Volume 5, No. 2, Art. 19 – Mai 2004
Diskussion ist Krieg, Liebe ist eine Reise, und die qualitative Forschung braucht eine Brille
Rudolf Schmitt
Review Essay:
George Lakoff & Mark Johnson (2003). Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern (Dritte Auflage; aus dem Amerikanischen übersetzt von Astrid Hildenbrand). Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag, ISBN 3-89670-108-8, EUR 26,90
Zusammenfassung: LAKOFF und JOHNSON belegen, dass alltägliche metaphorische Redewendungen in aller Regel auf kognitive Muster schließen lassen; solche Muster werden von ihnen als "metaphorisches Konzept" gefasst. Darüber hinaus erweitern sie den Begriff der Metapher über klassisch-rhetorische Definitionen hinaus. Metaphorische Konzepte erfassen damit Sinngehalte und Deutungsmuster, und von diesem Ansatz haben sich Metaphernanalysen als Auswertungsinstrument qualitativer Daten ableiten lassen. Das Buch ist die erste Fassung der später als "kognitive Linguistik" bekannt gewordenen Forschungsrichtung. Seine Lektüre bietet für qualitativ Forschende immer noch den besten Einstieg in die Thematik, und wird daher trotz späterer Veränderung der Begrifflichkeit zur Lektüre unbedingt empfohlen.
Keywords: metaphorische Konzepte, Metaphernanalyse, kognitive Linguistik, qualitative Auswertungsmethode
Inhaltsverzeichnis
0. Vor der Lektüre
1. (Metaphorische) Konzepte, nach denen wir leben (S. 11-14)
2. Die Systematik metaphorischer Konzepte (S. 15-17)
3. Metaphorische Systematik: Beleuchten und Verbergen (S. 18-21)
4. Zuspitzungen des Metaphernbegriffs
5. Elemente einer Theorie der kognitiven Linguistik
6. Erkenntnistheoretische Implikationen der kognitiven Linguistik
7. Folgerungen für qualitative Forschung
7.1 Terminologische Klärung
7.2 Unterschiedlichen Fokus des Interesses beachten
7.3 Differenzierung der Begriffe von "Körper" und "Kultur"
7.4 Entwicklung einer Methode der qualitativen Metaphernanalyse
8. Ausblick: Themen und Materialien
Vor 24 Jahren ist ein Buch in der Linguistik erschienen, das in seiner Disziplin viele1) und in den Sozialwissenschaften einige Anstöße gegeben hat, das nach langen 19 Jahren endlich ins Deutsche übersetzt wurde und dessen in kurzer Frist erschienene dritte Auflage hier Anlass zu einer Rezension und einer Bestandsaufnahme gab: Was erbrachte die kognitive Metapherntheorie von LAKOFF und JOHNSON für die qualitative Forschung, welche Probleme und Grenzen wurden offenbar? In diesem Sinn ist der folgende Text eine etwas ungewöhnliche "rückblickende" Rezension eines Buchs im Lichte seiner Rezeption, aber auch der späteren (und noch nicht übersetzten) Publikationen der beiden Autoren. Gleichzeitig soll dieser Text qualitativ forschende Studierende und Interessierte in die Gedanken von LAKOFF und JOHNSON einführen, nicht nur auf das bereits informierte Publikum zielen. [1]
LAKOFF und JOHNSON begreifen als Metapher nicht rhetorisch auffällige Sprachbilder, sondern alltägliche, deren metaphorischer Gehalt in der Regel nicht wahrgenommen wird. Sie legen nahe, dass unser Denken, Handeln und Sprechen im Alltag wie in der Wissenschaft nach metaphorischen Mustern funktioniert. Michael BUCHHOLZ schreibt im Vorwort, dass die kognitive Linguistik eine Forschung ermögliche, die eine Kluft zur Praxis gar nicht erst überwinden müsse, weil sie diese nicht herstelle. Zum Teil mag dieser Eindruck dem unmittelbaren Zugriff auf das sprachliche Material zu verdanken