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Volume 22, No. 2, Art. 5 – Mai 2021

"So look, I will, I will move them there" – Dynamiken von sozialen Netzwerken aushandeln, erheben und analysieren

Annika Müller

Zusammenfassung: Mittlerweile sind in der bestehenden Literatur zur sozialen Netzwerkanalyse vielfältige Hinweise dahingehend zu finden, dass Netzwerke nicht als starre Gebilde, sondern als dynamische Beziehungsgeflechte zu verstehen sind. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch auf, dass in der Auseinandersetzung mit eben solchen Strukturveränderungen weiterhin auf statische Netzwerkmomente zurückgegriffen wird. An dieser Stelle setzt der vorliegende Beitrag an. Es wird der Frage nachgegangen, wie die besagten Dynamiken tatsächlich sichtbar gemacht und im Forschungsprozess fruchtbar eingebunden werden können. Hierzu stehen in der Diskussion zwei Interessenschwerpunkte im Fokus. Zunächst richtet sich der Blick auf Momente der Reflexion, Aushandlung und Verdichtung von Netzwerk(dynamik)en im Erhebungsprozess und deren Dokumentation. Weiterführend wird beleuchtet, inwiefern die Zusammenführung von narrativen und visuellen dynamischen Netzwerkelementen bei der Datenanalyse potenzialbringend eingebunden werden kann. Für eine Veranschaulichung werden empirische Beispiele herangezogen. Das Datenmaterial setzt sich aus leitfadengestützten Interviews in Kombination mit laptopbasierten prozessualen egozentrierten Netzwerkkarten zusammen. Diese wurden mit dem Programm VennMaker erhoben und resultierten in einer audiovisuellen Filmdatei, die wiederum als Grundlage zur Untersuchung von Netzwerkentstehung und -veränderungen diente. Für die Auswertung wurde dem Ansatz der qualitativen strukturalen Analyse gefolgt.

Keywords: egozentrierte Netzwerke; Netzwerkdynamiken; Netzwerkentwicklung; Netzwerkformierung; qualitative Netzwerkanalyse; leitfadengestützte Interviews; computergestützte Netzwerkkarte; qualitative strukturale Analyse; digitale Nomad/innen

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Projektvorstellung und Datengrundlage: digitale Nomad/innen als Netzwerkagenten

3. Datenerhebung: Netzwerkentstehung und -entwicklung

3.1 Computergestützte Erhebung von egozentrierten Netzwerk(dynamik)en

3.2 Der Interviewleitfaden mit Frageelementen zur Netzwerkkartengenerierung

3.2.1 Die Netzwerkkartengenerierung

3.2.2 Der Interviewleitfaden

3.3 Visuelle und narrative Aushandlung von Netzwerk(dynamik)en im Erhebungsprozess – ein empirisches Beispiel

4. Datenaufbereitung: von der Dynamik zur erneuten Statik aus Gründen der Nachvollziehbarkeit

5. Datenanalyse

5.1 Qualitative strukturale Analyse und Dynamiken von sozialen Netzwerken

5.2 Dynamiken von sozialen Netzwerken forschungspraktisch analysieren – ein empirisches Beispiel

6. Fazit

Danksagung

Anmerkungen

Literatur

Zur Autorin

Zitation

 

1. Einleitung

"So look, I will, I will move them there" war die Aussage einer Interviewpartnerin, die ich im Rahmen meines Dissertationsprojektes zur sozialen Eingebundenheit weltweit mobiler und onlinebasiert arbeitender Personen respektive digitaler Nomad/innen befragte (MÜLLER 2020). In dem Zitat spiegelt sich auf narrativer Ebene eine Reflexion über die visuelle Darstellung ihrer persönlichen Netzwerkeingebundenheit. Nach einem kurzen Moment des Innehaltens der Interviewpartnerin und einer Repositionierung von Akteur/innen innerhalb von deren Netzwerkabbildung erfolgte das angeführte Zitat als Erläuterung. Solche Momente sind insbesondere deshalb besonders interessant, da sie wichtige Hinweise über den Entstehungshintergrund sozialer Netzwerke liefern können. Dementsprechend stand im Fokus meiner Untersuchung nicht nur die Frage nach den Strukturmustern der persönlichen Netzwerkumgebung der Akteur/innen, sondern auch nach dem Entwicklungsprozess sozialer Beziehungsgeflechte. Dabei folgte ich der Annahme, dass die Mobilität der Akteur/innen niemals isoliert, sondern stets eingebunden in soziale Netzwerke erfolgt (BILECEN, GAMPER & LUBBERS 2018). Gleichzeitig ging ich davon aus, dass soziale Netzwerke immer auch von den handelnden Personen selbst beeinflusst werden; sind sie es doch, die sozialen Beziehungen Bedeutung verleihen (EMIRBAYER & GOODWIN 1994). So entsteht aus analytischer Perspektive eine Schnittstelle, die Struktur und Agency als einander wechselseitig bedingende und ergänzende Elemente erfasst: "Of course, if culture and societal (network) structures shape actors, then it is equally true that actors shape these structures in turn" (S.1445). Soziale Netzwerke sind demnach nicht als starre Gebilde, sondern vielmehr als wandelbare Beziehungsgeflechte zu verstehen (LÖWENSTEIN 2017). Hinweise zur Notwendigkeit einer Berücksichtigung eben dieser Dynamiken lassen sich in der Literatur mittlerweile häufig finden (EDWARDS 2010; HERZ & OLIVIER 2012; LUBBERS et al. 2010). An einer dezidierten Auseinandersetzung zu deren Entstehung, Erhebung und Analyse mangelt es jedoch dennoch (HOLLSTEIN 2006; RYAN 2015). An eben diesem Punkt setzt der Fokus des vorliegenden Beitrags an. [1]

Mittlerweile ist eine ganze Reihe von Forschungsarbeiten, in denen neben den strukturalen Konzepten der Netzwerkforschung auch qualitative Ansätze sozialwissenschaftlicher Forschung genutzt werden, entstanden (ARMITAGE 2016; BELLOTTI 2016; BILECEN & AMELINA 2018; BOJARCZUK & MÜHLAU 2018; GAMPER & FENICIA 2013; HOFFMANN 2015; HOLLSTEIN & STRAUS 2006; MERTEN 2020; OLIVIER 2013; RYAN 2017). Dabei fällt bei einer näheren Betrachtung jedoch auf, dass die interpretativen Leistungen der Akteur/innen zwar eine bedeutende Rolle zur Kontextualisierung von Netzwerken spielen, die Analyse sozialer Strukturen jedoch weiterhin einer quantifizierenden Logik unterliegt (RYAN, MULHOLLAND & AGOSTON 2014; SCHÖNHUTH & GAMPER 2013). Erst seit jüngster Vergangenheit zeigt sich auch hier eine Weiterentwicklung dahingehend, dass Strukturmuster von sozialen Netzwerken unter qualitativen Gesichtspunkten gezielt aufgebrochen und interpretiert werden (ALTISSIMO 2016, 2020; ALTISSIMO, BARTELS & HERZ 2019; FABEL-LAMLA & HAUDE 2016; HACK 2019; MÜLLER, OLIVIER-MENSAH; HERZ; ALTISSIMO & PERIMENTAL 2017; TÖPFER & BEHRMANN 2021; TRUSCHKAT 2016). [2]

Ähnliches gilt für Netzwerkdynamiken, sprich sich verändernde Strukturmuster und Bedeutungszuschreibungen. Während in der Literatur häufig von potenziellen Einflussnahmen auf bestehende Netzwerkstrukturen zu lesen ist, etwa bei sich verändernden Lebensumständen (RYAN, LOPEZ RODRIGUEZ & TREVENA 2016), der Geburt eines Kindes (RAINIE & WELLMAN 2014; WELLMAN, YUK-LIN, TINDALL & NAZER 1997), dem Antritt einer neuen Arbeitsstelle (CHAUVAC, CLOUTIER, DEFOSSEZ, AKERMANN & DE FEDERICO 2014), der Knüpfung neuer Freundschaften (RYAN & D'ANGELO 2018) oder sich verändernden gesellschaftlichen‐ und ökonomischen Entwicklungen (BILECEN et al. 2018; RYAN & D'ANGELO 2018; WELLMAN 1999), wird die konkrete Erfassung und Analyse etwaiger Dynamiken deutlich seltener diskutiert (MÜLLER 2020). Ableiten lässt sich aus bisherigen Studien jedoch, dass ein Einbezug der zeitlichen Dimension interessante Einblicke in potenzielle Netzwerkveränderungen verspricht (RYAN 2015). [3]

