Volume 23, No. 1, Art. 16 – Januar 2022
Emotionale Relationen in der Feldforschung
Moritz von Stetten & Mila Brill
Tagungsessay:
Ressentiments im Feld? Negative Gefühle als Herausforderung für die qualitative Sozialforschung. Bonn, 21.-22. Mai 2021, digitale Konferenz, organisiert von Dr. Moritz von Stetten und Mila Brill
Zusammenfassung: Im Rahmen der Tagung wurden negative Gefühle und insbesondere Ressentiments in ihrer Bedeutung für die qualitative Forschungspraxis, Methodologie und Theoriebildung behandelt. Ausgehend von konzeptuellen Überlegungen zum Ressentimentbegriff im Anschluss an Max SCHELER wandten wir uns der Frage nach einem produktiven Umgang mit negativen Gefühlen in der ethnografischen Feldforschung zu. Die Beitragenden beschäftigten sich mit methodischen und inhaltlichen Fallbeispielen aus Forschungen zur Neuen Rechten und sozialen Bewegungen sowie zum Arbeitsalltag in verschiedenen Berufsfeldern. In der Diskussion der Vorträge ergab sich eine Schärfung in der Bestimmung von Ressentiments im Vergleich mit verwandten Gefühlen. Außerdem wurden forschungspraktische Strategien wie die systematische Reflexion der eigenen Emotionalität und Positionalität im Feld oder eine die Forschung begleitende Supervision angeregt.
Keywords: Ethnografie; Emotionssoziologie; negative Gefühle; Ressentiment; Feldforschung
Inhaltsverzeichnis
1. Die Vorgeschichte zur Tagung
2. Die Tagung: Zur Relationalität von Ressentiments und weiteren negativen Gefühlen
2.1 Einleitende Bemerkungen zum Ressentimentbegriff
2.2 Ressentiments und die Neue Rechte
2.3 Ressentiments und Gruppendynamiken
2.4 Ressentiments und involvierte Forscher*innen
2.5 Negative Gefühle in der Arbeitswelt
3. Ergebnisse der Tagung
3.1 Vorgespräche und erste Feldkontakte
3.2 Interviews als Interaktion
3.3 Supervision in der qualitativen Sozialforschung?
1. Die Vorgeschichte zur Tagung
In unserem Forschungskolloquium am Lehrstuhl für Kultursoziologie an der Universität Bonn ergab sich im Juli 2020 eine Diskussion zu negativen Gefühlen in der ethnografischen Forschung. Es ging um Aversionen von Interviewer*innen gegenüber Forschungsteilnehmer*innen, um Ablehnung von Forschungsinteressen durch Interviewpartner*innen, und schließlich auch allgemeiner um Ressentiments. Ausgangspunkt war Mila BRILLs Präsentation von Zwischenergebnissen aus ihrer Feldforschung zu alltagskulturellen Interaktionen im Bonner Stadtteil Bad Godesberg. Wir diskutierten über die Verbitterung vieler Personen im Feld und über die darauf bezogene Verdrossenheit der Ethnografin. Wir wogen ab, welche Ressentiments im Feld und welche aufseiten der Forscherin angesiedelt waren. Und wir waren uns schnell einig, dass die Diskussion mehr war als ein bloßes Ventil für angestaute Emotionen während der Feldforschung. Uns wurde deutlich, dass die Reflexion negativer Gefühle nicht (nur) in das Kneipengespräch nach dem Kolloquium gehört, sondern Teil der Einordnung der eigenen Forschungspraxis, -methode und deren theoretischer Verortung ist. [1]
So entstand die Idee, dies zum Thema einer Tagung zu machen, um uns näher mit der Rolle von Ressentiments in der qualitativen Sozialforschung auseinanderzusetzen. Wir lasen Texte von NIETZSCHE (2007 [1886]) und SCHELER (2017 [1912]), durchforsteten aktuelle Studien zum Thema (DAVIES & SPENCER 2010; ELLIS, ADAMS & BOCHNER 2010; HERBRIK 2016; KUBES 2014; RILEY, SCHOUTEN & CAHILL 2003; STODULKA, DINKELAKER & THAJIB 2019; WALL 2008). Uns wurde dabei klar, dass nicht nur Ressentiments, sondern negativen Gefühlen ganz allgemein keine besondere Beachtung in der qualitativen Sozialforschung geschenkt wird. Vor allem mit Blick auf die Frage des Umgangs mit negativen Gefühlen in der eigenen Forschungspraxis, in der Interaktion mit beforschten Personen und in der wissenschaftlichen Community mangelt es an Fachliteratur. Bei der Tagung sollten Ressentiments behandelt werden, möglichst mit Beiträgen zu verwandten Emotionen wie Wut, Zorn, Hass oder Neid. Wir vermuteten, dass sich viele qualitativ arbeitende Forscher*innen mit Ressentiments in ihrem Feld, der Forschungsteilnehmer*innen sowie bei sich selbst auseinandersetzen. Hinzu kommen Ressentiments, die aus der wissenschaftlichen Community an Forscher*innen herangetragen werden. Im Call riefen wir in klassischer Dreiteilung zu Beiträgen mit forschungspraktischer, methodologischer und theoretisch-begrifflicher Fokussierung auf. Wir fragten nach der produktiven und hemmenden Wirkung von Ressentiments im Forschungsprozess, nach ihrer Relevanz in der Datenerarbeitung, -sicherung und -analyse und erhofften uns eine schärfere soziologische Bestimmung von Ressentiments im Vergleich zu anderen Gefühlen. [2]
