wird gemacht. Über Aneignungsprozesse und Wissenskonstruktionen in den Fanzines der Punk- und New Wave-Kultur Westdeutschlands in den 1970er und 1980er Jahren" war der Titel des Vortrags von DRECKMANN, in dem sie auf spezifische Inszenierungsstrategien insbesondere im Punk hinwies. Die empirische Grundlage ihrer Untersuchung bildeten im Archiv für Alternatives Schrifttum (AfAS) gesammelte Flugblätter, Fanzines, Magazine, Manifeste u.v.m., die DRECKMANN als Ausdruck einer gegenöffentlichen Alternativkultur beschrieb. Zentrales Medium für die jugendkulturelle Identitätsbildung zu Beginn des westdeutschen Punks war demnach die über das Do-it-yourself (DIY)-Prinzip realisierte musikalische Produktion sowie die Zugehörigkeit zu einer Band, über die gesellschaftliche Grenzen ausgetestet worden seien. An der Schnittstelle von Kultur- und Medienwissenschaft lotete DRECKMANN in ihrem Vortrag im Fortgang Übergänge aus, bei denen die Anfänge solcher DIY-Inszenierungsstrategien zwar im Punk zu verorten gewesen seien, diese aber zugleich im zeit-historischen Verlauf zunehmend bedeutsame Impulse für die Pop- und Gegenkultur initiiert hätten. [8]

Erste konzeptionelle Einsichten in eine vergleichende Untersuchung zu Lebensstilbildungen und Stilisierungspraktiken der Szenen des Cosplay, der Body Modification, des Parcour und der Identitären Bewegung3) erläuterten Michael MÜLLER und Anne SONNENMOSER in ihrem Vortrag "Querläufige Vergesellschaftung in technisierten sozialen Umgebungen". Mit dem Konzept der "querläufigen Vergesellschaftung" rekurrierten MÜLLER und SONNENMOSER auf die soziologische Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit, dass Vergesellschaftungsprozesse quer über Kulturen und Gesellschaften verlaufen. Zentrale Annahme der am Beginn stehenden Forschungsarbeit war, dass sich durch die Medialisierung personaler Stilbildungen und -praktiken die gesellschaftliche Bedeutung und soziale Dynamik der auf Abgrenzung basierenden Vergesellschaftungsform Lebensstil verändert habe. So leitet die mediensoziologischen Arbeiten von MÜLLER und SONNENMOSER zu Online-Videos ein dreifacher Untersuchungsfokus, bei dem Transformationspotenzialitäten auf sozialmorphologischer Ebene, Möglichkeiten der Artikulation und Aufrechterhaltung distinkter Lebenshaltungen sowie die mediale Organisation autonomer Teilöffentlichkeit zentral sind. [9]

2.2 Zu Karottenjeans und Pferdemädchen: Anschlüsse an Paul WILLIS' Konzept homologer Dinge

Zwei Beiträge schlossen mit dem Konzept der "homologen Dinge" von Paul WILLIS (1978) an einen Klassiker der Jugendkulturforschung an, mit dem bereits frühzeitig Artefakte ins Zentrum der wissenschaftlichen Beobachtung gestellt worden waren, und legten dieses auf Objekte gegenwärtiger Stile und Szenen an. Das Konzept von WILLIS, das am für die Jugendkulturforschung bedeutsamen Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) entstanden ist, hat zwischenzeitlich eine etablierte Kritik erfahren, die sich insbesondere an der Reichweite der Homologieannahme bezüglich sozialstruktureller Lage, sozialer Praktiken und ihrer materiellen Manifestation speist (vgl. dazu etwa EISEWICHT & PFADENHAUER 2015). Unter Berücksichtigung dieser Diskussionslinie konnte in dem Panel gezeigt werden, wie kulturtheoretisch reizvoll und aktuell die Wiederentdeckung vordergründig abgebrochener Theorietraditionen sein kann. [10]