sein, den LAKOFF und JOHNSON mit leichter Hand vorführen – aber als Linguisten sind ihnen einige Ansprüche sozialwissenschaftlicher Forschung fremd, und eine unmittelbare Umsetzung des Ansatzes von LAKOFF und JOHNSON stößt auf einige, hier noch zu diskutierende Probleme. Dennoch begeistert der Ansatz, bietet er doch der qualitativen Forschung eine neue Perspektive, Sprache, Kultur und individuelles wie soziales Handeln neu zu betrachten. Trotz der Publikationsbemühungen einer Hand voll AutorInnen ist der faszinierende Ansatz in den Sozialwissenschaften noch kaum angekommen: Wo liegen die Verständnisblockaden zwischen den Begeisterten und dem Rest des Felds? Naheliegend wäre die Interpretation, dass nach der Lektüre kein Wort mehr auf dem anderen stehen bleibt, vor allem auch der Wissenschaftssprache nicht. LAKOFF und JOHNSON verunsichern nicht nur den wissenschaftlichen Betrieb, sondern auch das eigene Sprachvertrauen. Man muss sich eingestehen, selbst zu vielen unhinterfragten metaphorischen Mustern gefolgt zu sein. Aber vielleicht sind Rezeptionshindernisse noch anders zu begründen und schon im Original angelegt: Bei der Lektüre der Übersetzung sollen auch diese skeptischen Gedanken dargestellt werden. Ich folge dabei der Kapiteleinteilung des Buches. [2]
1. (Metaphorische) Konzepte, nach denen wir leben (S. 11-14)
Gleich im ersten Kapitel werden die Differenzen zu bisherigen Definitionen von Metaphern deutlich: Es geht nicht um poetische Metaphern, sondern um die der Alltagssprache; und: Metaphern gelten nicht als rhetorischer Schmuck, sondern als Träger einer kognitiven Struktur, welche hinter Sprache und Handlung angesiedelt wird. Es geht LAKOFF und JOHNSON um das metaphorische "Konzeptsystem"2) des alltäglichen Funktionierens. Als Beispiel: Sie führen vertraute metaphorische Beschreibungen von Diskussionsvorgängen wie z.B. "Positionen beziehen", ein Argument "niedermachen", eine Kritik "trifft ins Schwarze", das "Angreifen von Schwachpunkten" etc. auf ein gemeinsames metaphorisches Konzept zurück: "Argumentieren ist Krieg"3). Diese Verdichtung von gleichsinnigen Redewendungen zu einem Konzept ist die erste große Neuerung des Metaphernbegriffs; bisher unverbundenen Metaphern wird eine gemeinsame kognitive Tiefenstruktur nachgewiesen. Handeln und Denken sind nach LAKOFF und JOHNSON durch dieses metaphorische Konzept in unserer Kultur (partiell) strukturiert. Sie formulieren das Gedankenexperiment, wie unsere Kultur aussehen würde, wenn das Konzept "Argumentieren ist Tanz" gelebt und gesprochen werden würde – und vermuten, dass es zu Verständigungsproblemen käme, eine so beschriebene Kommunikationsform überhaupt als Diskussion zu begreifen. [3]
LAKOFF und JOHNSON provozieren jedoch selbst ein Verständnisproblem: Der kühne Entwurf verzichtet konsequent auf Bezüge zu anderen Theorien. Auch empirische Hinweise wie z.B., dass die Soziolinguistik schon sehr lange unterschiedliches Diskussionsverhalten von Männern und Frauen dokumentiert, wonach das männliche Diskussionsverhalten dem Konzept "Argumentieren ist Krieg" zuzuordnen wäre, fehlen gänzlich. Diese Auslassungen suggerieren, dass hier radikal neu begonnen wurde – dem ist jedoch nicht ganz so, denn ältere Theoretiker der Metapher (BLUMENBERG 1960, BLACK 1954, 1977) haben durchaus schon in die gleiche Richtung zielende Überlegungen publiziert. [4]
