Volume 20, No. 2, Art. 25 – Mai 2019
Harold Garfinkels "Studies in Ethnomethodology" – ein Interviewprojekt
Dominik Gerst, Hannes Krämer & René Salomon
Zusammenfassung: Der vorliegende Text führt in die Schwerpunktausgabe "Harold Garfinkels 'Studies in Ethnomethodology' – ein Interviewprojekt" ein. In dieser sind acht Interviews mit Wissenschaftler*innen aus der Ethnomethodologie und benachbarten Disziplinen zum Buch "Studies in Ethnomethodology" (GARFINKEL 1967) und der Ethnomethodologie allgemein versammelt. Das Ziel der Interviews besteht darin, die Vielstimmigkeit dieses kontroversen, gleichsam wirkmächtigen Textes einzufangen und in einer anregend-instruktiven Art zu bündeln. In der Einleitung rekonstruieren wir kurz den Entstehungskontext des Buchs und stellen den Inhalt vor, führen in die Anlage des Interviewprojekts sowie in die Interviews selbst ein und skizzieren exemplarisch zwei Themenfelder – das Verhältnis von Ethnomethodologie und Konversationsanalyse sowie die Ethnomethodologie als Forschungshaltung –, die sich quer zu den einzelnen Interviews identifizieren ließen und mögliche Lektürewege andeuten.
Keywords: Ethnomethodologie; Harold Garfinkel; Soziologie; Methodologie; Konversationsanalyse
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Studies im Kontext
3. Aufbau und Inhalt der Studies
4. Das Interviewprojekt
5. Die Interviews
6. Interviews im Gespräch
6.1 Die EM als Forschungshaltung
6.2 Ethnomethodologie und Konversationsanalyse
7. Ausblick
Das Buch "Studies in Ethnomethodology" (im Folgenden auch Studies) von Harold GARFINKEL (1967) gilt vielen als die Gründungsschrift der Ethnomethodologie (im Folgenden auch EM) – einer soziologischen Forschungsrichtung, die sich als radikale Alternative zur konventionellen Sozialwissenschaft verstanden hat und zuweilen noch immer versteht. Der EM geht es um die praktische Hervorbringung sozialer Ordnung, welche sie nicht aus übersituativen Strukturelementen wie Normen oder Werten ableitet, sondern in den alltäglichen routinierten praktischen Aktivitäten von Akteur*innen verortet. Die aus dieser Perspektive hervorgegangenen sozialtheoretischen und methodologischen Überlegungen weisen die EM als eine frühe Praxistheorie aus (MEYER 2015), die zwischen einem Subjektivismus und Objektivismus angesiedelt ist, eine konsequente Empirisierung soziologischer Fragestellungen einfordert und mit ihrem Fokus auf die alltäglichen Ordnungsleistungen von members (GARFINKEL & SACKS 1970; siehe auch HAVE 2002) ein neues Forschungsinteresse etabliert. Die EM ist damit für die Theorie-, Methodologie- sowie Methodenentwicklung innerhalb der Sozialwissenschaften eine zentrale Referenz, die auch in aktuellen Debatten immer wieder aufgegriffen wird. Zugleich ist sie als Programm für empirische Analysen seit ihrer Entstehung in den 1950er/1960er Jahren in den USA in verschiedenen Feldern wie etwa der conversation analysis (im Folgenden auch CA) (HUTCHBY & WOOFFITT 2008) bzw. der Gesprächsforschung (DEPPERMANN 2008) oder auch den legal-, health-, workplace und science studies (DUPRET, LYNCH & BERARD 2015; GARFINKEL 1986; HAVE 1995; LYNCH 1993; allgemein dazu: MAYNARD & CLAYMAN 1991) positioniert und beeinflusste maßgeblich Diskussionen in diesem Bereich. [1]
Im Jahr 2017 feierte Harold GARFINKELs "großer Klassiker" den 50. Geburtstag seines Erscheinens – parallel zum 100. Geburtstag seines Verfassers.1) Das Jubiläum sowie ein beobachtbares erstarkendes Interesse an der EM bildete den Ausgangspunkt unseres Vorhabens, theoretische, methodologische und methodische Impulse dieses wirkmächtigen Buchs genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir wollten dabei nicht den konventionellen Weg soziologischer Klassiker*innenexegese gehen, sondern Protagonist*innen ethnomethodologischer und konversationsanalytischer Forschung in persönlichen Gesprächen zu Wort kommen lassen und nach der Rolle der Studies sowie der EM generell für ihre Forschung, ihr Fach und die Einbettung ihrer Arbeit fragen. Die Wahl des Interview-Formats begründet sich darin, dass wir der Ansicht sind, dass in einem persönlichen Gespräch und den dadurch gegebenen Möglichkeiten, spontan auf das Erzählte eingehen und nachfragen zu können, ein tieferer Einblick in die individuellen Auseinandersetzungen mit dem Buch und der Aneignung der EM eröffnet wird. Wissenschaftliche Arbeit, so wird in den Interviews einmal mehr deutlich, ist ein Zusammenspiel von kontingenten Optionen, Sympathien und Antipathien, geografischen und sozialen Zugängen und Barrieren sowie die jeweils idiosynkratische Auseinandersetzung mit materialen Artefakten, wie sie Bücher darstellen. Um dieses Bedingungsgeflecht nachzuzeichnen, so glauben wir, bedarf es eines offeneren, weniger geglätteten Formats, als es durch Buch- oder Zeitschriftenaufsätze in der Regel gegeben ist. Zudem ermöglicht das Interviewformat eine Art oral history der EM und CA sowie ihrer benachbarten Forschungsbereiche – eine Form der Face-to-Face orientierten Traditionsstiftung und -wahrung, der innerhalb der EM seit ihrer Formierung eine besondere Bedeutung zukommt. [2]
Unser Interviewprojekt zu Harold GARFINKELs Studies erhebt dabei nicht den Anspruch, einen umfassenden Beitrag zur Soziologiegeschichte vorzulegen. Dafür ist die Auswahl der Interviewpartner*innen zu unvollständig und die persönlichen Einblicke zu individuell. Dennoch werden transsubjektive Rezeptionslinien deutlich, indem etwa auf das intellektuelle Umfeld GARFINKELs in Kalifornien oder auf die deutsche Diskussion in Konstanz und später in Bielefeld eingegangen oder indem die Bifurkation von Ethnomethodologie und Konversationsanalyse nachgezeichnet wird. Dabei werden einige bisher unbeachtete sowie unbekannte Zusammenhänge und Differenzen deutlich. Diese tiefen, lebendigen und auch überraschenden Einblicke in die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte dieser Art des Soziologietreibens offenbart den Vorteil des hier gewählten Formats: Obwohl die Beiträge im strengen Sinne keine systematische Theorie- oder Methodologiediskussionen liefern, wie sie in Zeitschriftenaufsätzen üblich sind, werden durch das gewählte Gesprächsformat zahlreiche Bezüge zu aktuellen Fragestellungen eröffnet. So wird etwa auf die Akteur-Netzwerk-Theorie (im Folgenden auch ANT) eingegangen, der politische Gehalt der Studies unterstrichen oder deren sozial- und gesellschaftstheoretisches Potenzial diskutiert. Am ehesten lassen sich die Interviews – wie auch die Studies selbst – als ein "Steinbruch" (BERGMANN, MEYER, SALOMON & KRÄMER 2019, §25) für methodologische und sozialtheoretische Fragestellungen begreifen, in dem inspirierende und weiterführende Gedanken entwickelt werden, welche über die gängige Rezeption der EM deutlich hinausgehen. Die Interviews bieten nicht weniger als eine kenntnisreiche und anregende Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Studies im Besonderen und der Ethnomethodologie im Allgemeinen. So werden verschiedene Rezeptionsgeschichten und deren Auswirkungen auf heutige Verständnisse der EM sichtbar und in bisher ungeahnter Art in ihrer Genese nachvollziehbar. Dies geschieht in einer Form, die über weite Strecken ein kurzweiliges und amüsantes, teils bewegendes Lesevergnügen bietet, indem Schüler*innen und Zeitgenoss*innen die Lesenden auf persönliche Reisen in ihre individuellen, privaten Erlebnisse und Kontexte mitnehmen. Die Interviews verdeutlichen somit zudem eindrücklich den Zusammenhang von wissenschaftlicher und privater Biografie. [3]