Am Beispiel der Karottenjeans beleuchtete Moritz EGE in seinem kulturwissenschaftlich verankerten Vortrag "Mode, (sub)kulturelles Eigentum und die Frage der Kritik" ein bei HipHop-nahen Jugendlichen höchst distinktionsträchtiges und kontroverses Artefakt. Seine ethnografischen Beobachtungen verschränkte EGE mit Konzepten aus dem Werk von Paul WILLIS: Er zeichnete die Genese einer von einer Firma produzierten Karottenjeans nach, die sich von einem mit antibürgerlichen Ästhetiken und sozialer Verachtung verknüpften, vermeintlichen Fake hin zu einer eigenen Marke einer lokalisierten, informellen Kultur entwickelte. So hätten die Jugendlichen auf die objektiven Möglichkeiten der Kleidungsstücke zugegriffen – wie etwa ein muskulöser Schnitt und ältere semiotische Bedeutungen des Selbstbewussten und Stilvollen – und mit eigenen, affektiven Aufladungen befrachtet, die den Modeartefakten neue sinnliche Bedeutung verliehen hätten. Produktion und Konsum des Artefakts seien entsprechend zusammengefallen, was EGE als Schaffung einer expressiven Arbeitskraft kennzeichnete, bei der die wertproduzierende Arbeit auf der Straße stattfinde. Daraus resultierende Widersprüche einer eindeutigen Verortung von Produktion und Konsum bei der Schaffung eines begehrten, ästhetischen Gemeingutes diskutierte EGE dann abschließend aus der Perspektive der Szeneakteur*innen, welche diese Diskrepanz vornehmlich über symbolische statt monetäre Eigentumsansprüche auflösten. Verwiesen war damit auf WILLIS' Konzept vom subkulturellen Warenfetisch, der zur Verkennung der eigenen, kulturellen Arbeit beitrage. Gerade in Hinsicht auf eine Durchdringung der Wechselwirkungen von jugendkultureller Innovation und ökonomischer Vereinnahmung im Prozess der Produktion von Artefakten und Konsum, so zeigte der Vortrag, liefern die Analysen und das Begriffsinventar der Arbeiten von WILLIS auch weiterhin aktuelle Impulse. [11]

Paul WILLIS' Forschungen zu den maskulinorientierten Biker-Boys4) und das auch darüber entwickelte Homologiekonzept befragte Anja SCHWANHÄUẞER auf Potenziale mit Blick auf eine ethnografisch orientierte Forschungsarbeit zur Jugendkultur der "Pferdemädchen". Die Erklärung der Entstehung von Pferdemädchen fasste sie dabei in Abgrenzung zu kulturwissenschaftlichen Annahmen um männlich-hegemoniale Diskurse sowie zu psychologischen Positionen, die in einer pathologischen Lesart das Tier als Partner*innenersatz beschreiben. In ihrem Vortrag "Die wunderbare Welt des Ponyclubs – Jugendkulturen erforschen und erspüren" stellte SCHWANHÄUẞER heraus, dass Pferdemädchen nicht auf Gender-Stereotype reduziert werden könnten und fokussierte stattdessen auf das symbolische und sinnliche Verhältnis zum Pferd. In Anlehnung an WILLIS' Perspektive zur Bedeutung des Motorrads bei den Biker-Boys beschrieb SCHWANHÄUẞER das Pferd als jugendkulturelles Objekt eines Adoleszenzrituals, mit dem die Jugendlichen jene sinnliche Ungezwungenheit und Freiheit erlebten, die eine tendenziell repressive Erwachsenenwelt verwehre. So werde der Reitstall als charismatischer Raum zum Sehnsuchtsort wie zum alltäglichen Ort zugleich, in dem ganzheitliche Formen jugendlichen Erlebens stattfänden und zugleich Erkenntnisse generiert würden, wie eine existente feminine Kultur Regeln angepasster Weiblichkeit reproduziert, aber auch situativ übertreten werde. [12]

2.3 Artefakte und Medien als Ausdrucksformen der Bearbeitung szenebezogener und gesellschaftlicher Generationenverhältnisse

Neben jungen Menschen als zentralen Akteur*innen in Szenen werden zunehmend Fragen zur Alterung von und in Szenen und damit generationale Dynamiken in den Blick genommen. So war die Frage danach, ob und auf welche Weise über jugendkulturelle Medien und Artefakte auch szenebezogene oder gesellschaftliche Generationenverhältnisse angezeigt und verhandelt werden, Thema von gleich vier Beiträgen der Tagung. [13]

Ebenfalls anschließend an die Arbeiten von Paul WILLIS widmete sich Stefan WELLGRAF in einer ethnografischen Studie zu einer Gruppe von Alt-Hooligans des BFC Dynamo Berlin der Transformation des Hooligan-Stils. WELLGRAF beobachtete dabei in der Jugendkultur gealterte Akteur*innen, deren veränderte Lebenswelten und Ästhetiken er in seinem Beitrag "'Hoolywood'. Zur Transformation der Hooligankultur" portraitierte. Das kulturelle Selbstverständnis dieser Gruppe zeichne eine populärkulturelle Verarbeitung von generationellen Problemstellungen und kulturellen Machtfragen aus. Dabei wendeten sie sich zunächst gegen staatssozialistische und später bundesbürgerliche Moralvorstellungen und produzierten dabei ein Arsenal körperlicher Inszenierungen und ästhetischer Artefakte, wie sie sich in Bekleidungsläden als modischen Epizentren der Ultra-Fanszene fänden. Alt-Werden bedeute dabei keinen radikalen Bruch mit der Vergangenheit, vielmehr stellten die Lust am Provozieren und Pöbeln eine Kontinuität der Szene dar. Die politische Stoßrichtung der Gruppe sei dabei vor allem von einer antihumanistischen Grundhaltung und einer aggressiven Trotzhaltung gegenüber je aktuell herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen geprägt. Verändert habe sich der gesellschaftliche Blick auf die Szene, den WELLGRAF als stilistische Umarmung der Hooligans im Sinne einer Verwertung und Integration ästhetischer Artefakte in die Populärkultur kennzeichnete. [14]