Welchen Gehalt hat nun die Orientierung am sprachlichen Phänomen der Metapher für die qualitative Forschung? Viele AutorInnen haben gesehen, dass das Phänomen "metaphorisches Konzept" in die Nähe vertrauter Begriffe gehört: V. KLEIST (1987) bezieht metaphorische Konzepte und "subjektive Theorien" nach GROEBEN und SCHEELE (abgrenzend) aufeinander4), WIEDEMANN (1989) beschreibt Metaphernanalyse als "Deutungsmusteranalyse" (vgl. SCHMITT i. Druck). Den Bezug von Metaphern zur "Sicht des Subjekts" (BERGOLD & FLICK 1987) diskutiert SCHMITT (1995), und zeigt daneben, dass sich die Analyse von Metaphern sowohl mit der kulturwissenschaftlichen Erforschung von primären Ordnungsleistungen nach SCHWEMMER (1987) verbinden lässt als auch mit der ethnographischen Rekonstruktion und dichten Beschreibung des "common sense" nach Clifford GEERTZ (1987). Im Kontext psychoanalytischer Begrifflichkeit nutzen BUCHHOLZ und v. KLEIST (1995, 1997) die Metaphernanalyse zur Beschreibung von Übertragungs- und Gegenübertragungsbeziehungen. WAGNER (1997) und KRONBERGER (1999) beziehen MOSCOVICIs Theorie sozialer Repräsentationen und Metaphern aufeinander, SCHACHTNER (1999) verbindet BOURDIEUs "Habitus"-Begriff und Metaphern, MOSER (2000a, 2000b, 2001) sieht Metaphern als "Skripte" im Sinn der kognitiven Psychologie. HOLZER (2001) und BÖTTGER (2003) diskutieren die Rolle der Metaphern auf dem Hintergrund einer Diskursanalyse FOUCAULTscher Prägung. GUGUTZER (2002) exploriert das Verhältnis von Körper und Identität mittels einer Metaphernanalyse. Überschneidungen und Diskrepanzen zum Projekt der Rekonstruktion einer "Alltagspsychologie" (THOMAE & LEHR 1991) sind noch zu entdecken. Und, so muss man verwundert zur Kenntnis nehmen: Ein systematischer Vergleich dieser Begriffe mit dem des metaphorischen Konzepts steht noch aus. [5]
2. Die Systematik metaphorischer Konzepte (S. 15-17)
Das erste Kapitel hat schon deutlich gemacht, dass der Begriff des metaphorischen Konzepts nicht nur eine Struktur des Denkens, sondern auch des Handelns fassen will. Ein zweites Beispiel der Autoren soll diese Überlegungen weiter verdeutlichen: Aus metaphorischen Redewendungen, keine Zeit zu "verschenken", zu "vergeuden" oder zu "verlieren", die Frage, ob sich ein Aufwand "zeitlich lohnt", sich Zeit für jemanden zu "nehmen" etc. rekonstruieren sie ein kulturbestimmendes metaphorisches Konzept: "Zeit ist Geld". Mit Max WEBER (1905) hätte die Geschichte und empirische Breite dieses Gedankenmusters als Kern protestantischer Arbeitsmoral und damit des frühen Kapitalismus belegt werden können. Aber LAKOFF und JOHNSON beziehen sich auf nichts anderes als auf ihre Listen passender Metaphern, und in anthropomorphisierender Bildlichkeit könnte man sagen, das Beispiel "schreit" geradezu nach einer kultur- und sozialwissenschaftlichen Vertiefung, nach qualitativer Empirie, in welchen Formen dieses metaphorische Muster bei heute interessierenden Interaktionen wirksam ist. Das ist jedoch nicht ihr Anliegen, sie begnügen sich damit, es gefunden und in seiner (beeindruckenden) Verästelung dokumentiert zu haben. [6]
