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Volume 25, No. 3, Art. 12 – September 2024

Methodologie und Empirie einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung

Stefan Paulus

Zusammenfassung: Eine Herausforderung in der Erforschung und Bewertung von psychosozialen Gefährdungen besteht darin, subjektiv empfundene Arbeitsbeanspruchungen als dynamische, d.h. über Zeit sich verändernde sowie transaktionale Gefährdungskonstellationen zu reflektieren. In diesem Artikel werden daher disziplinäre Herausforderungen und Forschungsdesiderate im Rahmen der Subjektwissenschaft und der Arbeitsforschung herausgearbeitet, um im Anschluss daran Verbindungen, Lösungsstrategien und Handlungsansätze resp. Forschungsprogrammatiken im Rahmen einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung darzulegen. Ich schließe mit Einblicken in zwei Forschungsprojekte und dem Fokus auf die darin entwickelte Methodik eines Modells einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung.

Keywords: Subjektwissenschaft; Arbeitsforschung; psychosoziale Gefährdungsbeurteilungen; Forschungsprogramme

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zum Stand der methodologischen Forschungsherausforderungen

2.1 Herausforderung: die Analyse von objektiven Arbeitsbelastungen und -subjektiven Arbeitsbeanspruchungen

2.2 Herausforderung: die Identifikation von zusammenhängenden Belastungsfaktoren in der alltäglichen Lebensführung

2.3 Herausforderung: die Erfassung der zeitlich-dynamischen Entwicklungen von psychosozialen Gefährdungen

3. Forschungsprogrammatik einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung

3.1 Erkenntnisinteresse

3.2 Prämissen

3.3 Forschungsstrategie

3.4 Heuristik

3.5 Hilfshypothesen

3.6 Methodologische Entscheidungen

4. Modell und Prozess einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung

4.1 Explizite Modellierung

4.2 Gestaltung von Politiken, Maßnahmen und Zielvereinbarungen

4.3 Selbsterforschung durch Problemidentifikation und -aktualisierung

5. Methodik und Empirie des Modells und Prozesses einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung

5.1 Vereinbarkeitssimulator

5.2 SELBA (Selbst Arbeitsbelastungen und Arbeitsbeanspruchungen erkennen, verstehen, verändern und monitoren)

6. Fazit

Literatur

Zum Autor

Zitation

 

1. Einleitung

Bereits in dem in FQS veröffentlichten Artikel (PAULUS 2015) wurden die methodischen und methodologischen Problematiken in der Interaktion mit "Forschungsgegenständen" resp. Interviewpartner:innen thematisiert. In diesem Zusammenhang wurde das Fazit formuliert, dass aufgrund des Gaps zwischen Forschenden und Beforschten Auswertungen von Aussagen der Interviewpartner:innen (z.B. nach deren widerständigem Verhalten gegen die Durchsetzung von erschöpfenden Arbeitsverhältnissen) aufgrund der unterschiedlichen Konzepten von Widerständigkeit vage blieben. Folglich konnte die Aufschlüsselung und Analyse der Reaktions- und Bewältigungsstrategien gegenüber Macht- und Herrschaftsverhältnissen nicht eindeutig geklärt werden, weil die Gefahr der Überinterpretation zu groß war. Auch hatten die Interviewpartner:innen wenig Interesse, nach den Interviews an der Auswertung oder sogar an gesellschaftsverändernden Maßnahmen weiter mitzuwirken (PAULUS 2012). Die Schlussfolgerung aus dieser Erfahrung war für mich, in folgenden Forschungsvorhaben paternalistische Zugänge oder Handlungsvorschläge (wie z.B. "Unterdrückte" Widerstand gegenüber Arbeitsbedingungen zu leisten haben) zu vermeiden und als Methode die Forschung vom Subjektstandpunkt in den Vordergrund zu rücken (HOLZKAMP 1985; MARKARD 1993). [1]

Künftig sollte dies bedeuten, ein verändertes Forschungsdesign zu wählen – mit der Konsequenz, bereits die Rahmenbedingungen so zu entwickeln, dass Strategien zur Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten darin beinhaltet sind. Dies wurde in unterschiedlichen Forschungsprojekten im Kontext des Erkennens und Bewertens von psychosozialen Risiken u.a. von Arbeitsbelastungen bei Müllwerkern (FROSCH, MARTINY & PAULUS 2014) und Landwirt:innen (PAULUS, POHL, CHRIST, LOREZ-MEULI & RAVAGLI 2021), bei Vereinbarkeitsproblematiken von Nutzfahrzeugmechanikern (PAULUS 2018a) sowie Personen mit Erschöpfungsdepressionen (PAULUS 2023) untersucht. Diese Rahmenbedingungen wurden in dem Grundlagenforschungsprojekt zu psychosozialen Risiken spezifiziert und anschließend als formative Gefährdungsbeurteilung erprobt (PAULUS, SCHEIDEGGER, RABENSTEINER & EGGER 2023). Im Folgenden wird insbesondere auf die Methodologie und die methodische Umsetzung einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung fokussiert. Ein Schlüsselelement hierbei ist einerseits der Zugang zum Erkennen von Arbeitsbelastungen und -beanspruchungen. Andererseits spielt die Befähigung der Projektteilnehmenden, in allen Schritten der Gefährdungsbeurteilung eine gestaltende (formative) Rolle als Mitforschende einzunehmen, eine wichtige Rolle (MARKARD 2000; PAULUS 2022). [2]

Zugänge und Anknüpfungspunkte für eine solche eingreifende Sozialforschung finden sich bereits in mannigfaltigen Forschungstraditionen wie in den sozialwissenschaftlichen Untersuchungen zur Lage der arbeitenden Klasse in England (ENGELS 1952 [1845]), dem Fragebogen für Arbeiter (MARX 1938), den von den italienischen Operaist:innen erarbeiteten Instrumenten der Mit-Untersuchung (QUADERNI ROSSI 1972). Auch in Ansätzen der Handlungsforschung/des Action Research (LEWIN 1948), des Community Organizing (ALINSKY 2010), der Community Based System Dynamics (FORRESTER 1961; HOVMAND 2014) sowie der partizipativen Sozialforschung (BERGOLD & THOMAS 2012; GRASSHOFF 2018; VON UNGER 2014) werden den Teilnehmenden formative Rollen zugewiesen. Ebenso ist die Geschichte der sozialen Arbeit beeinflusst von so gelagerten Forschungsperspektiven (EICHINGER & WEBER 2012; GRASSHOFF, RENKER & SCHRÖER 2018). Eine Gemeinsamkeit dieser Zugänge ist es, das Potenzial von Adressat:innen mittels partizipativer Kooperationsmodelle zu fördern und gleichzeitig die Rolle der Forschenden durch Selbstreflexion zu überprüfen. Die Stärkung einer kollektiven Handlungsfähigkeit bestimmen hier das Prinzip des methodischen Vorgehens. Dieses Prinzip beschreibt auch gesellschaftliche Gründe und nicht individuelle Defizite als Ursache der Hilfsbedürftig- bzw. der eingeschränkten Handlungsfähigkeit (ANHORN 2012; ARCIPRETE 2015; KÖNGETER & SCHRÖER 2013; PAULUS & GRUBENMANN 2020). Spätestens seit Beginn der 1980er-Jahre werden diese Prinzipien behindert: Pädagogisierung, Aktivierung, Therapeutisierung und Individualisierung von Problemlagen sowie ein methodologischer Institutionalismus haben auch zu einer Kluft von Institutionen, Profession und Adressat:innen geführt (GRASSHOFF 2015; SCHRÖER 2013). Insofern scheint es umso angebrachter, Forschungsmethoden oder das Angebot sozialer Dienstleistungen über den Gebrauchswert für die Nutzenden statt über den Nutzen für den Arbeitsmarkt zu bestimmen (HIRSCHFELD 2012, S.276). Hier kann die Subjektwissenschaft einen wichtigen Beitrag leisten – so zumindest die erste These dieses Artikels. [3]

Auf der Grundlage des bisherigen Wissensstandes in der Arbeitsforschung und den daran beteiligten Disziplinen wie Arbeitswissenschaft, Arbeitspsychologie, -soziologie, -medizin, Geschlechterforschung, Organisationspädagogik etc. stellt sich ein weiteres Problem. Für die Arbeitswissenschaft sind einzelne Belastungs- und Beanspruchungsfaktoren und der Umgang mit Erwerbsarbeitsbelastungen gut dokumentiert (PAULUS 2018b, 2022). Gleichzeitig wird sie im Kontext der (post-)tayloristischen Organisation der Produktion als Manipulationswissenschaft beschrieben, da das Ziel sei, mittels mechanischer oder digitaler Kontrollmechanismen Arbeitende zu disziplinieren und ihre Arbeitskraft zu optimieren (FOUCAULT 1977 [1975]; GROSKURTH & VOLPERT 1975; PAULUS 2017): Die wesentlichen Desiderate zur Erforschung von Gefährdungen des Arbeitsvermögens und bei der Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen lägen darin begründet, dass zwar ein umfangreiches Instrumentarium von Methoden existiere, viele der etablierten Verfahren aber nicht in jeder Hinsicht den spezifischen Voraussetzungen und Bedürfnissen von beanspruchten Personen entsprächen. Besonders das Qualitätsniveau der derzeit verfügbaren Erkenntnisse zu Gefährdungsbeurteilungen würden der Bedeutung, die diese Informationen für eine zielgerichtete Förderung des betrieblichen Gesundheitsschutzes hätten, nicht gerecht (BDP 2023; BECK & LENHARDT 2009). Deshalb wurde im Rahmen der Kommission Arbeit der Zukunft neben höheren Realisierungsquoten von Gefährdungsbeurteilungen vor allem eine Konkretisierung von Standards und die Modellentwicklung zur Erfassung von Gefährdungsbeurteilungen vorgeschlagen: "Da Belastungsformen vielfältig, situationsabhängig und nicht einheitlich zu beschreiben und zu quantifizieren sind, sind Standards branchen- bzw. tätigkeitsspezifisch zu konkretisieren" (JÜRGENS, HOFFMANN & SCHILDMANN 2017, S.156). Auf diese Modellentwicklung wird in diesem Artikel ebenfalls fokussiert. [4]