Diesem Kritikpunkt wird in den nachstehenden Ausführungen nachgegangen. Unter Rückgriff auf empirische Beispiele aus meiner eigenen Studie beleuchte ich einzelne Arbeitsschritte im Forschungsverlauf. Im Fokus steht dabei die Entstehung und Entwicklung persönlicher Netzwerke als Prozess. Konkret geht es mir um Reflexions- und Aushandlungsmomente der Befragten zu deren sozialen Beziehungen und Netzwerkeingebundenheit während der Interviewsituation sowie auf die Potenziale solcher Momente für die darauffolgende Analyse und Ergebniseruierung. Hierzu stelle ich zunächst meine Untersuchung und die empirische Datengrundlage kurz vor (Abschnitt 2). Daran anschließend bespreche ich die Konzeption des für das Projekt entwickelten Interviewleitfadens in Kombination mit einer laptopgestützten egozentrierten Netzwerkkarte. Einen zentralen Stellenwert erfährt dabei die Betrachtung der Erhebung von Netzwerkveränderungen unter dem Einsatz des Programms VennMaker, mithilfe dessen eine Filmdatei – bestehend aus Audio- und Bildspur – eines Interviews generiert werden kann (Abschnitt 3). Die so erhobenen Daten gilt es schließlich für die spätere Analyse aufzubereiten (Abschnitt 4). Die Auswertung erfolgte in der eigenen Studie unter Rückgriff auf die qualitative strukturalen Analyse (QSA), um Konzepte der strukturalen Analyse sowie interpretative und rekonstruktive Akteur/innenleistungen gleichermaßen zu berücksichtigten. Auch hier liegt der Fokus in diesem Beitrag auf Netzwerkveränderungen, die ich entlang eines empirischen Beispiels illustriere (Abschnitt 5). Abschließend bespreche ich den vorgestellten Forschungsprozess hinsichtlich seiner Potenziale für die Untersuchung von Netzwerkdynamiken unter einer resümierenden Perspektive (Abschnitt 6). [4]

2. Projektvorstellung und Datengrundlage: digitale Nomad/innen als Netzwerkagenten

Die im Folgenden vorzustellenden Materialien resultieren aus meinem am DFG-Graduiertenkolleg 1474 "Transnationale soziale Unterstützung" realisierten Dissertationsprojekt1) zu weltweit mobilen und onlinebasiert arbeitenden Personen sowie deren sozialer Netzwerkeingebundenheit. Bei diesen Akteur/innen handelt es sich um Selbständige, Online-Entrepreneur/innen oder Startup-Mitglieder respektive digitale Nomad/innen, die ihren klassischen Bürojob gegen eine ortsflexible Form der Arbeitsausübung eingetauscht haben (MÜLLER 2016; REICHENBERGER 2017). Zu ihren Aufgabenfeldern zählen Programmiertätigkeiten, Grafik- und Webdesignarbeiten, App-Entwicklung, Consulting, Übersetzungs- sowie Blogging- oder Autor/innentätigkeiten. Dadurch unterscheiden sie sich maßgeblich von anderen mobilen Personengruppen wie etwa firmenentsendeten Expatriates (KLEMM & POPP 2006), Arbeitsmigrant/innen (BRUSLÉ 2010; WEISS 2006) oder Backpacker/innen (BINDER 2005), die sich für die Ausübung berufsbezogener Tätigkeiten temporär an einem bestimmten Ort aufhalten. Digitale Nomad/innen wählen ihre Aufenthaltsorte und die dort zu verbringenden Zeiträume hingegen weitestgehend selbst. Als Arbeitsort dienen ihnen meist Coworking Spaces und Cafés (MERKEL 2012), aber auch angemietete Apartments, Flughafenterminals oder ICEs (BENDER 2013). Diese Form der ortsflexiblen Arbeitsausübung ist nicht zuletzt aufgrund der Entwicklung neuester Technologien möglich; mit dem Öffnen eines Laptops wird zugleich der Zugang zu einem portablen Büro (LIEGL 2011) und die Aufrechterhaltung des Kontakts zu Kund/innen, Arbeitskolleg/innen oder Vorgesetzten rund um den Globus möglich (RAINIE & WELLMAN 2014). So ist es bereits Realität, dass ein Projekt z.B. in Berlin begonnen, in der thailändischen Stadt Chiang Mai ausgearbeitet und drei Monate später auf der Insel Bali zum Vertragsabschluss gebracht wird (MÜLLER 2016, 2020). Die Voraussetzungen für eine onlinebasierte Arbeitstätigkeit bei einer weltweit mobilen Lebensgestaltung sind also längst gegeben. [5]

Im Zentrum meines Forschungsinteresses stand daher die Frage, wie die Umsetzung einer solch ortsflexiblen Lebensführung und eine gleichzeitige Berufsausübung von den Akteur/innen realisiert werden kann. Dies betraf sowohl das arbeitsbezogene als auch das persönliche Umfeld der Personen. Welche Voraussetzungen müssen bspw. geschaffen werden, um als Online-Entrepreneur/in und somit ortsflexibel Geld verdienen zu können? Ebenso war von Interesse, welche Beziehungsstrukturen im Kontext von Mobilität gefestigt oder aufgelöst werden. Welche sozialen Kontakte erweisen sich als unterstützend oder möglicherweise als hemmend für Mobilität, wer liefert ggf. neuen Input für die Akteur/innen oder erweist sich als zuverlässig? Welche Organisationen, Behörden, Arbeitsgruppen sind u.U. zentrale Anlaufstellen? Wie bewegen sich die mobilen Onlinearbeiter/innen in dem sie umgebenden Beziehungsgeflecht bzw. wie machen sie sich dieses zunutze. Gebündelt formuliert: Wie können Netzwerkstrukturen als Ressource in diesem Unterfangen – eine onlinebasierte Arbeitstätigkeit im Kontext weltweit geografischer Mobilität als Lebensentwurf umzusetzen – dienen? Müssen diese in ihrer strukturalen Ausgestalt verändert werden? Oder haben diese gar eine hemmende Wirkung für eine erfolgreiche Umsetzung? [6]

Der Community Liberated-These2) nach WELLMAN (1979) folgend und davon ausgehend, dass die digitalen Nomad/innen im Kontext ihrer Mobilität mit bestehenden Kontakten neue Kommunikationswege aushandeln müssen, vermutlich neue Personen kennenlernen und u.U. neue Beziehungen knüpfen sowie sich in regelmäßig wechselnden kulturellen Gegebenheiten wiederfinden, verfolgte ich das Ziel, ein Erhebungsinstrument zu entwickeln, durch das die soziale Eingebundenheit einer Person unabhängig von deren Aufenthaltsort erfasst werden kann. Es standen also nicht geografische Distanzen, sondern vielmehr die persönlichen Beziehungsbewertungen der Befragten zu deren sozialen Kontakten im Fokus, kann doch bspw. die Beziehung zu einer Person über Kontinente hinweg (trotz räumlicher Distanz) als intensiver empfunden werden als ein Kontakt in unmittelbarer nachbarschaftlicher Umgebung. Um außerdem den prozesshaften Charakter der persönlichen Netzwerkeingebundenheit und die subjektive Perspektive der mobilen Personen berücksichtigen zu können, traf ich die Entscheidung, leitfadengestützte Interviews (HOPF 1978; s. auch HELFFERICH 2011) in Kombination mit egozentrierten Netzwerkkarten durchzuführen3). Dadurch konnten die zu Befragenden in ihre Erzählungen persönliche Meinungen, Bedeutungszuschreibungen und Bewertungen einfließen lassen sowie etwaige Beziehungsveränderungen erörtern. Parallel konnten mithilfe des Programms VennMaker und der Möglichkeit zur Generierung einer audiovisuellen Filmdatei soziale Beziehungen bzw. die daraus resultierende soziale Eingebundenheit der zu Befragenden, Beziehungsveränderungen und Netzwerkentwicklungen, visuell abgebildet und dokumentiert werden. Hinsichtlich der konkreten Umsetzung hatten die Gesprächspartner/innen die Möglichkeit, alle für sie erwähnenswerten Akteur/innen und Entitäten in ihrer Erzählung zu benennen und in der Netzwerkdarstellung visuell abzubilden. Die entsprechende Relevanzsetzung überlies ich meinen Studienteilnehmer/innen. Als Orientierungsrahmen führte ich lediglich an, dass all jene Aspekte, Personen, Entitäten etc. für das Interview von Interesse seien, die aus Perspektive der Befragten eine Rolle für die mobile Lebensführung – von der ersten Idee bis hin zum Erzählzeitpunkt – spielten. [7]

Die Datenerhebung fand im Sommer 2015 in Südostasien statt. Hinsichtlich der konkreten Ortsauswahl orientierte ich mich an den Aussagen von zuvor geknüpften onlinebasierten Kontakten mit geografisch mobilen Entrepreneur/innen (MÜLLER 2020). In Asien angekommen, führte ich zunächst mehrere Interviews von unterschiedlicher Dauer: Die längste Befragung dauerte 2:05 Stunden, die kürzeste 55 Minuten. Zentral war mir, dem Anspruch der Offenheit und Unvoreingenommenheit qualitativer Sozialforschung zu folgen (HOFFMANN-RIEM 1980). Für das zu erhebende Sample bedeutete dies, eine möglichst große Heterogenität, hinsichtlich Alter, Geschlecht und Nationalität zu erzeugen. Zu berücksichtigen war jedoch auch, dass die Phase der Generierung des empirischen Materials an die zeitliche Beschränkung des Forschungsaufenthalts in Asien gebunden war. Das bedeutet, dass ich zwar dem Prinzip des theoretischen Samplings (also Erhebung, Analyse und Auswahl weiterer Teilnehmer/innen zirkulär verlaufen zu lassen) folgte (STRAUSS & CORBIN 1998 [1990]; s. auch TRUSCHKAT, KAISER-BELZ & VOLKMANN 2011), dieses allerdings einer wesentlichen Limitierung unterlag: Wie in vielen Forschungsprojekten waren die Arbeitsphasen in meiner Studie an bestimmte zeitliche und geografische Rahmenbedingungen geknüpft, d.h. die Datengewinnung fand während meines Feldforschungsaufenthalts statt, die eigentliche Analyse mit Interpretationsgruppen anschließend in Deutschland. Diese setzten sich in der Regel aus fünf bis acht Wissenschaftler/innen unterschiedlicher Arbeitsnetzwerke zusammen. Da keiner der Teilnehmenden an der Arbeit mit meinem Forschungsprojekt beteiligt war, waren diese thematisch unvoreingenommen (MÜLLER 2020). Kritisch gilt es daher zu erwähnen, dass die Realisierung einer vollständigen theoretischen Sättigung an Grenzen gebunden war. Denn untersuchungspraktisch war ein Hinzuziehen zusätzlicher relevanter Fälle zur Erlangung einer weitreichenderen "theoretische[n] Absicherung" (BREUER 1999, S.5) nach dem Asienaufenthalt nicht umsetzbar. [8]

