Volume 5, No. 2, Art. 16 – Mai 2004
An die Spitze. Neue Mikropolitiken der universitären Karriereplanung von Sozialwissenschaftlern/innen1)
Jo Reichertz
Zusammenfassung: Wissenschaft zu betreiben ist ein Beruf – dessen typische Tätigkeitsmerkmale begleitet und verändert werden durch wandelnde Werte und die Medien der Zeit. In der vorliegenden Arbeit werden augenblickliche Entwicklungslinien auf dem Berufsfeld "Wissenschaft" vor dem Hintergrund der veränderten Ökonomisierung und der Internationalisierung der deutschen Wissenschaftslandschaft aufgezeigt. Veränderte Faktoren, wie z.B. die Standardisierung von Studiengängen, die Einführung von Juniorprofessuren und die veränderte Ressourcenverteilungspolitik tragen zum Wertewandel in der Wissenschaft bei, was insbesondere bei Nachwuchswissenschaftlern den Einsatz von Karrierepolitiken notwendig macht und verschärft.
Keywords: Wissenschaft als Beruf, Mikropolitik, Medien und Wissenschaft, Karriereplanung, Hochschulreform
Inhaltsverzeichnis
1. Prolegomena
2. Arbeiten als Wissenschaftler – ein Beruf?
3. Von der Notwendigkeit der Karrierepolitik
4. Wissenschaft betreiben als Gruppentanz
5. Wissenschaftler/innen und die Medien
6. Wissenschaft als Kampf um ökonomische Ressourcen
Der Titel des Artikels mag den einen oder anderen Leser verwundern, denn (so könnte man einwenden) die beste Politik, die Karriere als Wissenschaftler erfolgreich voranzutreiben, bestehe gerade in der Wissenschaft (also auch in den Sozialwissenschaften) doch darin, allein das zu tun, für das man bezahlt wird: nämlich Sozialwissenschaft zu betreiben: Also viel zu lesen und zu lernen, ernsthaft und neugierig die Welt zu betrachten und sorgfältig und methodisch angeleitet die erhobenen Daten zu analysieren und später besonnen die Forschungsergebnisse am besten schnörkellos zu publizieren. Das Urteil über die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit würde dann ganz leidenschaftslos die eigene Berufsgruppe fällen, allein dem rationalen Diskurs und dem besseren Argument verpflichtet. Denn wenn es auf Erden eine Realisation des herrschaftsfreien Diskurses gäbe, dann doch auf jeden Fall bei den Wissenschaftlern. [1]
Und die eigene Berufsgruppe würde später (oder doch zumindest irgendwann einmal) einen Wissenschaftler bzw. eine Wissenschaftlerin nur eingedenk seiner Leistungen und ohne Ansehen von wissenschaftlicher Herkunft, Persönlichkeit und Idiosynkrasien und nicht im Hinblick auf eigene Vorlieben oder Machtpolitiken diesen später durch ehrenvolle Einladungen, Ehrungen oder Berufungen belohnen. Kurz: bei manchen oder soll ich sagen: bei vielen und vor allem bei den etablierten Wissenschaftlern/innen lebt (immer noch) der Glaube, der Beruf des Wissenschaftlers sei ein Beruf ohne Karrierepolitiken. Ein Glaube, der erst einmal nicht verwundert, wird er doch auch von anderen Berufsgruppen geteilt, wenn diese öffentlich (und nüchtern) über ihre eigene Gruppe sprechen. Karrierepolitiken scheint es stets nur bei den anderen Berufsgruppen zu geben. Wahrscheinlich ist dieser Glaube innerhalb der eigenen Profession gar nicht einmal so dumm, würde doch ein prinzipieller Zweifel an der alleinigen Sachhaltigkeit des beruflichen Aufstiegs das Ansehen der Berufsgruppe (intern und extern) massiv untergraben. [2]
Wohl deshalb lebt dieser Glaube trotz vieler gegenteiliger Evidenzen weiter oder anders gewendet: wohl deshalb verhindert ein professionseigenes Thematisierungs- und Aussprechverbot die systematische Nutzung (für die Angehörigen) und auch Untersuchung (für Forscher) der Karrierepolitiken der eigenen Berufsgruppe2). Dennoch will ich im weiteren genau zu diesem Problem einige erste unsystematische Überlegungen anstellen, die sich ganz vorsichtig um folgenden Fragenkomplex zentrieren: Gibt es auch in der Wissenschaft (Ethno-) Praktiken und Politiken, die für in Deutschland arbeitende3) Sozialwissenschaftler/innen in seinem/ihrem Berufsfeld von Nutzen sind, will er oder sie erfolgreich sein – also an unkündbare Stelle, Fördergelder, Ansehen, Medienresonanz, Mitarbeiter, Doktoranden, Jünger und Nachfolger/innen gelangen? [3]
Festreden gehören wie Festschriften und Festbände zum festen Inventar wissenschaftlicher Ehrenbezeugungen gegenüber denjenigen älteren bzw. alten Kollegen, denen es gelungen ist, irgendeine Art von "Karriere" zu vollbringen und die wegen ihres Alters kaum mehr als ernste Konkurrenten, sondern eher als Förderer der Karrieren anderer in Betracht kommen. In einer solchen Festrede widersprach im Jahr 1986 Hubert MARKL, seines Zeichens hoch dekorierter und international angesehener Evolutionsbiologe und jahrelang erst Vize- dann endlich auch Präsident der DFG4), in seiner Lobrede zum 60. Geburtstag des damaligen Rektors der Universität Konstanz, Herrn Kollegen Horst SUND, der Feststellung und auch der Forderung Max WEBERs, "Wissenschaft sei ein Beruf" (vgl. WEBER 1979). [4]
Er, also Hubert MARKL, wollte Wissenschaft stattdessen lieber als "Lebensform" begreifen (MARKL 1987, S.14), die zugleich ein eigenes Ökosystem bildet. Für MARKL bedeutet dies, dass die Universität der Lebensraum der Wissenschaft ist,
"den sie mit ihren zahlreichen, oft skurrilen, aber immer staunenswerten diversen Lebensformen besiedelt. Ein solches Gefüge von miteinander in mannigfacher Beziehung vernetzten, kooperierenden, konkurrierenden Lebensformen, die eine Umwelt erfüllen, ausbeuten, gestalten und verändern, und die die Fähigkeit besitzt, sich gegen Strömungen von innen oder außen selbständig stabil und lebenstüchtig zu erhalten und sich sogar in evolutionärer Kontinuität fortzuentwickeln, ein solches System nennt der Biologe ein Ökosystem" (MARKL 1987, S.14). [5]
Im Weiteren möchte ich, wenn auch mit vielen Vorbehalten und sehr großer Vorsicht, Hubert MARKL widersprechen – und das gleich in zwei Punkten. Aber bevor ich diese Punkte nenne und erläutere, sollte ich die Gründe für meine nicht unbeträchtlichen Vorbehalte und meine nicht kleine Vorsicht darlegen. Beides – Vorbehalte wie Vorsicht "speisen" sich (wenn man das so sagen darf) aus Nicht-Wissen bzw. aus Zu-wenig-Wissen. Denn zum einen weiß ich nicht genau, wie ernst es dem Festredner MARKL mit seiner Behauptung war, Wissenschaft sei ein autopoietisches System. Will er den anwesenden Kollegen lediglich eine neuerdings leicht anschlussfähige Metapher anbieten, oder behauptet er eine Strukturhomologie zwischen Wissenschaft und autopoietischen Systemen in wesentlichen Punkten. Auch weiß ich nicht, wie eng der Kollege MARKL den Begriff "autopoietisches System" fasst. Glaubt er wie MATURANA, diesen Begriff nur im Zusammenhang mit biologischen Systemen benutzen zu dürfen, oder teilt er die Hoffnung LUHMANNs, dass eine Ausweitung dieses Begriffes auf soziale Systeme in irgendeiner Hinsicht gewinnträchtig sei. Auch ist mir nicht klar, ob für MARKL solche autopoietischen Systeme in der Tat nur energetisch offen, ansonsten aber informationell geschlossen sind, und mir ist unbekannt, ob auch MARKL den Begriff der "strukturellen Kopplung" nutzt, um hinter dem Rücken von Beobachtern und Systemen doch noch den Informationsaustausch zwischen System und Umwelt einzuführen. Weil mir all dies nicht bekannt ist, widerspreche ich im Weiteren auch nicht dem Kollegen MARKL, sondern nur meiner Konstruktion seiner Position. Ich opponiere im Wesentlichen einer von mir gezeichneten idealtypischen Überzeichnung, der ich lediglich den Namen des Kollegen MARKL zuordne. Falls ich ihm damit grobes Unrecht antue, so möge er mir das nachsehen. [6]