Im Folgenden wird das Projekt kurz eingeordnet, indem auf den Entstehungskontext des Buchs und dessen Inhalt (Abschnitte 2 und 3), auf das Interviewprojekt (Abschnitt 4), auf die Interviews selbst (Abschnitt 5) sowie auf wiederkehrende Themen (Abschnitt 6) eingegangen wird. Ein kurzer Ausblick schließt diese Einleitung ab (Abschnitt 7). [4]
Als 1967 die "Studies in Ethnomethodology" erschienen, wurde dem Buch eine große Aufmerksamkeit zuteil, versammelte der Text doch erstmals mehrere ethnomethodologische Untersuchungen des spiritus rector der EM – Harold GARFINKEL. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es kaum Möglichkeiten, sich komprimiert über die EM zu informieren. Dabei war die, von GARFINKEL mal als "bunch of bastards" (2007, S.13), mal als "company of geniuses" (zit. nach FLYNN 1991, S.38) bezeichnete, sich in Kalifornien formierende erste und zweite Generation an Ethnomethodolog*innen in aller Munde.2) Die Ethnomethodologie-Sessions auf den Treffen der American Sociological Association (ASA) in den 1960er Jahren etwa erfreuten sich großem Interesse. Wer aber nachlesen wollte, worum es sich bei diesem Ansatz handelte, konnte nur auf verstreute und teils als graue Literatur zirkulierende Texte zurückgreifen. [5]
Das Fehlen von Selbstbeschreibungstexten der EM gründete einerseits in dem besonderen Publikationsgebahren GARFINKELs, der zu Lebzeiten selbst wenig veröffentlichte und auch manche Schüler*innen und Kolleg*innen eher vom Publizieren abhielt, als deren Veröffentlichen zu fördern (vgl. etwa BERGMANN et al. 2019; KNORR-CETINA, KRÄMER & SALOMON 2019).3) Andererseits verbarg sich hinter der frühen EM auch ein Denkzusammenhang, der stark selbstreferenziell agierte – einige Kommentator*innen sprachen gar von einer Sekte (MULLINS 1973) –, in seiner Wissensproduktion stark auf Lehrer*innen-Schüler*innen-Beziehungen beruhte und auf das praktische Erlernen ethnomethodologischer Analysepraxis abzielte – was sich, wie die Interviews verdeutlichen, kontinuierlich bis heute durchzieht. Über EM lese man nicht, man betreibe sie. [6]
Die Aufmerksamkeit, welche dem Buch entgegengebracht wurde, lässt sich neben dem publikationsgeschichtlichen Bezug auch inhaltlich begründen. Die Ethnomethodologie, das wird auch in den Studies deutlich, schlägt eine Alternative oder Ergänzung zur soziologischen Mainstreamperspektive vor, die in den USA dieser Zeit insbesondere vom Strukturfunktionalismus PARSONSscher Prägung dominiert wurde (PARSONS 1951). Mit den Studies wird eine weitere Möglichkeit begründet, Soziologie zu betreiben. Sie gründet unter anderem in der phänomenologisch inspirierten alltagsweltlichen Insiderperspektive kompetenter Gesellschaftsmitglieder und macht andere Aspekte als bis dahin üblich für ein Verständnis des Sozialen geltend: die Prozessualität, Situativität und Körpergebundenheit aller sozialer Ereignisse. Der Ethnomethodologie geht es um die Alltagspraktiken, mithilfe derer Mitglieder soziale Wirklichkeit in ihrem Handeln methodisch hervorbringen. Dabei versteht sich die EM nicht vordergründig als reine Theorie, sondern als analytische Sensibilität und als empirisch geleitete Praxis des Theoretisierens, die sich insbesondere in einer eigenen Beschreibungssprache und Textgestaltungspraxis ausdrückt.4) Entgegen einer intellektualistischen Top-Down-Soziologie kehrte GARFINKEL die soziologische Perspektive um, oder wie Jörg BERGMANN es im Interview nennt, die EM stellte "die Soziologie vom Kopf auf die Füße" (BERGMANN et al. 2019, §40). [7]
Die Rezeptionsgeschichten der Studies sind durchaus divers und changieren – wie Michael LYNCH im Interview sagt – zwischen Faszination und Zurückweisung (LYNCH, GERST, KRÄMER & SALOMON 2019).5) In der amerikanischen Soziologie stieß das Buch auf großes Interesse. Jenseits der eigenen Reihen wurde es etwa dafür gelobt, einen eigenen Ansatz zu verfolgen, der begrifflich wie forschungspraktisch die Soziologie herausfordere und damit neue Perspektiven eröffne (WILKINS 1968) und auch materiale Studien anleite (BRUYN 1968). Aber die Ethnomethodologie wurde auch heftig kritisiert: So wurde ihr unter anderem vorgeworfen, Sektierertum zu betreiben und die Soziologie zu spalten (COSER 1975), sozialstrukturelle Merkmale wie etwa die Klassenlage nicht zu berücksichtigen (GORDON 1976), zu wenig empirisch, gar sadistisch vorzugehen und Soziologie nur als improvisierte Veranstaltung, als Happening zu betreiben (GOULDNER 1970). [8]
In Deutschland war das Interesse an den Studies zum Zeitpunkt der Veröffentlichung kaum ausgeprägt. Wohl fand sich bei HABERMAS' (1970 [1967]) Rekonstruktion der "Logik der Sozialwissenschaften" ein längerer Abschnitt zur Ethnomethodologie. Aber erst mit dem Beginn der 1970er Jahre wurden der Forschungsansatz und damit auch die Studies deutlicher wahrgenommen.6) Hier sind Veröffentlichungen etwa von der ARBEITSGRUPPE BIELEFELDER SOZIOLOGEN (1973) zu nennen oder der Sammelband von Elmar WEINGARTEN, Fritz SACK und Jim SCHENKEIN (1976), die ethnomethodologische Aufsätze in deutscher Übersetzung einem breiteren Publikum zugänglich machten. Dabei wurde das Interesse an den Studies durch ein zeitgenössisches Interesse in Deutschland an der Analyse von Alltagswissen, alltäglichen Lebenswelten und interaktiven Prozessen begünstigt. Vor allem wurde die EM auch als Methodenkritik wahrgenommen – als Kritik an Messmethoden standardisierter Sozialforschung – was vor allem dem Buch "Method and Measurement in Sociology" (CICOUREL 1964) und seiner Rezeption als ethnomethodologisches Werk durch HABERMAS (1970 [1967]) geschuldet war. Einen eigenständigen soziologischen "Zweig" allerdings begründeten die Studies in Deutschland nicht. [9]
Am nachhaltigsten wirkte das Buch wohl dort, wo es in verschiedene Disziplinen einsickerte – etwa in die Soziologie des Alltags (ABELS 1998), die Geschlechterforschung (HIRSCHAUER 1989; WEST & ZIMMERMAN 1980) oder im Bereich der Sozial- und Heilberufe (FENGLER & FENGLER 1980; WOLFF 1983). In diesen Feldern wurden einzelne Kapitel aus den Studies wie die Analysen zu den Krisenexperimenten, das Agnes-Kapitel oder auch die Studie zu Krankenakten zu viel rezipierten Aufsätzen, die teilweise ins Deutsche übersetzt wurden. Im Laufe der Jahre kanonisierte sich der Status der Ethnomethodologie, und damit wurden die Studies oft als ein phänomenologisch informiertes, dem interpretativen Paradigma zuzurechnendes Werk neben anderen verstanden. Übermäßig erfolgreich aber – wie etwa GOFFMANs (1959) "The Presentation of Self in Everyday Life" – wurden die Studies nicht. Dies liegt nicht zuletzt darin begründet, dass die Studies, jenseits der Einführungskapitel, häufig als Sammlung materialer Studien gelesen wurden und weniger nach den kohärenten, auch theoretischen Beziehungen innerhalb des Werkes gefragt wird. [10]
3. Aufbau und Inhalt der Studies
