Volume 19, No. 2, Art. 20 – Mai 2018
Rezension:
Marion Linska
Franz Breuer, Petra Muckel & Barbara Dieris (2018). Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis. 3. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage; Wiesbaden: Springer; 457 Seiten; 978-3-658-15420-2, Euro 39,99; 978-3-658-15421-9 (eBook), Euro 29,99
Zusammenfassung: Das Lehrbuch "Reflexive Grounded Theory" wurde erstmals 2009 publiziert. 2017 erschien die dritte, vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Damit ist ein aneignungs- und lesefreundliches Werk entstanden, verständlich für EinsteigerInnen und inspirierend für Fortgeschrittene – nicht nur ein Lehrbuch, sondern auch über die Methodologie der reflexiven Grounded Theory hinaus ein Sammelwerk für die Feinheiten und (selbst-) reflexiven Aspekte qualitativer Forschung. In dieser Rezension fokussiere ich im Besonderen, warum es sich lohnt, (auch) die dritte Auflage zu lesen. Dabei vergleiche ich die Auflagen miteinander und gehe auch auf die formalen und inhaltlichen Änderungen ein. In einer modern gestalteten und übersichtlichen Aufbereitung ermutigt diese Publikation, sich sowohl den epistemologischen als auch methodologischen Prämissen qualitativer Forschung zu widmen und diese mithilfe eines wohlsortierten Werkzeugkoffers in einem eigenen Projekt umzusetzen. Dabei wird ein Brückenschlag zwischen Human- und Sozialwissenschaften vermittelt und fruchtbar. Durch die prozesshafte Aufbereitung und schrittweise Heranführung der LeserInnen an den Forschungsstil ist es möglich, die reflexive Grounded-Theory-Methodologie zu einem transdisziplinären Meeting Point werden zu lassen.
Keywords: reflexive Grounded-Theory-Methodologie; Lehrbuch; qualitative Forschung; Methodologie; Forschungsstil; Embodied Research; (Selbst-) Reflexivität; Subjektivität; Gütekriterien; Forschungspraxis
Inhaltsverzeichnis
1. Grounded-Theory-Methodologie
2. Formale Veränderungen
3. Inhaltliche Veränderungen – die Kapitel im Wandel der Auflagen
3.1 Zum Vorverständnis der reflexiven Grounded-Theory-Methodologie
3.2 Lust auf das Entdecken von Neuem
3.3 Lust auf selbstreflexive Forschungsabenteuer
3.4 Rüstzeug für das eigene Forschungsvorhaben
3.5 Qualität ist kein Zufall
3.6 RGTM – Ein Denk- und Herangehensstil mit Spuren
3.7 Beispiele persönlicher Forschungshandschriften
4. Ein neues Standardwerk?!
5. Brennende Staffel
1. Grounded-Theory-Methodologie
Das positivistische Paradigma der qualitativen Forschung wurde im Laufe der 1950er Jahre immer brüchiger, und die ForscherInnen wurden "zunehmend als Teil des Feldes, aber auch als TrägerInnen kultureller, politischer und zeitgeschichtlicher sowie theorienbildender Ideologien wahrgenommen" (LINSKA 2012, S.40). Dies führte die Forschung mit qualitativen Ansätzen in eine Krise und verlangte nach einer grundlegenden Neupositionierung. Objektivitätsdiskurse folgten und spiegelten sich im Methodenstreit zwischen "harten" und "weichen" Forschungsverfahren, wie sie in der Soziologie zwischen der Columbia School und der Chicago School ausgefochten wurden (CROPLEY 2005)1). In diesem Klima der Auseinandersetzungen um angemessene Gütekriterien und eine adäquate Darstellung von Machtverhältnissen, Perspektivität, Wandel und Prozesshaftigkeit führte die Publikation von Barney GLASER und Anselm STRAUSS im Jahre 1967 zur theoretischen Geburtsstunde der Grounded-Theory-Methodologie (vgl. auch HILDENBRAND 2000). Diese zählt bis heute zu einer der wesentlichen Forschungsmethoden, die aus dieser Zeit der Neuausrichtung hervorgegangen sind. GLASER und STRAUSS war es besonders zu Beginn ein Anliegen, den theoretischen Ansatz der Methode in Seminaren praktisch zu vermitteln. Erst durch die Publikation von Anselm STRAUSS und Juliet CORBIN (1990) erfolgte auch eine erste konkrete Anleitung zur Anwendung der Grounded-Theory-Methodologie (GTM). Jedoch entwickelte sich bereits in den 1970er Jahren eine Differenz zwischen Barney GLASER und Anselm STRAUSS, die dazu führte, dass sich unterschiedliche methodologische Gewichtungen innerhalb der GTM herausbildeten. Kathy CHARMAZ (2006, 2014) zeichnet die geschichtliche Entwicklung der GTM und deren zunehmende Differenzierungen in Verbindung mit national-kulturellen Denkweisen nach. Zudem vollzieht sie einen Paradigmenwandel von einem positivistischen hin zu einem konstruktivistischen Ansatz. Neben nationalen Unterschieden kam es auch zu inhaltlichen Abwandlungen wie beispielsweise bei Adele E. CLARKE (2005) durch die Methodik der Situationsanalyse oder durch den Ansatz der reflexiven Grounded-Theory-Methodologie (RGTM) bei Franz BREUER, Petra MUCKEL und Barbara DIERIS (2018). Auf die wesentlichen Diskussionen und Weichenstellungen der GTM gehen die AutorInnen des hier rezensierten Lehrbuchs in Kapitel 2 als Übersichts- und Orientierungshilfe detailliert ein. [1]
Im deutschsprachigen Raum ist es vor allem den Gründungsmitgliedern von FQS wie Katja MRUCK, Günter MEY und Franz BREUER zu verdanken, dass die GTM theoretisch und in ihrer Anwendung sowohl in Teilaspekten breiter thematisiert als auch in ihren Möglichkeiten weiterentwickelt und diskutiert wurde, z.B. in den beiden "Grounded Theory Readern" (MEY & MRUCK 2007, 2011). In FQS finden sich zur GTM inzwischen zahlreiche Artikeln (siehe dazu beispielhaft: GLASER & HOLTON 2004; MEY & DIETRICH 2016; REICHERTZ 2009) und Interviews etwa mit Anselm STRAUSS (LEGEWIE & SCHERVIER-LEGEWIE 2004), Juliet CORBIN (CISNEROS-PUEBLA 2004) oder Kathy CHARMAZ (CHARMAZ & KELLER 2016). [2]