Die anfängliche Fokussierung auf Ressentiments ergab sich als Startpunkt für die Beschäftigung mit weitergehenden Fragen rund um die Bedeutung von Emotionen und Gefühlen in der qualitativen Sozialforschung. Im Rahmen der Tagung kamen wir immer wieder auf die vernachlässigte Bedeutung von negativen Gefühlen bei den Forscher*innen und Forschungsteilnehmer*innen zu sprechen. Es wurde deutlich, dass sie selten diskutiert werden, und wenn, dann als individuelle Probleme, die aus dem Weg geräumt gehören. Für uns war jedoch klar, dass negative Gefühle nicht als Störfaktoren im sonst reibungslosen Ablauf des Forschungsprozesses verstanden werden sollten, sondern als produktive Momente des Innehaltens und Umlenkens einer fruchtbaren Forschungspraxis. Uns schien wichtig, dass es sich bei emotionalen Interaktionen in der Feldforschung um Ausdrücke einer sozialen Relation handelt, die der Analyse wert sind. Wir gingen daher von der Grundannahme aus, dass Emotionen nicht als persönliche, hinderliche, irrationale oder gar pathologische Zustände, sondern als notwendige und produktive Bestandteile des Forschungsprozesses verstanden werden sollten. Jede empirisch forschende Person ist früher oder später mit emotionalen Interaktionen im Feld konfrontiert, und es gibt in der Ethnografie und nicht zuletzt auch in der Ethnopsychoanalyse im Anschluss an Georges DEVEREUX (1967) viele methodische Überlegungen, wie sich damit umgehen lässt: Grundlegend ist dabei die Überzeugung, dass Forscher*innen und Forschungsteilnehmer*innen (auch emotional) in einer Beziehung stehen, deren Eigenschaften die Forschung und ihre Ergebnisse zentral mitbestimmen (BREUER 2019, S.96ff.). [3]
Diese Position lässt sich mit einigen prominenten Positionen aus der Geschichte des ethnografischen, anthropologischen und soziologischen Arbeitens kontrastieren. Das markanteste Beispiel für eine entschiedene Auslagerung negativer Gefühle sind wohl Bronislaw MALINOWSKIs Feldtagebücher, die erst im Jahre 1967 posthum veröffentlicht wurden und einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt des Ethnografen gegenüber dem Forschungsfeld auf den Trobriand-Inseln zwischen 1914 und 1918 geben. MALINOWSKI selbst hatte nie geplant, seine Ausführungen zu veröffentlichen, und ihre Publikation wurde zum Auslöser für die Krise der Repräsentation in der Ethnografie. Die daran anschließende Debatte (CLIFFORD & MARCUS 1986) scheint im Rückblick aber äußerst produktiv – wohin hätte sich MALINOWSKIs Forschung wohl entwickelt, wenn er selbst schon seine positiven wie negativen Gefühle mit den ethnografischen Abhandlungen ins Gespräch gebracht hätte? Welche anderen forschungspraktischen, historischen, ethischen und politischen Fragen hätten gestellt werden können? MALINOWSKIs Tagebücher mögen ein drastisches Beispiel sein, und dennoch lässt sich fragen, inwiefern die Grundimpulse der daran anschließenden Debatte um koloniale Verflechtungen und Machthierarchien in der ethnografischen Forschungspraxis nicht auch die heutige qualitative Sozialforschung begleiten. [4]
In Roland GIRTLERs zehn Geboten der Feldforschung hieß es:
"Du sollst, um dich von den üblichen Reisenden zu unterscheiden, das Erlebte mit dir forttragen und darüber möglichst ohne Vorurteile berichten. Daher ist es wichtig, ein Forschungstagebuch (neben den anderen Aufzeichnungen) zu führen, in das du dir jeden Tag deine Gedanken, Probleme und Freuden der Forschung, aber auch den Ärger bei dieser einträgst. Dies regt zu ehrlichem Nachdenken über dich selbst und deine Forschung an, aber auch zur Selbstkritik" (1996, S.378). [5]
Auch hier sollten Freude und Ärger in ein Tagebuch ausgelagert werden, die Selbstkritik sollte forschungsbegleitend stattfinden. Was aber, wenn der Ärger selbst zum Fokus des Forschungsprozesses wird? Wenn beispielsweise der Feldzugang bestimmte Voraussetzungen (Geschlecht, Status, Auftreten, Hautfarbe, Sprachgebrauch, etc.) verlangt, die nicht jede*r mitbringt? Sollten die Forscher*innen sich dann schlicht ein anderes Feld suchen oder nicht eher die spannungsreiche und emotionale Annäherung daran ebenso reflektieren wie die Gefahr des going native? Was ist, wenn die Themen der Forschung und die emotionalen Reaktionen darauf in einer Beziehung stehen, die inhaltliches Erkenntnispotenzial birgt? [6]
Der Einbezug negativer Gefühle ermöglicht es, die eigene Positionalität im Feld, die Vorurteile und Projektionen in Bezug auf die Forschungsteilnehmer*innen zu reflektieren und einzuordnen. Er eröffnet Möglichkeiten, die Relation zwischen sich und dem Feld zu bestimmen und deren Reflexion zu nutzen. Und er verhindert einen Rückfall in eine vermeintlich neutrale, objektive Darstellung von Interview- und Feldsituationen, die sich den Unbestimmtheiten, Reibungen und Konflikten verschließt, die die qualitative Forschung erst zu einem einsichts- und erkenntnisreichen Unternehmen machen. Hier lässt sich auch an das Konzept des "stimulus value" von DEVEREUX (1967, S.27) anschließen, mit dem er die wechselseitigen Gefühlslagen, Reaktions- und Handlungsmuster von Forschenden und Beforschten zueinander bezeichnet hat. Dieser Reizwert ermöglicht eine Reflexion sowohl der positiven wie auch negativen Gefühle der Forscher*in gegenüber den Beforschten im Feld. [7]
Ziel der Tagung war es, negative Gefühle als Erkenntnisquelle und produktives Moment der Forschungspraxis ernst zu nehmen, gerade in ressentimentbehafteten Forschungskontexten. Wir gehen nun zunächst auf die Beiträge der Tagung ein und rekonstruieren die Inhalte der Vorträge (Abschnitt 2). Anschließend fassen wir die aus unserer Sicht zentralen Ergebnisse der Diskussionen und Gespräche zusammen und ordnen diese in aktuelle Forschungsdebatten ein (Abschnitt 3). [8]
2. Die Tagung: Zur Relationalität von Ressentiments und weiteren negativen Gefühlen