Während Punk und Skinhead vor 40 Jahren noch neue Jugendszenen waren, sind die Szeneakteur*innen der ersten Stunde längst der altersbezogenen Jugendphase entwachsen, aber zugleich zum Teil immer noch "Szene". Ausgehend von diesem Aspekt und dem Befund einer mittlerweile generational heterogenen Zusammensetzung von Szenen präsentierte Marc DIETRICH einen Szenevergleich zwischen Punk und Skinhead hinsichtlich der generationalen und intergenerationalen Bezugnahmen und "Grabenkämpfe". In seinem Vortrag "Inszenierte Jugendlichkeit und generationale Dynamiken in Szenen" stellte DIETRICH eine Analyse von Fanzines und Musikmagazinen mittels der Visual Grounded-Theory-Methodologie (VGTM) vor (vgl. DIETRICH & MEY 2018; zur VGTM vgl. MEY & DIETRICH 2016). Er zeigte, dass die Kategorien "Alter" generell und "Jugend" im Speziellen jeweilige Semantiken zur Adressierung wechselseitiger intergenerationaler Kritik um basale Szeneorientierungen darstellen. Die Intensität intergenerationaler Szenekonflikte stellte er in den Zusammenhang differenter Verständnisse von Jugend(lichkeit) und deren Status innerhalb biografischer Entwürfe der Szeneakteur*innen. [15]

Neben den zuvor genannten, stärker auf Szeneentwicklungen und sich darin entfaltende generationale Ordnungen bezogenen Beiträge nahmen zwei Vorträge spezifische Ausdrucksformen in Jugendkulturen zum Ausgangspunkt, um diese auf ihre gesellschaftliche Bedeutung zu befragen. Mit ihrem Vortrag "Der Totenkopf als symbolisches Mittel zur Inszenierung von Jugendlichkeit" knüpfte Agnes TRATTNER an die Generationenthematik über die Differenz von Jugend- und Erwachsenenwelt an und stellte eine historisch-systematische Analyse der Todessymbolik in Jugendkulturen vor. So hätten bereits die Wandervögel den Totenkopf als Symbol für Piraterie genutzt, und auch im späteren Verlauf sei der Totenkopf Mittel verschiedener Gruppen gewesen, um sich auf provokante Weise von den Erwachsenen abzugrenzen. Obschon das Totenkopfsymbol im Zuge der Gegenwart in den Massenwarenmarkt integriert und Verniedlichungen virulent seien, stellte TRATTNER auf der Grundlage einer quantitativ angelegten Befragung Jugendlicher neben Verflüchtigungen auch die weiterhin konstante Bedeutung des Totenkopfsymbols als jugendliches Mittel des Tabubruchs heraus. [16]

Inwiefern Jugend als eigensinnige Lebensphase das Potenzial besitzt, die staatliche Kontrollmacht aufzurufen, zeigte Sven WERNER in seinem Vortrag "Kapitalismus als Provokation – Bricolage am Beispiel widerständiger Jugendszenen in der DDR". Auf der Grundlage von Dokumentenanalysen machte WERNER auf unterschiedliche Bricolagetechniken von Jugendlichen in der DDR aufmerksam. WERNER skizzierte zunächst über schriftliche Dokumente des staatlichen Machtapparats ein dort vorzufindendes Feindbild widerständiger Jugend, das z.B. über ein ungepflegtes Äußeres, anstößige Kleidung oder lautes Musikhören als "asoziales Verhalten" erachtet worden sei und Sanktionen zur Folge gehabt habe. Die provokativen Ausdrucksformen der Jugendlichen, auf die WERNER anschließend fokussierte, hätten sich vor allem gegen den staatlichen Herrschaftsanspruch und den skeptischen Blick der Erwachsenen auf die Lebensphase der Jugend gerichtet. Artefakten seien über Bricolagetechniken als Neu- oder Umdeutungsprozesse modifizierte Sinnkonstruktionen hinzugefügt worden, sodass die Jeans, der Jesus-Look oder der Parka als Ausdruck jugendlicher Non-Konformität enormes Verstörungs- und Konfliktpotenzial erzeugt hätten. [17]

