Volume 23, No. 3, Art. 6 – September 2022
Zwischen Forschung und Organisation. Zur Reflexion von Subjektivität und rollenbedingter Involviertheit in der (ethnografischen) Hochschulforschung
Julia Schweitzer
Zusammenfassung: Hochschulforschung ist durch besondere Bedingungen für Forschende gekennzeichnet, da sie ihre eigene Lebenswelt Hochschule beforschen und somit zwischen ihrer Forschung und ihrer Mitgliedschaft in der Organisation changieren müssen. Diesen besonderen Bedingungen nähere ich mich im Beitrag, indem ich einen forschungsmethodologischen Blickwinkel einnehme. Dabei dient die Diskussion um Subjektivität von Forschenden als Ausgangspunkt, um die Problemaufwürfe aus der methodologischen Literatur zu beleuchten. Den Schwerpunkt bilden Blickwinkel aus der Ethnografie und die Aspekte Fremdheit und Vertrautheit sowie Hochschulforschung als insider research (BRANNICK & COGHLAN 2007). Aus der Zusammenführung der Diskussionen entwickle ich ein Modell zur rollenbedingten Involviertheit in der (ethnografischen) Hochschulforschung. Um dies produktiv zu wenden, markiere ich in Anlehnung an BREUERs (2003) Forderung nach einer Neuausrichtung der Forschendenrolle Reflexion als zentrale Maßnahme zur Überwindung der vermeintlichen Problematiken. Schließlich schlage ich zum Umgang mit Subjektivität konkrete Reflexionsfragen für Hochschulforscher*innen mit dem Fokus auf ihrer rollenbedingten Involviertheit vor.
Keywords: Hochschulforschung; Ethnografie; Subjektivität; Forscher*innensubjektivität; Involviertheit; Reflexion; Reflexivität
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Problemaufwürfe aus der methodologischen Literatur: Subjektivität, Fremdheit/Vertrautheit, Interessenkonflikte
2.1 Subjektivität im Forschungsprozess: grundsätzliche paradigmatische Sichtweisen
2.2 Fremdheit/Vertrautheit als Schlüsselfiguren in der Ethnografie
2.3 Eigenethnografie: Vertrautheit und multiple Rollen als Charakteristika
2.4 Besonderheiten von Hochschulforschung und die Perspektive des insider research: Interessenkonflikte und Selbstüberschätzung
3. Zusammenführung: Modell zur rollenbedingten Involviertheit in der (ethnografischen) Hochschulforschung
4. Zur Relevanz der Reflexion von Subjektivität in Forschungsprozessen der Hochschulforschung
5. Entwicklung von Reflexionsfragen für die Hochschulforschung
6. Fazit, kritische Überlegungen und Ausblick
Forschung wird in der Regel von Personen an Hochschulen betrieben, die die unterschiedlichsten Forschungsgegenstände in den Blick nehmen. Eine Besonderheit stellt sich ein, wenn es sich beim Gegenstand um einen bestimmten Ausschnitt von Hochschule selbst handelt und somit sowohl an als auch über Hochschule geforscht wird. Damit steht das eigene Feld im Mittelpunkt, womit besondere Bedingungen einhergehen. So müssen Hochschulforschende zwischen Forschung und der eigenen Organisation changieren.1) Problematisiert wurde in der Literatur diesbezüglich vor allem die tendenzielle Nähe der Forschenden zum und Vertrautheit mit dem Forschungsgegenstand sowie aufgrund der Mitgliedschaft in der Organisation möglicherweise interessenbezogenes Handeln (WILKESMANN 2019 und speziell für die Lehrer*innenbildung HERZMANN 2021). SMYTH und HOLIAN (2008, S.33) hielten allerdings fest: "Research from within is different to, not better or worse than, other forms of research". [1]
Um sich den besonderen Bedingungen von Hochschulforschung zu nähern, nehme ich im Folgenden einen forschungsmethodologischen Blickwinkel ein. Dabei dient der Aspekt der Subjektivität von Forschenden als Ausgangspunkt, da er bei Missbilligungen – insbesondere gegenüber qualitativen, weniger klassischen Forschungsprogrammen – eine Schlüsselkategorie zu sein scheint. Obwohl die Subjektivität von Forschenden immer wieder Gegenstand in der forschungsmethod(log)ischen Literatur ist2), resümierte REICHERTZ (2015, §33), dass die Thematisierung der Forscher*innensubjektivität (immer noch) "fast so etwas wie ein Tabu" darstelle. Als einen möglichen Grund führte er an, dass damit die Gefahr einhergehe, "sich mit der Reflexion der eigenen Grenzen im Subjektiven das eigene Grab zu graben" (§34). Dies gilt auch für die Hochschulforschung. Allerdings nimmt die Subjektivität der Forschenden aufgrund der oben beschriebenen Bedingungen hier einen besonderen Stellenwert ein. Um dies offensiv zu wenden, gehe ich im Folgenden der Frage nach, inwiefern die Bedingungen von Hochschulforschung die Subjektivität der Forschenden prägen (können) und wie damit umgegangen werden kann. [2]
Dafür folge ich dem Aufbau vom Allgemeinen zum Spezifischen. So beleuchte ich in Abschnitt 2 die Problemaufwürfe aus der methodologischen Literatur zunächst hinsichtlich grundsätzlicher paradigmatischer Sichtweisen auf Subjektivität im Forschungsprozess. Anschließend stelle ich eine spezifische Forschungsrichtung in den Fokus: die Ethnografie (THOMAS 2019). Hier hat die Debatte um Subjektivität eine lange Tradition, wobei die Aspekte Fremdheit/Vertrautheit eine Schlüsselrolle einnehmen und auch für die Diskussion der Bedingungen von Hochschulforschung anschlussfähig scheinen. Spezifischer auf Hochschulforschung bezogen ist der Ansatz der Eigenethnografie (ALVESSON 2003), dessen Perspektive ich anschließend darlege. Den Abschnitt schließe ich mit den Problemaufwürfen, die in der Literatur ganz spezifisch auf die Hochschulforschung bezogen werden und sich mit der Perspektive des insider research (unabhängig eines ethnografischen Ansatzes) (BRANNICK & COGHLAN 2007) zusammenbringen lassen. Zeige ich die methodologischen Diskurse in Abschnitt 2 noch unverbunden nebeneinander auf, ziele ich mit Abschnitt 3 darauf, sie zu integrieren. Es zeigt sich, dass unter verschiedenen Stichwörtern ähnliche Herausforderungen und Chancen verhandelt werden. Die Zusammenführung der Bedingungen von Hochschulforschung mündet schließlich in einem Modell zur rollenbedingten Involviertheit in (ethnografischer) Hochschulforschung. Im 4. Abschnitt wende ich mich dann der Überwindung der Schwierigkeiten zu und markiere die Reflexion von Subjektivität in Forschungsprozessen der Hochschulforschung als zentrale Maßnahme. In Abschnitt 5 schließe ich daran an und widme mich der Frage, wie Forschende mit der Forderung nach kontrollierter Subjektivität umgehen können. Dafür habe ich konkrete Reflexionsfragen für Hochschulforscher*innen mit dem Fokus auf ihre rollenbedingte Involviertheit als Teilaspekt von Subjektivität entwickelt. Im letzten Abschnitt ziehe ich ein Fazit über die grundlegende Herausforderung von rollenbedingter Involviertheit und damit verbundener Subjektivität, entfalte kritische Überlegungen zum Beitrag und gebe einen Ausblick. [3]
2. Problemaufwürfe aus der methodologischen Literatur: Subjektivität, Fremdheit/Vertrautheit, Interessenkonflikte
In der methodologischen Literatur werden Probleme, die mit der Subjektivität von Forschenden in Verbindung gebracht werden, unter unterschiedlichen Begrifflichkeiten diskutiert. In diesem Abschnitt blicke ich aus verschiedenen Perspektiven auf die ausgemachten Herausforderungen. So beziehe ich mich auf grundsätzliche paradigmatische Sichtweisen, die Ethnografie, die Eigenethnografie und die Hochschulforschung als insider research. [4]
2.1 Subjektivität im Forschungsprozess: grundsätzliche paradigmatische Sichtweisen