Die soziologisch-historischen Grundgedanken zu Ressentiments dienten uns als Ausgangspunkt für weitere Überlegungen zur Rolle negativer Gefühle in der qualitativen Sozialforschung. Wir haben während der Tagung immer wieder auf diese zurückgegriffen, um den Zusammenhang von Emotionalität und Forschungspraxis beschreiben zu können. Wir zeichnen nun die zentralen Diskussionspunkte der Tagung nach, die mit Blick auf negative Gefühle in der Felderschließung, in der Datenproduktion, in der Datensicherung, beim Interpretieren sowie in der Theoriearbeit von Bedeutung sind. [9]
2.1 Einleitende Bemerkungen zum Ressentimentbegriff
Folgt man der klassischen Bestimmung von Max SCHELER (2017 [1912]), handelt es sich bei einem Ressentiment um eine Gefühlslage, die sich in mehreren Schritten aufbaut. Zunächst empfindet eine Person die Situation einer anderen Person oder Gruppe als wertvoll, beispielsweise deren materiellen Wohlstand, beruflichen Erfolg, politische Macht, öffentliche Anerkennung oder privates Lebensglück. Gleichzeitig bemerkt sie, dass sie selbst eine solche Situation nicht wird erreichen können. Sie ist sich bewusst über diesen Mangel und empfindet ihn zunehmend als emotionale Belastung. Um sich davon zu befreien, spricht sie der anderen Person oder Gruppe die wertvolle Lebenssituation ab. Sie entlastet sich vom eigenen Mangelgefühl, indem sie die eigentlich begehrte Situation (materieller Wohlstand, Erfolg, Glück) zu einer verachtenswerten, beschämenden Lage herabwürdigt. Schließlich – und hier folgte SCHELER einem FREUDschen Grundgedanken – verdrängt sie das anfängliche Mangelgefühl und verlagert Ursache und Begründung für die eigene Gefühlslage in das (insgesamt eher unbeteiligte) Gegenüber. Übrig bleibt das Ressentiment als eine "Subversion der Rationalität, die die Dissonanz einer gewünschten Lage und der realen Lage zu reduzieren versucht" (VENDRELL FERRAN 2008, S.231). [10]
Eher als die konkrete Abfolge von Begehren, Mangel, Verdrängung und Werttäuschung scheint uns aus einer soziologischen Perspektive die besondere Relationalität des Ressentiments relevant. Schon bei SCHELER findet sich der Gedanke, dass das Ressentiment als historisch vergleichsweise junge Emotion verstanden werden sollte, die das Produkt einer besonderen gesellschaftlichen Konstellation ist. In ihr finde die moderne Gesellschaft ihren Anfang. SCHELER beschrieb dies so:
"Wir glauben aber [...], daß der Kern der bürgerlichen Moral, welche die christliche seit dem 13. Jahrhundert immer mehr abzulösen begann, bis sie in der französischen Revolution ihre höchste Leistung vollzog, ihre Wurzel im Ressentiment hat [...]. In der modernen sozialen Bewegung ist dann das Ressentiment überhaupt zur bestimmenden Kraft geworden und hat die geltende Moral immer mehr umgestaltet" (2017 [1912], S.115). [11]
Einige zentrale Merkmale von Ressentiments wurden im Anschluss daran während der Tagung immer wieder aufgegriffen: Erstens handelt es sich bei Ressentiments um soziale Gefühle. Sie dürfen nicht als persönliche Zustände missverstanden werden, sondern sind Ausdruck einer Relation und damit zugleich immanente Aspekte einer spezifischen historisch-politischen Konstellation und sozialen Situation. Zweitens treten Ressentiments oft als Gruppenphänomene auf. Sie äußern sich als Groll und Ungerechtigkeitsempfinden – ob nun gut begründet oder nicht ist hier zunächst unwichtig – gegenüber einer anderen Gruppe. Drittens sind Ressentiments innerhalb einer Hierarchie eher nach oben als nach unten gerichtet. Meist sind es dominante Eliten und herrschende Gruppen, die zur Zielscheibe von Ressentiments einer sich als unterlegen begreifenden Gruppe werden. Dieser Aspekt wird auch in gegenwärtigen Diskussionen zu politischen Protestbewegungen immer wieder aufgegriffen (BEDORF 2019; KOPPETSCH 2018; PANKAJ 2017; OLSCHANSKI 2015). Gleichzeitig bleibt jedoch oft unbestimmt, inwiefern eine solche gefühlte Unterlegenheit zutrifft. Die Verflechtung von soziomateriellen Strukturunterschieden mit schwer zu fassenden Ungleichheiten in Diskursmacht und Deutungshoheit macht eine klare Einteilung von "oben" und "unten" schwierig. Viertens können Ressentiments zugleich als Antriebsfeder und Ausdruck eines gesellschaftlichen Wandels gedeutet werden. SCHELER verstand Ressentiments als Erscheinung einer aufkommenden modernen Gesellschaft, die mit weitreichenden Krisen, Konflikten und Transformationen einhergehe. Jack BARBALET (1992), Thomas MARSHALL (1973) und andere Soziolog*innen (MELTZER & MUSOLF 2002; SCHEFF 1994; SCHEFF & RETZINGER 1991) haben im Anschluss daran Ressentiments und verwandte Emotionen in antagonistischen Gesellschaftsverhältnissen untersucht. So zeigte beispielsweise BARBALET, dass die Emotion des Mitgefühls in den USA des 19. Jahrhunderts oftmals von konservativer Seite genutzt wurde, um die Sklaverei aufrechtzuerhalten, wohingegen erst das Ressentiment in der afroamerikanischen Bevölkerung die bestehenden Verhältnisse ins Wanken bringen konnte (1998, S.126ff.). [12]
2.2 Ressentiments und die Neue Rechte