2.4 Vergemeinschaftungsprozesse und Modi der Kompetenzanzeige in Szenen über Artefakte und Körperbilder

Mit der grundlegenden Frage danach, wie in Szenen Zugehörigkeiten materiell hergestellt und angezeigt werden, befassten sich zwei Beiträge mit Gebrauchs- und Konventionalisierungsweisen von materialen und medialen Artefakten in Szenen. Christin SCHEURER spürte in ihrem Vortrag "Trickster, Missionare und True Believer" Inszenierungslogiken in Szenen nach. Sie betonte, dass die posttraditionale Zugehörigkeit zu Szenen nicht in sozialstrukturellen Gemeinsamkeiten wie Alter oder Geschlecht gründe, sondern in der geteilten Begeisterung für szenespezifische Themen und Aktivitäten. Gezeigt wurde am Beispiel des Skateschuhs mit "Ollie-Loch" (ein durch den Sprung mit dem Skateboard verursachtes Loch am Schuh), wie Zugehörigkeiten in der Skateboardszene auch und insbesondere materiell hergestellt und füreinander angezeigt werden müssten. Unter Rückgriff auf die lebensweltanalytische Ethnografie (vgl. z.B. HITZLER & EISEWICHT 2016) lag der Fokus auf der Rekonstruktion interszenischer Vergleichsdimensionen, worüber im Ergebnis drei Modi der Zugehörigkeitsdarstellung über die Materialität von Artefakten erarbeitet und vorgestellt wurden: 1. Zugehörigkeit als Ausdruck szenespezifischer Befähigung (am Beispiel des Skateboarding), 2. Zugehörigkeit als Ausdruck szenespezifischer Bereitschaft (am Beispiel der linken Szene) und 3. Zugehörigkeit als Ausdruck szenespezifisch stilistischer Konventionalisierung (am Beispiel der Gothics5)). [18]

Babette KIRCHNER präsentierte zentrale Ergebnisse einer ethnografischen Studie in ihrem Vortrag "Materiale Artefakte als Kompetenzmarker. Bildhafte Konstruktion von Bewegungskompetenz im Sportklettern". Sie ging insbesondere der Frage nach, wem Anerkennung im Klettern zuteil werde und wem diese mitunter innerhalb der Szene entzogen würde. Nach KIRCHNER stellt in der Kletterszene zuvorderst die Kompetenz des Kletterns das zentrale Anerkennungskriterium dar; geschlechtsbasierte Auf- oder Abwertungen würden eher marginalisiert. KIRCHNER plädierte methodisch für eine ethnografische Artefaktanalyse in der Bildhermeneutik, da die Bilder von professionellen Kletterer*innen verdichtete Objektivationen des Feldes darstellten. KIRCHNER zeigte auf, dass materiale Artefakte wie die Felswand, die Kletteroute oder die Griffe und deren bildhafte Konstruktion von Bewegungskompetenz als "Kompetenzmarker" dienten – sowohl zur Darstellung der eigenen Kompetenz als auch zur Dekodierung der Kompetenz anderer. Anhand der typischen bildhaften Darstellung von Bewegungskompetenz – zumeist eine dramatisierende Darstellung und Betonung von Anstrengung und Mühe – wurde gezeigt, dass Kletterer*Innen, die nicht über die entsprechenden Wissensbestände verfügen, auch nicht die Anerkennung der Szene für Leistungen erwarten können. [19]

2.5 Kritik und Grenzüberschreitung über Körper und Artefakte

Die Bedeutung von Körpern und Artefakten als jugendkulturellen Ausdrucksformen der Positionierung bildete den Bezugspunkt von drei Beiträgen. Der Gebrauch von Körperbildern als Anzeige gesellschaftlicher Herrschafts- und Machtverhältnisse in Szenemedien der Antifa und des HipHop war Ausgangspunkt des Vortrags von Tim BÖDER mit dem Titel "Körper(lichkeit) als Mittel politischer Positionierung in Zines". Vorgestellt wurden dokumentarische Bildrekonstruktionen zu Körperdarstellungen in Szenemedien, die darauf untersucht wurden, auf welche Weise sie zu Repräsentationen gesellschaftlicher Ordnungsverhältnisse werden und welches habitualisierte Wissen diesen Praktiken jeweils zugrunde liegt. Vor diesem Hintergrund zeichnete BÖDER verschiedene Formen von Repräsentationspraktiken über Körperbilder in Szenen nach. Diese Repräsentationen stünden als bildhafte Artikulationen gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse in engem Zusammenhang mit jeweiligen Entstehungsnarrativen der Szenen, die über spezifische sozial-historische Diskurse und politische Ereignisse aktualisiert würden. [20]