Mit der Frage nach der "Neutralitätsfiktion" (HEINRICH 2016) von Wissenschaft werden grundlegende erkenntnistheoretische Diskussionen adressiert. Mittlerweile wird überwiegend eingeräumt, dass wissenschaftlichem Wissen keine neutrale bzw. objektive Erkenntnis zugrunde liegt, sondern es subjektgebunden ist. Das Problem, das mit der Gegebenheit von Subjektivität in Forschung einhergeht, überschrieben BAUR, KNOBLAUCH, AKREMI und TRAUE (2018, S.268) mit "Parteilichkeit". Inwiefern die Subjektivität der Forschenden akzeptiert und wie mit ihr umgegangen wird, unterscheidet sich je nach Disziplin und Paradigma. Dies betrifft zum Beispiel Vorstellungen vom Prozess des Verstehens, was anhand der Standardisierung von Forschungsprozessen deutlich wird. Während in quantitativen Forschungstraditionen durch eine möglichst hohe Standardisierung die Notwendigkeit von Interpretationen weitestgehend vermieden werden soll, werden diese in qualitativen Forschungstraditionen als unverzichtbar für die Rekonstruktion von Handeln betrachtet. Dafür stellt wiederum die alltagsweltliche Verankerung der Forschenden eine Voraussetzung dar.3) Subjektivität wird in qualitativer Forschung also "auch als eine wertvolle Ressource für das Verstehen" (S.272) verstanden. Allerdings zeigen sich selbst hier Tendenzen, das Subjektive der forschenden Person möglichst zu negieren. Wie BREUER (2003) betonte, würden Forscher*innen auch in qualitativen Forschungstraditionen
"typischerweise als Methodenmaschine modelliert: Eine mit Haut überzogene Versuchsanordnung, ohne personaldifferentielle Charakteristik, austauschbar. Der Forscher, die Forscherin ist (so das implizite Modell im Methodenlehrbuch) alterslos, geschlechtslos, geruchlos, farblos, ohne sozial-differentiellen Habitus etc. Alle personalen Differenzen werden – häufig auch von den Sozialforschern und Sozialforscherinnen aus qualitativ-methodischen Nestern – als Stör-Variation, als Fehler aufgefasst, die zu minimieren, im Idealfall auszumerzen sind. Man vergisst sie gerne, weil man sie vergessen möchte" (§19). [5]
Subjektivität kann jedoch nicht nur auf den Prozess des Verstehens bezogen werden. So verglich sie REICHERTZ (2015) mit der besonderen Handschrift einer Person, die in allen Phasen der Forschung relevant sei:
"Forscher/innensubjektivität ist für mich demnach das, was Forscher/innen antreibt, die Forschung so zu betreiben, wie nur sie es tun, weil genau das ihnen eine Form innerer Befriedigung gibt, weil es ihre Arbeit 'befeuert' oder aber dämpft. Kurz: Unter Forscher/innensubjektivität verstehe ich die innere (emotionale) Bewegtheit, die dazu führt, dass Forscher/innen manche Forschung mit Leidenschaft betreiben und andere nicht, die dazu führt, dass manche Forschung sie nicht berührt, andere dagegen sehr" (§5). [6]
Zusammengefasst wird an der Subjektivität von Forschenden kritisiert, dass sie eine Parteilichkeit evoziere, die wiederum zu einer Perspektivverengung führe, das Denken einschränke und somit Erkenntnis behindere. Dies wäre allerdings nur dann grundlegend problematisch, wenn Wissenschaft monologisch angelegt ist (REICHERTZ 2015). Umgekehrt wird Subjektivität von Forschenden als Chance für das Verstehen gesehen, da sie "sensibler macht, einen mehr sehen lässt als andere, einem mehr Energie zur Verfügung stellt, sei es aus Neugier oder sei es aus Wut, sich mehr als andere mit etwas zu beschäftigen" (§50). Der Annahme folgend, dass eine durchweg objektive Erkenntnis in Forschung nicht möglich ist, möchte ich die Forscher*innensubjektivität im Folgenden im Sinne eines konstruktivistischen Verständnisses als gegeben deklarieren.4) Im Beitrag werde ich exmanente Standpunktkritik also nicht weiter berücksichtigen, sondern mich auf die immanente Diskussion von Subjektivität konzentrieren. [7]
2.2 Fremdheit/Vertrautheit als Schlüsselfiguren in der Ethnografie
Aufgrund der "Leitdifferenz von Fremdheit und Vertrautheit" (AMANN & HIRSCHAUER 1997, S.11) wird in der Debatte um Subjektivität innerhalb der Tradition ethnografischer Forschung ein spezifischer Blickwinkel eingenommen. Dabei wird insbesondere das "Going Native"-Phänomen diskutiert. FLICK (2019) charakterisierte es als "Verlust [...] [einer] kritischen Außenperspektive und die unhinterfragte Übernahme der im beobachteten Feld geteilten Sichtweisen" (S.291). Es besteht das Dilemma, dass sowohl eine Teilhabe am Feld als auch die Aufrechterhaltung von Distanz notwendig ist, um Verstehen zu ermöglichen. Dieser Grundwiderspruch kann nicht aufgelöst werden. Aufgrund dieser Umstände wird der ethnografischen Forschung häufig mangelnde Objektivität vorgeworfen, weshalb es auch hier Bestrebungen zur Systematisierung und Standardisierung der beiden Rollen (Teilnehmer*in und Beobachter*in) gab. Wie THOMAS (2019) festhielt, würden in der Methodendiskussion mittlerweile
"die Ansprüche sowohl auf unbeirrbare Objektivität der Beobachterin als auch auf eine naive Identifikation der Teilnehmerin wechselseitig ermäßigt. In den Vordergrund ist der Anspruch nach einer 'disciplined subjectivity' gerückt, der in 'rigorous self-reflection' das eigene Verhältnis zum Feld in den Erkenntnisprozess einbezieht (LeCompte, Schensul, Weeks & Singer 1999, S. 66 f.). [...] Positiv gewendet, wird das Going Native erst zur Voraussetzung, um sich im Feld als Deep Actor zu etablieren, der die kulturellen Bedeutungen verinnerlicht hat (Katz 2004, S. 300)" (S.21f.). [8]
Allerdings greift es nach THOMAS zu kurz, "wenn ganz auf den Begriff der Objektivität verzichtet wird und der Ethnograf sich in symbiotischer Weise mit der untersuchten Sozialwelt in eins setzt" (S.22). So bringe das bewusste Erleben des Sozialisationsprozesses im Feld eine "besondere Objektivität des Erfahrungswissens über die fremde Kultur" (a.a.O.) hervor. [9]
Was sich hier zeigt ist, dass die Forscher*innenrolle zwischen Teilnehmer*in und Beobachter*in, zwischen Nähe und Distanz, changiert. Klassischerweise sind ethnografische Feldforschungen auf eine bestimmte Zeit begrenzt. COGHLAN (2019) bezeichnete Forschende in diesem Fall als "temporary member[s]" (S.19). Sie müssen sich in dem (zunächst) fremden Feld innerhalb ihrer Forscher*innenrolle immer wieder neu verorten. Liegt das Forschungsfeld nun aber in der eigenen Organisation, handelt es sich um eine für sie vertraute Umgebung. COGHLAN verwies darauf, dass Forschende dann eine "complete member role" (a.a.O., mit Verweis auf ADLER & ADLER 1987) innehätten. Damit gehen neben der Forscher*innenrolle weitere Rollen und somit weitere Herausforderungen einher. Diese beleuchte ich im Folgenden zunächst am Konzept der "Eigenethnografie", bevor ich mich dann der Hochschulforschung – zunächst unabhängig von einem ethnografischen Ansatz – widme. [10]
2.3 Eigenethnografie: Vertrautheit und multiple Rollen als Charakteristika
Der Ansatz der Eigenethnografie geht auf Mats ALVESSON zurück, der ihn wie folgt definierte:
"A self-ethnography is a study and a text in which the researcher-author describes a cultural setting to which s/he has a 'natural access', is an active participant, more or less on equal terms with other participants. The researcher then works and/or lives in the setting and then uses the experiences, knowledge and access to empirical material for research purposes" (2003, S.174).5) [11]