Das Buch erschien 1967 bei Prentice Hall. Es besteht zu Teilen aus Reprints bereits veröffentlichter Artikel; Kapitel zwei, drei und acht sind komplett zuvor veröffentlicht worden. Neben dem Vorwort und dem ersten Kapitel, welches als Einleitung fungiert, besteht das Buch aus mehreren Einzelstudien, die Harold GARFINKEL in Kollaboration mit anderen Autoren wie Egon BITTNER, Saul MENDLOVITZ oder auch dem kalifornischen Psychoanalytiker Robert J. STOLLER durchgeführt hatte. Den Lesenden wird der Bezug der einzelnen Kapitel zueinander nicht sofort deutlich. Zudem wird das Verständnis der Texte nicht zuletzt durch den Schreibstil erschwert. GARFINKELs Buch stellt vor allem eine Zusammenschau seines wissenschaftlichen Schaffens dar, indem es Einblicke versammelt in das, was Ethnomethodologie heißen mag (VOM LEHN 2014). Einen Gesamtzusammenhang herzustellen obliegt allerdings den Rezipient*innen. Gleichwohl wird das Buch häufig als Einführung in die Ethnomethodologie gelesen, da hier einzelne Grundbegriffe wie bspw. accountability, indexicality und reflexivity umrissen werden und zudem die für die EM typische methodologische Perspektive und Forschungshaltung eingefordert wird. Das Buch macht deutlich, dass das konkrete Geschehen der handelnden Akteur*innen nicht nur zum Ausgangspunkt einer Analyse genommen werden kann, sondern genommen werden muss – womit das sinnhafte Tun nicht als Ressource des soziologischen Theoretisierens, sondern als Topic soziologischer Beschreibung verstanden wird (POLLNER & ZIMMERMAN 1970). Die Titelwahl etablierte eine begriffspolitische Entscheidung, die GARFINKEL wiederholt, scheinbar nicht immer zufrieden mit der Bezeichnung, reflektierte (vgl. etwa HILL & CRITTENDEN 1968) und die in die vielfach angeführte Fahrstuhlfrage mündete – nämlich die Frage, bevorzugt gestellt auf Kongressen vor dem Lift, was "Ethnomethodologie" eigentlich sei (GARFINKEL 1996). [11]
Die Schwerpunkte, die GARFINKEL in dem Buch setzt, bestechen vornehmlich durch ihre konsequente Grundierung in empirischen Studien, die vielfältige Themenfelder umfassen. Vor allem in dem Vorwort und den ersten drei Kapiteln werden die theoretisch-konzeptionellen Grundlagen der EM angedeutet, deren "Leistung" sich allerdings konsequent in Auseinandersetzung mit empirischem Material und Beispielen verdeutlicht. In diesem Zusammenhang wird auch die genuin methodologische Perspektive der EM im ersten Kapitel umrissen: Das konkrete Geschehen der handelnden Akteur*innen wird zum Ausgang der Analyse genommen und nicht etwa deren Motive, Intentionen, Wertebezüge oder gar strategischen und/oder rationalen Erwägungen. Ethnomethodologie ist demnach die Analyse dieser konkreten Vollzüge der Akteur*innen: "I use the term 'ethnomethodology' to refer to the investigations of the rational properties of indexical expressions and other practical actions as contingent ongoing accomplishments of organized artful practices of everyday life" (GARFINKEL 1967, S.11). Der Grundlegung seiner Soziologie widmet sich auch das zweite Kapitel zu den "Routine Grounds", in dem GARFINKEL darauf hinweist, dass die gewohnheitsmäßigen, praktischen Erwartungen von Akteur*innen den Hintergrund für erfolgreiches Handeln bilden und dass es gelte, genau diese selbstverständlichen Routinen zu untersuchen. Methodisch greift GARFINKEL hier sein wohl bekanntestes Mittel auf – die sogenannten breachings oder breaching demonstrations, mithilfe derer Erwartungs- und Handlungsstrukturen durch deren Unterlaufen deutlich gemacht werden. Auch das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den breachings sowie mit der dokumentarischen Methode der Interpretation, die GARFINKEL anders als Karl MANNHEIM (1964) als grundlegende Methode jeglicher Alltagsakteur*innen und nicht nur der Wissenschaftler*innen identifiziert. Die dokumentarische Interpretation besteht danach in der auf Ereignisse aufbauenden Herstellung von Typen, die als Dokument/als Ausdruck von etwas wiederum das Verstehen von beobachtbaren Ereignissen überhaupt erst ermöglichen. Kapitel vier stellt die zu dieser Zeit neuartige Frage, was Geschworene im Gerichtsprozess zu Geschworenen macht. Neben der Entwicklung des Konzeptes der accountability und der Betonung der nicht explizierten Alltagspraktiken des Common Sense für das doing being juror ist das Kapitel wegweisend auch durch den Gebrauch "natürlicher" Daten aus dem Gerichtsgeschehen. Im wohl bekanntesten Kapitel fünf widmet sich GARFINKEL einem Phänomen, das später unter dem Begriff doing gender Geschichte schreiben sollte. Es beschäftigt sich mit "Agnes", einer intersexed person, die nach einem sex change verlangt und GARFINKEL als Paradebeispiel dafür dient, wie die Geschlechtszugehörigkeit ein kunstvoll, prozessual hervorgebrachtes und in körperlichen Routinen verankertes ongoing acomplishment ist. Die Analyse des doing gender und des passing gilt der Geschlechterforschung bis heute als Referenzarbeit. Im sechsten Kapitel mit dem mittlerweile symbolträchtigen Titel "'Good' Organizational Reasons for 'Bad' Clinical Records" steht die Herstellung von Krankenhausakten im Zentrum. Deren unvollständiger Charakter ist gerade gut genug "for all practical purposes" (GARFINKEL 1967, S.7) und wird nach GARFINKEL dann verständlich, wenn die praktischen Entstehungsbedingungen und die zukünftigen kontingenten Verwendungskontexte der Akten berücksichtigt werden. Mit diesem Text formuliert GARFINKEL wegweisende Fragestellungen für die Organisationsforschung, zudem kann man schon erste Anläufe auf die – heute wieder verstärkt in den soziologischen Fokus gerückte (KALTHOFF, CRESS & RÖHL 2016) – Rolle von Materialität für die Herstellung sozialer Ordnung finden. In Kapitel sieben behandelt GARFINKEL das Thema der methodischen Adäquatheit quantitativer Auswertungen anhand von Klinikdaten, auf deren Grundlage eine Selektion von Patient*innen erfolgt. In der Unterscheidung von Methode und Modell weist er auf die Theoriegeleitetheit von Modellbildung hin und formuliert dabei Ansätze einer Methodenkritik, die zentraler Bestandteil einer Soziologie der Soziologie sein kann. Das letzte Kapitel acht ist zugleich das Älteste und weist nur rudimentär Überschneidungen mit den anderen Kapiteln auf. Gegenstand ist keine Fallstudie, sondern eine Diskussion des Rationalitätsbegriffs in Wissenschaft und Alltag, die GARFINKEL unter Rekurs auf Alfred SCHÜTZ führt und die eine Weiterentwicklung der seiner Ansicht nach zu begrenzten Sichtweise seines Lehrers Talcott PARSONS anbieten soll. [12]