Die Verbindung arbeitswissenschaftlicher und subjektwissenschaftlicher Zugänge mit dem Ziel eines gemeinsamen Modells oder einer verbindenden Methodologie zur Erfassung individueller Arbeitsgefährdungen ist insofern voraussetzungsvoll, da erstere mit Blick auf subjektive Empfindungen und lebensführungsspezifische Aspekte oftmals unterbelichtet sind (PAULUS 2018b, 2022), in letzteren die Dominanz ökonomischer Motive im Kontext der Optimierung der Arbeitskraft kritisiert werden (OHM & VAN TREECK 1989). Es gibt jedoch auch arbeitswissenschaftliche Zugänge, bei denen die Humanisierung der Arbeit (HdA) und die Kritik der warenproduzierenden Lohnarbeit fokussiert sowie Impulse für eine kritische Arbeitsforschung geliefert werden (BÖHLE & SENGHAAS-KNOBLOCH 2020): Die Verfahren der Arbeitswissenschaft zur Optimierung der Arbeitskraft werden kritisch bewertet, und die alltägliche Lebensführung wird als wichtiger Bezugspunkt zur Erfassung von Arbeitsbelastungen hervorgehoben (u.a. BECK & BECK-GERNSHEIM 2011; GOTTSCHALL & VOSS 2003; HAUG 2003; HOLZKAMP 1995a; JÜRGENS 2003, 2022; VOSS 1991; VOSS & PONGRATZ 1998; VOSS & WEISS 2005; WINKER 2011; WINKER & CARSTENSEN 2007). Die Frage, welche auch in diesem Artikel beantwortet werden soll, ist in diesem Zusammenhang, wie Verfahren der Arbeitsforschung so entwickelt werden können, dass alltägliche Problematiken der Lebensführung (d.h. Belastungen der Erwerbsarbeit und der Sorgearbeit1)) mit Handlungsfähigkeiten und Bewältigungsstrategien zusammen untersucht werden. Ziel hierbei ist es, daraus abzuleiten, wie gesundheitsgefährdende Konstellationen entstehen und wie über die Subjektorientierung eine Bewertung von Gefährdungskonstellationen möglich ist. In diesem Kontext kann die methodologische und methodische Verbindung von Arbeitsforschung und Subjektwissenschaft einen wichtigen Beitrag leisten – so die zweite These dieses Artikels. [5]

Im Folgenden werden zuerst methodologische Zugänge und Herausforderungen in Bezug auf Desiderate der Arbeitsforschung und Subjektwissenschaft beschrieben (Abschnitt 2). Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf der Methode der Gefährdungsbeurteilung als ein Verfahren zur Ermittlung psychosozialer Risiken bei Tätigkeiten und zur Entwicklung von Maßnahmen, um Risiken zu reduzieren. Daher braucht es für das weitere Vorgehen, neben der Klärung arbeitswissenschaftlicher und subjektwissenschaftlicher Differenzen und Verbindungen auch eine forschungsprogrammatische Rahmung (Abschnitt 3) und die Modellierung einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung (Abschnitt 4). Der Artikel wird abgeschossen mit Einblicken in die Methodik und Empirie einer subjektwissenschaftlich ausgerichteten Arbeitsforschung (Abschnitt 5). Dementsprechend werden nicht nur Aspekte einer an der Subjektwissenschaft orientierten Arbeitsforschung dargelegt, sondern es werden konzeptuelle, methodologische, methodische Konsequenzen in Bezug auf die Erforschung von Problematiken der alltäglichen Lebensführung dargestellt. [6]

2. Zum Stand der methodologischen Forschungsherausforderungen

Die Gemeinsamkeit der an Erforschung von Arbeit beteiligten Disziplinen liegt darin, Gefährdungen menschlicher Arbeit in Form von betrieblichen, körperlichen, psychischen und zum Teil auch privaten Arbeitsbelastungen zu erfassen und hierbei auf Zusammenarbeit, Betriebsmittel aber auch den sozialen, körperlichen und psychischen Umgang mit diesen Belastungen sowie die Auswirkungen davon zu untersuchen. Für den folgenden Zusammenhang sind insbesondere die Bedingungen, unter denen Arbeit sowohl als Erwerbs- als auch Sorgearbeit vollzogen wird sowie die daraus sich für das Individuum entwickelnde Bedingungen-Bedeutungs-Begründungszusammenhänge wesentlich. Im Folgenden werden daher zuerst aktuelle methodologische Zugänge und damit einhergehende Herausforderungen beschrieben, um im anschließenden Abschnitt 3 ein Framework einer subjektwissenschaftlicher Arbeitsforschung zu formulieren. [7]

2.1 Herausforderung: die Analyse von objektiven Arbeitsbelastungen und -subjektiven Arbeitsbeanspruchungen

Ein Beispiel für die Herausforderungen der Erforschung subjektiver Empfindungen stellt die Gefährdungsbeurteilung von Lärm als Arbeitsbelastung dar: Unter Gefährdung versteht man die Quelle einer arbeitsbedingten Gesundheitsbeeinträchtigung. Arbeitswissenschaftliche Gefährdungsbeurteilungen haben den Zweck, gesundheitsgefährdende Erwerbsarbeitsbelastungen zu minimieren. Sie haben gleichzeitig die Funktion eines Belastungsmonitors resp. betrieblichen Frühwarnsystems (HAHNZOG 2015; JÜRGENS et al. 2017, S.156). Für Gefährdungsbeurteilungen – auch für den psychosozialen Bereich – gibt es eine Reihe von Methoden und Richtlinien (EN ISO 12100, vgl. auch METZ & ROTHE 2017). Die Ermittlung von psychischen Belastungen werden mittels unterschiedlicher arbeitswissenschaftlich erprobter Fragebögen und Messverfahren umgesetzt (Copenhagen Psychosocial Questionnaire [COPSOQ], European Workplace Assessment [EWOPLASS], das Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse [ISTA], das Kurzverfahren Psychische Belastung [KPB], Verfahren zur Ermittlung von Regulationserfordernissen und -hindernissen in der Arbeitstätigkeit [VERA/RHIA]). In der internationalen Norm EN ISO 10075, in der Richtlinien der Arbeitsgestaltung bezüglich psychischer Arbeitsbelastung beschrieben werden, werden methodische Anforderungen an Messverfahren, insbesondere an deren Zuverlässigkeit (Reliabilität) und Gültigkeit (Validität), formuliert (BAUA 2014). [8]

Lärm z.B. wird in den arbeitswissenschaftlichen Verfahren als eine mechanische Leistung beschrieben, welche durch die Dauer der Verbreitung einer abgegebenen Schallenergie von einer Schallquelle abhängt und nicht durch die Sinnesverarbeitung der Hörenden entsteht: Durchschnittspegel weisen auf eine Gesundheitsgefährdung hin, und durch DIN-Normen werden die Arbeitsbedingungen entsprechend geregelt. Aber bei tolerierbaren Schallwerten unter dem offiziellen gesundheitsschädlichen Wert von 85 dB(A) (vgl. Ermittlung des Lärmexpositionspegels am Arbeitsplatz DIN EN ISO 9612) z.B. durch Tastaturklappern, Telefongespräche, Kinderspiele, hohe, aber nicht zu laute Piepstöne etc. sind zusätzliche Erfassungs- und Bewertungsmethoden notwendig, um subjektiv störende und stressverursachende Geräusche zu erkennen, da Lärmbelastungen individuell nur schwer zu beeinflussen sind (wegzuhören ist in der Regel nicht möglich) und auch von individuellen Dispositionen abhängen (stört die jeweilige Person oder nicht). Demgemäß fehlen in der Erfassung und für die Beurteilung von Lärm qualitative Erfahrungen sowie die subjektive Beschreibung unzureichender (akustischer) Ist-Zustände (PAULUS 2019). [9]