Mit Blick auf die Forscher*innenrolle verwies er auf deutliche Differenzen zu klassischen ethnografischen Studien. Der grundlegende Unterschied sei, dass eigenethnografisch Forschende keine "professional stranger[s]" (a.a.O.) seien. Daher sei in der Eigenethnografie die Bezeichnung beobachtende Teilnehmer*innen treffender als teilnehmende Beobachter*innen.6) Hier wird der Unterschied in der Teilnehmer*innenrolle deutlich, nämlich
"that the conventional ethnographer uses any kind of active participation for an instrumental purpose [...] whereas the idea of a self-ethnography is to utilize the position one is in also for other, secondary purposes, i.e. doing research on the setting of which one is a part" (S.175). [12]
Der Status als Teilnehmer*in bezieht sich also nicht nur auf das Aushandeln zwischen Teilnahme und Beobachtung innerhalb der Forscher*innenrolle, sondern die Teilnahme erfolgt primär in der Organisationsrolle, die die Person innehat. Was damit einhergeht ist, dass im Gegensatz zur klassischen Ethnografie die Herausforderung also nicht im "entering a setting and 'breaking in'" (S.176) bestehe, sondern sich stattdessen als "a struggle of 'breaking out'" (a.a.O.) charakterisieren lasse. Als mögliche Gefahren nannte ALVESSON blinde Flecken und das Auslassen von tabuisierten Aspekten der eigenen Kultur auch aufgrund einer politischen Dimension. Allerdings eröffnet die besondere Rollenkonstellation gleichzeitig auch Möglichkeiten, diesen Schwierigkeiten zu begegnen. Hilfreich für das Vermeiden von "Staying Native" sind laut ALVESSON die multiplen arbeitsbezogenen Identitäten (z.B. als Lehrende, Berater*innen, Angehörige verschiedener Disziplinen). [13]
Daran schließt sich an, dass Eigenethnograf*innen durch ihre Organisationszugehörigkeit also nicht nur als Forschende in das Forschungsprojekt involviert sind. In dem Ansatz ist damit schon angelegt, dass sie sich mit "'subjectivity' and preunderstanding as a complex mix of resource and blinder" (S.184) auseinandersetzen sollten. Für ALVESSON war das Hauptproblem nicht unbedingt die Subjektivität im Sinne von stark individualistischen Vorurteilen. Vielmehr liege es in der "inability of researchers to liberate themselves from socially shared frameworks (paradigms, cultures)" (a.a.O.). Wenn Forschende in der Lage sind, sich von festgefahrenen Positionen zu lösen, können sie im Rahmen des Ansatzes der Eigenethnografie dank der vertieften Kenntnis des Umfelds und der Zugangsmöglichkeiten im Feld zu einer besonderen Form von Erkenntnis beitragen, die die eigenen Erfahrungen einschließt. Die große Chance sah ALVESSON schließlich darin, dass Eigenethnograf*innen "may develop reflexivity in relation to one's own organizational practice, thus combining theory and practice, and transcend the border between doing research and being an organizational member in other capacities (teacher, committee member, administrator)" (S.189). Auf ähnliche Vorteile und Herausforderungen wurde auch in weiteren Ansätzen zu "research from within organisations" (BRANNICK & COGHLAN 2007; COGHLAN 2019; SMYTH & HOLIAN 2008) hingewiesen, wobei diese weniger ethnografisch geprägt waren. Diese Ansätze setze ich im Folgenden mit den Merkmalen von Hochschulforschung in Verbindung. [14]
2.4 Besonderheiten von Hochschulforschung und die Perspektive des insider research: Interessenkonflikte und Selbstüberschätzung
Um die Spezifika von Hochschulforschung einordnen zu können, ist es zunächst notwendig zu klären, was unter Hochschulforschung verstanden wird. So wird Hochschulforschung primär über den Gegenstand Hochschule definiert, wobei zumeist ein bestimmter Ausschnitt beforscht wird (z.B. Hochschulpolitik und -steuerung, Studiengänge, Lehre, Studierende, Personal, Forschung an Hochschulen). Demnach geht es um Forschung über Hochschulen – nicht an oder für Hochschulen (WINTER 2014). Durch die Definition über den Forschungsgegenstand weist Hochschulforschung viele heterogene Teilgebiete auf und verursacht auch Abgrenzungsprobleme zu anderen Wissenschaftsfeldern. Hinzu kommt, dass eine (disziplinär bedingte) Pluralität von Forschungszugängen existiert.7) [15]
FRACKMANN (1997, S.134) benannte drei Kategorien von Hochschulforschung: "government decision support", "institutional research" und "academic self-reflection". Dies verdeutlicht, dass Hochschulforschung mehrere Zwecke verfolgen kann: Beratung, Evaluation und Grundlagenforschung. Dabei sind die Grenzen eher fließend, charakteristisch ist ein ständiger Spagat zwischen Forschung und Praxis, Grundlagen- und Anwendungsforschung sowie zwischen Forschung und Politik. Die von SCHNEIJDERBERG, KLOKE und BRAUN (2011) deklarierte "inhärente Praxisorientierung der Hochschulforschung" (S.12) wurde vor allem darauf zurückgeführt, dass es sich häufig um Auftragsforschung handle (WINTER 2014) und sie insbesondere Steuerungswissen für hochschulpolitische Entscheidungen liefern solle (ZIMMERMANN 2008). Daraus resultiert, dass
"der alte soziologische Werturteilstreit um eine anzustrebende, aber nie erreichbare Objektivität [...] in der Hochschulforschung täglich aktuell [ist]. Oftmals handle es sich bei themenbezogener Sozialforschung um 'strategische Forschung', wie Teichler betont (2008: 66), die nicht nur Theorien und Methoden sowie Grundlagenforschung zu beherrschen und voranzutreiben, sondern zugleich systematisches Wissen so zu entwickeln und aufzubereiten habe, dass es für praktisches Gestaltungshandeln relevant sei. [...] Die starke Anwendungsorientierung führt dazu, dass die Hochschulforschung nicht nur Erkenntnisse über Hochschulen und Hochschulbelange gewinnt, sondern für die Hochschulen, die Hochschulpolitik oder für andere Auftraggeber evaluierend, beratend, managend wirkt – also selbst die von ihr untersuchte Praxis und Politik im Hochschulbereich beeinflusst" (WINTER 2014, S.33). [16]
Kritisch anmerken möchte ich an dieser Stelle, dass aus meiner Perspektive Anwendungsforschung nicht gleichzusetzen ist mit der Intention, Steuerungswissen für hochschulpolitische Entscheidungen zu generieren. Insbesondere wenn in Hochschulforschung Lehre und ihre Didaktik fokussiert wird, dient das auf einer anwendungsorientierten Forschung basierende praktische Gestaltungshandeln vor allem der Weiterentwicklung von Lehre auf einer Mikroebene. Sicherlich können die Ergebnisse schlussendlich teilweise auch für hochschulpolitische Entscheidungen auf einer Meso- oder Makroebene genutzt werden, was für mich aber nicht bedeutet, dass "die Anwendungsorientierung [...] unmittelbar mit der Projektförmigkeit und den [sic] Status der Projekte als Auftragsarbeit zusammen[hängt]" (a.a.O.). [17]
Nichtsdestotrotz führen die möglichen Konstellationen zur Frage nach den Bedingungen von Hochschulforschung, wie sie z.B. ZIMMERMANN bereits 2008 stellte. WILKESMANN (2019) verwies dabei auf zwei erkenntnistheoretische Probleme. Erstens stünden Hochschulforschende vor einem "Selbstobjektivierungsproblem" (S.39)8): Da die eigene Lebenswelt das Objekt der Forschung sei und diese somit "immer praktische Konsequenzen bei der möglichen Umsetzung in der Organisation hat" (S.39), seien Hochschulforscher*innen mit einem Interessenkonflikt konfrontiert. Man könne also nicht von einer neutralen und interessenlosen Forschung ausgehen. In der Literatur zur insider research9) wird dieses Problem ebenfalls aufgegriffen (BRANNICK & COGHLAN 2007). Neben philosophical issues (LOXLEY & SEERY 2008) wurden dort auch credibility issues (SMYTH & HOLIAN 2008) verhandelt, die im Kontext der Subjektivitätsdebatte von besonderer Relevanz sind. Der oben erwähnte Interessenkonflikt lässt sich auf die als "role duality" (BRANNICK & COGHLAN 2007, S.69) bezeichnete Rollenkonstellation zurückführen. Durch die verschiedenen Rollen und dadurch, dass die Organisationsrolle nach Beendigung des Forschungsprojektes weiter bestehe, stünden insider researchers insbesondere vor der Herausforderung der Interdependenz von Arbeitsbeziehungen und Abgrenzungsfragen während des Forschungsprozesses (SMYTH & HOLIAN 2008). Diese könnten auch zu Rollenkonflikten führen (COGHLAN 2019). Die Frage der Balance von Nähe und Distanz scheint für Hochschulforscher*innen also nicht nur innerhalb der Forscher*innenrolle für das Verstehen relevant (vgl. Abschnitt 2.2), sondern darüber hinaus auch wichtig für die Organisationsrolle zu sein. [18]
