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Volume 25, No. 2, Art. 2 – Mai 2024

Paarbeziehungen mittels Paarinterviews erforschen. Potenziale der dokumentarischen Methode und deren Umsetzung in zwei Forschungsprojekten

Viola Logemann & Johanna Egli

Zusammenfassung: Anhand zweier Projekte, in denen Paarbeziehungen mittels Paarinterviews dokumentarisch untersucht wurden, möchten wir in diesem Beitrag die Potenziale einer dokumentarischen Paarforschung aufzeigen und diese im soziologischen Diskurs konkretisieren und stärken. Dabei verfolgen wir eine sozialkonstruktivistische, wissenssoziologische Perspektive und verstehen Paarbeziehungen als andauernde Herstellungsprozesse bzw. ko-konstruierte Wirklichkeiten, die auf geteiltem und gemeinsam hervorgebrachtem Erfahrungswissen basieren. Vor diesem Hintergrund erweist sich das Paarinterview als geeignete Erhebungsform, mit der der Interaktivität und Relationalität von Deutungen und Handlungen besonders Rechnung getragen werden kann. Als Fokus der Erhebung erachten wir "Schwellen-Wendepunkte" nach LENZ (2009, S.105) als besonders ertragreich, da diese als konkrete Umbruchsereignisse mit bestimmten Wissenselementen verbunden sind. Im Projekt von Viola LOGEMANN wurde das erste Zusammenziehen in den Blick genommen, und die damit verbundenen Ko-Konstruktionsprozesse von Paaren wurden anhand einer dokumentarisch-hermeneutischen und vergleichenden Analyse rekonstruiert. Im Projekt von Johanna EGLI interessierten partnerschaftliche Geschlechterverhältnisse im Zusammenhang mit Familiengründung und Migration, wobei mit der dokumentarischen Diskursanalyse gearbeitet und ein besonderer Fokus auf die performative Ebene gelegt wurde. In Anbetracht der verschiedenen Spielarten und Schwerpunktsetzungen in den Projekten betrachten wir die dokumentarische Methode als Repertoire gewinnbringender Analyseinstrumente, die in der soziologischen Paarforschung eingesetzt werden können.

Keywords: dokumentarische Paarforschung; dokumentarische Methode; Paarsoziologie; Wissenssoziologie; Paarbeziehung; Paarinterview; Zusammenziehen; Familiengründung; Migration; Geschlechterverhältnisse

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Paarbeziehungen und ihre wissenssoziologische Betrachtung

3. Grundzüge der dokumentarischen Methode

4. Forschungsprojekt zum ersten Zusammenziehen (Viola LOGEMANN)

4.1 Vorgehensweise: hermeneutische und komparative Analyse

4.2 Beispielfall: Rosalie und Nino

5. Forschungsprojekt zu Familiengründung und Migration (Johanna EGLI)

5.1 Vorgehensweise: dokumentarische Diskursanalyse

5.2 Beispielfall: Elsa und Henock

6. Diskussion: Prämissen, Positionierungen und Potenziale

6.1 Aussagekraft narrativer Paarinterviews

6.2 Spuren geteilten Wissens als Fokus dokumentarischer Interpretation

6.3 Herausforderungen und Empfehlungen

7. Fazit

Danksagung

Anhang 1: Legende verwendeter Transkriptionszeichen im Projekt von Viola LOGEMANN (nach DRESING & PEHL 2018)

Anhang 2: Legende verwendeter Transkriptionszeichen im Projekt von Johanna EGLI (angelehnt an BOHNSACK 1999, S.233f. und ROSENTHAL 2015, S.100)

Anmerkungen

Literatur

Zu den Autorinnen

Zitation

 

1. Einleitung

In vielseitigen Ausprägungen auch abseits der heteronormativen ehelichen Zweierbeziehung sind Paare in westlichen Gesellschaften als zentrale Instanzen für Identitätsfindung, Selbstverwirklichung und gesellschaftliche Integration zu verstehen (BERGER & KELLNER 1965 [1964], S.220; HERMA 2019, S.79; LENZ 2009, S.210ff.). Liebe und Paarbeziehung sind außerdem mit mannigfachen gesellschaftspolitischen Fragestellungen verflochten1) und von gesellschafts-historischen Wandlungsprozessen betroffen, sodass z.B. HANSEN (2022) unter den Bedingungen der "Kontingenzkultur und Konkurrenzgesellschaft" eine "neue Ordnung der Liebe" proklamierte. [1]

Darüber hinaus wird seit längerer Zeit berechtigterweise nicht nur die Hegemonialstellung heterosexueller, monogamer (Ehe-)Paarbeziehungen hinterfragt und kritisiert2), sodass Selbstverständlichkeiten und normative Erwartungshaltungen kaum mehr unantastbar sind und stärker zu Verhandlungsobjekten in gesellschaftlichen Diskursen wie auch zwischen den einzelnen Partner*innen werden. Wie u.a. von KOPPETSCH und BURKART (1999) dargelegt wurde, sind diese Diskurse in und um Paarbeziehungen auch im Hinblick auf soziale Ungleichheiten zu diskutieren, da zum einen Vorstellungen, zum anderen Praktiken von Arbeitsteilung, Beziehungsführung und Gleichberechtigung milieuspezifisch variieren. Vor dem Hintergrund der von den Autor*innen beobachteten "Illusion der Emanzipation", die sich bei einem hochgebildeten und politisch sensibilisierten Milieu an einem Auseinanderklaffen von egalitären Partnerschafts- und ungleichen Geschlechternormen äußere, offenbart sich die "Eigenkomplexität" (WUTZLER 2021, S.37) und "Potenzialität von Paarbeziehungen" (S.36), für die Paar- und Familiensoziolog*innen offen sein müssen. [2]

Nicht nur die vielseitigen Auswirkungen gesellschaftlicher Fragestellungen und Konflikte auf Paarbeziehungen sind also soziologisch relevant, sondern auch die Gestalt von Paaren als "eine soziale Einheit mit eigener Dynamik und einem eigenen Operationsmodus" (BURKART 2018, S.12). In Paarbeziehungen verhandeln, definieren, reproduzieren und revidieren die Partner*innen ihren Alltag, ihre Praktiken und ihre sozialen Wirklichkeiten. [3]

Mit unserem soziologischen Interesse an Paaren innerhalb einer qualitativ-rekonstruktiven Forschungslogik knüpfen wir deswegen an die grundlegende Haltung an, "von der intersubjektiven Konstitution und damit [der] Relationalität des Sozialen auszugehen" (WIMBAUER & MOTAKEF 2017a, §1). Wir setzen zum einen an der sozialkonstruktivistischen (BERGER & LUCKMANN 1969 [1966]), zum anderen an der praxeologischen Wissenssoziologie (BOHNSACK 2017) an und legen unser Augenmerk auf die folgenden Fragen: "Wie wird das, was für wahr und richtig gehalten wird, im Alltag hergestellt? Wie entstehen Orientierungen, Haltungen, Weltanschauungen im interaktiven und sozialisationsgeschichtlichem Herstellungsprozess?" (S.59) Paare können dabei als zentrale Instanzen der (Re-)Produktion von sozialem Sinn angesehen werden. Im Anschluss an die Ausführungen von WIMBAUER und MOTAKEF (2017a) zum "methodologischen Relationalismus" (§1) argumentieren wir, dass bei der Analyse von Paaren der Relationalität von Deutungen und Handlungen besonders Rechnung getragen werden muss und sich Paarinterviews in diesem Rahmen als Erhebungsmethode vorrangig anbieten: Paarinterviews3) ermöglichen im Besonderen das Einfangen "der intersubjektiven Konstruktion gemeinsamer (oder unterschiedlicher) Sinnwelten, Wirklichkeitsdeutungen und Sichten auf die Welt von Paaren" (§21) sowie die Rekonstruktion von Paarperformanz und Doing Couple4) (STEMPFHUBER 2012, S.166; WIMBAUER & MOTAKEF 2017a, §2). Im Rahmen einer soziologischen Paarforschung, die auf den Prinzipien eines wissenssoziologischen Verständnisses von Paaren fußt, stellt sich darüber hinaus aber auch die Frage nach adäquaten Methodologien und Methoden der Rekonstruktion von Praktiken und Deutungsprozessen. [4]

Vor dem Hintergrund unserer eigenen Forschungsarbeiten und daran anknüpfenden Reflexionen betrachten wir die dokumentarische Methode nach BOHNSACK, NENTWIG-GESEMANN und NOHL (2001), erweitert und spezifiziert insbesondere durch NOHL (2006) sowie PRZYBORSKI (2004), als Methodengerüst und Repertoire gewinnbringender Analyseinstrumente. Die dokumentarische Methode (im Folgenden D.M.) erlaubt die Rekonstruktion geteilter, impliziter Wissensbestände und des Wie ihrer Herstellung, indem methodologisch auf der praxeologischen Wissenssoziologie aufgebaut wird und deren Fragestellungen methodisch konsequent verfolgt werden: In Anknüpfung an die Wissenssoziologie MANNHEIMs (1964) werden in der dokumentarischen Interpretation mit der "genetischen oder performativen Analyseeinstellung" (BOHNSACK 2018a, S.53) die sozialen und relationalen Herstellungsprozesse der Wirklichkeit fokussiert. In diesem Beitrag stellen wir deswegen die methodologische Konzeptualisierung und methodische Umsetzung einer dokumentarischen Paarforschung in den Mittelpunkt. In einigen, in ihrer Anzahl jedoch überschaubaren Forschungsarbeiten konnte bereits gezeigt werden, wie die D.M. in der soziologischen Paarforschung produktiv eingesetzt werden kann. Im familiensoziologischen Themenfeld kombinierten z.B. BEHNKE (2012), BEHNKE und MEUSER (2013), FOLTYS (2013) und SIMON (2022) Paarinterviews und dokumentarische Auswertung. Expliziten paarsoziologischen Bezug weisen die Arbeiten von DÖBLER (2020) und VON SICHART (2016) auf. VON SICHART hat zu Resilienz in Paarbeziehungen geforscht und dabei die dokumentarische Interpretation von Paargesprächen und Bildmaterial kombiniert. Auf diesem Weg gelang es ihr, drei sinngenetische Typen von Resilienzpraktiken zu rekonstruieren, mit denen Paare eine Beziehungskrise überwinden können. DÖBLER untersuchte aus einer wissenssoziologischen Perspektive, wie die Paarbeziehung gedeutet und praktiziert wird, wenn beide Partner*innen überwiegend getrennt voneinander leben. In einer Kombination aus D.M., Diskursanalyse und Grounded-Theory-Methodologie rekonstruierte sie das Wissen der Paare zu Paarbeziehungen und welche Rolle physische Ko-Präsenz der Partner*innen dabei spielt (siehe dazu auch LOGEMANN 2021). [5]

Mit diesem Beitrag ergänzen wir die bisherigen Anwendungsbeispiele und Ausführungen um eine detaillierte Darstellung und Reflexion der dokumentarischen Interpretation von Paarinterviews mit besonderem Augenmerk auf mögliche Spielarten und Schwerpunktsetzungen. Wir ziehen dafür zwei eigene Forschungsarbeiten heran: Im Projekt von Viola LOGEMANN wurden die Deutungs- und Konstruktionsprozesse in den Blick genommen, die sich in der Paarbeziehung beim Zusammenziehen in die erste gemeinsame Wohnung vollziehen. Beim Projekt von Johanna EGLI waren die partnerschaftlichen Geschlechterverhältnisse im Zusammenhang mit Familiengründung und Migration von Interesse. Durch die Darstellung der unterschiedlichen Forschungsgegenstände und Vorgehensweisen in den beiden Projekten soll die Vielseitigkeit und Variabilität der D.M. in ihrer Anwendung bei einer gleichzeitig konsequenten Rückkopplung an deren methodologisches Fundament demonstriert werden. Im Zuge dessen soll nicht nur das Potenzial der D.M. für die Paarforschung herausgestellt werden. Wir betrachten diese zudem im Spiegel der Wissenssoziologie und dokumentarischen Analyse als besonders ertragreiches Brennglas für soziale Prozesse insgesamt und möchten deshalb die Bedeutung der dokumentarischen Paarforschung im soziologischen Diskurs konkretisieren und stärken. [6]

Im Folgenden legen wir zuerst dar, wie Paarbeziehungen aus einer wissenssoziologischen Perspektive konzeptualisiert werden können. Im Zuge dessen werden "Schwellen-Wendepunkte" in der Paarbiografie (LENZ 2009, S.105) als ertragreiche Untersuchungsereignisse herausgestellt und somit auf deren Fokussierung in den beiden Forschungsprojekten übergeleitet (Abschnitt 2). Im Anschluss werden die methodologischen Grundlagen und methodischen Strategien der D.M. skizziert und das Paar in diesem Zuge als "konjunktive Erfahrungsgemeinschaft" (MANNHEIM 1980, S.221) konzeptualisiert (Abschnitt 3). Daran anschließend werden die beiden exemplarischen Forschungsarbeiten ausführlich vorgestellt: Dabei werden zuerst die Hintergründe des jeweiligen Erkenntnisinteresses und die methodologische Auslegung der Forschungsgegenstände erläutert. Darauffolgend stellen wir entlang ausgewählter Fallbeispiele die jeweilige Vorgehensweise bei der Auswertung dar (Abschnitt 4 und 5). In der anschließenden Diskussion werden die hier vertretene methodologisch-methodische Positionierung und die aus den Anwendungsbeispielen resultierenden Erkenntnisse zusammengefasst und deren Konsequenzen in den soziologischen Methodendiskurs eingebettet (Abschnitt 6). Im Fazit werden schließlich die Potenziale einer dokumentarischen Paarforschung, wie sie sich in den hier vorgestellten Projekten zeigten, benannt und die zentralen Erkenntnisse zusammengefasst (Abschnitt 7). [7]

2. Paarbeziehungen und ihre wissenssoziologische Betrachtung

Mit ihrem in der Paarsoziologie zum Klassiker gewordenen Aufsatz "Die Ehe und die Konstruktion der Wirklichkeit" haben BERGER und KELLNER (1965 [1964]) die Idee einer wechselseitigen Herstellung von Sinn in der Paarbeziehung etabliert, indem sie darlegten, dass Paare eine gemeinsame Wirklichkeit hervorbringen. Sowohl diese sozialkonstruktivistische Auslegung als auch eine praxeologische Perspektive, bei der das Wissen, "welches aus dem gemeinsam erlebten Vollzug und der gemeinsam erlebten Reproduzierbarkeit der Praxis resultiert" (BOHNSACK 2017, S.105), in den Vordergrund gestellt wird, sind aus unserer Sicht für ein ganzheitliches wissenssoziologisches Verständnis von Paaren zu berücksichtigen. Aus dieser Perspektive wird in einer Paarbeziehung eine gemeinsame Wirklichkeit sowohl automatisch als auch notwendigerweise konstruiert und performativ hervorgebracht: Innerhalb der Paarbeziehung findet ein expliziter und impliziter permanenter Bezug der Handlungen, Definitionen und Identitäten der beiden Partner*innen auf die jeweils andere Person statt. Dabei werden das eigene Wissen und Weltverständnis, die eigene Wirklichkeit, kontinuierlich zum Ausdruck gebracht, reproduziert, angepasst und sogar revidiert, je nachdem, wie sie mit der Wirklichkeit der Beziehungsperson in einen Zusammenhang gebracht werden können. Die Paare entwickeln und performieren auf diesem Weg eine Paaridentität und ein Wir-Gefühl, verständigen sich über gemeinsame Anschauungen und geteilte Wahrnehmungen, definieren mehr oder weniger intentional Rollenaufteilungen und entwickeln Routinen. [8]

