Volume 9, No. 1, Art. 46 – Januar 2008
Rezension:
Martin Welker
Ullrich Dittler, Michael Kindt & Christine Schwarz (Hrsg.) (2007). Online-Communities als soziale Systeme. Wikis, Weblogs und Social Software im E-Learning (Reihe: Medien in der Wissenschaft Band 40). Münster: Waxmann, 224 Seiten, ISBN 978-3-8309-1775-5/ISSN 1434-3436, EUR 24,90
Zusammenfassung: Das Buch Online-Communities als soziale Systeme. Wikis, Weblogs und Social Software im E-Learning von DITTLER, KINDT und SCHWARZ diskutiert den Einsatz neuer, kollaborativer Anwendungen für die Lehre und den Unterricht an Universitäten und Schulen. Es ist eine gut lesbare, an exemplarischen Fällen orientierte Momentaufnahme von Online-Communities aus der Perspektive der mitteleuropäischen E-Learning-Szene. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, ob – und wenn ja wie – neue Online-Plattformen bzw. -Communities neue Formen der Wissensvermittlung und des Lernens ermöglichen, bzw. ob es zu Konflikten zwischen freien und institutionellen Formen kommt. Dass Konflikte entstehen, wird von den empirischen Ergebnissen teilweise gestützt: Institution und freier, informeller Charakter der Anwendungen stehen sich teilweise im Weg.
Keywords: E-Learning, Wissen, Social-Software, Wikis, Weblogs, Internet
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Inhalt und Form
3. Theorie und Methoden
4. Schluss
Schon Anfang der 1970er Jahre gab es eine Reihe von Forschungs- und Entwicklungsprojekten zum computergestützten Lernen. Auch die damalige Begeisterung für Sprachlabore in Schulen ist dem Autor dieser Rezension in diesem Zusammenhang noch lebhaft in Erinnerung. Danach geriet das Thema aber in Vergessenheit, wurde jedoch Ende der 1980er Jahre wieder aufgegriffen (zur Geschichte vgl. Wikipedia-Stichwort E-Learning). Nun kam es zu einer Verlagerung des Einsatzschwerpunktes computerunterstützten Lernens von der Schule zur beruflichen Bildung. Seit den 1990er Jahren erfuhr das E-Learning durch die Verbreitung des Internets einen starken Aufschwung. Doch mit dem Ende der New Economy kehrte auch auf diesem Gebiet Ernüchterung ein. Mit dem Web 2.0 wurden elektronische Gemeinschaften populär, denen Netzwerke zugrunde liegen und die die Sammlung und Weitergabe von Wissen zum Ziel haben. [1]
Die Autor(inn)en scheinen sich selbst zu wundern über die Dynamik, die selbstorganisierte Wissens- und Lernnetzwerke entfalten können. "Die in diesem Band beschriebenen Lern-, Arbeits- und Lebensformen […] haben […] in kürzester Zeit sowohl innovative als auch effiziente selbst- und gruppengesteuerte Kommunikationsformen etabliert, die allesamt auf informationelle Selbst- und Mitbestimmung, Dezentralität und freie, nicht-kommerzielle Weitergabe des Wissens setzen", heißt es anerkennend im Vorwort des Bandes. Dass die Wikipedia-Bewegung also nicht von Kultusbürokraten im selbsternannten "Land der Ideen" erfunden und erfolgreich umgesetzt, sondern zuerst in den USA von "Freaks" entwickelt wurde, gibt halt zu denken. Freie Gemeinschaften, die nicht auf verwaltungsjuristisch und obrigkeitsstaatlich basiertem Zwang, sondern auf der individuellen Freude beruhen, Wissen zu teilen, mag ja zunächst einmal überraschen. Nicht der Nürnberger Trichter, sondern Wikipedia scheint derzeit das Erfolgsmodell der Zukunft zu sein. In einem rohstoffarmen Land, dessen Zukunft maßgeblich von der Qualität der Bildung abhängt, ist es allerdings zentral, neue Lern- und Lehrformen unter die Lupe zu nehmen und auch unter Best-Practice-Gesichtspunkten zu diskutieren. [2]
Dazu leistet dieses Buch einen wichtigen Beitrag. Drei zentrale Fragen stehen im Mittelpunkt des Bandes:
Begründen die neuen, freien Formen der Wissensvermittlung auch eine Lernkultur?
Vertragen sich Hochschule und Wissenscommunities?