Dem breiten Spektrum des Buchs wollten wir konsequenterweise auch in der Anlage des Interviewprojektes Rechnung tragen.7) Zentral dafür war die Frage nach geeigneten Interviewpartner*innen. Leitend bei der Auswahl der Gesprächspartner*innen war der Wunsch, ein vielstimmiges Bild des Einflusses der "Studies in Ethnomethodology" zu zeichnen. Ethnomethodologische Vertreter*innen unterschiedlicher Disziplinen und Forschungsfelder wie der Soziologie, Anthropologie, Linguistik, Humangeografie, Wissenschafts- und Technikforschung, Organisationsforschung und des Feminismus sollten zu Wort kommen, um den Einfluss und die Potenziale der Ethnomethodologie sowie des Buchs in verschiedenen Wissenschaftstraditionen und Gegenstandsbereichen zu ergründen. Weiterhin sollten Vertreter*innen unterschiedlicher Generationen und Sprachräume – insbesondere dem angloamerikanischen, deutschen und französischen8) – befragt werden, um divergierende Kontaktsituationen und Rezeptionsgeschichten sichtbar zu machen. Ebenso war es uns wichtig, die Breite der EM selbst abzubilden, sodass nicht nur Schüler*innen GARFINKELs, sondern auch beispielsweise Konversationsanalytiker*innen in der Folge von SACKS, SCHEGLOFF und JEFFERSON sowie Exeget*innen der Ethnomethodologie CICOURELscher Prägung berücksichtigt wurden. Von den fünfzehn angefragten Personen haben neun positiv auf unsere Interviewanfrage reagiert, woraus acht Gespräche entstanden sind: mit Jörg BERGMANN und Christian MEYER (BERGMANN et al. 2019), Charles GOODWIN (GOODWIN & SALOMON 2019), Eric LAURIER (LAURIER, KRÄMER, GERST & SALOMON 2019), Michael LYNCH (LYNCH et al. 2019), Karin KNORR-CETINA (KNORR-CETINA et al. 2019), Jürgen STREECK (STREECK, KRÄMER & SALOMON 2019), Lucy SUCHMAN (SUCHMAN, GERST & KRÄMER 2019) und Stephan WOLFF (WOLFF & SALOMON 2019). [13]
Die Interviews dauerten zwischen 75 Minuten und knapp drei Stunden und wurden – wo es möglich war – unter Bedingungen physischer Kopräsenz geführt (drei Interviews), in allen anderen Fällen wurde Videotelefonie verwendet. Zur Strukturierung des Gesprächs diente ein Leitfaden, der den jeweiligen Charakteristika der interviewten Personen angepasst und im Gesprächsverlauf mehr als Ideenpool denn als streng abzuarbeitende Themenliste genutzt wurde. Geführt wurden die Interviews durch uns Projektbeteiligte, wobei angestrebt wurde, dass möglichst alle anwesend waren. Aus verschiedenen Gründen konnte diesem Anspruch nicht vollends genüge getan werden; Knochenbrüche, Personenschäden auf Bahnstrecken, unstete Internetverbindungen und verschiedene Zeitautonomien etwa sorgten dafür, dass die tatsächlichen Interviewkonstellationen bis zuletzt immer auch eine Überraschung blieben. [14]
Die audioaufgezeichneten Interviews wurden transkribiert und in einem dreistufigen Editionsverfahren von uns Projektbeteiligten bearbeitet, wobei jeweils einer der Beteiligten die nominelle Hauptverantwortung für ein Interview übertragen bekam und die editorischen Anmerkungen integrierte. Die so gewonnene erste Reinschrift wurde dann von den Interviewten ergänzt; dieser Schritt erreichte je nach Interview unterschiedliche Intensitätsgrade: von der sprachlichen, grammatischen und stilistischen Glättung bis hin zur Präzisierung einzelner Ausführungen und der Beantwortung von Folgefragen. Die finalen Versionen wurden um biografische Angaben aller genannten Personen ergänzt. [15]
Im Folgenden bieten wir einen kurzen Einblick in die Interviews, um den Lesenden die Orientierung innerhalb dieser Schwerpunktausgabe zu erleichtern. Dies ersetzt selbstverständlich keineswegs die Lektüre der Interviews selbst, werden doch nur in der unmittelbaren Auseinandersetzung mit den Gesprächen die verstreuten inhaltlichen Bezugnahmen aufeinander, die thematischen Überschneidungen sowie differenten Sichtweisen auf teils dieselben Ereignisse und Theoriebausteine sichtbar. Durch die Gesamtlektüre der Interviews wird in beeindruckender Weise deutlich, wie sich hier Multiperspektivität, Differenz und gleichzeitig Vernetzung und Kontinuität miteinander verbinden. Die Analyse der Rezeptions- und Aneignungsgeschichten sowie deren Auswirkungen auf die Herausbildung ganz eigener Forschungsbereiche und Vorhaben – oder anders ausgedrückt: die Genese einer ethnomethodologischen Theorie- und Methodologieposition sowie ihre Diffusion in verschiedene Forschungstraditionen, Felder und Kontinente – ist ein eigenes Forschungsprojekt wert, kann hier aber nicht geleistet werden. Vielmehr werden im Folgenden ausschnittsweise einige zentrale Inhalte der Interviews skizziert. Dabei fällt zwangsläufig vieles in den Bereich des Nichtgenannten. Die Anlage des Projektes bedingt, dass bestimmte Themen sowie eine ähnliche Grundausrichtung in den Interviews sichtbar werden. Doch trotz dieser in der Konzeption des Projektes begründeten Ähnlichkeit in der Grundausrichtung zeigen sich dennoch – oder grade deshalb – überraschend viele und äußerst interessante Unterschiede. [16]
Die beiden Soziologen Jörg BERGMANN und Christian MEYER rekonstruieren die theoriegeschichtliche Genese der EM in Deutschland sowie Amerika und geben einen instruktiven Blick auf die (Um-)Wege der bundesrepublikanischen Rezeptionsgeschichte der EM. Die beiden prominenten Vertreter der EM und Konversationsanalyse im deutschsprachigen Raum stellen die theoretischen Grundlagen und Lesarten der EM heraus, diskutieren diese und weisen auf verschiedene Anwendungs- und Lehrmöglichkeiten hin. Das Interview bietet damit einen ausgezeichneten Zugang zu den theoriearchitektonischen Tiefen und Untiefen dieser Ansätze. [17]
In dem Interview mit dem Kommunikationswissenschaftler und Interaktionsforscher Charles GOODWIN zeichnet dieser detailliert die Genese seines eigenen Ansatzes ebenso nach wie die Entwicklung der Konversationsanalyse als Absatzbewegung von ethnomethodologischen Positionen. Dabei weist er auf den Ideenreichtum der frühen, ethnomethodologisch inspirierten Konversationsanalyse hin, die sukzessive einer an Systematiken orientierten konventionalisierten Forschungsrichtung weichen musste. [18]
Die Wissenschafts- und Wirtschaftssoziologin Karin KNORR-CETINA spricht über das intellektuelle Umfeld des Buches in den USA sowie in Deutschland. Sie unterscheidet dabei eine orthodoxe ethnomethodologische Linie von einer ethnomethodologisch inspirierten, aber offeneren Perspektive, welche generell die kompetente Hervorbringung alltagsweltlicher Prozesse ernst nehme und dabei zentralen methodologischen Prinzipien der EM wie Alltagsweltlichkeit, Langsamkeit und Anti-Interpretativität folge. [19]
Der Humangeograf Eric LAURIER spricht über die Rolle der Studies in England und zeigt den Einfluss der EM auf verschiedene Forschungsfelder wie etwa die Mobility Studies, die ANT, aber auch die Methodologie der Sozialwissenschaften. Darüber hinaus hebt er die spezifische Perspektive der EM auf den Alltag von Akteur*innen hervor, die darin besteht, members practices in ihrem konkreten Vollzug ernst zu nehmen – was er als eine nicht-ironische Haltung beschreibt. [20]
Der Wissenschaftssoziologe und GARFINKEL-Schüler Michael LYNCH zählt international zu den führenden Protagonist*innen der Ethnomethodologie. Im Interview unterstreicht er den Anspruch der EM, eine spezifische Art und Weise des Forschens, Schreibens und Sprechens zu sein, die im starken Kontrast zur konventionellen Sozialwissenschaft stehe und vom soziologischen Mainstream weiterhin marginalisiert werde. Neben der Reflexion von GARFINKELs zentralen intellektuellen Ressourcen wie etwa der Phänomenologie und der Philosophie WITTGENSTEINs verdeutlicht LYNCH die Verbindungen zwischen Ethnomethodologie und den Science and Technology Studies sowie zur ANT und hebt dabei hervor, wie ethnomethodologisches Arbeiten von einer Konfrontation von Sozialtheorie und Philosophie mit materialer Empirie lebt. [21]
Im Interview rekapituliert der Linguist und Kommunikationswissenschaftler Jürgen STREECK die Entwicklung der Ethnomethodologie und ihre Überschneidungen mit der daraus hervorgehenden Konversationsanalyse sowie der sich parallel entwickelnden Interaktionsforschung. In diesem Zusammenhang diskutiert er insbesondere die theoretischen und methodologischen Implikationen eines Fokus auf embodied interaction. [22]