Dass Jugendkulturforschung lange Zeit vor allem Jungenkulturforschung war, wurde bereits zu deren Beginn durch McROBBIE (z.B. 1978) kritisiert. Ging es damals vor allem darum, die Teilhabe weiblicher Jugendlicher in den Vordergrund zu rücken und damit den "Mythos von der expressiven männlich dominierten Jungenkultur aufzugeben" (SCHRADER & PFAFF 2013, S.340), werden in gegenwärtigen Arbeiten vor allem Geschlechterkonstruktionen und -verhältnisse in Szenen fokussiert. Melanie GROẞ und Christiane WEHR präsentierten anhand einer Studie zum Szenemedium des Fanzines ausgewählte Ergebnisse, welche die Inszenierung der Kategorie Geschlecht in intersektionalen Differenzverhältnissen in den Fokus rückten. In ihrem Vortrag "Grenzüberschreitende Identitätsangebote durch Artefakte des Punk und Hardcore – eine intersektionale Analyse" betrachteten sie materiale Objekte als symbolische Repräsentationen und Identifizierungsangebote, die in sozialstrukturelle Verhältnisse eingelagert seien und diese reproduzieren, irritieren und transformieren könnten. Als Untersuchungsergebnis hielten GROẞ und WEHR verschiedene Artefaktinszenierungsmuster fest, die zeigten, dass grenzüberschreitende Identitätsangebote und die Durchkreuzung etablierter bis reaktionärer Geschlechterkonstruktionen auch in sich selbst als progressiv verstehenden Szenen wie Hardcore6) keineswegs als dominant zu betrachten seien. Zwar zeigten sich in den untersuchten Szenen durchaus mehr Spielräume für die Dekonstruktion binärer Zuschreibungen als im gesellschaftlichen Mainstream, genauso hätten sich jedoch auch Formen der Reproduktion gesellschaftlicher Geschlechtsstereotype finden lassen. [21]

Den Reiz und die Bedeutung der Beobachtung vermeintlich profanierter Alltagspraktiken als Anknüpfungspunkt der Jugendkulturforschung verdeutlichte Britta HOFFARTH mit ihrem Vortrag "Adoleszente Körperinszenierungen – Kosmetische Praktiken in weiblichen Jugendszenen". Im Blickpunkt ihrer Forschung stand ein Praktikenbündel dekorativer Kosmetik, das ganz wesentlich weiblich konnotiert und damit eng mit der Anrufung der Subjekte als Mädchen verbunden ist. Die also als Mädchen adressierten Subjekte begegneten einer aus intersektionaler Perspektive mehrfach umkämpften Kategorie mit einer Bearbeitungsweise ihrer Körper, die über Artefakte, Medien und Weiblichkeitsbilder flankiert sei. Mit dem Begriff der Maske verdeutlichte HOFFARTH eine aus ihrer Empirie hergeleitete und verdichtete Abstraktionsmetapher, mit der die Praktiken dekorativer Kosmetik in der weiblichen Adoleszenz als Balanceakt zwischen widersprüchlichen, gesellschaftlichen Anforderungen beschreibbar würden. [22]

2.6 Keynote zur Bedeutung von Medialität und Kommerzialisierung in Jugendkulturen im Zusammenspiel von Spontaneität und Organisiertheit

Gerahmt wurde die Tagung durch die Keynote "The Spontaneous and the Organized. Media and Commerce in Youth Style Cultures" von Paul HODKINSON, der durch seine Forschungsarbeiten zur Jugendkultur der Gothics international bekannt wurde und dessen Arbeiten an der Schnittstelle von Medien-, Kultur- und Sozialwissenschaft liegen. HODKINSON, der selbst Schüler des am CCCS tätigen Stuart HALL war, bezog sich zunächst auf die Genese des Bricolagebegriffs im Rahmen der Subculture-Studies am CCCS. HODKINSON verwies darauf, wie empirisch herausfordernd und problematisch die Frage zu beantworten sei, inwiefern sich Bricolage als spontaner Prozess begreifen lasse, da in erster Linie das Produkt der Bricolage selbst untersucht worden sei. So verweise das Konzept der Bricolage vor allem auf die Bezeichnung distinktiver Stile in Subkulturen, aber eben nicht auf die Beobachtung der Prozesshaftigkeit bei der Entstehung des als distinktiv beschriebenen Neuen. Im zweiten Schritt seines Vortrags beschrieb HODKINSON Dynamiken und Entwicklungslinien von Stilen im Zuge von deren Expansion, die in zunehmender Weise mit unternehmerischen Praktiken verwoben werde. Dabei zeigte er, dass Kommerzialisierung und Entwicklung jugendkultureller Stile durchgängig miteinander verknüpft und nicht getrennt voneinander betrachtet werden können. Angesprochen ist damit auch die Verbindung einer Alterung in der Szene und der Möglichkeit, in und mit dem Stil ökonomisches Kapital zu generieren, womit HODKINSON in seinem abschließenden Teil des Vortrags auf einen aktuellen Schwerpunkt seiner Arbeiten hinwies. [23]