Zweitens führte WILKESMANN (2019) das "Selbstüberschätzungsproblem" (S.40) an. Er verwies dabei auf das möglichen Risiko von blinden Flecken, da sich die "persönliche Erfahrung [...] immer auf eine bestimmte Disziplin, mit einer bestimmten Fachkultur, Erlebnisse in der eigenen Fakultät oder spezifische Erfahrungen in der eigenen Hochschule [bezieht]. Dabei können voreilig selektive Erfahrungen unzulässig verallgemeinert werden" (a.a.O.). In der Diskussion zu insider research wurde dies unter dem Stichwort "preunderstanding" (BRANNICK & COGHLAN 2007, S.68) verhandelt:
"'Preunderstanding refers to such things as people's knowledge, insights and experience before they engage in a research programme' (Gummesson, 2000: 57). The knowledge, insights and experience you have as an insider researcher apply not only to any theoretical understanding you have of organizational dynamics, but also to your lived experience of your own organization" (COGHLAN 2019, S.77). [19]
Hier finden sich deutliche Parallelen zur Eigenethnografie. So betonten auch BRANNICK und COGHLAN (2007) die Wichtigkeit des Hinterfragens des eigenen Wissens und stellten als Schwierigkeit die Herstellung von Distanz heraus. Umgekehrt eröffnete sich jedoch als Vorteil die "unique perspective" (SMYTH & HOLIAN 2008, S.37) der Forschenden. Zusammenfassend zeigt sich, dass sich durch die Forschung im eigenen Feld eine mehrfache Involviertheit für die Forschenden ergibt, die als Bestandteil ihrer Subjektivität angesehen werden kann. Bevor ich mich in Abschnitt 4 der Überwindung der Herausforderungen zuwende, führe ich zunächst die Problemaufwürfe aus den unterschiedlichen methodologischen Perspektiven (Abschnitte 2.1-2.4) zusammen. [20]
3. Zusammenführung: Modell zur rollenbedingten Involviertheit in der (ethnografischen) Hochschulforschung
Im vorherigen Abschnitt habe ich Perspektiven auf Forscher*innensubjektivität aus grundlegend paradigmatischer, ethnografischer, eigenethnografischer sowie aus der Sicht von Hochschulforschung als insider research dargelegt. Es zeigt sich, dass z.T. unterschiedliche Begrifflichkeiten verwendet (z.B. Nähe, Vertrautheit, preunderstanding, Selbstüberschätzung), grundsätzliche Dilemmata aber ähnlich verhandelt wurden. Im Folgenden beziehe ich die Sichtweisen aufeinander, um schließlich ein Modell anzubieten, in dem die mehrfach rollenbedingte Involviertheit als Teilaspekt von Subjektivität in (ethnografischer) Hochschulforschung präsentiert wird. Ethnografisch ist deshalb in Klammern gesetzt, da meine Herleitungen und Perspektive (aufgrund eigener Forschungen, SCHWEITZER 2021a) zwar ethnografisch geprägt sind, das Phänomen der Involviertheit in der Hochschulforschung aber auch für andere Forschungszugänge gelten mag. In der folgenden Abbildung visualisiere ich meine Überlegungen, die ich in diesem Abschnitt näher erläutere.
Abbildung 1: Modell zur rollenbedingten Involviertheit in (ethnografischer) Hochschulforschung [21]
Ich habe zu verdeutlichen versucht, dass die Subjektivität von Forschenden nicht nur aus der Sicht von quantitativer Forschung als problematisch angesehen werden kann. Sie wird nicht nur aus individualistischen Merkmalen und Emotionen der*des Forschenden heraus gespeist, sondern auch durch kulturell geteilte Annahmen geprägt. Diese zwei Facetten von Subjektivität sind im Modell auf der linken Seite in Blau vermerkt. Die Befürchtung ist, dass sie den Forschungsprozess unkontrolliert steuert und zu einer Perspektivverengung führt. Im Rahmen ethnografischer Forschung wird in diesem Zusammenhang das Verhältnis von Nähe und Distanz der*des Forschenden zum Forschungsfeld stark diskutiert. Im Modell wird dieser Zusammenhang zwischen Subjektivität, Forschungsprozess und dem Verhältnis von Nähe und Distanz durch den blauen Hintergrund als Rahmung verdeutlicht. Der Hintergrund zieht sich dabei auch durch die verschiedenen Rollen (siehe unten), wodurch angedeutet wird, dass auch die Organisationsrolle Einfluss auf das Verhältnis von Nähe und Distanz haben kann. Sowohl Nähe als auch Distanz sind für das Verstehen im Forschungsprozess notwendig – zu viel Nähe scheint aber den subjektiven, unhinterfragten Blick weiter zu verstärken, wohingegen eine Distanznahme zum Forschungsfeld einen kritischeren Blick versprechen mag. Die Fremdheit zum Forschungsfeld kann die Distanznahme begünstigen, aber gleichzeitig auch hinderlich für das Verstehen der Innenperspektive des Forschungsfeldes sein. Insofern muss die*der Forscher*in eine gewisse Vertrautheit erlangen. In ihrer*seiner Rolle changiert die forschende Person also stets zwischen Nähe einerseits und Distanz andererseits, was schließlich zur Erkenntnisgewinnung führen soll. Diese Erwartung ist im Modell durch den schwarzen Pfeil von Nähe vs. Distanz auf Erkenntnisse markiert. Durch die Teilnahme entsteht also sowohl einfühlendes Verstehen als auch eine gewisse Verstrickung mit dem Forschungsfeld. Innerhalb der Forscher*innenrolle, was im Modell die blaue Farbgebung anzeigt, bahnt sich gewissermaßen eine Intra-Rollen-Involviertheit (als teilnehmende Forscher*in) an, die zum Austarieren dieser Rolle zwischen Beobachtung und Teilnahme dient. Dieser Facette von Involviertheit steht im oberen Drittel der Abbildung die Inter-Rollen-Involviertheit gegenüber (siehe unten). [22]
Bei der Hochschulforschung forscht die*der Forschende nun im eigenen Feld, was im Modell durch die grüne Überschrift Forschungsfeld & eigene Lebenswelt und den grünen Rahmen, der die verschiedenen Rollen einschließt, visualisiert wird. Wenn das Forschungsfeld und die eigene Lebenswelt zusammenfallen, hat dies vor allem Konsequenzen hinsichtlich der Vertrautheit: Diese muss nicht mehr hergestellt werden, da die*der Forscher*in bereits (in anderen Rollen) Teil des Feldes ist. Dadurch existiert bereits ein bestimmtes Vorverständnis, das wiederum die Art und Weise der Nähe als Forscher*in prägt. In der Abbildung ist diese Prägung durch den grünen Pfeil vom Kasten der Organisationsrolle zu dem Aspekt Nähe dargestellt. Zu bedenken ist hier, dass die forschende Person das Feld stets aus spezifischen Blickwinkeln heraus kennengelernt hat. Gleichzeitig ist es für sie notwendig, eine "künstliche" Fremdheit zum eigenen Umfeld zu erzeugen, um mit einem distanzierten Blick auf das Feld schauen zu können. Diesen Prozess symbolisiert im Modell der grüne Pfeil, der vom Begriff Distanz aus über den Rahmen der eigenen Lebenswelt hinausgeht. [23]