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass ein umfangreiches Instrumentarium von Methoden zur Gefährdungsbeurteilung existiert. Allerdings besteht für Gefährdungsbeurteilungen ein Umsetzungsdefizit, da viele der etablierten Verfahren nicht in jeder Hinsicht den spezifischen Voraussetzungen individueller Empfindungen entsprechen (BECK & LENHARDT 2009; BECK, RICHTER, ERTEL & MORSCHHÄUSER 2012; HÄGELE, ENGELS & FERTIG 2019; JANETZKE & ERTEL 2016; JÜRGENS et al. 2017). Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Arbeitsbelastungen z.B. durch Lärm vom Individuum auch kontextualisiert werden müssen, damit durch Beschreibungen oder Messdaten Vergleiche, Schlussfolgerungen oder Ableitungen möglich werden. Ins Zentrum einer solchen, an der sensorischen Wahrnehmung orientierten Analyse von Hörempfindungen rücken so neben den psychoakustischen Wirkungen auch die Subjektivität, sozialräumliche Wahrnehmungen und (Be-)Deutungen (HOLZKAMP 1973; MASCHEWSKY 1983). Da im Rahmen der Subjektwissenschaft davon ausgegangen wird, dass Subjekte zwar im Plural, "aber nicht im Durchschnitt" (MARKARD 2000, §31) existieren und dass die Wirklichkeit bei gleichen sozialen oder ökonomischen Bedingungen unterschiedlich wahrgenommen, empfunden und interpretiert werden kann, sollte dementsprechend bei der Darstellung sozialer Wirklichkeiten auf Empfindungen und die Erkenntnistätigkeit von Individuen rückgegriffen werden (HOLZKAMP 1973). Denn die Wahrnehmung der sozialen Wirklichkeit ist durch individuelle Lebenslagen, erlernte Handlungsstrategien, mentale Modelle der Wirklichkeit, Vorurteile und durch kulturelle Codierungen bestimmt. Die partielle Kontrollierbarkeit der Wahrnehmungsbedingungen ist durch gesellschaftliche Bedeutungen und individuelle Erfahrungen vorstrukturiert. Das Erkennen der partiellen Kontrollierbarkeit eröffnet aber gleichzeitig auch das Erkennen der Konstruiertheit der Perzepte und ihr gesellschaftliches Eingebundensein: Da bei Arbeitsbelastungen, je nach subjektiver Verarbeitungsweise, bei unterschiedlichen Personen auch unterschiedliche Empfindungen entstehen können, sind diese als transaktional zu qualifizieren (LAZARUS 1999). Daher ist auf methodologischer Ebene festzuhalten, dass objektiv gleiche Arbeitsbedingungen individuell unterschiedliche Stressempfindungen bzw. sogar diametrale Empfindungen von Disstress oder Eustress erzeugen können (ROHMERT & RUTENFRANZ 1975). Daraus lässt sich ableiten, dass die Herausforderung in der Beurteilung von Gefährdungen darin besteht, Empfindungen und deren gesellschaftliches Eingebundensein zu reflektieren (PAULUS 2016, 2018b). [10]

Im arbeitswissenschaftlichen Belastungs-Beanspruchungs-Konzept (ROHMERT 1984; ROHMERT & RUTENFRANZ 1975) wurde diese Herausforderung adressiert. ROHMERT und RUTENFRANZ (1975) definierten Zusammenhänge resp. Wirkungsketten von Belastungen/Beanspruchungen damit, dass 1. durch Arbeitsbedingungen (wie z.B. Arbeitsorte, -abläufe oder der Umgang mit Arbeitsmitteln) allgemeine Belastungen entstünden; 2. durch individuelle Empfindungen sich positive wie negative personenbezogene Arbeitsbeanspruchungen entwickelten; und diese 3. von Bewältigungsstrategien abhängig seien (vgl. auch BÖHLE 2010). Die Beanspruchung ist hiernach also erst die Folge einer Belastung und deren mehr oder minder gelungenen Verarbeitung. So kann die gleiche Belastung bei verschiedenen Personen zu unterschiedlichen Beanspruchungen führen. Je nachdem, um welche Belastung es sich handelt und wie gut diese subjektiv bewältigt wird, kann es zu kurz- oder langfristigen und negativen, aber auch positiven Folgen kommen:



Abb. 1: Belastungs-Beanspruchungs-Konzept nach ROHMERT (1984), eigene Darstellung [11]

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit dem Belastungs-Beanspruchungs-Konzept nicht direkt Gesundheitsbeeinträchtigungen abgeleitet werden, da aus Belastungen auch anregende Faktoren (Eustress) entstehen können, aber es lassen sich individuelle Belastungsfaktoren identifizieren. [12]

2.2 Herausforderung: die Identifikation von zusammenhängenden Belastungsfaktoren in der alltäglichen Lebensführung

Ausgehend von der subjektwissenschaftlichen Theorie der Prämissen-Gründe-Zusammenhänge (HOLZKAMP 1983) und ihrer Konkretisierung als Bedingungs-Bedeutungs-Begründungsanalyse (MARKARD 2000) werden im Folgenden weiterführende Schwierigkeiten in der Erfassung von Belastungen und Beanspruchungen beschrieben. HOLZKAMP (1983) hat bei der empirischen Rekonstruktion von Subjektivität als die gesamtgesellschaftliche Vermitteltheit individueller Existenz drei zentrale Punkte herausgehoben:

Diese Denkfigur im Rahmen der Bedingungs-Bedeutungs-Begründungsanalyse bietet im Kern die Möglichkeit zu erfassen, wie und warum Menschen, die unter ähnlichen gesellschaftlichen materiellen Bedingungen leben, diese unterschiedlich deuten und sich unterschiedlich zu diesen verhalten. Die Analyse der Vermittlung zwischen Gesellschaftsstruktur und Individuum ist somit die Hauptaufgabe der Subjektwissenschaft, um die Wechselwirkung zwischen Menschen als Produzent*innen von Lebensbedingungen, denen sie unterstehen und zu denen sie sich verhalten müssen, unter denen sie leiden oder sich entwickeln können, in Verbindung zu ihrer Handlungsfähigkeit zu rücken (HOLZKAMP 1995a). Für Subjektwissenschaftler:innen lassen sich mit diesem Zugang auch zwei Formen der Handlungsfähigkeit im Rahmen der kapitalistischen Gesellschaftsformation unterscheiden: die restriktive und die verallgemeinerte Handlungsfähigkeit.

Für HOLZKAMP (1997) dienten die Begriffe eingeschränkte/restriktive sowie erweiterte/verallgemeinerte Handlungsfähigkeit aber

"nicht dazu, Menschen zu typologisieren bzw. ein- und auszugrenzen – manche Leute sind verallgemeinert handlungsfähig, andere nur restriktiv –, sondern sie haben die Funktion, die jeweils konkrete Situation daraufhin zu analysieren, ob und in welcher Weise sie es ermöglicht, unsere Handlungsfähigkeit zu erweitern und die Bedingungen, die dem entgegenstehen, zu überwinden, oder ob wir unter dem Druck der aktuellen Situation auf Versuche zurückgeworfen sind oder regredieren, unsere Handlungsfähigkeit im Rahmen der herrschenden Bedingungen abzusichern" (S.396). [15]

Wenn nun Restriktionen einer stress- und angstfreien Teilhabe an Lebensbedingungen subjektiv auch als solche wahrgenommen werden und Möglichkeiten zur Veränderung nicht zur Verfügung stehen, kann dies nicht nur das Wohlbefinden und die Stress- und Angstverarbeitungsstrategien beeinträchtigen, sondern sich auch langfristig in negativen Beanspruchungsfolgen manifestieren: Subjektive Handlungsbegründungen spielen eine substanzielle Rolle zur Bewältigung der alltäglichen Lebensführung. Das spezifische und bestimmende Moment des individuellen Wohlbefindens ist im Rahmen der Subjektwissenschaft demnach die Herstellung der individuellen Teilhabe an einer bewussten und nachhaltigen Selbstbestimmung über gesellschaftliche Lebensbedingungen. Individuelle Existenzsicherung ist dementsprechend gleichzusetzen mit der individuellen Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen. Auf diese zentrale Entwicklungshypothese folgt die Ableitung, dass die je Einzelnen erst im Zusammenschluss mit anderen ihre eigenen Lebensumstände mitbestimmen können. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die individuellen Lebensbedingungen auch relevante gesellschaftliche Lebensbedingungen sind. Wenn aber das Individuum keine Macht besitzt, selbstbestimmt über gesellschaftliche Lebensbedingungen zu verfügen, bleibt es Daseinsumständen, ausgeliefert. Die fehlende Mitbestimmung führt also zu Restriktionen der Handlungsfähigkeit, welche wiederum mit Selbstschädigungen einhergehen können (HOLZKAMP 1983, S.372, 1984a, S.8). [16]

Als Zwischenfazit lässt sich festhalten, dass der subjektwissenschaftliche Zugang und das Belastungs-Beanspruchungs-Konzept darauf verweisen, dass nicht allein Erwerbsbedingungen und -bedeutungen Einfluss auf das Wohlbefinden haben, sondern besonders die je individuellen Verarbeitungsweisen. In Erweiterung dessen wird bei subjektwissenschaftlichen Zugängen darauf verwiesen, dass die je spezifischen Arten und Weisen der alltäglichen Lebensführung, d.h. nicht nur Lohnarbeit, sondern auch Sorgearbeitstätigkeiten (Selbst- und Fürsorge) maßgeblich Einfluss auf negative oder positive Beanspruchungsfolgen haben (HOLZKAMP 1995a). Die Analyse von Gefährdungspotenzialen der jeweiligen Arbeitskraft ist somit unmittelbar mit der Reproduktion des Arbeitsvermögens verbunden. Die Herausforderung für die spezifische Ausgestaltung von Erwerbsarbeit ist es daher, auch die Ressourcen des Arbeitsvermögens zu identifizieren und diejenigen Handlungsmuster zu begünstigen, welche dessen nachhaltige Reproduktion ermöglichen. [17]

Die Reproduktion des Arbeitsvermögens ist aus subjektwissenschaftlicher Sicht somit eine Zielgröße und Bewertungsgrundlage einer Gefährdungsbeurteilung. Eine Herausforderung in der Beurteilung liegt in dem Umstand, dass das Arbeitsvermögen als eine existenzielle und endliche Größe beschrieben werden muss. Es ist der "Inbegriff der physischen und geistigen Fähigkeiten, die in der Leiblichkeit, der lebendigen Persönlichkeit eines Menschen existieren und die er in Bewegung setzt, so oft er Gebrauchswerte irgendeiner Art produziert" (MARX 1975 [1867], S.181). Die (Wieder-)Herstellung des Arbeitsvermögens ist auf die eigene Arbeitskraft (Selbstsorge) und Arbeitskraft Angehöriger (Fürsorge) gerichtet. Nachhaltiges Reproduktionshandeln setzt daher auch ein Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit voraus. Zusätzlich wird die Möglichkeit zur Selbstregulierung benötigt, um in Bezug auf betriebliche, zeitliche und finanzielle Bedingungen und soziale Beziehungen, die der Realisierung eigener Interessen dienen, handlungsfähig zu werden. Dies geschieht durch die "Verfügung über die Befriedigungsquellen, d.h. Verfügung über die Bedingungen, von denen meine Lebens- und Entwicklungsmöglichkeit abhängt" (HOLZKAMP 1985, S.2). Ist individuelles Reproduktionshandeln nicht nachhaltig, kann dies die Arbeits- und Lebensqualität beeinträchtigen sowie den sozialen Status gefährden. Es umfasst somit alle Kompetenzen und Strategien, die dazu befähigen

