Volume 19, No. 3, Art. 30 – September 2018
Ethische Ambivalenzen in der Forschung mit Kindern in Unterkünften für geflüchtete Menschen
Sarah Fichtner & Hoa Mai Trần
Zusammenfassung: Im ethnografischen Forschungsprojekt "Alltagserleben von jungen Kindern in Unterkünften für geflüchtete Menschen" wurden Kinder und ihre Familien über acht Monate in Sammelunterkünften in Berlin von Forschungstandems begleitet. Durch teilnehmende Beobachtung, Interviews, Gespräche und kindzentrierte Methoden wurden die Perspektiven verschiedener Akteur*innen (Kinder, Eltern, Leitung, Kinderbetreuung, Security etc.) aufgezeichnet und ausgewertet. In diesem Beitrag stützen wir uns auf unsere Erfahrungen als Forschende eines Forschungstandems und fokussieren Fragen praktischer Ethik. Dabei kommt der Eigenlogik des Feldes als ethisch bedeutsames Umfeld, das durch fluide Grenzen von Öffentlichkeit und Privatheit, unklare Zuständigkeiten sowie Ressourcenknappheit geprägt ist, eine maßgebliche Bedeutung zu. Wir vertiefen die Relationalität ethischer Fragen anhand zweier Irritationsmomente: der Auseinandersetzung mit einem Abschiebebescheid und Beobachtungen (potenziell) grenzüberschreitenden Verhaltens gegenüber Kindern. Die reflexive Auseinandersetzung mit diesen ethisch wichtigen Situationen verdeutlicht die Interventionshaftigkeit von Forschung und die permanente Aushandlung der Forscher*innenrolle. Die eigene Involviertheit, Gefühle, Gedanken und Handlungen werden konstruktiv aufeinander bezogen. Fragen von Verantwortung und ihre Reflexion sind folgenreich für die Forschungspraxis in diesem von Machtverhältnissen und Ungewissheiten geprägten Feld. Schlussfolgernd wird die Bedeutsamkeit des engagierten Forschens geschildert, das über das Prinzip der Schadensvermeidung hinausgeht und die Generierung von Mehrwerten auf unterschiedlichen Ebenen zum Ziel hat.
Keywords: Forschungsethik; praktische Ethik; Ethnografie; Selbstreflexivität; Geflüchtete; Kindheitsforschung; ethische Achtsamkeit; engagierte Forschung; Forschungstandem
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Verortungen: Das Forschungsprojekt "Alltagserleben" und das ethisch bedeutsame Umfeld in der Forschung mit geflüchteten Kindern
3. "This is bad news for me" – Umgang mit einem Abschiebebescheid
4. "Der liebt alle Kinder" – Beobachtungen und Rückmeldungen von grenzüberschreitendem Verhalten
5. Schluss: ethische Achtsamkeit und engagiertes Forschen
"'I have bad news', unterbricht Fadhil1) unser Spiel mit Elsa auf dem Hof der Unterkunft. Ich merke, dass ich bereits das Schlimmste erwarte. Er zögert eine Weile, bevor er erklärt: 'They sent me Briefpost before yesterday. It's the Abschiebungsbescheid for me only. I have to go back to Bulgaria. I have one week.' Ich glaube, meinen Ohren nicht zu trauen und auch Mai schaut fassungslos. 'What about your wife and your daughter?' frage ich. 'They can stay ... It's for me alleine. But I don't want to go back to Bulgaria. I don't have a life there! My life is here! My family is here.' [...] Fadhil stützt seinen Kopf in seine Hände und sagt wiederholt: 'This is bad news for me'. (Während ich das Feldprotokoll schreibe, spüre ich wieder diese Stimmung, diese Hilflosigkeit, diesen Schockzustand, der sich von Fadhil auf mich übertrug)" (Feldprotokoll SF, 05: 64-71)2)
Nachts recherchierten wir unabhängig voneinander Beratungsstellen, notierten die Namen von Anwält*innen und informierten uns über Familientrennungen und Dublin-Fälle3). Mai notierte in ihr Feldprotokoll:
"Ich fühle mich so ohnmächtig und befrage mich wiederholt zu meiner Rolle im Feld: [...] Wie sollen wir uns verhalten? Unweigerlich vertreten wir eine politische Position – die der Zustimmung zur Abschiebung, wenn wir uns in scheinbar neutraler, enthaltender, passiv-beobachtender Haltung wiederfinden. War ich intervenierende Aktivistin oder passive Forscherin? Müssen das überhaupt zwei separate Rollen sein? Wie war das alles ethisch vertretbar? [...] Wie kann professionelles Handeln in so einem aufgeladenen Spannungsfeld aussehen? [...] Wir sind doch alle in spezifischer Weise involviert – selbst wenn wir meinen die Distanz halten zu müssen oder es gar zu können" (Feldprotokoll HMT, 06: 603-659) [1]
In unserem Beitrag zur Schwerpunktausgabe zum Thema "Forschungsethik in der qualitativen Forschung" widmen wir uns den ethischen Ambivalenzen, den unbequemen Fragen praktischer Ethik, die unsere ethnografische Forschung mit jungen Kindern in Unterkünften für geflüchtete Menschen maßgeblich prägten. Dabei sind es weniger Fragen der Methodologie oder des Zugangs, die uns hier beschäftigen (siehe dazu FICHTNER & TRẦN im Erscheinen; TRẦN im Erscheinen), als der Umgang mit ethisch wichtigen bzw. herausfordernden Situationen, mit denen wir im Feld, wie in der oben beschriebenen Nachricht vom Abschiebebescheid, plötzlich konfrontiert wurden. In einem anderen Fall brachten uns mehrere Forschungssituationen dazu, uns sukzessive mit Fragen des Kinderschutzes auseinanderzusetzen und Handlungsstrategien zu diskutieren. Wir orientieren uns an dem, was GUILLEMIN und GILLAM (2004, S.262) als ethisch wichtige Momente ("ethically important moments") bezeichnen: schwierige, oft subtile und für gewöhnlich unvorhersehbare Situationen in der Forschungspraxis, die nach Entscheidungen verlangen, welche ethische Konsequenzen implizieren (siehe auch BAKER et al. 2016). Die Reflexionsprozesse solcher Situationen, die das Potenzial haben, entscheidende Impulse für Haltung und Praxis in der Forschung zu geben, aber auch "keinen klaren Anfang und kein klares Ende haben" und mit großen "Ängste[n] und Unsicherheiten" verbunden sind (VON UNGER, NARIMANI & M'BAYO 2014, S.5), finden selten Eingang in wissenschaftliche Publikationen. Oft stehen sie, wie im obigen Zitat, in kursiver Schrift leicht schräg im Feldprotokoll – neben dem, was in geradestehenden Buchstaben als eigentlicher Datenkorpus markiert wird, oder sie werden gänzlich in private Tagebücher verbannt. Ein prominentes Beispiel hierfür bietet die posthum durch seine Frau vorgenommene Veröffentlichung der privaten Tagebücher des Sozialanthropologen Bronislaw MALINOWSKI (2003 [1967]). Die Tagebücher lösten aufgrund der in ihnen offen zutage tretenden, in seinen Hauptwerken jedoch nicht thematisierten "subjektiven Belastungen im Forschungsfeld", seinen Reaktionen und Verarbeitungsmechanismen (Verzweiflung, Wut, Depression etc.) einen "Skandal" in der Wissenschaftswelt aus (BREUER 2003, §20). Als sich die erste Empörung über diesen "direkten Einblick in das Innere seiner Persönlichkeit" (so Valetta MALINOWSKA [2003, S.3] im Vorwort der Tagebuchveröffentlichung) gelegt hatte, führte die Debatte nach BREUER (2003, §20) dazu, "das methodische Vorgehen der teilnehmenden Feldforschung nicht als fiktives Erkenntnisideal, sondern – realistischer – als sozialen, interpersonalen und psychischen Prozess von und zwischen konkreten Personen [und damit ihre Subjekthaftigkeit] verstärkt in den Blick zu nehmen" (siehe auch DEVEREUX 1984 [1967], MRUCK & BREUER 2003 sowie STODULKA 2014, 2015a, 2015b). [2]
Anhand von Auszügen aus unseren Aufzeichnungen diskutieren wir im Folgenden zwei forschungsethisch wichtige Situationen, in deren Zentrum zum einen der Abschiebebescheid für einen Familienvater steht, zum anderen Beobachtungen (potenziell) grenzüberschreitenden Verhaltens einer technischen Hilfskraft gegenüber Kindern in einer Unterkunft für Geflüchtete. Dabei reflektieren wir unsere subjektiven Wahrnehmungen, Gefühle, Haltungen, Handlungen und Rollen – auch in ihrer Polyphonie unseres Forscherinnentandems – und verknüpfen damit Debatten der praktischen Ethik mit dem "Diskurs über die essentielle Frage nach der Relevanz von 'Subjektivität und Selbstreflexivität im qualitativen Forschungsprozess'" (MRUCK & BREUER 2003, Abstract). Als Ethnografinnen begreifen wir uns nicht als Erhebungsinstrumente – eine austauschbare "Methodenmaschine [...], alterslos, geschlechtslos, geruchlos, farblos" (BREUER 2003, §19) – sondern tragen unserer Subjektivität, als "leibhaftig-personal-soziale Forscherperson-in-Interaktion" Rechnung (§22). Wir stellen die Entkoppelung von Emotionen und Daten infrage und lesen die gemeinsame "inter-affektive" Gestaltung der Forschungsbeziehungen als Datum, das auch ethische Implikationen hat (STODULKA 2015a, S.93). Wie Hella VON UNGER (2014, S.16) schreibt, müssen wir als