Um dennoch eine datengestützte "Theorie-Skizze" (a.a.O.) entwickeln zu können, zog ich für die Analyse zunächst Interviews heran, die hinsichtlich ihrer inhaltlichen Aussagen und strukturalen Netzwerkeinbindung möglichst unterschiedlich erschienen. Anschließend (und z.T. parallel) eruierte ich für eine Verdichtung der Empirie gestützten Thesen Ähnlichkeiten bzw. minimale Unterschiede innerhalb und zwischen den Fällen (KELLE & KLUGE 2010). Insgesamt bildeten 14 Leitfadeninterviews mit digitalen Nomad/innen in Kombination mit laptopgestützten egozentrierten Netzwerkkarten den Fokus meiner Analyse. Zusätzlich berücksichtigte ich acht Expert/inneninterviews (MEUSER & NAGEL 2005; s. auch HELFFERICH 2011) ohne Netzwerkkarte in der Auswertung. Bei diesen Befragten handelte es sich um Personen mit einer bestimmten Funktion im Umfeld der mobilen Onlinearbeiter/innen, bspw. Mitarbeiter/innen eines Coworking Spaces oder Coliving-Hauses oder Betreiber/innen einer Internetplattform. Die aus diesen Interviews resultierenden Informationen zog ich insbesondere für eine weitreichendere Kontextualisierung der Thematik des digitalen Nomad/innentums heran. Insgesamt befragte ich 15 Männer und sieben Frauen aus zehn Ländern, die meisten davon aus Westeuropa und Nordamerika (MÜLLER 2020). [9]

3. Datenerhebung: Netzwerkentstehung und -entwicklung

In diesem Abschnitt erfolgt nun eine Vorstellung des von mir entwickelten Erhebungsinstruments. Bei dessen Konzeption war es mir ein besonderes Anliegen, die potenziell dynamische Netzwerkumgebung der Befragten nicht nur im Moment der Erhebung abzubilden, sondern auch langfristig nachvollziehbar zu machen. Darüber hinaus berücksichtigte ich, dass die Befragten bereits über einen längeren Zeitraum – zum Teil über mehrere Monate, zum Teil über mehrere Jahre – hinweg ein geografisch mobiles Leben führten und sich ggf. immer wieder mit neuen lokalen, kulturellen, politischen und sozialen Kontexten konfrontiert sahen. Allein diese Überlegung bzw. dieser Umstand führte mich wiederum zu der Annahme, dass mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eine Veränderung in den bestehenden Netzwerkbeziehungen einer Person zu erwarten ist (HOLLSTEIN 2006; RYAN 2015); auch dann, wenn es sich nur um einen temporären Ortswechsel handelte. Wichtig war mir daher die Möglichkeit einer Nachverfolgung der Netzwerkentwicklung als Prozess. Dies galt sowohl für die strukturale Ebene als auch für die durch die Befragten erzeugte Konstruktionsleistung. Ich entwickelte deshalb einen Untersuchungsansatz, der sowohl bei der Datenerhebung als auch bei der späteren Analyse eine Berücksichtigung eben solcher Dynamiken erlaubte. [10]

3.1 Computergestützte Erhebung von egozentrierten Netzwerk(dynamik)en

Um die zur Untersuchung meines Forschungsanliegens relevanten Daten generieren zu können, griff ich auf das computergestützte Programm VennMaker zurück. Denn anders als bei papierbasierten Erhebungsformen, sog. Paper-Pencil-Formaten (ALTISSIMO 2016; HACK 2019; OLIVIER 2013; SCHEIBELHOFER 2006) oder Dokumentationsvarianten, bei welchen Forscher/innen retrospektiv Netzwerkkonstrukte nachzeichnen (BELLOTTI 2016; HENNIG & FEDERMANN 2018; HOFFMANN 2015), ist mittels VennMaker die Erstellung einer audiovisuellen Filmdatei des Interview- bzw. Visualisierungsverlaufs möglich. Konkret bedeutet dies, dass der visuelle Verlauf der Netzwerkentstehung zum gesprochenen Wort getrackt werden kann (MÜLLER 2020). So wird zu jeder Zeit eine Nachvollziehbarkeit über das Vorgehen möglich (GAMPER, SCHÖNHUTH & KRONENWETT 2012). [11]

Weiter waren vor Beginn der Datenerhebung einige Überlegungen hinsichtlich des Designs der zu generierenden persönlichen Netzwerke anzustellen. Diese bewegten sich einerseits zwischen dem Anliegen einer möglichst offenen Gestaltung und andererseits dem Ziel, eine spätere Vergleichbarkeit der erhobenen Netzwerkkarten (NWK) zu ermöglichen. Zunächst folgte ich zur Konzeption der laptopbasierten Netzwerkdarstellung dem Ansatz der konzentrischen Kreise nach KAHN und ANTONUCCI (1980). Die zu interviewende Person befindet sich dabei in der Mitte der Kreise (HOLLSTEIN & PFEFFER 2010), neben dem Symbol für Ego wählte ich drei weitere Kreise aus (s. Abbildung 1). Bei näherer Betrachtung fällt außerdem auf, dass der Abstand des innersten Kreises zu Ego einen verhältnismäßig größeren Radius aufweist als der der beiden äußeren Kreise. Diese Form der Darstellung wählte ich auf Basis der gesammelten Erfahrungen während der Pretest-Phase, denn eine zu kleine Kreisfläche führte tlw. zu Platzproblemen während des Visualisierungsvorgehens. Diese äußerten sich bspw. in visuellen Überschneidungen bei der Darstellung von mehreren Symbolen und trugen schnell zu Unübersichtlichkeit bei.



Abbildung 1: Mit VennMaker erstellte prozessuale egozentrierte Netzwerkkarte, Bitte klicken Sie hier oder auf die Abbildung für eine Vergrößerung. [12]

Weiter traf ich die Entscheidung, eine Standardisierung der Kreise vorzunehmen (HOLLSTEIN & PFEFFER 2010). Denn die Pretest-Phase hatte ergeben, dass vonseiten der Interviewpartner/innen bei nicht gekennzeichneten Kreisen immer wieder Nachfragen hinsichtlich einer Verwendungsmöglichkeit der Kreise als geografische Distanz erfolgten. Konkret lautete die Beschriftung daher wie folgt: "sehr eng verbunden, eng verbunden, weniger eng verbunden, aber dennoch wichtig (von innen nach außen)" (MÜLLER 2020, S.93f.). Eruiert wurde die Kreisbeschriftung im Rahmen mehrerer Diskussionsrunden in einer Interpretationsgruppe. Mit dieser Darstellung verfolgte ich das Ziel, von einer Netzwerkdarstellung, die auf geografische Distanzen aufbaut (GAMPER & FENICIA 2013; OLIVIER 2013), Abstand zu nehmen und stattdessen persönlich empfundene Nähe – unabhängig von lokalen, nationalen oder transnationalen Bezüge – in den Vordergrund zu stellen. [13]