Der zweite Grund, meine weiteren Überlegungen mit reichlich Vorbehalten und Vorsicht zu formulieren, ist darin zu sehen, dass ich über das wissenschaftliche Feld als Ganzes nicht besonders viel und vor allem nicht besonders viel Systematisches weiß. Zwar gehöre ich seit einiger Zeit diesem Feld an, habe auch an unterschiedlichen Baustellen in unterschiedlichen Positionen mit unterschiedlichem Gerät gearbeitet, dennoch kann kein Argument verdecken, dass meine Kenntnis dieses Feldes sich im wesentlichen aus der beobachtenden Teilnahme eines kleinen Ausschnittes eben diesen Feldes speist, also dass mein Gesichtskreis recht eingeschränkt ist. So ist mir einiges über das Spiel der deutschen Soziologen der Nachkriegszeit bekannt und hier vor allem über das Spiel derer, die sich selbst mit dem "verstehenden Paradigma" in Verbindung brachten. Dann bin ich mit manchem aus den Politiken der Kommunikationswissenschaftler vertraut, auch mit den Praktiken von Erziehungswissenschaftlern, Politologen und Psychologen habe ich Erfahrungen sammeln können. Dagegen ist mir der Berufsalltag von Mathematikern, Juristen, Physikern, Informatikern, Japanologen und Medizinern (um nur einige Gruppen zu nennen) fast völlig unbekannt. [7]
Einiges weiß ich, weil ich es entweder an mir erfahren oder an anderen ausgeübt habe, anderes habe ich beobachtet, weiteres gehört und wieder anderes den Wissenschaftslegenden entnommen, die vor allem beim abendlichen, gemütlichen Teil von Tagungen teils voller Sehnsucht teils voller Abscheu erzählt werden. Nun kann man sich fragen, weshalb ich denn trotz dieses sehr begrenztes Gesichtskreises und trotz der enormen Menge an Nicht-Wissen (wenn man das so sagen darf), dennoch einem langjährigen Präsidenten der DFG widersprechen möchte. Zum einen – so meine Antwort – weil seine Beschreibung des Wissenschaftssystems selbst mit großer Mühe nicht mit meinen Erfahrungen mit eben diesem System zur Deckung zu bringen ist, und weil zum zweiten Kritik und Zweifel das Geschäft belebt – und das ist ganz im Sinne auch des Kollegen MARKL. [8]
Genug der Vorreden und Absicherungen. Hier nun mein Einspruch: Vielleicht kann man als Evolutionsbiologe und Präsident der DFG nur sehen, dass die Wissenschaft ein autopoietisches System ist, allein angewiesen auf pekuniäre Energiezufuhr durch Staat und öffentliche Institutionen, doch mir als Soziologen erscheint diese Zeichnung so gleich in zweifacher Hinsicht nicht zu stimmen: Zum einen bin ich ganz entschieden der Meinung, dass "Wissenschaft-Betreiben" ohne Zweifel ein Beruf – wenn auch ein besonderer Beruf – ist und dass (man möge mir diese etwas gewagte Steigerung verzeihen) die berufsmäßigen Teile dieses Berufes sich in naher Zukunft noch erheblich steigern und somit noch sehr viel mehr Karrierepolitik notwendig machen werden. Zum zweiten bin ich ebenfalls ganz entschieden der Meinung, dass zumindest das mir bekannte Feld der Wissenschaft kein geschlossenes autopoietisches System ist, welches mit dem Ziel, möglichst viel begründungsfähige Wahrheiten zu produzieren Tausende von unterschiedlichen Blumen blühen lässt – also Orchideen neben Nelken, Löwenzahn neben Männertreu und Rosen neben Schneeglöckchen. Ich glaube dagegen Gründe für die Behauptung zu haben, dass dieses Bild zwar durchaus eine nützliche und auch zu bewahrende regulative Idee zum Ausdruck bringt, dass aber dieser regulativen Idee in dem Berufsalltag der Wissenschaftler keineswegs so viel Bedeutung zukommt, wie man innerhalb der Wissenschaft das gerne sehen würde. Stattdessen werden auch andere, durchaus profanere regulative Ideen im Feld hoch gehandelt, welche zunehmend immer mehr und immer intelligentere Karrierepolitiken notwendig machen. Diese beiden Behauptungen sollen im Weiteren etwas plausibilisiert werden. [9]
2. Arbeiten als Wissenschaftler – ein Beruf?
Wissenschaft zu betreiben ist ohne Zweifel ein Beruf – sofern man bereit ist, dann etwas "Beruf" zu nennen, wenn es einen Grundbestand von typischen Tätigkeiten gibt, wenn die Ausübung dieser Tätigkeiten an offizielle Ausbildungswege mit vorgeschriebenen Zertifikaten gebunden ist, wenn für dieses Tun teils festgeschriebene Gruppenstandards existieren, wenn Berufsverbände und auch Berufsausschlussverfahren existieren, wenn die Ausübung dieses Berufs mit einer Entlohnung vergolten wird und wenn die eigene Wertschätzung wie die soziale Anerkennung zu großen Teilen aus der Art dieses Tuns resultieren. Nimmt man diese Umgrenzung zur Grundlage, dann wird Wissenschaft in Deutschland fast ausschließlich in Rahmen von "Beruf" betrieben: entweder im Angestellten- oder Beamtenverhältnis. Zwar gibt es auch noch einige Privatgelehrte und eine Reihe von arbeitslosen Privatdozenten, die das tun, was Wissenschaftler tun, doch sie bilden die Ausnahme, die hier nicht behandelt werden soll. Auch die vielen Novizen, die in der Hoffnung auf zukünftige Anstellung vieles schon tun, und die zahlreichen Emeriti, die immer noch tun, was ansonsten bestallte Wissenschaftler tun, sollen hier nicht näher behandelt werden. Sie alle gehören zwar zum großen, gemeinsamen Spiel, aber sie spielen Sonderrollen, die hier nicht erörtert werden. [10]
"Wissenschaft betreiben" setzt sich im wesentlichen aus den Tätigkeitsbereichen "Lehren", "Forschen", "Prüfen", "Publizieren" und "Verwalten" zusammen. Je nach Trägerinstitution und Position oder persönlicher Vorliebe oder strategischer Karriereplanung steht mal das Lehren oder mal das Forschen oder auch mal das Verwalten im Vordergrund. Aber prinzipiell gilt, dass jeder Wissenschaftler im Laufe seiner beruflichen Tätigkeit seinen persönlichen Tätigkeitsmix zu finden hat, mit dem er und seine Umwelt leben kann. Dafür gibt es keine fertigen Rezepte, sondern jeder ist gehalten, vor dem Hintergrund von Aufstiegsambitionen, Verdiensterwartungen, erhoffter Lebensqualität und Familienplanung seine individuelle Entscheidung zu treffen: mithin war der Beruf des Wissenschaftlers schon immer ein Beruf, bei dem Karrierepolitik eine besondere Rolle spielte. Abhängig vom Karriereziel variieren allerdings die Strategien der wissenschaftlichen Mikropolitik. So macht es einen Unterschied, ob man ein bekannter Autor, anerkannter Forscher, beliebter Lehrer oder ein machtvoller Hochschulpolitiker werden will, um nur die wichtigsten der klassischen Berufsziele von Wissenschaftlern/innen zu nennen. [11]
Noch einmal: Wissenschaftler zu sein, heißt "einen Beruf ausüben". Gewiss gehört der Beruf des Wissenschaftlers zu den professionalisierten und ein wenig (im Hinblick auf die Ausbildung) zu den "feudalen" Berufen und ist somit etwas Besonderes, dennoch gilt: jeder, der über ein gewisses Maß an Intelligenz, eine große Menge Sitzfleisch und viel Arbeitsbereitschaft verfügt, zudem den richtigen Stallgeruch besitzt, gepaart mit Ehrgeiz und Ehrerbietung, der hat durchaus Chancen, zu diesem immer noch ehrenvollen Beruf berufen zu werden. All dies ist weder neu noch originell, weil schon oft gesagt und beschrieben. Aus der Fülle der Publikationen will ich hier nur kurz und stellvertretend für andere Arbeiten nennen, die speziell aus wissenssoziologischer, wissenschaftssoziologischer und wissenschaftsethnographischer Sicht das berufliche Feld von Wissenschaftlern ausgeleuchtet haben. Zweifellos haben in Deutschland die Arbeiten von Peter WEINGART geholfen, das Feld der Wissenschaft besser abzustecken (WEINGART 1974 und 1976), auch die Arbeiten von und in der Tradition von Karin KNORR-CETINA (1984) waren hierfür wegweisend, nicht zu vergessen diverse Sammelbände zur Ortsbestimmung einer "Entzauberten Wissenschaft" (BONß & HARTMANN 1985; BECK & KIESERLING 2000). [12]