"[e]mpirisch Forschende [...] Entscheidungen über Verfahren und Prozesse treffen, die weitreichende Konsequenzen für das Leben anderer Menschen nach sich ziehen können. Diese Entscheidungen verlangen Abwägungen, Begründungen und damit eine Reflexivität, die den Kern dessen ausmacht, was [...] unter Forschungsethik verstanden wird." [3]
Es geht uns darum, ethische Ambivalenzen als Ausdruck unserer inneren Zerrissenheit als Forscherinnen anhand konkreter Momente im Feld nachvollziehbar zu machen, die Options- und Perspektivenvielfalt, Abwägungsprozesse, Widersprüchlichkeiten und emotionalen Spannungen offenzulegen und konstruktiv als Teil unserer Wissensproduktion und als entscheidend für die Gestaltung unserer Forschungsbeziehungen zu deuten. Wie verhalten wir uns angemessen in ethisch herausfordernden Situationen in einem von Machtungleichheiten und Ungewissheiten geprägten Feld – und wem gegenüber ist was angemessen? Was machen wir mit dem Feld, was macht das Feld mit uns – und was passiert in dieser In-Bezugnahme aufeinander? Was bedeutet das Prinzip des "'do no harm' is not enough" (HUGMAN, PITTAWAY & BARTOLOMEI 2011, S.1271) im konkreten Fall? Was ist "genug"? Und wie kann – auf einer abstrakteren Ebene – engagiertes Forschen aussehen, das der ethischen Achtsamkeit ("ethical mindfulness" nach GUILLEMIN & GILLAM 2015, S.726) Genüge tut? [4]
Diese Fragen aufzuwerfen halten wir auch deshalb für relevant, da sich die Debatte um Forschungsethik in der qualitativen Forschung im deutschsprachigen Raum verstärkt den Fragen einer prozeduralen Ethik (inklusive Schadensminimierung, Einwilligung, Datenmanagement etc.) und ihrer (bislang noch nicht erfolgten) Institutionalisierung in Ethikkommissionen zuzuwenden scheint. Wie im angloamerikanischen Raum bereits üblich, prüfen solche Kommissionen Forschungsanträge im Hinblick auf die Einhaltung formaler, scheinbar kontextunabhängiger, ethischer Standards und Richtlinien (z.B. Einholung der informierten Einwilligung der Forschungsteilnehmenden, DILGER 2017; VON UNGER 2014; VON UNGER, DILGER & SCHÖNHUTH 2016). Die Diskussion der Angemessenheit, Anwendbarkeit und Aushandlung prozeduraler Leitlinien in der qualitativen und insbesondere ethnografischen Forschungspraxis, d.h. die Beziehung von prozeduraler zu praktischer Ethik, ist Bestandteil der aktuellen, nicht nur deutschen Debatte (siehe auch BLOCK, WARR, GIBBS & RIGGS 2013; GUILLEMIN & GILLAM 2004; KRAUSE 2016; TOMKINSON 2015). [5]
Seltener werden nicht antizipierte Erfahrungen im Feld als ethisch wichtige Momente (GUILLEMIN & GILLAM 2004) wahrgenommen, reflektiert und in der Wissenschaftscommunity geteilt. Gegenstand dieser ethischen Herausforderungen sind Fragen der Verantwortung und Integrität der Forscher*innen, des angemessenen Verhaltens und der Schadensminimierung, kurz: Fragen einer ethisch reflexiven Haltung. Sie stellen sich in diesen Situationen genauso wie in der Konzeptionalisierung und Abwägung einer informierten Einwilligung. Dabei lassen sich die Antworten und kontextgebundenen Ad-hoc-Entscheidungen in diesen Situationen eventuell noch weniger kodifizieren und institutionalisieren als Fragen der prozeduralen Ethik. Im Unterschied zu prozeduraler Ethik brauchen Fragen praktischer Ethik eine unmittelbare Antwort und Reaktion im Feld ("situated judgements", DARLING 2014, S.203). Dabei kann die
"Definition von Risiken und möglichem Schaden [...] jeweils [nur] fall- bzw. projektbezogen vorgenommen werden; sie ist nie eindeutig und objektiv für bestimmte Situationen möglich, sondern hängt stark von de[n] Perspektive[n] und Position[en] der Akteur*innen ab, die Begriffe definieren und die Einschätzung auf Basis der ihnen zugänglichen Wissensbestände vornehmen" (VON UNGER et al. 2014, S.2). [6]
Bevor wir uns den konkreten Situationen, Beziehungskonstellationen, Rollenkonflikten und ethischen Dilemmata in unserem Forschungskontext widmen, werden wir unser Forschungsprojekt beschreiben und unseren Beitrag in der Forschungslandschaft zu ethischen Fragen in der Forschung mit geflüchteten Kindern verorten. Nach der Diskussion der beiden Fallbeispiele werden wir die Bedeutsamkeit von Mehrwerten für verschiedene Akteur*innen durch das Prinzip des "'do no harm' is not enough" (HUGMAN et al. 2011, S.1271) als engagiertes Forschen auf unterschiedlichen Ebenen schildern und in Relation zu einer emotional informierten "ethical mindfulness" (GUILLEMIN & GILLAM 2015, S.726) im Forschungsprozess setzen. [7]
2. Verortungen: Das Forschungsprojekt "Alltagserleben" und das ethisch bedeutsame Umfeld in der Forschung mit geflüchteten Kindern
Im Jahr 2016 stellten nach Angabe des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF 2017) 745.545 Menschen einen Asylantrag in Deutschland – ein Jahreshöchststand seit Bestehen des Bundesamts. Unter den 253.365 Minderjährigen wurden 14,5 Prozent unter sechs Jahren registriert (BAMF 2016)4). Das Forschungsprojekt "Alltagserleben von jungen Kindern in Unterkünften für geflüchtete Menschen"5) setzte sich zum Ziel, mittels eines ethnografisch-explorativen Ansatzes Grundlagenwissen über die Lebenswirklichkeiten dieser unter sechsjährigen Kinder zu generieren, die mit ihren Familien nach Deutschland migriert sind und in Sammelunterkünften in Berlin leben. Unter der Leitung von Anne WIHSTUTZ und der Koordination von Petra WAGNER begleiteten drei Forschungstandems Kinder und ihre Familien von ca. Juni 2016 bis Februar 2017 in unterschiedlichen Unterkunftstypen. Methodisch wurde vorwiegend mit teilnehmender Beobachtung und Interviews mit verschiedenen Akteur*innen (Kindern, Eltern und Mitarbeiter*innen der Unterkünfte) sowie kindzentrierten Methoden gearbeitet. In unserem Forschungstandem haben wir mit drei Familien in zwei Unterkünften geforscht und die "Handlungs-Spiel-Räume" von Kindern und ihren Familien analysiert und in Fallstudien ausgewertet (FICHTNER & TRẦN im Erscheinen). [8]
Als "ethical environment" (GUILLEMIN & GILLAM 2004, S. 271) skizzieren wir bestimmte Feldcharakteristika, die unser Forschungsfeld prägen. Das Alltagsleben von Kindern in Unterkünften für geflüchtete Menschen ist durch asylpolitische Diskurse mit definiert, die qua bürokratischer Kategorisierungen (wie sicherer versus unsicherer Aufenthaltsstatus) über deren Lebenslagen bestimmen. Die Unterkunft ist nicht frei gewählt, sondern wird zugewiesen und ist mit Beschränkungen vielseitiger Art verbunden: Auf räumlicher Ebene bewegen wir uns in beengten Wohnverhältnissen mit fluiden Grenzen von Öffentlichkeit und Privatsphäre, beispielsweise durch fehlende Rückzugsräume und geteilte Koch-, Wasch- und Sanitäranlagen für eine Vielzahl von Bewohner*innen. [9]
Zudem ist das Feld durch rasche Veränderungen und Unsicherheiten gekennzeichnet: auf der politisch-gesellschaftlichen Makroebene beispielsweise durch beschleunigte Abschiebeverfahren, neue Entscheidungen bezüglich des Familiennachzugs und Änderungen des Schutzstatus bestimmter Herkunftsländer; auf institutioneller Ebene durch veränderte Rahmenbedingungen der Unterbringungsform, sich wandelnde Reglementierungen, unklare Zuständigkeiten sowie eine oft hohe Mitarbeiter*innenfluktuation. Die in diesem Kontext erfahrbare Ressourcenknappheit (in räumlicher, rechtlicher, materieller und sozialer Hinsicht) betrifft nicht nur Bewohner*innen, sondern auch Mitarbeiter*innen und Hilfskräfte in den Unterkünften – und dies hat Einfluss auf die Forschungsbeziehungen (DILGER & DOHRN 2016). [10]
In der Forschung mit Geflüchteten werden diese im Zusammenhang mit forschungsethischen Diskussionen oft als besonders vulnerable und schutzbedürftige, mehrfach marginalisierte Menschen erachtet, deren Status spezifische Herangehensweisen, Vorüberlegungen und Schadensminimierungsanalysen verlange (BLOCK et al. 2013; DARLING 2014; HUGMAN et al. 2011; KRAUSE 2016; MACKENZIE, McDOWELL & PITTAWAY 2007; TOMKINSON 2015; VON UNGER 2018). Geflüchtete Familien und insbesondere Kinder sind häufig mit Beziehungsabbrüchen, Mehrfachtransitionen, Gewalterfahrungen und familiären Problemen u.a. durch fehlenden Arbeitsmarktzugang, begrenzte medizinische Versorgung, beschränkte Möglichkeiten zu Sprachkursen oder Kindertagesbetreuung und eingeschränkte finanzielle und materielle Grundversorgung in der Aufnahmegesellschaft konfrontiert (BERTHOLD 2014; BUTTERWEGGE 2010; DEUTSCHES JUGENDINSTITUT 2016; EISENHUTH 2015; LEWEK & NABER 2017). [11]