Sie stiften eine terminologische Problematik, wenn sie o.g. Redewendungen drei metaphorischen Konzepten zuteilen: "Zeit ist Geld", "Zeit ist eine begrenzte Ressource", "Zeit ist ein kostbares Gut". Diese metaphorischen Konzepte bildeten ein eigenes System, das auf einer "Subkategorisierung" beruhe: In unserer Gesellschaft sei Geld eine begrenzte Ressource, und begrenzte Ressourcen seien kostbare Güter.5) Wie aber eine Redewendung in einem Interview diesen drei Konzepten zugeordnet werden könnte, ist durchaus offen, denn die Kontexte, die solche Formulierungen determinieren, könnten diese Einteilung modifizieren. Eine ko- und kontextuelle Einbettung der Bedeutung einer Metapher fehlt jedoch bei LAKOFF und JOHNSON (vgl. auch die Kritik von DÖRING & OSTHUS 2002). Eine Rekonstruktion plausibler metaphorischer Konzepte wird dadurch nicht gerade erleichtert und wird für qualitative Forschung, die einen größeren Zusammenhang der metaphorischen Konzepte in einer Biographie oder einer Subkultur untersucht, zu einer potentiell verwirrenden Angelegenheit. Damit entstehen Fragen nach einer intersubjektiv nachvollziehbaren Methodik der Rekonstruktion metaphorischer Konzepte. [7]
3. Metaphorische Systematik: Beleuchten und Verbergen (S. 18-21)
Jede Metaphorik strukturiert partiell das Denken und Handeln: Wird eine Diskussion im Wesentlichen als "Krieg" wahrgenommen, geraten die kooperativen Momente, die für eine gelingende Diskussion notwendig sind, aus dem Blick – die Metapher verbirgt diesen Aspekt des Phänomens. LAKOFF und JOHNSON greifen ihr voriges Beispiel auf, indem sie das Gedankenexperiment vorschlagen, eine Diskussion unter der Metapher zu betrachten, dass mir ein Gegenüber seine wertvolle Zeit "schenkt". Diese Sicht auf das Phänomen beinhaltet die kooperativen Momente des Phänomens "Diskussion". Aber auch sie hat kognitive Ausblendungen zur Folge: Zeit, die man "verschenkt" oder in eine Diskussion "investiert" hat, kann nicht bei einem Misslingen zurückgefordert oder in Rechnung gestellt werden. (Es sei denn, man bilanziert die Kommunikation unter Aspekten von "Gewinn" und "Verlust" – auch ein metaphorisches Muster, dessen Schattenseiten Ehetherapeuten beschäftigen.) Ähnliche betonende und verbergende Tendenzen (im Original: "highlighting and hiding") sind mit jeder Metaphorik untrennbar verbunden. LAKOFF und JOHNSON belegen dies an einem weiteren Beispiel, der "Röhren-Metapher" ("Conduit"-Metapher) der Sprache. Wenn wir unsere Ideen "in Worte packen", sie aber bei einem anderen nicht "ankommen" oder er etwas ganz anderes "hinein liest", dann können wir ein dreiteiliges metaphorisches Konzept rekonstruieren: Gedanken sind Gegenstände, die in Worte als Gefäße gepackt werden, und Kommunikation wird als Senden auf "Kommunikationskanälen" verstanden. Diese Konzeptualisierung bildet im ersten Moment einen differenzierten Rahmen für viele Kommunikationsformen: Als "Sender-Empfänger-Modell der Kommunikation" von SHANNON und WEAVER hat es eine medientechnisch-wissenschaftliche Aufwertung in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts erfahren und ist in psychosozialer Beratungsliteratur mit hoher Auflage auch heute noch präsent (SCHULZ VON THUN 1998). Auch an diesem Modell lässt sich die systematische Ausblendung, die mit Metaphern immer einhergeht, zeigen: Hier werden Worte nur als Vehikel für Ideen bzw. Gehalte gesehen, nur als Äußerliches ohne eigene Qualität; Worte enthalten nur eine einzige Bedeutung, wer "anderes darin liest", hat den (einzigen) Wortsinn verfehlt (vgl. BRÜNNER 1987) – eine Konstruktion, wie sie z.B. in der juristischen Auslegung von Texten immer noch aktuell und durch höchstrichterliche Auslegungspraxis gefordert ist (BUSSE 2001). LAKOFF und JOHNSON kritisieren an dieser Metaphorik die Nichtwahrnehmung der Abhängigkeit einer Bedeutung von Sprecher und Kontext. Leider bleibt diese Kritik für ihr eigenes Interpretieren ohne tiefere Bedeutung, da sie, wie später noch zu zeigen sein wird, auf überindividuell-außergeschichtliche Grundschemata der Metaphorik zielen. [8]