Die Anthropologin Lucy SUCHMAN erläutert, wie sich Mensch-Maschine-Interaktion, aber auch feministische Wissenschaft ethnomethodologisch sensibilisiert erhellen lassen. Sie reflektiert zentrale ethnomethodologische Themen wie die Analyse von Alltagspraktiken und die fundamentale Sozialität wechselseitiger Verständlichkeit. Indem sie die Relevanz materialer Studien hervorhebt und diskutiert, wie die Ethnomethodologie zu einer politisch engagierten Wissenschaft beitragen kann, demonstriert SUCHMAN eindrucksvoll die Aktualität des ethnomethodologischen Programms. [23]
Der Soziologe und Organisationsforscher Stephan WOLFF ist einer der frühesten Vertreter*innen der Ethnomethodologie im deutschsprachigen Raum. Im Interview gibt er einen Einblick in sein eigenes interdisziplinäres methodisches Vorgehen und sein theoretisches Räsonieren. Dabei rekonstruiert er die Situation der bundesrepublikanischen geisteswissenschaftlichen Theorie- und Forschungslandschaft ab den 1970 Jahren und zeichnet detailliert die schwerfällige Reaktion der deutschen Soziologie auf die Ethnomethodologie nach. [24]
Trotz der betonten Vielstimmigkeit in der Rezeption sowie im Text der "Studies in Ethnomethodology" und der zahlreichen, im Verlauf der Interviews angeschnittenen Themen finden sich in den Gesprächen wiederkehrende Problembezüge. Wir wollen im Folgenden beispielhaft zwei Bezüge kurz andeuten und dabei den Versuch wagen, die interviewten Protagonist*innen über die Interviewgrenzen hinweg miteinander ins Gespräch zu bringen. Eine solche Formulierung von "Ergebnissen" muss notwendigerweise als selektiv und bisweilen von unseren eigenen Interessen geleitet verstanden werden. Dennoch glauben wir, dass sich zentrale Diskussionspunkte und Zusammenhänge explizieren lassen, die zur Selbstverständigung der EM wie auch zur Positionsbestimmung in der sozialwissenschaftlichen Forschungslandschaft beitragen können. Schließlich soll diese schlaglichtartige Verdichtung von Einblicken dazu anregen, sich mit den Interviews zu beschäftigen. Diese, und darauf wollen wir dezidiert hinweisen, stehen in erster Linie für sich allein. Nichtsdestotrotz regen sie dazu an, Verbindungen zu ziehen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu entdecken sowie Widersprüche produktiv zu machen. [25]
Die folgenden Ausführungen fokussieren beispielhaft zwei Schnittstellen, die in den Interviews vermehrt adressiert wurden. Dies betrifft erstens die EM als besondere Forschungshaltung und ihren damit einhergehenden spezifischen Umgang mit Theorie, Methodologie und Methode. Zweitens wird wiederholt auf das Verhältnis von EM und Konversationsanalyse hingewiesen, welches seit jeher als spannungsvoll beschrieben werden kann. [26]
6.1 Die EM als Forschungshaltung
Ein zentrales Thema, welches in den Interviews wiederholt angesprochen wird, sind die spezifischen Status ethnomethodologischer Theorie, Empirie und Methodologie. Für die Interviewten sind diese drei Dimensionen schwer zu separieren, insofern sie sich weniger in konkreten Konzepten oder Anweisungen niederschlagen als eher in einer Forschungshaltung, in einer spezifischen Form der Arbeit und des Umgangs mit Empirie und Theorie – etwas, was Lucy SUCHMAN als "a sensibility and an orientation" auf den Begriff bringt (SUCHMAN et al. 2019, §13).9) Diese besondere Haltung zeigt sich für einige Interviewpartner*innen nicht zuletzt auch im viel beschworenen Schreibstil GARFINKELs. Dabei wird dessen Rhetorik nicht als Versehen oder Unvermögen, sondern als ein Ergebnis sorgfältiger Schreibpraxis markiert (LAURIER et al. 2019), die dem Text auch eine gewisse Mächtigkeit zuschreibt. Jörg BERGMANN etwa sieht in diesem Zusammenhang in der Performativität des Textes eine maßgebliche Qualität der EM:
"Das Verrückte daran ist, dass GARFINKEL ja gut schreiben kann, was an seinem frühen Text 'Color Trouble' (GARFINKEL 1941) erkennbar ist – aber dann stellt sich die Frage, warum er so verquast und konnotativ schreibt. Und wahrscheinlich ist es schon so, dass er die Idee hatte, dass Gewissheit durch Ungewissheit entsteht. [...] Es ist einfach nicht möglich, endgültig an das Ende einer Sinngewissheit zu kommen, sie läuft immer vorne weg und muss fortwährend aufgeschoben werden. Man läuft ihr wie der Esel einer Karotte immer hinterher, ohne sie zu erreichen, bzw. man entscheidet sich, um überhaupt handeln zu können, for all practical purposes für eine Sinnversion, ohne andere Versionen deshalb gänzlich aufzugeben. Diese performative Qualität ist in dem Buch auch durch die Art der Textgestaltung selber realisiert: Dass man nie sicher sein kann, was eigentlich die EM ist, sondern der Leser/die Leserin immer so ein Stück weitergeführt wird" (BERGMANN et al. 2019, §14). [27]
Dies wird als Bruch mit den "conventional frames" (SUCHMAN et al. 2019, §17) sozialwissenschaftlicher und auch alltagsweltlicher Deutung verstanden, also auch als Absatzbewegung oder Ergänzung zur konventionellen Sozialwissenschaft. Zugleich wird diese Form aber sowohl als Verweis auf das besondere Zusammenspiel von Theorie und Empirie als auch auf eine spezifische methodologische Positionierung eingeordnet. Theorie und Empirie werden als eng verzahntes Unternehmen betrachtet, welches auch im Text nicht durch getrennte Abschnitte – erst die Theorie, dann die Empirie und dann die Auswirkungen des einen auf das andere – verdeutlicht wird, sondern sich durch den Versuch auszeichnet, im Forschen wie auch in der Präsentation der Forschungsergebnisse, also im Schreiben, beide Dimensionen zusammenzuführen. Hieraus wird der Schluss gezogen, dass Theorie nicht ohne Empirie zu haben sei, und eben diese Empirie wiederum ganz maßgeblich durch theoretische und praktische Setzungen im Feld beeinflusst werde, oder wie Eric LAURIER es formuliert:
"The reason I became, and still am, interested in the Studies, is the parallel interest in both theoretical work and empirical work. […] [I]n the Studies and ethnomethodology in general, you find something that has this double character of both being theoretical and empirical, and the two always seem to be interwoven and are very hard to pull apart. And when you pull them apart you do damage, in ways in which for other kinds of work you can somehow extract the theory quite unproblematically without damaging it. Or the empirical work can be distilled out of it and the theoretical work can be ignored, because it wasn't that important anyway" (LAURIER et al. 2019, §44) [28]
Theorie sei damit, wie Christian MEYER es fasst, "etwas Praktisches … Man praktiziert Theorie. Und das Praktizieren von Theorie kann sich natürlich nicht in einer Beschreibung irgendwelcher Strukturen einer Theorie erschöpfen, sondern sie muss praktiziert und gemeinsam vollzogen werden" (BERGMANN et al. 2019, §25). [29]
Zugleich verdeutlicht das Buch auch eine methodologische Haltung, die allerdings nicht im Sinne einer Methodenlehre zu begreifen ist. Nach Lucy SUCHMAN ging es GARFINKEL darum, Methoden als Gegenstände und nicht als Handlungsanweisungen misszuverstehen, auch wenn die konkrete Übersetzung einer solchen Perspektive selbst eine Herausforderung darstellt.