Die Fluchterfahrung und die Erlebnisse im Herkunftsland markieren neben der politischen Vulnerabilität auch den besonderen Schutzstatus auf rechtlicher und psychologischer Ebene, der sich zu der allgemein definierten Schutzbedürftigkeit von Kindern addiert (AKESSON 2014; PRO ASYL 2011; WORLD VISION DEUTSCHLAND & HOFFNUNGSTRAEGER STIFTUNG 2016). Die dadurch auftretenden vielseitigen ethischen Implikationen werden bereits in der Forschung mit geflüchteten Kindern reflektiert, wobei deren Akteur*innenschaft auch zunehmend in den Blick genommen wird (BLOCK et al. 2013; EASTMOND & ASCHER 2011; KAUKKO, DUNWOODIE & RIGGS 2017; WHITE & BUSHIN 2011). [12]
Generell ist in der Forschung mit Kindern ein Paradigmenwechsel auszumachen, in dessen Folge Kinder als Subjekte von Forschung adressiert werden. Dies trägt den dadurch entstehenden ethischen Implikationen nach Reflexivität entlang generationaler Ordnung, Methoden, Repräsentationsfragen, der Wahrung von Würde sowie Rechten des Kindes und seiner aktiveren Einbindung in den Forschungsprozess Rechnung (ALDERSON & MORROW 2011; BELL 2008; CHRISTENSEN & PROUT 2002; GROUNDWATER-SMITH, DOCKETT & BOTTRELL 2015; MAGUIRE 2005; PHELAN & KINSELLA 2013). Auch unsere Forschung orientierte sich an einer dialogischen Haltung und den Interessen der mit uns forschenden Kinder. [13]
Im Folgenden möchten wir auf zwei Beispiele für eine erfahrungsbasierte ethische Reflexion eingehen. Dabei haben wir uns für ethisch bedeutsame Momente entschieden, die bei uns Irritation, Unsicherheit, Spannung und Unbehagen ausgelöst haben. Sie sind durchzogen von Ambivalenzen im Umgang mit "dilemma-type issues" (GUILLEMIN & GILLAM 2004, S.266), welche wir in der ethischen Auseinandersetzung als besonders wertvoll und in ihrer praktischen Konsequenz als folgenreich erachten. [14]
3. "This is bad news for me" – Umgang mit einem Abschiebebescheid
Aus dem Feldprotokollauszug zu Beginn dieses Beitrags wird deutlich, wie wir die Situation erlebten, als uns Fadhil, der Vater unserer dreijährigen Forschungspartnerin Elsa, die "bad news" seines Abschiebebescheids überbrachte: Wir waren fassungslos, d.h. aus dem inneren Gleichgewicht gebracht. Fadhil betonte mehrmals den Ernst der Lage: Es gehe um sein Leben und um das Zusammenleben seiner Familie. Die Nachricht löste bei ihm und seiner Familie einen emotionalen Schock aus, den wir in dieser Situation "inter-affektiv" (STODULKA 2015a, S.93) teilten. Dabei ist es nach DEVEREUX (1984 [1967], S.25) "eine historische Tatsache [...], daß die affektive Verstrickung des Menschen mit dem Phänomen, das er untersucht, ihn oft an einer objektiven Einstellung hindert". Die Präsenz affektiver Daten trage zu Irritationen bzw. "Verzerrungen" (S.17) bei, die sich sowohl "technisch als auch logisch unmöglich ausschließen lassen" (S.18) und nach Berücksichtigung im Forschungsprozess verlangten. Die Ethnopsychoanalyse nach DEVEREUX konzentriert sich hierbei v.a. auf die Analyse von im psychoanalytischen Fachvokabular als "Übertragungen" und "Gegenübertragungen" bezeichnete Prozesse (S.64, vgl. auch BONZ, EISCH-ANGUS, HAMM & SÜLZLE 2017a; GEMIGNANI 2011; KRUEGER 2017). Diese in angemessener Tiefe (und ohne entsprechende Schulung) anhand unseres Fallbeispiels zu beleuchten, würde unsere Expertise und den Rahmen dieses Beitrags allerdings überschreiten. [15]
Um unsere "Emotionsarbeit" ("emotion work", STODULKA 2015a, S.93) als Grenzarbeit, als Aushandlung von Grenzen, von Nähe und Distanz in der Beziehung zu der Familie und um unsere Rollenkonflikte besser nachvollziehbar zu machen, gehen wir kurz auf die gemeinsame Vorgeschichte ein. Als wir die Familie kennenlernten, erzählte Fadhil uns unaufgefordert seine Fluchtgeschichte. Bereits hier entstand ein Verhältnis von Nähe. Die persönliche Geschichte machte uns betroffen, sie berührte uns. Die Erinnerungen des Erzählenden, die auch seine anwesende Frau und Tochter betrafen, weckten also Emotionen. Sarah bemerkte in ihren Feldnotizen, wie sich "alles in ihr zusammenzieht"6), und sie beobachtete auch eine emotionale Betroffenheit des Vaters: seine zittrige Stimme, seinen gesenkten Blick. Mai nahm vor allem eine gewisse Unruhe der Mutter wahr. Die erzählten Erinnerungen an die Familiengeschichte lösten in Sarah als Zuhörerin "Schuldgefühle" aus, wie sie in ihrem Feldprotokoll notierte. Dies prägte ihre Wahrnehmung und Einschätzung der Situation. Auf der einen Seite stand das Bedürfnis des Vaters, seine Geschichte zu erzählen – sie "loszuwerden", gehört zu werden –, auf der anderen Seite versetzte es die Familie in Unruhe, löste Emotionen aus, die aus unserer Sicht das Risiko einer Retraumatisierung in sich trugen. Wir reflektierten beide die Anwesenheit des Kindes und fragten uns unabhängig voneinander, ob die Geschichte der Familie in dem gemeinsamen Raum angemessen platziert sei – eine Frage, die wir uns im Forschungsverlauf auch in der Kommunikation über den Abschiebebescheid wiederholt stellten. Deutlich nahmen wir in dieser ersten Begegnung die gemeinsam hergestellte (emotionale) Nähe zur Familie wahr, die durch empathische Anteilnahme unsererseits, aber auch Anzeichen der Überforderung (später berichtete Fadhil Sarah von Suizidgedanken) und Sorge geprägt war. Sarah schrieb in ihr Feldprotokoll: "Diese Emotionalität beeinflusst nun auch meine Beziehung zu dieser Familie und ich frage mich, wie unsere nächste Begegnung auf dieser Basis sein wird" (Feldprotokoll SF, 03: 411-413). [16]
Nach STODULKA (2014) kann das Teilen von tragischen oder emotionalisierenden Erzählungen insbesondere in der ethnografischen Forschung mit marginalisierten Menschen, die über begrenzte materielle, soziale und ökonomische Zugänge verfügen, verschiedene Funktionalitäten im Feld erfüllen. So kann die Erzählung ein "Ventil" sein, ein Mittel, "um den Gesprächspartner zu beeindrucken, sich Respekt zu verschaffen" (S.190) oder auch beim Gegenüber Emotionen auszulösen, die zu weiteren Handlungen motivieren. Das Rollenverhältnis, das sich in dieser Interaktion konstituiert, ist dabei als dynamisch und relational bzw. komplementär zu betrachten: Welche Rolle der Forscher*in zugeschrieben wird, ist einerseits für das Forschungsfeld selbst aufschlussreich (DARLING 2014; LENTZ 1989; SÜLZLE 2017; VENKATESH 2002). Andererseits kann die Reaktion des/der Forschenden auf die Zuschreibungen und Forderungen des Feldes – und in unserem konkreten Fall: des Vaters – als "komplementäre Rolle" verstanden werden (DEVEREUX 1984 [1967], S.267), als Rolle, die sowohl zugeschrieben als auch gesucht wird. [17]
Als einige Wochen später der Abschiebebescheid im Raum stand, erlebten wir, was DARLING (2014, S.203) als "entanglements of emotion, position and politics" beschreibt. Wir waren involviert und ließen die Nähe zu, fühlten uns (mit) verantwortlich. Als Laiinnen stellten wir unser partielles Wissen zu Asylverfahren, Widerspruchsfristen, Dublin-Verfahren und professionellen Beratungsstellen zur Verfügung, wohl wissend, dass wir keine Sozialarbeiterinnen, keine Therapeutinnen, oder Anwältinnen sind. Wir erlebten es als schwierige Gratwanderung, keine falschen Erwartungen zu wecken und doch Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Mut zu machen, um der belastenden Situation etwas entgegenzusetzen. Dabei waren innere Konflikte, äußerer Druck, stressvolle Situationen und das Erleben von Angst, Ambivalenzen und Ambiguitäten signifikante Hinweise auf die gegenseitige (affektive) Bezugnahme aufeinander, die in die Beziehungsdynamik eingeschrieben waren (DEVEREUX 1984 [1967]). [18]
Die erlebte Plötzlichkeit der Nachricht war relativ. Wenngleich wir uns zuvor Gedanken gemacht hatten, was wäre, wenn eine unserer Forschungsfamilien abgeschoben würde, traf uns die reale Nachricht des Abschiebebescheids unvermittelt und unerwartet. Mai beschrieb sich in ihren Feldnotizen als "ohnmächtig" und innerlich zerrissen zwischen Erhebungsinteressen und Handlungserfordernissen des Feldes, zwischen einer als "passiv" imaginierten Forscherinnenrolle und der einer "intervenierenden Aktivistin", Sie versuchte, ihre Emotionalität zu regulieren, sich nicht viel anmerken zu lassen, spürte aber schnell die eigene emotionale Überforderung und dass es für diese Situation keinen Handlungsleitfaden, kein Patentrezept gab, an dem sie sich orientieren konnte (GUILLEMIN & GILLAM 2004). Sie schilderte ihre Wahrnehmung als "getrübt" durch einen "grauen Filter" aufgrund der "kaum ertragbaren Situation". Die Intensität der Gefühle ist als Reaktion bzw. Resonanz auf feldimmanente Spezifika zu verstehen und aufschlussreich über sozial eingebettete Daten in der Beziehung zwischen Feld und Forscher*in, welche nicht isoliert voneinander betrachtet werden können (SÜLZLE 2017). In der Praxis kann "mit und über Emotionen" (S.121) der Forschungsprozess konstruktivistisch interpretiert werden und die Wahrnehmung eigener Vulnerabilität als Erkenntnisquelle von Nutzen sein (siehe auch GEMIGNANI 2011). [19]