An neueren Arbeiten ist die umfangreiche Wuppertaler Diplomarbeit von Arne NIEDERBACHER zu nennen, der sich auf das Wagnis einließ, Anspruch und Realität von Feldforschern miteinander zu vergleichen (NIEDERBACHER 1997), auch die lesenswerte Studie von Martin SCHMEISER zum Berufsschicksal der Professors in der Zeit von 1870-1920 mit dem treffenden Titel "Akademischer Hasard" (SCHMEISER 1994) und natürlich die kluge Arbeit von Stefanie ENGLER zur Konstruktion der wissenschaftlichen Persönlichkeit auf dem Weg zur Professur (ENGLER 2001), ebenso die informierten Beobachtungen zur wechselseitigen Konstitution von Geschlecht und Wissenschaft (BEAUFAYS 2003 und 2004) und natürlich auch die ironisch bissigen Bemerkungen von Uwe LAUCKEN zu den neuen Formen von Qualitätsstandards in der neueren Psychologie (LAUCKEN 2001). Alle diese Arbeiten zeigen, dass Wissenschaft in vieler Hinsicht ein Beruf wie viele andere ist, der sich zwar auch mit dem Finden von "wahren Sätzen" beschäftigt, der sich aber zudem mit vielen anderen offiziellen wie inoffiziellen Zielen hauptamtlich auseinandersetzt, auch hierin anderen Berufen vergleichbar. [13]
Aber diese Studien zeigen auch, dass die Wissenschaftler vor allem ein ganz "eigenes Völkchen mit zahlreichen Unterstämmen" (vgl. CAMPBELL 1985) sind, und dass dort nicht unbedingt der ein König ist, der am meisten wahre Sätze produziert hat, dass dort neben Großmut und Weitblick, auch Neid und Missgunst gedeihen, dass es in der Wissenschaft auch Stars und tragische Gestalten gibt, international agierende (manchmal schon geadelte) Persönlichkeiten, aber auch die auf immer Verstummten. Und natürlich hört man immer wieder von denen, die gegen horrende Honorare von Tagung zu Tagung rund um den Globus jetten, und denen, die in Volkshochschulen vor bildungsbeflissenen Studienrätinnen das Neueste über Goethes Liebesleben vortragen. Kurz: das Berufsfeld "Wissenschaft" ist trotz aller lauten Dementis ein soziales Feld, in dem die "Rangunterschiede" in Bezug auf Ansehen und Einkommen bei aller scheinbaren Gleichheit enorm sind. Kurz: man kann in der Wissenschaft durchaus Karriere machen und für den, der das tun will, bieten sich vielfältige Möglichkeiten. [14]
3. Von der Notwendigkeit der Karrierepolitik
Wissenschaft zu betreiben ist nur in wenigen und eher unwesentlichen Punkten vergleichbar mit dem Besteigen einer Rolltreppe, die einen wie von selbst von Prüfung zu Prüfung nach ganz oben bringt. Innerhalb der Wissenschaft kommt man wegen der vielen kurzen Dienstverträge an wechselnden Orten und Projekten gerade nicht automatisch nach oben, sondern das Gegenteil ist richtig: wer darauf verzichtet, in angemessener Weise Karrierepolitik zu betreiben, der bleibt dort, wo er biographisch gerade hängen geblieben ist. Und da das berufliche Feld nach der Berufung zum Professor eine recht geringe formelle vertikale Gliederung vorsieht, haben die Feldangehörigen eine Fülle von Praktiken geschaffen, informell sich selbst und die anderen zu positionieren: Auch das ein sehr gutes Klima für Karrierepolitik. [15]
Aber das Klima für einen "verschärfteren" Einsatz von Karrierepolitiken verbessert sich zurzeit (=seit Ende des zweiten Jahrtausends) ganz enorm. Dies ist vor allem der Tatsache zu verdanken, dass die deutschen Universitäten sich (notgedrungen) für den internationalen Markt geöffnet haben und zudem auch die Hochschulen ins Visier der (von privaten Unternehmensberatern ins rechte Bild gesetzte) staatlichen Kostenminimierer geraten sind, die Hochschulpolitik für eine besondere Sparte der Wirtschaftspolitik halten und für jene Hochschule die Beste ist, "die mit dem geringsten Personal in der kürzesten Zeit die höchste Anzahl von Absolventen auf den Arbeitsmarkt bringt" (MEYER 2002, S.81). Wichtigste Faktoren in diesem Prozess der Neuausrichtung der deutschen (und auch der europäischen) Hochschulen sind:
die Konkurrenz der Universitäten um die besten Studenten/innen (hier eröffnen sich völlig neue Felder und Strategien der interuniversitären Karrierepolitik),
die damit einhergehende Modularisierung und durch Akkreditierungsanstalten gesicherte Standardisierung gestufter Studiengänge5) (BA/MA),
die flächendeckende Einführung eines international verbindlichen Creditsystems (ECTS) für Studienleistungen,
die von einer Reihe von Bundesländern massiv betriebene Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen, die neben dem gewünschten Erfolg auch zu lokalen Mikropolitiken führt, welche die vermehrte Anstellung von Wissenschaftlerinnen erheblich erschweren und die zudem leicht für andere Zwecke instrumentalisiert werden können,
die Neue Haushaltsführung an der einzelnen Hochschulen und die damit verbundene Stärkung der Rektoren und Dekane (hier eröffnen sich völlig neue Felder und Strategien der intrauniversitären Karrierepolitik),
die faktische deutliche Absenkung der Hochschullehrervergütung durch die Umstellung auf die W-Besoldung, die nicht nur neue Unterschiede schafft (Gruppen mit unterschiedlicher Eingangsbesoldung, nämlich C- und W-Besoldung), sondern auch alte mikropolitisch relevante Konkurrenzen bewahrt (W2 und W3 Besoldung),
die Einrichtung von Juniorprofessuren, die zwar mit Assistentengehältern entlohnt werden, aber mit der Belastung von Hochschullehrern versehen sind,
die zur paradoxen Kommunikation einladenden und (so die Hoffnung) zu mehr Spitzenleistung ermunternden Zielvereinbarungen zwischen Hochschule und Hochschullehrern/innen,
die mit den diversen, auf einzelne Personen zurechenbaren Effektivitätsberechnungen von Forschung, Lehre, Prüfung und Verwaltung,
und natürlich die flächendeckende Einführung der Externalisierung der Validierung wissenschaftlicher Arbeit (WEINGART 2001). [16]
Vor allem die zuletzt genannten Maßnahmen, die "in the long run" zu einer Ökonomisierung der Wissenschaft und der Universitäten führen (sollen), also dazu, dass die aus der Privatwirtschaft bekannten Quality-Management-Praktiken und die darauf aufsitzenden Zertifizierungen (=Akkreditierung) und Rankings auch in den Hochschulen Platz greifen und das berufliche Tun der Beteiligten bestimmen, werden einen Kreativitätsschub im Hinblick auf neue Strategien auslösen, wie an der eigenen Karriere zu basteln ist bzw. wie die anderer ein wenig erschwert werden kann. Man wird bald ziemlich genau angeben können, wie teuer die Gesellschaft ein Studienabschluss bei einem bestimmten Hochschullehrer kommt. Und man wird genau angeben können, um wie viel teurer diese Ausbildungskosten werden, wenn der Hochschullehrer auch noch forscht, publiziert und regelmäßig auf Tagungen vorträgt. Und man wird (erst vorsichtig, dann drängender) fragen, ob es sich die Gesellschaft noch leisten kann, dass alle Wissenschaftler neben ihren Lehr-, Prüfungs- und Verwaltungsaufgaben auch noch forschen und publizieren – wenn letzteres doch vor allem dem einzelnen Wissenschaftler dient und nicht der Hochschule oder gar der Gesellschaft. Und die Stimmen werden sich mehren, die (wie kürzlich Ingo BODE, der Generalsekretär des DAAD es tat) dafür plädieren, dass man neben der Spitzenforschung in Deutschland auch Spitzenlehre benötige und dass sich deshalb neben Forschungsuniversitäten auch Lehruniversitäten etablieren sollten (vgl. BODE 2004) [17]