Die Thematisierung der Subjektivität und (Selbst-) Reflexivität in der qualitativen Forschung erhält in FQS ebenso besondere Aufmerksamkeit (siehe beispielsweise die beiden Schwerpunktbände zu "Subjektivität und Selbstreflexivität im qualitativen Forschungsprozess", MRUCK, ROTH & BREUER 2002; ROTH, BREUER & MRUCK 2003). Mit Blick auf die Auseinandersetzung um Subjektivität/Selbstreflexivität in der GTM möchte ich auch die Beiträge von MRUCK und MEY (2007, 2018) im "Sage Handbook of Grounded Theory" oder von BREUER, MEY und MRUCK (2011) im "Grounded Theory Reader" herausheben. Insbesondere Franz BREUER hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Relevanz der Forschendenrolle in die GTM systematisch einzuarbeiten, wie es sich in seinen Büchern nachverfolgen lässt – beginnend mit der Skizzierung der "Qualitative Psychologie" (BREUER 1996) über die "Reflexive Grounded Theory" (BREUER 2009) in einer ersten Version bis hin zu den nun umfänglichen Darlegungen in der 3. Auflage, denen ich mich in dieser Rezension widme. [3]
Ein Haus neu zu bauen ist oftmals leichter, als ein Bestehendes umzubauen. Die Überarbeitung der bisherigen zwei Auflagen wurde sehr engagiert umgesetzt. Dazu wurden Petra MUCKEL und Barbara DIERIS als Co-Autorinnen eingebunden. Antje ALLMERS (vormals LETTAU) ist wie seit der Erstauflage mit einem Gastbeitrag vertreten. Ein Lehrbuch von 182 auf 457 Seiten zu erweitern, bedarf nicht nur einer inhaltlichen Vertiefung, sondern auch einer Restrukturierung des Inhalts. Dies lohnt eine weitere Rezension2), diesmal für die 3. Auflage der RGTM und die darin vorgenommenen Änderungen zu verfassen. [4]
Zu Beginn dieser Rezension (Abschnitt 2) werde ich auf die strukturellen Veränderungen der aktuellen Auflage eingehen, um in Folge die inhaltlichen Unterschiede der einzelnen Buchkapitel – im Vergleich mit den beiden bisherigen Ausgaben – herauszuarbeiten (Abschnitt 3). In Abschnitt 4 gehe ich der Frage nach, ob die aktuelle Ausgabe als ein Standardwerk gesehen werden kann. Trotz vereinzelter Erweiterungsmöglichkeiten, die ich in Abschnitt 5 diskutiere, kann ich die Frage resümierend mit Ja beantworten. [5]
Formal hat sich zu den ersten beiden Auflagen das optische Erscheinungsbild des Springer-Lehrbuchs verändert. Es erweist sich durch ein klares, einladendes Layout als lesefreundlich. Ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis und eine jeweils kurze Zusammenfassung führen in jedes Kapitel ein. Einzelne Themenbereiche wurden auch mit einem Resümee bedacht. Die Bibliografien sind nun jedem Kapitel nachgestellt. Neu und hilfreich ist der umfangreiche Index im Anhang der Publikation. Darin finden sich neben den erwarteten Suchbegriffen "Deduktion", "Diagrammatik", "Epistemologie", "Interaktion", "Passung", "Transkript" auch z.B. "Ich-Tabu", "Brauchbarkeit", "Freestyle", "Gespür", "Herzblut", "Staunen" etc. – Begriffe, die darauf schließen lassen, dass es sich hierbei um ein Lehrbuch handelt, das sich der qualitativen Forschung auf kreative Weise und ohne Berührungsängste vor Gefühlen widmet. Die zahlreichen Kursivstellungen im Text, als Hervorhebung der indexierten Schlagwörter, ermöglichen eine schnellere Auffindbarkeit und Bearbeitung des Inhalts. All diese Layout-Änderungen machen in Summe die Auflage zu einem anwendungsfreundlichen Arbeitsbuch. [6]
Zusätzlich wurden die angeführten Literaturverweise erweitert und gegebenenfalls durch rezente Publikationen aktualisiert. Anwendungsfreundlich wirken die Verweise auf themenspezifische Internetadressen sowie die Bereitstellung weiterer Studien und zusätzlichen Informationsmaterials zur RGTM (BREUER et al., Kapitel 9.1). Zudem wurde von den AutorInnen eine begleitende Internetplattform eingerichtet3). Damit entspricht diese Ausgabe den gehobenen wie auch digitalen Anforderungen eines modernen Lehrbuchs. [7]
3. Inhaltliche Veränderungen – die Kapitel im Wandel der Auflagen
Im Überblick weist sich die gänzlich überarbeitete Neuauflage nicht nur durch eine Erweiterung aus, sondern auch durch eine generelle Umstrukturierung und Zusammenfassung zu kleineren Themengruppen. So wurden aus den bisher vier Kapiteln aktuell neun. Dabei fällt auf, dass mit viel Genauigkeit jeder Satz einer Prüfung im Hinblick auf seine heutige Gültigkeit unterzogen und ggf. um zusätzliche methodologische Kontextualisierungen oder praktische Beispiele erweitert wurde. Dadurch erweckt dieses Lehrbuch den Eindruck, nicht bloße Vorgabe und Orientierung geben, sondern auch inhaltlich verstanden werden zu wollen. Es vermittelt Lesenden Lust und Mut, sich dem "kreativen Abenteuer des Forschens" auf Basis eigenständigen Denkens und nicht einer "bürokratisch abzuwickelnde[n] Arbeitsroutine" (S.334) zu widmen. Dabei fördert die RGTM, entsprechend ihrer theoretischen Fundierung und als ein "Verfahren des Verlangsamens, Mikroskopierens, Entstandardisierens, Aufbrechens von Routinen, Hinterfragens und Reflektierens" (S.334), eine personalisierte, selbst-reflexive Forschungshaltung. Mit diesem Forschungsstil ist auf dem Pfad der "Entdeckung von Neuem" (S.334) zum einen mehr methodische Freiheit und Eigenverantwortung gegeben, zum anderen bedarf es aber auch des Mutes und der Flexibilität, sich der eigenen Vulnerabilität bzw. Berührbarkeit zur Erfassung empirischer Komplexität zu stellen. Diese Herangehensweise entspricht dem aktuellen Zeitgeist qualitativer Forschung (KORO-LJUNGBERG 2016; MEIER & BUDDE 2015). [8]
3.1 Zum Vorverständnis der reflexiven Grounded-Theory-Methodologie
Die aktuelle, dritte Auflage bietet für jede Lesegeschwindigkeit etwas. Für Eilige scheint das Kapitel 1 ("Reflexive Grounded Theory – Annäherung an ein Verfahren qualitativer Methodik") geeignet. Es gibt eine prägnante Kurzübersicht über die Inhalte der einzelnen Buchabschnitte. Bedeutsam erscheint mir in dieser Zusammenfassung auch der Verweis der AutorInnen auf die leicht irreführende Dichotomisierung eines eigentlich heterogenen Feldes von Datenerhebung und -analyse durch die Zuordnung in qualitativ und quantitativ, zum Teil verbunden mit sich daraus ergebenden, aber im Grunde unnötigen Grabenkämpfen. [9]