Für qualitative Analysen ist mit der Problematik des "hiding and highlighting" eine Aufgabe abgesteckt: Welche Werte, Ziele, Normalitätsmuster, kognitive Differenzierungen werden von einer Metapher fokussiert bzw. erzeugt? Und im Gegenteil: Welche Denk- und Handlungsmöglichkeiten werden durch die gleiche Metaphorik nicht thematisiert bzw. sogar verdeckt? [9]
4. Zuspitzungen des Metaphernbegriffs
In den bisherigen Überlegungen war der Begriff der Metapher um systematische kognitive Korrespondenzen zwischen einzelnen metaphorischen Redewendungen erweitert worden; in den vier folgenden Abschnitten des Buchs erfährt der Bereich dessen, was als Metapher definiert werden kann, eine erhebliche Erweiterung. [10]
Orientierungsmetaphern (S. 22-30)
Im vierten Abschnitt des Buches findet sich die zweite wesentliche Erneuerung des Begriffs der Metapher: Bisher strukturierten metaphorische Konzepte ein Phänomen in Bildern eines anderen ("Zeit ist Geld"). Es gibt jedoch noch andere metaphorische Mechanismen, die auf Raumorientierungen basieren: LAKOFF und JOHNSON nennen sie "Orientierungsmetaphern". Sich "obenauf" zu fühlen, eine "Hochstimmung" und die Gegensätze dazu, "gesunkene" Stimmungen und sich "unten" zu fühlen, verweisen auf eine räumliche Strukturierung des Erlebens. Dieses Muster kehrt auch in abstrakteren Diskursphänomenen wieder: Die Redewendungen, die Kontrolle "über" jemanden zu haben, auf "der Höhe" der Macht zu sein, folgen dieser räumlichen Metaphorik für die Bebilderung des Phänomens der Macht. Ebenso erscheint Tugend in dieser Dichotomie: "hohe" moralische Standards vs. "niederträchtige" Handlungen. LAKOFF und JOHNSON fassen dies als kulturell übliches Konzept zusammen: "Gut ist oben". [11]
Sie schließen aus der in Präpositionen, Adjektiven und Substantiven vorkommenden räumlichen Orientierung der Sprache, dass Metaphern ihre Wurzeln in der physischen und kulturellen Erfahrung haben, und nennen eine große Zahl von kulturell üblichen körperlichen Bewegungen und Positionen und deren metaphorische Nutzung als Beleg. Diese Betrachtung weist Metaphern eine zentrale Rolle bei der kulturellen und individuellen Erfahrungsrepräsentation zu. Gleichzeitig führt sie eine Limitation ein: Metaphern sind nicht beliebig bildbar, sondern von physischer Erfahrung und kultureller Vorgabe abhängig. [12]
Die Fundierung der Metaphorik in der individuellen Erfahrung wird auch in den späteren Kapiteln immer wieder emphatisch behauptet und bekommt erst in der Publikation von 1999 einige entwicklungspsychologische Bezüge. Die Strukturierung der Erfahrung durch die kulturellen Schemata wird schon etwas weniger systematisch behauptet und später nur mit ad hoc-Beispielen aus anderen Kulturen oder mit philosophischen Referenzen gestützt, es fehlen sozialwissenschaftliche Theorie und Empirie. Wie sich beide Formen der körperlichen und der kulturellen Fundierung zueinander verhalten, wie man sich die Interaktion zwischen beiden Bedingungen der onto- und phylogenetischen Denk- und Sprachentwicklung vorstellen kann, ist kein Thema der Autoren. [13]
Metapher und kulturelle Kohärenz (S. 31-34)