Wie in jeder Netzwerkdarstellung üblich, galt es außerdem, eine Darstellungsform für die Knoten (Alteri) und Kanten (Relationen) auszuwählen (ALTISSIMO 2016; BOJARCZUK & MÜHLAU 2018; GAMPER & FENICIA 2013). Da mich die soziale Netzwerkeingebundenheit digitaler Nomad/innen im Kontext ihrer Mobilität interessierte, verfolgte ich das Ziel, deren Netzwerkeinbettung möglichst umfassend erheben zu können. Deshalb räumte ich den zu Befragenden die Möglichkeit ein, alle für sie relevanten personalen Akteur/innen, Organisationen, Onlineplattformen, Vereine, Kommunikationskanäle, Hobbies usw. (Alteri) visuell abbilden zu können. Diese Überlegung galt es, auf die technologische Ebene zu übersetzen, indem ich auf von VennMaker bereitgestellte Symbole zurückgriff. Wenngleich diese im Programm in verschiedenen Formen und Größen angeboten werden, achtete ich bei deren Auswahl aus Gründen der Komplexitätsreduktion auf eine relativ geringe Heterogenität. Denn es standen schließlich die subjektiven Sinn- und Bedeutungszuschreibungen der Befragten im Vordergrund. Diese wollte ich nicht durch Überlegungen zu Symbolzuweisungen überfrachten. Die einem Symbol zugeschriebenen Bewertungen und Charakterzüge erfolgten daher auf Basis der Erzählungen der Interviewten, Bedeutungsvielfalt wurde durch die Narrationen entwickelt. Insgesamt wählte ich schließlich drei Symbole aus. Zwei Kreissymbole mit den beiden geschlechterspezifischen Zuordnungen weiblich und männlich sowie ein Quadratsymbol für alle im Interview auftretenden Entitäten4). Zur Darstellung von sozialen Beziehungen (Alter-Alter-Relationen) bot ich eine schwarze Linie an. Auch hier achtete ich auf eine Komplexitätsreduktion auf visueller Ebene: Anders als in Forschungsarbeiten, in welchen Relationen entsprechend des Beziehungskontextes von zwei Personen (z.B. Nachbar/in, Arbeitskolleg/in, Familienmitglied, Freund/in) unterschiedliche Farben zugewiesen werden (GAMPER & FENICIA 2013), achtete ich auf eine möglichst offene Form der Beziehungsdarstellung. Die jeweils einer Beziehung zugrunde liegenden Bedeutungszuschreibungen wurden (wie auch zuvor die Symbolbeschreibung) entlang der Narration exploriert und nicht auf Farbzuweisungen reduziert. So konnten die Konstruktionsleistungen der Akteur/innen in die Beziehungseruierung einfließen (CROSSLEY 2010; RYAN et al. 2014). Alle Symbole waren während des gesamten Interviewverlaufs am linken Bildschirmrand aufgeführt und konnten nach Belieben ausgewählt, beschriftet, umbenannt und zur Untermauerung der Erzählung in die Netzwerkzeichnung übertragen (Alteri-Eintragung) sowie bei Bedarf auf der Bildschirmoberfläche verschoben (Alteri-Repositionierung) werden. Hinsichtlich der Anzahl auszuwählender Symbole machte ich keine konkreten Vorgaben (MÜLLER 2020). Die sozialen Beziehungen, sprich die jeweiligen Ego-Alter-Relationen, sollten aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht visualisiert werden, war eine Beziehung doch selbstverständlich. Die Relationen unter den Alteri sollten hingegen zeichnerisch aufgeführt werden (ALTISSIMO 2016; ALTISSIMO et al. 2019), denn eine Beziehung unter allen Alteri war nicht immer selbstverständlich (MÜLLER 2020). [14]

3.2 Der Interviewleitfaden mit Frageelementen zur Netzwerkkartengenerierung

Den zweiten Teil des konzipierten Erhebungsinstruments bildet der Interviewleitfaden. Dieser sollte nicht isoliert, sondern komplementär zur Nutzung der Netzwerkkarten verstanden werden. Wenngleich jedes Interview individuell verläuft, bietet ein Leitfaden eine Orientierung, um allen zu Befragenden die gleichen – oder zumindest ähnliche – Fragen zu stellen (HELFFERICH 2011). Ich setzte den Leitfaden ein, da so für die spätere Auswertung eine gewisse Vergleichbarkeit geschaffen wurde und in dem hier vorgestellten Projekt mehrere Interviewverläufe parallel betrachtet werden sollten. [15]

Bei der Ausformulierung der Interviewfragen orientierte ich mich zunächst am Prinzip der Offenheit qualitativer Sozialforschung (HOFFMANN-RIEM 1980, S.343) und folgte Fragetechniken, die ich der sozialen Netzwerkanalyse entlehnt hatte. Auf Letzteres gehe ich im Folgenden zunächst kurz ein, um ein Grundverständnis für die in meinem Forschungsprojekt gewählten Fragenelemente und deren Integration in den Interviewleitfaden entwickeln zu können. Im Anschluss wird die Konzeption des Leitfadens präsentiert. [16]

3.2.1 Die Netzwerkkartengenerierung

Im netzwerkanalytischen Diskurs ist häufig von sogenannten Namensgeneratoren (NG) und Namensinterpretatoren (NI) die Rede. Mit NG werden zu Befragenden dazu angeregt, Referenzpersonen zu nennen, die den im Fragestimulus formulierten Kriterien entsprechen (HERZ 2012; SCHNEGG & LANG 2002; WOLF 2010). Hierzu zählt in der Netzwerkforschung z.B. der sogenannte "Burt-Generator": BURT (1984, S.331) hatte die folgende Formulierung vorgeschlagen: "From time to time, most people discuss important personal matters with other people. Looking back over the last six month, who are the people with whom you discussed an important personal matter?" Unter einer quantifizierenden Logik kann mit diesem Generator bspw. eine Namensliste von Personen, die dem abgefragten Kriterium entsprechend ein enge(re)s Beziehungsverhältnis zu Ego hegen, generiert werden (WOLF 2010). Mit den NI werden Informationen über die Beziehung von Ego zu seinen/ihren Referenzpersonen ermittelt (HERZ 2012). Während in formal ausgerichteten Studien hierzu die Abfrage von demografischen Daten zählt (WOLF 2010), setzte ich in meinem Projekt auf eine Exploration der subjektiven Binnensichten der Befragten: Ich formulierte sowohl bei dem NG als auch bei dem NI möglichst offene Fragen. [17]

Als Leitgedanke für eine Verschriftlichung diente mir folgende Aussage von DIAZ-BONE: "Die Erhebung egozentrierter Netzwerke transformiert die Fragestellung, welche Einheiten in das Netzwerk gehören und welche nicht, in die Fragestellung, mit welchem Netzwerkgenerator das egozentrierte Netzwerk zu erheben ist" (1997, S.52). D.h., dass je nach Frageformulierung mit Blick auf die Forschungsfrage unterschiedliche Referenzpersonen bzw. Beziehungen, die wiederum das zu erhebende Netzwerk ausmachen, generiert werden können (FISCHER 1982; WOLF 2010). Mit Blick auf die Studie zu den hoch mobilen digitalen Nomad/innen bedeutete dies wiederum, die Namensgeneratorenfrage so zu formulieren, dass möglichst alle jeweils relevanten Akteur/innen und Entitäten erhoben werden könnten. Hierzu zählte sowohl das persönliche als auch das arbeitsbezogene soziale Umfeld der Befragten. Die von mir ausformulierte Frage, welche während des Interviews als Erzählstimulus diente, lautete schließlich:

Diesen Stimulus brachte ich im Verlauf des Interviews mehrfach leicht abgeändert in das Gespräch ein5) (s. Abschnitt 3.2.2, Leitfaden Punkt 3). So konnten die Befragten selbst entscheiden, was sie als relevant erachteten oder ob im Kontext sich verändernder Rahmenbedingungen, etwa bei einem Landeswechsel, verändernde Funktionalitäten der Alteri auftraten6). Um anschließend mehr über die jeweiligen Beziehungshintergründe zu bzw. zwischen den genannten Referenzpersonen und Entitäten erfahren zu können, formulierte ich den nachstehenden Namensinterpretator. Auch auf diesen griff ich in der Gesprächsführung mehrfach zurück (s. Abschnitt 3.2.2, Leitfaden Punkt 4):

Weiter bat bzw. erinnerte ich hin und wieder daran, bereits genannte Akteur/innen oder Entitäten in der Netzwerkkarte zu visualisieren (Alteri-Eintragung) oder diese – je nach Ereignis – bei Beziehungsveränderungen auch auf grafischer Ebene zu repositionieren (Alteri-Repositionierung), d.h. in ein neues Verhältnis sowohl gegenüber Ego als auch den anderen Alteri zu setzen. Die Bildschirmoberfläche bot dabei eine gemeinsame Referenzfläche für Interviewerin und Interviewee (ALTISSIMO 2016). [20]

Beide Phasen der Netzwerkerhebung (Generierung von Ego-Alter- und Alter-Alter-Beziehungen) waren von Relevanz. Denn erst so wurde eine Ermittlung und Untersuchung von Netzwerkstrukturen wie bspw. der Dichte der sozialen Eingebundenheit einer Person und damit in Zusammenhang stehende Ressourcen, Handlungsmöglichkeiten oder strukturbedingte Hemmnisse möglich (DIAZ-BONE 2006). Beispiele zu den so visualisierten Netzwerkgeflechten finden sich in den Abbildungen 2, 3 und 4. Gemeinsam war allen Beziehungsarten, dass sie durch die Narration der Interviewpartner/innen kontextualisiert werden konnten. [21]

3.2.2 Der Interviewleitfaden

Den Leitfaden unterteilte ich in folgende Phasen:

3.3 Visuelle und narrative Aushandlung von Netzwerk(dynamik)en im Erhebungsprozess – ein empirisches Beispiel

In diesem Abschnitt werde ich ein empirisches Beispiel aufführen, welches das mit VennMaker erhobene audiovisuelle Datenmaterial in Printformat widerspiegelt. Es handelt sich dabei um einen Ausschnitt aus dem Interview mit Paulina7) (S.109ff). Interessant ist es insbesondere, da sowohl das gesprochene Wort als auch der Entstehungs- und Veränderungsprozess ihrer egozentrierten Netzwerkkarte sekundengenau nachvollziehbar ist und so die Reflexion über ihre Netzwerkeinbindung und damit in Zusammenhang stehende etwaige Aushandlungsprozesse detailliert in der Auswertung berücksichtigt werden konnten (PETERS et al. 2019, S.106ff). [23]

Davon ausgehend, dass Netzwerke keine statischen Gebilde sind (EMIRBAYER & GOODWIN 1994), richte ich den Fokus im Folgenden insbesondere auf visuelle Symbol-(Re)Positionierungen, also auf eben jene Momente, die auf Dynamiken innerhalb des persönlichen Netzwerks von Paulina verweisen. Dementsprechend wird nur ein Auszug des sozialen Netzwerks im Detail betrachtet. Bei der späteren Datenanalyse gilt es jedoch, stets eine Rückkopplung der einzelnen Netzwerkausschnitte auf das Gesamtnetzwerk vorzunehmen. Im Beispiel wird deutlich, wie Paulina über die Entwicklung ihrer Netzwerkkarte reflektierte und sich ihre Darstellung für weitere Erklärungen zunutze machte. Ein Ausschnitt zu ihrem Visualisierungsprozess ist unter Abbildung 2 aufgeführt. Richtet sich der Blick nun auf die dargestellten Familienmitglieder, "mom & dad" (Umrandung mit gepunkteter Linie) sowie "brothers" (Umrandung mit gestrichelter Linie), so zeigt sich, dass beide Symbole zunächst im mittleren Kreis ihrer Netzwerkkarte positioniert wurden (s. linke NWK).