Und die heute schon vereinzelt zu hörenden Fragen werden wohl bald in den Medien (und nicht mehr allein in den Wissenschaften!) diskutiert werden6), ob wirklich alle, also auch die mittelmäßigen Hochschullehrer forschen sollten oder doch nur die wenigen Exzellenten. Auch könnte der Staat ernsthaft prüfen (lassen), ob es unter dem Strich nicht wirtschaftlicher ist, die wissenschaftliche Forschung weitgehend auf Forschungseinrichtung ohne Universitätsanbindung (MPG, FhG, HGF etc.) zu verlagern und den Universitäten die Unterrichtung des Nachwuchses zu überantworten. Und alle Betroffene werden sich (in und mit den Medien) an dieser Debatte beteiligen: die Wirtschaft, die Politik, die Bürger, die Studenten, die Medien und natürlich auch die Wissenschaftler. All dies wird emsige und strategische Darstellungsarbeit bei allen Beteiligten auslösen. Und ob der gewinnt, der die besseren Antworten hat (was immer das auch sein mag), das ist nicht ausgemacht. [18]
4. Wissenschaft betreiben als Gruppentanz
"Wissenschaft zu betreiben" ist ein Beruf. Das war schon wiederholt gesagt worden. Aber er ist auch ein besonderer Beruf – und zwar in zweifacher Hinsicht – und diesen Besonderheiten möchte ich mich im nächsten Schritt zuwenden: zum einen zählt man den Beruf des Wissenschaftlers zu Recht zu den professionalisierten Berufen, zum zweiten enthält er (und das wird seltener zugegeben) noch einiges "Feudalistisches". [19]
Der Beruf des Wissenschaftlers gehört (wie der Beruf des Priesters, Richters, Therapeuten und Kriminalisten) zu den professionalisierten Berufen, was im wesentlichen bedeutet, dass sie in Ausübung ihres Berufs stets darauf gefasst sein müssen, allgemeine Regeln und Kenntnisse mit der aktuell sich vollziehenden Wirklichkeit abzugleichen und entweder den Einzelfall vor dem Hintergrund der Regel deuten oder gegebenenfalls die alte Regel aufgrund einer neuen Praxis umschreiben (vgl. OEVERMANN 1996 auch PFADENHAUER 1996 und 2003 und REICHERTZ 1993). Wissenschaftler, welche nicht nur ihr erworbenes Wissen und die erlernten Regeln anwenden, sondern auch den "Sinn für die Fallanalyse" erworben haben, bemerken im Laufe ihrer Arbeit, wann und wie lange die alten Regeln greifen und wann man die alten erst einmal aussetzt und nach neuen sucht. Sie haben – wenn man so will – ein inkorporiertes, stummes Wissen, das ihnen sagt, wann eine Regel anzuwenden, zu modifizieren oder zu missachten ist. [20]
Dieses inkorporierte Wissen ist nicht von einer rekonstruierbaren Regel gesteuert, wenn auch nicht regellos. Es unterscheidet den Experten von dem Anfänger, und da es auch nicht programmierbar ist, unterscheidet es auch den menschlichen Experten von einem nichtmenschlichen Expertensystem. Nun ist niemand als begnadeter Fallinterpret geboren worden, auch wenn jeder Mensch diese Fähigkeit qua Gattungszugehörigkeit unwiderruflich besitzt. Auch bei der Fähigkeit zum Ausdeuten von Handlungen finden sich Beginners und Erfahrene, Geübte und Ungeübte – also auch Lernen und Verbesserung. Aber die Kompetenz zur Fallanalyse ist nicht vergleichbar mit einem Eimer, der durch das Einleiten von Wasser allmählich gefüllt werden kann, sondern diese Kompetenz baut sich Schritt für Schritt, Stufe für Stufe auf – darin durchaus dem Erlernen des Skifahrens, des Tennisspielens, des Tanzens, dem Erlernen einer neuen Sprache und auch des Fliegens von Kampfjets vergleichbar. Auf jeder Stufe sieht die Fähigkeit anders aus, leistet sie Unterschiedliches. [21]
DREYFUS und DREYFUS haben den m.E. gut begründeten Vorschlag gemacht, bei dem Erlernen von komplexen Fertigkeiten insgesamt fünf Stufen zu unterscheiden (vgl. DREYFUS & DREYFUS 1987). So lernt der Anfänger, relevante Muster zu erkennen und kontextunabhängige Regeln anzuwenden, der fortgeschrittene Anfänger hat bereits eigene Erfahrungen erworben und vermag es, situationsspezifische von kontextfreien Regeln zu unterscheiden. Auf Stufe 3 ist der Kompetente in der Lage, erlernte oder eigene hierarchisch geordnete Entscheidungsprozeduren anzuwenden, während der Gewandte über ein intuitives Know-how verfügt, wie er welche Regeln wann anzuwenden hat. "Das Können des Experten ist [dagegen] so sehr Teil seiner Person geworden, dass er sich dessen nicht bewusster sein muss als seines Körpers" (DREYFUS & DREYFUS 1987, S.54). Nur Anfänger glauben, etwas genau zu wissen, oder unterstellen, dass ihre Ansicht auf gesicherten Behauptungen basiert. Experten wissen, dass es ganz anders ist oder anders: "Ahnungen und Intuition – oder gar systematische Illusionen – bilden den Kern des Entscheidungswissens eines Experten" (ebd., S.30). "Ein Experte folgt überhaupt keinen Regeln! (...) Er erkennt Tausende von Einzelfällen" (ebd., S.151). Und weil das so ist, eröffnet sich auch hier ein weites Feld für Karrierepolitiken. [22]
Weiter oben hatte ich den Beruf des Wissenschaftlers auch ein wenig "feudalistisch" genannt. Ein wenig "feudalistisch" nenne ich den Beruf des Wissenschaftlers deshalb, weil er immer noch und vor allem (aber nicht allein) in der Ausbildung durch personale Verantwortung und Loyalität gekennzeichnet ist. So gibt es Mentoren auf der einen Seite und Novizen auf der anderen, die beide durch unausgesprochene Absprachen einander verpflichtet sind. Die Ersten geben freiwillig und nach Gutdünken ihr Wissen an die Zweiten weiter. Die Zweiten danken durch Unterstützung und Nachfolge, was die Ersten wieder dazu bewegt, wohlwollend die Karriere "ihrer" Schüler zu begleiten. Auf diese Weise entsteht, ohne dass einer der Beteiligten das ernsthaft wollte oder planen konnte, ein komplexes Netz von weit gestreuten sozialen Verflechtungen, das oft sehr langlebig und auch sehr belastungsfähig ist. [23]
Der Unterweisungsvorgang selbst ist dabei äußerst komplex und subtil. So weisen die Mentoren "ihre" Novizen nicht nur in "ihre" Kunst des Forschens, Lehrens und Prüfens ein, sondern sie zeigen durch ihr Vorbild auch, welche Fragen man mit welchen Verfahren am "besten" bearbeitet, welche Themen für Drittmittelförderung gerade in Frage kommen, welche Methoden nicht "wirklich wissenschaftlich" sind, wie man mit der eigenen Gruppe, aber auch mit Gegnern und den besonders unangenehmen Renegaten umgeht, wann man wen an welchem Ort lobend oder kritisch erwähnt, in welcher Institution man sich engagiert und wie man sich dort benimmt, wie man Drittmittel einwirbt und wie man innerhalb der eigenen Institution seine Ziele erreichen kann. Manchmal beinhaltet eine solche Einweisung durchaus auch Hinweise darauf, welche Sprach-, Kommunikations- oder Kleidungsstile zu bevorzugen sind (vgl. auch BEAUFAYS 2004). [24]
Ein solches Ausbildungsverhältnis ist in gewisser Hinsicht durchaus mit einer Aufforderung zum Gruppen- (oder Stammes-) Tanz vergleichbar. Bis auf ganz wenige Ausnahmen geht es jedoch nicht um einen Paartanz, sondern um einen öffentlich und kollektiv aufgeführten Gruppentanz7). Während des Tanzens erfährt der Novize am eigenen Körper, ob er richtig dabei ist, ob er die unterschiedlichen Figuren schon beherrscht, ob er ein Gefühl für den Rhythmus hat oder ob er schon in der Lage ist, eigene Impulse zu geben. Ein guter Mentor zeichnete sich bislang dadurch aus, dass er oft zum Tanz aufforderte und dass er auch Freiraum für neue Formen und Figuren ließ, und ein guter Novize dadurch, dass er ein gutes Rhythmusgefühl und ein gutes Gespür für den Sinn des Spiels entwickelte. [25]