Für all jene, die sich – von der Übersicht inspiriert – mehr Zeit nehmen wollen und können, wartet eine gründlich ausgearbeitete und praxisorientierte Aufbereitung von Grundverständnis, Methodik und Anleitung zur Anwendung der RGTM. Dabei scheint es den AutorInnen – allesamt im Fach der Psychologie habilitiert oder promoviert – wichtig gewesen zu sein, den ursprünglich im Fachkontext der Soziologie, respektive der Chicago School entwickelten Forschungsansatz über die Fachdisziplinen hinweg allen GTM-Interessierten gleichermaßen zugänglich aufzubereiten. Dieses Unterfangen stellt eine besondere Herausforderung dar, zumal die wissenschaftstheoretische Sozialisierung selbst in den Sozialwissenschaften wesentlich voneinander differieren kann. Damit war es wohl auch unerlässlich, den epistemologischen und methodologischen Voraussetzungen und Grundannahmen der qualitativen Forschung im Allgemeinen und der R/GTM im Speziellen ausführlicher Aufmerksamkeit zu schenken. Dieser Anspruch scheint für die Restrukturierung und den erweiterten Umfang von Kapitel 3 bis 5 leitend gewesen zu sein. Auch wenn manchen Lesenden, je nach methodologischer Vorsozialisierung, Ausführungen zum epistemologischen Grundverständnis mehr oder weniger bekannt oder vertraut erscheinen mögen, lohnt es, sich auf diesen Teil der Publikation erneut einzulassen. Weshalb? Darauf komme ich in Abschnitt 3.2 zurück. [10]
Zuvor gebührt es, im chronologischen Sinne, noch der Erwähnung des 2. Kapitels ("Zur Geschichte der Grounded Theory"). Wer ein Grundverständnis für die Diversität der Publikationen zur GTM erwerben möchte, dem steht nun dieser Abschnitt als historische Einführung und Orientierung zur Verfügung. Gezeigt wird eine plurale Methodenentwicklung; die AutorInnen sprechen von "Grounded Theory-Wegen" (S.24). Im Rahmen dieser Wege ist die RGTM zunehmend zu einem eigenständigen Forschungsstil geworden. [11]
3.2 Lust auf das Entdecken von Neuem
Kapitel 3 bis 5 des besprochenen Bandes haben die größte Veränderung und Umstrukturierung erfahren, womit auch die Kritik aus der Rezension von Birgit GRIESE (2011) eingearbeitet scheint. Den drei Themenschwerpunkten gemeinsam sind die Fragen: Von welchen Erkenntnisbedingungen und -möglichkeiten geht die RGTM aus, und welche Position nimmt dabei die erkenntnisambitionierte Forschungsperson selbst ein? [12]
Dazu werden in Kapitel 3 ("Erkenntnisphilosophischer Rahmen und sozialwissenschaftliche Traditionen") die Grundideen sozialwissenschaftlicher Hermeneutik sowie der damit verbundenen Erkenntnishaltung vorgestellt und mit der Methodologie der R/GTM abgeglichen. Dabei werden sowohl die Spielarten des Konstruktivismus und die Herausarbeitung des konstruktivistischen Charakters der GTM durch Kathy CHARMAZ als auch die Vielfalt des hermeneutischen Verstehensprinzips und der damit verbundenen Deutungs- und Verstehensmethodiken thematisiert. Nach Darstellung der Kontroverse, ob denn nun der GTM die "Hermeneutik-Lizenz" (BREUER et al., S.53) abzusprechen sei oder nicht, bekennen sich die AutorInnen grundlegend zu einem hermeneutischen Verstehenskonzept, welches sie in der Folge (in Kapitel 3.5) ausformulieren. Dabei leiten sie, entgegen der ursprünglich induktiven Konzeption der GTM, in einen abduktiven Ansatz über (Kapitel 3.6), mit dem methodologisch der Vermutung und Kreativität in der Ideenentwicklung ein gebührender Platz eingeräumt werden kann. Für mich als phänomenologisch orientierte Ethnologin hätte sich hier als weitere Option die hermeneutische Phänomenologie Martin HEIDEGGERs (LINSKA 2017) angeboten. Mit ihr verbunden ist die Erkenntnishaltung der Epoché, d.h. die Einbeziehung des Vorverständnisses und die sich dabei dialogisch wiederholende Reduktion (Was ist?), Konstruktion (So ist es!) und Destruktion (Ist es so?) zur Herausarbeitung des sich Zeigenden in einem anfragenden und nicht hinterfragenden Prozess. Zudem stellt sich mir die Frage, ob neue Konzepte eigentlich "erfunden" werden, so die AutorInnen des Bandes (BREUER et al., S.58), oder ob sie doch vielmehr "erkannt" bzw. "entdeckt" werden – beispielsweise durch sich empirisch zeigende Veränderungen von Ordnungs- bzw. Bedeutungszusammenhängen. Das leib-/körpergebundene Erkennen dieser Zusammenhänge im Feld ist von den Forschenden primär durch ein Aushalten-Können des vorerst Unverständlichen, im Sinne einer rites-de-passage-artigen Verunsicherung zu erlangen. [13]
Das 4. Kapitel ("Methodologische Aprioris – Das Bild des Anderen") ist vorwiegend LeserInnen aus interpretativ orientierten humanwissen- oder sozialwissenschaftlichen Forschungsdisziplinen gewidmet. Es dient der Einführung in die methodologische Bedeutung der Exploration der eigenen Perspektivität und der sich daraus ergebenden Erkenntnisgebundenheit im Feld. Für LeserInnen, die bereits in Methoden der empirischen Forschung im Feld sozialisiert wurden, bietet es eine verständliche Formulierung des perspektivischen Paradigmas im Kontext qualitativer Forschungsansätze. Dies wird im Anschluss an LAUCKEN (2001) beispielhaft anhand dreier Denkformen demonstriert – einer neuropsychologischen, einer kognitionspsychologischen und einer phänomenologischen. Dabei wird deutlich, wie sehr das Welt-/Menschenbild die Zuordnungen bzw. den Gegenstandsentwurf und die Handlungspraxis vor- und mitbestimmen. Weiterführend thematisieren die AutorInnen auch die Denktradition der qualitativen Sozialforschung und den damit verbundenen Wandel, ebenso wie die Differenzen zwischen dem deutschen und amerikanischen Subjektbegriff. Aufbauend auf der Zusammenfassung der Grundannahmen der Handlungstheorie durch Anselm STRAUSS (1987) durch seine Co-Autorin Juliet CORBIN in späteren Publikationen (1990) wird auf die Notwendigkeit der Erweiterung der GTM um das Konzept der Emotion und (Selbst-) Reflexion eingegangen. Diese explizite Einbeziehung zeichnet die RGTM, so die AutorInnen, besonders aus. Die Herausarbeitung dieser Konturen dient weniger der Spaltung, denn begrüßenswerter Weise vielmehr der Verbindung zu einer "kultur- und sozialwissenschaftlichen Auffassung von Humanforschung" (BREUER et al., S.76).