Abbildung 2: Ausschnitt zu Paulinas Reflexion ihrer Netzwerkdarstellung. Bitte klicken Sie hier oder auf die Abbildung für eine Vergrößerung. [24]

Während Paulinas Eltern dort auch während des gesamten Gesprächs verortet blieben, wurden ihre Brüder in den inneren Kreis versetzt, rückten demnach weiter an Ego heran (s. rechte NWK). Diese Entwicklung kommentierte Paulina wie folgt:

"I think it was important for me that they [mum & dad] can accept it, the, the fact that I'm moving again. Er, so, yeah, I think that was important8)". [25]

Im Anschluss an diese Aussage hielt sie im Gespräch kurz inne. Die abgebildeten Beziehungsverhältnisse (s. linke NWK) schienen ihr nicht (mehr) schlüssig. Sie reflektierte ihre Netzwerkdarstellung und nahm eine Repositionierung ihrer Brüder vor (s. rechte NWK). Dabei erklärte sie:

"And then I would actually (..) put there 'brothers' (.) because I first discuss things with brothers then with my parents. [...] Yeah, and, er, yep, so look, I will, I will move them [Repositionierung brothers vom mittleren in den inneren Kreis in NWK] there, and mum and dad, they are still supporting me [Repositionierung von mum & dad innerhalb des inneren Kreises in NWK]". [26]

Obwohl ihre Eltern sie weiterhin unterstützten, schrieb sie ihren Brüdern in diesem Zusammenhang eine wichtigere Rolle zu, d.h., dass einzelnen Familienmitgliedern unterschiedliche Funktionen zuteilwurden. Ihre neu entworfene Netzwerkdarstellung reflektierte Paulina erneut. Dabei kam sie zu folgendem Schluss:

"Okay, it's quite SAD my mum and dad are here [mittlerer Kreis] (laughter) but it's, again, it's not because we are not close but because they don't really have a chance to be so big influencers on my life (laughter)". [27]

An Paulinas Beispiel wird deutlich, wie durch den Einsatz einer Netzwerkkarte Momente der Reflexion hervorgerufen und die Interviewpartner zu weiteren Überlegungen angeregt werden können. Paulina war sowohl auf narrativer als auch auf visueller Ebene bestrebt, ihre Erzählung stringent nachvollziehbar darzustellen. Dies realisierte sie, indem sie einzelne Symbole innerhalb ihrer Netzwerkdarstellung repositionierte und entsprechend kommentierte. In Interviewausschnitten wie diesen zeigt sich, wie durch die beiden unterschiedlich gelagerten Materialarten Synergien entstehen und Netzwerkdynamiken transparent gemacht werden können. An einer dezidierten Besprechung hinsichtlich der Qualität und möglicher Potenziale solcher Verdichtungsmomente für die spätere Analyse mangelt es in der Literatur bislang jedoch. In Abschnitt 5.2 wird daher ein Auswertungsbeispiel gegeben. [28]

Resümierend ist festzuhalten, dass unter der Annahme, dass es sich bei der Entwicklung einer Netzwerkdarstellung um einen stetigen Prozess handelt, der Einsatz von audiovisuellen Programmen als besonders gewinnbringend erscheint. Denn so wie Erzählverläufe nicht immer stringent verlaufen, entsteht auch eine Netzwerkkarte (meist) nicht linear. Durch ein interaktives Tool wird die Herausstellung des dynamischen Charakters eines Netzwerks möglich (MÜLLER 2020; MÜLLER et al. 2017). [29]

4. Datenaufbereitung: von der Dynamik zur erneuten Statik aus Gründen der Nachvollziehbarkeit

Nachdem die empirischen Daten in Form der audiovisuellen Filmdatei erhoben worden waren, bedurfte es der Aufbereitung des Materials für die anschließende Analyse, d.h. einer Übersetzung, mittels der das gesprochene Wort und der Visualisierungsprozess nachvollziehbar gemacht werden konnten, dies auch mit dem Ziel einer späteren Publikation im Printformat. Die Rohfassung bestand aus einer Audiodatei (Interview) und aus einer Filmdatei der Netzwerkvisualisierung9) (MÜLLER 2020, S.114). In einem ersten Bearbeitungsschritt erfolgte eine Transkription der Audioaufnahme (FLICK 2005 [1995]). Verbale Auffälligkeiten, wie bspw. Pausen, Lachen oder sprachliche Betonungen verschriftlichte ich ebenfalls. Alle genannten Personen, Homepages, Arbeitsorte oder Firmennamen (Alteri) ersetzte ich durch Pseudonyme. Anschließend glich ich das gewonnene Textmaterial mit der aufgezeichneten Filmsequenz ab. Dabei verfolgte ich das Ziel, das Visualisierungsvorgehen der Interviewpartner/innen in eine verschriftlichte Form zu übersetzen. Nach einigen Testdurchläufen hinsichtlich der Praktikabilität und des Analysenutzens traf ich die Entscheidung, Alteri-Eintragungen, Alteri-Repositionierungen sowie Alter-Alter-Relationen zu notieren. Kenntlich machte ich den Vermerk innerhalb des Transkripts mit einer eckigen Klammer wie folgt:

Mit diesem Arbeitsschritt wurden beide Materialien auf Textebene integriert.

Weiter galt es, einen Weg zu finden, die via VennMaker erhobene audiovisuelle Netzwerkentwicklung in ein Printformat umzusetzen. Hierfür sichtete ich die Filmsequenzen, anfänglich ohne Ton, mehrfach, auch um visuelle Auffälligkeiten zu eruieren. Hierzu zählten bspw. (mehrfache) Eintragungen und erneutes Entfernen eines Symbols, (mehrfache) Repositionierungen eines Symbols, Entstehung von Clusterformierungen sowie Repositionierungszeitpunkte in Abhängigkeit vom jeweiligen Eintragungszeitpunkt11) eines Symbols. War eine solche Stelle identifiziert, stoppte ich das bewegte Bild und dokumentierte es in Form eines Screenshots. Nach mehreren Probedurchläufen erwies es sich als praktikabel, pro Film fünf bis acht solcher Standbildaufnahmen zu produzieren. Die Anzahl orientierte sich an der Länge des Interviews sowie den im Zeichnungsprozess vorgenommenen Veränderungen. Abschließend versah ich alle auf einer Netzwerkkarte abgebildeten Alteri mit den in der Transkription zuvor benutzten Pseudonymen. Mit dem neu erstellten Datenmaterial wurde es mir möglich, Netzwerkveränderungen zu verfolgen und mit den verschriftlichten Interviewerzählungen in Verbindung zu setzen. [31]

Im Folgenden stelle ich das Dokumentationsvorgehen an einem empirischen Beispiel vor. Hierbei handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem Gespräch mit dem Interviewpartner Raik sowie um dessen Netzwerkdarstellung (MÜLLER 2020, S.115ff.); s. Abbildung 3, in der ein Moment zu Raiks Visualisierung der Beziehung zwischen seinen beiden Freundinnen Nadine und Karen (Alter-Alter-Relationen) zu sehen ist. Dieses Vorgehen kommentierte er wie folgt:

"(...) Ähm, die beiden sind auch enge Freunde. [Eintragung Relation Nadine und Karen] (.) Aber nich mit meiner Nichte. Deswegen sind die jetz mal so [...]".



Abbildung 3: Dokumentation von Raiks Netzwerkentstehung im Erzählverlauf. Bitte klicken Sie hier oder auf die Abbildung für eine Vergrößerung. [32]

Interessant ist dieser Erzählausschnitt insbesondere, weil Raik weder den Namen "Nadine" noch den Namen "Karen" (s. Beschriftung NWK) im Interview laut aussprach. Während ein solcher Umstand im Rahmen von papierbasierten Erhebungsverfahren ein stetiges Nachfragen und eine kontinuierliche Verbalisierung des Zeichnungsprozesses erforderlich gemacht hätte (RYAN et al. 2014), war dies mit der filmbasierten Dokumentation nicht notwendig, denn ich konnte den Visualisierungsverlauf stets parallel zum gesprochenen Wort nachvollziehen und sekundengenau im Transkript verschriftlichen. In Raiks Zitat entspricht dies dem Vermerk "Eintragung Relation Nadine und Karen" in eckiger Klammer. [33]

5. Datenanalyse

In diesem Abschnitt stelle ich die Grundzüge des verwendeten Analysevorgehens, der qualitativen strukturalen Analyse (QSA) nach HERZ, PETERS und TRUSCHKAT (2015), vor. Zentrales Kriterium für die Wahl der QSA war es, Konsequenzen zu ziehen aus der gegenüber der standardisierten Netzwerkforschung mittlerweile vielfach angeführten Kritik eines strukturalistischen Determinismus (DIAZ-BONE 2006; EMIRBAYER & GOODWIN 1994; HOLLSTEIN 2010). Darüber hinaus werde ich besprechen, wie die QSA um eine prozessuale Perspektive erweitert werden und systematisch in der Analyse Berücksichtigung finden konnte. Ich schließe mit einem empirischen Beispiel zur forschungspraktischen Umsetzung der Datenauswertung. [34]