"Anforderungen zu bewältigen, die sich aus der Eigenlogik anderer Arbeitsformen, aus sozialen Bindungen, aus inneren Bedürfnissen oder aus Wechselwirkungen zwischen den Lebensbereichen heraus ergeben. Dieses Vermögen ist damit zwar dem Einsatz als Arbeitskraft im Erwerbsleben zuträglich, wird jedoch von Handlungslogiken beeinflusst, die sich nicht in einer (expliziten oder impliziten) Erwerbsorientierung erschöpfen" (JÜRGENS 2006, S.230). [18]

In Erwerbsarbeit und Sorgearbeit entstehen Stressoren, welche sich wechselseitig beeinflussen und die Handlungsfähigkeit in Bezug auf die Reproduktion des Arbeitsvermögens negativ oder positiv beeinflussen. Die Begriffe restriktive und verallgemeinerte Handlungsfähigkeit dienen demzufolge als Analysekriterien zur Untersuchung von Handlungsspielräumen. Durch sie werden somit aber auch die Kriterien im Rahmen der Arbeitsforschung erweitert in Bezug auf Möglichkeiten zur Überwindung von Handlungsbegrenzungen in konkreten Arbeitssituationen:



Abb. 2: Bedingungs-Bedeutungs-Begründungsanalyse der Reproduktion des Arbeitsvermögens (eigene Darstellung) [19]

Zusammenfassend bedeutet dies, dass es für die Analyse der Handlungsfähigkeit im Rahmen der Bedingungs-Bedeutungs-Begründungsanalyse gilt, Arbeitsbelastungen insofern zu analysieren, ob diese selbstschädigende Bewältigungsstrategien implizieren oder ob alternative Handlungsmöglichkeiten realisiert werden können, die zu einer vorsorgenden Verfügung über Lebensbedingungen führen. Subjektive Handlungsgründe zur Reproduktion des Arbeitsvermögens entstehen in Abhängigkeit von der gegebenen Prämissenlage und entsprechen den jeweiligen Lebensinteressen der Subjekte bzw. entstehen darin, wie Subjekte ihre Prämissen und Lebensinteressen deuten und immer wieder neu begründen. Mit der Bedingungs-Bedeutungs-Begründungs-Analyse können strukturelle und symbolische Entwicklungsbehinderungen sowie deren subjektive Bedeutungsaspekte, Bewältigungsstrategien und Handlungsbegründungen in Form der Handlungsfähigkeit differenziert und analysiert werden. Gleichzeitig sind die Ressourcen der Handlungsfähigkeit entscheidend, ob im Hinblick auf die Reproduktion des Arbeitsvermögens die Vorstellungen eines guten Lebens verwirklicht werden können (PAULUS et al. 2023). Als Anforderung an eine nachhaltige Reproduktion des Arbeitsvermögens kristallisieren sich besonders das Erkennen von Belastungsursachen und die notwendigen kooperativen Voraussetzungen der Reproduktion der Arbeitskraft heraus, in der sich das Subjekt selbst als zentrale Instanz der Regulierung von Reproduktion erweist. [20]

2.3 Herausforderung: die Erfassung der zeitlich-dynamischen Entwicklungen von psychosozialen Gefährdungen

Versteht man die Konsequenz der ersten beiden Herausforderungen als Aufgabe, Erwerbsarbeitsbelastungen in Wechselwirkungen mit lebenslagenspezifischen Belastungsfaktoren und deren Beanspruchungen zu erfassen, lässt sich daraus schlussfolgern, dass eine Gefährdungskonstellation als komplexer dynamischer Prozess verstanden werden kann: In Arbeitssystemen liegen bestimmte Strukturen und Prozesse zugrunde, welche sich wechselseitig beeinflussen und über Zeit wiederkehrende, sich verstärkende, abschwächende oder balancierende Lebenslagen resp. Gefährdungskonstellationen produzieren. Betrachtet man die zeitlich-dynamischen Entwicklungen von Burn-out-Erkrankungen im Speziellen, wird von Betroffenen der je eigene Gesundheitszustand als Abwärtsbewegung über einen längeren Zeitraum (in einigen Fällen viele Jahre) beschrieben. Betroffene Personen sprechen oft von einer sich selbst verstärkenden Dynamik, die zu markanten Kippunkten resp. Dekompensationsmomenten führe, welche sich ohne fremde Hilfe nur schwerlich aufhalten lasse (PAULUS 2023; SCHIEPEK 2020). Dieser zeitliche Trend wird in einem psychotherapeutischen Setting als Depressionsspirale gefasst (COYNE 1986). [21]

Die Herausforderung in der Erfassung der zeitlich-dynamischen Entwicklung von psychosozialen Gefährdungen liegt darin, diese über einen längeren Zeitraum auch subjektiv zu monitoren. Selbst zeitsensible arbeitswissenschaftliche Verfahren wie das Düsseldorfer Modell des Gesundheitszirkels2) bieten zwar regelmäßig stattfindende und zeitlich begrenzte Gesprächsgruppen über Erwerbsarbeitsbelastungen, erlauben aber trotzdem nur Momentaufnahmen der Erwerbsarbeitssphäre. Erst das regelmäßige Monitoring der dynamischen Wechselwirkungen innerhalb der alltäglichen Lebensführung kann die Problematik der Aktivität-Wirkungsrelationen der zeitlich-dynamischen Entwicklungen von psychosozialen Gefährdungen adäquat abbilden: Die Herausbildung von gesellschaftlichen Lebensweisen basiert nicht auf einem einmaligen Reiz-Reaktionsmechanismus von Belastung/Beanspruchung, sondern ist als Aktivitäts-Ursache-Wirkungs-Relationen zu charakterisieren. Denn eingreifend-operative Aktivitäten verändern die Realität in der Schaffung von Lebensbedingungen so, dass gesundheitserhaltende oder gesundheitsgefährdende Lebensweisen entstehen können (HOLZKAMP 1983, S.166). Je nach Aktivität resp. Handlungsfähigkeit entstehen über Zeit also dynamische Interdependenzen von Gefährdungs- oder Gesundhaltungskonstellationen. [22]

Zusammenfassend bedeutet das: Wenn restriktive Handlungsfähigkeit als ein Bewältigungsverhalten verstanden werden kann, "das auf ein 'Durchkommen' in alltäglichen wie kritischen Lebenssituationen zentriert ist" (SCHRÖER 2013, S.70; vgl. auch BÖHNISCH & SCHRÖER 2008), gilt es, entsprechend der Herausforderung zur Erfassung der zeitlich-dynamischen Entwicklung von psychosozialen Gefährdungen auch über die Zeit hinweg einen iterativen, einen sich wiederholenden und verbesserungsorientierten Prozess zu gestalten. Dieser Prozess sollte es ermöglichen, die zeitlich-dynamische Entwicklung der restriktiven Handlungsfähigkeit mit dem Ziel zu untersuchen, wie eine bewusst vorsorgende Verfügung über gesellschaftlich-individuelle Lebensbedingungen zu gestalten ist. [23]

Abschließend liegen aktuelle methodologische Herausforderungen darin begründet zu verstehen, wie betriebliche und private Arbeitsbelastungen im Rahmen der Lebenslage und Position eingebunden sind, mit subjektiven Empfindungen und Bewältigungsstrategien korrespondieren, um daraus abzuleiten, wie dadurch eine Bewertung und Veränderung von Gefährdungskonstellationen über die Zeit möglich ist. Dies erfordert eine Weiterführung arbeitswissenschaftlicher Analyseverfahren hin zu subjektorientierten und zeitsensiblen Beteiligungsverfahren. Im Folgenden werden diese Herausforderungen als Forschungsprogrammatik gerahmt. [24]

3. Forschungsprogrammatik einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung

Der folgende Umriss einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung ist die Konsequenz aus den dargelegten erkenntnistheoretischen Herausforderungen. Mit der Rahmung orientiere ich mich an den Kriterien für Forschungsprogramme von LAKATOS (1974) und KLEINING (1982). Ich erhebe nicht den Anspruch, das subjektwissenschaftliche Programm der Arbeitswissenschaften o.Ä. zu postulieren, sondern es geht mir um die interdisziplinäre Dringlichkeit, subjektwissenschaftliche und arbeitswissenschaftliche Erkenntniszugänge zu verbinden und disziplinäre erkenntnistheoretische Hürden zu überwinden. [25]

Gemäß LAKATOS (1974) können erkenntnistheoretische Paradigmen oder Thesen einer Theorie nur im Zusammenhang größerer Systeme und von Methodenregeln entwickelt und als Forschungsprogramme strukturiert werden. Letztere sind somit Theorien vorgelagert und beinhalten zur Verifizierung Vorschriften, wie eine Untersuchung aufgebaut und gegen Falsifizierung immunisiert werden kann. Allgemeine Elemente eines erkenntnistheoretischen Forschungsprogramms sind die "methodologischen Entscheidungen" (S.130), welche in Bezug auf die jeweiligen wissenschaftlichen Prämissen unwiderlegbar festgelegt werden. [26]