"Dabei werden die Forschungsobjekte – menschliche Personen in der Welt ihres alltäglichen Lebens und Handelns – als Wesen betrachtet, die grundsätzlich in der Lage sind, über sich selbst, über ihre Verbindungen mit der gegenständlichen, sozialen und geistig-kulturellen Umwelt, über ihre Weltwahrnehmungen und -deutungen, ihr Handeln, ihre Lebensgeschichten und ihre sozialhistorischen Einbindungen zu reflektieren und Auskunft zu geben – sowie diese auch mitzugestalten, zu bewahren und zu verändern. Es wird unterstellt, dass ihre Welt- und Selbstwahrnehmungen für ihr Handeln bedeutsam und dass entsprechende Selbstauskünfte für die wissenschaftliche Erkenntnis- und Theoriebildung interessant sind. Damit ist kein Urteil zur Frage des Wahrheitswerts von Introspektion, Selbstbeobachtung und Selbstbeschreibung gefällt [...]. Ihre subjektiven Perzeptionen und Deutungen werden jedoch nicht als irrelevante Begleitphänomene, sondern als grundsätzlich bedeutsam für eine sozialwissenschaftliche Sicht auf den Menschen erachtet. Sie können einen Beitrag zum Verstehen und Erklären ihres Erlebens und Handelns liefern" (S.76f.). [14]
Damit geben die AutorInnen einmal mehr eine sehr klare Definition der perspektivischen Haltung im Rahmen der RGTM, die so aufbereitet zu einem disziplinübergreifenden Meeting Point wird. Selbstverständlich bezieht diese Forschungshaltung – im Sinne der "Selbstanwendung" – auch die Positionierung und den Blick der Forschenden als Teil des zu beforschenden Feldes mit ein. Demnach ist das Verstehen des eigenen handlungsleitenden Selbst- und Weltbildes als Mensch und ForscherIn ein wahrnehmender, wertender und (selbst-) reflexiver Bezugspunkt zum Feld. Die RGTM bettet dieses selbst-reflexive Vorgehen in einen methodologischen Kontext. Dabei wollen die AutorInnen gerade ForschungsnovizInnen zu eigenständigem Denken und zur Erarbeitung eigener Theorien ermutigen und sie durch die theoretische Fundierung dieses Ansatzes dazu ermächtigen, auch andere Routen zu erkunden als die der "Wissenschafts-Karawane" (S.4). [15]
3.3 Lust auf selbstreflexive Forschungsabenteuer
Im fünften Abschnitt des Buches ("Forschen als leibgebunden-engagierte Tätigkeit im Kontext – Selbstreflexivität als Erkenntnisfenster") beschäftigen sich die AutorInnen mit der Perspektivität im Kontext der disziplinären Einbettung und Vorprägung sowie dem lebensgeschichtlichen Kontext der forschenden Person. Gerade ihr Blick auf das Feld und sich selbst kann dabei zu einem wichtigen Erkenntnisfenster werden. Da "der Weg zur Subjektivität des anderen [...] nur über die eigene Subjektivität führen [kann]" (REICHERTZ 2016, S.79), bedarf es einer selbstreflexiven Arbeitsweise, um die Subjektgebundenheit der Erkenntnis – im Sinne einer relativen Objektivität. Es geht darum, den subjektgebundenen Forschungsprozess (selbst-) reflexiv durch eigene und gemeinschaftliche Reflexion zu begleiten, um so in eine Dezentrierung der ursprünglichen subjektiven Betroffenheit, d.h. Erstwahrnehmung zu gelangen. Ausgangspunkt ist dabei das forschende Subjekt in der empirischen Beziehung zu den zu beforschenden Subjekten und deren Interaktionen. Der zu erarbeitende Endpunkt sind die aus dieser Empirie zu entwickelnden Erkenntnisse und die sich daraus ableitende Theorie. Somit verbleibt qualitative Forschung in diesem Verständnis zwar im subjektiven Zugang verankert, aber nicht darin verhaftet. Ebenso liegt die Erkenntnisarbeit weniger im messenden Zählen und Quantifizieren, denn im ermessenden "Verstehen, Sinnverleihen, Interpretieren und eine[r] Fokussierung von Einzelfällen, Be/Deutungsstrukturen, Handlungs-, Ablaufmustern u.Ä." (BREUER et al., S.2). [16]
Qualitative Sozialforschung beinhaltet rezent den Anspruch der kontextuellen, selbst-reflexiven Einbindung der persönlichen Sozialisierung (biografisch und ausbildungsmäßig) der forschenden Person wie auch der wissenschaftstheoretischen und -institutionellen Rahmenbedingungen, die allzu gerne in den Hintergrund gedrängt werden. Eine sozialwissenschaftliche, qualitativ angelegte Forschung entstammt u.a. immer einer persönlich-institutionellen Bedingtheit und möchte in eine solche wieder überführt, darin eingebunden und von dieser anerkannt werden. Dadurch müssen auch Vorerfahrungen und -wissen als persönlich-individuelle Präkonzepte Gegenstand der Exploration und Analyse sein. Dieser selbstreflexive Prozess ist nicht als eine rein kognitive Leistung oder gar als ein reduktionistisches, kritisches Hinterfragen zu verstehen. Vielmehr ist dieser Prozess – und dafür gebührt Franz BREUER als exponiertem Vertreter dieser Position interdisziplinäre Anerkennung – nicht ohne die Einbeziehung der ebenso körper-/leibgebundenen, sinnlichen wie emotionalen Wahrnehmungsverarbeitung der beforschten Interaktionen im Feld durchführbar. Darauf gehen die AutorInnen theoretisch, aber vor allem auch praxisorientiert, in Form einer Variation an methodischen Möglichkeiten, näher ein. Sie bedienen damit nicht nur ein Ob, sondern auch ein Wie der Selbst-Reflexion. [17]
Da dieses Lehrbuch der Aneignung eines Forschungsstils dient, gehört es für die AutorInnen dazu, die Frage nach der persönlichen Eignung zu stellen, und sie lassen Lesende mit einer Antwort nicht allein. Es unterliegt jedoch der Selbsteinschätzung, ob diese Persönlichkeitsmerkmale den persönlichen Neigungen entsprechen. Denn Selbstreflexion bedeutet nicht nur Fragen zu stellen und Antworten zu geben, sondern auch damit verbundene Affekte, Bewertungen, Gestimmtheiten sowie Assoziationen, Selbst- und Fremdwahrnehmung aushalten und explorieren zu können. So gesehen erlaubt dieser Forschungsstil, an der "Demarkationslinie von Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft [zu] operier[en] [und] birgt [dabei] allerlei persönlich-existenzielle Risiken für Forschende – von der Verletzbarkeit in der eigenen persönlichen Sphäre bis hin zum Hinauswurf aus der etablierten Academia" (BREUER et al., S.117). Damit Letzteres möglichst nicht mehr vorkommt, hilft meines Erachtens auch die vorliegende gründliche Heranführung an die theoretischen und methodischen Spielräume und Risiken, um mit gutem Gewissen eine "Heuristik des Spürens" (a.a.O.) als wissenschaftlichen Mehrwert vertreten zu können. [18]