Bereits im vorigen Kapitel war der Begriff der Kohärenz eingeführt worden: Wir leben in einer Kultur, in der Begriffe wie Glück, Tugend, Macht, Status, Gesundheit etc. in der Regel recht kohärent mit Metaphern der Höhe bedacht werden, die gegenteiligen Begriffe werden metaphorisch mit Tiefe assoziiert: "Unterlegenheit", sozialer "Abstieg", in der Achtung von jemand "sinken" etc. Nun gibt es auch Ausnahmen: Wenn die Kriminalitätsrate "steigt", dann lässt sich das nicht mehr dem Konzept "Gut ist oben" zuordnen. Jedoch erzeugt die Oben-Unten-Dichotomie auch ein weiteres allgemeines metaphorisches Konzept – "Mehr ist oben": Eine größere Ansammlung von materiellen Dingen wie Büchern auf dem Schreibtisch oder Gewinn einer Aktie werden real wie metaphorisch-graphisch mit Höhe zusammengebracht. Offenbar überwindet das Konzept "Mehr ist oben" im Fall der "steigenden" Kriminalitätsrate das Konzept "Gut ist oben", und die metaphorische Wendung, dass die besagte Kennziffer "steigt", ist dann also kohärent mit dem kulturellen Wahrnehmungs- und Wertesystem. [14]
Das gilt auch für soziale Gruppen mit abweichenden Werten. Selbst in extremen religiösen Minderheiten unserer Kultur gilt, dass Tugend "oben" ist und das metaphorische Konzept "Mehr ist oben" gebraucht wird – jedoch nicht für materielle Güter, sondern für "geistiges Wachstum". Die Autoren behaupten, dass elementare Werte einer Kultur auch in deren Subkulturen mit ihren zentralen metaphorischen Strukturierungen kohärent sind. Hier überschreiten LAKOFF und JOHNSON den Bereich, der für qualitative Forschung interessant ist, in Richtung des Nachbarbereichs der Ethnologie: Es sind Kulturen denkbar, in denen die Oben-Unten-Dichotomie nicht so bestimmend ist wie in der unseren, in der andere räumliche Strukturierungen wie innen-außen, zentral-peripher etc. eine wichtigere Rolle spielen als in unseren Denkmustern6). [15]
Ontologische Metaphern (S. 35-43)
War die Annahme der räumlichen Metaphorik schon eine Irritation des traditionellen Metaphernverständnisses, so sind die in diesem Kapitel genannten metaphorischen Mechanismen erst recht verstörend: Wenn wir von "der Inflation" reden, dann geben wir einem diffusen Geschehen aus numerischen, ökonomischen und sozialen Einzelphänomenen eine metaphorische Ganzheit, die es uns erlaubt, im Singular der dritten Person mit ihr zu hantieren, als sei es eine gegenständliche Entität: "Die Inflation bewirkt, dass ... "7). Wir übertragen hier das Muster eines Gegenstands auf die bedrohliche Erscheinung. Eine weitere Vergegenständlichung besteht darin, sich abstrakte Phänomene als quantifizierbare Substanzen ähnlich wie Sand vorzustellen: "viel Einfluss", "wenig Liebe". Eine dritte Vergegenständlichung besteht in der Nutzung der Gefäß-Metapher, z.B. in der Wahrnehmung: Wenn etwas "in" Sicht kommt oder "außer" Sichtweite ist, dann konstruieren die Präpositionen "in" und "außer" das Sichtfeld als Gefäß bzw. Behälter. Abstrakte Phänomene wie Liebe, Macht, Politik sind nur in solchen Gegenstands-, Substanz- und Behälter-Konstruktionen fassbar, sei es, um sich auf sie zu beziehen, um sie zu quantifizieren ("viel Liebe"), bestimmte Aspekte zu identifizieren ("in der Depression"), um kausale Vermutungen anzustellen ("wegen der Angst hat er ... ") und sich zu Handlungen zu motivieren ("Ich muss durch die Angst durch"). [16]