Mit Bezug auf eine Forschungsprogrammatik subjektwissenschaftlicher Arbeitsforschung gilt es in den folgenden Unterabschnitten zunächst das Erkenntnisinteresse zu klären (Abschnitt 3.1). Weiter ist zu bestimmen, welche Grundannahmen und groben Richtlinien (Abschnitt 3.2) als auch Forschungsstrategien (Abschnitt 3.3) benötigt werden, um gesellschaftliche Bedingungen in Wechselwirkung mit der jeweiligen Handlungsfähigkeit des Individuums konzeptionell erfassen zu können. Gemäß LAKATOS bedarf der harte Kern eines Forschungsprogramms auch Zusatzannahmen, welche die theoretischen und methodologischen Entscheidungen unterstützen. Determiniert wird dies durch positive und negative Heuristiken (Abschnitt 3.4), d.h. durch Leitlinien, wie geforscht werden kann (positiv) bzw. was zu unterlassen ist (negativ). In der Heuristik sind Vorstellungen beinhaltet, wie widerlegbare Fassungen eines Forschungsprogramms korrigiert und ausgebaut werden können, um es mittels Hilfshypothesen (Abschnitt 3.5) den erkenntnistheoretischen Prämissen anzupassen und zu verbessern (S.131; vgl. auch KLEINING 1982, 1995). In Bezug auf die Modellierung einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung werden nun in den nächsten Unterabschnitten anhand der von LAKATOS (1974) aufgestellten Kriterien die entsprechenden Elemente abgeleitet. Dies dient dazu, die Programmatik einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung zuzuspitzen und methodologische Konsequenzen zu formulieren (Abschnitt 3.6). [27]

3.1 Erkenntnisinteresse

In Bezug auf eine subjektwissenschaftliche Arbeitsforschung liegt ein Erkenntnisinteresse darin, gemeinsam mit allen Beteiligten:

3.2 Prämissen

Der harte Kern eines solchen Forschungsprogramms liegt im Erfassen der Bedingungen von bzw. Belastungen durch Erwerbs- und Sorgearbeit vorliegen, wie Menschen diese wahrnehmen/deuten und welche Handlungsbegründungen resp. -einschränkungen hieraus erwachsen. [29]

3.3 Forschungsstrategie

Wenn Handeln durch gesellschaftliche Bedingungen und deren individuelle Bedeutungen gemäß den Interessen des Individuums begründet ist (= Prämissen-Gründe-Zusammenhänge), orientieren sich dementsprechend auch die Bewertungen der restriktiven Handlungsbegründungen daran, wie, weshalb und wodurch diese zustande kommen und aufgelöst werden können. Entsprechend ist die kurz- und langfristige Forschungsstrategie an folgenden Punkten zu orientieren: [30]

Kurzfristig liegt das Ziel dieser subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung darin, gemeinsam mit allen Beteiligten Aussagen zu treffen, welche Bedingungen, Bedeutungen und Subjektverhältnisse restriktive und verallgemeinerte Handlungsfähigkeit begründen und eine Bewertung restriktiver Handlungsmöglichkeiten vornehmen zu können. Langfristig geht es darum, gemeinsam mit allen die Erweiterung restriktiver Handlungsfähigkeiten zum Zweck der kollektiven Selbstermächtigung herzustellen, um alternative Bedingungs-Bedeutungs-Begründungszusammenhänge zu entwickeln und dadurch die nachhaltige Reproduktion des Arbeitsvermögens verwirklichen zu können. [31]

3.4 Heuristik

Die Forschungsregeln einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung leite ich aus der qualitativen Heuristik (KLEINING 1982, 1995) ab. Die Forschungswege sind dementsprechend so zu gestalten, dass die Prämissen durch das Sample resp. durch die Subjekte selbst verändert und weiterentwickelt werden können. Determiniert werden diese Prämissen durch eine positive und negative Heuristik. Dementsprechend gilt es, Vorgehensweisen auszuschließen, welche eine Partizipation am Forschungsprozess verunmöglichen bzw. zu entwickeln, welche diese herstellen. Die Regeln umfassen daher auch die Prämissen des harten Kerns:

3.5 Hilfshypothesen

Element der Heuristik als "Entwicklung und Anwendung von Entdeckungsverfahren in regelgeleiteter Form" (KLEINING 1995, S.225) sind Hilfshypothesen. Diese unterstützen den Erkenntnisgewinn, der zwangsläufig am Beginn auf begrenztem Wissen und unvollständigen Informationen beruht. Hilfshypothesen basieren auf wahrscheinlichen Aussagen:

3.6 Methodologische Entscheidungen

Der subjektwissenschaftliche Zugang beruht auf der Annahme, dass im qualitativen Forschungsprozess ein Dialog zwischen "Forschenden" und "Beforschten" zu entwickeln ist. Wenn nun von Subjektivem ausgegangen wird und das Mitforschendenprinzip Ziel ist, folgt notwendig Intersubjektivität, welche wiederum durch Gütekriterien (wie Verlässlichkeit, Validität und Geltung der Aussagen) überprüft werden muss (KLEINING 1995, S.318ff.). Die empirische Frage ist aber nicht, ob Bedingungs-Bedeutungs-Begründungszusammenhänge im nomothetischen Sinne falsifizierbar sind, sondern ob Begründungserklärungen Generalisierungen ermöglichen (HOLZKAMP 1995b, S.27ff.; MARKARD 2020, S.171). Im Rahmen einer subjektwissenschaftliche Arbeitsforschung stehen dabei folgende Fragen im Zentrum:

Dem anzufügen ist, dass verallgemeinerte Aussagen Erkenntnisse darüber liefern können, wie sich die alltägliche Lebensführung der Individuen in je historisch-konkreten Konstellationen als Möglichkeitsverallgemeinerung von objektiv handlungseinschränkenden oder -ermöglichenden Strukturen beschreiben lässt (HOLZKAMP 1983, S.545). In Abschnitt 4 werden diese methodologischen Entscheidungen und Fragestellungen im Hinblick auf die Modellierung einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung vertieft, um die Methode abzuleiten. [35]

4. Modell und Prozess einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung

Im folgenden Modell wird im Kern ein Prozess und die Möglichkeit beschrieben zu erfassen, wie und warum Menschen, die unter ähnlichen gesellschaftlichen materiellen Bedingungen leben, diese unterschiedlich deuten und sich subjektiv zu diesen verhalten. Die Modellierung ist dazu gedacht, eine Grundlage für Methoden bereitzustellen, wenn Forschende und Mitforschende dann gemeinsam mittels einer "Sequenzierung des Forschungsprozesses" (HOLZKAMP 1990, S.9) ihre Fragestellungen bearbeiten. Die Sequenzierung beinhaltet vier Schritte:

Bezogen auf eine subjektwissenschaftliche Arbeitsforschung würde sich das folgende Modell im Rahmen einer Sequenzierung des Forschungsprozesses wie folgt gestalten:



Abb. 3: Modell subjektwissenschaftlicher Arbeitsforschung (eigene Darstellung) [37]

Dieses Modell subjektwissenschaftlicher Arbeitsforschung beinhaltet die oben abgeleiteten Herausforderungen (siehe Abschnitt 2, Abb. 2). Der Begriff der Handlungsfähigkeit ist zentral, weil deren Kennzeichen und Funktionsaspekte einer analytischen Bestimmung und zeitlichen Rahmung gleichkommen (Schritte 1-3). Damit lassen sich in individuellen Entwicklungsabläufen klassenspezifische Behinderungen in der bürgerlichen Gesellschaft und die damit verbundenen subjektiven Vermittlungsebenen, Verarbeitungsweisen sowie Abwehrprozesse untersuchen (HOLZKAMP 1984a, S.9). Durch die Analyse von fehlenden Ressourcen im 4. Schritt resp. deren Hinzunahme kann eine gesellschaftliche Lebensgewinnungsform entstehen, "in welcher nicht mehr lediglich vorhandene 'natürliche' Ressourcen individuell oder sozial genutzt, sondern menschliche Lebensbedingungen in gemeinschaftlicher, bewusst-vorsorgender Planung gesellschaftlich produziert werden" (HOLZKAMP 1984b, S.18). Ressourcen bedeuten in diesem Kontext individuelle Ausstattungen (Gesundheit etc.), Fähigkeiten (Kompetenz, Mitgefühl etc.), soziale Möglichkeiten (unterstützende Netzwerke etc.) sowie materielle Mittel (Geld, Güter, Einkommen, Wohnraum etc.) und immaterielle Mittel (Bildung, soziale Teilhabe, Anerkennung etc.), die Individuen einsetzen können, um alltägliche oder spezifische Arbeits- und Lebensanforderungen wie auch psychosoziale Risiken zu bewältigen und letztlich eigene Wünsche zu erfüllen. Durch die Verfügung über Ressourcen sind Subjekte Lebensumständen weniger ausgeliefert, und die Teilhabe an gesellschaftlicher Produktion, womit die individuelle Reproduktion des Lebens vermittelt ist, kann besser mitbestimmt werden. Dies wird im Rahmen der alltäglichen Lebensführung deutlich, da unterschiedliche Lebensbereiche (Erwerbsarbeit, Familie, Freund:innen, Hobby etc.), zum Teil widersprüchliche Anforderungen enthalten. Die zeitliche Organisation des Alltags "als Abstimmungs- und Aushandlungsleistung bezüglich der individuellen Optionen wie der Verteilung von Aufgaben und Ressourcen" (HOLZKAMP 1995a, S.822) ist aufgrund der Begrenztheit dieser materiellen Gütern, Sorge- und Zuwendungskapazitäten besonders herausfordernd. Können diese als Hilfen zur Bewältigung von Entwicklungsherausforderungen, für die zyklische Alltagsbewältigung (in die Schule, zur Arbeit oder nach Hause gehen) oder für kritische Lebensereignisse aktiviert werden, kommt ihnen eine wichtige Funktion zur Gestaltung einer nachhaltigen Reproduktion des Arbeitsvermögens zu. Sind sie aber eingeschränkt oder stehen nicht zur Verfügung, können sich selbstschädigende Handlungsmuster ergeben. Je besser Ressourcen aktiviert werden können, desto eher gelingt es, Handlungseinschränkungen auszugleichen und Handlungsspielräume zu erweitern. Ressourcen unterstützen demnach Bewältigungsstrategien und haben direkten Einfluss auf den Erhalt der Gesundheit sowie der Lebensqualität. Sie können Existenzangst zurückdrängen, "die alltägliche Mühsal des Immer-Gleichen erträglich" (S.845) machen. Aber für die "bewusstseinserfüllende Breite des 'eigentlichen Lebens'" (a.a.O.) sind weitere Schritte in Bezug auf die Analyse von Bedingungen und Bedeutungen hinzuzufügen. Hier steht eher im Vordergrund, welche Funktion z.B. die zyklische Organisation der Lebensführung hat, welche Gründe es geben kann, sich permanent in repetitive Strukturen z.B. des in die Schule oder zur Arbeit Gehens zu begeben und sich Klarheit darüber zu verschaffen, inwieweit solche Handlungsvorsätze und -begründungen tatsächlich dem eigenen Lebensinteresse dienen (S.843). Grundsätzlich ist es bei allen Schritten die Aufgabe,