Die AutorInnen sprechen in diesem Kapitel, gemäß der Embodiment-These, von einem körper-/leibgebundenen Einsatz der ForscherInnen, die deren Leib zur "Erkenntnis-Sonde" werden lässt (S.93). Dieser Zugang entspricht zunehmend dem rezenten Forschungsverständnis qualitativer Sozialforschung weg von der Störungs- und Kontrollhaltung hin zu emotionaler und kognitiver (Sinnes-) Wahrnehmung und -verarbeitung als Ressource (BREUER 2000; DAVIES & SPENCER 2010; PINK 2009; SPENCER & DAVIES 2010). Fokussierte Selbstaufmerksamkeit zur Nutzung von Resonanzen am eigenen Körper bzw. Leib wird so nicht zur narzisstischen Selbstbespiegelung, sondern datengenerierend und -kontextualisierend wie handlungsleitend eingebunden. Wenngleich mir das Anliegen der AutorInnen nachvollziehbar ist, erscheint die theoretische Differenzierung des Körper- und Leibansatzes in der Darstellung doch vernachlässigt worden zu sein. Denn der leibliche Zugang4), als ein Lesen von Sinnspuren verstanden, reicht in der (leiblichen) Wahrnehmung über den Körper hinaus bis an den Horizont des Sinnlichen – d.h. des Hörbaren, Riechbaren, Sichtbaren, Spürbaren (RAPPE 2012). Das Atmosphärische, Emotionale wird dabei nicht nur gleichzeitig am eigenen, sondern auch an anderen Körpern, verstärkend, differierend oder irritierend – jedenfalls aber korrespondierend, interagierend – ablesbar und für die Erkenntnisgewinnung integrierbar. [19]
3.4 Rüstzeug für das eigene Forschungsvorhaben
Die Aufbereitung des methodischen Werkzeugkastens der RGTM in Kapitel 6 wurde – verglichen mit früheren Auflagen – sowohl in eine prozesshaftere als auch themenspezifischere Darstellung gebracht und ist nach wie vor das methodische Herzstück dieses Lehrbuchs und der RGTM selbst. Der Abschnitt beinhaltet eine Übersicht über die grundlegenden Schritte des Forschungsablaufs von der Auswahl des Themas und der Literatur über den (selbst-) reflexiven Umgang mit Präkonzepten und das theoretische Sampling bis hin zur theoretischen Sensibilität. Letztere wird im Verständnis von Anselm L. STRAUSS und Juliet CORBIN nicht unkritisch behandelt, sondern es wird darauf verwiesen, dass "[d]as voraussetzungslose Entstehen gedanklicher Strukturen bzw. Ideen aus einer Wimmelwelt von (Sinnes-)Daten [...] eine erkenntnislogische Unmöglichkeit [ist]" (BREUER et al., S.160f.). Auch durch diese, der GTM inhärente Paradoxie konstituiert sich der Ansatz der RGTM im Wechsel von Selbstaufmerksamkeit und "Entselbstverständlichung" sowie durch ein die Dimensionen Differenziertheit und Offenheit miteinander verschränkendes Konzept der theoretischen Sensibilität5). Wobei die Sensibilitätskompetenzen der Forschenden zu Beginn eines Projekts unterschiedlich ausgeprägt sind und sich entwickeln. Zur (Weiter-) Entwicklung dieser Sensibilität zeigen die AutorInnen zahlreiche Möglichkeiten auf. Dies leitet über zur Datenerhebung und -bearbeitung. [20]
Der schriftlichen Datenerfassung (Kapitel 6.8) und der dynamischen Datengewinnung im Feld selbst (Kapitel 6.9), werden gegenüber den ersten beiden Auflagen nun eigene Schwerpunkte gewidmet. Hier finden sich neben der Datengewinnung als leibhaftige Geschehensteilnahme und der partizipatorischen Interaktion im Feld auch die Themen der Interviewführung und der Transkription einführend, aber erweitert wieder. Gemäß dem reflexiven Ansatz werden von den AutorInnen mögliche Fragestellungen zur Reflexion von Forschungskontakten bereitgestellt. [21]
Dem Kodieren ist ein ausführlicheres Unterkapitel (6.10) gewidmet. Hierin wird auf die verschiedenen Arten des Kodierens in praxisnaher Weise eingegangen. Gleiches gilt nach dem Bilden von Kategorien für die Ausarbeitung von Modellarten und Kodierfamilien (Kapitel 6.11). Der "Werkzeugkasten" wäre für die AutorInnen nicht komplett, wenn nicht auch auf den Austausch unter (Co-) Forschenden eingegangen werden würde: In Abschnitt 6.14 zeigen sie die Bedeutung, Vorgehensvarianten und Dokumentationsmöglichkeiten auf. [22]
Kapitel 7 zum Thema Gütekriterien und zu ethischen Fragen zeigt einmal mehr den Unterschied zu den bisherigen Auflagen und hebt damit auch die Bedeutung dieser Themenschwerpunkte heraus. Was zuvor auf knappen zwei Seiten abgehandelt wurde, dem räumen die AutorInnen nun ganze 36 Seiten ein. Dabei geht es nicht nur um die Gütekriterien der qualitativen Forschung im Allgemeinen und der RGTM im Speziellen, sondern entsprechend der Forschungshaltung auch um ethische Fragen und die Verantwortung der Forschenden, bezogen auf die Erhebung, Analyse und Publikation von empirisch erhobenen Daten. Die AutorInnen stellen zudem drei grundlegende Konzepte philosophisch-normativer Ethik vor: Tugendethik, deontologische und konsequentialistische Ethik. Das Kapitel enthält zudem praxisorientierte Fragen zur Güte-Reflexion nach Juliet CORBIN und Anselm L. STRAUSS (2015) und setzt sich explizit mit dem Datenschutz auseinander (Anonymisierung, Archivierung und Nachnutzung von Daten). An dieser Stelle sollte m. E. ebenso auf die Verantwortung der Gesunderhaltung von ForscherInnen – ob nun erfahren oder noch NovizInnen im Rahmen des Studiums – durch die Auftrag gebende Institution hingewiesen werden (LINSKA 2017). Eine ethische Verantwortung für die forschende Person selbst findet bei Projekteinreichungen zunehmend im Rahmen sicherheitsrelevanter Aspekte Berücksichtigung. [23]