Diese starke Betonung des Zusammenhangs von sprachlichem und kognitivem Geschehen verweist auf Einflüsse der linguistischen Relativitätstheorie von SAPIR und WHORF, die besagt, dass die jeweilige kulturelle grammatische und lexikalische Grundsubstanz das Denken und Handeln auch in den einfachsten Zusammenhängen determiniert8) – eine Vorstellung, die zu den Grundannahmen vieler sozialwissenschaftlicher Theorien kompatibel ist. [17]
LAKOFF und JOHNSON haben die Differenzierung der Metapherntypen in späteren Publikationen (JOHNSON 1987, LAKOFF 1987) wesentlich vereinfacht: Die Gegenstands-, Substanz- und Gefäß-Metaphoriken werden mit räumlichen Metaphern zusammengefasst und als präverbale Schemata begriffen, die der Bildung metaphorischer Konzepte vorangehen. Diese Einteilung erscheint überzeugender und erleichtert auch die Entwicklung einer qualitativen Forschungsmethodik, da nur noch zwei Phänomene unterschieden werden müssen: metaphorische Konzepte und präverbale Schemata. [18]
Personifikation (S. 44-45)
In einem eigenen Kapitel erläutern LAKOFF und JOHNSON einen weiteren metaphorischen Mechanismus, der in älteren Rhetorik-Lehrbüchern zumindest in die Nähe der Metaphorik gerückt wurde: die Personifikation. Wenn gesagt wird: "Die Inflation frisst die Gewinne auf", oder: "Seine Religion verbietet ihm, Wein zu trinken", dann werden Inflation wie Religion als essende oder verbietende Personen konstruiert. Diese anthropomorphisierenden Fiktionen legen nahe, dass diese virtuellen Personen Motive, Ziele, Handlungsweisen und Eigenschaften besitzen: Die Inflation ist ein gieriger Mensch, die Religion eine elterliche Figur. Dies ist eine, soviel sei vorausgeschickt, in Interviews häufig zu findende Metaphorik, in der z.B. Krankheiten oder soziale Phänomene zu agierenden Personen werden ("Der Alkohol war stärker als ich"). [19]
5. Elemente einer Theorie der kognitiven Linguistik
Metonymie (S. 46-52)
Der weit gefasste Begriff der Metapher nivelliert viele Unterscheidungen bildhafter Sprache, wie sie in Lehrbüchern der Rhetorik gebraucht werden. Linguistische Unterscheidungen scheinen auch, wie Analysen therapeutischer Sprache zeigen, nicht immer sinnvoll für Untersuchungen in praktischer Absicht zu sein (POLLIO, BARLOW, FINE & POLLIO 1977, SCHMITT 1995). Eine Differenzierung zwischen Metaphern und Metonymien ist LAKOFF und JOHNSON wichtig: Metonymien funktionierten zwar auch in Form eines Konzepts, wenn in ihnen z.B. ein Teil für das Ganze ("Es gibt gute Köpfe an der Universität") oder der Verantwortliche für das Ergebnis steht ("Nixon hat Hanoi bombardiert") und ähnliche. Bei einer Metonymie steht ein konkretes Objekt für das andere (z.B. Nixon für die US-Armee), während mit der Metapher ein Phänomen durch die Eigenschaften eines anderen hindurch wahrgenommen wird (z.B. Diskussion durch Krieg). Vielleicht haben hier die Autoren der Tragweite ihres Ansatzes nicht ganz getraut, der es auch erlaubt hätte, eine Metonymie als Sonderfall eines metaphorischen Konzepts gelten zu lassen. Im abschließenden Beispiel wird noch der Begriff des Symbols eingeführt und damit vermischt: Es sei eine Metonymie, dass in der christlichen Symbolik die Taube für den heiligen Geist stehe. Ihr Ansatz hätte es auch zugelassen, die Projektion der Eigenschaften einer Taube (friedlich im Gegensatz zu einem Raubvogel, elegant in der Luft im Vergleich zu einem Huhn, zwischen Himmel und Erde sich bewegend) auf den Heiligen Geist als metaphorische Projektion zu verstehen. Sie fügen noch an, dass religiöse und kulturelle Konzepte (von denen in dieser Betonung noch nicht die Rede war) im Kern metaphorisch seien – es wird deutlich, dass man hier nicht allzu große definitorische Strenge erwarten darf. Es erscheint notwendig, für empirische Forschungspraxis eindeutigere Begrifflichkeiten zu gebrauchen. [20]