"jedesmal speziell herauszuarbeiten, in welcher Weise man die bei jedem von uns in der bürgerlichen Gesellschaft vorfindlichen reduzierten und 'verkehrten' Denkweisen, verkrüppelten, isolierten und als 'privates' Innenleben verkürzten Emotionen, als bloß individuelle Privatbeziehungen erscheinenden sozialen Beziehungen, dennoch durch die Berücksichtigung der jeweiligen beschränkten gesellschaftlichen Entwicklungsbedingungen und deren subjektiver Verarbeitungsweise durch die Individuen als besondere Ausdrucksformen unserer Gerichtetheit auf bewusste Verfügung über unsere eigenen Lebensbedingungen, also Handlungsfähigkeit begreifen kann" (HOLZKAMP 1984a, S.10). [38]

Dieses Modell subjektwissenschaftlicher Arbeitsforschung basiert daher auch auf der Hypothese, dass psychosoziale Risiken auf individuellen Transaktionen basieren, die in je subjektiven Modellen dynamisch, über längere Zeitverläufe, repräsentiert werden können (PAULUS 2023). Hierzu es ist erforderlich, die komplexen Wirkungszusammenhänge über die Zeit hinweg je subjektiv zu rekonstruieren. Insofern beinhaltet das Modell auch ein zeitsensibles Framework (siehe insbesondere Abschnitt 2.3), welches die bisher beschriebene Sequenzierung durch folgende methodische Schritte komplettiert: [39]

4.1 Explizite Modellierung

Ein Grundkonzept für die Erforschung und Veränderung komplexer dynamischer Probleme, in denen menschliche Entscheidungen eine wesentliche Rolle spielen, sind mentale Modelle (FORRESTER 1961). Diese sind ein inneres Abbild z.B. einer Gefährdungskonstellation, die sich äußerlich in Handlungen und Handlungsbegründungen von Akteur:innen zeigen. Damit sie sich verändern, muss Raum für einen Diskurs geschaffen werden, in dem subjektive Bedeutungen von Gefährdungskonstellation explizit gemacht, besprochen, erforscht und verändert werden können. Diese Modelle lassen sich je individuell aneignen und verändern, sodass auch Prozesse des Empowerments gefördert werden. [40]

4.2 Gestaltung von Politiken, Maßnahmen und Zielvereinbarungen

Wenn mit mehreren Personen ausgehend von den je subjektiven mentalen Modellen gemeinsame Modelle erarbeitet, erforscht und verändert werden, kann dies als Gestaltung von Politiken, Maßnahmen und Zielvereinbarungen resp. als Prozess des Policy Designs (MEADOWS 1999) bezeichnet werden. Policy Design-Prozesse setzen auf unterschiedlichen Ebenen an und können entsprechend unterschiedliche Hebelwirkungen entfalten. Werden beispielsweise individuelle Bedeutungs- oder Verhaltensweisen oder individuelle Zielsetzungen adressiert, entspricht dies auf übergeordneter Systemebene einer Veränderung einzelner Parameter, vom Subjektstandpunkt her jedoch haben diese Änderungen u.U. beträchtliche Konsequenzen. Insbesondere Vergemeinschaftungsprozesse sind hierbei als wichtige Hebel zu verstehen, um kollektive Bedeutungen und Handlungsbegründungen zu fördern und umso wiederum Policy Design-Prozessen eine größere Wirkung zu geben. [41]

4.3 Selbsterforschung durch Problemidentifikation und -aktualisierung

Mit einem zeitsensiblen Framework lässt sich an den jeweils drängendsten (dynamischen) Problem ansetzen. Gleichzeitig handelt es sich um einen zyklischen Prozess, in dem die Offenheit besteht, über die Zeit die Problemstellung – und damit die Beschreibung der Gefährdungskonstellation – zu aktualisieren, wenn sie sich verändert. Ein solches Selbstmonitoring oder Assessment for Learning (BLACK & WILIAM 1998) dient dem Einüben neuer Maßnahmen (Bedeutungs- und Handlungsweisen), aber auch der Modellvalidierung (STERMAN 2002), um komplexe dynamische Gefährdungskonstellationen zu rekonstruieren und zu verstehen. Das Assessment for Learning ist auf ein expansives Lernen ausgerichtet (HOLZKAMP 1995b, S.183). Mittels Selbsterforschung können die Betroffenen also selbst erkennen, was ihre Situation bedingt und wie sie ihre Handlungsfähigkeit erweitern können, um weniger fremdbestimmt ihrer Lebenssituation ausgeliefert zu sein. Dies bedeutet aber auch, dass die professionellen Anwender:innen (Arbeitswissenschaftler:innen, Psychotherapeut:innen, Coaches, Mitglieder von Unternehmen und Gemeinden etc.) die Interessen von stressbetroffenen Personen kennen müssen, um Lernprozesse partizipativ mitgestalten zu können. Gefährdungsbeurteilungen vom Standpunkt der stressbetroffenen Personen aus sind somit keine intrapsychisch-kognitiven Aktivitäten, sondern eine spezifische Form des sozialen Handelns, bei der sich die Lern- gegenüber der Alltagshandlung als Lernschleife entwickelt (S.188). Im Folgenden wird daher nun die beschriebene Methodik anhand von bereits durchgeführten Forschungsprojekten verdeutlicht. [42]

5. Methodik und Empirie des Modells und Prozesses einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung

In mehreren interdisziplinären Forschungsprojekten wurde das Modell subjektwissenschaftlicher Arbeitsforschung operationalisiert und in unterschiedlichen Arbeitskontexten entwickelt und umgesetzt. Im Folgenden wird spezifisch auf die genutzte Methodik fokussiert. Im Rahmen der Projekte zu Vereinbarkeitsproblematiken (Abschnitt 5.1) stand die Sequenzierung des Forschungsprozesses im Zentrum (vgl. Abschnitt 4). In den Projekten zur Arbeitsintegration nach einer Erschöpfungsdepression sowie zur formativen Gefährdungsbeurteilung SELBA (Abschnitt 5.2) war zusätzlich die zeitsensible Umsetzung im Fokus (vgl. Abschnitte 4.1 - 4.3).3) [43]

5.1 Vereinbarkeitssimulator

In den Projekten zu Vereinbarkeitsproblematiken wurde eine Software für einen Simulator realisiert, der Mitarbeitenden in Absprache mit ihren Familien und ihren Arbeitgebenden ermöglicht, maßgeschneiderte Strategien zu entwickeln, indem zunächst die alltägliche Lebensführung inklusive Lebenslagen, Unzufriedenheit und Wünschen an zukünftige Modelle der Erwerbs- und Sorgearbeit erfasst wird (explizite Modellierung). Die Ergebnisse dienen als Grundlage für Entscheidungs‐ und Umsetzungshilfen für Mitarbeitende, Familien und Arbeitgebende, um entsprechende Maßnahmen zu vereinbaren (Policy Design). Im Simulator können dementsprechend die Parameter der Vereinbarkeit verändert werden. Auch alternative Planungsideen können mit Angehörigen und den Ansprechpersonen im Unternehmen diskutiert und ausprobiert werden (Selbsterforschung durch Problemidentifikation und -aktualisierung). Als Umsetzungshilfe für diese Schritte wurde im Projekt ein idealtypischer Prozess entwickelt und in einem Video dargestellt:



Abb. 4: Prozess zur Nutzung des Vereinbarkeitssimulator. Bitte klicken Sie auf die Abbildung, um das Video bei YouTube zu starten. [44]