In vielerlei Hinsicht ging es in dieser Situation um Grenzen, Abgrenzungen und Grenzüberschreitungen. Fadhil berichtete uns, dass er zurück nach Bulgarien abgeschoben werden sollte, da er dort erstmalig die Grenzen des sogenannten Dublin-Raums (EU, Norwegen, Island, Schweiz, Liechtenstein) überquert hatte und seine Fingerabdrücke registriert wurden. Da nur er zum Dublin-Fall erklärt wurde, schien Elsas Recht auf ihre Eltern außer Kraft gesetzt – als Rechtssubjekt wurde sie asylrechtlich nicht zur Kenntnis genommen. Die Komplexität des asylrechtlichen Systems brachte Unsicherheit mit sich, für die Mitarbeiter*innen der Unterkunft, für uns – und erst recht für die betroffenen Familien. Alle Akteur*innen im Feld waren dieser Ungewissheit mit ihren Konsequenzen ausgesetzt, mussten diese aushalten. Auch dem Umgang des Vaters mit dieser Situation waren Grenzen gesetzt, er bat uns um Hilfestellung und traf auf Resonanz, was die Basis für den weiteren Verlauf unseres "interplays" bildete (STODULKA 2014, S.183). Wir, die wir in dieser Situation ebenfalls an unsere Grenzen traten (die Grenzen dessen, was wir bieten konnten, aber auch die Grenzen unserer Belastbarkeit sowie unseres Vermögens, uns abzugrenzen), die wir uns innerlich nach einem angemessenen Umgang mit der Nachricht, mit dem Vater, seiner Familie, aber auch insbesondere mit Elsa sehnten, befragten uns in unserer Verantwortlichkeit als Forscherinnen und hielten uns in einem permanenten Spannungsfeld auf. [20]
Die Balance in der Beschäftigung mit dem Kind und dem Vater war nicht leicht. Zum einen wollten wir Fadhil signalisieren, dass wir seine Anliegen ernst nahmen und ihm zuhörten; zum anderen war unser Forschungsinteresse auf Elsa gerichtet und wir interpretierten, dass sie das Sprechen über die Abschiebung eventuell auch belasten, ihr vielleicht sogar schaden könnte. Bei einem weiteren Besuch waren wir mit Elsa im Kinderbetreuungsraum. Ihr Vater Fadhil näherte sich, um mit uns zu sprechen, doch Elsa sagte: "Nein, Papa, hier nicht!" und schob ihn aus dem Spielbereich (Feldprotokoll SF, 06: 291). Auch sie setzte und verteidigte Grenzen: hier die Grenzen des Spielbereichs und die unserer ungeteilten Aufmerksamkeit. [21]
Zuweilen versuchten wir bei Besuchen, unsere Aufmerksamkeiten aufzuteilen, sodass sich eine von uns verstärkt mit Elsa beschäftigte, die andere für den Vater da war, doch bemerkten wir zunehmend ein Bedürfnis, uns von ihm abzugrenzen. Eine unmittelbare Handlungsstrategie von Sarah nach der Nachricht vom Abschiebebescheid für Fadhil war es, vom Thema abzulenken. So sprach sie bei einem Abendessen im Zimmer der Familie über aus ihrer Sicht triviale Dinge wie das Fernsehprogramm, über Spracherwerb und den Diebstahl ihres Fahrrads. Dies brachte Fadhil dazu, ihr gegenüber Anteilnahme zu zeigen und Ratschläge zu geben. Das Verhältnis von potenziellen Helfer*innen und Geholfenem wurde in der Gesprächssituation situativ relativiert. In ihr Feldprotokoll schrieb sie: "Ich versuche, über andere Dinge als den Abschiebebescheid zu reden, aber die Stimmung ist sehr bedrückt" (Feldprotokoll SF, 05: 235-236). [22]
Mai versuchte im Umgang mit der Situation, aktiv mit Elsa zu spielen, was Mai selbst entlastete und Elsa eine Spielpartnerin – eine soziale Ressource – bot. Auch versuchte sie, dem Vater verschiedenste Hilfen, Ratschläge und Ideen anzubieten und ihr Wissen bereitzustellen, reflektierte ihre Begrenztheit jedoch auch kritisch ("davon hatte ich gelesen, doch von der Praxis hatte ich keine Ahnung" (Feldprotokoll HMT 06: 510-511). Sie setzte damit ein Signal der Parteilichkeit und Hilfsbereitschaft der Familie gegenüber, was angesichts von sprachlich und institutionell bedingten Informationsasymmetrien auch naheliegend war, und bewegte sich gleichzeitig "auf dünnem Eis", falls eine Information sich nicht in der Praxis bewahrheiten sollte. Unsere unterschiedlichen Verhaltensweisen zeigen Dilemmata verschiedener Handlungsoptionen im Feld, die jeweils bestimmte Vor- und Nachteile mit sich brachten (GUILLEMIN & GILLAM 2004). [23]
Wir erlebten unsere Forscherinnenrollen als herausfordernd. In unseren Feldprotokollen wird deutlich, dass eine Hilfsverweigerung für uns einer Affirmation von asylrechtlichen Praxen gleichgekommen wäre, was für uns nicht vertretbar war. Dabei erlebten wir beide Druck: einerseits moralischen Druck, den wir vor allem dem Vater gegenüber empfanden und der durch seine Hilfebitte als Ausdruck einer pragmatischen "emotionalen Ökonomie" (STODULKA 2014, S.199) verstanden werden kann, andererseits auch emotionalen Druck in uns selbst im Umgang mit der Unsicherheit, mit Ängsten etwas falsch zu machen und den eigenen Emotionen. Diese glichen einem "Gefühlscocktail" aus Wut und Ohnmacht gegenüber einem als menschenrechtswidrig empfundenen Asylsystem; hinzu kam Trauer angesichts einer möglichen Familientrennung und einem etwaigen Beziehungs- und somit auch Forschungsabbruch mit dieser Familie. Ferner spielte auch Zeitdruck eine Rolle, der durch bürokratische Fristen gesetzt war und die Notfalllage und den Handlungsdruck verstärkte. [24]
Die eigene Involviertheit wurde von uns als schmerzlich erlebt – auch wir waren verletzlich. Der Forschungsprozess hinterließ Spuren bei uns, was uns dazu veranlasste, die Reflexion des Geschehens im professionellen Rahmen einer im Tandem – außerhalb der regelmäßig stattfindenden Gruppensupervision unseres 10-köpfigen Forschungsteams – in Anspruch genommenen Supervision aufzuarbeiten. Die bereits zuvor an unserem Datenmaterial in einer Forschungswerkstatt geleistete, assoziative Deutungsarbeit, wie sie ähnlich in den in BONZ et al. (2017b) vorgestellten Feldforschungssupervisionsgruppen praktiziert wird, half uns zwar, unsere Erlebnisse im Feld besser zu verstehen, nicht jedoch darauf in der akuten Situation zu reagieren. Auch wenn wir ein je eigenes Empfinden für Nähe und Distanz hatten und die eigenen Grenzen nicht in gleicher Weise setzten, war es uns beiden ein dringliches Anliegen, als Forscherinnen handlungsfähig zu bleiben und nicht emotional vereinnahmt die negative Gefühlslage des Vaters oder der Familie womöglich zu verstärken. Wir hatten das Bedürfnis, unsere emotionale Nähe zum Gegenstand zu machen, um eine neue Perspektive auf die Begebenheiten zu bekommen und Distanz zu schaffen. In der Auseinandersetzung mit unserer "ethischen Kompetenz", der Anerkennung und Reflexion des eigenen Handelns und dessen ethischen Dimensionen war dies ein wesentlicher Schritt, wobei jede moralische Intuition eine kognitive und affektive Komponente aufweist (GUILLEMIN & GILLAM 2004, 2015). Mai schrieb zu der Supervision: "[Es] half uns sehr, unsere spontanen und individuellen Reaktionen aufzugreifen und daran anlehnend Problemfelder und nächste Handlungsstrategien zu erkennen – aber auch mehr professionelle Distanz zu halten" (Feldprotokoll HMT, 07: 898-901). Der Begriff der professionellen Distanz wurde auch von Sarah thematisiert, allerdings als ein ambivalenter, denn was war professionelle Distanz in diesem Fall? Sarah betonte, dass es uns half, "uns [...] besser positionieren zu können [...], jedoch ohne ihm [Fadhil] etwas abzunehmen und ihn in seiner Opferrolle zu bestärken, sondern ihn in seinen Stärken und seiner Verantwortung zu unterstützen [...], ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, nicht zu helfen" (Feldprotokoll SF, 06: 321-328). [25]