Beim Durchlaufen dieses Prozesses wird die Paarbeziehung zu einer Instanz, die den einzelnen Partner*innen als Ankerpunkt für Gewissheit, Identität und Individualität dienen kann (LENZ 2009, S.231). Dieser fortlaufende Prozess weist keine konkret auszumachenden Start- und Endpunkte auf und geschieht nicht nur in einzelnen, isoliert zu betrachtenden paarbiografischen Momenten, sondern erstreckt sich über das Kennenlernen des potenziellen Partners/der potenziellen Partnerin bis zur Trennung. Allerdings werden Transformationen und Reformationen der Wirklichkeitskonstruktion bei bestimmten Ereignissen innerhalb einer Paarbiografie in besonderem Maße sichtbar. LENZ definierte diese Ereignisse als "Schwellen-Wendepunkte" (S.105) innerhalb einer Paarbiografie: In diesem Zusammenhang nannte LENZ u.a. das erste Zusammenziehen, die Heirat oder die erste Elternschaft (S.105f.). Bei diesen Ereignissen handelt es sich um Stationen innerhalb eines Lebenslaufs sowie einer Paarbiografie, die als gesellschaftlich etabliert gelten und auf deren Basis Paarbeziehungen ein höherer Grad an Institutionalisierung beigemessen wird. Gesellschaftlich werden Schwellen-Wendepunkte also als große Schritte im Sinne einer stärkeren Vergemeinschaftung des Paares und eines Vorankommens auf dem gesellschaftlich vorbestimmten privaten Lebensweg angesehen. Zwar sind normative Vorstellungen bezüglich Paarbeziehungen und Liebe aufgrund der Pluralisierung ihrer Erscheinungsformen und Einbettung in gesellschaftliche Diskurse hinterfragbar und fluider geworden, allerdings gelten bestimmte Paarbeziehungsformen noch immer als stärker institutionalisiert, normal und richtig. Dabei wird etwa die Gründung eines gemeinsamen Haushalts mit Langfristigkeit, Verbindlichkeit und Ernsthaftigkeit einer Paarbeziehung in Verbindung gebracht (KOPP, LOIS, KUNZ & BECKER 2010, S.50), während sich Paare, die nicht zusammenwohnen, mit ihrer Abweichung von dieser Vergleichsfolie der "Normalbeziehung" (DÖBLER 2020, S.112) auseinandersetzen müssen. Gleichsam haftet einer Kinderlosigkeit von Paaren in der mittleren Lebensphase bzw. insbesondere von Frauen das Attribut einer illegitimen Abweichung vom familialen Leitbild an (DIABATÉ & RUCKDESCHEL 2016; GILLESPIE 2000). Nach wie vor existieren Normen, durch die bestimmten Formen des Lebens und Liebens als Paar eine hegemoniale Stellung verliehen wird und andere als rechtfertigungsbedürftig markiert werden5). Vor diesem Hintergrund wird entscheidend, wie Paare mit besagten Normen und Normierungen umgehen, wie sie sich zu den Schwellen-Wendepunkten verhalten und wie sie diese, wenn sie sie denn realisieren, gestalten. Zeigt sich etwa eine starke Normorientierung oder eine gewisse Widerständigkeit? Wie verhalten sich Normorientierung oder Widerständigkeit zur effektiven Paarpraxis?6) [9]

Bereits das Be- und Überschreiten von Schwellen-Wendepunkten ist also weniger prädeterminiert und eher ein aktiver Entscheidungsakt des Paares. Wenn ein Paar sich dann dazu entschieden hat, zusammenzuziehen, auszuwandern oder ein Kind zu bekommen, vollzieht sich der Prozess der gemeinsamen Wirklichkeitskonstruktion auf unterschiedlichsten Ebenen weiter: Mit Schwellen-Wendepunkten sind häufig einschneidende Veränderungen verbunden, die auch Konfliktpotenzial beinhalten und zugleich das Bestreben nach Stabilisierung der Paarbeziehung katalysieren. Schwellen-Wendepunkte machen folglich in besonderem Maße "Verständigungs- und Aushandlungsprozesse" (LENZ 2009, S.231) zwischen den Partner*innen notwendig, denn sie begegnen ihnen als Anforderung, Entscheidungen zu treffen und Konsens zu finden, während sie mit Konfliktpotenzialen und Instabilitätsfaktoren konfrontiert werden. Derartige Stationen in der Paarbiografie zeichnen sich also dadurch aus, dass sie Institutionalisierungsprozesse des Paares evozieren, indem z.B. die Rollenverteilung oder auch die gegenseitige Identifizierung thematisiert und verhandelt werden müssen, sodass sie einen objektiven Charakter bekommen: "Indem das Paar mit diesen jeweiligen Anforderungen konfrontiert wird und diese produktiv bewältigt, schaffen die Beziehungspersonen in wachsendem Umfang eine gemeinsame Wirklichkeit" (S.228). [10]

Das Überwinden von Herausforderungen an Schwellen-Wendepunkten darf jedoch nicht als durchweg positiver und permanenter Fortschritt aufgefasst werden, an dessen Ziel sich die Paarbeziehung durch vollständiges gegenseitiges Verständnis und Akzeptieren auszeichnet. Der Prozess ist in vielerlei Hinsicht erschwert und limitiert, da er stets nur im begrenzten Rahmen des wechselseitigen Fremdverstehens stattfindet. Die angestrebte Übereinstimmung von Ansichten und Wahrnehmungen, Routinen und Praktiken kann vor diesem Hintergrund "immer nur ein Arbeitskonsens sein" (S.193). [11]

Die Herstellungsprozesse dieses Konsens können, um die vorherigen Ausführungen zusammenzufassen, insbesondere im Vollzug von Schwellen-Wendepunkten beobachtet und rekonstruiert werden. Denn diese gehen nicht nur mit Transformationspotenzial, sondern auch mit einer besonderen gesellschaftlichen Relevanz einher. Ihre Analyse erweist sich somit nicht nur aus wissenssoziologischer Sicht als ertragreich, sondern auch aus allgemein-soziologischer Perspektive lassen sich auf diesem Weg die Prozesse der Sinnherstellung in ihrer Sozialität und Relationalität begreifen. Dabei erweist sich die D.M. als Methodengerüst und -repertoire der Wahl, wie wir im folgenden Abschnitt darlegen. [12]

3. Grundzüge der dokumentarischen Methode

Die dokumentarische Methode ist ein rekonstruktives Verfahren, das auf GARFINKEL (1967) und MANNHEIM (1964) zurückgeht und von BOHNSACK et al. (2001) in der Form konzipiert wurde, wie es heute für verschiedene Datenformen Anwendung findet (BOHNSACK 2018a, S.52). Während NOHL (2006) das Verfahren für Interviews weiterentwickelt hat, entwarf PRZYBORSKI (2004) die dokumentarische Gesprächsanalyse von Gruppendiskussionen. Allgemein erlangen Forscher*innen mit der D.M. "Aufschluss über die Handlungsorientierungen, die sich in der jeweiligen Praxis dokumentieren, und [...] somit einen Zugang zur Handlungspraxis" (NOHL 2006, S.2). Mit einer Analyse entlang der D.M. wird es also möglich, Elemente auf einer Wissensebene zu rekonstruieren, die handlungspraktisch wirksam sind, aber deren Gehalte sich nicht direkt erfragen und von Personen explizit verbalisieren lassen. Dieses "atheoretische" (MANNHEIM 1980, S.73) Wissen beruht auf Erfahrungen, die von Angehörigen sozialer Gruppen kollektiv geteilt werden und auf dessen Basis sich unmittelbar verständigt wird, sodass es als konjunktives Wissen bezeichnet werden kann (BOHNSACK 2021, S.64f.). Auch Paare können als kleinstmögliche Gruppe (SIMMEL 1992 [1908], S.100ff.), in der gemeinsame Erfahrungen und Wissensbestände geteilt werden, aufgefasst werden. Auf Basis der Annahme, dass diese eine emergente Schaffenskraft besitzen, eine gemeinsame Wirklichkeit konstruieren und diese performativ hervorbringen, wobei individuelles und gemeinsames Wissen zum Ausdruck und in Einklang gebracht, reproduziert oder auch revidiert wird, lässt sich das Paar als "konjunktive Erfahrungsgemeinschaft" (MANNHEIM 1980, S.221) mit der D.M. analysieren. [13]

Konjunktives Wissen ist im Gegensatz zu kommunikativem Wissen implizit vorhanden und wirkt als Orientierung auf handlungspraktischer Ebene. Das wesentliche Ziel der Datenauswertung mit der D.M. ist daher die "begrifflich-theoretische Explikation" (PRZYBORSKI & WOHLRAB-SAHR 2021, S.365) dieser Orientierungen. Dafür werden allerdings bestimmte Qualitäten von Daten benötigt, die die Beobachtung einer Handlungspraxis ermöglichen: Wie BOHNSACK (2014) konstatierte, wird Zugang zu erfahrungsbasiertem, implizit vorhandenem Wissen vor allem über "Erzählungen und Beschreibungen sowie mentale und materiale Bilder und die darin implizierten Gegenhorizonte" (S.37) erlangt. Bei narrativen Paarinterviews vollzieht sich im gemeinsamen Erzählen eine Interaktionspraxis, durch die Forscher*innen Einblicke in die "tatsächlichen alltäglichen Praktiken" (WIMBAUER & MOTAKEF 2017b, S.30) der Paare erhalten können. Es wird so u.a. ermöglicht, "die Befragten zu gemeinsamen Erzählungen und zu Aushandlungen über das Erzählte und die Form des Erzählens anzuregen" (WIMBAUER & MOTAKEF 2017a, §55).7) Dahingehend kann die D.M. als Analyseverfahren besonders ertragreich sein, da vor allem mit Bezug auf BOHNSACK (2017) und PRZYBORSKI (2004) ein besonderer Fokus auf das Performative gelegt wird, d.h. auf die Art und Weise, wie die Erzählung im (Paar-)Kollektiv hervorgebracht wird. [14]

Typischerweise erfolgen bei einer dokumentarischen Auswertung die Schritte der formulierenden und reflektierenden Interpretation des transkribierten Materials sowie eine abschließende Typenbildung der rekonstruierten Orientierungen und ihrer Entstehungszusammenhänge8). In der formulierenden Interpretation wird zunächst das Was in den Blick genommen. Das Ziel besteht in der Erfassung des thematischen Verlaufs, der je nach Struktur des Interviews variieren kann, sowie des "kommunikativ-generalisierte[n] Sinngehalt[s] in einer klar verständlichen Sprache" (PRZYBORSKI & WOHLRAB-SAHR 2021, S.231). Bei der reflektierenden Interpretation wird das Wie fokussiert, d.h. die Formen der sprachlichen Darstellung (Erzählung, Beschreibung oder Argumentation sowie para- und außersprachliche Ereignisse), Diskursbewegungen und Positionierungen hinsichtlich positiver und negativer Gegenhorizonte, wobei letztlich nach homologen Mustern gesucht wird (S.378). Die komparative fallimmanente wie auch fallübergreifende Sequenzanalyse ist in diesem Interpretationsschritt essenziell für die Rekonstruktion der Wissensbestände und Orientierungen (BOHNSACK 2018a, S.55f.; NOHL 2001, S.253f.). [15]

Auf Basis dieses Grundschemas der dokumentarischen Auswertung können einzelne Interpretationsschritte in ihrem Umfang und ihrer Relevanz für das eigene Forschungsinteresse reflektiert und die Auswertungspraxis kann dementsprechend angepasst werden, sofern dabei stets die Rückbindung der Auswertungspraxis an das methodologische Grundgerüst intakt bleibt. Gerade bei Material mit einer Fülle an zu analysierenden Inhalten lassen sich im Rahmen des methodologisch vorgegebenen Spielraums einzelne Elemente der dokumentarischen Auswertungspraxis dezidiert anwenden, während andere zurückgestellt werden können. Das Material, das im Zuge der Durchführung von Paarinterviews entsteht, weist ein solch vielfältiges inhaltliches Spektrum auf: Je nach Schwerpunktsetzung können in der dokumentarischen Interpretation "geteilte oder nicht geteilte Deutungen, subjektive Sinnsetzungen und intersubjektiv konstituierte Sinnwelten, Orientierungs- und Handlungsmuster" (WIMBAUER & MOTAKEF 2017b, S.83) rekonstruiert werden. Im Folgenden präsentieren wir anhand unserer eigenen Forschungsarbeiten, wie durch derartige unterschiedliche Schwerpunktsetzungen bei der dokumentarischen Auswertung von Paarinterviews den spezifischen Erkenntnisinteressen Folge geleistet und zu einschlägigen Ergebnissen gelangt werden kann. [16]

4. Forschungsprojekt zum ersten Zusammenziehen (Viola LOGEMANN)

Das Zusammenziehen wird zu "den stärker verpflichtenden Ereignissen" (KOPP et al. 2010, S.50) innerhalb einer Paarbiografie gezählt, die mit einer verbindlichen und auf Dauer angelegten Beziehung assoziiert werden. In der Befragung von SCHMIDT, MATTHIESEN, DEKKER und STARKE (2006) stellten die interviewten Paare ihre Entscheidung zusammenzuziehen als logische Konsequenz einer zufriedenstellenden, glücklichen Paarbeziehung und als typisches Element einer als selbstverständlich angesehenen Paarbiografie dar. Begründet wurde das Zusammenziehen mit Antworten wie "weil wir uns natürlich mögen", "hat sich so ergeben", "weil wir sowieso ständig zusammen waren" oder "[w]ir haben ohnehin schon halb zusammengewohnt" (S.79). Wie RHOADES, STANLEY und MARKMAN (2009) sowie SASSLER (2004) herausfanden, verbanden Paare mit einer gemeinsamen Wohnung aber auch Potenziale für und positive Auswirkungen auf die Beziehung: Als häufigste Motive wurden z.B. das starke Bedürfnis nach Nähe und Intimität und praktische Vorteile wie das Einsparen von Zeit und Geld genannt. In den Entscheidungs- und Verständigungsprozess fließen aber auch (antizipierte) Nachteile des Zusammenwohnens ein, z.B. der Verlust von Freiheit, Rückzug und Unabhängigkeit sowie eine Veralltäglichung der Liebe und des Streits (KOPP et al. 2010, S.131). Zum Paaralltag gehört in der gemeinsamen Wohnung auch das Erledigen von Reproduktionsarbeit, deren geschlechtsspezifische ungleiche Aufteilung umfassend erforscht wurde (u.a. DECHANT, ROST & SCHULZ 2014; GRUNOW 2014; HANK & STEINBACH 2021). Nach KAUFMANN (2008) entzünden sich Konflikte bei zusammenlebenden Paaren an unterschiedlichen Zeitrhythmen, persönlichen Eigenheiten, divergierenden Ethiken bzgl. Geld und Konsum und auch an der Offenbarung von Diskrepanzen zwischen der Idealvorstellung der Partner*innen voneinander und der alltäglich erlebten Realität. Nach der Bedeutung der Wohnung für das Paar gefragt, benannte z.B. MAIER (2008) den Zweck "der symbolischen Repräsentation der Identität des Paares für das Paar selbst sowie gegenüber dem sozialen Netzwerk und der Öffentlichkeit" (S.36). REHBEIN (2021) beschrieb die Paarwohnung bzw. das Paarhaus als Happy Object nach AHMED (2010, S.21) und materiellen Ausdruck der Intimität. ARCIDIACONO und PONTECORVO (2019) untersuchten das Zuhause von Familien als einen Ort, der die Dinge aller Familienmitglieder beherbergt und so die Familie als Ganzes wie auch die einzelnen Familienmitglieder repräsentiert. Der Fokus lag dabei auf der Erforschung des komplexen Prozesses "of making the home a place that confirms, denies and creates cultural realities within family relationships" (§21). Dies beobachteten sie vor allem in Form von Grenzsetzung durch Materialität und Personalisierung von Dingen. [17]