Der Simulator basiert auf der oben beschriebenen Sequenzierung des Forschungsprozesses: Es ist vorgesehen, dass Arbeitnehmer:innen vor einem Mitarbeiter:innengespräch den Vereinbarkeitssimulator konsultieren. Mit ihm wird im ersten Schritt die Ist-Situation erfasst (Untersuchung der Bedingungen: Zeithandeln, Zeitbedarf für Erwerbsarbeit und Sorgearbeit, Einkommensverhältnisse, Variationen im Versorgungsspielrahmen, soziale und persönliche Ressourcen, Gesundheit, Veränderung Arbeitsmodell) und gefragt, welche Arbeitsbedingungen Beanspruchungen auslösen. Im zweiten Schritt werden subjektive Bedeutungen erfragt, die den Bedingungen beigemessen werden. Werden schädigende Handlungsmuster erkannt, wird gefragt, wie diese sich verändern sollen. Hier stehen individuelle Bedeutungen (Wünsche, Konflikte, Unzufriedenheiten, Ressourcen) im Zentrum. Die Software reagiert auf die vorherigen Eingaben, damit z.B. das künftige Arbeitsmodell lebenslagenspezifisch angepasst werden kann. Nach Erstellung eines solchen Vereinbarkeitsplans als Erweiterung bestehender Denk- und Handlungsweisen ist es möglich, mit den Angehörigen in einen Austausch zu gelangen. So lassen sich im 3. Schritt die individuellen Chancen und (vorhandenen oder fehlenden) Ressourcen zur Gestaltung der je eigenen Lebenslage erkennen und Verbesserungsideen entwickeln, d.h., es werden Handlungsalternativen begründet. Sofern die Angehörigen dem gewählten Vereinbarkeitsmodell zustimmen, kann in einem 4. Schritt das alternative Lebensführungskonzept mit den Vorgesetzten verhandelt werden. Dabei ist der Vereinbarkeitssimulator so konzipiert, dass ein expansives Lernen ermöglicht wird, indem Nutzende eine Verhältnisbestimmung von sich und ihrem Umfeld selbst vornehmen und aufgrund eigener Interessen sowie Lern- bzw. Handlungsbegründungen herstellen können. Da der Vereinbarkeitssimulator periodisch in einem iterativen Prozess angewandt wird und auf Ergebnisse zurückgegriffen werden kann, kann es bei den Nutzenden zu einer Lernschleife kommen. Beteiligte können erkennen, wie sich Lebenslagen verändern und welche Maßnahmen zur Gestaltung einer veränderten Lebensführung funktionieren. [45]

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass mit dem Vereinbarkeitssimulator für Mitarbeitende zusätzliche Optionen entstehen, da zuvor individuell verfügbare Bedeutungen für das Verstehen einer als problematisch erlebten Vereinbarkeitssituation durch alternative Handlungsmöglichkeiten erweitert werden: Sie machen im Vergleich zu den ihnen zuvor verfügbaren Wissensbeständen eine Differenzerfahrung und können sich mit betrieblichen bzw. gesellschaftlich verfügbaren Bedeutungszusammenhängen so auseinandersetzen, dass im Idealfall eine personale Selbstbestimmung gelingt und sie über die je eigenen Lebensbedingungen besser verfügen und an der gesellschaftlichen Entwicklung teilhaben können. Hierbei besteht jedoch die Gefahr, dass Begründungen auch defensiv, d.h. aufgrund fremder Interessen hergestellt werden können, z.B. um Konflikte abzuwenden. Um die begründete Abwehr von Bedrohungen der eigenen Lebensführung und letztlich das Handeln im Interesse anderer zu thematisieren, wurde der Vereinbarkeitsprozess so programmiert, dass eine wechselseitige Verständigung der Beteiligten über die je subjektiven Ziele möglich ist. [46]

5.2 SELBA (Selbst Arbeitsbelastungen und Arbeitsbeanspruchungen erkennen, verstehen, verändern und monitoren)

In diesen Projekten wurden ein formativer Prozess und eine App für Burn-out-Patient:innen entwickelt, um im Verlauf der Wiedereingliederung nach einem Klinikaufenthalt gesundheitsgefährdende Wechselwirkungen zwischen Arbeitsbelastungen, -beanspruchungen und Bewältigungsstrategien im Rahmen eines Selbstmonitorings zu erforschen. Die individuell konfigurierbare App erlaubt es Nutzenden aufgrund ihrer Eingaben zu ihrer Lebenssituation, Szenarien zu erfassen. Sie können sich Ziele setzen, die nicht nur auf Verhaltens-, sondern auch auf Verhältnispräventionen basieren und Ressourcen festlegen, die sie brauchen, um ein bestimmtes Szenario zu erreichen. In einem individuell festgelegten Intervall nehmen sie einen Ist-Soll-Vergleich vor und wiederholen das Selbstmonitoring. Im Folgenden wird die Umsetzung – 1. explizite Modellierung, 2. Policy Design und 3. Selbsterforschung und Aktualisierung von Gefährdungskonstellationen – vorgestellt. [47]

5.2.1 Schritt 1: explizite Modellierung

Die explizite Modellierung eigener Gefährdungskonstellationen erfolgt anhand objektiver Stressoren, subjektiver Bedeutungen sowie funktionaler und dysfunktionaler Bewältigungsstrategien und Ressourcen (siehe die Werkzeuge in Abb. 5). Dieser Schritt dient der Untersuchung von Bedingungen und der Erweiterung bestehender Denk- und Handlungsweisen und ist substanziell an der Bedingungs-Bedeutungs-Begründungsanalyse (MARKARD 2000) orientiert. Zur Erfassung steht in der Software eine freie Fläche zur Verfügung, über die Nutzende für sie wichtige Elemente durch eine räumliche Positionierung miteinander in Beziehung setzen und eine Prämissenlage visualisieren können. Für die Auswahl von Stressoren, Bedeutungen, Bewältigungsstrategien und Ressourcen steht ihnen eine Liste zur Verfügung (vgl. für eine ausführliche Darstellung PAULUS et al. 2023; RABENSTEINER et al. 2023).



Abb.5: exemplarisches Erklärungsmodell (Screenshot Software) [48]

Die Modellierung des Erklärungsmodells erfolgt dialogisch mit Vertrauenspersonen (Peers, Coaches, Psychotherapeut:innen, Sozialarbeitenden etc.). Ein Ziel besteht darin, dass mithilfe von Vertrauenspersonen negative Deutungen und dysfunktionale Bewältigungsstrategien (Elemente mit Minuszeichen) identifiziert und alternative Bedingungen, Bedeutungen und Handlungsmöglichkeiten (Elemente mit Pluszeichen) ausgearbeitet werden können, um die Lebens- und Arbeitssituationen zu verbessern. Die Bedingungen der Elemente in roten Klammern in Abb. 5 sind am dringendsten zu ändern. [49]

5.2.2 Schritt 2: Policy Design

Im Rahmen des Policy Designs werden die zeitliche und inhaltliche Ausgestaltung von alternativen Handlungsmöglichkeiten sowie der iterative Prozess zur Gestaltung einer veränderten Lebensführung mittels Selbsterforschung definiert. Hier wird auch dialogisch mit Vertrauenspersonen festgelegt, welche Pläne und Strategien bei der Veränderung von Gefährdungskonstellationen eingeleitet und umgesetzt werden. Zu den ausgewählten Elementen der Erklärungsmodelle (in einer roten Klammer in Abb. 5) erhalten die Nutzenden in regelmäßigen Abständen Fragen. Es werden also anhand des gewonnenen Wissens aus der expliziten Modellierung alternative Strategien bzw. Begründungen von alternativen Handlungsmöglichkeiten abgeleitet, um die je alltägliche Lebensführung zu verbessern, indem Maßnahmen zeitlich organisiert werden. [50]

5.2.3 Schritt 3: (Selbst-)Erforschung und Aktualisierung von Gefährdungskonstellation

Zwischen den Sitzungen mit Vertrauenspersonen können Nutzende auf der Basis ihrer jeweiligen Aktivitäts-Ursache-Wirkungs-Relationen Zeitreihendaten zu Arbeitsbelastungen und -beanspruchungen, Bewältigungsstrategien, Ressourcen, individuellen Lebenszielen, personalisierten Gefährdungskonstellationen, Frühwarnindikatoren sowie gesundheitserhaltenden/-fördernden Faktoren monitoren. Diese erscheinen als Verlaufsdiagramme anhand eines visualisierten Ampelsystems auf dem personalisierten Dashboard.



Abb.6: Zeitreihen (Beobachtungen zu aktuellen persönlichen Frühwarnzeichen und der aktuellen Gefährdungskonstellation). Bitte klicken Sie hier oder auf die Abbildung für eine Vergrößerung. [51]

Die Nutzenden ordnen im Zusammenhang mit der Selbsterforschung die Zeitreihen so an, dass sie Zusammenhänge erkennen können. So können Hypothesen zu selbstverstärkenden (gesundheitsfördernden oder -schädigenden) und selbstregulierenden Dynamiken entwickelt, verworfen oder erhärtet sowie Kippunkte und die damit einhergehenden Muster identifiziert werden (in Abb. 6 lässt sich ein Zusammenhang zwischen großer Arbeitsmenge, hohem Alkoholgebrauch und niedrigem Wohlbefinden und Schlaf erkennen). Eine Problemaktualisierung kann z.B. im Rahmen einer Psychotherapie oder durch Nutzende selbst in der Software operationalisiert werden, indem Erklärungsmodelle erstellt oder angepasst oder die beobachteten Elemente verändert werden. [52]

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die zeitsensiblen Schritte dazu dienen, dass Nutzende auf der Basis eigener Modellierungen personalisierte Gefährdungs- sowie gesundheitserhaltende/-fördernde Szenarien erstellen können, welche ihnen wiederum erlauben, eine prospektive Ausrichtung ihrer alltäglichen Lebensführung zu erreichen und über die unmittelbare Bewältigung des Alltags hinauszublicken. Damit ist verbunden, dass sie sich im Hinblick auf einen längeren Zeithorizont (mehrere Wochen, Monate bis Jahre) selbst im Alltag beobachten und Gefährdungen frühzeitig durch das Erkennen bestimmter Konstellationen antizipieren können. [53]