5.1 Qualitative strukturale Analyse und Dynamiken von sozialen Netzwerken

Zentrales Charakteristikum der QSA ist die Verflechtung von Konzepten der formalen Strukturanalyse mit einer interpretativen Forschungshaltung, bei der die subjektive Konstruktionsleistung von Akteur/innen einbezogen wird (HERZ et al. 2015). Dabei wird auf Konzepte innerhalb der sozialen Netzwerkforschung wie bspw. Beziehungsstärken (GRANOVETTER 1973) und strukturelle Löcher (BURT 1992) sowie auf die Grounded-Theory-Methodologie (GTM) (GLASER & STRAUSS 1998 [1967]; STRAUSS & CORBIN 1998 [1990]) zurückgegriffen. In der konkreten Umsetzung transformierten HERZ et al. (2015) zunächst formale Netzwerkkonzepte in Fragen, die auf die interpretativen Leistungen der Akteur/innen zielen12). Sie unterscheiden dabei struktur-, akteur/innen- und relationenbezogene Beschreibungen. Konkret fragen sie bspw. zur Ermittlung der Netzwerkdichte, ob einzelne Ausschnitte innerhalb eines Netzwerks auffällig starke Vernetzungen aufweisen; bzgl. der Zentralität, ob bestimmte Alteri bspw. als Bindeglied zwischen Netzwerkbereichen oder einzelnen, unverbundenen Akteur/innen dienen. Hinsichtlich der Beziehungscharakteristika sind bspw. Beziehungsrichtungen von Interesse. Fragen wie diese werden während der Auswertung sowohl an das narrative als auch an das visuelle Material gestellt. Sie dienen als sensibilisierende Konzepte, um die Daten "aufbrechen" zu können. Dadurch gelingt es, die Empirie unter unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, je nachdem, ob die subjektiven Sinnkonstruktionen von Befragten von Interesse sind oder deren strukturale Eingebundenheit und daraus resultierende Ressourcen. Diesen Analyseansatz erachtete ich insbesondere deshalb als gewinnbringend, da meine Forschungsfrage auf eine Eruierung der Netzwerkeingebundenheit der digitalen Nomad/innen und damit in Zusammenhang stehende Mobilitätshandlungen bzw. -optionen zielte. [35]

Mit Blick auf mein Anliegen in diesem Beitrag, egozentrierte Netzwerke unter einer prozessualen Perspektive zu beleuchten, stehen im Folgenden insbesondere Netzwerkveränderungen im Fokus. Für mein Forschungsprojekt bedeutete dies, Überlegungen zum Umgang mit Netzwerkdynamiken während der Analyse anstellen zu müssen. Denn ein bloßes Herantragen der formalen Netzwerkkonzepte an das Material erschien mir für ein auf Veränderungsprozesse ausgerichtetes Forschungsinteresse nicht ausreichend. Dies führte dazu, dass im Rahmen zahlreicher Interpretationssitzungen in Kleingruppen strukturdynamische Auffälligkeiten zunächst identifiziert und anschließend datenbasierte Fragen formuliert wurden, z.B.: "Zerfällt eine bestehende Clique durch die Repositionierung eines oder mehrerer Alteri?", "Inwiefern verändert sich die strukturbezogene Position eines Alters bei dessen Repositionierung?", "Was bedeutet die jeweilige veränderte Netzwerkstruktur für Ego bzw. dessen daraus resultierenden Handlungsmöglichkeiten?" (MÜLLER 2020, S.119). Mithilfe dieser neu entwickelten und der der QSA entlehnten Fragen gelang es mir, die prozessualen Netzwerkentwicklungen in Analysesequenzen einzuteilen (HERZ et al. 2015, §28). Unter Analysesequenzen verstand ich Videoabschnitte von mehreren Minuten oder nur wenigen Sekunden, innerhalb welcher Netzwerkveränderungen ersichtlich wurden. Die Identifikation der Sequenzen erfolgte entlang eines zirkulären Vorgehens, d.h., dass im Verlauf der Interpretationssitzungen eine Verdichtung der sowohl auffälligen als auch unauffälligen Videosegmente13) erfolgte. Einzelne Abschnitte wurden in Orientierung am Material und den sich induktiv entwickelten Erkenntnissen voneinander abgegrenzt (s. auch Abschnitt 4). Anhand von Memos, d.h. von Interpretationsnotizen im Forschungsverlauf, ließen sich zwei Formen von prozessualen Analyseeinheiten unterscheiden:

Die Bezeichnung der jeweiligen Analyseeinheit führte ich auf ihre Konnotation im Rahmen von Netzwerkveränderungen zurück. Erstere bezog sich auf Beziehungsveränderungen, unter Berücksichtigung einer zeitlichen Dimension. Hier lag der Fokus auf Akteur/innen und/oder Entitäten, die eine Relation zueinander aufwiesen und deren Verhältnis sich im Verlauf des Interviews veränderte. Dabei konnte es sich um eine stärker werdende, schwächer werdende oder abbrechende Beziehung handeln, bspw. aufgrund einer Liebesbeziehung, eines Streits oder sich verändernder Lebensumstände. Dies galt sowohl für die Beziehung von Ego zu den genannten Alteri als auch für die Beziehung zwischen den Alteri. Solche Beziehungsveränderungen führten wiederum zu Strukturumgestaltungen und verliehen einem sozialen Netzwerk seinen dynamischen Charakter. Die zweite Analyseeinheit meint strukturale Netzwerkbewegungen und deren Inbezugsetzung zu (mehr oder weniger) parallel verlaufenden Ereignissen, d.h., dass bestimmte Entwicklungen immer auch Einfluss auf das bereits bestehende soziale Netzwerk einer Person haben können. So geht bspw. das Eingehen einer neuen Liebesbeziehung häufig mit der Trennung von dem/der vorherigen Partner/in einher. Ebenso kann die Partnerschaft zeitliche Ressourcen in Anspruch nehmen, die wiederum zu einer Ausdünnung von Treffen mit Freund/innen führen können etc. Je nach individuellen Bedürfnissen, Anliegen oder der jeweiligen Lebensphase können bestimmte Netzwerkelemente mehr oder weniger Bedeutung erhalten (RAINIE & WELLMAN 2014; WELLMAN et al. 1997). Gleiches gilt für unbeeinflussbare Aspekte wie z.B. Naturkatastrophen oder Gesetze. [37]

Entlang der Memos und ersten formulierten Arbeitshypothesen zu Netzwerkentstehung und -veränderung identifizierte ich in einem nächsten Schritt relevante Erzählsequenzen. Die Interpretation des visuellen Netzwerkverlaufs diente dabei als Sensibilisierung zur Eruierung der Kernstellen im narrativen Material (HERZ et al. 2015, §35). Gleiches galt in umgekehrter Reihenfolge. Denn auch Erzählauffälligkeiten beleuchtete ich zunächst auf Textebene näher und koppelte diese anschließend mit dem Netzwerkmaterial rück; so konnte ich Kernsegmente innerhalb einer Netzwerkzeichnung bzw. der Netzwerkentwicklung herausarbeiten (MÜLLER 2020). [38]

Nachdem die adäquaten Textstellen ausgewählt waren, wurden diese, der QSA und der GTM folgend, "aufgebrochen" und anschließend sukzessive verdichtet, d.h. das Material wurde offen kodiert, im Rahmen von Interpretationssitzungen diskutiert, und es wurden erste Lesarten gebildet. Weiter setzte ich die induktiv aus den Daten herausgearbeiteten Ideen während des axialen Kodierens zueinander in Bezug, um sie schließlich mit dem selektiven Kodieren auf ein höheres Abstraktionsniveau zu bringen (STRAUSS & CORBIN 1998 [1990]; s. auch HERZ et al. 2015, §35). Dieses Analysevorgehen mündete schließlich in einer Bündelung der Ergebnisse in einer "Theorie-Skizze" (BREUER 1999, S.5). [39]

Als gewinnbringend erwies sich die QSA für das Forschungsprojekt insbesondere aufgrund der analytischen Verflechtung von Struktur und subjektiver Sinnzuschreibung. So konnten die soziale Eingebundenheit der Befragten, deren Entstehung sowie hiermit verbundene Bedeutungszuschreibungen berücksichtigt werden (MÜLLER 2020, S.121; s. auch HERZ et al. 2015, §12). Dies erwies sich insbesondere deshalb als relevant, da Netzwerkdynamiken immer auch mit Bedeutungsveränderungen in Zusammenhang stehen bzw. durch diese erzeugt werden können (CHAUVAC et al. 2014; RAINIE & WELLMAN 2014; RYAN & D'ANGELO 2018; MÜLLER 2020). [40]

5.2 Dynamiken von sozialen Netzwerken forschungspraktisch analysieren – ein empirisches Beispiel

Im Folgenden beziehe ich mich auf einen Interviewausschnitt aus dem Gespräch mit Malte, bei dem es um die von ihm erlebte Veränderung im Kontext seines Übergangs von einer ortsgebundenen zu einer ortsflexiblen Lebensführung ging (MÜLLER 2020, S.144ff). Da eine vollständige Analyse der gesamten prozessualen Netzwerkkarte in diesem Beitrag nicht leistbar wäre, richtet sich der Fokus insbesondere auf die Rolle der drei Akteur/innen Hannes und Elli (Umrandung mit gestrichelter Linie), zwei sich selbst so bezeichnende digitale Nomad/innen, sowie Lilly (Umrandung mit durchgezogener Linie), Maltes Freundin bzw. Ex-Freundin. Von besonderem Interesse sind dabei deren Visualisierungszeitpunkte, (Re-)Positionierungen sowie Beziehungen zu Ego und ihre Verbindungen untereinander bzw. zu anderen Alteri. Der entsprechende Netzwerkverlauf findet sich in Abbildung 4.