Das Zusammenziehen in eine gemeinsame Wohnung impliziert also Fragen nach Gemeinsamkeit und Individualität, Intimität und Identität, die dem Paar als Verhandlungsobjekte beim Überschreiten dieses Schwellen-Wendepunktes begegnen. Deswegen war im Forschungsprojekt zum Zusammenziehen von Paaren die Frage untersuchungsleitend, was beim Zusammenziehen eines Paares abseits der erfragbaren und explizit verbalisierbaren Überlegungen zum Für und Wider passiert. Denn auf den Entschluss, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen, folgen diverse weitere Entscheidungen: Welches Zimmer wird auf welche Art und Weise genutzt, wer sucht nach welchen Kriterien einen Teppich aus und wer bekommt wo einen Arbeitsbereich fürs Home-Office? Die Antworten auf die Frage, wem welcher Platz und Raum zugestanden oder welche Entscheidungskompetenz, z.B. bezüglich Möbelauswahl und Arrangement verliehen wird, ob die Wohnung konsequent als gemeinsamer Wohnraum gedeutet wird oder eher als ein Nebeneinander individueller Wohnräume, ist Teil der Wirklichkeit des Paares und wird auf Basis des geteilten, aber auch individuellen Wissens der Partner*innen thematisiert und verhandelt. Das allererste Zusammenziehen eines Paares in eine gemeinsame Wohnung evoziert damit Konstruktionsprozesse auf vielfältigen Ebenen9). Indem Paare die genannten Fragen aufwerfen, verhandeln und beantworten (aber auch, wenn all diese Schritte gar nicht explizit durchlaufen werden, weil es Selbstverständlichkeiten oder Deutungshoheiten gibt), vollzieht sich gleichsam die Konstruktion der gemeinsamen Wohnung und des (Selbst-)Verständnisses als Paar. [18]

4.1 Vorgehensweise: hermeneutische und komparative Analyse

Insgesamt wurden zehn Paare in ihrer ersten gemeinsamen Wohnung interviewt. Einzige Voraussetzung für die Aufnahme eines Paares in das Sample10) war, dass die Partner*innen zum ersten Mal in dieser Paarbeziehung zusammengezogen waren und der Einzug nicht länger als anderthalb Jahre in der Vergangenheit lag11). Im ersten Teil, einem narrativen (SCHÜTZE 1983) Paarinterview ging es um die Kennenlern- und Beziehungsgeschichte, den Prozess des Zusammenziehens und den Alltag des Paares. Darauf folgte direkt im Anschluss ein Walking Interview (ANDERSON 2004; KÜHL 2016; KUSENBACH 2018; RATZENBÖCK 2016) durch die Wohnung, bei dem das Paar vom Prozess des Einrichtens, der aktuellen Nutzung von Räumen und Gegenständen und potenziellen Änderungswünschen erzählte. Außerdem wurde explizit nach Lieblingsorten und -dingen in der Wohnung gefragt, die als besonders passend für das eigene Selbstverständnis wahrgenommen und mit der Beziehung verbunden wurden. Bei diesem Rundgang erstellten die Paare auch Fotos von für sie relevanten Dingen, Räumen oder Bereichen12). Zum Abschluss erfolgten bilanzierende Fragen zur allgemeinen Zufriedenheit und Zukunftswünschen. Alle Daten, d.h. das Material aus den verschiedenen Interviewabschnitten sowie die erstellten Fotos, auf die an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingegangen wird, wurden mit der D.M. ausgewertet. [19]

Bei der formulierenden Interpretation wurde der thematische Verlauf der Interviews vor allem orientiert an NOHL (2006) festgehalten, indem das Gesagte paraphrasiert und die Themen, die entweder durch die Fragen bzw. Impulse der Forscherin vorgegeben oder durch die Paare selbst initiiert worden waren, ermittelt wurden. Bei längeren Narrationen war auch bedeutsam, wie sich das Gesagte in Form von Unterthemen betiteln ließ, sodass verschiedene thematische Schwerpunktsetzungen, die die Paare selbst vornahmen, erkennbar wurden. Außerdem kristallisierten sich auf diesem Weg bereits Sequenzen heraus, in denen besonders ausführlich, engagiert oder auch emotional Auskunft gegeben wurde und denen im weiteren Verlauf der Auswertung ggf. als Fokussierungsmetaphern (BOHNSACK 2018b, S.84f.) eine hohe Relevanz beizumessen war. [20]

Bei der reflektierenden Interpretation wurden mehrere Sequenzen eines jeden Falls ausgewertet, u.a. immer die Eingangssequenz, die Sequenz zum Prozess des Zusammenziehens, zum Wohnzimmer und zum Schlafzimmer13). Die ausgewählten Passagen wurden bei der reflektierenden Interpretation sowohl von der Forscherin allein als auch in Interpretationsgruppen kleinschrittig analysiert. Die im Interview implizierten positiven und negativen Horizonte (BOHNSACK 2014, S.37), die in den Erzählungen sichtbar wurden und Aufschluss über die Vergleichsfolien für die Deutungen der Paare gaben, waren hierbei besonders interpretationsleitend. Auf Basis von Gedankenexperimenten als Integration der "intuitive[n] Vergleichshorizonte" (BOHNSACK 2018a, S.56) und des Vergleichs mit anderen Fällen wurden verschiedene Lesarten des Gesagten und Hypothesen zu den jeweiligen Fällen entwickelt14). Diese Praxis der sowohl fall- als auch themenübergreifenden komparativen Analyse war für die Rekonstruktion der Orientierungen zentral, da sich nur so die Besonderheiten eines Falls im Vergleich zu einem anderen und damit eine "implizite Regelhaftigkeit" (NOHL 2006, S.51) aufzeigen ließen15). Im Verlauf der Interpretation wurden dann mit Blick auf homologe wie auch heterologe Äußerungen die Orientierungen der Paare zunehmend geprüft und geschärft. Das Endergebnis der Auswertung waren vier rekonstruierte Typen der Ko-Konstruktion von Paaren und ihres Zuhauses. Die sinngenetische Typologie bildete damit das empirische Spektrum bezüglich der Frage ab, wie die Paare ihre erste gemeinsame Wohnung konstruierten und in welchem Zusammenhang dieser Prozess mit der Paarwirklichkeit stand: 1. als harmonischer Hafen, 2. als gemeinsames Projekt, 3. als individueller Lebensmittelpunkt und 4. als komfortabler Standard. [21]

Eine Darstellung aller vier Typen würde den Rahmen dieses Artikels sprengen und seinem Fokus nicht entsprechen16). Im folgenden Abschnitt wird der Schwerpunkt auf die dokumentarische Interpretation eines Beispielfalls gelegt, der dem Typ "als individueller Lebensmittelpunkt" zugeordnet wurde. Bei diesem Typ steht die Paarwohnung als Ort von Zweisamkeit und Gemeinsamkeit im Hintergrund, vielmehr wird die Wohnung von den beiden Partner*innen geteilt. Als individueller Lebensmittelpunkt weist sie in erster Linie je individuellen Nutzen auf und erfüllt Idealvorstellungen, die sich mit denen der Partner*innen überschneiden können, jedoch nicht müssen. Ein Zuhause ist für diese Paare ein Auslebensort ihrer als unkonventionell empfundenen Persönlichkeit und Lebensweise. Die Partner*innen wollen zuhause möglichst authentisch, unverstellt und ungeschönt agieren können, was Konsequenzen für das Zusammenleben als Paar hat: Da immer auch die andere, wenn auch geliebte Person anwesend ist, impliziert das Zusammenleben als Paar ein notwendiges gegenseitiges Aushalten. Die Paare wollen sich trotz einer gemeinsamen Wohnung Eigenständigkeit und Individualität bewahren, weswegen bei diesem Typ diejenigen Gegenstände von Bedeutung sind, die die Unterschiede zwischen den Partner*innen betonen oder denen je individuelle Bedeutung beigemessen wird, z.B. individuelle Lieblingsorte, an denen Zeit alleine genossen werden kann. Im folgenden Abschnitt wird gezeigt, wie bei der dokumentarischen Interpretation eines Beispielfalls dieses Typs, dem Paar Nino und Rosalie17), vorgegangen und zu welchen (Teil-)Ergebnissen auf diesem Wege gekommen wurde. [22]

4.2 Beispielfall: Rosalie und Nino

Zum Zeitpunkt des Interviews waren Rosalie und Nino Anfang 20, seit knapp vier Jahren ein Paar und zwei Monate zuvor zum ersten Mal zusammengezogen. Im Unterschied zu anderen Paaren hatte die Wohnung für beide keineswegs die Bedeutung eines gemeinsamen Rückzugsorts, der größtmögliche Nähe und Geborgenheit erlaubt oder der Beziehung ein höheres Maß an Ernsthaftigkeit gegeben hätte. Vielmehr zeigte sich eine Widerständigkeit des Paares gegen den normativ gerahmten Schritt, zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt der Beziehung in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Vor diesem Hintergrund sind Nino und Rosalie auch ein Beispiel für die handlungspraktische Umsetzung bzw. Brechung einer Paarnorm. Sie entschieden sich zwar gemeinsam dazu, zusammenzuziehen, allerdings standen bei diesem Prozess und in der gemeinsamen Wohnung Individualität und Autonomie statt Zweisamkeit und Gemeinsamkeit im Vordergrund. Diese Orientierung klang bereits in der Beziehungsgeschichte an, kristallisierte sich in den Sequenzen zum Prozess der Wohnungssuche und des Einziehens aber immer stärker heraus und konnte schließlich in Sequenzen aus dem Walking Interview anhand von genuin individuellen Perspektiven auf Dinge, Raumaufteilungen und Besitzthematisierungen verdichtet und geschärft werden. [23]

Zunächst wurde die Anfangssequenz analysiert, in der das Paar die Kennenlerngeschichte erzählte. Hier fiel bereits auf, dass es keine gemeinsame Erzählung gab, sondern Rosalie und Nino schilderten ihre je eigene Sicht und Erinnerungen. Zwischendurch interviewten sich die beiden dabei fast gegenseitig, da sie anscheinend noch nicht häufig miteinander, aber auch nicht mit anderen über die Entstehung ihrer Beziehung gesprochen haben. Dies wurde z.B. daran sichtbar, dass sie mehrmals gegenseitig Nachfragen stellten, um sich über konkrete Sachverhalte zu informieren, über die es kein gemeinsames Wissen zu geben schien. Während der meist individuellen Erzählungen aus der Ich-Perspektive kam es auch zu kleineren Konflikten, wer sich besser bzw. richtig an Daten, Gespräche und Situationen erinnern konnte:

"Nino: Ähm ja dann haben wir uns halt oft äh öfter getroffen. Ähm (.) also es wurde glaub ich auch nie ausgesprochen dass wir uns jetzt daten so/

Rosalie: Nö.

Nino: Kam dann halt so.

[...]

Nino: Mh (..) genau es war dann eher auf jeden Fall unausgesprochen. [...] Ich kann mich dran erinnern dass wir auf jeden Fall beim zweiten oder dritten Mal auch viel über Dating gesprochen haben. Ähm also weil ich auch noch ja noch zwei andere Leute auf jeden Fall noch gedatet hab.

Rosalie: Ja das hab/ Also das wusste ich glaub ich zu dem Zeitpunkt/ Glaub darüber haben wir gar nicht geredet. Das hast du mir später irgendwann mal gesagt glaub ich. Aber zu dem Zeitpunkt wusst ich das nicht, nee. Glaub ich nicht.

Nino: Glaub ich doch. Ich glaub wir haben da beim zweiten oder dritten Date oder sowas drüber geredet. Aber ja.

Rosalie: Glaub ich nicht. Also es kann sein aber/ I don't know.

Nino: Ja. Wessen Erinnerung da besser ist/ Nobody knows.

Rosalie: Ja. (lacht)

Nino: Na ja wahrscheinlich meine.

Rosalie: Nee. Aber ja (lacht)" (Interview 10, Nino & Rosalie, Z.264-322)18). [24]

Bei der Entwicklung verschiedener Lesarten dieses Wortwechsels lässt sich zunächst festhalten, dass das Paar offenbar gar nicht erst versuchte, als harmonische Einheit im Interview zu performen, da sie ihre teils konträren individuellen Sichtweisen unaufgelöst stehen ließen und einem konfliktartigen Schlagabtausch vor der Interviewerin nicht auswichen. Zum einen schien für beide durchaus relevant gewesen zu sein, wer recht hatte, zum anderen könnte ihnen aber auch eine wahrhaftige, ungeschönte Darstellung der Paargeschichte wichtig gewesen sein. Auffällig waren die partikularen Bezugnahmen der beiden aufeinander: Auf Rosalies "glaub ich nicht" folgte Ninos "glaub ich doch" und ihr "I don't know" erweiterte er zu einem "nobody knows", was als implizites Friedensangebot eines agree to disagree interpretiert werden könnte. Zumindest auf einer Ebene des Ausdrucksstils zeigten sich hier also Ähnlichkeiten und Überschneidungen der beiden Partner*innen. Zu beachten war auch Rosalies Lachen am Ende der Sequenz, dass zu einer Auflockerung der Situation beitrug. Ob Nino zumindest lächelte, ließ sich aus dem Trankskript nicht ablesen. Insgesamt wurde durch diese Sequenz die Frage aufgeworfen, welchen Stellenwert die Identität als Paar und das Dasein der beiden Partner*innen als Teile eines Paares hatte, wie sie im Kontext des Interviews ja angerufen worden waren. Dass Rosalie und Nino sich an harmonisch-romantischen, im Nachhinein geglätteten Paargeschichten störten und diese Art der Selbstdarstellung nicht reproduzieren wollten, war hier eine mögliche Lesart, die es im weiteren Verlauf der Analyse zu überprüfen und zu verdichten galt. Abgesehen davon erwies sich diese Anfangssequenz auf Basis des Vergleichs mit anderen Fällen aber als auffällig. [25]

Im weiteren Verlauf des Interviews fanden sich weitere Sequenzen, in denen beide Prozesse und Entscheidungen unterschiedlich darstellten bzw. begründeten, so auch die Entscheidung, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Zu Beginn erzählte Nino, dass in der jetzigen Wohnung zuvor eine Freundin von ihm gelebt habe. Als diese auszog und Nachmieter*innen suchte, wollte er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, konnte sich die Miete allein jedoch nicht leisten. Da Nino wusste, dass Rosalie in ihrer bisherigen WG unzufrieden war, schlug er ihr vor, die Wohnung anzumieten. Diese Überlegungen waren für Rosalie neu, was sie im Interview kundtat. Noch im Prozess des Bewerbens fragte Rosalie Nino, ob er einziehen wolle. Dieser gab ihr aber erst dann eine definitive Rückmeldung, als eine Antwort dringend notwendig wurde, weil sie sich für oder gegen die Wohnung entscheiden musste. Nino ergänzte dann noch im Interview, dass er sehr mit sich gehadert habe, ob das Zusammenziehen die richtige Entscheidung gewesen sei. Für ihn bedeutete das gemeinsame Leben vor allem "Commitment", Zwänge und feste "Strukturen" (Nino, Z.2163), aus denen er sich eigentlich prinzipiell im Leben befreien wollte. Nino war sich bewusst, dass das Zusammenziehen mit Rosalie Verpflichtungen mit sich bringen und Rücksichtnahme z.B. auf den Schlafrhythmus seiner Partnerin erfordern würde – eine "Struktur", der entsprechend er sich verhalten sollte. Letztendlich entschied er sich dafür, mit Rosalie zusammenzuziehen, wobei die Wohnung und deren Lage ausschlaggebend gewesen seien. Nachdem Rosalie sich im Interview noch einmal nach diesem kausalen Zusammenhang erkundigte, wiederholte Nino, dass er mit ihr nicht zusammengezogen wäre, hätte es sich um eine andere Wohnung gehandelt. [26]