Wir mussten einsehen, dass unsere Unterstützung auf den Aufenthaltsstatus der Familie nur sehr begrenzten bis gar keinen Einfluss hatte. Wir verstanden, warum das Prinzip der Nicht-Schädigung in diesem Forschungskontext nicht ausreichte, dass es Mehrwert und praktischen Nutzen für die Teilnehmer*innen geben musste. Doch wenn Nicht-Schädigung als Prinzip nicht genug war, was dann? Vieles von dem verursachten Schaden lag nicht in unserer Hand. Die Mehrwerte beliefen sich auf Kontakt- und Informationsvermittlung, kleine Hilfestellungen (z.B. in der Vermittlung von Dolmetscher*innen) und dem Signal, dass wir die Situation ernst nahmen und schauten, was wir machen konnten. [26]
Auch in der Suche nach Distanz war unsere emotionale Anteilnahme als "emotional engagement" (GUILLEMIN & GILLAM, 2015, S.726) für die gemeinsame Beziehungsgestaltung wichtig, gerade in dieser von Machtasymmetrien zwischen der Familie und uns geprägten Situation. Gleichzeitig war unsere Emotionalität ein handlungsmotivierender Motor, um nach Hilfsmöglichkeiten für die Familie zu suchen, was in seiner Ausbalancierung als "appropriate management of emotions" (a.a.O.) bezeichnet werden kann. Fehlendes Engagement und ausbleibende Anteilnahme im Forschungsfeld können im Extremfall als "angstminderndes Manöver" einer mechanistisch-professionellen Haltung verstanden werden, welche Forschungssubjekte zu Datenmaterial entpersönlicht, um die Losgelöstheit von Beobachter*in und "Objekt" zu garantieren und die "Fiktion von der neutralen Position des teilnehmenden Beobachters" aufrechtzuerhalten (DEVEREUX 1984 [1967], S.282). So plädiert auch DEVEREUX für ein emotionales Engagement in den Verhaltenswissenschaften und kritisiert eine "Reaktionslosigkeit" als distanziertes, passives Verhalten zum menschlichen Wesen als "Aufkündigung der Solidarität" (S.186). [27]
Als wir einen Sozialarbeiter der Unterkunft darauf ansprachen und dieser uns mitteilte, dass er sich um die Familie kümmern würde, beruhigte uns das. Seiner Einschätzung nach befand sich die Familie im "Schockzustand" und suchte nach Hilfe. Ihr Schockzustand hatte sich auf uns übertragen. Wir realisierten, dass wir nicht die einzige Unterstützung waren; dass wir nicht zuständig waren, dass es bereits ausgebildete Fachkräfte gab, die wir nicht ersetzen konnten. Wir dezentrierten und rezentrierten unseren Blick (BREUER 2003). [28]
Deutlich wird an den geschilderten Situationen, dass die "ethics of encounters" (THRIFT 2003, S.105) kaum von unseren eigentlichen Erhebungen zum Alltagserleben junger Kinder in Unterkünften für Geflüchtete zu trennen waren. Unsere Beziehung zu Elsa und unsere Wahrnehmungen ihres Alltags waren geprägt von unserer Involviertheit in das soziale Drama der Familie. Der Kontext, in dem wir uns bewegten, die "ethical environment" (GUILLEMIN & GILLAM 2004, S.271), wurde uns mit all ihren politischen, ökonomischen, rechtlichen, sozialen, räumlichen, professionellen und emotionalen Begrenzungen bewusst. Dabei war unsere intersubjektiv empfundene Hilflosigkeit eine entscheidende Erfahrung für die Erkenntnisgewinnung, die in ihrer Wertigkeit anzuerkennen war und unsere Praxen des Haushaltens mit Verantwortungsübernahme und -abgabe betraf. Die Aushandlungen unserer Rollen im Feld stärkten das Bewusstsein für die eigene, stets relational zu sehende "emotionale Ökonomie" (STODULKA 2014, S.199) verschiedener Akteur*innen im Feld, in dem Forscher*innen auch als soziales Kapital und Ressource im Beziehungsnetzwerk fungieren können. [29]
Unsere Reaktion auf den Abschiebebescheid führte dazu, dass wir im Auswertungsprozess die Folgen und den Umgang mit der Klassifizierung eines unsicheren Aufenthaltsstatus in verschiedenen Familien thematisierten. Wir beschrieben die vielseitigen Begrenzungen, die mit dieser spezifischen Lebenssituation einhergehen, aber auch die Handlungspotenziale der Kinder und Familien. Um darüber hinaus unserem Anspruch einer engagierten Forschung gerecht zu werden, übersetzten wir im Projektteam die im Forschungskontext gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse im Rahmen eines Positionspapiers in politische Forderungen (INIB & ISTA 2018). Diese beinhalten beispielsweise die Forderung nach der Anerkennung der besonderen Schutzbedürftigkeit von geflüchteten Kindern, nach der Abschaffung exkludierender Sonderstrukturen, dem Bleiberecht für alle Kinder, dem Recht auf Familie und auf Einlösung der Kinderrechte. [30]
4. "Der liebt alle Kinder" – Beobachtungen und Rückmeldungen von grenzüberschreitendem Verhalten
In unserem zweiten Fallbeispiel sind es mehrere Forschungsmomente, die alle für sich genommen irritierend auf uns wirkten. Sie erlangten aber erst in ihrer Häufung und nach einem längeren Reflexionsprozess ihre Relevanz. Insbesondere unter Einbeziehung einer weiteren, in Fragen des Kinderschutzes versierten Forscherin aus unserem Team und Diskussionen in Forschungswerkstätten und Teamsitzungen wurde uns ihre ethisch bedeutsame, handlungserfordernde Dimension bewusst. Auch hier geht es darum, unsere Rollenkonflikte und Positionierungen im Feld mit den damit verbundenen ethischen Ambivalenzen offenzulegen und diese Aushandlungsprozesse selbst als immanenten Bestandteil unserer Wissensproduktion zu deuten. [31]
Es handelt es sich um von uns beobachtete Interaktionen zwischen einer technischen Hilfskraft der Unterkunft und den mit uns forschenden Kindern, die wir als grenzüberschreitend wahrnahmen. Als bei unserer ersten Begegnung mit Elsas Familie ihr Vater Fadhil die Fluchtgeschichte der Familie erzählte und dies eine sehr beklommene Stimmung im Raum auslöste, ging Mai auf den Wunsch von Elsa ein, mit ihr und ihrer Mutter in den Hof zu gehen. Dort kletterte Elsa auf eine Wippe, als ein älterer, Mai unbekannter Mann hinzukam. Dieser Mann befahl Elsa auf Deutsch, ihre Schuhe anzuziehen. Sie stand auf der Wippe und reagierte nicht. Der Mann bewegte die Wippe, was sie mit "Bäh!", "Nein, nein, nein!" und "MANNO STOP" beantwortete (Feldprotokoll HMT, 04: 482-516), doch der Mann hörte nicht auf und wich nicht von ihrer Seite, trotz ihrer eindeutigen Signale. Sie verließ die Wippe daraufhin. Ihre Mutter und Mai intervenierten nicht. Mai war sich über die Beziehungskonstellationen nicht im Klaren: War der Mann ein der Familie vertrauter Spielpartner von Elsa? War er ein Mitarbeiter, der über die Einhaltung von Schutzstandards wachte und sie deshalb aufforderte, ihre Schuhe anzuziehen? War er ein der Familie Unbekannter? Diese Unklarheit und eigene Unsicherheiten im Ad-hoc-Handeln führten zu Zurückhaltung und Passivität. Auch war das Verhältnis zur Mutter nicht eindeutig geklärt, die kaum Deutsch und wenig Englisch sprach. Wäre eine Intervention eine Untergrabung ihrer mütterlichen Autorität gewesen? Das Verhalten des Mannes interpretierte Mai rückblickend als übergriffig; er respektierte die Grenzsetzungen des Kindes nicht. Die Situation war für sie von fehlendem Orientierungswissen über den Kontext, die Unterkunft und die Familie geprägt, da es sich um ihren ersten Feldaufenthalt handelte. [32]
Im weiteren Verlauf der Forschung zeigte sich, dass der hier noch unbekannte Mann wiederholt als eine Art Nebenschauspieler in Erscheinung trat. Es gab kaum einen Besuch in der Unterkunft, bei dem wir ihn nicht zu Gesicht bekamen. Er sprach uns allerdings nie an, obwohl er ohne Probleme deutsch sprach. Wir erklärten ihm, dass wir Forscherinnen seien, doch er klärte seine Funktion in der Einrichtung uns gegenüber nicht auf. Er trat in unseren Beobachtungen stets mit den mit uns forschenden Kindern in Interaktion. Die Signale der Kinder waren in unserer Wahrnehmung teilweise zulassend, zugewandt, aber auch ablehnend. Wir hatten beide das Gefühl, dass er uns kontrollierte und beobachtete. Einmal sagte er zu einer unserer Forschungspartnerinnen, einem dreijährigen Mädchen namens Lara, beim Vorbeigehen im Flur: "Die sollen Dich in Ruhe lassen" (Feldprotokoll SF, 06: 104). Unsere Beziehung war von beidseitigem Misstrauen geprägt, wir fühlten ihm gegenüber Unbehagen. Im Feldprotokoll notierte Sarah, "Was ist das für ein Typ?" (Feldprotokoll SF, 06: 87), und wir konnten sein Verhalten schwer einordnen. [33]