"For GARFINKEL EM is not about methods in the social science sense. It is the resource-topic-argument of his, that methods are our topic (POLLNER & ZIMMERMAN, 1970). I think his own methods were pretty hard to translate into any kind of instructions in themselves. I think that his teaching was more of a weird kind of apprenticeship. I have learned more about how to actually bring EM to particular topics or issues from people like Mike LYNCH or Chuck GOODWIN, than directly from GARFINKEL, because he was so idiosyncratic. His breaching experiments (GARFINKEL, 1967) are very famous, but they are way overrepresented. That was just one pedagogical device of his. I think EM is more of a sensibility and an orientation than it is a method. [...] I don't think that EM is about methods. It has profound implications for how we go about studying the social world. And part of the tension with CA is that CA is very much a methodology. GARFINKEL was not comfortable with that, with the formalization of that" (SUCHMAN et al. 2019, §13). [30]
Eine maßgebliche Leistung dieser ethnomethodologischen Forschungshaltung, die sich durch ein großes Interesse an den konkreten und detaillierten praktischen Vollzügen von Akteur*innen auszeichnet, bezeichnet Karin KNORR-CETINA pointiert als "discovery of slowness" (KNORR-CETINA et al. 2019, §19).10) Ethnomethodologisch zu forschen bedeute demnach, sich auf das Feld und seine Objekte, Praktiken und Wissensordnungen dezidiert einzulassen, was wiederum bedeute, dass spezifische "Temporalitäten in Methoden stecken" (a.a.O.). Es gelte, sich den alltäglichen Dingen sowie deren Tempi zuzuwenden und sich dabei für die Analyse der Materialien Zeit zu lassen. Von den Interviewpartner*innen wird ein solches Vorgehen methodisch häufig in Bezug zur Ethnografie gesetzt; etwa auch von Christian MEYER:
"Das habe ich an der EM immer bewundert [...]: Dass GARFINKEL von seinen Studierenden und Doktorand*innen verlangt hat, dass
sie going native betreiben, dass sie wirklich das Phänomen werden. [...] Als Forscher*in musst du Teil der Gesellschaft werden, um überhaupt
die ganzen Bedeutungskonzeptionen und
-konstitutionen mitzubekommen und zu verstehen" (BERGMANN et al. 2019, §72).11) [31]
Diese Forschungshaltung weist den Studies in einem grundsätzlichen Sinne eine besondere Rolle zu, die zwar keine empirische Forschung anleite, aber für inspirierende Irritationen sorge, wie Michael LYNCH es verdeutlicht:
"One of the things that is clear about GARFINKEL, and I guess you can find it in his book, is that it inspires work—and yet it does not give you detailed guidance. And I think it's partly deliberate that he doesn't give step by step recipes for how to do what he viewed as sociology" (LYNCH et al. 2019, §12). [32]
6.2 Ethnomethodologie und Konversationsanalyse
Ein weiteres wiederkehrendes Thema in den Interviews ist das spannungsvolle Verhältnis von Ethnomethodologie und Konversationsanalyse. Bekanntlich gilt Harvey SACKS als Gründervater der CA, wobei kontinuierlich auf seine beiden frühen Mitstreiter*innen Emanuel SCHEGLOFF und Gail JEFFERSON als unverzichtbare Gründungsfiguren hingewiesen wird. SACKS und SCHEGLOFF waren Schüler von GOFFMAN in Berkeley und lernten GARFINKEL an der University of California in Los Angeles kennen, woraus insbesondere zwischen GARFINKEL und SACKS ein reger Austausch resultierte. Ein Ausdruck davon ist unter anderem der kollaborativ entstandene Artikel "On Formal Structures of Practical Actions" (GARFINKEL & SACKS 1970), der als einer der wichtigsten ethnomethodologischen Texte gilt. Während SACKS in seinen früheren Arbeiten die Ethnomethodologie theoretisch und methodologisch vorangetrieben hat (vgl. SACKS 1963, 1984, 1999), fand mit der Hinwendung zur sequenziellen Organisation von Interaktionen unter der Bezeichnung conversational – damals übrigens noch mit al-Endung – analysis ein Bruch statt. Der von Eric LAURIER im Interview als "Harvey SACKS shift" (LAURIER et al. 2019, §27) bezeichnete Fokuswechsel von Sprache als Mittel der Praxis zu Sprache als Praxis selbst wird auch von Michael LYNCH als zentrales Differenzmerkmal beschrieben:
"And CA had started to diverge from GARFINKEL's EM, which was much more open-ended in terms of the kinds of actions and modes of demonstration used. I don't think it's correct to say that GARFINKEL did ethnography and SACKS did studies of language on the basis of tape-recorded talk. GARFINKEL made use of video and audio too. And I certainly did so in my own studies. It's just that we did not aim to map out what people were doing on linguistic structures or even sequential structures of talk. Instead the interest was: What is the activity in which the talk is a part, rather than what is the talk doing as an activity that seems to incorporate that it's doctors talking to patients or lawyers interrogating a witness in a courtroom trial" (LYNCH et al. 2019, §26). [33]
Die CA indes verbindet ethnomethodologische Sensibilität und die Suche nach sozialer Ordnung mit GOFFMANs Ideen zur Interaktion. Während die Ethnomethodologie GARFINKELs als Nährboden für die Ausarbeitung der CA diente, war sie bereits für die erste Schüler*innengeneration nur noch implizit in der Lesart insbesondere von SACKS relevant, wovon Charles GOODWIN berichtet:
"I didn't have a big direct influence from GARFINKEL, either through his writing or through him in person. But if I'm going to talk about historically sedimented environments, he was perhaps the most important person and then with GOFFMAN, in creating the environment that CA, studies of work and also my own work emerged from. So if I want to say you got an architecture of perceptions and things like that—he was almost seen but unnoticed for me, because certainly a lot of his thinking was embedded in the perspectives of SACKS and Gail [JEFFERSON], which then became part of my perspective" (GOODWIN & SALOMON 2019, §10). [34]
Dass dieser Einfluss mit der Zeit immer weniger wahrgenommen wurde, zeigt auch das Statement von Jürgen STREECK, der "die Konversationsanalyse eher als eine mögliche praktische oder empirische Umsetzung von Gedanken von MEAD, GOFFMAN und so weiter, anstatt von GARFINKEL" (STREECK et al. 2019, §17) gesehen hat. [35]
Während sich diese Absatzbewegung von einer "reinen" ethnomethodologischen Grundausrichtung bei SACKS sehr gut im Verlauf der "Lectures on Conversation" (SACKS 1992) nachzeichnen lässt, findet sie sich heute als Grundkonflikt zweier Lager wieder, die einerseits strikt empirisch fundiert nach kontextfreien Systematiken fahnden und andererseits analytisch sensibilisiert in die Partikularität spezifischer Interaktionssituationen einsteigen wollen12). Während es sich bei ersterem um den konversationsanalytischen Mainstream handelt, will die letztere Variante an die ethnomethodologischen Wurzeln der CA anknüpfen. Die Ausführungen einiger unserer Interviewpartner*innen können durchaus als Zeugnisse der Versuche verstanden werden, die ethnomethodologischen Aspekte der Konversationsanalyse wieder stärker zu berücksichtigen und zu revitalisieren – ein Zug, der sich im heutigen Feld der Konversationsanalyse wieder öfter finden lässt (vgl. bspw. MACBETH 2018; MONDADA 2018). Im Kern wird hier eine Kritik an der Konversationsanalyse als, in den Worten GOODWINs, "reified, as a particular kind of a field with a research agenda and everything" (GOODWIN & SALOMON 2019, §5) formuliert, welches über eine ausformulierte Methodologie verfüge, deren Formalisierung GARFINKEL kritisch gegenüber stand. [36]