Die Einführung der Juniorprofessuren zu Beginn des 3. Jahrtausends bringt ohne Zweifel den frisch Promovierten sehr viel mehr Freiheiten und wenn man so will: sie bringt auch sehr viel mehr Beruf und Karrierepolitik in das Leben der Wissenschaftler, denn über die Verlängerung ihrer befristeten Arbeitsverträge entscheiden die mit ihnen in Konkurrenz stehenden Kollegen/innen am Fachbereich. Insofern stellt die Einführung der Juniorprofessuren einen echten Quantensprung in der weiteren Verberuflichung (also nicht: Professionalisierung) von Wissenschaft dar. Die jungen, auf Zeit bestallten Professoren und Professorinnen (ohne Sekretärin und Mitarbeiter/in) werden jetzt nämlich nicht mehr von einem Mentor regelmäßig zum Tanz aufgefordert, sie könnten ein solches Ansinnen, sollte es dennoch einmal stattfinden, sogar mit gutem Recht und gerechter Empörung von sich weisen. Sie haben die Freiheit, sofort den eigenen Tanz zu entwerfen – neben der Pflicht, 5 bzw. 7 Stunden zu lehren und zu prüfen, neben der Notwendigkeit, Drittmittel einzuwerben und entsprechende Forschung zu betreiben, neben dem Gebot, sich an der Hochschulverwaltung zu beteiligen und auch neben dem Zwang, das "Zweite Buch" zu schreiben – und all dies für ein Gehalt, mit dem auch heute noch die Arbeit der klassischen Assistenten entlohnt wird. [26]
Nur wenn der, welcher dies gut tut oder auch besser tut als andere (und nebenbei aus Sicherheitsgründen noch eine Habilitationsschrift anfertigt), und dies dann auch auf angemessene Weise den anderen im Feld kundtun kann, der darf auch darauf hoffen, dass seine berufliche Entwicklung den Ausdruck "Karriere" rechtfertigt. Oder anders: Juniorprofessoren werden sich notwendigerweise zu Virtuosen in Sachen "Karrierepolitik" entwickeln müssen, wollen sie erfolgreich sein. Wie auch andere Arbeitnehmer bedeutet für sie die (vielleicht nicht immer so rosige) Zukunft: stärkere Konkurrenz, relativ sinkende Löhne, hohe Mobilitätsanforderungen, neue soziale Ungleichheiten und Beschäftigungen, die weder zeitlich noch örtlich von Dauer sind – kurz: Zukünftige Karrieren von Wissenschaftlern werden individueller und unsicherer ausfallen; ein Befund, der insbesondere Individualisierungstheoretiker sicherlich nicht besonders überraschen wird. [27]
5. Wissenschaftler/innen und die Medien
Vielleicht erinnert sich der Leser noch daran, dass ich weiter oben dem langjährigen Präsidenten der DFG nicht nur im Hinblick auf die Berufsartigkeit von Wissenschaft widersprochen habe, sondern auch im Hinblick auf die Geschlossenheit des Systems. Das mir bekannte Feld der Wissenschaft – so wurde behauptet – sei keineswegs ein geschlossenes autopoietisches System, welches mit dem Ziel, möglichst viel begründungsfähige Wahrheiten zu produzieren Tausende von unterschiedlichen Blumen blühen lässt. Dieses Bild bringe zwar – so das Argument weiter – durchaus eine nützliche und auch zu bewahrende regulative Idee zum Ausdruck, aber ihr käme in dem Berufsalltag der Wissenschaftler keineswegs so viel Bedeutung zu, wie man innerhalb der Wissenschaft das gerne sehen würde. Stattdessen würden auch andere, durchaus profanere regulative Ideen hoch gehandelt, welche zunehmend immer mehr und immer intelligentere Karrierepolitik notwendig machten. [28]
Im Weiteren möchte ich weitere regulative Ideen andeuten, die im Feld der Wissenschaft durchaus eine Rolle spielen, ohne dass ich sagen will, dass eine Idee zur Zeit bereits die Hauptrolle spielt oder spielen sollte. Auch will ich nicht das Gegenwärtige beweinen und das Vergangene verklären, sondern mein Ziel ist hier allein, die Leser und Leserinnen zu einer neuen und intensiveren Ethnographie des wissenschaftlichen Feldes anzuregen und zu ermuntern. Einige, hier eher unsystematisch zusammengetragene Beobachtungen, sollen zumindest ausreichend für die Behauptung sein, dass es im Feld der Wissenschaft auch um anderes geht als um die Suche nach der blauen Blume "Wahrheit". [29]
Erste Beobachtung: Dass Methoden- und Methodologiedebatten heute im wissenschaftlichen Diskurs über die Güte qualitativer Verfahren eher selten anzutreffen sind, ist nicht nur auf deren ,Erfolg' zurückzuführen, sondern eine andere Ursache ist darin zu sehen, dass solche Debatten spröde und sperrig, dass sie wenig unterhaltend sind und nur wenige Interessierte finden – alles Kategorien, die darauf hinweisen, dass solche Debatten einen geringen Erlebniswert besitzen. Innerwissenschaftliche Hermetik, Askese und Exklusivität sind immer weniger Orientierungsstandards wissenschaftlichen Arbeitens und Darstellens, sondern zunehmend (und völlig zu Recht) wenden sich Wissenschaftler der Gesellschaft zu, für die und in deren Auftrag sie arbeiten. Zur Plausibilisierung dieser These eine weitere Beobachtung: [30]
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben stets produziert, seien es Texte oder die darin eingelassenen Arbeitsergebnisse. Sie haben auch stets ihre Produkte in eine Ökonomie eingeführt, ohne Zweifel auch mit der Absicht, Gewinne zu erzielen. Häufig waren die Gewinne symbolischer Art, die sich oft auch ökonomisch auswirkten (vgl. BOURDIEU 1997), z.B. durch die vermehrte Einwerbung von Forschungsmitteln. Die symbolische Ökonomie war dabei (fast ausschließlich) von den Fachkollegen geregelt und gewährleistet. Insofern war der Ansprechkreis klassischer Wissenschaft klein, exklusiv und extrem hermetisch. Innerhalb dieser überschaubaren Diskursgemeinschaft fungierte die Debatte als "Diskurspolizei" (FOUCAULT 1977), die dafür sorgte, dass die jeweils geteilten Standards weitgehend eingehalten wurden. Als dort gehandelte Währungen galten Explikation, Reflexion und differenzierende Abwägung. [31]
Zunehmend bewegt sich die Wissenschaft auf eine andere Ökonomie zu – eine neue Ökonomie mit neuen Währungen. Auf den Märkten, die Wissenschaftler bislang bedienten, waren fast ausschließlich nur Fachkollegen anzutreffen. Nur selten wurde auch einmal für mitlesende Gebildete mit produziert, aber nie wurden vor allem für diese Zielgruppe Texte geschrieben. In den sechziger Jahren öffneten (wissenschaftshistorisch gesehen) Verlage wie Fischer, Luchterhand, Rowohlt und Suhrkamp den Markt für die mitlesenden Gebildeten, also die intellektuellen Zaungäste, weil die Verlage zum einen wegen einer neuen Drucktechnik die Einzelbücher preiswerter anbieten konnten und weil zum zweiten vor allem solche Autoren publiziert wurden, deren Schreibstil auch für größere Lesergruppen "verträglich" war. [32]
Damit stellte sich für die Wissenschaftler, die sich der kulturindustriellen Produktion von Büchern nicht verweigern wollten, eine ganz neue Herausforderung: sie mussten Schriften produzieren, die nicht nur für die Fachkollegen, sondern auch für ein mitlesendes, auf den Zäunen sitzendes Publikum (und damit auch für den Verlag) interessant waren. Anfangs existierte sicherlich nur ein kleines Publikum für wissenschaftliche Literatur, mittlerweile hat es sich jedoch enorm vergrößert – Texte von HABERMAS, DAHRENDORF, LUHMANN, BECK, BOURDIEU, GIDDENS etc. werden zur (durchaus auch materiellen) Freude der Verlage und der Freude der Autoren nicht nur von Kollegen, Studierenden und Intellektuellen gekauft, sondern eignen sich auch als (den Schenker edelnden) Präsente zu jedem Anlass und finden sich deshalb (gelesen wie ungelesen) in einer Vielzahl von Bücherregalen und haben den Autoren neben dem symbolischen auch nicht geringen ökonomischen Gewinn eingebracht. Vor allem diese Öffentlichkeit der nicht-wissenschaftlichen Mitlesenden interessiert sich deutlich weniger für Nuancen und langatmige Legitimationen, für die sterile Debatte um das "Wie" der Forschung, sondern sehr viel mehr für das "Was", für das (möglichst spektakuläre) Resultat wissenschaftlicher Forschung. [33]