Abbildung 4: Maltes Netzwerkentstehung als Analysegrundlage. Bitte klicken Sie hier oder auf die Abbildung für eine Vergrößerung. [41]

Mit Blick auf die Netzwerkkarten und unter Anknüpfung an die QSA arbeitete ich im Rahmen mehrerer Interpretationssitzungen verschiedene Analysefragen aus dem Material heraus. Ein Beispiel für die Formulierung von Beziehungsveränderungen ("prozessuale Relationenentwicklung", PETERS et al. 2019, S.107) lautet wie folgt:

Die Fragen zielten zunächst auf ein analytisches Verständnis der Funktion von Hannes und Elli in Maltes persönlichem Netzwerk ab. Darüber hinaus galt es, eine weitreichendere Kontextualisierung der Beziehungen ("Kontextabhängigkeit von Netzwerkelementen im Prozess", a.a.O.) vorzunehmen, d.h., Hannes und Elli sowie deren sich verändernde Kontaktintensität zu Ego in Beziehung zu anderen Netzwerkentwicklungen zu setzen. Als Beispiel diente Lilly14) und deren sich verändernde Verbindung zu Ego. Hierzu formulierte ich folgende Memos:

Mit diesen Fragen gelang es mir, die zugehörigen Kernstellen aus dem narrativen Textmaterial zu identifizieren. Erst mittels dieser wurde es möglich, den (sich verändernden) Strukturmustern ihre inhaltlichen Bedeutungen zuzuordnen15). In der ersten ausgewählten Interviewsequenz nahm Malte Bezug auf die Eintragung von Hannes und Elli in seine Netzwerkkarte. Wird die Filmdatei und die dort abgebildete zeitliche Abfolge berücksichtigt, ist erkennbar, dass die Visualisierung der beiden Akteur/innen unmittelbar nacheinander erfolgte. Dort erklärte Malte:

"(.) Äh, so, dass ich eigentlich sagn würde, dass eigentlich der Hannes eigentlich auch irgendwo ne wichtige Person (.) [Beginn Eintragung Hannes auf Linie des mittleren Kreises in NWK] dafür war [...]. Und es is auch noch mal was andres, ob man irgendwie Blog‐Artikel über das Thema liest, oder sich mit jemandem/ mit jemandem darüber redet, sich mit jemandem darüber austauscht [...] Ich glaub, ne andere Schlüsselbegegnung war dann die Elli [...], die hatt ich in Neuseeland persönlich getroffen. [...] [U]nd dann irgendwie meinte sie dann: 'Ja, und, was is so deine Morgenroutine?' (I: lachen) Und ich/ ich kann/ Äh, wo ich merke: Krass, die liest ja die gleichen Blogs, irgendwie so die gleichen Sachen! (amüsiert) Und wo ich eben gemerkt hab: Krass, ähm (..), äh, ja, die is irgendwie genauso drauf, wie ich. (..) [Eintragung Elli auf Linie des mittleren Kreises in NWK]". [44]

Hannes und Elli unterhielten folglich einen persönlichen Kontakt zu Malte, und beide spielten im Kontext seiner sich verändernden Lebenssituation eine unterstützende Rolle. So sprach Malte davon, "dass eigentlich der Hannes eigentlich auch irgendwie ne wichtige Person dafür war"; den Kontakt zu Elli bezeichnete er als "Schlüsselbegegnung". Ein zentrales Charakteristikum war hierbei der persönliche Austausch, denn es mache, so Malte, einen Unterschied, ob "man" mit "jemandem darüber redet" oder nur "über das Thema [digitales Nomad/innentum] liest". Durch den (neuen) Kontakt mit anderen Gleichgesinnten wurde Malte in seinem Vorhaben, eine ortsflexible Lebensführung umzusetzen, gestärkt. Im Zuge dessen intensivierte sich seine Beziehung zu Hannes und Elli. Dies kommentierte Malte wie folgt:

"[M]it der/ mit der Elli hatt ich viel Gespräche über das Thema zu der Zeit. (..) Mit ner, ähm, (..)/ Mit dem Hannes natürlich auch. [...] [D]iese Leute (.) dann auch [Repositionierung Hannes und Elli auf Linie innerster Kreis in NWK] irgendwie für mich wichtich wurdn". [45]

An diesem Punkt im Gesprächsverlauf wurde die Akteur/in Lilly nochmals erwähnt und auch auf visueller Ebene repositioniert, während die Beziehung zwischen Malte und Lilly schwächer wurde. Wie sich im Interview herausstellte, war Lilly zunächst Maltes Partnerin. Aufgrund seines aufkeimenden Wunsches nach mehr geografischer Mobilität entschieden sich die beiden einvernehmlich für eine Trennung. Malte erklärte:

"Und jetzt kommt natürlich der unangenehme Part der Geschichte. Irgendwo passt es hier jetzt alles nich mehr so zusammen. Äh, hatte dann, tja/ Mit meiner Freundin, wir haben(.) sehr lang gesprochn, sehr lang überlegt: Wie gehts jetzt weiter? [...] Und haben dann sehr friedlich, sehr freundlich aber die Entscheidung getroffn, (.) äh, dass wir uns nur gegenseitig kaputt machen, wenn wa probieren, das krampfhaft unter einen Hut zu bringn. Und ich will dann immer irgendwohin, und ich will dann nach Bali, und sie is dann alleine [...]. [U]nd haben dann die Entscheidung getroffn, dass, ähm/ Dass jetzt e/ eben jeder sein Ding machen muss und, äh, wir uns trennen müssn". [46]

Lillys Rolle als Expartnerin erklärt wiederum die Visualisierung der schwächer werdenden Beziehung innerhalb von Maltes Netzwerk. Die dyadische Beziehung Malte-Lilly bzw. deren Entwicklung sollte jedoch nicht isoliert von Maltes Netzwerk betrachtet werden, denn er selbst nahm eine Kontextualisierung seiner Entscheidungsfindung und der daraus resultierenden Ereignisse vor. Hannes und Elli wurden relevanter und erfüllten wie erwähnt aufgrund ihrer Erfahrungen eine unterstützende Funktion für Malte. Er erzählte weiter:

"Der Hannes war vor einigen Jahren eigentlich in ner ähnlichen Situation. [...] Ähm. (...) Ja, (.) dass er eigentlich auch in ner/ in ner Beziehung war, d/ wo eben die Vorstellungen [zu einer geografisch gebundenen Lebensführung] unterschiedlich warn und er dann irgendwie irgendwann diese Entscheidung getroffen hat. Und da hats mir auch sehr geholfn, von ihm zu hörn, dass für ihn das, das Richtige war und dass das für ihn funktioniert hat". [47]

Hiernach hatte auch Hannes einige Jahre zuvor eine "ähnliche Situation" wie Malte erlebt, nämlich die Trennung von seiner Partnerin zugunsten seines Mobilitätswunsches. Aufgrund der von Hannes als positiv erlebten Trennungserfahrung wurde Malte in seinem Vorhaben bestärkt ("hat's mir auch sehr geholfen"). Seine Trennungsentscheidung und die damit einhergehende Beziehungsveränderung zu Lilly wurde also über die dyadische Beziehung hinaus kontextualisiert. [48]

Nach Interpretation der Netzwerkentwicklung sowie der zugehörigen Kernstellen im Textmaterial formulierte ich schließlich folgendes Memo als verdichtete Analysenotiz:

In diesem Abschnitt wurde entlang von zwei Analyseschritten ein Beispiel für die Untersuchung sich verändernder Netzwerkelemente besprochen. Anhand des geschilderten Auswertungsvorgehens stellte ich sukzessive eine strukturale und rekonstruktive Materialerdichtung her. Als besonders gewinnbringend erwies sich dabei der Einbezug des Entstehungs- und Veränderungsprozesses des Netzwerks. In bisherigen Studien, die in der Regel als Längsschnittuntersuchung ausgewiesen sind, wird eben diese Entwicklung jedoch meist ausgeklammert. Vielmehr handelt es sich meist um einen Vergleich mehrerer statischer Netzwerkzeitpunkte (BILECEN & AMELINA 2018; RYAN & D'ANGELO 2018). Detailinformationen bzw. Zwischenschritte zu sich verändernden Netzwerkmustern – sei es über Tage, Wochen oder Jahre hinweg – gehen dabei verloren. [50]