Einen weiteren methodenimmanenten Schwerpunkt von Kapitel 7 stellt die theoretische Sättigung dar, der entgegen den bisherigen Auflagen mehrfach Aufmerksamkeit gewidmet wird. Ausgehend von den Grundlegungen in "The Discovery of Grounded Theory" von Barney G. GLASER und Anselm L. STRAUSS (1967) werden die Bedingungen und das Verständnis von Sättigung und deren Erreichung thematisiert. Wobei sich die theoretische Sättigung nicht nur als eine auf Quantität bezogene Dichte und erschöpfende Abdeckung von Variationen verstehen lässt, sondern – so BREUER et al. im Anschluss an GUETTERMAN (2015) – auch prozessbegleitende, reflexive Überlegungen zur Qualität im Kontext von Auswahlstrategie und Angemessenheit der Fallauswahl beinhaltet. [24]
3.6 RGTM – Ein Denk- und Herangehensstil mit Spuren
Wie bereits Kapitel 4, erinnert auch Kapitel 8 ("Aneignung und personale Langzeit-Wirkungen der RGTM") daran, dass dieser Ansatz gerade in der Psychologie einer stärkeren – da nicht selbstverständlichen – Positionierung gegenüber dem "dort [vor]herrschende[n] naturwissenschaftlich ambitionierte[n] Wissenschaftsverständnis" (BREUER et al., S.392f.) bedarf. Wie sehr dieser Zugang auch für die Bearbeitung von Themenstellungen innerhalb der Psychologie relevant sein kann, wird einmal mehr durch das Lehrbuch unterstrichen. Dass die Aneignung der Forschungshaltung Besonderheiten in sich birgt, die in den beruflichen und persönlichen Alltag im Sinne einer generalisierten Haltung einfließen und diesen bereichern, davon zeugen die im Kapitel 8.1 zu Wort kommenden Studierenden und KollegInnen mit ihren Erfahrungen durch RGTM. Die persönliche Fähigkeiten stärkenden Eigenschaften der RGTM werden im Anschluss zusammengefasst, wie beispielsweise die Toleranz gegenüber Ungewissheit, das intensiv-nahe Sich-Einlassen- und -Abwarten-Können, die Haltung von Vertrauen und Transparenz in Kontakten, Bemühen um das Verstehen des/der Anderen/Fremden, Stärkung des Vertrauens in die eigene Intuition und das Wahrgenommene, Interesse an Neuem u.v.a.m. Kapitel 8 vermittelt, dass sich eine Aneignung dieses Forschungsstils über ein Projekt hinaus lohnt. [25]
3.7 Beispiele persönlicher Forschungshandschriften
Kapitel 9 ("Anwendungen des RGTM-Forschungsstils") widmet sich in einem Überblick durchgeführten Projekten sowie Geschichten persönlicher Methodenaneignungen und -reflexionen. Zur weiterführenden Themenvertiefung wird auf drei Einführungs- bzw. Sammelbände qualitativer Psychologie von Franz BREUER (1996, 1999, 2009) mit Aufsätzen über begleitete psychologische Abschlussarbeiten6) und Dissertationen zwischen 1996 und 2009 verwiesen, die sich entweder am Forschungsstil der RGTM orientierten oder zur Entwicklung des Forschungsstils beigetragen haben. Daraus wurden beispielgebend Antje ALLMERS und Barbara DIERIS mit ihren Projekten und persönlichen Reflexionen ausgewählt: "Beide Geschichten machen deutlich, dass es hier – über die Aneignung einer wissenschaftlichen Forschungsmethodik hinaus – um das Suchen und Finden eines persönlich geprägten Forschungsstils geht" (BREUER et al., S.408). Die beiden Aneignungsdarstellungen von Antje ALLMERS und Barbara DIERIS waren bereits in der 2. Auflage enthalten. Sie verdeutlichen einmal mehr die Freiheiten, variantenreichen Anwendungsmöglichkeiten sowie die sich von selbst ergebenden Begrenzungen durch die Prozesshaftigkeit dieses Forschungsstils. Dabei ist die theoretische Aneignung zwar wichtig, jedoch wird diese erst durch die praktische Umsetzung zu einem lebendigen, kontextbezogenen Erfahrungswissen. Der Forschungsprozess wird dabei nicht nur kognitiv, sondern auch emotional erfahren. Die selbstreflexive Vorgehensweise in diesem Prozess lässt Forschende selbst zu einem "Erkenntnisfenster" (S.98) werden. Abschließend ist noch zu erwähnen, dass in Kapitel 9.1 diverse interessante, weiterführende Links angeführt sind, wie beispielsweise zu einem als Einführung in die GTM, den Petra MUCKEL mitentwickelt hat. [26]
Wer sich ernsthaft mit Subjektgebundenheit und Selbstreflexion in der qualitativen Forschung beschäftigt – dies gilt vor allem für den deutschsprachigen Raum – kommt m.E. nicht umhin, Franz BREUERs Publikationen aufmerksam zu studieren. In seiner kontinuierlichen Auseinandersetzung mit den Themen der Subjekthaftigkeit als "epistemologischem Fenster" (BREUER 2003), Interaktivität und Selbstreflexion im Kontext des qualitativen Forschens seit den späten 1980er Jahren entstand ein eigenständiger Ansatz – die RGTM. Deren grundlegende Neubearbeitung im Sinne einer "Münsteraner Schule" der GTM mit dem Spezifikum der aktiven Integration des (selbst-) reflexiven und leib-/körper-orientierten Forschungsparadigmas wurde auch zu einer "methodologisch-methodischen Bilanz" (BREUER et al., S.VI). Sich selbst als Seniorautor bezeichnend, darf Franz BREUER auf gut dreißig Jahre engagierte Arbeit an diesem Forschungsstil verweisen, die die vorliegende Auflage zu einem Lehrbuch der besonderen Art hat werden lassen. Es wird darin gezeigt, dass es sich selbst in wissenschaftlichen Publikationen lohnt, Empathie und Gefühl einzubringen und die Kontaktfähigkeit zu den Lesenden unter Beweis zu stellen. Dabei möchte ich den nicht explizit ausgewiesenen Beitrag der Co-AutorInnen Petra MUCKEL und Barbara DIERIS nicht schmälern, denn ich nehme an, dass diese wesentliche Erweiterung gerade durch die gemeinschaftliche Konzeption, Arbeit und Reflexion diesen Umfang annehmen konnte. [27]