Eines der wiederkehrenden Themen unserer Tagung war die Forschung im Zusammenhang mit neurechten Bewegungen. Dabei ging es sowohl um die Ressentiments der Forschungsteilnehmer*innen als auch der Forscher*innen, oftmals in einem unübersichtlichen Gemenge. Philipp RHEIN eröffnete die Tagung mit einem Vortrag zu seinen Forschungserfahrungen mit AfD-Wähler*innen. Ressentiments waren ihm im Feld vor allem als "empathy wall" (HOCHSCHILD 2016, S.553) begegnet, die die Forschung jedoch nicht behinderte, sondern zum Moment der Datenerhebung wurde. Anhand von Gesprächsprotokollen von Erstkontakten und Hintergrundgesprächen mit möglichen Interviewpartner*innen zeigte RHEIN, wie verschiedene Ressentiments sichtbar wurden und wie er mit diesen umging. Ein Interview sei so beispielsweise nicht zustande gekommen, und dennoch offenbarte sich die dem Interview vorausgehende Kontaktaufnahme als erkenntnisreiche Quelle für das eigentliche Forschungsthema: RHEIN war in einer eher informellen Situation mit denjenigen Gefühlen und Emotionen konfrontiert, die er erst im eigentlichen Interview erheben wollte. RHEINs Kontaktperson empfand den Forscher als sympathisch und ordnete ihn als wissenschaftliche Autoritätsperson mit einer gewissen Reputation ein, verweigerte jedoch ein offizielles Interview mit Audioaufnahme. RHEIN berichtete, dass sie sich als AfD-Anhängerin vor allem vom vermuteten Vorurteil ihr gegenüber als einer "ostdeutschen Abgehängten" abgegrenzt habe. Gleichzeitig habe sie ihre Angst vor einem "Kulturwandel" in Folge der "Einwanderungssituation" seit 2015 geäußert. Die informelle Gesprächssituation habe die Hintergründe der Verweigerung des Interviews verdeutlicht – und somit auch die zugrundeliegenden Ressentiments. Diese seien dabei sowohl mit einem gewissen Respekt als auch mit einer Aversion gegenüber der institutionalisierten Wissenschaft verbunden gewesen. Die Gleichzeitigkeit dieser beiden gegenläufigen emotionalen Ausdrücke sei, so RHEIN, mit Blick auf die schon ausgeführten Merkmale von Ressentiments nicht überraschend. Gerade die Einordnung der Situation als Ausdruck eines Ressentiments habe es ermöglicht, die holprige Kontaktaufnahme als wertvolles Material für den eigenen Forschungsprozess anzusehen. [13]
Eine ähnliche Beobachtung machte Johanna FRÖHLICH in ihrer Forschung zur Neuen Rechten. Ihre Forschungspraxis habe sich auf ihr Privatleben ausgewirkt, als ihr Sportverein sie aufgrund ihrer teilnehmenden Beobachtung bei neurechten Veranstaltungen in einer E-Mail eindringlich vor ihren Forschungsaktivitäten warnte und letztendlich auch als Mitglied ausschloss. Sie habe daraufhin entschieden, diese auf den ersten Blick außerhalb ihres Feldes verortete Reaktion auf ihre Forschung nicht auszublenden, sondern die damit zum Ausdruck gebrachte Relation zu untersuchen. FRÖHLICH zeigte anhand dieses und anderer Beispiele auf, wie sich die Berührungsordnungen – und damit die Auslöser intensiver sozialer Gefühle (LINDEMANN 2014, 2020) – im Feld unter Einbezug der eigenen Position rekonstruieren lassen. Gemeinsam mit Catharina PEECK-HO wies FRÖHLICH in ihrem Vortrag darauf hin, dass die direkten und indirekten Reaktionen auf die eigene Forschungspraxis gerade in politisierten Feldern in die Analyse einbezogen werden sollten. Während FRÖHLICH zumindest räumlich einigermaßen nah an ihrer eigenen Lebensrealität forscht, bildet die Forschung PEECK-HOs zu muslimischen Frauenorganisationen in Großbritannien ein kontrastives Beispiel dafür, wie die eigenen Positionalität in der Forschungspraxis außerhalb des eigenen alltäglichen Umfeldes wahrgenommen werden kann. Anhand von Interviews und einer umfassenden Dokumentenanalyse untersuchte sie die aktivistischen Praktiken der Frauenorganisationen mit Blick auf die Aushandlungsprozesse rund um Staatsbürger*innenschaft und Zugehörigkeit. PEECK-HO stellte fest, dass ihr die Außenseiterin-Position in ihrer Forschung zugutekam, da sie im Feld als vermeintlich neutrale Beobachterin von außen verstanden worden sei. Dennoch hätte sie zu keiner treffenden Analyse der erhobenen Daten kommen können, hätte sie ihren eigenen Standpunkt (HARDING 1995) zu religiöser Lebenspraxis nicht mit einbezogen. Sowohl FRÖHLICH als auch PEECK-HO sahen ihre Forschung als Teil der Berührungsbeziehung im Dreieck von Forscher*in, Feld und öffentlichem Diskurs, das auch die emotionale Situation der Forscher*in in der Forschungspraxis zu berücksichtigen ermögliche. [14]
2.3 Ressentiments und Gruppendynamiken
In den Beiträgen zur Neuen Rechten deutete sich an, dass Ressentiments eine wichtige Rolle in der Mobilisierung von politischen Gruppen spielen können. Diesem Aspekt widmete sich Viktoria RÖSCH in ihrem Vortrag ganz explizit. Sie stellte ein Video der Fraueninitiative Lukreta zur Kölner Silvesternacht 2015 als Beispiel dafür vor, wie feministische und rassistische Mobilisierung in einem ethnosexistischen Ressentiment verknüpft würden.1) RÖSCH betonte, dass die Kulturalisierung von Genderbeziehungen im Nachgang der Silvesternacht zur Bildung einer kollektiven weiblichen Perspektive innerhalb neurechter Bewegungen beigetragen habe. Dabei griff sie auf ein Verständnis von Ressentiments zurück, das im Fall der Fraueninitiative zur Einteilung in Feind*innen und Verbündete diene, um rassistische Stereotypen zu reproduzieren. Wie teils auch schon in Bezug auf die vorigen Beiträge wurde im Anschluss diskutiert, inwieweit mediale Repräsentationen von Ressentiments einen Zugriff auf Selbst- und Fremdzuschreibungen von kollektiver, politisierter Identität bieten. RÖSCHs Präsentation bildete ein Beispiel dafür, wie sich Gruppenbeziehungen in politischen Diskussionen anhand von ressentimentbehafteten Narrativen sichtbar machen lassen. Außerdem gab sie einen Einblick in eine videoethnografische Analyse, die sie auf die öffentlich zugänglichen Videos der Fraueninitiative Lukreta anwandte. Sie fokussierte sich darauf, wie die Fraueninitiative Emotionen wie Wut, Zorn und Ressentiments in ihren Videos ästhetisch mit dramatisierender Musik- und Bildauswahl umsetzte. [15]