Dass Methoden- und Methodologiedebatten keine Konjunktur haben, ist aber auch durch die Besonderheit eines weiteren Marktes bestimmt, der für Sozialwissenschaftler aller Couleur von großer Bedeutung geworden ist – der Markt der Massenmedien (im engeren Sinne des Wortes). Gemeint sind damit hier zum einen die Zeitschriften ("Spiegel", "Fokus" etc.), zum zweiten die Vielzahl der Radiostationen, die sich Aktuelles gerne von wissenschaftlichen Experten kommentieren lassen, und zum dritten natürlich das Fernsehen mit seiner Vielzahl von Talk-Shows und Expertenrunden. [34]
Nach einem (nicht mehr auf seinen Autor zurückzuführenden) Bonmot bedeutet (auch für Sozialwissenschaftler/innen) heute "Sein" vor allem "In-den-Medien-Sein". Nur auf den ersten Blick ist dieses Wort übertrieben oder gar bösartig, denn der gesellschaftlich getragene Wechsel der Leitmediums, nämlich die (von den meisten Intellektuellen beklagte) Ablösung des Buches durch das Fernsehen, hat schon längst stattgefunden. Lange Zeit war das maschinell hergestellte Buch das Leitmedium der Gesellschaft, aber auch der Wissenschaft. Mit dem Buch arbeiteten Generationen von Natur- und Geisteswissenschaftlern, sei es, dass sie daraus lernten, was Wissenschaft ausmacht und wie man sich die Welt vorzustellen hat, sei es, dass sie es nutzten, um möglichst alle relevanten Akteure ihres Handlungsfeldes mit ihren neuesten Ideen bekannt zu machen und so für die Bedeutsamkeit des Ideenerfinders zu werben. Für diese Art der Werbung unter Berufsangehörigen hat die Profession im Hinblick auf das Medium Buch Formen und Normen entwickelt, die der Novize im Zuge seiner Hochschulsozialisation eher implizit denn explizit erlernt und meist auch mehr intuitiv denn strategisch anwendet. In den Naturwissenschaften ist das Buch seit dem Aufblühen der Fachzeitschriftenkultur und verstärkt durch das Internet (spez. das Usenet) durch den kurzen Fachartikel verdrängt worden, während in den Geisteswissenschaften zwar der Aufsatz an Bedeutung gewann, das Buch aber länger seine Stellung behaupten konnte. Dennoch hat sich auch einiges getan: War es früher für Geisteswissenschaftler/innen aller Disziplinen entscheidend, in dem Leitmedium "Buch", bzw. in einer angesehenen Fachzeitschrift seine Ansichten zu publizieren, so wird die Bedeutung von Wissenschaftlern zunehmend durch Medienpräsenz hergestellt, angezeigt und gefestigt (vgl. auch WEINGART 2001). Und da das neue Leitmedium sehr stark dem Bild und weniger dem Wort verpflichtet ist, resultieren daraus vollkommen andere Darstellungslogiken – was manche Wissenschaftler auch dazu bewegt, sich dem Fernsehauftritt und der damit einhergehenden Dramatisierungsnotwendigkeit und dem kurzatmigen "Fast-Thinking" grundsätzlich zu verweigern (vgl. BOURDIEU 1998). In Spiegel-Interviews und Fernsehgesprächen langweilt nur das "Gerede" von der Begründung wissenschaftlicher Erkenntnis und der Gültigkeit von Methoden. Ernsthafte Geltungsbegründungen werden bei Medienauftritten weder abverlangt noch honoriert. Und wer den Fehler begeht, ungefragt solche zu äußern, wird in Zukunft nicht mehr gefragt. [35]
Aber nicht nur die Medien interessieren sich für schnelle, kurze, neue Deutungen dieser Welt. Selbst auf innerwissenschaftlichen Fachtagungen haben Methodendebatten an Bedeutung verloren (um es einmal vorsichtig zu sagen). Beiträge über methodische Probleme werden selten nachgefragt, wohl auch, weil immer weniger Fachkollegen dazu neigen, nach den Methoden zu fragen – lösen sie doch damit möglicherweise eine dieser wenig gewinnbringenden und schon so oft erlebten Schulendiskussionen aus. Legten noch vor etwa einem Jahrzehnt Forscher schwer lesbare Transkriptionen vor, und zwangen sie die Zuhörer dazu, ihrer Interpretation Schritt für Schritt zu folgen, so löst ein solches Unterfangen mittlerweile Desinteresse bis Flucht aus. Honoriert werden zunehmend exotische Themen, verblüffende Erkenntnisse und ein auch ästhetisch ansprechender Stil – möglicherweise PowerPoint-animiert. Honoriert werden also weniger die Vorträge, welche eine Askese des aufmerksamen Zuhörens erforderlich machen, sondern solche, welche es ermöglichen, den Ausführungen gerne zu folgen – und auf dieser Hitliste stehen die Geltungsdebatten ganz weit unten. [36]
6. Wissenschaft als Kampf um ökonomische Ressourcen
Last but not least haben sich alle Forscher (so sie denn forschen wollen) auf dem freien Markt der Wissenschaftsfinanzierung zu bewerben – und der wird zunehmend enger. So zugespitzt diese Aussage auch erscheinen mag, sie trifft dennoch einen wichtigen Punkt. Waren es in den letzten Jahrzehnten vor allem die Naturwissenschaftler, die unter den Druck des Geldes gerieten, so gilt dies heute auch und zunehmend für die Geistes- und Kulturwissenschaftler/innen – nicht nur, weil sie seit geraumer Zeit eine schlechte Presse8) haben, sondern auch, weil die Politik sich (aus welchen Gründen auch immer) nicht mehr so viel von ihr verspricht wie noch in den späten 60er Jahren. Heute, unter den Bedingungen knapper werdender öffentlicher Mittel und dem daraus sich ergebenden "Kampf der Besten" untereinander, haben sich alle Wissenschaftler (so sie denn forschen wollen) auf dem freien Markt der Wissenschaftsfinanzierung zu bewerben – und dieser Markt wird immer enger. Einer der Hauptgründe hierfür ist, dass die staatliche Finanzierung inner-universitärer Forschung (Grundausstattung der Hochschullehrerstellen, laufende Mittel für Forschung) seit etwa zwei Jahrzehnten auf etwa gleichem Level stagniert, und mancherorts gekürzt oder ganz gestrichen wird, während seit den 70er Jahren ein stetiger Zuwachs des Drittmittelvolumens zu verzeichnen ist (ausführlich hierzu HORNBOSTEL 1997, S.215ff). Drastisch verschärft wird diese Situation noch dadurch, dass die inneruniversitäre Mittelverteilung sich in Zukunft (und mancherorts schon gegenwärtig) unter anderem auch nach der Höhe der eingeworbenen Drittmittel richtet bzw. richten wird und die Berufungszusagen in der Regel nur noch fünf Jahre gelten. [37]
All dies führt zu einer erheblich verstärkten inter- und intrauniversitären Konkurrenz der einzelnen Wissenschaftler untereinander: Wer kein Geld aus Drittmitteln einwirbt, erhält weniger Mittel aus dem Hochschulhaushalt, kann also auch weniger Forschung betreiben. Diese Entwicklung rechtfertigt z.B. für SCHIMANK die Befürchtung, dass innerhalb der Universität gänzlich ohne Drittmittel kaum noch geforscht werden kann (vgl. SCHIMANK 1992, S.33). [38]