Ein weiterer interessanter Punkt führt zurück in die Gründungsphase der CA und macht deutlich, dass eine Rekonstruktion der Genese der inzwischen "disziplinierten" CA als besonders erstrebenswert erscheint. Wie eingangs angesprochen, stehen dabei drei Gründungsfiguren – Harvey SACKS, Emanuel SCHEGLOFF und Gail JEFFERSON – im Zentrum. Charles GOODWIN jedoch nutzt das Interview, um insbesondere auf die Rolle Gail JEFFERSONs hinzuweisen, deren Einfluss über ihre Entwicklung des ersten Transkriptionssystems hinausgehe:
"One of my agendas is to try to also rescue Gail in this because I think right now, with some exceptions, she's being very forgotten. Gail was a true itinerant scholar and she went all over the world. And she taught people both through analysis and the methods of doing the transcription. It would be an objection to think the transcription systems laid down at the end of the turn-taking paper would get it—they don't—it was all the work she did to recruit cohorts of people who knew how to do the work. And I think that was something crucial to the spread of the field of CA" (GOODWIN & SALOMON 2019, §9). [37]
Eine forschungsgeschichtliche Rekonstruktion müsste schließlich auch stärker die theoretischen Grundlagen der CA in den Blick nehmen. Jürgen STREECK beispielsweise weist an diesem Punkt auf das ungeklärte Verhältnis zu MEAD hin, und dass "die Chance nicht genutzt [wurde], über MEAD eine stärkere theoretische Fundierung der Konversationsanalyse zu leisten" (STREECK et al. 2019, §24). [38]
Wie die bisherigen Ausführungen zeigen, laden die Interviews zu einer parallelen Lektüre geradezu ein. Sie eröffnen dadurch die Möglichkeit, weitere theoretische und methodologische Schnittstellen sichtbar zu machen und so unbeachtete Aspekte ins Licht zu rücken. Eine solche Lesepraxis macht deutlich, wie viel Freiraum die Ethnomethodologie zulässt im Umgang mit Verständnissen zentraler Grundbegriffe, und wie sie aufgrund dieser interpretativen Offenheit sich dazu selbst in die Lage versetzt, verschiedenste Bereiche, Themen und theoretische Ausgangspunkte zu informieren. [39]
Mit dem Interviewprojekt "Harold Garfinkels 'Studies in Ethnomethodology'" haben wir uns zur Aufgabe gemacht, verschiedene Wissenschaftler*innen aus der Ethnomethodologie und benachbarten Disziplinen zur Lektüre von GARFINKELs soziologischem Klassiker zu interviewen. Das Ziel des Projekts bestand darin, die Vielstimmigkeit dieses kontroversen, gleichsam wirkmächtigen Textes einzufangen und explizit in einer leichten, anregend-instruktiven Art zu bündeln. Um Kontextinformation zu den Studies zu liefern, haben wir in diesem Beitrag eine Einordnung des Buchs gegeben. Dazu wurde auf die aktuelle Bedeutung der Studies für verschiedene sozialwissenschaftliche Diskurse und Themenfelder hingewiesen und das Buch in seinem Entstehungskontext kurz verortet. Anschließend wurden das Projekt, die Interviews sowie das Buch selbst vorgestellt. Schließlich wurden exemplarisch zwei Themenfelder angedeutet, die sich quer zu den einzelnen Interviews identifizieren ließen und mögliche Lektürewege andeuten. [40]
Eine solche Zusammenschau ist unweigerlich unvollständig. Das gilt für einen großen Teil klassischer soziologischer Literatur, für die Studies aber noch einmal in besonderem Maße. Denn, und das stellen die Interviews klar heraus: Die Studies wurden in den letzten Jahren unterschätzt, eröffnet das Buch doch mehr, als bislang in der Rezeption deutlich wurde. Folgt man den Interviewpartner*innen, bieten sich noch vielfältige Lektüren an. Es bleibt "ein Riesenuniversum an noch möglichen Themen", so Christian MEYER (BERGMANN et al. 2019, §22), die es zu bergen und auszuformulieren gilt. Da sind nach Jörg BERGMANN die verschiedenen "gesellschaftliche[n] Bereiche, um die die EM einen Bogen macht" (BERGMANN et al. 2019, §48). Hierzu gehören interessanterweise klassische soziologische Themenfelder wie die Sozialstrukturanalyse, das Verhältnis von Stadt und Land, aber auch gesellschaftliche Teilbereiche wie Recht, Wissenschaft, Erziehung und Kunst – sowie der Gesellschaftsbegriff selbst. Ganz zentral scheint hier ein Aspekt zu sein, der wiederum von Jörg BERGMANN pointiert wird: "Generell tut sich die EM mit der Untersuchung historischer Entwicklungen eher schwer" (a.a.O). [41]
Auch wenn sich die einzelnen thematischen Zuspitzungen je nach Gesprächspartner*in ändern, so sind sich doch viele der Interviewten über den Weg einig, wie mit den Studies weiterzuarbeiten sei: Es gelte, Erkenntnisse des Buchs im Kontext eigener Forschungen produktiv zu machen. Genau deshalb sprechen sie sich für die kontinuierliche Re-Lektüre des Buchs aus. Die Interviews sind damit eben auch eine Einladung, diesen Klassiker der Ethnomethodologie erneut hervorzuholen und zu nutzen. [42]
Eine solche Position lädt dazu ein, die häufig konstatierte Nicht-Anschlussfähigkeit der Ethnomethodologie zu hinterfragen. Denn während der radikale Anstrich der Ethnomethodologie kontinuierlich verblasst, wird sie weiterhin als innovative Forschungsrichtung gesehen, die zentrale sozialwissenschaftliche Probleme und Fragen entweder bereits vorweggenommen hat oder zu deren Erhellung beitragen kann. Wie mehrere Interviewpartner*innen berichten, wurde die Lücke zwischen Ethnomethodologie und "konventioneller Sozialwissenschaft" insbesondere durch sozialtheoretische Entwicklungen im Feld von Poststrukturalismus und Postmoderne, Systemtheorie sowie ANT sukzessive verkleinert, und eine Aufarbeitung dieser Schnittstellen verspricht interessante Einsichten. [43]
Dass die Beschäftigung mit den Studies und ihrer eigentümlichen Verquickung von Theorie, Empirie und Methodologie sowie der besonderen Textgestaltung auch immer noch eine Herausforderung darstellt, wird ebenfalls deutlich. Aber es sind Herausforderungen, die sich lohnen, da sie – wie Charles GOODWIN es nennt – "mind-changing experiences" (GOODWIN & SALOMON 2019, §10) versprechen. [44]
Wir danken zuvorderst allen Interviewees für ihre Bereitschaft an unserem Projekt mitzuwirken. Unser Dank gilt weiterhin der aufmerksamen Begleitung der Schwerpunktausgabe durch Katja MRUCK und Günter MEY. René SALOMON dankt Andreas GÖBEL und Maren ZIRPNER. Dieses Projekt wurde unterstützt vom Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION, von der Universität Würzburg (Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie) und der Universität Duisburg-Essen (Arbeitsbereich "Institutionelle Kommunikation").