Und die dritte, komplexeste Frage lautet: Welche Veränderungen wird das Verständnis von wissenschaftlichen Wahrheiten, Reputationssystemen und Wissensautoritäten erfahren, welche Veränderungsprozesse werden auf der gesellschaftlichen Ebene angestoßen? [3]
Um diese Fragen (ansatzweise) beantworten zu können, wird der Begriff der "Teilhabe" in den Mittelpunkt gestellt.
"Es wäre aber eine Unterschätzung zu glauben, dass der rasche Fortschritt von Wikipedia oder der weltweit 24,4 Millionen Blogs nur auf der jederzeitigen Verfügbarkeit zu einem geringen und keinem Preis basiert. Neben dem unmittelbaren Gebrauchswert der Produkte von Online-Communities ist eine wichtige Triebfeder ihrer Verbreitung, dass es hier um Teilhabe geht. Und darin besteht wohl das Erfolgsrezept der Online-Communities, von dem viele E-Learning-Anwendungen etwas lernen können." (DITTLER et al., S.10). [4]
Das ist sicherlich auch selbstkritisch gemeint. Das Buch ist nämlich Teil einer Reihe, die herausgegeben wird von der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW), ein Verein, der sich seit den 1990er Jahren dem Thema Neue Medien in Lehre und Forschung – und damit verbunden – E-Learning verschrieben hat, und der einmal im Jahr eine Fachtagung zu Mediendidaktik und -pädagogik organisiert. Dabei steht weniger die technische Seite von digitalen Medien im Mittelpunkt, sondern vielmehr die gestalterisch-didaktische. Einer der Herausgeber des vorliegenden Bandes dieser Reihe, Ullrich DITTLER, ist Mitglied des Vorstandes dieser Fachgesellschaft GMW. Viele Hoffnungen, die sich mit E-Learning seit den 1990er Jahren verbanden, konnten aber bislang nicht eingelöst werden. Deshalb lässt nun die neueste Entwicklung, die diesmal nicht top-down, sondern tendenziell bottom-up gestartet wurde, wieder hoffen. [5]
Etwas bemüht ist die Auswahl des Bildes, welches das Cover des Buches ziert. In einem Hinterhof gruppieren sich drei junge Menschen um einen vierten, der mit einem Laptop den anderen etwas zu zeigen scheint. Potenzielle Käuferinnen und Käufer des Bandes sollten sich von diesem Bild keinesfalls abschrecken lassen, der Inhalt des Buches hält mehr, als das Bild verspricht. [6]
Der Titel selbst und auch der Untertitel des Buches klingen insgesamt etwas verspannt. Offenbar wollten die Herausgeber(innen) – oder der Verlag – so viele Schlüsselwörter wie möglich in den Titel packen. Der Untertitel präzisiert, um was es im Kern gehen soll: "Wikis, Weblogs und Social Software im E-Learning". Der Begriff "E-Learning" hat sich seit Mitte der 1990er Jahre etabliert. Allerdings ist es schwierig, genau zu definieren, was unter "E-Learning" zu verstehen ist. Neben der Tatsache, dass die verschiedensten Bezeichnungen für einen gleichartigen Sachverhalt benutzt werden (z.B. Distance-Learning, Open-Distance-Learning, Telelearning, Virtuelle Universität etc.), gibt es erhebliche Unterschiede in den jeweiligen Definitionsansätzen. Der Band lässt diese eher spitzfindigen und möglicherweise unfruchtbaren Definitionsfragen offen und geht in medias res. [7]
Zunächst fällt auf, dass sich das Buch durchaus um eine europäische Perspektive bemüht. So arbeiten mehrere Autorinnen und Autoren in benachbarten Ländern wie Österreich oder den Niederlanden oder haben europäische Aufgaben im Zusammenhang mit der Europäischen Union. Die fachliche Orientierung der Beitragenden ist ebenfalls stark gemischt: sie ist nämlich in der Tat interdisziplinär. Es finden sich Autoren/Autorinnen aus technischen Fächern und der Informatik, aus der Soziologie und den Geisteswissenschaften sowie aus der Psychologie, Pädagogik, Sprach- sowie Medien- und Kommunikationswissenschaft. Eine weitere Mischung besteht in der Praxisorientierung der Autorinnen/Autoren: Rund die Hälfte kommt aus einem direkten Hochschulumfeld, die andere Hälfte aus forschungsnahen, aber praxisorientierten Bildungseinrichtungen wie Bibliotheken, von der Wikimedia-Stiftung oder dem DLR (Deutsches Luft- und Raumfahrtzentrum, dem Projektträger des Bundesbildungsministeriums); insgesamt also eine erfrischende, auch praxisorientierte Mischung. Etwas schade ist, dass das Buch keine Texte aus den USA, Australien oder auch Asien enthält. Gerade in Südostasien sind einerseits interessante Anwendungsbedingungen gegeben aufgrund von starker Dezentralität und großen Entfernungen sowie fehlenden Mitteln für den Schulunterricht vor Ort, andererseits holen diese Länder in der Informationstechnik stark auf. [8]