Die Zangenbewegung staatlicher Forschungspolitik (Geld kürzen bei gleichzeitiger Erhöhung der Attraktivität, Geld von außen einzuwerben) erhöht den Druck, Forschungsanträge zu schreiben und sie zur Begutachtung an wissenschaftliche, politische, privatwirtschaftliche Geldgeber einzureichen, enorm – entweder im so genannten "Normalverfahren" als Einzelantrag oder immer öfter als Teil eines Forschungsverbundes (SFB, Forschergruppe, Interregio etc.). Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die VW-Stiftung, Landes- und Bundesministerien, Parteistiftungen, Arbeitgebervereinigungen, Gewerkschaften und viele andere Sponsoren wissenschaftlicher Forschungsarbeit sehen sich seit Beginn der 1990er Jahre mit einer größer werdenden Zahl von Anträgen auf Vergabe von Sachmitteln konfrontiert, und dies bei gleich bleibenden und seit 2002 auch rückläufigen Budget, was zur Folge hat, dass bei der DFG Ablehnungsquoten von 60 bis 70% und bei der VW-Stiftung von 50 bis 60% erreicht werden. [39]
Für die Sozialwissenschaften sieht die Lage besonders desolat aus: Waren naturwissenschaftliche Projektanträge schon immer bei der Vergabepraxis der DFG im Vorteil (teurer Maschineneinsatz, hohe gesellschaftliche bildungspolitische und ökonomische Relevanz, oft unmittelbare Verwertung), so geraten die Sozialwissenschaften (und hier insbesondere die qualitativ arbeitenden) weiter unter Druck. Denn wenn die sinnvollen Forschungsprojekte aus Medizin, Gen-, Bio- und Nanotechnologie etc. bewilligt sind, ist immer öfter immer weniger Geld im Topf geblieben. "Im Vergleich zu den Leistungen im natur- und technikwissenschaftlichen Bereich stellten die Zuwendungen für die Geistes- und Sozialwissenschaften (...) nur etwa 15% des Gesamtvolumens der Deutschen Forschungsgemeinschaft dar" (GRIMM 2002, S.73). Und um diesen kleinen Rest bemühen sich immer mehr – Erfahrene wie Unerfahrene, Prominente wie Anfänger. [40]
Auch, aber nicht allein wegen dieses verschärften Wettbewerbs um ökonomisches Forschungskapital geht die Frage nach den Beurteilungskriterien wissenschaftlicher Forschung in eine neue Runde. Die Forderung nach Qualitätskontrolle macht vor den Mauern der Alma Mater nicht mehr halt (weshalb sollte sie auch?), es wird nach Möglichkeiten der Leistungskontrolle gefragt, nach einer nachvollziehbaren Forschungsevaluation, nach der Prüfung des Verhältnisses von Aufwand und Ergebnis – kurz: für die Finanzierung des Fragwürdigen, Unplausiblen, Wenig-Überzeugenden, des Allzu-Neuen bleibt kein Geld mehr. Die Nischen, in denen Modelle und Experimente ihr (wenn auch kärgliches) Leben fristen konnten, schließen sich zunehmend (siehe dazu auch den ernüchternden und in seiner Aussage längst fälligen Beitrag von LÜDERS 2004). [41]
Es ist zu befürchten, dass für eine langfristige und personalintensive Grundlagenforschung (vor allem in den Sozialwissenschaften) wenig oder genauer: keine Mittel verbleiben werden. Zudem zeichnet sich bei den klassischen Drittmittelgebern eine neue Vergabepolitik immer deutlicher ab: Statt wie bisher Vielen wenig zu geben, geht die Entwicklung dahin, den wenigen "Exzellenten" und Etablierten9) viel zu geben. Einzelwissenschaftler haben mit ihren Anträgen mehr Schwierigkeiten als transdisziplinäre und international ausgerichtete Forschergruppen. Verbessern kann man Förderungschancen, wenn eine aktuelle und gesellschaftlich relevante Fragestellung bearbeitet wird. Innerhalb dieser Entscheidungslogik macht es durchaus Sinn, dass bei knapper werdenden Ressourcen, die eingesetzten Mittel zur Erforschung lebenspraktischer Probleme und für die Ermittlung von Entscheidungsgrundlagen für deren "Lösung" (Planungswissen) eingesetzt werden. [42]
Verstärkt wird diese (insbesondere für die Geisteswissenschaften so unglückliche Lage) noch dadurch, dass nicht nur einige Landes- und Bundespolitiker, sondern auch Vertreter von Förderinstitutionen laut darüber nachdenken, ob denn wirklich jeder Hochschullehrer zu jeder Zeit neben der Lehre auch forschen sollte. Der Vorschlag, Eliteuniversitäten bzw. Elitefachbereiche in Deutschland einzuführen, zielt m. E. in die gleiche Richtung: Geht es doch mit diesem Vorschlag keinem Politiker ernsthaft darum, mehr Geld für die Entwicklung von neuem Wissen in das System einzuspeisen. Ziel eines solchen Vorstoßes ist m.E. allein die Legitimation eines Verfahrens, die vorhandenen Mittel auch zwischen den Disziplinen so umzuverteilen, dass einige Universitäten oder Fachbereiche, die sich im Konkurrenzkampf der Besten untereinander als förderungswürdig herausgestellt haben, die Mittel erhalten, die den nicht (ganz so) exzellenten Universitäten und Wissenschaftlern entzogen wurden. Zwei Klassen von Universitäten und Hochschullehrern/innen entstehen auf diese Weise: die eine Klasse, die (noch) Forschung betreiben (darf), und eine andere, die nur noch oder doch überwiegend) Lehre betreiben "darf" bzw. muss. So steht zu erwarten, dass einige Hochschullehrer/innen zeitweise keine Lehrverpflichtung oder doch nur ein Lehrdeputat von 2 oder 4 Stunden erfüllen müssen, während die Pflichtstundenzahl anderer auf 12 oder 14 Stunden herausgesetzt wird. Und da die Entscheidungen der Hochschulleitungen sich an ähnlichen Maßstäben orientieren werden wie die der DFG, nämlich dass die Fächer bzw. die einzelnen Hochschullehrer sich auch "rechnen", wird sich auch innerhalb der einzelnen Hochschulen das Gewicht und die Bedeutung (und natürlich die Ausstattung) der Naturwissenschaften vergrößern. Auch dies schafft beste klimatische Voraussetzungen für das Aufblühen und die flächendeckende Verbreitung völlig neuer Mikropolitiken, um die eigene Karriere zu fördern und die Anderer zu behindern. [43]
Doch genug der "Zeitdiagnose" in eigener Sache. Aber diese (ohne Zweifel sehr lückenhafte) Beschreibung augenblicklicher Entwicklungslinien sollte nicht (nur) klagen oder gar die neuen Ideale im wissenschaftlichen Feld denunzieren. Mir ging es keineswegs um die Leugnung der Tatsache, dass auch heute noch die Suche nach der Wahrheit im wissenschaftlichen Feld von Bedeutung ist. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass auch andere Werte das berufsmäßige Leben im wissenschaftlichen Feld mitgestalten. Das war höchstwahrscheinlich auch in den guten alten Zeiten so. Nur heute sind es andere, neue Werte, die auch zählen. Wenn wir als (zur Selbstreflexion verpflichtete) Wissenschaftler nicht nach diesen Ausschau halten, dann laufen wir Gefahr, unkritisch gegenüber uns selbst und unseren Kollegen zu sein. Und dann könnte uns das passieren, was einige Erziehungswissenschaftler (man möge mir diese nur um einer Pointe willen formulierte Spitze verzeihen) gelegentlich ins Grübeln bringt. Sie fragen sich nämlich manchmal, weshalb sich das Verhalten von Schülern im Schulunterricht nicht restlos, ja noch nicht einmal überwiegend durch den Wunsch nach möglichst viel Wissensaufnahme erklären lässt (das wäre in gewisser Weise doch rational). Alle, die wir die Schule besucht haben, wissen jedoch, dass in dem Biotop "Schule" die effektive Wissensaufnahme wenig und anderes sehr viel mehr zählt. Aber bevor wir manchen Erziehungswissenschaftler der Weltfremdheit zeihen, sollten wir nach dem fragen, was wir über unser Feld noch nicht wissen und doch wissen sollten. [44]
1) Dieser Artikel geht im Wesentlichen auf Überlegungen zurück, die unter dem Titel "Erfolgreich Sozialwissenschaft betreiben – Überlegungen zur Karrierepolitik einer kritischen Berufsgruppe" in HITZLER und PFADENHAUER 2003, S.355-370 veröffentlicht wurden. Allerdings wurde dieser Artikel für die Veröffentlichung in FQS teils erheblich überarbeitet, gekürzt und aktualisiert. Für die gewissenhafte Durchsicht dieses Artikels danke ich Naziker BAYRAM. Für Anregungen danke ich Franz BREUER und Christian LÜDERS. <zurück>