Einen anders gelagerten Ansatz zu Affekten in Gruppenkonstellationen stellte Constanze OTH in ihrem Beitrag zu psychotherapeutischen Interpretationsgruppen und wissenschaftlichen Forschungswerkstätten vor. Psychotherapeutische Intervisionsgruppen hätten beispielsweise, so OTH, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Hoffnungen geweckt, dass die psychotherapeutische und soziale Arbeit einem Demokratisierungsprozess unterworfen werden könne, indem andere Gütekriterien gesetzt würden als die bis dahin wirksamen informellen Hierarchien in den helfenden Professionen und Berufen. Ähnliche Entwicklungen könne man auch in der qualitativen Sozialforschung beobachten. Universitäre Interpretationsgruppen würde auch in der qualitativen Forschung mittlerweile als "Königsweg" in der Arbeit an narrativen Interviews und anderem Material angepriesen (KÜSTERS 2009, S.195). OTH untersuchte in ihrer Forschung die Praxis der Gruppeninterpretation vor dem Hintergrund, dass diese bisher eher als Blackbox für Kontexte der Supervision oder wissenschaftlichen Forschung angesehen werde. Dazu betrieb sie Forschung in fünf Gruppen, in denen in einem institutionalisierten akademischen Umfeld über die jeweiligen Arbeiten diskutiert wurde. Hinzu kamen zwei Gruppen, in denen psychoanalytisch gearbeitet wurde. Erstere untersuchte sie über das diskutierte Material sowie über die Auswertung der audiografierten Sitzungen. An den Sitzungen der psychoanalytischen Gruppe konnte sie zudem beobachtend teilnehmen. Die Grundlage ihrer eigenen Forschung bildeten die Transkripte der Audioaufnahmen, das diskutierte Material sowie die Memos und Protokolle der teilnehmenden Beobachtung. [16]
OTH ging in ihrer Analyse zunächst auf das Zusammenspiel von Hierarchien und informellen Strukturen sowie impliziten Gefühlen und Affekten ein. Dabei trügen unterschiedliche Formen negativer Gefühle zu einer Zementierung von Hierarchien bei, obwohl die Gruppensituation diese eigentlich überwinden sollte. Gerade der Versuch, jede Form des subjektiven Empfindens aus der Gruppenkonstellation herauszuhalten, habe in allen Gruppen zur Aufstauung von Aversionen, negativen Gefühlen und Ressentiments geführt. Es sei eine Situation des Verdachts entstanden, in der Formen des emotionalen Ausdrucks als Anbiederung oder Machtstrategien gedeutet würden. Es stelle sich die Frage, inwiefern die künstliche Trennung von subjektiven Gefühlen und professionellen Reflexionen zu einer Entstehung von Ressentiments führen könne. Die sich daraus ergebenden Affektlagen liefen Gefahr, den eigentlichen Forschungs-, Interpretations- und Erkenntnisprozess zu überlagern oder gar zu behindern. [17]
2.4 Ressentiments und involvierte Forscher*innen
Manuela BEYER und Anna-Sophia KÜSTER leiteten den Teil der Tagung ein, in dem wir uns mit weiteren Emotionen wie Ohnmacht, Verlegenheit oder Scham beschäftigten. Sie berichteten aus ihren Interviews mit Sexarbeiter*innen und nutzten diese als Zugriff auf die grundlegend emotional strukturierte soziale Welt (BURKITT 2014; DEPPERMANN 2014; ECKERT 2020). BEYER und KÜSTER beschrieben, dass sie die Momente der Interviewsituation fokussierten, in denen die Interviewten individuelle und kollektive Identitätsansprüche von sich deutlich machten. Das Interview sei von den Sexarbeiter*innen in solchen Momenten aktiv als Bühne genutzt worden, um gegenüber der Interviewerin bestehende Stigmata zu thematisieren und sich davon abzugrenzen. Das einflussreiche "Hurenstigma" (MACIOTI 2014, S.2) sei dabei in den Interviews spürbar von Bedeutung gewesen, obwohl es fast nie direkt angesprochen worden sei. Das habe zu einer Situation geführt, in der die gemeinsame Ablehnung des Stigmas als Distanzabbau zwischen Interviewerin und Interviewten dienen konnte, wobei gleichzeitig aber auch unklar geblieben sei, welche Bedeutung das "Hurenstigma" tatsächlich habe. Ein Ressentiment habe sich darin gezeigt, dass sich die Sexarbeiter*innen in einem ständigen Kampf um Anerkennung mit Blick auf ihre Tätigkeit befänden. Sie wünschten sich eine berufliche Wertschätzung, antizipierten jedoch Herabwürdigungen, Stigmatisierungen und Vorurteile, die diese verhinderten. [18]