Der Aufbau des Bandes verblüfft: Die zwölf Beiträge sind in vier Abschnitte gegliedert, nämlich in "Wikis", "Weblogs", "Social Software" und in den letzten Abschnitt "Interview", in dem zwei Beteiligte am studentischen Projekt "Knowledgebay" zu Einzelheiten und Ablauf des Bildungsportal-Projekts befragt wurden. Diese Aufteilung wirft die Frage nach dem Begriff "Social Software" auf. Nach einer verbreiteten Definition werden damit gerade Anwendungen wie Wikis und Weblogs bezeichnet (vgl. bspw. Wikipedia; MÜLLER & DIBBERN 2006, S.46). Die ersten beiden Gliederungspunkte würden somit unter den dritten fallen. Hier wären auch andere Gliederungslogiken als die hier genutzte denkbar: z.B. Social Software als Mittel der Bildung, der Ausbildung, des Handels und Meta-Beiträge zum Thema. Die jetzt in dem Abschnitt "Social Software" versammelten Beiträge könnte man dagegen eher unter "et cetera" fassen: Mailinglisten (also ältere Formen von Social Software), E-Bay als Handelsplattform oder ein Beitrag zum Hypertext (d.h. ein Beitrag, der sich eher mit dem Softwarecode auseinandersetzt). Insgesamt ist die Auswahl der Beiträge aber schlüssig, die Beiträge wirken in ihrer Gesamtheit konzentriert und themenbezogen. [9]
Angenehm fällt auch auf, dass sich die Herausgebenden um eine einheitliche Gestaltung aller Texte bemüht haben. So beginnt jeder Beitrag mit einem zusammenfassenden Abschnitt, in dem sich die Lesenden schnell über den Inhalt des Einzelartikels informieren können. Auch die Tabellen, Screenshots und Abbildungen sind durchgehend gut gelungen und lesbar, ein formaler Punkt, der leider längst nicht für alle Sammelbände gilt. Die beiden Herausgebenden haben zum Vorteil der Lesbarkeit eine einheitliche Formatierung durchgesetzt. [10]
Theoriegeleitete Forschung findet im vorliegenden Band so gut wie nicht statt; nur in Ausnahmefällen werden zaghaft theoretische Bezugsrahmen aufgespannt (wie bei WARTA beispielsweise durch das Gefangenendilemma der Spieltheorie), in denen dann aber nicht zuletzt wieder auf eigene Arbeiten verwiesen wird (wie bei SCHMIDT & MAYER 2007, S.63f. zur Kommunikationssoziologie). Das lässt den Schluss zu, dass entweder die vorhandenen Theoriefundamente durch die neuen Phänomene gesprengt wurden, das heißt, dass erst neue Theorien entwickelt werden müssen, um die Phänomene adäquat zu beschreiben, oder dass der Versuch einfach unterlassen wurde, theoriegeleitet zu forschen. Selbstverständlich ist eine solche Forderung nach theoriegeleiteter Forschung leichter ausgesprochen als in die Tat umgesetzt. Dennoch wäre es gerade bei der interdisziplinären Mischung der Autor(inn)en reizvoll gewesen, verschiedene theoretische Zugänge präsentiert – oder noch besser: aus einem interdisziplinären Kontext eine gemeinsame theoretische Sicht entwickelt – zu bekommen. Dennoch: Gerade die Texte, in denen Phänomene durch empirisch abgesicherte Befunde beschrieben werden, lesen sich mit Gewinn. [11]
Die Beiträge sind von unterschiedlicher Machart. Erzählende Beiträge (HAUSAR; GASTEINER & KRAMERITSCH) wechseln mit empirisch orientierten Texten (WARTA; SCHMIDT & MAYER; MARSCHALL), die punktuell auch hypothesentestend vorgehen. Wie gesagt überwiegt aber ein empiristischer und deskriptiver Zugang zur Materie, das heißt es wird mit Hilfe empirischer Methoden und Befunde ein bestimmtes Phänomen beschrieben. Ein Beispiel: SCHMIDT und MAYER beschreiben erstmals für den deutschen Sprachraum, wer die Personen sind, die Weblogs für kollaborative Lern- und Wissensprozesse nutzen: männlich, jung, hochgebildet. SCHMIDT und MAYER nennen diese besondere Personengruppe die W-Blogger, die Wissens-Blogger. Diese unterscheiden sich in ihren Motiven und soziodemographischen Daten signifikant von der Gesamtheit aller in der Studie befragten Blogger. Von