Mit dieser erweiterten Aufbereitung der RGTM zeigt sich, dass Selbstreflexion für Franz BREUER und seine Co-AutorInnen weder ein nettes Methoden-Accessoire, noch einen Grund für einen schnellen gefühlsausblendenden "Galopp" (BREUER 1991, S.92) darstellt. Damit bleiben die AutorInnen Franz BREUERs Credo aus den 1990er Jahren treu, die "Kompetenz ausgewogener Selbst- und Fremdbeobachtung" (BREUER 1991, S.84) zu stärken und eine "reflektierte Einbeziehung der Subjektperspektiven der an den Untersuchungssituationen beteiligten Personen (Untersuchungspartner, Wissenschaftler u.a.) als gegenstandsrelevante Daten" (S.92) zu gewährleisten. Deutlich wird, dass sich durch qualitative Forschung keine schnellen, über sich und die Köpfe der ForschungspartnerInnen hinweg zu erhebenden und zu bearbeitenden Daten gewinnen lassen, sondern dass ein hoher persönlicher Einsatz erforderlich ist. Dieser Einsatz liegt im Methoden-Knowhow, in dessen flexibler und gleichzeitig transparent dokumentierter Anwendung sowie in der dem Menschen grundgelegten, aber nicht selbstverständlichen Fähigkeit zur Beziehung und Eigenreflexion. Darin liegt ein hoher Anspruch, der die subjektive Wirklichkeit als Quelle der Vergegenständlichung mit einem emotionalen Überschuss gegenüber der Objektivität anerkennt und die damit verbundene Betroffenheit aushaltend zu einem Datum der Evidenz ethnografisch integriert (vgl. LINSKA 2017; RAPPE 2012). Die jahrelange Feinarbeit, die diesem Lehrbuch zur Aneignung eines flexiblen Forschungsstils zugrunde liegt, ist in ihrem Wert nicht hoch genug einzuschätzen, da es nach wie vor in der Forschungslandschaft auch Seitenhiebe auszuhalten gilt besonders dort, wo das alte Paradigma "qualitativ versus quantitativ" nach wie vor zur Abgrenzung von Wissenschaftlichkeit hochgehalten wird, obwohl dies spätestens seit den 1960er Jahren obsolet sein sollte (vgl. DASTON & GALISON 2007). Gleichzeitig scheint gerade diese Herausforderung zur Immunisierung gegen diesen Paradigmenkampf durch die epistemologisch und methodologisch noch deutlichere Positionierung als in den Vorgängerauflagen angenommen und nachhaltig gelungen zu sein. [28]
Auf der Suche nach Erweiterungs- und Verbesserungsmöglichkeiten hätte ich mir gewünscht, dass stärker darauf hingewiesen würde, dass die im Lehrbuch verwendeten Begriffe der Irritation bzw. Störung, Übertragung und Gegenübertragung auf Konzepte der (Ethno-) Psychoanalyse zurückgehen. Gleichbedeutend zum Konzept der Störung erscheint mir die Exploration des nicht unwesentlicheren Selbstverständlichen. Denn nicht nur Unangenehmes und Irritierendes, auch Angenehmes und scheinbar Selbstverständliches lenkt die Perspektiven und Handlungen des/der Forschenden. [29]
Glaubwürdig ist in dieser Auflage der Methodenwandel von einer Textorientiertheit der GTM hin zu einer Kontextorientierung in der RGTM (Kapitel 3). Für EthnologInnen, Kultur- und SozialanthropologInnen sind qualitative Forschungsansätze wie beispielsweise die ethnografische Feldforschung mit dem Spezifikum der teilnehmenden Beobachtung im Vergleich zur Soziologie und Psychologie zentral. Dementsprechend wird dieser Zugang seit beinahe 100 Jahren im Fach in all seinen Formen, Möglichkeiten und Problemstellungen theoretisch behandelt, diskutiert und im Studium praktisch eingeübt (vgl. SEISER 2016). Dabei erfolgte die Prägung weniger durch die Chicago School (außer in der Business Anthropology) als vielmehr durch Franz BOAS (vgl. STOCKING 1974) und die nordamerikanische Kulturanthropologie sowie durch Bronislaw MALINOWSKI (vgl. STOCKING 1983) und viele weitere FeldforscherInnen-Generationen der britischen Sozialanthropologie. So erscheint die im Lehrbuch vorgefundene Auseinandersetzung mit Gatekeepern, teilnehmender Beobachtung und Forschung im Feld nicht neu bzw. nur grundsätzlich umrissen (in Kapitel 6.9). Mehr Literaturverweise wären dazu möglich und wünschenswert gewesen. Die Darstellung "des Ethnologen" in diesem Lehrbuch vermittelt das Bild einer/eines in der Ferne Forschenden. Das Arbeitsfeld ist jedoch seit den 1960er Jahren nicht mehr an eine örtliche Ferne oder gar eine Ethnie gebunden. Feldforschung at home oder bspw. im virtuellen Raum gehört ebenso zum heutigen Selbstverständnis dieser Fachdisziplin. Zwar ergibt sich für EthnologInnen durch dieses Lehrbuch ein interessanter und anregender Einblick in die primär soziologische lineage/Genealogie der qualitativen Forschung, doch hätte ich mir eine ausgeglichenere Präsentation von Literaturverweisen gewünscht, z.B. BEHAR (1996), BERGER und BEATTY (2010), BERGER (2010), BERGER; BERRENBERG; FUHRMANN; SEEBODE und STRÜMPELL (2009), DeWALT und DeWALT (2011), GINGRICH (1999), KREMSER (2001 [1989]), OKELY (2012), OKELY und CALLAWAY (1992), MADDEN (2010), McLEAN und LEIBING (2007), ROBBEN und SLUKA (2012) oder SPITTLER (2001), um einige auch für RGTM-Interessierte lesenswerte AutorInnen zu nennen7). Aus ethnologischer Perspektive erscheint mir der von BREUER et al. hervorgehobene autobiografische bzw. autoethnografische Forschungsansatz zur Transparenz selbstreflexiver Vorannahmen möglich, aber nicht zwingend notwendig zu sein. Trotzdem ist anzuerkennen, dass die RGTM dem ethnografischen Ansatz wesentlich mehr Bedeutung einräumt, als dies aus Sicht von BREUER et al. in der GTM ursprünglich vorgesehen war. [30]
Bei all dieser Kritik ist und bleibt dieses Werk insgesamt für Studierende, Lehrende und Forschende eine hilfreiche und inspirierende Praxisanleitung sowie ein zeitgemäßer Ansatz der GTM. Mit der Herausarbeitung der Essenz dieses Ansatzes und gleich einer Gelassenheit zu den Dingen im phänomenologischen Sinne fokussiert dieses Lehrbuch treffsicher das Wesentliche, ohne die Nuancen, Nebeneffekte und Grenzen des Forschungsstils außer Acht zu lassen. Wichtige Aspekte des epistemologischen Paradigmas qualitativer Forschung wie die Kontext- und Subjektgebundenheit sowie die Selbstreflexion wurden wissenschaftstheoretisch systematisch und zugleich praxis- wie auch prozessorientiert und darüber hinaus aneignungsfreundlich integriert. Zwar kann ich nicht für Pierre BOURDIEU sprechen, aber im Verständnis seiner Kritik an der praktizierten Reflexivität erscheint mir, dass er wohl zustimmende Freude an diesem Werk gehabt hätte, da es der Verfeinerung des Erkenntniswerkzeugs dient bei gleichzeitiger Kenntnisnahme der eigenen Grenzen und der gegenwärtigen institutionellen, wissenschaftlichen Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen (vgl. BOURDIEU 1999 [1993]). [31]