Durch das empirische Material von BEYER und KÜSTER konnte die dynamische Relationalität von Ressentiments veranschaulicht werden. In den Interviews konnte letztendlich nicht trennscharf unterschieden werden, ob die interviewten Sexarbeiter*innen oder die interviewenden Forscherinnen die atmosphärische und explizite Präsenz von Ressentiments beeinflussten. Die Positionen der Sexarbeiter*innen hätten, so BEYER und KÜSTER, unterschiedlich gedeutet werden können. Offen sei geblieben, ob das "Hurenstigma" aus einer unterlegenen, offen-dynamischen oder überlegenen Position heraus thematisiert wurde. BEYER und KÜSTER kamen zu dem Schluss, dass die Interviewten einen Aufstieg im Sinne einer professionellen Gleichberechtigung mit anderen Berufsgruppen bezweckten. In diesem Sinne sprächen sie auch aus einer gesellschaftlich niederen Position gegenüber den Forscherinnen, um in einer Art gesellschaftlicher Mitte Anerkennung zu erfahren. [19]
In der Diskussion des Beitrags kam die Frage auf, welche Position BEYER und KÜSTER alternativ zu ihrer bewussten Zurückhaltung hätten einnehmen können: Hätte ein offensiver Umgang mit Ressentiments und möglichen Stigmatisierungsformen produktiv in den Forschungsprozess eingebunden werden können? Die Diskussion drehte sich daraufhin um die grundlegende Frage, wie Forscher*innen mit (antizipierten) eigenen Ressentiments und denen aufseiten der Forschungsteilnehmer*innen umgehen können. [20]
Stigmatisierung ist eng mit Ressentiments verbunden, da auch darüber emotionale Relationen geäußert werden. Ähnlich steht es um die empfundene Unterlegenheit bei Ohnmachtsgefühlen, die bis hin zu einem Trauma führen können. Mit Traumata bei Forscher*innen infolge von geschlechtsspezifischer Gewalt und Diskriminierung durch Forschungsteilnehmer*innen beschäftigte sich Laura THURMANN in ihrem Vortrag. Sie wies zunächst darauf hin, dass sexualisierte Gewalt kein neues Phänomen der ethnografischen Forschung sei. Neu sei jedoch, dass diese Gewalterfahrungen nicht mehr nur als Begleitphänomene der eigenen Forschung hingenommen, sondern selbst Thema in Seminaren und Publikationen würden. Mit Bezug auf Arlie HOCHSCHILDs Konzept der "Feeling Rules" (1979) schlug THURMANN vor, genderbasierte Ressentiments als Momente von sozial geteilten, verhandelten und umkämpften Regeln zu deuten. Sie betonte einerseits die Abfolge von Ohnmachtsempfinden, unterdrückter Entladung und Ressentimentbildung, die sich auch schon bei SCHELER (2017 [1912]) findet, und stellte andererseits einen Zusammenhang zu geschlechtsspezifischen Ressentiments her, die im Kontext der wissenschaftlichen Forschungspraxis auftreten können. [21]
Ein weiteres Beispiel stammte von Mei-Chen SPIEGELBERG. Sie präsentierte in ihrem Vortrag Auszüge aus ihren Beobachtungsprotokollen und autoethnografischen Reflexionen zu einem Forschungsprojekt über interkulturelle Trainings. Durch die Trainings sollten zukünftige Mitarbeiter*innen und Leitungspersonen auf einen China-Aufenthalt oder langfristige Kooperationen vorbereitet werden, vor allem in politischen und wirtschaftlichen Arbeitskontexten. SPIEGELBERGs Anwesenheit, so berichtete sie, habe bei den Teilnehmer*innen der Trainings für Irritationen gesorgt. Sie selbst habe sich in den Trainings explizit als Taiwanerin positioniert, wobei die Teilnehmer*innen meist nicht zwischen China und Taiwan differenziert hätten. Immer wieder sei sie als Projektionsfläche für unterschiedliche emotionale und kulturelle Zuschreibungen mit Blick auf vermeintlich chinesische Eigenheiten genutzt worden. SPIEGELBERG nutzte diesen Umstand, um Praktiken der Invektion und Gefühle der Verlegenheit im Kontext von Themen wie Bildung, Leistungsstreben und Arbeitsethos zu untersuchen. Sowohl ihre eigene Positionierung als auch die Zuschreibungen der Teilnehmer*innen verstehe sie dabei als diskursive Konstruktionen, die auch etwas über die emotionale Involviertheit der in den Situationen Beteiligten zeigten. Die Verlegenheit sei dementsprechend als eine "reflexive role taking emotion" (SHOTT 1979, S.1324) zu verstehen. Über ihre eigene Involviertheit nutzte SPIEGELBERG zudem weitere Emotionen wie Scham und Ressentiments, um mehr über die soziale Dynamik von interkulturellen Trainings sowie stereotypen Zuschreibungen zum chinesischen Bildungssystem zu erfahren. [22]
2.5 Negative Gefühle in der Arbeitswelt
Schon in den Vorträgen von Laura THURMANN sowie von Manuela BEYER und Anna-Sophia KÜSTER zeigte sich die Bedeutung von Ressentiments und anderen negativen Gefühlen wie Angst, Zorn, Wut, Hass oder Neid für bestimmte gesellschaftliche Arbeitsfelder und Berufsbilder. Julia BAUMANN stellte dazu passend Material aus ihrem Forschungsprojekt vor, in dem sie sich mit der Emotionsarbeit von Ethnograf*innen im akademischen Arbeitsumfeld beschäftigt. Sie beschrieb, dass sie im Rahmen eines Mixed-Methods-Designs und einer multi-sited ethnography (MARCUS 1995) auf Daten von teilnehmenden Beobachtungen, qualitativen Interviews sowie einer quantitativ-qualitativen Online-Befragung zurückgegriffen habe, um den Zusammenhang von ethnografischer Forschungspraxis und Emotionsarbeit näher untersuchen zu können. Zunächst sei auffällig, so BAUMANN, dass die ethnografische Arbeit von den interviewten Ethnograf*innen mit positiven Emotionen wie Liebe und Leidenschaft beschrieben und als sehr persönlicher Moment der eigenen Identität betrachtet worden sei. Dementsprechend seien die interviewten Personen auch sehr engagiert und persönlich involviert in ihre beruflichen Tätigkeiten als forschende Personen. Gleichzeitig betonte BAUMANN mit detaillierten Einblicken in ihr Interviewmaterial, dass die ethnografische Arbeit