2.7 Podium zu Perspektiven der Jugendkulturforschung

Den formalen und inhaltlichen Abschluss der Tagung bildete die von Marc DIETRICH moderierte Podiumsdiskussion "Methodische und thematische Perspektiven der Jugendkulturforschung". Das Podiumsformat bot über den inhaltlichen Schwerpunkt der Tagung hinaus die Möglichkeit, aktuelle Themen der Jugendkultur- und Szeneforschung in Wissenschaft und Praxis mit dem versammelten Plenum zu diskutieren. Besetzt war das Podium mit Melanie GROẞ (FH Kiel), Dagmar HOFFMANN (Universität Siegen), Daniel SCHNEIDER und Almut SÜLZLE (beide Archiv der Jugendkulturen). Von Beginn an entstand eine lebhafte Diskussion auf dem Podium und im Plenum um thematische Konjunkturen und Perspektiven der Szene- und Jugendkulturforschung vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen sowie damit verbundenen methodischen Herausforderungen, aber auch zur Einbettung gegenwärtiger Forschungsarbeiten innerhalb der übergreifenden Forschungslandschaft wurde Position bezogen. [24]

In Hinsicht auf perspektivische Untersuchungsgegenstände und Forschungsdesigns wurde zunächst die isolierte Betrachtung singulärer Phänomene von Szenen ohne übergreifende Bezugnahmen problematisiert. Solche in hoher Anzahl produzierten Arbeiten könnten auch weiterhin ihren Eigenwert für sich reklamieren, wenn sie über noch weitgehend unbeforschte Untersuchungsfragen und -felder Innovationspotenziale mitführten. Deutlich wurde aber die Notwendigkeit einer verstärkt diachron angelegten und szenevergleichenden Forschungsperspektive benannt, um die Jugendkultur- und Szeneforschung insgesamt systematisch weiterzuentwickeln, zu professionalisieren und zu profilieren. Daran anknüpfend wurde auch diskutiert, inwiefern Szenegrenzen zuvorderst analytisch festgelegt und darüber dynamische Verflechtungen und Wechselwirkungen zwischen den Stilen nivelliert würden. Bezüglich der Auswahl einzelner Szenen zeige sich eine selektive Fokussierung auf in der Öffentlichkeit stärker thematisierte Szenen im urbanen Raum wie z.B. Techno, HipHop, Punk oder Ultras. Auch weiterhin nicht im Aufmerksamkeitszentrum lägen dagegen jugendkulturelle Stile in der Provinz, wobei hier erste Impulse für eine kontinuierliche Berücksichtigung über eine Fachtagung gesetzt wurden (vgl. dazu LESER & MEY 2017). Mit Blick auf Befunde zur Entstrukturierung der Jugendphase, denen in der Szeneforschung mit dem Konzept der Juvenilität7) begegnet wird, wurde auf Risiken einer einseitig gerichteten Aufmerksamkeit auf juvenile Szenemitglieder hingewiesen, womit die traditionellerweise als Jugendliche verstandene Altersgruppe und deren spezifischen Lebenslagen potenziell aus dem Blick geraten könnten. Daneben sei mit der Digitalisierung von Jugendkulturen eine weitere, auch methodische Herausforderung verbunden. Mit Verweis auf den basalen Befund einer in verstärkter Weise internationalisierten, transnationalen und glokalen Jugendkultur- und Szenelandschaft wurde konstatiert, dass auch eine internationale Vernetzung der Jugendkultur- und Szeneforschung noch über enorme Ausbaupotenziale verfüge. [25]