Aber auch für Rosalie war die Konnotation der Wohnung als gemeinsames Zuhause und Ort des Paarseins zweitrangig. Vielmehr bedeutete sie für sie die Verwirklichung eines Jugendtraums, in dem Nino oder irgendein anderer Partner gar nicht vorkamen:

"Und [...] weil ich auch oft, wenn ich hier so in diesen Raum komme, denke ich mir, so: Ey, vor zehn Jahren, als ich so 14 war, dann wollte ich mal in [A-Stadt] wohnen. Ich wollte eine eigene Wohnung haben und eine Katze, eine Wohnung an einer geilen Lage. Und jetzt habe ich halt genau das, alles was ich wollte so quasi. Und das macht mich sehr happy" (Z.684-687). [27]

Von beiden wurde das Zusammenziehen also vor allem mit einem individuellen Nutzen begründet. Diese übergeordnete Relevanz von Individualität und Autonomie ließ sich auch in Sequenzen des Walking Interviews rekonstruieren. Bei diesem stellte die Interviewerin gegen Ende des Rundgangs folgende Frage: "Könnt ihr mir [...] einen Bereich oder einen Gegenstand zeigen oder so, wo ihr denkt, das passt so richtig zu uns?" (Z.1778f.) Bei dieser Frage war generell nicht das Ziel, eine begründete Auswahl an Dingen präsentiert zu bekommen, die eindeutig Paaridentität ausdrücken oder explizite romantische Konnotationen besitzen würden. Vielmehr war von Interesse, wie die Paare mit dieser Aufgabe umgehen, sich diesbezüglich austauschten und erklärten. Anders als bei allen anderen Paaren fiel Rosalie und Nino an dieser Stelle kein Gegenstand ein, den sie als passend wahrnahmen. Rosalie begann daraufhin, sich durch die Wohnung zu bewegen, um möglicherweise doch noch etwas zu entdecken. Die Interviewerin erkannte, dass die Frage für das Paar schwierig zu beantworten war und bot daraufhin eine Alternative an, die dem vorherigen Ausdruck "passt so richtig zu uns" eine konkretere Gestalt verleihen sollte: "Oder es kann auch eine Ecke sein, wo ihr irgendwie mal zusammen sitzt" (Z.1792). Es lässt sich hier argumentieren, dass diese Frage den möglichen Antwortbereich für das Paar bereits stark verengte und eine bestmögliche Offenheit daher kaum noch gegeben war. Im weiteren Verlauf erwies sich dies jedoch nicht als problematisch, denn die Reaktion des Paares veränderte sich nicht. Auch auf diese Frage hatten Nino und Rosalie keine Antwort:

"Rosalie: Ja, ich weiß nicht, also/ Ja, ist echt eine gute Frage.

Nino: Wo wird denn am meisten Zeit verbracht? Ja, im Bett oder auf der Couch, würde ich sagen.

Interviewerin: Oder vielleicht sonst auch irgendwas, was ihr so mit eurer Beziehung verbindet" (Z.1815-1818). [28]

Um der Interviewerin eine Antwort auf die Frage geben zu können, begann Nino hier selbst, die Frage in verschiedene Bedeutungsgehalte zu zerlegen und suchte nach einer für ihn greifbareren Fragestellung. Die Frage, wo das Paar "am meisten Zeit" verbringt, ließ sich für ihn vermutlich anhand eines Orientierungsfaktors wie der Menge an Zeit objektiver und damit einfacher beantworten. So fand Nino schließlich auch direkt die Antwort, indem er das Bett und die Couch nannte. Eine zufriedenstellende Antwort auf die tatsächlich zu Beginn gestellte Frage blieb damit aber weiter aus, was die Interviewerin bemerkte, und sie versuchte, inzwischen verunsichert, die Frage umzuformulieren und so deren Beantwortung zu erleichtern. Mit der vagen Formulierung "vielleicht sonst auch irgendwas" weitete sie das mögliche Antwortspektrum aus und verminderte den Grad an Ernsthaftigkeit dieser Aufgabe für das Paar. Im Folgenden wiederholte Nino die Frageformulierung der Interviewerin, was erneut auf einen Mangel an Verständnis bzw. Beantwortbarkeit hindeutet:

"Nino: Mit der Beziehung verbindet? [...]

Rosalie: Oh, wir sind so ein tolles Couple, Nino. (lacht)

Nino: Ja, aber wir müssen uns auch immer an den materiellen Werten und Orten dingsen" (Z.1828-1836). [29]

An dieser Stelle zog Rosalie die Situation ins Lächerliche, indem sie sich und Nino ironisch als "tolles Couple" bezeichnete. Anhand des englischen Begriffs Couple knüpfte sie möglicherweise an öffentlichkeitswirksame Darstellungen von Paarbeziehungen und Paaren auf Social Media an, bei denen Schlagworte wie Couple Goals, Couple Love oder Couple Memes Millionen Beiträge unter sich vereinen19). In der Regel geht es dabei um eine konsequent positive Selbstdarstellung der Paare und des Paarseins generell. Eine mögliche Lesart dieser Aussage von Rosalie war also die Abgrenzung von derartigen Formen der Selbstdarstellung als Paar. Außerdem stellte sich hier die Frage, weshalb die Bitte der Interviewerin, ihr einen Gegenstand o.ä. zu zeigen, den die beiden mit ihrer Beziehung verbinden, diese Assoziation bei Rosalie hervorrief. Für Nino schien ihre Aussage hier jedoch verständlich und sinnvoll, denn er schloss direkt an ihre Imagination, sie seien "ein tolles Couple" an und führte diese weiter aus: Seine Aussage "aber wir müssen uns auch immer an den materiellen Werten und Orten dingsen" drückte einerseits ein Verständnis dessen aus, worauf Rosalie zuvor angespielt hatte und zum anderen eine Kritik. Rosalie und Nino stellten sich hier beide simultan gedanklich ein Paar vor, dass eine materielle Rückversicherung benötigte – zumindest ließ sich Ninos Wortsuche "dingsen" auf diese Weise schlüssig interpretieren. Was hier also geschah, war zunächst Rosalies Eröffnung eines Vergleichs von Nino und ihr zu anderen Paaren, die auf diese Frage wohl ganz anders antworten und mit einem gewissen Stolz typische "Paar-Dinge" präsentieren würden20). Durch Ninos Aufgreifen und Weiterführen ihres Witzes deuteten sich an dieser Stelle auch gemeinsame Orientierungen und geteiltes Wissen an. Als Paar grenzten sich beide in diesem Moment von anderen Paaren ab, für die "materielle Werte und Orte" nicht nur eine große Rolle spielten, sondern sogar konstitutiv seien. Nino und Rosalie verstanden sich als ein Paar, das keine Paarfotos oder Event-Erinnerungen benötigte. Dass die beiden keine Dinge zeigen konnten, die zu ihnen als Paar passten oder symbolische Bedeutung für ihre Beziehung besaßen, konnte also keineswegs so interpretiert werden, als gäbe es keine intakte Paarwirklichkeit.

"Nino: [...] Ich habe da darauf auch keine richtige Antwort.

[...]

Nino: Also es gibt halt nicht unbedingt Dinge, die ich mit uns verbinde, also jetzt so hier in der Wohnung, sondern eher Dinge, die ich halt mit dir verbinde oder so" (Z.1815-1909). [30]

Für diese Wirklichkeit waren jedoch Individualität und Autonomie deutlich relevanter als die Orientierung an einer Einheit zu Zweit21). Nino ergänzte noch, dass es Dinge gäbe, die er mit seiner Partnerin verbinde, ein Wir oder Uns spiegelte sich jedoch nur implizit wider. Nino und Rosalie wurden letztlich einem Typ zugeordnet, für den die gemeinsame Wohnung als individueller Lebensmittelpunkt Bedeutung hat. Diese wird vor allem geteilt, statt gemeinsam gestaltet und hergerichtet, um die Eigenständigkeit und Individualität der Partner*innen trotz des Zusammenlebens zu konstituieren. Wie bereits erwähnt, erwiesen sich Nino und Rosalie als ein Paar, das aufgrund des gemeinsamen Haushalts zwar einer Norm entspricht, diese Lebensweise jedoch mit eigenen Bedeutungen füllt und das Zusammenwohnen entsprechend ihrer Handlungsorientierungen und ihres Wissens praktiziert. [31]

Über diesen konkreten Fall hinaus konnte im Rahmen des Forschungsprojekts gezeigt werden, wie vielseitig sich die Ko-Konstruktion von Paaren und ihrem Zuhause vollzieht. Das Zusammenziehen warf aus Sicht der soziologischen (Paar-)Forschung deutlich mehr Fragen auf als nur die nach Gründen für oder gegen eine gemeinsame Wohnung, zur Aufgabenteilung im Haushalt oder zu offensichtlichen Konflikten. Während in bisherigen paarsoziologischen Untersuchungen häufig der Blick auf derartige zweckrationale Handlungsmotive beim Zusammenziehen und Zusammenwohnen gerichtet wurde, offenbarten die Ergebnisse der eigenen Forschungsarbeit die Komplexität dieses Ereignisses in der Paarbiografie als intersubjektiver und kollektiver Deutungs- und Handlungsprozess. Unter der wissenssoziologischen Lupe wurde die Bedeutung dieses Schritts als Momentum der mehrdimensionalen Paarkonstitution sichtbar. [32]

5. Forschungsprojekt zu Familiengründung und Migration (Johanna EGLI)

Im Zuge der westlichen Moderne entstand und etablierte sich eine Vorstellung von Paarbeziehungen, die mit Symmetrie-, Individualitäts- und Autonomieansprüchen einhergeht (GIDDENS 1992; HAHN & BURKART 1998; LEUPOLD 1983). Diese Vorstellung lässt sich schlecht mit ungleichen geschlechtlichen Machtverhältnissen in Paarbeziehungen vereinbaren, wie sie etwa in der traditionellen Unterscheidung zwischen männlicher Erwerbsarbeit und unbezahlter Liebesarbeit von Frauen in Küche und Kinderstube ihren Ausdruck finden (BETHMANN 2013, S.21f.). Autor*innen einschlägiger Gender-Theorien (BOURDIEU 2016 [1998]; BUTLER 2014 [1990]; WEST & ZIMMERMAN 1987) wiesen allerdings darauf hin, dass geschlechtliche Machtverhältnisse vorwiegend auf der performativen Ebene stattfinden und hervorgebracht werden. Auch wenn Macht also nicht mehr zu den sagbaren Komponenten von Paarbeziehungen gehört, kann sie dennoch praktiziert werden. Geschlechterverhältnisse bei Paaren, im folgenden partnerschaftliche Geschlechterverhältnisse22), wurden in diesem Projekt daher gemäß der praxeologischen Wissenssoziologie (BOHNSACK 2017) als Wissensbestände ausgelegt, die sich in vollzogener und reproduzierter Paarpraxis herausbilden, verfestigen und manifestieren. Der damit verbundene Fokus auf die Diskrepanz zwischen propositionaler und performativer Logik (S.103) wurde dabei insbesondere in der Untersuchung von partnerschaftlichen Geschlechterverhältnissen im Kontext von Migration bedeutsam, wie im Folgenden dargestellt werden soll. [33]

In westlichen Gesellschaften wie der Schweiz bestehen etablierte rassistische Vorurteile darüber, wie sich partnerschaftliche Geschlechterverhältnisse in migrantisch markierten Familien gestalten (GEISEN, STUDER & YILDIZ 2013), Wissen über deren tatsächliche Gestaltung fehlt jedoch weitgehend. Noch immer wird der sogenannte Migrationshintergrund23) mit (teilweise auch prekären) patriarchalen Geschlechterverhältnissen assoziiert (BERESWILL, RIEKER & SCHNITZER 2014, S.10; ROMMELSPACHER 1998, S.41). Dabei wird ein Dualismus zwischen traditionell-nicht-westlichen und modernen-westlichen Geschlechterverhältnissen konstruiert, der im Kontext postkolonialer Machtverhältnisse verstanden werden kann (CASTRO VARELA & NIKITA 2020). So ist etwa der gewalttätige migrantisch markierte (meist junge) Mann ein gängiges Gegenbild zu einer modernen und westlich markierten Männlichkeit (FEGTER 2013; STECKLINA 2007), die z.B. im Konzept der "aktiven Vaterschaft" (BEHNKE & MEUSER 2013) ihren Ausdruck findet. [34]

In der Migrationsforschung wurden Erkenntnisse über die Entwicklung partnerschaftlicher Geschlechterverhältnisse generiert, die rassistischen Vorannahmen widersprechen. So zeigte etwa NAUCK (1985) auf, dass sich im Rahmen des Migrationsprozesses Veränderungen in der Arbeitsteilung und Entscheidungsmacht ereignen, die eine "synkratisch-kooperative Familienstruktur" (S.451) befördern. Vor diesem Hintergrund fragte NAUCK, ob in diesen Familien nicht ein "heimliches Matriarchat" (S.453) herrsche. Dabei ließ sich das "Heimliche" so auslegen, dass diese Familienstruktur nicht dem westlich-modernen Emanzipationsmuster folgt und das unsichtbar bleibt oder bleiben soll, was die hegemonialen Verhältnisse der Migrationsgesellschaft ins Wanken geraten lassen würde. Ähnliche Befunde ergab die Untersuchung von PFLUGER-SCHINDELBECK (1989): "In der Konfrontation und Auseinandersetzung mit der deutschen Umwelt muss sich die türkische Familie neu organisieren" (S.289). Mit dieser migrationsbedingten familialen Strukturänderung gehe ein Autonomiezugewinn für die Mütter einher. Damit vergleichbar stellte SCHIFFAUER (1991) eine "Verpartnerschaftlichung" im Zuge der Migration fest.