Die*der Hochschulforscher*in im eigenen Feld hat neben der Forscher*innenrolle auch gleichzeitig die eigene Organisationsrolle inne, die auch nach Abschluss des Forschungsprojektes noch bestehen bleibt. Daher unterscheidet sich in der Abbildung die Rahmung der beiden Rollen. Während die Forscher*innenrolle zum Ende des Forschungsprozesses durch die rechteckige Form als abgeschlossen markiert wird und dann bei einem neuen Forschungsprojekt der Forschungsprozess wieder von Neuem beginnt, führt sich die Organisationsrolle, symbolisiert durch den Pfeil, unabhängig vom Forschungsprojektes weiter fort. Innerhalb der Organisationsrolle verbergen sich weitere Rollen wie z.B. Lehrende*r, Wissenschaftsmanager*in und Kolleg*in. In einer Situation im Hochschulalltag, die man forschend in den Blick nehmen möchte, kann es also sein, dass man z.B. von anderen Teilnehmenden an einer Sitzung in der eigenen Rolle als Wissenschaftsmanager*in (und nicht als Forscher*in) adressiert wird. Dabei können mit den unterschiedlichen Rollen durchaus unterschiedliche Interessen einhergehen, die sich auch gegenseitig ausschließen können. Ebenso ist es möglich, dass z.B. Wissenschaftsmanagementsinteressen die Rolle als Forscher*in beeinflussen. Als Hochschulforscher*in ist man also nicht immer ausschließlich dem Interesse der Forschung verpflichtet. Es können sich Rollenkonflikte ergeben. Dargestellt wird dies im Modell durch die orangenen Doppelpfeile zwischen den Rollen. Die grundsätzliche Charakteristik von Hochschulforschung zwischen Forschung und Praxis/Politik (als graue Überschriften in der Abbildung sichtbar) wird dadurch expliziert. Die Involviertheit als Hochschulforscher*in im Feld bedingt sich also nicht nur durch die Nähe und Vertrautheit zum Forschungsfeld, sondern potenziert sich durch die verschiedenen Rollen. Diese bringen jeweils eigene Verstrickungen im Feld mit sich (nicht nur zwischen Beobachter*in und Teilnehmer*in innerhalb der Forscher*innenrolle) und rufen eine Art Inter-Rollen-Involviertheit in einem sozialen Sinne hervor. [24]
Insgesamt nehme ich mit dem Modell eine gewisse Abstraktion vor, denn die Vorstellung einer "reinen" Forscher*innenrolle ist natürlich nur analytisch haltbar, da sich Forschung nie ganz frei von der organisationalen Verfasstheit vollzieht. Im Kontext dieses Beitrags geht es aber vor allem darum, heuristisch darzulegen, dass die Verbindungen und Verhältnisse zwischen den Rollen andere sind, wenn das Forschungsfeld gleichzeitig die eigene berufliche Lebenswelt darstellt. [25]
Es stellt sich die grundsätzliche Frage, wie nun mit diesen Bedingungen der Hochschulforschung und den damit einhergehenden erkenntnistheoretischen Herausforderungen verfahren werden kann. Fokussiert man die "Gefährdung von Erkenntnis-Ansprüchen und -Möglichkeiten" (BREUER 2003, §13), erfolgt in der Regel eine "Abwehr im methodischen Handeln der Wissenschaftler/innen" (a.a.O.). Allerdings löst auch eine methodisch hoch standardisierte Hochschulforschung die Bedingungen der rollenbedingten Involviertheit und mögliches interessenbezogenes Handeln nicht auf. BREUER schlug vor, die "epistemologische Charakteristik [der Subjekthaftigkeit jeder Erkenntnis] als produktive Möglichkeit, als Erkenntnis-Fenster, als Chance methodischer Innovation auf[zufassen]" (a.a.O.). Diese Sichtweise bietet sich für Hochschulforschung in besonderem Maße an, denn insider research "provides important knowledge about what organizations are really like, which traditional approaches may not be able to uncover" (BRANNICK & COGHLAN 2007, S.72). Dies lässt sich produktiv mit der von BREUER (2003) vorgeschlagenen "leibhaftig-personal-sozial[en] Forscherperson-in-Interaktion" (§22) verknüpfen. Diese zeichne sich gerade durch ihre sozialen, kulturellen, historischen, sozialisatorischen, biografischen usw. Merkmale und "eine interventionistische Interaktion" (a.a.O.) mit dem Forschungsfeld aus. Auch aus den Bedingungen der Hochschulforschung lässt sich also "etwas Erkenntnisproduktives" (a.a.O.) machen. Dafür stellt die Reflexion des Forschungsprozesses eine zentrale Notwendigkeit dar. Im Modell erstreckt sie sich daher über den gesamten Forschungsprozess mit all seinen spezifischen Merkmalen. Schließlich soll die kontinuierliche Reflexion dazu beitragen, zu einer kontrollierten Subjektivität zu gelangen. Was ich darunter genau verstehe, erläutere ich im folgenden Abschnitt. [26]
4. Zur Relevanz der Reflexion von Subjektivität in Forschungsprozessen der Hochschulforschung
In den vorangegangenen Abschnitten wurde deutlich, dass mit Hochschulforschung spezifische Bedingungen hinsichtlich der Subjektivität von Forschung einhergehen. Eine Reaktion darauf kann eine offensive methodische (Neu-)Ausrichtung der Forscher*innenrolle (BREUER 2003) in der Hochschulforschung sein.10) Die Reflexion der Forscher*innenrolle im Forschungsprozess markiere ich hierfür als Schlüsselfigur. Die Notwendigkeit wurde von vielen Autor*innen betont (z.B. ALVESSON 2003; BRANNICK & COGHLAN 2007; REICHERTZ 2015; SMYTH & HOLIAN 2008). ZIMMERMANN (2008) konkretisierte diesbezüglich mit Blick auf die Hochschulforschung: "Insoweit sind Hochschulforscher/innen als in der Praxis mehrfach involvierte soziale Akteure und Akteurinnen zu analysieren. Genau dieses mehrfache Involviertsein zum Gegenstand der Analyse und Reflexion zu machen, ist m.E. das größte Forschungsdesiderat aktueller Hochschulforschung" (S.121). BREUER (2003) forderte mit Blick auf die vorgeschlagene Neuausrichtung, "in selbst-/reflexiver Weise eine Analyse der Erkenntnissituation, -konstellation, -interaktion, des Erkenntniskontextes vorzunehmen" (§25). Die Ziele einer solchen Reflexion bestehen dann nicht nur darin, die Güte von Forschung im Sinne der Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten, wie es z.B. REICHERTZ (2015) auswies oder STEINKE (2017) in den von ihr formulierten Gütekriterien qualitativer Forschung forderte, sondern durch den Reflexionsprozess selbst gewissermaßen eine kontrollierte Subjektivität zu erlangen (siehe dazu auch ALVESSON 2003). [27]
Dabei lege ich ein kulturanthropologisch geprägtes Verständnis von Reflexivität zugrunde. Dies steht im Gegensatz zu vielen anderen Autor*innen, die sich bei der Reflexion ihrer (Hochschul-)Forschung auf die von BOURDIEU (1993) aus der soziologischen Perspektive heraus konzipierte wissenschaftliche Reflexivität bezogen (z.B. BOLLIG & NEUMANN 2012; MALLI & SACKL-SHARIF 2015; ZIMMERMANN 2008).11) Zwar geht es mir auch um den "reflexive[n] Prozess der Beschreibung der eigenen wissenschaftlichen Praxis als Teil eines sozialen Feldes" (LANGENOHL 2009, §12) wie es in BOURDIEUs Konzept der Fall ist. Jedoch ist anders als bei ihm bei der Reflexion der Subjektivität im Kontext der rollenbedingten Involviertheit als Bedingungen der Hochschulforschung der Reflexionsgegenstand primär die/der individuelle Wissenschaftler*in. Denn BOURDIEUs Erkenntnisinteresse bezieht sich nicht auf Individuen, stattdessen gehe es primär darum, "die Aufklärung der für das wissenschaftliche Feld typischen Formen des Unbewussten zu betreiben" (RIEGER-LADICH, FRIEBERTSHÄUSER & WIGGER 2009, S.12). [28]
Auch ist die Zielperspektive eine andere. BOURDIEU strebte mit seinem Verständnis wissenschaftlicher Reflexivität nach Objektivierung durch Methoden, und der reflexive Prozess stellt die Voraussetzung für objektive Erkenntnis dar.12) Dem kulturanthropologischen Verständnis folgend gehe ich allerdings davon aus, dass wissenschaftlicher Fortschritt nicht durch objektive Erkenntnis, sondern durch Kontextualisierung erzielt wird:
"In der forschungsstrategischen Gebrauchsweise des Begriffs Reflexivität [...] tritt die Frage der Gegenstandsangemessenheit sozialwissenschaftlichen Wissens als Frage der Möglichkeit nach Selbstkontextualisierung auf. Damit verändern sich auch die (impliziten) Erfolgskriterien sozialwissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung: diese werden nicht mehr aus der angenommenen Ontologie ihres Gegenstandes oder aus einer vorgeblich objektiven Perspektive bezogen, sondern aus der Belehrbarkeit des Forschers und der Forscherin durch alternative Deutungen dieses Gegenstandes" (LANGENOHL 2009, §12). [29]
Das Ziel der im folgenden Abschnitt dargelegten Reflexionsfragen liegt also nicht darin, durch deren Beantwortung die eigene Forschung zu (ver-)objektivieren, sondern darin, die Subjektivität zu beleuchten und damit Transparenz herzustellen, durch die die Konfrontation mit alternativen Wissensformen und Deutungen ermöglicht wird.13) [30]
5. Entwicklung von Reflexionsfragen für die Hochschulforschung
Die eigene Forschung explizit in den Blick zu nehmen ist nicht neu. Wie BEHSE-BARTELS und BRAND (2009b) konstatierten,
"[gibt es] für den forschungspraktischen Umgang mit der Herausforderung, das eigene wissenschaftliche Handeln zu reflektieren und für die systematische Bearbeitung der Kategorie Subjektivität [...] bereits Ansätze, in deren Betrachtung sich differente und differenzierte Perspektiven auf die Thematik der Subjektivität der Forschenden offenbaren" (S.16). [31]
Einen Systematisierungsansatz zur Reflexion lieferte BREUER (2003), der die Dezentrierung und Selbstreflexion der/des Forschenden als Ausgangspunkt nahm. Es gehe dabei um "den Versuch der Einnahme einer Beobachter-Position gegenüber der eigenen Person und dem eigenen Inter-/Agieren im Forschungskontext" (§26). Hierfür stellte BREUER entlang der Forschungsphasen eine Reihe an exemplarischen Reflexionsfragen zur Verfügung.14) [32]
Mit den im Folgenden vorgeschlagenen Fragen schließe ich an BREUER an, stelle allerdings eine Verbindung zu den Besonderheiten der Hochschulforschung her mit dem Fokus auf der Reflexion der rollenbedingten Involviertheit der Forschenden. Anschlussfähig ist dies an die von ZIMMERMANN (2008, S.122) geforderte "Reflexion der Verhältnisse, die die Autor/inn/en aufgrund ihrer Positionen im Feld der Hochschulforschung zu ihren Erkenntnis- bzw. Forschungsgegenständen haben". Es geht also um die verschiedenen Rollen der forschenden Person und die damit einhergehenden Positionen im Feld. Um dies spezifisch zu beleuchten, erscheint es mir hilfreich und verbindend, den Blickwinkel von LOHMEIER (2018) auf die eigene Positionierung zum Forschungsfeld zu berücksichtigen. So verwies LOHMEIER auf die aus der Anthropologie stammende Unterscheidung von emischer und etischer Position zum Forschungsfeld. Während eine emische Position auf eine starke Einbindung der forschenden Person im Forschungsfeld verweise, stelle eine etische Position eher ein außenstehendes Verhältnis zum Feld bzw. Forschungsgegenstand aufgrund bestimmter Attribute dar. Im Verlauf des Forschungsprozesses könnten auch Verschiebungen der eigenen Position auftreten. LOHMEIER sah "das Kontinuum zwischen emischer und etischer Positionierung in einem komplexen Forschungsfeld als Einladung zu tieferen Reflexions- und Analyseebenen" (S.35) und schlug sieben Reflexionsfragen vor. In den nachstehenden Fragen finden sich also Anleihen aus BREUER (2003), LOHMEIER (2018) und auch COGHLAN (2019), der ebenfalls Fragen (mit Blick auf insider research) präsentierte.
Forschungsprozess |
Fragen zur Reflexion der eigenen rollenbedingten Involviertheit im Rahmen von Hochschulforschung |
Themenwahl und Fragestellung |
Wie bin ich zu meinem Forschungsprojekt gekommen? (z.B. Auftragsforschung) |
|
Welche meiner Organisationsrollen berührt das Forschungsthema direkt oder indirekt? |
|
Habe ich in einer oder mehreren meiner Organisationsrollen ein besonderes Interesse an dem Forschungsthema? Wenn ja, inwiefern? |
|
Ist die Formulierung der Fragestellung von einer dieser Interessen gelenkt? Wenn ja, inwiefern? |
|
Welches Vorverständnis und welche Emotionen zum Themenfeld habe ich aufgrund welcher meiner Rollen? |
|
Aufgrund welcher Attribute lässt sich meine Position zum Forschungsfeld auf dem Kontinuum zwischen starker Einbindung und außenstehendem Verhältnis wie verorten? |
Design, Methodenwahl und Datenerhebung |
Warum entscheide ich mich für dieses spezielle methodische Vorgehen? |
|
Wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen Nähe und Distanz innerhalb meiner Forscher*innenrolle während der Datenerhebung? |
|
Nehme ich weitere Rollen während der Datenerhebung im Feld ein? Wenn ja, wie ist das Verhältnis zwischen den Rollen? Ergeben sich Rollenkonflikte während der Datenerhebung? Welchen Einfluss haben die verschiedenen Rollen auf das Verhältnis zwischen Nähe und Distanz? |
|
Mit welchen Reaktionen (hinsichtlich des Forschungsprojektes) seitens der Feldmitglieder bin ich konfrontiert und was macht das mit mir in meinen verschiedenen Rollen? |
|
(Wie) verändert sich mein Verhältnis zum Feld während der Datenerhebung und damit meine Positionierung? |
|
Entgeht mir aufgrund meines spezifischen Blickwinkels ggf. etwas? Was könnte ein*e Forscher*in mit mehr Nähe oder mehr Distanz ggf. erfahren oder sehen? |
Auswertung und Interpretation |
Warum entscheide ich mich für diese Form der Auswertung? |
|
Habe ich in einer oder mehreren meiner Organisationsrollen ein spezifisches Interesse hinsichtlich der Ergebnisse? |
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Wie prägen meine verschiedenen Rollen das Verhältnis von Nähe und Distanz während der Auswertungs- und Interpretationsphase? |
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Welche spezifischen Interpretationsräume ermöglichen oder verschließen mir meine verschiedenen Rollen? |
|
Wie beeinflusst mein Vorverständnis meine Auswertung und Interpretation? |
|
Welche weiteren Interpretationen aus einem anderen Blickwinkel würden die Daten zulassen? |
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Könnten die Ergebnisse positive oder negative Auswirkungen für meine Organisationsrollen haben? Ergeben sich aus den Ergebnissen Konflikte zwischen meinen verschiedenen Rollen? |
Darstellung und Präsentation |
Wenn sich Konflikte aus den Ergebnissen ergeben: Wie gehe ich mit diesen Konflikten um? |
|
Welche Ergebnisse wähle ich in welcher Form für welche Zielgruppe warum (nicht) zur Präsentation aus? Welche Wirkungen erziele ich damit (nicht)? |
Tabelle 1: Fragen zur Reflexion der eigenen rollenbedingten Involviertheit im Rahmen von Hochschulforschung entlang des Forschungsprozesses [33]
Die Fragen stellen keine abgeschlossene Liste dar, sondern sind als Anregung zu verstehen, um zu reflektieren, wie die eigene rollenbedingte Involviertheit die Subjektivität im Forschungsprozess prägt. Das Durchdenken dieser Fragen muss dabei keine isolierte Angelegenheit einzelner Forscher*innen bleiben, sondern hilfreich könnte hier auch der Austausch mit Peers sein.15) Wenngleich diese auch involvierte Personen und damit potenziell verstrickt sind, kann durch die unterschiedlichen Perspektiven wahrscheinlich noch einmal eine Distanzierung hergestellt werden. Auch wenn die Problematiken von rollenbedingter Involviertheit und Subjektivität im Forschungsprozess ernst zu nehmen sind und benannt werden müssen, soll das Durchdenken der Fragen nicht zu einem rein defizitären Blick führen. Denn gleichzeitig kann so auch der Frage nachgegangen werden, auf welche Weise Subjektivität eine wertvolle Ressource in einem spezifischen Forschungsprojekt darstellt. [34]