6. Fazit

In diesem Beitrag stellte ich die Entstehung und Entwicklung sozialer Netzwerke respektive Netzwerkdynamiken in den Fokus. Dabei war eine Berücksichtigung der subjektiven Perspektive der Befragten von zentraler Bedeutung. Denn ich folgte der Annahme, dass soziale Netzwerke einen strukturstiftenden Einfluss auf die Handlung(smöglichkeit)en von Akteur/innen nehmen und Akteur/innen sozialen Beziehungen wiederum Bedeutung verleihen sowie Netzwerkstrukturen gestalten. Ein soziales Netzwerk "is an evolving social world; a world of meanings, conventions, resources, resource distributions and sedimented histories" (CROSSLEY 2010, S.31). Während die Relevanz von Veränderungen in Netzwerkstrukturen in Studien bereits behandelt wurde (CHAUVAC et al. 2014; RAINIE & WELLMAN 2014; RYAN & D'ANGELO 2018; WELLMAN 1999), ist die analytische Auseinandersetzung zur Erfassung und Auswertung solcher Dynamiken im wissenschaftlichen Diskurs weiterhin vergleichsweise dürftig. In diesem Beitrag habe ich deshalb entlang meines Vorgehens im Forschungsprozess aufgezeigt, wie Momente der Reflexion, Aushandlung und Verdichtung persönlicher Netzwerke transparent und im Untersuchungsprozess gewinnbringend nutzbar gemacht werden können. [51]

Um dem Anspruch, die Entstehung und Veränderung von Netzwerkstrukturen nachzeichnen zu können, gerecht zu werden, zog ich das Programm VennMaker heran. Ich stellte dar, wie audiovisuelle Filmdateien von Interviews in Kombination mit prozessualen egozentrierten Netzwerkkarten generiert werden können (GAMPER et al. 2012; MÜLLER 2020). Gleichzeitig erläuterte ich, wie ein Nachvollzug der Netzwerkvisualisierung parallel zum gesprochenen Wort möglich werden kann. Als besonders hilfreich erwies sich die Tracking-Funktion von VennMaker, da so dynamische Netzwerkelemente nicht nur im Rahmen der Datenanalyse, sondern bereits bei der Datenerhebung Berücksichtigung finden konnten. Das bedeutet auch, dass Netzwerkveränderungen nicht mehr nur retrospektiv von den Interviewten rückerinnert, erläutert und als Standbild dargestellt (BILECEN & AMELINA 2018) oder ggf. von den Forschenden grafisch nachgezeichnet werden (HOFFMANN 2015), sondern dass die Befragten an der Entwicklung ihrer Netzwerkkarten mitwirken können. In meiner Studie hielten die Erzählenden immer wieder inne, reflektierten bereits getätigte Visualisierungsvorgänge und nahmen bei Bedarf Veränderungen ihrer Zeichnung vor. Analytisch war dies insbesondere deshalb interessant, da Netzwerkdynamiken so eine inhaltliche Kontextualisierung erfuhren. Durch die geschaffene Datengrundlage, mit dem Medium eines Films, gelang außerdem ein Anschluss des prozessualen Netzwerkverständnisses an die QSA bzw. diese wurde um eine prozessuale Perspektive erweitert. [52]

Danksagung

Die diesem Beitrag zugrundeliegenden Daten wurden im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs 1474 "Transnationale soziale Unterstützung" (Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Stiftung Universität Hildesheim) erhoben. Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle für die in diesem Kontext erfahrene Unterstützung. Ein herzlicher Dank richtet sich außerdem an die Mitglieder des Arbeitsnetzwerks RNNR für die Möglichkeit zur gemeinsamen Dateninterpretation und für wertvolle inhaltliche Diskussionsrunden. Zuletzt gilt ein besonderer Dank den Gutachter/innen.

Anmerkungen

1) In diesem Beitrag erfolgt eine Besprechung ausgewählter Datenelemente unter einer spezifisch methodischen Perspektive. Im Rahmen des Dissertationsprojektes unterzog ich das Material, d.h. einzelne Netzwerk-Alteri sowie egozentrierte Netzwerkkarten einer weitreichenderen inhaltlichen Kontextualisierung (MÜLLER 2020). <zurück>

2) WELLMAN (1979, S.1204ff.) entwickelte drei Community-Sichtweisen: Community Lost, Community Saved und Community Liberated. Anhänger/innen des Lost-Ansatzes argumentieren, dass innerstädtische Beziehungen aufgrund zunehmender Arbeitsteilung nur noch unpersönlich seien. Die Saved-These steht, trotz Bürokratisierung und Arbeitsteilung, für einen Fortbestand nachbarschaftlicher und familiärer Beziehungen mit unterstützungsleistendem Potenzial für die Einzelnen. Zentral für die Perspektive der Liberated-These ist die Annahme, dass Primärbeziehungen nicht mehr nur zwischen lokal ansässigen Personen, sondern geografisch weitläufig unterhalten werden können. Möglich wird dies durch die Weiterentwicklung von Transportmitteln und Kommunikationsmedien. <zurück>

3) Da sich die befragten Personen im Wesentlichen durch ihre onlinebasierte Arbeitstätigkeit auszeichneten, war von Beginn an klar, dass sie eine hohe Laptopaffinität aufwiesen. Vorkenntnisse dieser Art können jedoch nicht für Befragungsgruppen anderer Studien vorausgesetzt werden. Es gilt stets abzuwägen, inwiefern sich eine computergestützte Erhebung als sinnvoll erweist. <zurück>

4) Ein Gruppensymbol gab ich nicht von Beginn an vor. Bei Bedarf entschied ich je nach Kontext, welches Symbol anzuwenden sei. Sprach jemand bspw. von einer Fußballmannschaft mit ausschließlich männlichen Mitgliedern und äußerte den Wunsch, diese als Gruppe zu visualisieren, verwies ich auf die Nutzung des männlichen Kreissymbols. Im Fall von gemischten Gruppen wägte ich je nach Kontext ab und entschied im Interview spontan die Symbolnutzung (MÜLLER 2020, S.94). <zurück>

5) Je nach Gesprächsverlauf nutzte ich den Erzählstimulus auch, um nach möglichen relevanten Entitäten, z.B. Organisationen oder Onlineplattformen, zu fragen. <zurück>

6) Dementsprechend wurden einzelne Akteur/innen oder Entitäten im Gespräch von den zu Interviewenden mehrfach benannt. Diese wurden jedoch nicht mehrfach in der prozessualen Netzwerkdarstellung aufgeführt, sondern entsprechend ihrer sich verändernden Relevanz für Ego innerhalb der Netzwerkkarte repositioniert. An dieser Stelle wird deutlich, dass Namensgerator und Namensinterpretator im Erzählfluss in einem Wechselverhältnis stehen. Beide Generatoren lassen sich nicht zwei getrennten Erhebungsphasen zuordnen. <zurück>

7) Alle Namen und ähnliche Daten wurden anonymisiert. <zurück>

8) Transkriptionsregeln für alle im Beitrag aufgeführten Interviewzitate:

(..) = Pause. Anzahl der Punkte entspricht Sekunden

ABC = Deutliche Betonung, Stimme wird lauter

/ = Wortabbruch, Buchstabe verschluckt <zurück>

9) Es handelt sich nicht um zwei voneinander getrennt zu betrachtende Datenmaterialien, denn auch die Filmdatei ist mit einer Tonspur unterlegt. Basierend auf den gesammelten Pretest-Erfahrungen empfiehlt es sich jedoch, neben dem Laptop ein weiteres Aufnahmegerät für die Datenerhebung einzusetzen. Denn je nach Geräuschkulisse kann die Audiodatei von entsprechend mangelhafter Qualität sein. <zurück>

10) Die hier aufgeführten Transkriptvermerke entsprechen einer leicht abgeänderten Form der Ursprungsdarstellung. Weitere Beispiel für die Anwendung der Vermerke finden sich in MÜLLER (2020, S.115ff.). <zurück>

11) Die Reihenfolge der Eintragungen wurde mittels Nummerierung der Symbole auf der final erstellten Netzwerkkarte festgehalten. Dieser Dokumentationsschritt trug dazu bei, dass bei einer Querbetrachtung aller prozessualen Netzwerkkarten Ähnlichkeiten im Visualisierungsvorgehen identifiziert werden konnten. <zurück>

12) Eine Übersicht über den Fragenkatalog findet sich in HERZ et al. (2015, §22‐27). <zurück>

13) Z.B. Videoabschnitte mit besonders vielen Symbol-Repositionierungen, Akteur/innenrevidierungen oder Symbolumbenennungen und entsprechender Kommentierung. <zurück>

14) Anstelle einer Person können auch Entitäten stehen bspw. Organisationen, Institutionen oder Vereine (PETERS et al. 2019). <zurück>

15) Dieses Vorgehen lässt sich auch auf eine Analyse in umgekehrter Reihenfolge übertragen, d.h., dass zunächst eruierte Textstellen zu Beziehungsveränderungen danach mit der entsprechenden visuellen Netzwerkentwicklung abgeglichen werden können (s. Abschnitt 5.1). <zurück>

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Zur Autorin

Annika MÜLLER, Dr. phil., studierte Soziologie an der Universität Konstanz (BA) und der Ruprecht Karls‐Universität Heidelberg (MA). Anschließend promovierte sie im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs 1474 "Transnationale Soziale Unterstützung" am Institut für Erziehungswissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind (Eliten-)Mobilität und (Lebensstil-)Migration, Transnationalisierung, Digitalisierung und Wandel von Arbeit sowie qualitative soziale Netzwerkanalyse.

Kontakt:

Dr. Annika Müller

Adresse ist der Redaktion bekannt.

E-Mail: annika.k.mueller@gmail.com

Zitation

Müller, Annika (2021). "So look, I will, I will move them there" – Dynamiken von sozialen Netzwerken aushandeln, erheben und analysieren [52 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 22(2), Art. 5, http://dx.doi.org/10.17169/fqs-22.2.3601.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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