Es erschloss sich uns sukzessive, dass der Mann eine technische Hilfskraft in der Unterkunft war. Wir erfuhren von Laras Mutter, dass er "hilfsbereit und kinderfreundlich" sei. Er ließe alles stehen und liegen und spiele mit den Kindern, erzählte sie uns. Sie beobachtete ihn häufig bei Frauen und Kindern, kannte aber nicht seinen Namen (Feldprotokoll SF, 06: 159-167). Elsas Vater erklärte, dass der Mann "Micha"7) heiße, in der Unterkunft arbeite und fügte hinzu "Elsa loves him so much" (Feldprotokoll SF, 05: 187-190). Die Auskünfte der Eltern zeugten von Vertrauen zu ihm, was uns überraschte, da wir ihm gegenüber eher misstrauisch waren. Die Eltern sahen in Micha eine Unterstützung und einen Spielpartner ihrer Kinder, was uns beruhigte, da es sich um einen für sie Bekannten handelte. Unsere Bedenken waren etwas aus dem Weg geräumt. [34]
Bei einem weiteren Besuch einige Wochen später kam Micha ins Kinderbetreuungszimmer, ging zu Elsa und fragte: "Was ist los, Elsa?" Elsa war vorher von ihrem Vater spielerisch gefangen worden, was kurz Lachen, dann Weinen ausgelöst hatte [da es das Ende ihrer Spielzeit darstellte] und wurde nun vom Vater getragen. Der Vater wollte ihr Weinen damit beruhigen, dass er sie auf Micha aufmerksam machte. Micha holte seinen Schlüsselbund hervor, wedelte damit vor Elsas Gesicht und fragte: "Komm, gehst Du mit in den Keller?" Er wiederholte: "Willste mit in den Keller gehen?" Fadhil überließ ihm seine Tochter. Wir waren überrascht vom Vertrauen des Vaters. Kurz darauf kam Elsa zurück ins Zimmer gerannt, Micha folgte ihr. Elsa versuchte, ihn von dem Kinderbetreuungsraum fernzuhalten. Wir waren verblüfft von der Szene. Sie benutzte die Kindersicherung [eine Art Holzgitter, um kleine Kinder daran zu hindern, unbemerkt den Raum zu verlassen], um ihn auszusperren. Als Micha hereinkommen wollte, schrie sie laut. Mai notierte in ihr Feldprotokoll: "Mir ist die Situation suspekt". Elsa versuchte, auch die Tür zu schließen. Als Micha das Gitter zur Seite schob, drückte sie ihn mit den Händen zur Tür hinaus und er ging weg (Feldprotokoll HMT, 08: 588-599; 610-619). [35]
Erneut erlebten wir eine Situation, in der Elsa mit der technischen Hilfskraft interagierte und ihre Grenzen aufzeigte, sich gegen ihn wehrte. Wir wussten nicht, was vorgefallen war – was der Auslöser für ihr Verhalten war. Wir beobachteten ausschließlich ihre emotionale Reaktion. Wir hatten keine konkreten Anhaltspunkte zur Einstufung der Sachlage, waren zwar überrascht vom Vertrauen des Vaters und der vehementen Reaktion des Kindes, aber auch hier verhielten wir uns zurückhaltend – obwohl sich an dieser Stelle wieder unser Misstrauen gegenüber der technischen Aushilfskraft bestätigte. [36]
Nach dem Austausch mit einer Kollegin aus unserem Forschungsteam wurde uns deutlich, dass diese Situation aus Kinderschutzperspektive vor allem deshalb brisant war, da niemand die Interaktion zwischen Elsa und der Hilfskraft im Keller beobachten konnte. So konnte niemand das Kind vor eventuellen Übergriffen und auch niemand die technische Hilfskraft und die Einrichtung vor dem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung schützen. Wir besprachen unsere Bedenken in einer Forschungswerkstatt und im Team. Das Verhalten der technischen Hilfskraft wurde auch hier als grenzüberschreitend wahrgenommen und verhandelt. Gleichzeitig wurden wir auf unsere selektive Wahrnehmung und negativ konnotierte Beziehung zu Micha aufmerksam gemacht. Wir traten in einen Dialog mit uns selbst (BREUER 2003, §30), was zur Rezentrierung unsere Perspektive beitrug. Michas Verhalten Elsa gegenüber betrachteten wir dennoch in Anlehnung an GUILLEMIN und GILLAM (2004, S.272) als emotional schädigend aufgrund ihrer Reaktion. [37]
Kurze Zeit später eruierten wir die Position der Heimleitung zur technischen Hilfskraft. Sie sagte: "Ja, der liebt alle Kinder" und hielt kurz inne. "Also nicht soo [...] Ich vertraue ihm" (Feldprotokoll SF, 10: 119-129). Wir wagten nicht, die geschilderten Beobachtungen anzusprechen. Zu unsicher waren wir über die Konsequenzen eines möglicherweise unbegründeten Verdachts. Doch was hätte passieren müssen, damit wir direkt intervenieren? [38]
Später erfuhren wir, dass Micha "schwer krank" sei. Wir beobachteten darüber hinaus, dass ihm auch Kinder von pädagogisch ausgebildeten Mitarbeiter*innen anvertraut wurden. Wir fragten uns wiederholt, inwiefern unsere Sorge gerechtfertigt war. Welche Risiken, welchen Schaden galt es hier gegeneinander abzuwägen auf der Basis welcher Wissensbestände (VON UNGER et al. 2014)? Wie begründete sich unser Misstrauen, und konnte dieses als "inter-affektiv" (STODULKA 2015a, S.93) verstanden werden? Was war auch unsere Verantwortung gegenüber der technischen Hilfskraft? Wir waren uns unserer Interpretationen im Forschungsverlauf nicht sicher. Inwiefern dramatisierten oder bagatellisierten wir unsere Beobachtungen aufgrund unserer je eigenen Erfahrungen und Sensibilitäten, unserer (fehlenden) "Eigenresonanz" (BREUER 1999, S.58) mit dem Thema Kindeswohlgefährdung? Welche Konsequenzen hätte es gehabt, sie der Heimleitung zu melden und dadurch gegebenenfalls eine Verdächtigung in den Raum zu stellen, die der verdächtigten Person, dem Team, der Institution schaden könnte? Welche Konsequenzen hätte es nach sich gezogen, dies nicht zu tun? Was war der ethisch angemessenste bzw. "produktivste" (BREUER 2003, §43) Umgang mit diesem Dilemma? [39]
Diese Fragen, die unsere Beobachtungen und Erlebnisse im Forschungsprozess aufwarfen, behandelten wir nicht als Privatangelegenheiten, sondern als Hinweise über das Feld. Forscher*innen sind in ihren Empfindungen und in ihrem Erleben ein Teil des zu untersuchenden Gegenstandes einer reflexiven Ethnografie. Neben der Aushandlung der eigenen Rolle und unserer Verantwortung verschiedenen Akteur*innen im Feld gegenüber verweisen unsere Emotionen nicht nur auf unsere eigene Lage, sondern entfalten darüber hinaus Kontextrelevanz: Wenn wir die von uns erlebten Situationen nicht nur durchdenken, sondern "durch sie denken" (THRIFT 2003), sehen wir sie vor dem Hintergrund einer Strukturpolitik, in der alle Akteur*innen (Mitarbeiter*innen, Bewohner*innen) möglicherweise überfordert sind, multiple Rollen einnehmen und Entlastung begrüßen. Räumlich und sozial fluide Grenzen von privat/nah und öffentlich/distanziert spiegeln sich auch im Verhältnis von Mitarbeiter*innen (aber auch von uns Forscherinnen) zu Kindern und Familien wider. Das Spannungsverhältnis von Nähe und Distanz strukturiert Beziehungen und Verhaltensweisen und könnte aus unserer Perspektive als Ausdruck von Ressourcenknappheit (auch in den Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter*innen) und unklaren oder auch überlappenden Zuständigkeiten gedeutet werden. Die familiäre Atmosphäre der Einrichtung fußt auf einer Vertrauensbasis, welche möglicherweise auch zu blinden Flecken im Bereich Kinderschutz führen könnte. So ist es in der Einrichtung möglich, dass einzelnes Personal ungesehen von anderen Mitarbeitenden oder Familienangehörigen der Kinder mit einzelnen Kindern alleine ist. Dies ist aus einer Kinderschutzperspektive bedenklich. Von den Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen und der Heimleitung wird Micha geschätzt, gerade aufgrund seines Einsatzes für die Kinder in einem durch mangelnde räumliche und soziale Ressourcen geprägten Kontext. Doch ist dieser Kontext darüber hinaus von Machtasymmetrien und Abhängigkeiten durchzogen und bietet gerade auch aufgrund der Ressourcenknappheit Gelegenheiten des Machtmissbrauchs – ein potenzielles Risiko für alle Kinder der Unterkunft (SAVE THE CHILDREN DEUTSCHLAND 2017, 2018). [40]
Wir rangen weiter mit uns im Umgang mit diesem heiklen Thema. Wir sorgten uns, als Kontrolleurinnen zu erscheinen und unsere vertrauensvolle Beziehung zur Heimleitung zu gefährden. Wir hatten keine vorherigen Absprachen getroffen, wie wir in solchen Situationen zu handeln oder welche Informationen an wen zu fließen hätten (im Sinne von Schutzkonzepten8) bzw. Child Safeguarding Policies (BMFSFJ & UNICEF 2017; SAVE THE CHILDREN DEUTSCHLAND 2018). Wir nahmen uns in einer Doppelrolle wahr, da wir uns einerseits um eine kritische Außenperspektive auf die Einrichtung bemühten und andererseits auf die Kooperation mit den Mitarbeiter*innen (den Gatekeeper*innen) der Unterkunft angewiesen waren. Gleichsam ging es uns um die dort wohnenden Kinder, die möglichen Schaden durch Kinderschutzlücken der Einrichtung erleiden könnten. Vordergründig wollten wir auf dieser Basis aufgrund unserer Forschungsbeobachtungen der Institution helfen, mit Verdachtsmomenten umzugehen, ihr "achtsames Handeln zu stärken" (KAVEMANN, ROTHKEGEL & NAGEL 2015, S.24), zu einer "kritischen Reflektion der Machtverhältnisse" und der "Regulierung von Grenzsetzung und Grenzachtung" (S.11f.) in der Unterkunft anzuregen und daraufhin Risikoanalysen und Schutzkonzepte zu erstellen oder zu überarbeiten. Neben der Suche nach ethischer Orientierung ist das konkrete Handeln im Feld als "ethical decision making" zentral (GUILLEMIN & GILLAM 2015, S.727), um dem Anspruch engagierten Forschens näherzukommen. [41]