Konsens bestand über die auch im Tagungsprogramm selbst sichtbare Entwicklung, dass die Zugänge der Jugendkulturforschung wesentlich über Interdisziplinarität gekennzeichnet seien und ein zunehmendes Interesse aus geisteswissenschaftlichen Disziplinen zu verzeichnen sei. In der Kombination mit den klassisch sozialwissenschaftlichen und erziehungswissenschaftlichen Jugendkultur- und Szeneforschungen zeichne sich damit ein enormes Potenzial für theoretische wie methodische Weiterentwicklungen ab, bei der sich die unterschiedlichen Weisen der Erschließung informieren und befruchten könnten. Konkret sichtbar werde dies etwa über den Einbezug von in der Kunstwissenschaft etablierten Methoden zur Bildrekonstruktion, die das vor allem durch teilnehmende Beobachtungen und ethnografische Herangehensweisen dominierte Feld in seinen methodischen Zugängen dynamisieren könnten (vgl. dazu auch MEY & PFAFF 2015). [26]

Kontrovers diskutiert wurde schließlich die Einbettung der Jugendkulturforschung in aktuelle Diskurse zur übergreifenden Forschungskultur und deren Abhängigkeit von Finanzierungsmöglichkeiten. So stünden jeweilige Vorhaben vor der Herausforderung, ihre Perspektiven gegenüber Drittmittelgebern an forschungs- und bildungspolitischen Konjunkturen ausrichten zu müssen. Diese strukturell bedingte Engführung zeige sich auch darin, dass thematisch breiter aufgestellte Forschungen zu Jugendkulturen maßgeblich über Qualifikationsarbeiten und nur in Ausnahmefällen über drittmittelfinanzierte Projekte geleistet würden. Debattiert wurde auch, inwiefern diese strukturellen Rahmenbedingungen gekoppelt sind an einen gesellschaftlich dominanten Blick auf Heranwachsende, der stark über Bewertungs- und Verwertungsaspekte und über eine Integrations- und Leistungsorientierung gelenkt sei. Insofern sehe sich die Jugendkultur- und Szeneforschung neben eigens produzierten blinden Flecken und Herausforderungen auch mit gesellschaftlich verknappten Adressierungsweisen von Jugend konfrontiert. [27]

3. Resümee

Bilanzierend markiert die Tagung eine Potenzierung in der Berücksichtigung der medialen und materiellen Dimensionen jugendkulturellen Handelns. Kennzeichnend für die aufgeführten Beiträge war dabei eine Herangehensweise, die auf Grundlage empirischer Analysen Perspektiven für eine medien- und materialitätsbezogene Theoriebildung eröffnete. Hinsichtlich der vielfältigen und ästhetisch hochgradig stilisierten Ausdrucksformen in Szenen lässt eine solche Perspektiveinnahme vielversprechende Forschungsarbeiten erwarten. Die zum überwiegenden Teil noch heuristischen Gegenwartsdiagnosen einer Mediatisierung und Ästhetisierung von Gesellschaft und Alltagskultur lassen sich über die medial wie materiell in hoher Intensität stilisierten Lebenswelten jugendkultureller Szenen in exponierter Weise untersuchen. Dabei steht die Jugendkultur- und Szeneforschung wie die Sozial- und Kulturwissenschaft im Allgemeinen weiterhin vor der theoretischen und methodisch-methodologischen Herausforderung, die vielfältigen Produktions- und Gebrauchsweisen von Artefakten, Medien und Materialitäten angemessen zu konzeptualisieren. Die auf der Tagung versammelten Beiträge haben hierzu erste – überwiegend praxistheoretisch orientierte – Ansätze geboten, die mit Blick auf einen geplanten Sammelband zur Tagung noch systematisierend geschärft werden müssen (BÖDER, EISEWICHT, MEY & PFAFF 2019/in Vorbereitung). Der Anspruch der Tagung, hierzu eine erste Exploration und Bündelung zu initiieren, kann vor diesem Hintergrund als eingelöst betrachtet werden. [28]

Daneben markierte die Tagung bezogen auf inhaltliche Untersuchungsfoki in der Jugendkultur- und Szeneforschung Kontinuitäten und Diskontinuitäten. Die Thematisierung der Alternativität und Widerständigkeit einzelner historischer wie auf Gegenwartsphänomene orientierter Analysen zeigte eine weiterhin hohe gegenstandstheoretische Relevanz des Subkulturansatzes. Konsens war, dass einige Szenen in ihren Selbstbeschreibungen auf Konzepte wie Gegenkultur oder Opposition Bezug nahmen oder noch immer nehmen. Inwiefern diese Formen verdichteter Stilisierung dann aber in wissenschaftliche Subkultur-, Teilkultur-, Jugendkultur- oder Szenekonzepte zu integrieren sind, bleibt ein kontroverser Diskussionspunkt eines in seinen theoretischen Bestimmungen heterogenen und interdisziplinären Feldes (vgl. dazu bereits SŪNA & HOFFMANN 2011). [29]