1) In diesem Zusammenhang fanden im Jubiläumsjahr zahlreiche Aktivitäten wie etwa Tagungen zur EM statt. Im deutschsprachigen Raum wurden auf einer großen Tagung in Konstanz die einzelnen Kapitel des Buches besprochen (SCHMIDT 2017). In den USA fand eine Jubiläumstagung des International Institute for Ethnomethodology and Conversation Analysis (IIEMCA) mit dem Titel A Half Century of Studies statt, welche nicht weniger als eine Positionsbestimmung der Konversationsanalyse sowie der Ethnomethodologie liefern wollte. Auch ist eine deutschsprachige Ausgabe der Studies in Vorbereitung (GARFINKEL i.V.). <zurück>
2) Zum Generationenverständnis im "Ethnomethodological Movement" siehe FLYNN (1991). <zurück>
3) Die frühen Schriften von GARFINKEL (1949, 1956, 2005 [1948]) sind meist noch im Duktus konventioneller Soziologie verfasst. Erst seit Beginn der 2000er Jahre sind wieder vermehrt Bücher und Texte von GARFINKEL veröffentlicht worden. <zurück>
4) Man muss sich hier in Erinnerung rufen, dass GARFINKEL durchaus verständlich schreiben konnte. Er hatte mit "Color Trouble" (1941) sogar einmal einen nationalen Kurzgeschichtenwettbewerb gewonnen. Der herausfordernde Schreibstil ist also vor allem auch der Versuch, eine besondere Form von Theoriebildung im Schreiben bereits deutlich zu machen. <zurück>
5) Einen guten Überblick zu den Rezeptionsgeschichten der Studies liefern bspw. LYNCH und SHARROCK (2003) sowie VOM LEHN (2014). <zurück>
6) BERGMANN (1974, S.9) spricht davon, dass die Ethnomethodologie bis dahin in Deutschland ein Dasein in Fußnoten fristete. <zurück>
7) Im Zusammenhang mit dem Interviewprojekt sind bereits zwei Artikel vorveröffentlicht worden: Martyn HAMMERSLEYs (2019) Rekonstruktion des methodologischen Disputs zwischen Paul ATKINSON auf der einen und Rod WATSON und Wes SHARROCK auf der anderen Seite sowie Maximilian KRUGs (2019) Rezension des letzten Buchs von Charles GOODWIN (2018). <zurück>
8) Leider konnten wir keine Vertreter*innen der französischsprachigen Ethnomethodologie für ein Gespräch gewinnen. <zurück>
9) FRANCIS und HESTER (2004, S.72) sprechen ganz ähnlich von einer "analytic sensibility", Jim SCHENKEIN (1978, S.1) nennt es "analytic mentality" und bezieht sich dabei auf die methodologischen Ausführungen von SACKS (1984, 1992). <zurück>
10) Vgl. auch die FQS-Schwerpunktausgabe zur Entdeckung von Langsamkeit in der Hochschule (O'NEILL, MARTELL, MENDICK & MÜLLER 2014). <zurück>
11) Diese enge Eingebundenheit produzierte zugleich massive Kritik, die sich vor allem an dem – in den Studies noch nicht ausgearbeiteten – Begriff des "unique adequacy requirement" (GARFINKEL 2002, S.175f.) bündelte, also der Forderung so zu handeln, als sei man Teil des Feldes. Eine Analyse der Mathematik würde dann eben voraussetzen, eine Ausbildung als Mathematiker*in zu durchlaufen (LIVINGSTON 1986). Dem setzt Karin KNORR-CETINA entgegen, dass derart eingebunden nichts Überraschendes mehr zu entdecken wäre und dass auch aus pragmatischen Forschungsgründen eine derartige Forschungspraxis kaum durchhaltbar sei: "Ethnograf*innen haben von unique adequacy mehr Nachteile als Vorteile. Was nicht heißt, dass man nicht lernen und sich etwas ansehen muss. Aber man muss nicht uniquely adequate, sondern analytically adequate sein" (KNORR-CETINA et al. 2019, §16). <zurück>
12) Dieser Konflikt findet sich nicht nur im Feld der CA, sondern auch der membership categorization analysis wieder, jenem zweiten Forschungsprogramm, welches auf die Pionierarbeiten von SACKS zurückgeht und die kategoriale Organisation von knowledge-in-action thematisiert (HOUSLEY & FITZGERALD 2015). <zurück>
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Wolff, Stephan (1983). Die Produktion von Fürsorglichkeit. Bielefeld: AJZ-Verlag.
Wolff, Stephan & Salomon, René (2019). "Wenn Ihnen der liebe Gott zwei Zehntelsekunden oder das 'Mhm' schenken würde, dann könnten Sie die Welt verändern." Stephan Wolff im Gespräch mit René Salomon. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 20(2), Art. 12, http://dx.doi.org/10.17169/fqs-20.2.3285.
Dominik GERST, geb. 1986 in Kassel, studierte Soziologie und Deutsche Philologie an der Georg-August-Universität Göttingen. Von 2014-2016 war er Stipendiat im Graduiertenkolleg "Grenzen in Gesprächen wahrnehmen – Grenzen diskursiv verhandeln". Von 2017-2018 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe "Border & Boundary Studies" am Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION. Seit Oktober 2018 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Duisburg-Essen. In seinem Dissertationsprojekt an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) beschäftigt er sich mit dem Grenzwissen im deutsch-polnischen Sicherheitsfeld. Seine Forschungsschwerpunkte sind Grenzforschung; Ethnomethodologie und Konversationsanalyse, insbesondere membership categorization analysis; Wissenssoziologie; qualitative Methodologie.
Kontakt:
Dominik Gerst, M.A.
Universität Duisburg-Essen
Institut für Kommunikationswissenschaft
Universitätsstraße 12, 45141 Essen
Tel.: +49 (0)201 / 183 3440
Fax: +49 (0)201 / 183 3129
E-mail: dominik.gerst@uni-due.de
URL: https://www.uni-due.de/kowi/instikom/dgerst.php
Hannes KRÄMER, geb. 1980 in Weimar, studierte Kommunikationswissenschaft und Sozialwissenschaften an den Universitäten Duisburg-Essen, Maynooth (Irland) und Bern (Schweiz). Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Exzellenzcluster 16 der Universität Konstanz. 2013 wurde er mit einer Dissertation über Kreativarbeit an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina promoviert. Von 2014-2016 leitete er das Forschungsprojekt "Temporale Grenzen der Gegenwart" und war anschließend von 2017-2018 Forschungsgruppenleiter und wissenschaftlicher Koordinator am Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION. Seit 2018 ist er Professor für Kommunikation in Institutionen und Organisationen an der Universität Duisburg-Essen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Arbeits- und Organisationsforschung, Kultursoziologie, Praxistheorie und Mikrosoziologie, Grenzforschung, Soziologie der Zeit, Mobilität und Ethnografie.
Kontakt:
Prof. Dr. Hannes Krämer
Universität Duisburg-Essen
Institut für Kommunikationswissenschaft
Universitätsstraße 12
45141 Essen
Tel.: +49 201 183 3540
E-Mail: hannes.kraemer@uni-due.de
URL: https://www.uni-due.de/kowi/instikom/hkraemer.php
René SALOMON, geb. 1976, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Forschungsschwerpunkte: Praxis- und Systemtheorie, qualitative Methodologie, Wissenssoziologie und Gesellschaftstheorie.
Kontakt:
René Salomon
Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie
Institut für Politikwissenschaft und Soziologie
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Wittelsbacherplatz 1
97074 Würzburg
Tel.: +49 931 31 800 83
Fax: +49 931 31800830
E-Mail: rene.salomon@uni-wuerzburg.de
URL: https://www.politikwissenschaft.uni-wuerzburg.de/lehrbereiche/allgemeinesoziologie/mitarbeiter/rene-salomon/
Gerst, Dominik; Krämer, Hannes & Salomon, René (2019). Harold Garfinkels "Studies in Ethnomethodology" – ein Interviewprojekt [44 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 20(2), Art. 25, http://dx.doi.org/10.17169/fqs-20.2.3288.