"Damit wird die psychosoziale Bedeutung der Ehe zu einer, und häufig wohl zu der entscheidenden, [sic] Funktion der Familie. Die Partner brauchen sich in einer ganz neuen Weise, um sich in der fremden und oft feindlichen Gesellschaft behaupten zu können. Dies bietet einerseits spezifische Chancen für die Entwicklung einer Partnerschaft, birgt aber auch Risiken, wenn einer der Partner nicht in der Lage ist, den neuen Anforderungen gerecht zu werden" (S.233). [35]

Ebenfalls geht aus der soziologischen Familienforschung hervor, dass Geschlechterverhältnisse bei westlich markierten Paaren keineswegs dem Ideal der Emanzipation entsprechen – wie dies zur Legitimation rassistischer Vorannahmen häufig impliziert wird. So wurde etwa untersucht, wie sich traditionelle Geschlechtermuster in Beziehungen westlich markierter Paare über die Lebenszeit hinweg verfestigen (z.B. DETTMER, HOFF, GROTE & HOHNER 2003; KRÜGER & LEVY 2001; LEVY & ERNST 2002). Dabei wurde insbesondere im Übergang in die Elternschaft eine Zäsur erkannt (z.B. GUTKNECHT 2015; HOLZER 2016; PEUKERT 2015), die mit einer Retraditionalisierung einhergehen kann (KLAUS & STEINBACH 2002). BEHNKE und MEUSER (2002, 2003) wiesen darauf hin, dass dies selbst auf "Doppelkarrierepaare" zutrifft, die sich als modern und egalitär verstehen. Auch bei diesen Paaren liege die familiäre Hauptverantwortung in Form des "Vereinbarkeitsmanagements" (BEHNKE & MEUSER 2003, S.195) bei der Frau. Diese Erkenntnis schließt an die Studie von KOPPETSCH und BURKART (1999) an, in der ebenfalls aufgezeigt wurde, "dass die Idee der Gleichheit zwischen den Geschlechtern zu einem Kernbestandteil der 'Diskursmoral' der neuen gebildeten Mittelschichten geworden ist", die allerdings "in einem gewissen Widerspruch zur vorgefundenen ungleichen Praxis" stehe (S.415). Dementsprechend "lohnt es sich, gerade in diese entscheidende Phase [der Familiengründung] 'hinein zu zoomen'. In dieser Phase entsteht eine innerfamiliale Ordnung, die als Ausgangspunkt für neue, modifizierte oder dauerhafte Arrangements der Erwerbs- und Familienarbeit verstanden werden kann" (PEUKERT 2015, S.17). [36]

Vor dem Hintergrund dieses Forschungsstandes interessierte in diesem Projekt die Hervorbringung partnerschaftlicher Geschlechterverhältnisse im Zusammenhang mit der Familiengründung und Migration. Dabei wurde Migration nicht – wie häufig in rassistischen Diskursen – als essenzialistisches Merkmal im Sinne des sogenannten "Migrationshintergrundes" (PFAFF 2020, S. 87), sondern als "Schwellen-Wendepunkt" (LENZ 2009, S.105) verstanden, aus dem sich ebenso wie aus der Familiengründung Neu- und Umgestaltungen des partnerschaftlichen Geschlechterverhältnisses ergeben können. [37]

5.1 Vorgehensweise: dokumentarische Diskursanalyse

Für das Projekt konnten zwei Paare gewonnen werden24), bei denen sowohl die Familiengründung wie auch die Migration in die Schweiz zentrale Schwellen-Wendepunkte der Paarbiografie darstellten. Mit beiden Paaren wurde je ein biografisch-narratives Paarinterview (ROSENTHAL 2015) durchgeführt. Die Erhebung erfolgte angegliedert an das Forschungsprojekt "Erinnerung und Familiengeschichte(n) in der Migration" (SCHNITZER 2020), in dessen Rahmen eines der beiden Paarinterviews entstanden ist. In den Interviews wurde jeweils deklariert, dass sich die Interviewerin für die Familiengeschichte von Familien, die aus einem anderen Land in die Schweiz gekommen sind, interessiere und die Paare dann in Form eines offenen Eingangsimpulses (ROSENTHAL 2015) bat, die Geschichte ihrer Familie zu erzählen. Beide Paarinterviews wurden in den Wohnungen der Paare durchgeführt. Nach den Interviews wurde jeweils ein Protokoll angefertigt, in dem Beobachtungen der Forscherin festgehalten wurden. Denn gerade nach einer praxeologisch inspirierten Vorgehensweise erweisen sich das Setting, die Paar-Performance und Rollenaufteilung während des Besuchs neben der Gesprächsaufzeichnung für die Analyse des Geschlechterverhältnisses als aufschlussreich (BECKER & ROSENTHAL 2022; HIRSCHAUER 2001), wie auch später bei der Darstellung der Ergebnisse ersichtlich wird. [38]

Die Analyse orientierte sich an der praxeologischen Wissenssoziologie nach BOHNSACK (2017) und der dokumentarischen Gesprächsanalyse nach PRZYBORSKI (2004). Ziel war es, die "notorische Diskrepanz" resp. das "Spannungsverhältnis" (BOHNSACK 2017, S.103) zwischen der propositionalen und performativen Logik herauszuarbeiten, um dadurch Rückschlüsse auf das konjunktive Wissen der Paare hinsichtlich ihres Geschlechterverhältnisses zu ziehen. Was die Paare während des Paarinterviews erzählt haben und im Rahmen der formulierenden Interpretation paraphrasiert werden konnte, wurde als Paar-Narrativ oder "narrative Paaridentität" (LENZ 2009, S.97) ausgelegt (propositionale Logik): Als was für ein Paar stellt sich das Paar in der Interviewsituation dar? Wie die Paare das Gesagte hervorgebracht haben, wurde demgegenüber als Paar-Performance (WIMBAUER & MOTAKEF 2017a, §2) verstanden: Was dokumentiert sich über das Paar im Vollzug der interaktiven Gesprächspraxis? Diese Wie-Ebene (performative Logik) wurde in der reflektierenden Interpretation herausgearbeitet und mit der Was-Ebene abgeglichen: Inwiefern stimmen Paar-Narrativ und Paar-Performance überein? Wo zeichnen sich Brüche ab? [39]

Dabei spielte die Diskursorganisation der analysierten Interviewpassagen (PRZYBORSKI 2004), die im Zuge der reflektierenden Interpretation herausgearbeitet wurde, eine entscheidende Rolle. Diese half nicht nur, geteilte und nicht-geteilte Orientierungen der Partner*innen herauszuarbeiten, sondern bot auch Einblicke in die Paarpraxis und die Rollenverteilung, die entscheidend für die Rekonstruktion des partnerschaftlichen Geschlechterverhältnisses war. Dafür war in der Interpretation etwa wegweisend, wer eine Proposition setzte, d.h. im Namen des Paares ein Thema und einen damit verbundenen Orientierungsgehalt einbrachte, wie das Thema vom Partner/von der Partnerin aufgenommen und fortgeführt wurde, ob die damit verbundenen Orientierungsgehalte von ihm/ihr elaboriert oder opponiert wurden und wer die Passage in welcher Weise beendete. So wurde beim hier vorgestellten Paar Elsa und Henock25) der oppositionelle Modus der Diskursorganisation (S.217) als Anerkennungs- und Machtkampf gedeutet, der jeweils in daran anschließenden univoken Modi (S.196) aufgelöst wurde. Deutlich wurde, dass Elsa in der Herstellung dieser beiden Diskursorganisationen eine entscheidende Rolle spielte resp. Herstellungsleistung erbrachte. Beim Vergleichspaar (ein binationales Paar) wiesen dahingegen parallele (S.96) und divergente (S.252) Modi der Diskursorganisation auf unterschwellige Machtasymmetrien hin, die sich der Forscherin erst im Zuge der reflektierenden Interpretation offenbarten. [40]

Gerade wenn also Machtverhältnisse wie z.B. partnerschaftliche Geschlechterverhältnisse untersucht werden, erweist sich die dokumentarische Diskursanalyse nach PRZYBORSKI als äußert fruchtbares Analyseinstrument. Damit kann der Fokus auf das Interaktionsgeschehen gelegt und ein Kontrast mit dem Paar-Narrativ erstellt werden, woraus sich Rückschlüsse auf die Paarpraxis und somit das partnerschaftliche Geschlechterverhältnis ziehen lassen. [41]

5.2 Beispielfall: Elsa und Henock

Im Folgenden soll exemplarisch am Fall von Elsa und Henock gezeigt werden, wie anhand der Diskursanalyse nach PRZYBORSKI zentrale Erkenntnisse über deren partnerschaftliches Geschlechterverhältnis rekonstruiert werden konnten. Elsa und Henock migrierten beide aus demselben afrikanischen Land in die Schweiz. Henock lebte schon vier Jahre in der Schweiz, bevor Elsa kurz nach der Heirat nachzog. Zum Zeitpunkt des Gesprächs lebten die beiden bereits acht Jahre zusammen in der Schweiz und hatten zwei Kinder. Anders als das Vergleichspaar, welches sich als harmonische Einheit präsentierte, stellten sich Elsa und Henock als Bund im Sinne einer "pragmatischen Festlegung" (LENZ 2009, S.99f.) dar, der Lebensziele wie die Familiengründung möglich machte und sich als funktional in der Bewältigung der herausfordernden Migrationssituation erwies. Dies wurde etwa der ersten längeren Erzählung von Elsa entnommen:

"[...] e:s hat angefangen eigentlich wir haben entschieden zum Heiraten und nachher, ä nach vier Monate konnte ich in der Schweiz reisen (.) und ä: ja, wir haben, besprochen @wie viel Kinder müssen wir haben@ und ä: (.) damals war er [Henock] auch bei der Arbeit ä:m in ein Zimmer, es war ein bisschen schwierig, ich habe, nie gedacht da die Schweiz wie das ist isch ( ) (.) es war auch schwierig für mich, weil ich bin von andere Kultur gekommen und hier war andere Kultur, mit der Arbeit, Schulsystem //I: mhm// alles war schwierig [...]" (Interview 2, Elsa & Henock, Z.42-48).26) [42]

Die erste Proposition im Paarinterview erfolgte also durch Elsa. Diese ist vergleichsweise lang und zog sich über ca. zwölf Minuten mit kurzen, inhaltlich unbedeutenden Unterbrechungen durch die Interviewerin und Henock. Auch im weiteren Verlauf des Gesprächs bestritt Elsa den Großteil des Gesprächs. Weiter ließ sich beobachten, dass Elsa diejenige war, die bei annähernd jeder Passage die Proposition sowie die Konklusion setzte und somit entscheidend auf den Gesprächsverlauf einwirkte. Daraus wurde geschlossen, dass sie die "Spokesperson" (VALENTINE 1999, S.68) in der Paarbeziehung war. Dabei zeigte sich auf der narrativen Ebene, dass die Familien- resp. Paargeschichte gewissermaßen aus Elsas Geschichte bestand und vorwiegend davon handelte, wie sie die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Migration und Familiengründung erlebt und erfolgreich bewältigt hatte. Dies war auch in der zitierten Stelle zu erkennen, in der Elsa vom Wir plötzlich ins Ich überging: "Es war auch schwierig für mich". Dabei machte ihr Henock kaum Konkurrenz (HIRSCHAUER, HOFFMANN & STANGE 2015, §43); er überließ Elsa weitestgehend die Bühne. Mittels der Diskursanalyse ließen sich folglich in der Dominanz, den Gesprächsanteilen und somit dem Engagement während des Gesprächs frappante Differenzen zwischen den beiden Partner*innen feststellen. Diese Beobachtung auf der performativen Ebene wurde durch die narrative Ebene nicht irritiert, denn auch dort blieb eine Differenz zwischen den beiden: Während Elsa sehr viel von ihrer Geschichte, ihren Erfahrungen, Wahrnehmungen und Sichtweisen erzählte, war dem Paarinterview kaum etwas über Henock, seine Migrations- und Familienerfahrung zu entnehmen. Demzufolge offenbarte sich bei Elsa und Henock eine gewisse Übereinstimmung der narrativen und performativen Ebene bzw. eine geringe Spannung zwischen propositionaler und performativer Logik (BOHNSACK 2017, S.103) – im Gegensatz zum Vergleichspaar, bei dem Widersprüche resp. Spannungen zwischen diesen beiden Ebenen herausgearbeitet werden konnten. Mittels der dokumentarischen Diskursanalyse sowie der analytischen Trennung der narrativen und performativen Ebene ließen sich folglich bei der Betrachtung der Gesprächspraxis im Vergleich zum anderen Paar zentrale Erkenntnisse über das partnerschaftliche Geschlechterverhältnis von Elsa und Henock ziehen. [43]

Als besonders erkenntnisreich erwies sich die gründliche Analyse ausgewählter Passagen, in denen Geschlecht als Aushandlungsgegenstand fungierte. Dies war etwa der Fall, als Elsa und Henock einen Konflikt über die Gestaltung der Wochenenden austrugen. Dabei beanspruchte Henock die Rolle des hart arbeitenden Mannes, der am Wochenende zu Hause bleiben und sich entspannen wollte, während sich Elsa in ihrer Rolle als gute Mutter hervortat und zu bedenken gab, dass man mit den Kindern nach draußen gehen müsse und sich nicht einfach auf die faule Haut legen könne. Hierin deutete sich bereits der geschlechtsbezogene Anerkennungs- und Machtkampf zwischen den beiden an, der sich im weiteren Verlauf konkretisierte.

"E: ja, (....) ja: (.) weil ä e:s gibt em, bei UNS die Männer arbeiten nicht viel weißt du //H: Wa-// die FRAU (.) nimmt die Haushalt VIEL, ja, das ist is richtig

H: wann HIER oder in Heimat?

E: ha- hat deine Papa ä: //I: (muss lange und fest lachen)// zu mal deine Mama geholfen? Nein, sie sind immer, drau- sie arbeiten vielleicht wie schaffe //H: Da- nei-// und so (.) aber sie (.) [1 nei überhaupt Haushalt machen sie [2 nicht (.) kann ich dir sagen (.) auch HIER.

H: [1 ja [2 Frau au nit arbeiten de:

E: du machscht auch nicht viel Haushalt, oke: wenn ich arbeite am Wochenende macht er, aber wenn ich da bin, er, machte nicht, einfach essen schlafen, [ oder mit dem Kinder, ja

H: [ das, ja, das auch so (.) das

E: ja, aber hi-, nicht wie: andere vielleicht Länder //I: mhm mhm// zum Beispiel in de- in der Schweiz is andere Ding, Mami und ä Papi müssen wir gleich arbeiten //I: m:hm// (.) ich meine, es is, ich sehe schon //I: mhm// par Le- ä:m: Papi ode:r Männer sie, machen kochen: (.) ä putzen: ja, das ist man muss das machen" (Z.846-870). [44]

Elsa setzte die Proposition und führte das Thema der ungleichen geschlechtlichen Arbeitsaufteilung zwischen Frauen und Männern ein. Henock reagierte darauf mit einer intervenierenden Nachfrage, die in Anbetracht des weiteren Gesprächsverlaufs als Opposition gelesen werden konnte. Es ließ sich folglich ein Konflikt bzw. ein oppositioneller Diskurs (PRZYBORSKI 2004, S.217) rekonstruieren, in dem Elsas Orientierung an einer egalitären Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit Henocks Orientierung an einer traditionellen, geschlechtlich geteilten Arbeitsaufteilung, in der sich die Frau um Familie und Haushalt und der Mann um die Erwerbsarbeit kümmert, entgegenstand. Auch über die weiteren analysierten Passagen hinweg zeigte sich eine grundlegende Differenz zwischen Elsa und Henock. Während Elsa progressive Geschlechterverhältnisse und partizipative Erziehungskonzepte vertrat, die sie mit der "Kultur" (Elsa, Z.48) in der Schweiz in Verbindung brachte, hielt Henock mit traditionellen, an der "Heimat" (Henock, Z.850) orientierten Konzepten dagegen. Diese Opposition als wegweisende Erkenntnis für die Rekonstruktion des partnerschaftlichen Geschlechterverhältnisses von Elsa und Henock konnte mittels der Diskursorganisation erschlossen werden, durch die die analytische Aufmerksamkeit auf die Positionierungen der beiden Partner*innen im Interaktionsgeschehen und den Abgleich der geteilten und nicht geteilten Orientierungen gelenkt wurde. [45]