Anmerkungen

1) Dem Forschungsverbund gehörten an: Tim BÖDER, Julia CHAKER, Marc DIETRICH, Paul EISEWICHT, Melanie GROSS, Ronald HITZLER, Günter MEY, Arne NIEDERBACHER, Nicolle PFAFF, Christian SCHMIDT, Christin SCHEURER, Almut SÜLZLE, Anja THIEME und Christiane WEHR. <zurück>

2) "Zines" ist eine übergreifende Bezeichnung für szenespezifische Printmedien und rekurriert auf den Begriff "Fanzines" als Abkürzung für "Magazines von Fans für Fans" (vgl. zu unterschiedlichen Begriffsverwendungen auch JUBRI-FORSCHUNGSVERBUND TECHNIKEN JUGENDLICHER BRICOLAGE 2018/im Druck). <zurück>

3) Beim "Cosplay" handelt es sich um eine Szene von Fans japanischer Manga (Comics) und Animes (Zeichentrickfilme), in denen die Praxis der Verkleidung als fiktive Figur bedeutsam ist. "Body Modification" ist ein Sammelbegriff für eine Szene, in der Veränderungen des Körpers thematisch werden. Im "Parcour" ist die Bewegung ohne Hilfsmittel im urbanen Raum und seinen materialen Gegebenheiten zentral. Kulturrassistische Konzepte als Begründungsfiguren der politikbezogenen Aktivitäten markieren ein zentrales Kennzeichen der sogenannten "Identitären Bewegung". <zurück>

4) Mit den "Biker-Boys" untersuchte WILLIS (1978) eine Gruppe Jugendlicher aus der Arbeitsklasse, die eine Affinität zu Motorrädern und Rock'n'Roll-Musik hatten. <zurück>

5) Mit "Gothics" wird eine Szene bezeichnet, die aus dem Punk- und New Wave-Umfeld entstand. Kennzeichnend ist eine "stilistische Einheit aus Musik, Körperinszenierungen ('Outfit') und 'Lebensart', welche zentrale Überzeugungen, Einstellungen und Werte der Szene in ästhetisierter Weise zum Ausdruck bringt“ (HITZLER & NIEDERBACHER 2010, S.59). <zurück>

6) Der "Hardcore" entstand aus dem Punk heraus, von dem sich im Zuge von dessen Kommerzialisierung und Entpolitisierung abgegrenzt wurde. Mit dem Hardcore ist damit eine stärker musikzentrierte Szene bezeichnet, die ästhetische und politische Gehalte miteinander verknüpft. <zurück>

7) Mit "Juvenilität" ist auf ein Konzept verwiesen, das Jugendlichkeit als prinzipielle Lebensform, mentale Disposition und Einstellung zur Welt fasst (vgl. z.B. HITZLER & NIEDERBACHER 2010, S.196). <zurück>

Literatur

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Zum Autor und zur Autorin

Tim BÖDER ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Jugend- und Schulforschung am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Duisburg-Essen. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter im JuBri-Forschungsverbund und hier im Teilprojekt zu "Inszenierungen des Politischen". Seine Forschungsthemen sind: Jugend- und Jugendkulturforschung, Schulforschung, Ungleichheitsforschung, rekonstruktive Methoden und Methodologien.

Kontakt:

Tim Böder

Universität Duisburg-Essen
Fakultät für Bildungswissenschaften, Institut für Erziehungswissenschaft
Universitätsstraße 2
45141 Essen

Tel.: +49 0201-1836032

E-Mail: tim.boeder@uni-due.de
URL: https://www.uni-due.de/biwi/jugend-und-schulforschung/boeder.php

 

Christin SCHEURER ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie an der TU Dortmund. Sie war Mitarbeiterin im JuBri-Forschungsverbund und hier im Teilprojekt zu "Inszenierung von Zugehörigkeit". Ihre Forschungsthemen sind: Jugendkulturforschung, Konsumsoziologie, Modesoziologie.

Kontakt:

Christin Scheurer

Technische Universität Dortmund
Institut für Allgemeine Soziologie
Emil-Figge-Straße 50

E-Mail: christin.scheurer@tu-dortmund.de
URL: https://www.fk12.tu-dortmund.de/cms/ISO/de/home/personen/iso/Scheurer_Christin.html

Zitation

Böder, Tim & Scheurer, Christin (2018). Tagungsessay: Fanzines, Karottenjeans und Skateschuh: Medien und Artefakte im Blickpunkt der Jugendkultur- und Szeneforschung [29 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 19(1), Art. 10, http://dx.doi.org/10.17169/fqs-19.1.2972.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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