im akademischen Umfeld mit großer Frustration einhergehen könne. Fast alle Interviewpartner*innen hätten starke psychische Belastungen und ihre Wut gegenüber fehlender Unterstützung im Umfeld zum Ausdruck gebracht. So sei die ethnografische Arbeit mit einem überdurchschnittlich hohen Maß an Involviertheit im Feld verbunden, die viel Zeit für Beziehungspflege, Reflexion der eigenen Position und Datenproduktion benötige. Die dabei entstehenden Probleme müssten die Forscher*innen jedoch zumeist vorrangig mit sich selbst ausmachen und verarbeiten. Die prekären Anstellungen vieler Nachwuchsforscher*innen erschwerten ethnografische Studien über längere Zeiträume zusätzlich. Im institutionalisierten akademischen Kontext gebe es zudem keine Fehlerkultur, um das Scheitern im Feld nicht als individuelles Versagen, sondern als notwendiges Moment eines produktiven Forschungsprozesses behandeln zu können. Stattdessen würden negative Gefühle entweder im informellen Rahmen thematisiert oder in aktivistische Praktiken gegenüber dem akademischen System umgeformt. [23]
Ein anderes Berufsfeld stand im Vortrag Eva SCHRAMMs im Fokus: Den Arbeitsalltag im Bereich der sozialen Arbeit, in dem sie selbst vor Beginn ihrer Forschung tätig war, beschrieb sie durch das Ideal professioneller Distanz zunächst als gefühlsarm. Anhand eines autoethnografischen Reflexionsprozesses ihrer eigenen Arbeit in der Familienhilfe habe sie in ihrer Forschung rückwirkend einen Blick auf in Einzelfallprotokollen mitschwingende, positive wie negative Emotionen erarbeitet. In Bezug auf solche berufspraktischen Dokumente und Protokolle nutze sie ein situationsanalytisches Verfahren (CLARKE 2011). Im Vortrag wies SCHRAMM darauf hin, dass einerseits in Ethnografiewerkstätten und Interaktionen mit anderen Forschenden, andererseits in der systematischen Formulierung des eigenen emotionalen Erlebens in Memos vorher unbeachtet gebliebene Aspekte des sozialarbeiterischen Alltags zutage träten. Sie betonte insbesondere die ihrer Einschätzung nach höchst produktive forschungspraktische Strategie der Supervision begleitend zum Forschungsprozess, die einen analytischen Zugang zu zuvor undifferenzierten Schamgefühlen erlaube. Diese Gefühle hätten sich gerade durch den Widerspruch zum professionellen Ideal sozialarbeiterischer Kompetenz unter Ausschluss negativer Gefühle zum zentralen Bestandteil ihrer autoethnografischen Forschung entwickelt. [24]
Die Tagung brachte intensive Diskussionen darüber hervor, welche methodologischen, theoretischen und forschungspraktischen Strategien mit einem produktiven Umgang mit negativen Gefühlen in der qualitativen Sozialforschung einhergehen. Die klassischen Mittel der (auto)ethnografischen Arbeit, narrativen Interviewführung, Gruppendiskussion oder standardisierten Befragung müssten nicht grundsätzlich infrage gestellt werden. Allerdings sei die Bedeutung und Rolle von (negativen) Gefühlen neu zu überdenken, um die Potenziale von sozialen Emotionen auszuschöpfen – anschließend an schon bestehende Studien zur Sozialität einzelner Gefühle wie Scham (LANDWEER 1999; NECKEL 1991) und zur grundsätzlichen Beachtung emotionaler Relationen in der Feldforschung (DUERR 1987; MRUCK & MEY 2019), Interviewführung (SCHORN 2000; TIETEL 2000) sowie in Gruppendiskussionen (LEITHÄUSER & VOLMERG 1988) und Datenanalyse (MRUCK & MEY 1998). Wir wollen abschließend einige Möglichkeiten des forschungspraktischen Umgangs mit negativen Gefühlen darstellen, die sich aus der Abschlussdiskussion ergeben haben. [25]
3.1 Vorgespräche und erste Feldkontakte
Oftmals kann es von Vorteil sein, sich einem neuen Forschungsfeld "mehr oder weniger verdeckt bzw. in einer eher passiven Rolle" anzunähern (PRZYBORSKI & WOHLRAB-SAHR 2014, S.54). Das betrifft insbesondere (halb-)öffentliche Räume, in denen eine behutsame Erschließung möglich ist. Im Rahmen der Tagung ging es jedoch häufig um Situationen, in denen schon vor der Datenerhebung eine aktive Rolle und Positionierung der Forscher*innen gefordert war. Emotional aufgeladene Konflikte und Konfrontationen, die in diesen Situationen entstanden, entpuppten sich als gewinnbringend für die Forschung selbst. Dementsprechend liegt es nahe, sich als forschende Person über die besondere Bedeutung von Emotionen und Gefühlen in Vorgesprächen und ersten Feldkontakten Gedanken zu machen. Das betrifft erstens die Frage nach der Verwendung der damit erhobenen Daten. Solche Situationen sind üblicherweise mit Blick auf den Datenschutz noch nicht weiter abgesprochen. Hier finden sich jedoch gute Lösungen durch die Nutzung von Feldnotizen, Beobachtungsprotokollen und anonymisierten Beschreibungen von Umgebung, Kontext und beteiligten Personen. Zweitens bietet die emotionale Reflexion der eigenen Rolle, der eigenen Emotionen sowie die Dokumentation der Situationen in Feldnotizen ergiebiges Material, das von herausragender Bedeutung für die weitere Datenerhebung und -analyse sein kann. [26]
3.2 Interviews als Interaktion