Wurde in der Rezension von Christian BECK (2010) noch auf die Problematik der ein wenig knapp gehaltenen Darstellung für jene EinsteigerInnen verwiesen, die ein eigenes Projekt vorbereiten, so begegnet die aktuelle Ausgabe auch Projekt-NovizInnen aneignungsfreundlich und belässt sie in einer kreativen und prozessförderlichen Freiheit. Es ist den AutorInnen jedenfalls gelungen, dieses Lehrbuch als einen Begleiter zu konzipieren, der in jeder Phase des Prozesses Hilfestellungen gibt wie auch Mut und Lust macht, sich durch diesen Forschungsstil die Erkenntniswelt zu eröffnen. [32]
Last but not least habe ich mich gefragt, ob es eine glückliche Entscheidung war, den Titel über die drei Auflagen hinweg beizubehalten? Dafür spricht, dass die Themenstellung gleichblieb. Die dargestellte, grundlegende Neukonzeptionierung des aktualisierten Lehrbuchs hätte aber eine Titeländerung zumindest im Untertitel gerechtfertigt. Für LeserInnen der Auflagen aus den Jahren 2009 und 2010 wie für Fachbibliotheken lohnt es sich, die aktualisierte Version sowohl für die gründliche Einarbeitung in die RGTM als auch zum besseren Grundverständnis des qualitativen Forschungsparadigmas zu verwenden. Resümierend erfüllt diese Ausgabe für mich alle Anforderungen eines gelungenen Standardwerkes. [33]
Es gilt als eine hohe Tugend der Wissenschaft, möglichst kritisch zu sein. Meines Erachtens geschieht dies manchmal weniger inhaltlich bereichernd als persönlich verletzend. Dank und Anerkennung einer wissenschaftlichen Leistung hält sich hingegen eher in Grenzen oder wird gar verpönt. Möglichst kritisch zu sein, bedeutet jedoch nicht per se, auch objektiver zu sein. Trotzdem und gerade auch deshalb ist es mir wichtig, an diesem Punkt Danke zu sagen. Ich selbst bin im Zuge meines kultur- und sozialanthropologischen Studiums und der Beschäftigung mit dem Thema der Selbst-Reflexion Anfang der Jahrtausendwende auf die Publikationen von Franz BREUER gestoßen. [34]
So wie mich, hat er wohl viele qualitativ Forschende quer über die Fakultäten hinweg durch seine zahlreichen Publikationen und Seminare inspiriert und in ihrem projektbezogenen Streben nach Erkenntnis bestärkt. Sein Engagement und das Beziehen einer eindeutigen, mutigen Position in der Psychologie und darüber hinaus haben dazu beigetragen, dass sich die deutschsprachige qualitative Forschung nach stürmischen Jahren der Neufindung in ihrer wissenschaftlichen Konnotation und Redlichkeit den quantitativen Methoden nicht unterlegen fühlen muss. Die aktuelle Auflage des Lehrbuchs weckt in mir das Bild der Überreichung einer Staffel, die das Feuer für die Erarbeitung wissenschaftlicher Erkenntnis durch das Feld der Beziehung zu sich und anderen weiterbrennen lässt. [35]
1) In dieser Rezension wird vor allem auf die qualitativen Aspekte der Grounded-Theory-Methodologie (GTM) eingegangen. Jedoch ist die RGTM ebenso für quantitative Daten nutzbar, mitunter in ein und derselben Studie. Schon STRAUSS und CORBIN (1990) haben auf die steigende Nutzung dieser kombinierten Anwendungen hingewiesen (vgl. auch CROPLEY 2005; zur quantitativen Nutzung der GTM GLASER 2008). <zurück>
2) Besprechungen zu den Vorgängerauflagen wurden von Christian BECK (2010), Sandra DA RIN (2010) sowie von Ruth MICHALEK (2009) vorgelegt. Die 2010 erschienene 2. Auflage wurde von Birgit GRIESE (2011) rezensiert. <zurück>
3) Siehe https://reflexivegroundedtheory.wordpress.com und http://www.grounded-theory.net [Datum des Zugriffs: 23. Januar 2018]. <zurück>
4) Der leibphänomenologische Ansatz überwindet damit eine Grenzziehung im Sinne des Otherings oder einer Subjekt-Objekt-Distanzierung und muss sich nicht einer Übertragungs-Gegenübertragungsvorstellung verschreiben. Das Subjekt in seiner Leiblichkeit ist immer schon dialogisch und das Innen mit dem Außen verschränkt. Auch ist der leibliche Raum entgegen dem körperlichen Raum nicht als solches begrenzbar, ebenso wie es ohne Leiblichkeit keine Subjektivität gibt. "Sie ist die ontologische Realität und lebendiger Bezugspunkt zur Welt und umgekehrt. […] Gefühle sind [demnach] weder im, am oder als Körper lokalisierbar bzw. darauf reduzierbar" (LINSKA 2017, S. 149; ANDERMANN 2011; siehe auch RAPPE 2012; SCHMITZ 2009). Dessen Entfernungen können im Sinne von Nähe oder Distanz bzw. ebenso wie Gedanken, als uns nahe, fern, anziehend oder abstoßend erfahren werden (GAMMERL 2011; LINSKA 2017). <zurück>
5) Das Konzept der theoretischen Sensibilität wird in der 3. Auflage grafisch (S.162) und beispielhaft (S.194) dargestellt. <zurück>
6) Siehe Abschlussarbeiten: https://www.uni-muenster.de/PsyIFP/AEBreuer/abschlussarbeiten.html [Datum des Zugriffs: 29. März 2018]. <zurück>
7) In einer Einführung von Marion LINSKA und Annika STRAUSS (2015) wurde der theoretische Wandel des Forschungsstils der Feldforschung im Zeitraffer nachgezeichnet. <zurück>
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Marion LINSKA ist Kultur- und Sozialanthropologin, Psychotherapeutin (Fachrichtung: Existenzanalyse), Coach und Supervisorin in freier Praxis in Linz a.d. Donau. Sie hat diverse Publikationen u.a. zu den Themen Selbstreflexion und Selbstfürsorge in der qualitativen Forschung sowie zur Entwicklung der personalen Feld-Reflexion (PFR) vorgelegt und ist Mitglied der Arbeitsgruppe für Psychotherapie & Medizinanthropologie, der Arbeitsgruppe Hautbilder/Skin Studies sowie der Arbeitsgemeinschaft Ethnomedizin e.V. (AGEM).
Kontakt:
Mag. phil. Dr. phil. Marion Linska, MSc
Praxis:
A-4020 Linz, Honauerstr. 14
Tel.: 0043 (0)699 107 13 873
E-Mail: marion@linska.net
URL: http://www.linska.net/
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