Mittels dieser Aufmerksamkeit konnte erkannt werden, dass Elsa und Henock in diesen Konflikten ihre je unterschiedlichen Positionierungen in der Migrations- und Familiensituation performierten. Während sich Elsa in ihren Erzählungen wie auch in besagten Konflikten in der Rolle der erfolgreich integrierten und guten Mutter präsentierte, in der sie die vielen Herausforderungen im Zuge der Migration und der Familiengründung kompetent gemeistert hatte, nahm Henock die Rolle des akzeptierenden, hart arbeitenden "Ausländers" (Henock, Z.2777) und Ernährers ein. Weiter wurde anhand der Diskursanalyse deutlich, dass diese oppositionellen Diskurse, die das ganze Interview durchzogen, stets in univoke Diskurse (PRZYBORSKI 2004, S.196) mündeten, in denen Elsa und Henock in Einigkeit von ihren prekären Lebensbedingungen, Diskriminierungserfahrungen, den distanzierten Menschen in der Schweiz und ihrem gemeinsamen Ziel, dass es den Kindern einmal besser gehen solle, erzählten: "@Ich habe keine Zukunft in der Schweiz@, aber die Kinder haben schon viele Zukunft" (Elsa, Z.557f.). Daraus wurde zum einen geschlossen, dass der offen ausgetragene Konflikt, in dem unterschiedliche Erfahrungen und Positionierungen zum Tragen kamen, mit geteilten Erfahrungen und Positionierungen einherging – nämlich als aus einem afrikanischen Land in die Schweiz migrierte Personen, die den Migrationsprozess bewältigt und mit Rassismuserfahrungen zu kämpfen hatten. Darin ließ sich ein frappanter Unterschied zum anderen (binationalen) Paar erkennen, bei dem diese Erfahrung gerade nicht eine geteilte war. So deutete der divergente Modus der Diskursorganisation (PRZYBORSKI 2004, S.252) des anderen Paares auf einen unterschwelligen Konflikt hin, in dem sich unterschiedliche Erfahrungen und Positionierungen der beiden Partner*innen insbesondere in der Migrationssituation manifestierten. Diese wurden nicht wie bei Elsa und Henock in einem oppositionellen Modus der Diskursorganisation (S.217) offen kommuniziert und einander entgegengehalten. Stattdessen waren diese Differenzen, die auch mit Asymmetrien einhergingen, unter dem Deckmantel einer binationalen Romantik verborgen, die sich im parallelen Modus der Diskursorganisation (S.96) manifestierte. Dies verweist darauf, dass jene Differenzen und damit einhergehenden Asymmetrien zwischen den beiden Partner*innen, die an globale, postkoloniale und teilweise auch prekäre Ungleichheits- und Machtverhältnisse gekoppelt waren, also jene, die gerade mit der Binationalität des Paares zusammenhingen, nicht sag- und aushandelbar waren. Genauso wie die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern schien auch diese Ungleichheit nicht Teil der "'Diskursmoral' der neuen gebildeten Mittelschichten" zu sein (KOPPETSCH & BURKART 1999, S.415) und das Bild einer binationalen Romantik zu stören. In diesem Bild ist impliziert, dass beide Partner*innen durch die Erfahrung des Andersseins in dem jeweilig anderen Land gleich(er) würden. Faktische Ungleichheitsverhältnisse schienen in diesem Narrativ keinen Platz zu haben. [46]

Zum anderen wurde durch den Abgleich des Paar-Narratives und der Paar-Performance eine ungleiche Verantwortungslast ersichtlich. Während Henock durch das Gespräch hindurch eine gewisse Genügsamkeit und Gleichförmigkeit in seiner Performance aufwies und kaum etwas preisgab, zeichnete sich der Auftritt von Elsa einerseits durch Redseligkeit und ein großes Gesprächsengagement, andererseits durch dauernde Wechsel aus: Immer wieder brach sie aus der Eintracht (univok) mit Henock aus und hielt ihm kontroverse, als in der Migrationssituation in der Schweiz integrationsförderlich markierte Sichtweisen entgegen (oppositionell), ließ sich aber stets wieder auf die besagte gemeinsame Ebene ein. Dies legt nahe, dass die Bewältigung der partnerschaftlichen Herausforderungen, die sich im Zusammenhang mit der Migration und der Familiengründung ergeben haben, zu einem nicht unerheblichen Teil von Elsa übernommen wurden. Bei Elsa und Henock bildete sich folglich eine Paarpraxis ab, in der Elsa die Rolle des Familienmanagements zukam, welches sich durch die besagten Wechsel auszeichnete – Ausbrechen aus der partnerschaftlichen Eintracht und ein anschließendes Zurückkehren in diese. In diese Deutung fügte sich auch die Beobachtung der Rollen von Elsa und Henock in der Besuchssituation ein.

"In dieser saß Elsa die ganze erste Hälfte des Interviews auf einem Meditationskissen am Boden vor einer metallenen Kochstation, röstete aufwendig Kaffeebohnen, kochte daraufhin Kaffee und füllte diesen nach der langen als 'traditionell' bezeichneten Prozedur in kleine weiße Tässchen, während sie parallel dazu einen großen Teil des Gesprächs im Alleingang bestritt. Derweil saß Henock ihr gegenüber auf dem Sofa, beteiligte sich nur sporadisch am Gespräch und ließ sich von seiner Frau mit Kaffee bedienen" (Protokoll 2, Elsa & Henock, Z.91-129). [47]

Daraus wurde geschlossen, dass mit der Migration und der Familiengründung die mit dem Familienmanagement einhergehenden Aufgaben zugenommen bzw. sich ausdifferenziert hatten. Ähnliches zeigte sich beim Vergleichspaar. Bei diesem wurden auf der einen Seite im Kontext der erwähnten binationalen Romantik klischierte Geschlechterbilder bedient wie etwa jenes der schwachen, naiven Frau und des starken Mannes und eifersüchtigen Liebhabers oder der fürsorglichen, besorgten Mutter und des Beschützers. Auf der anderen Seite war eine Paar-Performance zu beobachten, in der sich zeigte, dass die Frau für die Bewältigung der Herausforderungen im Zusammenhang mit der Migration und der Familiengründung verantwortlich war. Im Kontext des Binationalen bedeutete dies unter anderem ein andauerndes Vermitteln zwischen zwei Perspektiven. Diese Verantwortung für das Familienmanagement der Frau kam also bei beiden Paaren zum Ausdruck – und dies schon darin, dass die Frauen erheblich ausgeprägtere Sprachkenntnisse hatten als die Männer. [48]

Dieses Ergebnis war nicht weiter erstaunlich und fügte sich in das Wissen über Geschlechterverhältnisse in Paarbeziehungen ein. Bemerkenswert ist allerdings, dass Elsa – wie auch die Frau des Vergleichspaars – in dieser Care-Rolle nicht nur von mehr Verantwortung gefordert und belastet war, sondern in der Migrationssituation auch als flexibler, kompetenter und folglich unabhängiger als Henock auftrat. Darin konnte eine verhältnismäßige Zunahme der Handlungsmacht von Elsa resp. der Frau und somit eine ambivalente Machtverschiebung innerhalb der Paarbeziehung im Zusammenhang mit den beiden Schwellen-Wendepunkten Migration und Familiengründung erkannt werden. Dieses Ergebnis stellt somit die Eingleisigkeit von Geschlechtertheorien wie Doing Gender (WEST & ZIMMERMAN 1987) oder Maternal Gatekeeping (ALLEN & HAWKINS 1999; FAGAN & BARNETT 2003) infrage, nach denen weiblich konnotierte Doings stets mit einem inferioren Status assoziiert wurden. So konnte nämlich anhand dieser Analyse gezeigt werden, dass sich im Rahmen von Migrations- und Familiengründungsprozessen Neu- und Umstrukturierungen von partnerschaftlichen Geschlechterverhältnissen vollziehen können, die zwar zu gesteigerten geschlechtskonformen Handlungszwängen, zugleich aber auch zu mehr Handlungsmacht der Frau innerhalb der Paarbeziehung führten; dies nicht trotz, sondern gerade wegen der Familiengründung, durch die die Rolle der fürsorglichen Frau bzw. Mutter an Bedeutung gewann (HIRSCHAUER 2014, S.6; SCHÜTZE 1986, S.7). Basierend auf dem Vergleich zweier Fälle konnten Systematiken herausgearbeitet werden, die als Anregung für weitere Forschungen im Schnittfeld Paarbeziehung, Geschlecht und Migration dienen können. Dabei ermöglichte zum einen die Betrachtung zweier Schwellen-Wendepunkte und zum anderen der Fokus auf das Interaktionsgeschehen mit der dokumentarischen Diskursanalyse sowie die Kontrastierung der Paar-Performance mit dem Paar-Narrativ Einblicke in komplexe und scheinbar widersprüchliche Entwicklungen partnerschaftlicher Geschlechterverhältnisse. [49]

6. Diskussion: Prämissen, Positionierungen und Potenziale

In diesem Beitrag haben wir die Potenziale und verschiedenen Spielarten der D.M. und einer dokumentarischen Paarforschung dargelegt, die auf bestimmten methodologischen und theoretischen Prämissen aufbaut. So haben wir gezeigt, dass eine Paarbeziehung aus wissenssoziologischer Perspektive keine faktische Realität darstellt, die es in ihrer Immanenz zu erfassen gilt, sondern eine ko-konstruierte Wirklichkeit, die auf geteiltem und gemeinsam hervorgebrachtem Erfahrungswissen basiert (siehe Abschnitt 2). Vor diesem Hintergrund interessieren die Paare als "konjunktive Erfahrungsgemeinschaften" (MANNHEIM 1980, S.221), die sich im Zuge der sich ständig vollziehenden alltäglichen Paarpraxis in einem stetigen Prozess befinden. Dementsprechend kommen konjunktive Erfahrungsräume insbesondere in dieser Praxis zum Einsatz und Ausdruck – wie ausdrücklich in der praxeologischen Erweiterung der Wissenssoziologie durch BOHNSACK (2017) zentral gesetzt wurde. Wir betrachten die dokumentarische Paarforschung demnach als Aufgabe, dieses kollektive, implizite und inkorporierte Wissen der Paare über beobachtete und festgehaltene Paarpraxis zu rekonstruieren. Dies wurde in den vorgestellten Projekten anhand von narrativen Paarinterviews realisiert. [50]

6.1 Aussagekraft narrativer Paarinterviews

Im Hinblick auf die bisherigen kritischen Anmerkungen zur Aussagekraft von (narrativen) Interviews und insbesondere Paarinterviews schließen wir uns HIRSCHAUER et al. (2015) und WIMBAUER und MOTAKEF (2017a) in einigen Aspekten an, betrachten die Kombination von Paarinterviews und D.M. jedoch gerade vor diesem kritischen Hintergrund als besonders gewinnbringend. Wir möchten uns vor allem in Bezug auf die genannten Limitationen positionieren: (Paar-)Interviews können nicht als wahrheitsgetreue Informationsquellen behandelt werden, weil sie ein Konglomerat "unterschiedliche[r] Handlungen" darstellen, namentlich "behaupten, erzählen, rechtfertigen, belehren, anklagen, rationalisieren usw." (HIRSCHAUER et al. 2015, §7). Weiterhin handelt es sich dabei zum einen um durch die Interviewsituation herbeigeführte, genuin "gesteuerte" und nicht alltägliche "Interaktionszüge", zum anderen um "Diskursfragmente" (a.a.O.) privater, medialer und gesamtgesellschaftlicher Diskurse, in die das Paar eingebettet ist. [51]

Grundsätzlich kann die Erwartungshaltung der Forscher*innen nicht darauf ausgelegt sein, Faktisches oder Wahrhaftiges über das Leben eines Paares wie etwa die tatsächliche Arbeitsteilung oder die exakten Ereignisse in der Paarbiografie – wie etwas stattgefunden hat – herauszufinden oder zu rekonstruieren. So sollte im Forschungsprojekt zum Zusammenziehen von Paaren nicht der faktische Ablauf dieses Prozesses eingefangen werden, sondern die Ko-Konstruktion des Zusammenziehens durch die Paare in der jeweiligen Erhebungssituation. Im anderen Projekt interessierte nicht die faktische geschlechtliche Rollenaufteilung im Familienalltag, sondern das partnerschaftliche Geschlechterverhältnis, das sich in der Paarpraxis während des Erzählens der Familienbiografie dokumentierte. Mit Blick auf die Erhebungsmethode haben HIRSCHAUER et al. diesen Sachverhalt ausführlich aufgearbeitet und fassten überzeugend zusammen, dass Interviews nicht als wahrhaftige "Auskünfte" zu verstehen sind (§1). Wie WIMBAUER und MOTAKEF (2017a) schlussfolgerten, interessieren in der Regel auch gar nicht diese faktisch korrekten Informationen, wenn Paare als soziologische Einheiten in das Zentrum der Aufmerksamkeit gestellt werden. Vielmehr geht es "um den versuchten Nachvollzug der subjektiven Realitätskonstruktionen – und im Fall von Paaren als Forschungsgegenstand um den versuchten Nachvollzug der intersubjektiv hergestellten Paarrealität" (§76). Im Hinblick auf die Auswertungsmethode der D.M. bedeutet dies die Zentralsetzung "nicht nur [...] von Perspektiven und Orientierungen, sondern auch [von] Erfahrungen" (NOHL 2006, S.7) für das Handeln, also von impliziten Wissensbeständen und dem Wie ihrer Herstellung. Vor dem Hintergrund der "Standortgebundenheit" (BOHNSACK 2017, S.127) des Wissens wird in der dokumentarischen Interpretation von Paarinterviews nach der sozial bedingten Genese des Wissens und damit nach der Wirklichkeit als sozialem Konstrukt gefragt. So haben wir in unseren Forschungsarbeiten untersucht, wie Paare in Bezug auf ein bestimmtes Thema wie z.B. die Arbeitsteilung oder eine bestimmte Erfahrung eine gemeinsame Darstellung hervorbrachten und welche Wissensbestände darin sichtbar wurden. Dieses Wissen ist zweifelsohne von sozialen Diskursen gerahmt und beeinflusst, die sich auf verschiedene Weisen im Paarinterview überlagern, wie HIRSCHAUER et al. (2015, §7) bemerkten. Bei der Auswertung mit der D.M. können etwaigen expliziten, aber auch impliziten Bezugnahmen auf diese Diskurse in der Interpretation besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, indem sie als "intuitive Vergleichshorizonte" (BOHNSACK 2018a, S.56) durch die Aufarbeitung des Forschungsstands und die Perspektive der Interpretierenden miteinbezogen werden. [52]

HIRSCHAUER et al. (2015) merkten an, dass dem Umstand, dass Paarinterviews aus vielen "unterschiedlichen Handlungen" bestehen und nicht als ein reines Auskunftgeben verstanden werden können, durch die Analyse der verschiedenen sprachlichen Darstellungsformen Rechnung getragen wird (§7). Eine derartige Differenzierung des Interviewtextes in Erzählung, Beschreibung und Argumentation empfahl NOHL (2006) ausdrücklich als einen der zentralen Schritte bei der dokumentarischen Interpretation von Interviews (S.48ff.). Die Identifizierung und Differenzierung der Textsorten entspricht der Narrationsstrukturanalyse bei SCHÜTZE (1983) und wird der in Abschnitt 3 erwähnten theoretischen Annahme gerecht, dass durch Erzählungen ein besonders unmittelbarer Zugang zum erfahrungsbasierten, konjunktiven Wissen besteht. In diesem Sinne können in der Auswertung von Paarinterviews die verschiedenen Darstellungsformen der Befragten analysiert und mit Blick auf erzähltheoretische Grundlagen systematisch berücksichtigt werden. Zwar können die Einflussnahmen durch die Interviewer*innen, das Setting sowie die generelle Tagesform aller Beteiligten nie gänzlich ausgeblendet werden, weshalb das Verständnis von Paarinterviews als bestimmter Form der Interaktion, die "durch die Fragen, aber auch durch Zuhörsignale und Erwartungshaltungen gesteuert wird" (HIRSCHAUER et al. 2015, §7), konsequent ernst genommen werden muss. Vor dem Hintergrund der dokumentarischen Auswertung ist zu reflektieren, inwiefern die befragten Personen Gemeinsamkeiten mit den Interviewer*innen (WIMBAUER & MOTAKEF 2017a, §67) aufweisen. Schließlich befinden sich nicht nur die interviewten Paare in einem konjunktiven Erfahrungsraum, sondern aufgrund z.B. geschlechts- oder herkunftsspezifischer Übereinstimmungen auch die Interviewer*innen. Bei der dokumentarischen Materialanalyse kann diesen Umständen ebenfalls Rechnung getragen und in der reflektierenden Interpretation ein Blick darauf geworfen werden, wo und inwiefern die Befragten von einem spezifischen, mit den Interviewer*innen geteilten Wissen ausgehen. Beispielsweise wurde im Paarinterview mit Elsa und Henock ein konjunktiver Erfahrungsraum zwischen Elsa und der Interviewerin sichtbar, wobei die Interviewerin aus ihrer wertneutralen Rolle heraustrat und Elsas feministischen Standpunkt unterstützte. [53]