diesen Befunden ausgehend wurde der Versuch unternommen, weitere Ergebnisse zum Beziehungs- und Informationsmanagement dieser Gruppe abzuleiten. Leider zeigt sich hier, dass sich das Beziehungs- (Blogroll, Verlinkung, Kommentare) und Informationsverhalten (Lesen anderer Blogs) aber nicht sonderlich von dem der Gesamtgruppe unterscheidet. Die spannende Frage, die dann im Ausblick des Textes von den Autoren SCHMIDT und MAYER formuliert wird, nämlich ob bei Bloggern, die unter ihrem echten Namen, also offen, bloggen, eine "größere Effektivität von Lern- und Wissensprozessen" (S.77f.) zu erwarten ist, konnte und wurde mit den vorliegenden Daten nicht überprüft. Das ist schade, denn gerade hier fing es an, auch in Bezug auf das Gesamtthema des Buches spannend zu werden. [12]
Schön ist die Methodenvielfalt des Bandes. Zudem zeigt sich des Öfteren eine Kongruenz zwischen Gegenständen und Methoden, das heißt wie bei Online-Forschung üblich und sinnvoll, wurden Methoden gesucht, mit denen sich die Gegenstände am besten untersuchen lassen. Neben Online-Befragungen (wie bei SCHMIDT & MAYER) kamen Logfile- bzw. Online-Inhaltsanalysen und Netzwerkuntersuchungen (MARSCHALL; THILLOSEN) zum Einsatz. Genutzt wurden ferner Offline-Befragungen (WARTA) sowie qualitative Interviews und Beobachtungen (PANKE, GAISER & DRAHEIM). Die Frage stellt sich allerdings für manche Texte, ob die genutzten Indikatoren tatsächlich für die Untersuchung tauglich sind. Weiteres Problem: die Verallgemeinerbarkeit der Befunde. Wenn diese auf Leitfadeninterviews von sechs Personen basieren (PANKE et al.), ist diese nicht einmal ansatzweise gegeben. Bei SCHMIDT und MAYER haben wir dagegen große Fallzahlen, aber keine Grundgesamtheit und damit auch keine Repräsentativität. Da die Autor(inn)en aber Gruppen innerhalb ihres Samples vergleichen, lässt sich dieses Defizit noch verschmerzen. [13]
Spannend sind die Fallstudien im Sinne von Best-Practice-Beispielen. Welche Erfahrungen haben Kolleginnen und Kollegen gemacht? Hier liefert der Band zahlreiche Anregungen, beispielsweise die Erkenntnisse, die von WARTA im Zuge einer Evaluation eines Unternehmenswikis bei Bosch gewonnen wurden. Mit dem Wiki konnten Wissensbestände schnell und kollaborativ erarbeitet werden. Allerdings trat das Medium Wiki in Konkurrenz zu anderen im Unternehmen genutzten Medien: zu E-Mail und zu Besprechungen. Da es hier zu Reibungsverlusten kommen kann, ist eine klare definitorische Aufgabenteilung notwendig. Interessant ist auch die Erkenntnis, dass es von Profis oftmals abgelehnt wird, unvollständiges und ungesichertes Wissen im Wiki zu veröffentlichen. Sie scheuen sich, weil es noch keine vollständig abgesicherten Informationen sind. Damit geht aber ein Teil der Leistungsfähigkeit von Wikis verloren, weil die Absicherung und Vervollständigung gerade in der Kollaboration erreicht werden kann. [14]
Spannend sind auch die Ergebnisse des Einsatzes von Weblogs im Hochschulbereich (PANKE, GAISER & DRAHEIM). Klar zeigte sich, dass diese vor allem in hierarchiefreien Umgebungen am besten funktionieren und angenommen werden. Der "Zielkonflikt" zwischen formalen Rahmenbedingungen einer institutionalisierten Umgebung (Hochschule) und einer freien, informellen Natur der neuen Anwendung konnte nicht aufgelöst werden, so die Autorinnen. Ferner wurde festgestellt, dass längst nicht alle Teilnehmenden gleichwertig die Anwendung nutzen. Einige Studierende lasen lediglich die Beiträge, sahen sich aber nicht in der Lage, aktiv zum Inhalt beizutragen. [15]
Es zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch: Teilhabe, Selbststeuerung und Authentizität sorgen für Aktivierung und Beziehungsaufbau sowie auch Spaß beim Arbeiten und Lernen. Die Bausteine für den Erfolg von Social Software als Lehr- und Lerninstrument haben die Freiheit und das Eigeninteresse des Individuums zur Voraussetzung. Dort wo Zwang ausgeübt wird (Bloggen "von oben verordnet", STOCKER, S.110), verflüchtigt sich der positive Effekt sehr schnell. Das zeigen auch die empirischen Ergebnisse. [16]
Werden nun die einleitend skizzierten Grundfragen im Band beantwortet?