In Interviews werden nicht einfach Informationen generiert, sondern es handelt sich um eine Interaktionssituation, "ein durch methodische Verfahrensregeln vergleichsweise wenig strukturiertes und geschütztes Aufeinandertreffen von Subjekten mit Subjekten" (MRUCK & MEY 1998, S.302). Sowohl die Emotionen des Gegenübers als auch die eigene Gefühlslage können wertvolle Hinweise darauf geben, welche Themen und Inhalte gesetzt und forciert und welche Strategien der Gesprächsführung verfolgt und erprobt werden können. Hier lässt sich an Literatur anschließen, mit der die Interviewsituation als soziale Interaktion adressiert wird (DEPPERMANN 2013, 2014). In der Diskussion der Beiträge fiel auf, dass geteilte negative Gefühle gegenüber Dritten zum Distanzabbau in der Interviewsituation dienen können, zugleich aber als Ausdruck sozialer Relationen reflektiert werden müssen. Insgesamt diskutierten wir die Möglichkeiten und Grenzen selektiven Engagements im Interview, also einer auf das Forschungsthema zugeschnittenen Reflexion und Thematisierung der eigenen Position in der Interviewsituation. Versteht man die Interviewsituation als eine "[g]emeinsame Herstellung sozialer Wirklichkeit" (DEPPERMANN 2013, §17), kann die Thematisierung und Aushandlung emotionaler Erlebnisse, Zustände, Erinnerungen und Anliegen produktiv in den Forschungsprozess eingebettet werden. Die Beitragenden der Tagung haben gezeigt, dass Forscher*innen hier in unterschiedlichen Rollen agieren können. Es kann einerseits produktiv sein, die zugeschriebene Position als vermeintlich neutrale, objektive und distanzierte Wissenschaftler*in einzunehmen, um die Emotionen der Beforschten gegenüber dem Wissenschaftssystem sichtbar zu machen. Philipp RHEIN hat in seiner Forschung diesen Weg produktiv genutzt. Andererseits kann die bewusste Thematisierung subjektiver Gefühle und Emotionen ebenfalls fruchtbar für den Forschungsprozess werden. Gerade wenn es zu Konflikten zwischen Interviewer*innen und Beforschten kommt, kann die Kennzeichnung der eigenen Gefühle der Forscher*innen auch zum Aufbau einer Vertrauensbeziehung beitragen und dementsprechend den Forschungsprozess positiv beeinflussen. [27]
3.3 Supervision in der qualitativen Sozialforschung?
Während der Tagung kam immer wieder die Frage auf, ob auch die qualitative Sozialforschung und Ethnografie von Intervision und Supervision begleitet sein sollten. Derzeit ist die Supervision als Form der Reflexion, Verarbeitung und Qualitätssicherung vor allem in psychotherapeutischen, psychiatrischen und – in reduzierter Version – in weiteren sozialen Berufen etabliert. In klassischen Professionen ist sie hingegen gar nicht (Medizin, Jura) oder kaum (Theologie) verbreitet, und auch in der Sozialforschung wird sie meist höchstens von Einzelpersonen in Anspruch genommen. Deshalb fehlt für Emotionen im Allgemeinen und negative Gefühle im Besonderen ein Ort der Reflexion und Verarbeitung. Gerade im ethnografischen Kontext sind Forscher*innen aber oftmals mit sehr intimen und belastenden Themen konfrontiert, die nur selten in etablierten, institutionalisierten Kontexten diskutiert werden. [28]
Bei der Tagung wurde gezeigt, dass fehlende Möglichkeiten zur Reflexion der eigenen Rolle und Emotionen innerhalb der Feldforschung nicht nur Folgen für die Gesundheit der Forscher*innen haben, sondern auch die produktive Fortführung eines Forschungsprojektes beeinträchtigen können. Wenn negative Gefühle nicht als Hindernisse und Störfaktoren innerhalb des Forschungsprozesses angesehen werden und sich als selbstverständliche Themen in fest institutionalisierten Supervisions- und Interpretationsgruppen etablieren, können sie stattdessen zu fruchtbaren Reflexionspunkten der qualitativen Forschungsarbeit werden. [29]
1) Die Fraueninitiative Lukreta wurde 2019 gegründet und ist vor allem in sozialen Medien wie Twitter, youtube oder Telegram aktiv. Offiziell versteht sie sich als "Initiative für Frauenrechte und gegen die Verdrängung der Frau aus dem öffentlichen Raum" (https://www.youtube.com/channel/UCLbuY3Rp1jPGEpvxHDRh1ag/about [Zugriff: 6. Dezember 2021]). <zurück>
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Moritz VON STETTEN ist Postdoc und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kultursoziologie der Universität Bonn. Er arbeitet an einem Habilitationsprojekt zu den Folgen der Digitalisierung für die psychotherapeutische Versorgung. Zudem ist er Projektleiter im SFB1454 "Metaflammation und zelluläre Programmierung". Seine Forschungsschwerpunkte sind soziologische Theorie, Gesundheitssoziologie, Technik- und Mediensoziologie sowie politische Soziologie.
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Dr. Moritz von Stetten
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Mila BRILL ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kultursoziologie der Universität Bonn. Sie war Mitarbeiterin im BMBF-geförderten Verbundprojekt "Esskulturen. Objekte, Praktiken, Semantiken" und promoviert zu diversen Alltagspraktiken und der Repräsentation von Zugehörigkeit in der städtischen Öffentlichkeit. Ihre Schwerpunkte sind Praxistheorien und qualitative Methoden empirischer Sozialforschung, insbesondere in der ethnografischen Stadtforschung.
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von Stetten, Moritz & Brill, Mila (2022). Tagungsessay: Emotionale Relationen in der Feldforschung [29 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 23(1), Art. 16, http://dx.doi.org/10.17169/fqs-23.1.3852.