6.2 Spuren geteilten Wissens als Fokus dokumentarischer Interpretation

Bei der Analyse von Paarinterviews muss auch die Tendenz der Selbstdarstellung der Paare als harmonische, konsensuelle Einheit (WIMBAUER & MOTAKEF 2017a, §34) kritisch berücksichtigt werden. In unseren Augen und unter Berücksichtigung der Prinzipien der dokumentarischen Paarforschung ist die Frage nach Konsens-, demgemäß dann aber auch Dissensfiktionen (HILDENBRAND 2006) in Paarinterviews auch mit der weiterreichenden Frage verbunden, ob man bei Paaren denn tatsächlich von einer "Realität sui generis" (WIMBAUER & MOTAKEF 2017a, §76) sprechen kann. Denn der Selbstdarstellung als ein solches oder solches Paar kann ebenfalls eine geteilte Handlungsorientierung zugrunde liegen, deren Rekonstruktion lohnenswert ist. Nach HILDENBRAND (2006) sind die genannten Fiktionen in Paarinterviews als Niederschlag der gesamtgesellschaftlichen Veränderungen von Liebe und Paarbeziehung zu betrachten, in deren Zuge Autonomie und Individualität der Partner*innen an Bedeutung gewonnen haben. Vor diesem Hintergrund sind "Paare nicht nur unter dem Blick von Verschmelzung, sondern auch unter dem Blick von Distanz wahrzunehmen" und "Distanz [ist] gerade dort zu erwarten [...], wo die Verschmelzung im Vordergrund steht" (S.185) – nämlich in der Situation des Paarinterviews. Inwiefern Paare dieser Erwartungshaltung einer bestimmten Darstellung nachkommen oder nicht, kann also ggf. genauso als Ausdruck ihres (geteilten) Wissens interpretiert werden. [54]

Auf die von WIMBAUER und MOTAKEF (2017a) erläuterte Anzweiflung einer "gemeinsamen Erfahrungsaufschichtung" (§73) des Paares antworten wir deswegen mit der Zentralstellung der Frage nach "gemeinsame[n] und wechselseitige[n] Perspektivübernahmen" (§77) der Paare im Interview. Die dokumentarische Interpretation ist ausdrücklich darauf ausgelegt, derartige geteilte Perspektiven zu identifizieren und in ihrem Bedeutungsgehalt zu rekonstruieren. Mit der Suche nach dem dokumentarischen Sinngehalt von Äußerungen, z.B. der Partner*innen in unseren Paarinterviews, wird in der dokumentarischen Interpretation die Frage nach der gemeinsamen Grundlage dieser Äußerungen explizit beantwortet, indem "durch die (Rekonstruktion der) Reaktionen bzw. genauer: der Sequenz der Reaktionen und Re-Reaktionen der anderen Beteiligten" die "implizite Regelhaftigkeit" (BOHNSACK 2018a, S.56) der Äußerungen verstanden werden soll. Konkret kann dies bei der Interpretation der Paarinterviews bedeuten, Fragen an das Material zu stellen wie: Welches implizite Wissen teilen die Partner*innen, sodass eine bestimmte Aussage einer Person beispielsweise keiner weiteren Ausführungen durch die andere bedarf? Auf Basis welchen Wissens übernehmen Partner*innen Aussagen, Begriffe oder Darstellungen der jeweils anderen Person, vertiefen oder bestätigen diese? Aber auch: Wo offenbart sich Aushandlungsbedarf, weil z.B. plötzlich eine Verständigung der Partner*innen notwendig wird? Inwiefern kommt es überhaupt zu einer gemeinsamen Darstellung, und wenn stetig vor allem individuelle Sichtweisen zum Ausdruck gebracht werden statt der Perspektive eines Wir, was können Interpretierende daraus über einen geteilten oder nicht geteilten Erfahrungsraum schließen? [55]

6.3 Herausforderungen und Empfehlungen

Wie wir anhand unserer eigenen Forschungsprojekte gezeigt haben, lassen sich diese Fragen durch einen methodologisch reflektierten und methodisch konsequenten Einsatz der D.M. bei der Analyse von Paarinterviews nutzbar machen. Dabei können jedoch auch Herausforderungen auftreten und bestimmte Limitationen wirksam werden, die wir ausgehend von unseren Erfahrungen im Folgenden darlegen und mit Empfehlungen für einen konstruktiven Umgang versehen möchten. [56]

Der Begriff des Schwellen-Wendepunkts impliziert zwar die Fokussierung eines bestimmten Zeitpunkts, er darf jedoch weder theoretisch noch empirisch-analytisch als isolierter Moment verstanden werden, was insbesondere bei der Auswertung mit der D.M. zu berücksichtigen ist. Mit der Verwendung des Begriffs betonen wir, dass sich die empirische Beobachtung der Konstruktionsprozesse in Paarbeziehungen in bestimmten paarbiografischen Stationen besonders empfiehlt. Als Kristallisationspunkte sind diese Stationen nur im größeren Zusammenhang der Konstruktionsprozesse sinnhaft und müssen deswegen auch vor dem Hintergrund dieser Prozessualität betrachtet werden. In ihrer method(olog)ischen Konzeption ist die D.M. nicht auf die Untersuchung von Prozessen resp. Prozessualität ausgelegt, sondern auf die Rekonstruktion von Orientierungen, die als zeitlich stabile Regelhaftigkeiten die Handlungspraxis bedingen. Die handlungspraktische Kopplung an ein konkretes Ereignis, mit dem bestimmte Wissenselemente verbunden sind (z.B.: Wie wohnt ein Paar eigentlich gut zusammen oder wer sollte welche organisatorischen Aufgaben bei einer Migration übernehmen?) und deren Verhandlung besonders evozieren, erweist sich also als fruchtbar. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass mit der D.M. nicht die tatsächliche Prozessgestalt, sondern das diesbezügliche Erfahrungswissen der Paare rekonstruiert werden kann. So wurde im Projekt zur Familiengründung und Migration nicht der Familiengründungs- und Migrationsprozess der Paare rekonstruiert, sondern das Erfahrungswissen der Paare im Hinblick auf diese Prozesse und wie sich diese in deren Geschlechterverhältnissen niederschlugen. Eine tatsächliche Prozessperspektive würde z.B. durch eine Langzeitstudie mit mehreren Erhebungszeitpunkten ermöglicht werden, durch die Entwicklungen über einen längeren Zeitraum rekonstruiert werden könnten, wie dies etwa in der Schul(entwicklungs)forschung bereits angedacht und umgesetzt wurde (KRAMER 2013; ZALA-MEZÖ, EGLI & HÄBIG 2022). [57]

Die Rückkopplung der Erhebungen in unseren Forschungsprojekten an Schwellen-Wendepunkte evozierte nicht nur Überlegungen, Pläne und allgemein hypothetische Aussagen, wie die Paare bei einem Ereignis, das auftreten könnte, wahrscheinlich handeln würden, sondern erlaubte die Rekonstruktion besonders im Sinne der zeitlichen (und im Projekt zum Zusammenziehen explizit auch räumlichen) Dimension. WIMBAUER und MOTAKEF (2017a) verwendeten hierfür den Begriff der "Transitionsphase" (§45), in der sich Paare befinden und wiesen darauf hin, dass sich durch deren Untersuchung "eine Vielzahl an (soziologischen) Fragen bearbeiten [lässt], die am Wandel von Arbeit, Familie und Geschlechterverhältnissen ansetzen", und dass durch die "Perspektivierung von Individuen-in-Beziehungen" (§47) zu ganzheitlicheren, mikrosoziologisch fundierten Erkenntnissen gelangt werden kann. [58]

Wir sind ebenfalls der Ansicht, dass anhand der von uns gewählten Forschungsgegenstände und Vorgehensweisen deutlich wird, wie bei der Untersuchung von Paaren und der Durchführung von Paarinterviews nicht nur Erkenntnisse über Paare erzielt werden. Denn darüber hinaus haben wir Wissen, Deutungs- und Aushandlungsprozesse zum Wohnen, zu Elternschaft und zu Migration rekonstruiert und deren soziale Relationalität herausgestellt. Auch dies erlaubt die Interpretation der Paarinterviews mit der D.M., bei der wir zwar das Paar als konjunktive Erfahrungsgemeinschaft zentral gesetzt haben, gleichzeitig aber immer von "der Überlagerung bzw. wechselseitigen Durchdringung unterschiedlicher Erfahrungsräume bzw. Dimensionen – beispielsweise bildungs-, geschlechts- und generationstypischer, aber auch alterstypischer" (BOHNSACK 2018a, S.57) – ausgegangen sind. Gleichzeitig haftet den auf diesem Weg gewonnenen Ergebnissen deswegen eine Eigenkomplexität an, die die nachvollziehbare Darstellung unseren Erfahrungen nach erschweren kann. Zwar entspricht der Gedanke der "wechselseitigen Durchdringung" (a.a.O.) in unserem Verständnis am ehesten einem adäquaten Bild der Grundlagen von Handlungspraxis. Allerdings kann die fehlende Unterscheidung zwischen subjektivem und objektivem Sinn, die in der D.M. ganz bewusst nicht vorgenommen wird, zu Irritationen bei der Einordnung von Ergebnissen führen. Eine soziogenetische Analyse, bei der eine Kontrastierung verschiedener Erfahrungsräume durch ein diverses Sample möglich ist, eröffnet weitere Potenziale des Erkenntnisgewinns und die Rückkopplung an geläufige und sozialstrukturanalytisch fundierte Unterscheidungen von Milieus oder Generationen. [59]

Eine weitere Herausforderung ergibt sich aus dem Anspruch des "Bruch[s] mit dem Common Sense" (BOHNSACK 2013, S.269) bzw. eines Analysesettings, dass diesen erlaubt, indem sich bestmöglich die Standortgebundenheit der Forscher*innen überwinden lässt. Es benötigt Übung und idealiter eine Gruppe von interpretierenden Personen, um bei der Auswertung weder "subjektiven Perspektiven verhaftet zu bleiben", noch "mit objektivierendem Zuschnitt einen äußerlich bleibenden Maßstab an das [...] Handeln der Erforschten anzulegen" (KLEEMANN, KRÄHNKE & MATUSCHEK 2013, S.191). Diese Herausforderung ist nun kein Spezifikum der Auswertung von Paarinterviews mit der D.M., darf aber dennoch nicht unterschätzt werden und soll daher auch hier Erwähnung finden. [60]

Auf der Basis unserer forschungspraktischen Erfahrungen und methodologischen Reflexionen plädieren wir dafür, die D.M. nicht nur als Analysegerüst zu verstehen, sondern als fundiertes und reichhaltiges Repertoire, entlang dem eigenständige Analysestrategien sowie Deutungs- und Einsatzweisen der verschiedenen Instrumente entwickelt werden können – wie dies auch in den hier vorgestellten Projekten realisiert wurde. So kann etwa ein oppositioneller Diskurs nicht nur als Rahmeninkongruenz (PRZYBORSKI 2004, S.217) gedeutet werden, sondern auch als Anerkennungs- und Machtkampf zwischen den beiden Partner*innen. Dabei teilen die Partner*innen das Wissen, wie in ihrer Paarbeziehung – vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Diskurse – z.B. das Thema geschlechtliche Arbeitsteilung bearbeitet wird und dass dieses als Bühne dafür fungiert, partnerschaftliche Anerkennungs- und Machtverhältnisse auszuhandeln. Ein geteiltes Erfahrungswissen bedeutet hier folglich nicht, dass die Paarbeziehung von beiden Personen gleich erlebt wird, sondern es besteht eine implizite Übereinkunft, ein "Arbeitskonsens" (LENZ 2009, S.193). Dies bedeutet auch, dass beide nicht grundsätzlich dasselbe wissen müssen, sich aber in der Paarbeziehung in ihrer jeweiligen Rolle zu verhalten wissen – also nicht im Sinne einer "Rahmenkongruenz", sondern einer "Rahmenkomplementarität" (MARTENS & ASBRAND 2017, S.75). [61]

7. Fazit

Das Ziel dieses Beitrags ist es, die D.M. als sinnvolles und bereicherndes methodologisches Gerüst und Methodenrepertoire für die soziologische Paarforschung vorzuschlagen. Dafür sind Paare als konjunktive Erfahrungsgemeinschaften, als eigenständige soziale Formation zu verstehen, die über ein geteiltes Wissen darüber verfügen, wie die Paarbeziehung vollzogen wird, wer sich darin wie zu verhalten hat und wie diese vorgeführt wird – bspw. in einer Besuchs- oder Interviewsituation oder auch bei einer Wohnungsführung. Das Potenzial einer dokumentarischen Paarforschung liegt in der konsequenten Verfolgung eines sozialkonstruktivistischen Forschungsprogramms, nach dem es nicht darum geht, eine faktische Realität zu behaupten und zu erfassen, sondern eine ko-konstruierte Wirklichkeit zu rekonstruieren: Wie werden Paarbeziehungen hervorgebracht? [62]

Wir haben gezeigt, dass eine dokumentarische Paarforschung je nach Erkenntnisinteresse vielfältig ein- und umgesetzt werden kann. So wurden in den beiden exemplarisch vorgestellten Forschungsprojekten verschiedene Schwerpunkte gesetzt, und es kamen je unterschiedliche Spielarten der methodischen Umsetzung zum Zug: Beim Projekt von Viola LOGEMANN wurden die Deutungs- und Konstruktionsprozesse in den Blick genommen, die sich in der Paarbeziehung beim Zusammenziehen in die erste gemeinsame Wohnung vollziehen. Die Hauptaufmerksamkeit galt hier der Rekonstruktion der handlungspraktisch wirksamen Orientierungen zum Wohnen, Zuhausesein und Zusammenleben als Paar, mit denen auch eine Verhandlung von Gemeinsamkeit und Individualität einhergeht. Diese erfolgte mittels einer hermeneutischen und komparativen Analyse. Über die Identifikation von positiven und negativen Horizonten und den themen- und fallübergreifenden Vergleich, bei dem gedankenexperimentell entwickelte Lesarten zu den essenziellen Bestandteilen gehörten, wurden unterschiedliche Typen der Ko-Konstruktion von Paaren und ihrem Zuhause gebildet. Im Artikel wurde der Beispielfall Nino und Rosalie vorgestellt, wobei gezeigt werden konnte, wie das Paar an einem Zusammenleben orientiert war, das Eigenständigkeit und Individualität der Partner*innen nicht nur zuließ, sondern konstituierte. Ihre gemeinsame Konstruktion zeigte sich an geteilten Vergleichshorizonten, Irritationen und Umgangsweisen in und mit der Situation des Paarinterviews. [63]