Begründen die neuen, freien Formen der Wissensvermittlung auch eine Lernkultur?
Vertragen sich Hochschule und Wissenscommunities?
Welche Veränderungen wird das Verständnis von wissenschaftlichen Wahrheiten, Reputationssystemen und Wissensautoritäten erfahren? [17]
Im Großen und Ganzen werden diese drei Grundfragen beantwortet. Allerdings müssen die Lesenden dazu in jeden Text schauen; es gibt kein zusammenfassendes Fazit. Interessant ist, dass einige Texte, die Wikis und Weblogs in Arbeitskontexten untersuchen (für die Industrie bei Bosch; WARTA und für Hochschulen PANKE et al.) zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommen. Im unternehmensinternen Zusammenhang ergab die Befragung, dass durchaus hochwertiges Wissen erarbeitet werden konnte, gleichzeitig aber die Kollaboration noch zu wünschen übrig lässt. In der Hochschule äußerten sich die Dozenten/Dozentinnen, die ein Weblog begleitend zu ihrer Vorlesung einsetzten, ebenfalls positiv über die Qualität der Beiträge, die von Studierenden geleistet wurden. Selbst die Diversität einzelner Beiträge wurde positiv gewertet, weil dadurch eine Diskussion unter den Studierenden angeregt wurde. [18]
Antworten auf die letzte Frage konnten am wenigsten gegeben werden. Das ist aber kein Wunder. Denn dazu bedürfte es nicht nur qualifizierter Längsschnittuntersuchungen, sondern auch noch einer Makroperspektive, die – möglichst aufbauend auf empirischen Mikroerkenntnissen – Schlussfolgerungen ziehen kann: das wäre für einen Sammelband dieses Zuschnitts eine Herkulesaufgabe. [19]
Müller, Claudia & Dibbern, Peter (2006). Selbstorganisiertes Wissensmanagement in Unternehmen auf Basis der Wiki-Technologie – ein Anwendungsfall. HMD – Praxis der Wirtschaftsinformatik, 252 45-54.
Martin WELKER arbeitet seit 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Leipzig (Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft, Abteilung Journalistik). Er studierte Politikwissenschaft, Anglistik, Philosophie und Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Mannheim und Heidelberg. Im Jahre 2000 Promotion (magna cum laude) mit einer Arbeit zur Erklärung des Internet-Nutzungsverhaltens an der Universität Mannheim. Anschließend Projektleiter bei der MFG Medienentwicklung Baden-Württemberg in Stuttgart. In FQS finden sich weitere Rezensionen von Martin WELKER:
Klaus Beck, Peter Glotz & Gregor Vogelsang (2001). Die Zukunft des Internet: internationale Delphi-Befragung zur Entwicklung der Online-Kommunikation,
Michael Häder & Sabine Häder (Hrsg.) (2002). Die Delphi-Technik in den Sozialwissenschaften. Methodische Forschungen und innovative Anwendungen,
Stefan Frerichs (2002). Bausteine einer systemischen Nachrichtentheorie. Konstruktives Chaos und chaotische Konstruktionen,
Marianne Englert, Eckhard Lange, Heiner Schmitt & Hans-Gerhard Stülb (Hrsg.) (2004). Vernetzungen. Archivdienstleistungen in Presse, Rundfunk und Online-Medien.
Kontakt:
Dr. Martin Welker
Journalistik
Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft
Universität Leipzig, Burgstr. 21, 04109 Leipzig
Tel.: 0341 97 35 755
E-Mail: welker@uni-leipzig.de
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Welker, Martin (2007). Rezension zu: Ullrich Dittler, Michael Kindt & Christine Schwarz (Hrsg.) (2007). Online-Communities als soziale Systeme. Wikis, Weblogs und Social Software im E-Learning [19 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 9(1), Art. 46, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0801467.