6. Fazit, kritische Überlegungen und Ausblick
Hochschulforschende bewegen sich aufgrund ihres Forschungsgegenstands stets zwischen ihrer Forschung und möglichen Implikationen für die eigene Organisation. Diese Bedingungen der Hochschulforschung können die Subjektivität der Forschenden prägen, da sie nicht nur innerhalb ihrer Forscher*innenrolle durch das Changieren von Nähe und Distanz involviert sind, sondern sich auch eine besondere Involviertheit durch die verschiedenen weiteren Rollen in der Organisation ergibt. Die Herausforderungen liegen vor allem darin, das eigene Vorverständnis und den eigenen Blickwinkel kritisch zu hinterfragen, mögliche Einflüsse der eigenen Organisationsrollen auf das Forschungsprojekt wahrzunehmen und einen Umgang mit möglichen Interessenskonflikten zu finden. Ohne Frage führt die rollenbedingte Involviertheit zu subjektiven Blickwinkeln, Entscheidungen und Interpretationen. Dies heißt aber nicht – und das möchte ich hier nochmal deutlich machen –, dass Hochschulforschung beliebig ist oder es keiner regelgeleiteten Forschung bedarf. Denn die Orientierung an methodischen Verfahren kann u.a. zur Distanzgewinnung hilfreich sein und ermöglicht darüber hinaus die Nachvollziehbarkeit der eigenen Forschungsarbeit für Außenstehende. Gleichzeitig sollte die "unhintergehbare Subjektivität" (REICHERTZ 2015, §52) aber nicht negiert werden. Die Bedingungen der Hochschulforschung und damit verbundene Probleme fordern im Besonderen dazu auf. Die in diesem Beitrag vorgeschlagenen Reflexionsfragen über die eigene rollenbedingte Involviertheit sollen zu einer kontrollierten Subjektivität beitragen, sodass nicht nur mögliche Stolpersteine, sondern auch die Chancen für die eigene Forschung sichtbar werden. [35]
Kritisch sehe ich an der von mir vorgeschlagenen Systematik, dass ich mich stark an der Logik empirischer Forschung orientiert habe. Inwiefern (nicht nur begriffliche) Adaptionen für eine theoretisch-analytische Hochschulforschung (z.B. zu Fragen nach Zwecken und Zielen in Hochschullehre) notwendig wären, müsste eruiert werden.16) Zudem kann (empirische) Hochschulforschung sehr unterschiedlich akzentuiert sein. Mit Blick auf die rollenbedingte Involviertheit macht es sicherlich einen Unterschied, ob ein*e Forscher*in aus der Erziehungswissenschaft über die Wahrnehmung von Konflikten im Studienalltag von Informatik-Studierenden forscht oder ob ein*e Forscher*in in ihrer Forschung fachliche Entwicklungen von Studierenden in der Studieneingangsphase ihrer eigenen Fakultät in den Blick nimmt. Vielleicht spielen für die rollenbedingte Involviertheit auch die Transfererwartungen eine Rolle und es macht einen Unterschied, ob Forschung im Sinne von Wissensproduktion oder im Sinne von Forschung und Entwicklung gedacht wird. In meinem Beitrag habe ich den Ausgangspunkt im Sinne der Hochschulforschung bei der Forscher*innenrolle gesetzt und dabei vor allem eine ethnografisch-geprägte Perspektive eingenommen. Ein zwischen der Forscher*innenrolle und Organisationsrolle vermittelnder Ansatz könnte z.B. "Design-Based Research" (REINMANN 2020) sein. Für Forschung, die primär aus der Organisationsrolle heraus gedacht wird, wäre der Diskurs zur Praxisforschung (ALTRICHTER, FEINDT & THÜNEMANN 2021) anschlussfähig. Was bleibt ist die Notwendigkeit zur Reflexion der eigenen Subjektivität im Spannungsfeld zwischen Forschung und Organisation. [36]
Diesbezüglich habe ich im vorliegenden Beitrag zwar konkrete Reflexionsfragen eröffnet, Beispiele dafür, wie sich das Spannungsfeld schließlich in konkreten Forschungsprojekten ausgestaltet, fehlen aber. Um die Ausführungen dieses Beitrags "mit Leben zu füllen" plane ich im Rahmen meiner kumulativen Dissertation die Reflexion meines eigenen Forschungsprojektes zur Thematik der Diskussion hochschuldidaktischen Materials in Gruppen von Hochschullehrenden17) im Rahmen der FQS-Debatte Von uns selbst sprechen wir! Erkundungen sozialwissenschaftlichen Arbeitens zu veröffentlichen. Anhand meines Forschungstagebuchs und der hier vorgestellten Reflexionsfragen möchte ich u.a. der Entwicklung des Verhältnisses zwischen meiner Forscherinnenrolle und meiner Organisationsrolle nachspüren. Einen ersten Einblick liefert folgendes Zitat aus meinem Forschungstagebuch:
"Im Anschluss an den offiziellen Teil der Sitzung habe ich dann eine weitere Rolle eingenommen, wobei ich mir gar nicht sicher bin, wie ich diese benennen würde. Auf jeden Fall habe ich die Materialgeberin gefragt, wie sie die Diskussion und das Format empfunden hat [...]. Ich habe gemerkt, dass ich dies vornehmlich deshalb gemacht habe, weil ich eine gewisse Verantwortlichkeit für das Format fühle [...]. Ich möchte, dass die Teilnehmenden mit einem positiv irritierten Gefühl aus der Materialwerkstatt gehen. Ich glaube, da liegt das große Potenzial, welches ich anderen Personen weitergeben möchte. Ich merke, dass ich möchte, dass das Format in diesem Sinne 'funktioniert'. Meine Frage an die Materialgeberin führe ich also eher auf diese Intention zurück statt auf Notizen für meine ethnographische Forschung. Wenngleich solche Gespräche dafür natürlich ebenfalls nützlich sind. Hier zeigt sich meine Involviertheit in das Forschungsprojekt, das ich nicht mit einer vollkommenen Distanz beforsche, da ich mich durchaus auch ein wenig verantwortlich für das Format fühle." [37]
Die im Tagebuch festgehaltenen Gedanken verweisen u.a. auf eine gewisse Identifikation mit dem beforschten Konzept über die Forscherinnenrolle hinaus und werfen die Frage auf, inwieweit ich versucht habe, persönliche Gefühle nicht innerhalb, sondern außerhalb meiner Forscherinnenrolle zu verorten. Diesen Aspekten möchte ich weiter nachgehen, um nachvollziehbar zu machen, wie meine rollenbedingte Involviertheit mein Forschungsprojekt geprägt hat und welche Herausforderungen und Chancen hinsichtlich der Subjektivität ein Projekt zwischen Ethnografie und praxisorientierter Entwicklungsarbeit mit sich bringt. [38]
Ich danke den Veranstalter*innen der Bielefelder Frühjahrstagung. In dem von ihnen genutzten Format der Forschungswerkstätten konnte ich mein Dissertationsprojekt ausführlich vorstellen. Die dortige (kontroverse) Diskussion, vielen Dank dafür an die Teilnehmer*innen, hat mich zu dem vorliegenden Beitrag motiviert. Meinen Dank möchte ich auch Paul GOERIGK und Beatrice SALAMENA für das gemeinsame Durchdenken meines Projektes im Nachgang der Tagung und die anderen Blickwinkel aussprechen. Unser Gespräch hat mir wertvolle Anregungen zum Weiterdenken gegeben. Bedanken möchte ich mich außerdem bei Martin HEINRICH, der mich zu diesem Beitrag ermutigt und konstruktives Feedback gegeben hat. Für das Feedback danke ich ebenfalls den anonymen Gutachter*innen. Ihre Außenperspektive auf den Text hat mir hilfreiche Hinweise gegeben. Schließlich bedanke ich mich bei der gesamten FQS-Redaktion für die umsichtige Begleitung während des Publikationsprozesses.