In einem unsere Forschung abschließenden Rückmeldegespräch mit der Heimleitung und ihrem Kernteam sprachen wir unsere Beobachtungen vorsichtig an. Wir erfuhren im Gegenzug, dass die Familien Micha liebten, dass er ein "grober Klotz mit weichem Herz" sei, und auch, dass er mit älteren Kindern Probleme habe. Die Heimleiterin offenbarte uns, dass er unabhängig von unseren Mitteilungen schon länger "massiv unter Beobachtung von allen" stehe, weil er "ein schwieriger Mensch" und auch manchmal "laut und auffällig" sei. Er sei bereits abgemahnt worden, weil er Kinder angeschrien oder "am Arm gepackt" habe, "auch mit der Drohung, dass er hier aus der Einrichtung gehen müsse, was für ihn die größte Strafe wäre" (Feldprotokoll SF & HMT, 13: 644, 703-724, 777-779). Die Leitung räumte ein, dass sie mit größerer Sensibilität auf das Thema schauen würden. Wir waren erleichtert, dies angesprochen zu haben und auf offene Ohren gestoßen zu sein, die Verantwortung an die Belegschaft abgegeben zu haben, waren aber auch irritiert aufgrund der zusätzlichen Informationen. [42]
Das Mosaik, das sich aus unseren Beobachtungen und Gesprächen ergab, vermittelte nicht nur unsere ethischen Ambivalenzen, sondern auch die anderer Akteur*innen im Feld. Ein halbes Jahr nach diesem Gespräch berichtete uns die Heimleitung, dass alle im Team sich einig seien, dass unsere Forschung und unsere Rückmeldung etwas bei ihnen im Haus angestoßen habe: Sie seien sensibilisiert worden für Fragen des Kindeswohls und des Kinderschutzes und hätten ihr Gewaltschutzkonzept nach einigen kontroversen Diskussionen weiterentwickelt. Dafür sei nicht nur unsere Forschung ausschlaggebend gewesen, aber diese habe einen Teil dazu beigetragen. Die Kinderbetreuerin nehme außerdem regelmäßig an einer Runde des Bezirksamtes zu Kinderschutz teil (Feldprotokoll SF, 14: 8–61). Das Ansprechen unserer Bedenken gab dem Mitarbeiter*innenteam somit einen Anlass zur Reflexion und zu Veränderungen hinsichtlich des Themas Kinderschutz in ihrer Institution. [43]
Uns führte die Konfrontation mit den beschriebenen ethischen Dilemmata, mit unseren Ängsten und Unsicherheiten einmal mehr vor Augen, wie relational Fragen praktischer Ethik, Fragen der Schadensminimierung und des Schutzes waren, wie wir damit umgehen, und wie schmal der Grat zwischen Vertrauen und Misstrauen sein kann. Es zeigte sich aber auch, was dieser schmale Grat über das Forschungsfeld mit seinen institutionell bedingten und strukturpolitischen Implikationen hinsichtlich Fragen des Kindeswohls und über unsere Forschungsbeziehungen (also auch über uns selbst) aussagt. [44]
Darüber hinaus greift SCHULZ-ALGIE (im Erscheinen) die hier skizzierten und weitere Situationen aus dem Datenmaterial unseres Forschungsteams auf, um zu analysieren, inwiefern dem Menschenrecht begleiteter junger Kinder auf Schutz vor Gewalt in Unterkünften für geflüchtete Menschen gegenwärtig Rechnung getragen wird. In unserem Positionspapier (INIB & ISTA 2018) machen wir uns für die Anerkennung der besonderen Schutzbedürftigkeit von geflüchteten Kindern und der Umsetzung von verbindlichen Schutzstandards in Unterkünften und deren Kontrolle stark. Außerdem empfehlen wir für die Mitarbeiter*innen der Unterkünfte (wie für Forscher*innen) konzeptionell und finanziell abgesicherte Reflexionsräume (z.B. Einzel- und Gruppen-Supervision bzw. Intervision) zu schaffen, die zur (eigenen) Rollen- und Auftragsklärung beitragen. [45]
5. Schluss: ethische Achtsamkeit und engagiertes Forschen
In diesem Beitrag haben wir ethische Ambivalenzen als Ausdruck von irritierenden Widersprüchlichkeiten, Rollenkonflikten, emotionalen Spannungen und Unsicherheiten anhand von zwei ethisch bedeutsamen Situationen und ihren Folgen in unserer Forschung mit jungen Kindern in Unterkünften für geflüchtete Menschen diskutiert. In der Auseinandersetzung mit einem Abschiebebescheid und im Umgang mit Beobachtungen grenzüberschreitenden Verhaltens gegenüber Kindern reflektieren wir unsere eigene Positioniertheit und Involviertheit als Forscherinnen eines Tandems und setzen sie in Bezug zu unserem Forschungshandeln, aber auch der dadurch entstehenden relationalen Erkenntnisgenerierung. [46]
Zentrale Fragen, die unsere Abwägungen und Handlungen im Feld prägten, kreisen um die des angemessenen und verantwortungsbewussten Verhaltens in einem von Machtungleichheiten, Ressourcenknappheit, Ungewissheiten, fluiden Grenzen von Öffentlichkeit und Privatheit und unklaren Zuständigkeiten geprägten Feld. Dieses ethisch bedeutsame Umfeld unserer Forschung ("ethical environment" GUILLEMIN & GILLAM 2004, S.271), setzte den Rahmen unserer Forschungspraxis. Dabei nahmen wir wahr, wie relativ angemessenes Verhalten und Schadensminimierung zu deuten waren und dass ethische Richtlinien als Orientierung wichtig waren, aber im konkreten Kontext keine Handlungsrichtlinie liefern konnten. Wem gegenüber ist was wann angemessen und in Bezug zu wem? Ein Bewusstsein für Machtverhältnisse und die Positionierung im Feld, die Offenlegung der eigenen Gefühle, Entscheidungen und Verantwortungen sind wichtig, genauso aber die Fähigkeit zur Verantwortungsabgabe als reflexive, kontextgebundene Rollenklärung, die beständig – auch in ihrem Verhältnis von Nähe und Distanz, von Eingrenzungen und Abgrenzungen, von Vertrauen und Misstrauen – herausgefordert wird. [47]
Die Reflexion einer "ethics in practice" ist Bestandteil einer ethischen Kompetenz der Forschenden, welche die ethischen Dimensionen in der Forschungspraxis anerkennt und zum Gegenstand der Betrachtung kritisch und konstruktiv nutzt (GUILLEMIN & GILLAM 2004). Dabei sind vor allem Emotionen wertvolle und sensibilisierende Anker in der Auseinandersetzung mit ethischen Fragen (GUILLEMIN & GILLAM 2015). Das Erkenntnispotenzial einer solchen, sich der inter-affektiven und reziproken Beziehungsgestaltung bewussten, affektsensiblen ethnografischen Epistemologie ("affectively aware ethnographic epistemology" STODULKA 2015a, S.85) erstreckt sich somit sowohl auf das Feld an sich, das wir durch die erlebten Situationen neu durchdenken, auf unser Handeln im Feld als wechselseitige In-Bezugnahme aufeinander sowie auf unsere Rollen als Forschende. Dabei sind Räume für Reflexion in Anerkennung und Diskussion der ethischen Ambivalenzen sowie zur De- und Rezentrierung unserer Perspektivität als Andersbetrachten der Erfahrungen (GUILLEMIN & GILLAM 2015) hinsichtlich von Verantwortungsfragen bedeutsam, die auch der Erkenntnisproduktion zugutekommen: "The goal of being reflexive in this sense has to do with improving the quality and validity of the research and recognizing the limitations of the knowledge that is produced, thus leading to more rigorous research" (GUILLEMIN & GILLAM 2004, S.275). [48]
Eine wesentliche, unsere Forschung begleitende Frage war, wie sich Forschende für das Unerwartete wappnen können (BAKER et al. 2016): Wir halten das Konzept der ethischen Achtsamkeit für besonders fruchtbar, um emotionalen und herausfordernden Situationen in der (alltäglichen) Forschungspraxis verantwortungsvoll zu begegnen. Neben der Sensitivität gegenüber Emotionalität und in der Auseinandersetzung mit ethischen (komplexen) Dilemmata braucht es ein Verständnis für die Verankerung von Emotionen in der Praxis, um sie in ihrer ethischen Signifikanz (Verhaltensangemessenheit, Beziehungsgestaltung, mögliche Schäden und Konsequenzen) ernst zu nehmen, auszudrücken und zu reflektieren. Dies kann zu "couragiertem" Verhalten im Sinne von "reflect and act" führen (GUILLEMIN & GILLAM 2015, S.729) und somit als Basis einer engagierten Forschung verstanden werden, die Mehrwerte generieren möchte (HUGMAN et al. 2011). Der produktive, reflektierte Umgang mit der eigenen emotionalen Involviertheit, mit den eigenen Vulnerabilitäten, hört somit nicht bei der Dateninterpretation auf, sondern führt zurück ins Feld. Denn unser Anspruch des engagierten Forschens verweist auf die grundlegende Frage der politischen Verortung von Forschung und Positionierung im gesellschaftlichen Kontext ungleicher Machtverhältnisse (VON UNGER et al. 2014) und kann aus unserer Perspektive zu transformatorischen Forschungspraxen durch ihre innewohnende Krisenhaftigkeit beitragen:
"'Do no harm' is a necessary but insufficient principle alone as the ethical basis for such work. It needs to be integrated with respect, beneficence and justice in a more relational approach that can be gauged in terms of what is offered back to participants in ways that are meaningful to them" (HUGMAN et al. 2011, S.1284). [49]
In unserem Forschungskontext versuchten wir, solche Mehrwerte situativ im Feld herzustellen (beispielsweise durch Kontakt- und Informationsvermittlung, Unterstützung der Eltern, der interessengeleiteten Beschäftigung mit den Kindern, Diskussionsrunden mit Mitarbeiter*innen), aber auch durch Publikationen nicht nur für ein wissenschaftliches Publikum (etwa unser Positionspapier [INIB & ISTA 2018], öffentliche Diskussionsrunden9), ein Kinderbuch über unsere Forschungsergebnisse in mehreren Sprachen10)). Dabei kann es nicht darum gehen, etwas komplett Neues zu erfinden, sondern sich auf das Feld einzulassen und zu schauen, was praktische (und auch theoretische) Bedeutsamkeit erlangt und welche Schritte dabei für uns Forscher*innen v.a. auch in Kooperation mit den Akteur*innen im Feld umsetzbar sind. Besondere Aufmerksamkeit und Sensibilität gilt es im achtsamen Umgang mit Kindern zu entwickeln, um sie in ihrer sozialen Akteur*innenschaft mit ihren Anliegen und Bedürfnissen ernst zu nehmen. [50]
Unsere ethischen Ambivalenzen begreifen wir somit nicht als Störfaktoren in der Wissensproduktion, sondern machen sie konstruktiv nutzbar, um unsere Beziehungen im Forschungsfeld, unsere Haltungen und Grenzen und die Eigenlogik des Feldes als "ethical environment" sowie die Gestaltung von Mehrwerten durch engagiertes Forschen zu durchleuchten. Eine ethisch achtsame Haltung geht mit Emotionsarbeit einher, die zu schulen ist und für die sensibilisiert werden muss. Dies kann mittels einer Begleitung von außen durch unterschiedliche Formen der Supervision unterstützt werden (BONZ et al. 2017b). Die gemeinsame Reflexion kann auch durch vertrauensvolle Gespräche mit Kolleg*innen, Menschen mit ähnlichem Erfahrungshorizont oder Expert*innen gefördert werden. Unserer Erfahrung nach ist es hilfreich, Raum für Reflexion innerhalb und außerhalb des Wissenschaftsbetriebs zu suchen, anzunehmen und zu initiieren. Die eigenen, reflexiven Einsichten haben einen Erkenntnismehrwert, der sich durch eine multiperspektivische Betrachtung und Dezentrierung des eigenen Blicks potenziert. Dabei gilt es, Emotionen als Teil der Datengewinnung zu verstehen, welche das Potenzial in sich tragen, eine ethisch-reflexive und engagierte Forschungspraxis auf den Weg zu bringen. Diesen Prozess mit all seinen Ambivalenzen als Stärke und nicht als Schwäche zu begreifen sowie die forschungsethischen Implikationen auch in ihren Handlungsnotwendigkeiten ernst zu nehmen, ist als integraler Bestandteil von Sozialforschung zu verstehen – und als stets aktuell und bedeutsam zu vermitteln und umzusetzen. [51]
Wir bedanken uns sehr herzlich bei unserer Kollegin Evelyn SCHULZ-ALGIE und bei den begleitenden Supervisorinnen für ihren kritischen Blick und ihre Unterstützungen und Rückmeldungen zu unserer Arbeit. Vielen Dank auch an die Projektleitung, die Projektkoordination und das gesamte Forschungsteam, alle Teilnehmer*innen der Forschungswerkstatt am Institut für Innovation und Beratung der Evangelischen Hochschule Berlin und den wissenschaftlichen Beirat für Feedback und Austausch. Ein außerordentlicher Dank gebührt unseren Forschungspartner*innen, die unsere Arbeit erst möglich gemacht haben, sowie den finanziellen Förderern des Projekts (Bertelsmann Stiftung, Stiftung Deutsche Jugendmarke, Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin, private Spende). Wir bedanken uns bei den Herausgeber*innen der Schwerpunktausgabe und der FQS-Redaktion für die inhaltlichen Anregungen und die redaktionelle Begleitung.
1) Wir verwenden Pseudonyme, die Kinder und Eltern selbst gewählt haben. <zurück>
2) Mit kursiver Schrift markieren wir in unseren Feldprotokollen unsere eigene Reflexionen, Empfindungen und Gedanken zum beobachteten Geschehenen. Dies erfüllt den Zweck, eigene Perspektiven sichtbarer und damit auch bearbeitbarer zu machen. Als Quellenangabe verweisen wir mit dem Kürzel SF (Sarah FICHTNER) bzw. HMT (Hoa Mai TRẦN) auf den Namen der Autorin des Protokolls, die Nummer des Protokolls und die Zeilenangabe. <zurück>
3) Die so genannte Dublin-Verordnung regelt, welcher Staat für die Prüfung eines in der Europäischen Union gestellten Asylantrags zuständig ist. Grundsätzlich hat derjenige Mitgliedstaat den Asylantrag zu prüfen, in den Asylbewerber*innen zuerst eingereist sind und in dem sie registriert wurden. Die Dublin-II-Verordnung erweiterte den Kreis der Mitgliedsstaaten auf die Schweiz, Liechtenstein, Island und Norwegen. Die Anwendung des Übereinkommens ist umstritten. <zurück>
4) Diese Zahlen sind nur ein Indiz für die tatsächliche Anzahl geflüchteter Kinder in Deutschland. Bisher gibt es keine belastbaren Zahlen über die genaue Anzahl von Kindern unter sechs Jahren (BAISCH, LÜDERS, MEINER-TEUBNER, RIEDEL & SCHOLZ 2017). <zurück>
5) Das Projekt ist angesiedelt am Institut für den Situationsansatz der Internationalen Akademie Berlin gGmbH und dem Institut für Innovation und Beratung der Evangelischen Hochschule Berlin. Es wurde finanziert durch die Bertelsmann Stiftung, Stiftung Deutsche Jugendmarke, den Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin sowie eine privaten Spende. <zurück>
6) Diese und alle folgenden kurzen Zitate sind dem Feldprotokoll SF, 03: 153-413 entnommen. <zurück>
7) Pseudonym, das wir festgelegt haben. <zurück>
8) Im Zeitraum unserer Forschung 2016/17 entwickelte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) mit UNICEF und weiteren Partnern sogenannte "Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften", die in Form einer Broschüre (BMFSFJ & UNICEF 2017) Trägern, Leiter*innen und Mitarbeitenden in Unterkünften Orientierungshilfe geben sollen. Trotz einer Gesetzesänderung 2017 sind sie allerdings nicht rechtlich verpflichtend (SAVE THE CHILDREN DEUTSCHLAND 2017). <zurück>
9) Öffentliche Diskussionsrunden/ Workshops fanden im Rahmen unserer Abschlusspräsentation "Ich will ein echtes Haus" am 22.09.2017 in der Werkstatt der Kulturen, Berlin statt. <zurück>
10) Das Kinderbuch wird voraussichtlich 2019 unter dem Titel "Wir Kinder aus dem Heim" im Viel und Mehr Verlag Berlin erscheinen. <zurück>
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Dr. Sarah FICHTNER ist Sozial- und Kulturanthropologin. Sie arbeitet als freiberufliche, überwiegend ethnografisch vorgehende Forscherin, Beraterin und Filmemacherin. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Schule, Bildungsreformen und Lehrerweiterbildungen in alternativen Lehrmethoden in West-, Zentralafrika und Deutschland, sowie Flucht, Migration und das Alltagserleben von Kindern in Unterkünften für Geflüchtete in Deutschland. Sie ist Teil des mehrsprachigen Medienprojekts Encounter, das aus dem Netzwerk der Engaged Anthropology an der Freien Universität Berlin hervorging.
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Sarah Fichtner
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E-Mail: fichtnersarah@gmail.com
Hoa Mai TRẦN ist staatlich anerkannte Kindheitspädagogin und studiert derzeit Bildungswissenschaft an der Freien Universität Berlin. Sie ist politische Bildungsreferentin zu Flucht, Asyl und Migration sowie freie Mitarbeiterin an der Fachstelle Kinderwelten (ISTA) als Fortbildnerin im Ansatz der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung sowie Pädagogik in der Migrationsgesellschaft. Ihre Forschungsschwerpunkte sind soziale Ungleichheit und Bildung, Inklusion und Kita sowie Kindheitspädagogik und -soziologie. Zuletzt war sie im Projekt zum Alltag junger Kinder in Unterkünften für geflüchtete Menschen tätig und leitet das kollaborative mehrsprachige Kinderbuchprojekt, welches daraus entstanden ist.
Kontakt:
Hoa Mai Trần
Adresse der Redaktion bekannt.
E-Mail: tran@situationsansatz.de
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