2) Dass sich die Soziologie (wie andere Wissenschaften) immer wieder heftig gegen eine Einsichtnahme ins eigene Geschäft gewehrt hat, ist weitgehend bekannt (z.B. KOHLI 1981) und wird (von den Soziologen) akzeptiert. Wie heikel das Thema ist, ließ sich auch an der aufgeregten Debatte ablesen, die einem wissenschaftssoziologischen Artikel von GERHARDS (2002) in der Zeitschrift "Soziologie" folgte (vgl. Soziologie H. 3/2002 und beispielhaft BURKART 2002). Was denen passiert, die "Gruppengeheimnisse ausplaudern", hat bereits BOURDIEU in seiner Betrachtung des akademischen (französischen) Menschen in ein schönes Bild gefasst: "Der Zauberlehrling, der das Risiko auf sich nimmt und sich für die Zauberei des eigenen Stammes und dessen Fetische interessiert, statt in fernen Tropen den beruhigenden Reizen einer exotischen Magie nachzugehen, muss darauf gefasst sein, dass die Gewalt, die er entfesselt, sich gegen ihn selbst kehrt" (BOURDIEU 1988, S.36). <zurück>
3) Will man genau sein, muss man noch weiter eingrenzen. Die hier vorgetragenen Überlegungen beziehen sich im Wesentlichen auf die Zeit des anbrechenden 3. Jahrtausends, also die Zeit des großen Sprungs nach vorne (ins wissenschaftspolitische Ungewisse) – eine Zeit mithin, in der die alten Regeln noch gelten und zugleich aber neue ausgehandelt werden. <zurück>
4) Hier etwas ausführlicher: Hubert MARKL: 1957 – 1962 Studium der Biologie, Chemie und Geographie an der Universität München. Bis zur Habilitation, 1967 unterschiedliche Stationen an der Universität Frankfurt, der Harvard University und der Rockefeller University.1968 – 1974 ordentlicher Professor und Direktor des Zoologischen Instituts der TH Darmstadt. Seit 1974 Professor an der Universität Konstanz (seit 1996 beurlaubt). 1986 – 1991 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Vizepräsident der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. 1993 – 1994 Präsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. 1993 – 1995 Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Seit Juni 1996 Präsident der Max-Planck-Gesellschaft. Arbeitsgebiete: Sinnesphysiologie und Sozialverhalten der Tiere. Zur neueren Behandlung des Themas "Akademischer Nachwuchs" siehe MARKL 2002. <zurück>
5) Dass eine solche Standardisierung keineswegs nur ein Schreckgespenst ist, sondern bereits im Gange ist, kann man an der öffentlichen Diskussion des sich als besonders fortschrittlich verstehenden Faches Kommunikationswissenschaft sehen: In deren Fachorgan aviso vom Juni 2003 diskutieren wichtige Vertreter des Berufsverbandes DGPuK bereits öffentlich, dass man über einen Kernbestand an Modulen im BA-Studiengang Kommunikationswissenschaft wohl Einigkeit erzielen können wird. Grenzen der Vereinheitlichung sieht man allerdings bei der Gestaltung des Master-Studiengangs. Hier soll standortspezifische Spezialisierung vorherrschen (vgl. aviso 2003, 33, 5ff). <zurück>
6) "Vorbei der Traum, 2 Millionen Studenten eine gleich geartete Ausbildung zukommen zulassen. Nicht jeder von ihnen muss die Einheit von Forschung und Lehre genießen, wie es Humboldt einst als Idealbild formulierte. Weder müssen alle Universitäten ein Studium in jedem Fach anbieten, noch muss jeder Professor ein großer Wissenschaftler sein. Ein guter Lehrer tut es auch, der entsprechend mehr Stunden unterrichten sollte. Gebraucht werden unterschiedliche Angebote, die miteinander im Wettbewerb stehen: Universitäten, in denen Studenten und Professoren auf höchstem Niveau forschen, und andere, die sich stärker auf Ausbildung und Lehre konzentrieren; Hochschulen, die auf dem Weltmarkt konkurrieren, und solche, die ihren regionalen Turf bedienen" (SPIEWAK 2003, S.1). <zurück>
7) Dennoch gilt, dass wegen des Tanz-Charakters es doch einen Unterschied macht, ob nur Männer miteinander tanzen wollen oder ob Frauen Männer auffordern oder Männer Frauen. Hinweise auf solche Unterschiede finden sich in der entsprechenden Literatur (vgl. z.B. SCHULTZ & HAGEMANN-WHITE 1990, KRAIS 2000, ENGLER 2000 und BEAUFAYS 2003). <zurück>
8) Beispielhaft für die schlechte Presse z.B. der Soziologie sind auch Einschätzungen wie diese: "Bis 2010 steigen die Absolventenzahlen der Soziologie auf knapp 2000 an. Achtzig Prozent der Studenten geben vor dem Examen auf. (...) Der Berufseinstieg ist immer öfter Quereinstieg. Zusatzqualifikationen unverzichtbar. Die Zahl der bei den Arbeitslosen unter 35jährigen hat sich weiter erhöht – viele Berufseinsteiger in ABM". Über die Studenten der Physik lautet es in dem gleichen Hochschulranking des Wochenmagazins Stern: "Gravierender Absolventenrückgang bis 2005; danach langsamer, aber kaum ausreichende Zunahme von Studenten. (...) Physiker sind in allen Boombranchen und darüber hinaus sehr gefragt. Die Zahl der arbeitslosen Physiker unter 35 Jahren bleibt auch 2003 minimal" (Stern 2004, 17, S.77). <zurück>
9) Wissenschaftssoziologisch versierte Sozialwissenschaftler können sich angesichts der Kriterien für Exzellenz durchaus an MERTONs Matthäus-Prinzip (MERTON 1985, S.147ff) erinnert fühlen: Denn Drittmittelgeber gehen heute in der Regel dann von dem Vorhandensein von Exzellenz eines Wissenschaftlers oder einer Wissenschaftlerin aus, wenn eben diese bereits von dem Drittmittelgeldgeber finanzielle Förderung erhalten oder früher erhalten haben. Zudem gilt, dass die Exzellenz mit der Summe der bereits empfangenen Fördergelder steigt, was zur Konzentration der Drittmittel auf eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern/innen führt, die deshalb chronisch überlastet sind. Die Konzentration der Fördermittel auf nur wenige Wissenschaftler/innen wir zumindest von der DFG nicht kritisch gesehen. Im Gegenteil: Der Präsident der DFG, Ernst-Ludwig WINNACKER, lässt sich in einem Interview sogar mit folgenden Worten zitieren: "Wenn die Mittel begrenzt sind, muss man entscheiden, wo das knappe Geld eingesetzt ist. Da gilt das Matthäus-Prinzip. Wer hat, dem wird die Chance gegeben, noch besser zu werden. Das DFG-Ranking bietet für solche Entscheidungen viele Informationen" (vgl. SPIEWAK & SCHNABEL 2003, S.25). <zurück>
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Prof. Dr. Jo REICHERTZ; Jahrgang 1949, Studium der Germanistik, Mathematik, Soziologie und Kommunikationswissenschaft. Dissertation zur Entwicklung der "Objektiven Hermeneutik". Habilitation mit einer soziologischen Feldstudie zur Arbeit der Kriminalpolizei. Seit 1993 Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Essen – zuständig für die Bereiche "Strategische Kommunikation", "Qualitative Methoden", "Kommunikation in Institutionen", und "Neue Medien". Mehrere Gastprofessuren in Wien, Lehraufträge in Hagen, Witten/Herdecke, St. Gallen und Wien. Mehrere Jahre im Vorstand und auch Sprecher der Sektion "Sprachsoziologie" in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Vorstandsmitglied der Sektion "Wissenssoziologie" in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.
Arbeitsschwerpunkte: Kommunikationssoziologie, qualitative Text- und Bildhermeneutik, Kultursoziologie, Religionssoziologie, Medienanalyse, Mediennutzung, empirische Polizeiforschung, Werbe- und Unternehmenskommunikation
Siehe http://www.qualitative-research.net/fqs/impressum//reichertz-d.htm für bisher in FQS veröffentlichte Beiträge.
Kontakt:
Universität Essen
FB 3 – Kommunikationswissenschaft
D-45117 Essen
Phon: 0201 183-2810 / 2808
Fax: 0201 183-2808
E-Mail: Jo.Reichertz@uni-essen.de
URL: http://www.uni-essen.de/kowi/
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Revised 6/2008