6. Fazit

Die hier skizzierten Aspekte einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung als Verfahren zur Ermittlung eingeschränkter Handlungsfähigkeit und zur Entwicklung von Maßnahmen, um die je eigene Handlungsfähigkeit zu erweitern, haben wesentlich methodologische und methodische Überlegungen im Fokus gehabt. Auf diese Weise wird nur mittelbar ein Beitrag zur Erlangung einer verallgemeinerten Handlungsfähigkeit geleistet, da individuelle und weniger gesellschaftliche Veränderungspotenziale von Problematiken der alltäglichen Lebensführung im Zentrum stehen. Dennoch erlaubt die Engführung auf die Erfassung von individueller Handlungsfähigkeit, jeweils konkrete Situationen daraufhin zu analysieren, ob und in welcher Weise die jeweiligen Bewältigungsstrategien es ermöglichen, Bedingungen, die einer Veränderung entgegenstehen zu überwinden. Dies ist auch bedeutsam für die Haltung von Forschenden, Peers, Coaches, Psychotherapeut:innen, Sozialarbeitende etc., um Menschen, die unter erschöpften Ressourcen leiden, erwerbslos sind etc., nicht noch zusätzlich als handlungsunfähige Opfer darzustellen. Denn damit "wird ihrer öffentlichen Abstempelung als nutzlos und untauglich" (HOLZKAMP 1986, S.19f.) bzw. als diejenigen, welche die gesellschaftlichen Verhältnisse zu ändern haben, "ungewollt noch eine weitere Facette hinzugefügt und damit ihre Situation objektiv verschlechtert" (a.a.O., siehe auch KNEBEL 2013). Sicher wäre weiter zu fragen, ob eine verallgemeinerte Handlungsfähigkeit unter kapitalistischen Verhältnissen überhaupt zu erreichen ist. Dementsprechend stehen auch Forschende vor der Herausforderung, keinen methodologischen Institutionalismus (SCHRÖER 2013) zu entwickeln, der dazu führen würde, einen institutionalisierten Lebenslauf vor dem Hintergrund der Reproduktion der Arbeitskraft als "'naturalisierte' Orientierungsmaxime" (S.64) herzustellen. Stattdessen geht es darum, individuelle Bewältigungsherausforderungen subjektorientiert mit dem Ziel der Erweiterung der Handlungsfähigkeit zu unterstützen. Mit dieser Orientierung stehen nicht die Unzulänglichkeiten von Menschen im Zentrum, sondern die Bedingungen, Bedeutungen und Begründungen, unter denen sie leiden. Folglich müssen gesellschaftliche Verhältnisse als Bedingungs-Bedeutungs-Begründungskonstellationen – d.h. als "Handlungsmöglichkeiten für die Individuen – samt den darin liegenden Widersprüchlichkeiten und Beschränkungen – begriffen werden" (HOLZKAMP 1986, S.23). In der Verbindung von individuellen Handlungsbegründungen und gesellschaftlichen Strukturen über den epistemischen Status des subjektiven Wahrnehmens sowie den damit verbundenen je individuellen Bedeutungen können z.B. künftige Gestaltungspraxen der alltäglichen Lebensführung in voneinander abgegrenzte Handlungs- und Ordnungszusammenhänge eingebettet werden. Damit lassen sich Subjektivität verdeutlichen und Handlungsbegründungen im Sinne der Subjektstandpunkte begründen. Die elementarste Herausforderung eines Zugangs zur Unterstützung der alltäglichen Lebensführung als selbstreproduktivem System besteht darin, dass die Funktionalität von Handeln oder Handlungsvorsätzen dem Lebensinteresse von Akteur:innen nicht widersprechen (HOLZKAMP 1995a, S.842). Idealerweise entsteht die Interaktion in einem Forschungsprojekt nicht aufgrund von Kosten-Nutzen-Erwägungen oder durch die Instrumentalisierung der jeweils anderen, sondern nach dem Prinzip der wechselseitigen Verbesserung der je eigenen Lebensmöglichkeiten – unter "gemeinsamen und verallgemeinerbaren Handlungs- und Entfaltungsperspektiven" (HOLZKAMP 1987, S.55). Mit einem solchen Zugang kann die Gefahr eines diagnostischen, epistemischen oder unausgesprochenen Induktivismus kritisch betrachtet werden. Denn dieser kann zu Abhängigkeiten von Forschenden, Expert:innen, Sozialarbeitenden, Erziehenden, Helfenden etc. führen, und Betroffene können so nicht die Fähigkeit entwickeln, sich selbst zu helfen (HABERMAS 1971). Stattdessen kann eine Reflexion je eigener Standpunkte stattfinden und somit die Struktur eines überkommenen Dispositivs der Funktionalisierung von Individuen und einer Institutionalisierung von Lebensläufen verändert werden. [54]

Da Stress sich dynamisch entwickelt und transaktional erlebt und verarbeitet wird, liegen weiterhin Herausforderungen in der Prävention von Arbeitsstress darin, Veränderungen von individuellen Erlebnissen auch im Zeitverlauf zu identifizieren und subjektiv bewerten zu lassen und Bedingungen resp. Arbeitsverhältnisse zu ändern. Nach aktuellem Forschungsstand sind die Rahmenbedingungen im Arbeitsschutz noch nicht auf diese Herausforderungen ausgerichtet, da Maßnahmen oft von quantifizierbaren Messwerten oder DIN-Normen und -Verfahren abhängen (PAULUS 2018b, 2022). Folglich ist anzunehmen, dass das Potenzial im Hinblick auf Prävention von stressbedingten Arbeitsbelastungen noch nicht vollständig ausgenutzt wird. Dies erschwert nicht nur eine sachgerechte Analyse der Stressprävention, sondern wirft auch die Frage auf, wie wirksam Interventionen sind, wenn ein subjektorientiertes und zeitsensibles Potenzial in der Praxis realisiert wird. Mit Blick auf die Übertragbarkeit der subjektwissenschaftlichen Perspektive auf weitere Bereiche des Arbeitsschutzes lassen sich mit den beschriebenen Elementen und Vorgehensweisen die Forschungsherausforderungen im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (BDP 2023; WALTERS, WADSWORTH, HASLE, REFSLUND & RAMIOUL 2018) adressieren und bearbeiten. Hierzu müssen arbeitswissenschaftliche Instrumente und Prozesse dem je spezifischen Setting angepasst werden, um Interessenslagen der beteiligten Akteur:innen oder Akteur:innengruppen zu berücksichtigen: Elemente subjektiver Erklärungsmodelle und der Problemaktualisierung bei der praktischen Umsetzung dürfen nicht auf Verhaltensprävention (Arbeitnehmer:innen sollen effizienter, resilienter etc. werden) abzielen, sondern Arbeitsverhältnisse und Lebensbedingungen müssen in den Blick genommen werden. [55]

Anmerkungen

1) Unter Sorgearbeit lassen sich u.a. Selbstsorge, unbezahlte Hausarbeit, Fürsorgearbeiten wie Erziehung, Pflege von Angehörigen oder freundschaftlichen Beziehungen verstehen. <zurück>

2) Der Gesundheitszirkel ist ein Instrument des betrieblichen Gesundheitsmanagements. In Gesundheitszirkeln, welche auf der gleichen Hierarchieebene (Berliner Modell) oder hierarchieübergreifend (Düsseldorfer Modell) zur Anwendung kommen, wird versucht, das Erfahrungswissen von Beschäftigten zu nutzen, um gesundheitsgefährdende Faktoren am Arbeitsplatz zu analysieren und Lösungsansätze zu entwickeln (DEPLAZES & KÜNZLI 2010). <zurück>

3) Der Vereinbarkeitssimulator wurde im Projekt "Unser Unternehmen" (2016-2017) u.a. in Kooperation mit der Thomann Nutzfahrzeuge AG, der Sonderschule Bad Sonder und der Abraxas Informatik AG entwickelt. Das Projekt wurde dann in Zusammenarbeit mit der Fachstelle UND zum "Life Balance Check" (2019-2021) weiterentwickelt und von ihr lizenziert und in schweizweiten Beratungen angeboten. Unterstützt wurden beide Projekte durch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Mann und Frau (EBG) mit Finanzhilfen nach dem Gleichstellungsgesetz. Die Ergebnisse zur formativen Gefährdungsbeurteilung basieren auf dem durch den Schweizer Nationalfonds geförderten Grundlagenforschungsprojekt "Psychosoziale Risiken in der Arbeitswelt" [10001A_178934] (2018-2022), sowie dem Innosuisse-Forschungsprojekt "SELBA (Selbst Arbeitsbelastungen und Arbeitsbeanspruchungen erkennen, verstehen, verändern und monitoren)" [53268.1 IP-LS] (2021-2023). Diese Projekte wurden u.a. in der Zusammenarbeit mit von einem Burnout betroffenen Personen sowie Ärzt:innen, Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen der Klinik Gais und Opinion Games entwickelt (SELBA). Alle Projekte entstanden in der interdisziplinären Zusammenarbeit von Mitarbeiter:innen der Institute für Soziale Arbeit sowie Modellbildung und Simulation der Ostschweizer Fachhochschule, St. Gallen, namentlich Vanessa TOSCAN, Jasmin RABENSTEINER, Thomas SCHMID, Fabian LEUTHOLD, Myriel RAVAGLI, Adrian STÄMPFLI, Alexander SCHEIDEGGER. Sie wurden umfassend dokumentiert (EBG, SNF) und die Wirkung von SELBA wurde evaluiert (RABENSTEINER, TOSCAN, THIEL, PAULUS & SCHEIDEGGER 2023). <zurück>

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Zum Autor

Stefan PAULUS hat zum Thema "Aspekte einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung" im Fach Sozial- und Organisationspädagogik an der Universität Hildesheim habilitiert.

Kontakt:

Prof. Dr. habil Stefan Paulus

OST – Ostschweizer Fachhochschule
Department für Soziale Arbeit
Rosenbergstrasse 59
9001 St.Gallen, Schweiz

Tel.: 0041 58 257 18 51

E-Mail: stefan.paulus@ost.ch
URL: https://www.ost.ch/de/person/stefan-paulus-237

Zitation

Paulus, Stefan (2024). Methodologie und Empirie einer subjektwissenschaftlichen Arbeitsforschung [55 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 25(3), Art. 22, https://doi.org/10.17169/fqs-25.3.4219.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

Funded by the KOALA project

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