Beim Projekt von Johanna EGLI interessierten die partnerschaftlichen Geschlechterverhältnisse im Zusammenhang mit den beiden Schwellen-Wendepunkten Familiengründung und Migration. Dabei lag der Schwerpunkt auf dem Interaktionsgeschehen zwischen den beiden Partner*innen, über das Erkenntnisse über deren Positionierungen innerhalb der Beziehung und somit über das Geschlechterverhältnis gewonnen werden sollten. Dementsprechend bot sich die dokumentarische Diskursanalyse als geeignetes Analysetool an, mit dem Einigkeit und offen ausgetragene, aber auch unterschwellige Konflikte eruiert werden konnten. Letztere wurden im Hinblick auf Differenzen in der Positionierung in der Paarbeziehung gedeutet, wobei bei Elsa und Henock gerade das Zusammenspiel von Konflikt und Einigkeit aufschlussreich war. Als fruchtbar erwies sich außerdem der Abgleich der durch die Diskursanalyse rekonstruierten Paar-Performance mit dem Paar-Narrativ, durch den sich Rückschlüsse auf die Repräsentationspraxis schließen ließ: So verwies etwa ein offen ausgetragener Anerkennungs- und Machtkampf zwischen Elsa und Henock auf ein verhältnismäßig egalitäres (Geschlechter-)Verhältnis – im Kontrast zu einem Paar-Narrativ einer binationalen Romantik, der eine Asymmetrie zugrunde liegt. Wird also auf die Analyse von Positionierungen und damit verbundenen Machtverhältnissen innerhalb einer Paarbeziehung (wie eben bspw. auf Geschlechterverhältnisse) abgezielt, dann bieten sich die Diskursanalyse sowie der Abgleich der Paar-Performance mit dem Paar-Narrativ als Spielart der D.M. an. [64]

In beiden Projekten wurde eine wissenssoziologische Konzeptionalisierung von Paarbeziehungen als konjunktiven Erfahrungsgemeinschaften verfolgt und Ko-Konstruktionsprozesse von Paaren im Zusammenhang mit bestimmten Schwellen-Wendepunkten rekonstruiert. Vor diesem Hintergrund erwiesen sich Paarinterviews als Erhebungsmethode sowie die D.M. als Auswertungsverfahren in beiden Projekten als sinnvoll. Aufgrund der unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen in den beiden Projekten offenbarten sich jedoch unterschiedliche Spielarten einer dokumentarischen Analyse als zweckmäßig. Weitere Schwerpunktsetzungen und Spielarten sind denkbar: Wir hoffen, nicht nur das Interesse an einer wissenssoziologischen, dokumentarischen Paarforschung geweckt zu haben, sondern auch für die Potenziale, die sich durch die Kombination von Paarinterviews und D.M. noch weiter entdecken lassen. Außerdem möchten wir auf die Vielseitigkeit und Variabilität der D.M. in ihrer Anwendung aufmerksam machen – sofern ein interpretatives Paradigma verfolgt wird, nach dem sich die forschende Person sowohl dem wissenssoziologisch gefassten Forschungsgegenstand wie auch den zu ergründenden Logiken der Fälle verpflichtet und auf ihre eigene kreative Schaffenskraft und Fähigkeit zur logischen Schließung vertraut. [65]

Danksagung

Wir möchten uns herzlich bei unseren Gutachter*innen für ihre wertschätzenden und anregenden Reviews bedanken, die unseren Beitrag nochmals auf ein anderes Niveau gehoben haben.

Anhang 1: Legende verwendeter Transkriptionszeichen im Projekt von Viola LOGEMANN (nach DRESING & PEHL 2018)

/

Abbruch eines Satzes

(.)

Pause; je ein Punkt pro Sekunde

(lacht)

Emotionale nonverbale Äußerung

Anhang 2: Legende verwendeter Transkriptionszeichen im Projekt von Johanna EGLI (angelehnt an BOHNSACK 1999, S.233f. und ROSENTHAL 2015, S.100)

[

Beginn einer Überlappung; Bei aufeinanderfolgenden Überlappungen werden diese mit [1 und [2 markiert.

nein-nein

Schneller Anschluss; Zusammenziehung

,

Kurzes Absetzen

(.)

Kurze Pause

(...)

Pause; die Punkte zeigen die Dauer in Sekunden an

Ja::

Dehnung; die Doppelpunkte zeigen die Dauer in Sekunden an

nein

Betonung

NEIN

Betonung durch Lautstärke in Relation zur üblichen Lautstärke des Sprechers/der Sprecherin.

?

Steigende Intonation

viellei-

Abbruch eines Wortes oder einer Äußerung

(doch)

Unsicherheit bei der Transkription; schwer verständliche Äußerung

()

Äußerung ist unverständlich; die Länge der Klammer entspricht etwa der Dauer der unverständlichen Äußerung.

@das ist@

Lachend gesprochen

((lacht fest))

Kommentar bzw. Anmerkungen zu parasprachlichen, nichtverbalen oder gesprächsexternen Ereignissen.

//mhm//

Hörer*innensignale

//A: er ist//

Kurze Einschübe einer Person, die nicht Hauptsprecher*in ist.

Anmerkungen

1) Beispielhaft genannt seien die Diskussion um das Ehegattensplitting, queere Beziehungsformen und geschlechtsspezifische Ungleichheiten wie den Gender-Care- oder Gender-Time-Gap (HOBLER, LOTT, PFAHL & SCHULZE BUSCHOFF 2020). <zurück>

2) Zum Beispiel mit Blick auf die Abwertung von Singles (BUDGEON 2008; ROSENEIL, CROWHURST, HELLESUND, SANTOS & STOILOVA 2020) oder die Diskriminierung nicht-monogamer Beziehungsformen (KLESSE 2018; PIEPER & BAUER 2014). <zurück>

3) Wenn wir im weiteren Verlauf von Paarinterviews sprechen, meinen wir damit grundsätzlich Interviews, bei denen auf einen überwiegenden Anteil an Narrationen abgezielt, also mit möglichst offenen Fragen und Erzählstimuli gearbeitet und die Entfaltung eigener Relevanzsysteme der Befragten zentral gesetzt wird (ROSENTHAL & LOCH 2002; SCHÜTZE 1983). WIMBAUER und MOTAKEF (2017a) haben die verschiedenen Bestandteile eines solchen Interviews und mögliche Variationen ausgelotet (§54-64). <zurück>

4) In Anlehnung an die Betonung der Relevanz einer praktischen Hervorbringung von Beziehungen, wie beim Doing Family (JURCZYK 2014). <zurück>

5) Siehe die jeweiligen Forschungsstände zu unseren spezifischen Projekten in Abschnitt 4 und 5. Zudem ist bereits eine Zentralstellung vom Leben und Dasein als Paar immer vor dem Hintergrund einer heteronormativ geprägten Gesellschaftsordnung zu verstehen und zu analysieren. <zurück>

6) So zeigt sich etwa bei Doppelkarrierepaaren ein Auseinanderklaffen des Verständnisses von sich als emanzipiertem Paar mit einer egalitären Arbeitsaufteilung und der Paarpraxis, in der sich eine ungleiche Aufteilung der Sorgearbeit zulasten der Frau manifestiert (BEHNKE & MEUSER 2002, 2003). <zurück>

7) Darüber hinaus sind aber auch die (non-verbalen) Paarpraktiken, z.B. das Doing Couple in Anlehnung an Doing Family (DÖBLER 2020, S.22; JURCZYK 2014), Doing Gender (WEST & ZIMMERMAN 1987) oder weitere Ausdrucksformen, z.B. Bilder, für die Analyse fruchtbar. <zurück>

8) Für eine Einführung in die Schritte und Prinzipien der Datenauswertung mit der D.M. siehe BOHNSACK et al. (2001), NOHL (2006) und PRZYBORSKI und WOHLRAB-SAHR (2021, S.348ff.). <zurück>

9) Von sowohl theoretischer als auch empirischer Relevanz war also auch die materielle Dimension der Wirklichkeitskonstruktion, die hier jedoch zwecks Fokussierung weitestgehend ausgeklammert wird. <zurück>

10) Zu Beginn der Erhebung war im Sinne des Theoretical Sampling (STRAUSS & CORBIN 1996 [1990], S.148) angedacht, im Sample entlang minimaler und maximaler Kontrastierung ein möglichst breites Spektrum an paarbiografischen, wohnspezifischen und sozioökonomischen Kontexten abzubilden. Bereits bei den ersten erhobenen Fällen konnten aber bereits augenscheinliche Unterschiede rekonstruiert werden, obwohl diese hinsichtlich sozialstruktureller Merkmale homogen waren. Deshalb fiel die Entscheidung, sich auf diese beobachteten Kontraste zu konzentrieren, d.h., den Blick auf Diversität trotz Homogenität zu richten. <zurück>

11) Für den Großteil der interviewten Personen war dies auch das erste Mal, dass sie mit einem Partner/einer Partnerin zusammengezogen waren. Nahezu alle Befragten hatten aber bereits mit anderen Personen in Wohngemeinschaften zusammengelebt. <zurück>

12) Die Bilder wurden im Rahmen der dokumentarischen Bildinterpretation "als Dokumente für Sinnzusammenhänge" (PRZYBORSKI & WOHLRAB-SAHR 2021, S.197) ausgewertet und als Ergänzung zur verbalen Ausdrucksmöglichkeit im Walking Interview genutzt. <zurück>

13) Die Auswahl der Sequenzen erfolgte sowohl auf der Basis theoretischer Vorannahmen, fallspezifischer Relevanzen sowie von forschungspragmatischen Aspekten, die hier nicht ausgeführt werden können. <zurück>

14) SAMMET und ERHARD (2018) stellten in ihren Ausführungen zur Sequenzanalyse dieses grundlegende "Interpretationsprinzip" (S.35) des Gedankenexperiments und dessen unterschiedlichen Dimensionen treffend dar. Dadurch offenbaren sich auch die partiellen Überschneidungen zwischen der Auswertungspraxis der objektiven Hermeneutik nach OEVERMANN, ALLERT, KONAU und KRAMBECK (1979) und der D.M. <zurück>

15) Zudem dient die komparative Analyse in der D.M. als Mittel zur Qualitätssicherung der Ergebnisse (BOHNSACK 2021, S.141). <zurück>

16) Eine umfangreiche Darstellung des Forschungsprojekts und seiner Ergebnisse wird voraussichtlich Ende 2024 in monografischer Form erscheinen. <zurück>

17) Es handelt sich um Pseudonyme. <zurück>

18) Der Großteil der Interviews wurde nach dem erweiterten Transkriptionssystem nach DRESING und PEHL (2018, S.21-25) transkribiert. Eine Legende der verwendeten Zeichen findet sich in Anhang 1. <zurück>

19) Zur Veranschaulichung: Unter #couple fanden sich auf Instagram ca. 77 Mio. Beiträge, unter #couplegoals 54 Millionen (Stand Januar 2024). <zurück>

20) Andere Paare im Sample taten genau dies, indem sie z.B. Fotos präsentierten, auf denen gemeinsame und besonders romantisch konnotierte Erlebnisse zu zweit abgebildet waren oder auch emotional relevante Geschenke des Partners/der Partnerin. <zurück>

21) Auf materieller Ebene kristallisierten sich demgemäß auch diejenigen Dinge als besonders bedeutsam für Ninos und Rosalies Paarwirklichkeit heraus, die ihre Autonomie und ihre partielle Gegensätzlichkeit symbolisierten, z.B. die jeweils individuellen Lieblingsorte: Rosalies Sofa, auf dem sie nach der Arbeit allein entspannen und Ninos Schreibtisch, an dem er ungestört arbeiten konnte. <zurück>

22) Mit dem Begriff "partnerschaftliche Geschlechterverhältnisse" sind Geschlechterverhältnisse bei Paaren resp. in Paarbeziehungen bezeichnet. Der Begriff der Partnerschaft impliziert dabei eine bestimmte Vorstellung einer Paarbeziehung, die sich insbesondere durch Egalität, Rationalität und Reflexivität auszeichnet (GIDDENS 1992; LEUPOLD 1983). Daher soll an dieser Stelle betont werden, dass dem Projekt mit dieser Begriffswahl kein spezifisches Beziehungskonzept zugrunde gelegt wurde, sondern sie dient ausschließlich der Lesbarkeit. <zurück>

23) Der Begriff "Migrationshintergrund" wird in der wissenschaftlichen Literatur sehr unterschiedlich definiert und verwendet. In diesem Artikel wird damit aus einer machtkritischen, postkolonialen Perspektive eine Kategorie bezeichnet, mit der Menschen in zumeist abwertender und problematisierender Weise in Differenz zu einer westlichen Norm resp. einem westlichen Ideal angesehen und beschrieben werden (PFAFF 2020). <zurück>

24) Das Projekt wurde im Rahmen einer Masterarbeit durchgeführt, die am 14. Juni 2020 bei Prof. Dr. Peter RIEKER am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich eingereicht wurde. Aufgrund der damit verbundenen Limitationen wurden nur zwei Paarinterviews durchgeführt. <zurück>

25) Es handelt sich um Pseudonyme. <zurück>

26) Da in der Analyse dieses Projekts ein besonderer Fokus auf der performativen Ebene lag, sollten das Gesprächsgeschehen und somit para- und außersprachliche Ereignisse im Transkript möglichst präzise abgebildet werden. Das Transkript wurde daher in Anlehnung an BOHNSACK (1999, S.233f.) und ROSENTHAL (2015, S.100) erstellt. Eine Legende der verwendeten Zeichen findet sich in Anhang 2. <zurück>

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Zala-Mezö, Enikö; Egli, Johanna & Häbig, Julia (2022). "Wir sind auf gutem Weg und müssen eigentlich nicht wahnsinnig viel verändern, oder?" – Beschreibung von schulischen Entwicklungsprozessen im dokumentarischen Längsschnitt. Zeitschrift für interpretative Schul- und Unterrichtsforschung, 11(1), 81-96, https://www.budrich-journals.de/index.php/zisu/article/view/39978 [Datum des Zugriffs: 11. Februar 2024].

Zu den Autorinnen

Viola LOGEMANN ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Soziologie, insb. Lebensführung und Nachhaltigkeit an der Universität Hamburg. Sie forscht und lehrt zu familien- und paarsoziologischen Themen, Wohnen und Materialität sowie zu Erhebungs- und Auswertungsmethoden der rekonstruktiven Sozialforschung.

Kontakt:

Viola Logemann

Universität Hamburg
Sozialökonomie, Fachgebiet Soziologie
Welckerstr. 8, D-20354 Hamburg

Tel.: +49 40 42838-8736

E-Mail: viola.logemann@uni-hamburg.de
URL: https://www.wiso.uni-hamburg.de/fachbereich-sozoek/professuren/manderscheid/04-team/04-viola-logemann.html

Johanna EGLI ist wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Außerschulische Bildung und Erziehung am Institut für Erziehungswissenschaft an der Universität Zürich. Sie forscht und lehrt im Themenfeld Jugend, Jugendgruppen, Migration, Religion sowie zu sozialen Ungleichheiten mit den Schwerpunkten Rassismus und Sexismus. Methodisch-methodologisch befasst sie sich derzeit mit ethnografischen Ansätzen sowie Analysestrategien der Grounded-Theory-Methodologie.

Kontakt:

Johanna Egli

Universität Zürich
Institut für Erziehungswissenschaft
Freiestr. 36, CH-8032 Zürich

Tel.: +41 44 634 27 55

E-Mail: johanna.egli@ife.uzh.ch
URL: https://www.ife.uzh.ch/de/research/rieker/mitarbeitende2/eglijohanna.html

Zitation

Logemann, Viola & Egli, Johanna (2024). Paarbeziehungen mittels Paarinterviews erforschen. Potenziale der dokumentarischen Methode und deren Umsetzung in zwei Forschungsprojekten [65 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 25(2), Art. 2, https://doi.org/10.17169/fqs-25.2.4152.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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