1) Im Folgenden verwende ich bewusst der Begriff "Organisation" und nicht "Institution": Während mit "Institution" eher der akademische Betrieb als allgemeine Einsozialisation in die Wissenschaft adressiert wird, verweist "Organisation" auf die konkrete Hochschule und die formell festgelegte Mitgliedschaft (siehe auch GÖHLICH 2014). <zurück>
2) Siehe z.B. die Themenschwerpunkte von MRUCK, ROTH und BREUER (2002) sowie ROTH, BREUER und MRUCK (2003), die FQS-Debatte Von uns selbst sprechen wir! Erkundungen sozialwissenschaftlichen Arbeitens oder den Sammelband von BEHSE-BARTELS und BRAND (2009a). <zurück>
3) BAUR et al. wiesen darauf hin, dass dies vor allem "bei den Forschenden unvertrauten sozialen Kontexten zentral" (S.272) sei. Allerdings wird dies in der Hochschulforschung auch mit Blick auf die vertraute Umgebung angenommen (siehe Abschnitt 2.4). <zurück>
4) Zur Einführung in den Konstruktivismus siehe z.B. REICH (2001). Ein möglicher Ansatz besteht darin, den Sozialkonstruktivismus als "argumentative Brücke" (HEINRICH 2021, S.62) zu nutzen. BREUER (2003, §12) hielt fest: "Die epistemologische Situation sozialwissenschaftlicher Erkenntnis ist durch Eigenschaften des Subjekts und der Subjekt-Objekt-Interaktion geprägt – also subjektgebunden, subjektabhängig. Auf dieser erkenntnistheoretischen Ebene lässt sich unter Sozial-/Wissenschaftlern und Sozial-/Wissenschaftlerinnen häufig prinzipieller Konsens herstellen. Dieser Konsens hält allerdings nur solange bzw. insoweit, wie er 'nichts kostet'. Auf der Ebene konkreten Handelns – der praktizierten sozialwissenschaftlichen Forschungsmethodik – ist das epistemologische Bekenntnis zum Konstruktionismus bzw. einer seiner Spielarten häufig konsequenzenlos". <zurück>
5) Hinsichtlich der Begrifflichkeit gab ALVESSON zu bedenken, dass dadurch das Missverständnis entstehen könnte, es gehe vor allem um das Selbst der Forschenden. In diesem Zuge grenzte er die Eigenethnografie von der Autoethnografie ab, da letztere auf Introspektion ziele, nicht auf Kulturanalyse. Als mögliche andere Bezeichnungen von "self-ethnography" nannte ALVESSON "home-culture-ethnography" oder "insider-ethnography" (S.176). <zurück>
6) Hier lässt sich ein Bezug zu der von GOLD (1958) entwickelten Typologie von Beobachter*innenrollen herstellen: vollständige Teilnehmer*innen, Teilnehmer*innen als Beobachter*innen, Beobachter*innen als Teilnehmer*innen und vollständige Beobachter*innen. <zurück>
7) Zu disziplinären Zugängen zur Hochschulforschung siehe z.B. das Themenheft von BRAUN, KLOKE und SCHNEIJDERBERG (2011). <zurück>
8) WILKESMANN (2019) wies darauf hin, dass die Bezeichnung von RINDERMANN (2000) stammt. <zurück>
9) BRANNICK und COGHLAN (2007) definierten insider researchers als "those undertaking research in and on their own organizations while a complete member, which in this context, means both having insider preunderstanding and access and wanting the choice to remain a member on a desired career path when the research is completed" (S.71). <zurück>
10) Neben dem hier gelegten Fokus auf die Forscher*innenrolle gibt es weitere Vorschläge zur Überwindung der aufgezeigten Problematiken. So führte z.B. WILKESMANN (2019) die soziale Institution des freien wissenschaftlichen Wettbewerbs an, wodurch der Herausforderung von Interessenkonflikten begegnet würde, und verwies auf die Möglichkeit des kommunikativen Handelns zwischen Forschenden verschiedener Disziplinen, was zur Bewältigung des Selbstüberschätzungsproblems führe. <zurück>
11) LANGENOHL (2009) fasste den wissenschaftstheoretischen Hintergrund der beiden Verständnisse wie folgt zusammen: "In der gegenwärtigen Diskussion um den heuristischen Anspruch der Soziologie, und der qualitativen Sozialforschung im weiteren Sinne, sind zwei Idiome der Reflexivität zu unterscheiden: ein durch Debatten in der Anthropologie inspiriertes, pragmatisches Idiom der Reflexivität, gemäß dem Praxen akademischer Selbstbeobachtung als (immer unvollkommenes) Substitut für die mit der Postmoderne verloren gegangene, selbstverständliche positivistische Objektivität der Erkenntnis auftreten; und ein Theorieidiom der Reflexivität, das konstitutiv für eine allgemeine Krise der Repräsentation ist, weil sich diese erst aus Sicht der theoretisierenden Generalisierung als solche darstellt. Während die anthropologisch informierte Debatte einen epistemischen Bruch feststellt und die Konsequenzen – abhanden gekommene Objektivität – unaufgeregt prozessiert, wird bei BOURDIEU die Behauptung eines solchen Bruchs kraft theoretisierender Operationen skandalisiert mit dem Ziel, an Objektivität festhalten zu können" (§24). LYNCH (2004 [2000]) kritisierte, "dass Reflexivität eine epistemologische Leistung sei, die ihre Gegenstände des (Selbst-) Forschungsbezugs besonders bevollmächtigte oder kritisch entkräftete" (S.300). <zurück>
12) Ausführliche Hintergründe dazu liefert z.B. LANGENOHL (2009). <zurück>
13) Kritisch zu diskutieren wäre, ob dieses Verständnis ggf. bestimmten ethnografischen Ansätzen entgegensteht. So forderten z.B. AMANN und HIRSCHAUER (1997, S.27) eine "objektivierende Haltung". Und COGHLAN (2019, S.22) hielt fest: "If you are an insider researcher working within the ethnography tradition, you have to work hard at liberating yourself from subjectivity in order to meet the intellectual requirements of this research tradition". Wie THOMAS (2019, Kap. 2.2) deutlich machte, wird aber auch in der Ethnografie verstärkt die Begrifflichkeit der "Objektivität" kritisch gesehen. Es müsste diskutiert werden, inwiefern sich "objektivierend" und die von mir bevorzugte Variante "kontrolliert subjektiv" überhaupt unterscheiden. <zurück>
14) Erneut aufgegriffen wurden diese Reflexionsfragen von BREUER, MEY und MRUCK (2011), die sie mit der Grounded-Theory-Methodologie in Verbindung brachten. <zurück>
15) BREUER et al. (2011) nannten als Techniken zur Förderung von (Selbst-)Reflexivität das Führen eines Forschungstagebuchs, die Präkonzept-Explikation, das Memo-Schreiben sowie die Gruppe der Mitforschenden. <zurück>
16) Varianten, wie sich bildungswissenschaftliche Theoriebildung zu hochschulischem Lehren und Lernen vollziehen kann, zeigt z.B. RHEIN 2019 auf. <zurück>
17) Dabei untersuche ich das Format sogenannter "Materialwerkstätten", in denen Lehrende anhand von konkretem Lehrmaterial über Lehre in der Lehrer*innenbildung diskutieren (zum Konzept siehe SCHWEITZER [2021b] sowie SCHWEITZER, HEINRICH und STREBLOW [2019]). Das diesem Artikel zugrundeliegende Vorhaben BiProfessional wird im Rahmen der gemeinsamen "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" von Bund und Ländern mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01JA1908 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei der Autorin. <zurück>
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Julia SCHWEITZER ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Zentrum Praxisreflexion der Bielefeld School of Education an der Universität Bielefeld und in "BiProfessional", dem Bielefelder Standortprojekt der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung". Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik in der Lehrer*innenbildung, insbesondere Beobachtung als Methode der Praxisreflexion, Lehrmaterialien und deren Reflexion sowie Wissenschaftskommunikation.
Kontakt:
Julia Schweitzer
Universität Bielefeld
Bielefeld School of Education
Universitätsstr. 25
33615 Bielefeld
E-Mail: julia.schweitzer@uni-bielefeld.de
URL: https://ekvv.uni-bielefeld.de/pers_publ/publ/PersonDetail.jsp?personId=82825507
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