Metaphorische Kohärenz auf die Probe gestellt (S. 53-58)
Die Behauptung, dass metaphorische Denkweisen in einer Kultur nicht beliebig konstruierbar sind, sondern kohärent zusammenwirken und die Wertestruktur der Kultur prägen, motiviert die Autoren, weitere Beispiele zu präsentieren. LAKOFF und JOHNSON führen zunächst scheinbar inkohärente Redewendungen zur räumlichen Metaphorik der Zeit an, in denen zum einen die Zukunft "vor uns" und die Vergangenheit "hinter uns" liegt; anderseits spricht man auch von den "folgenden Wochen", die hinter einem Wahrnehmungspunkt und dennoch in der Zukunft liegen, und analog dazu von "vorhergehenden" Wochen. Die Autoren können diese Diskrepanz in der räumlichen Orientierung der Zeit auflösen, indem sie zeigen, dass in beiden Fällen das metaphorische Konzept der Bewegung genutzt wird: Der Unterschied besteht darin, dass in dem Satz "Die Zukunft liegt vor mir" die Zeit in Hinblick auf meine räumliche Wahrnehmung und meine Bewegung orientiert ist, während in "die folgenden Wochen" die Zeit als sich bewegendes Objekt den Fokus der Wahrnehmung bildet, dem die angegebenen Abläufe "folgen" oder "vorausgehen". [21]
Während dieses Beispiel zeigt, dass LAKOFF und JOHNSON an der kulturellen Tiefenstruktur einer Sprache interessiert sind9), erwähnen sie noch ein Beispiel, das qualitativer Erforschung eines konkreten Alltagsgeschehens näher kommt: Sie finden in den Metaphern für "Liebe" ("weit miteinander gekommen sein", "am Scheideweg sein", "Leerlauf in einer Beziehung haben", "auf das falsche Gleis geraten zu sein") zwar Kohärenz im Sinne des Konzepts "Liebe ist eine Reise", aber keine Konsistenz im Hinblick auf die einzelnen Bildquellen: Die Metaphern für Wanderung mischen sich mit denen der Auto- oder Zugfahrt ("Leerlauf", "falsches Gleis") etc. Das ist ein Hinweis darauf, dass bei der qualitativen Rekonstruktion metaphorischer Konzepte Konsistenz und Kohärenz wichtige Differenzierungsmerkmale sind. [22]
Weitere metaphorische Beispiele (S. 59-65)
Eine Rezension kann in der Regel die Fülle des Ausgangsmaterials nicht darstellen. In diesem Fall verliert sie damit viel, denn das beeindruckendste Merkmal der Argumentation von LAKOFF und JOHNSON sind ausführliche Beispiele alltäglicher metaphorischer Redewendungen, die zu Konzepten geordnet erscheinen – darum eine Auswahl:
Theorien sind Gebäude: "Fundament" oder "Gerüst" einer Theorie, die sich auf Fakten "stützt" oder "in sich zusammenfällt", da nur "auf Sand gebaut".
Ideen sind Nahrung: "halbgare" Ideen, die als solche nicht "verdaut" oder gar nicht erst "geschluckt" werden, geistige "Nahrung", ein Buch "verschlingen".
Ideen sind Menschen: der "Vater" der modernen Biologie, dessen Ideen "weiterleben", Ideen "vermehren" sich, stecken noch "in den Kinderschuhen".
Ideen sind Pflanzen: Sie "tragen Früchte", werden "im Keim erstickt" oder sind irgendwann "ausgereift", bilden "Ableger" oder entspringen einer "fruchtbaren" Phantasie.
Ideen sind Produkte: Ideen werden "produziert" oder "erzeugt", werden noch "ausgefeilt" oder bekommen den "letzten Schliff", wenn sie noch "grob" sind.
Ideen sind Güter: Es ist wichtig, wie sie "verpackt" werden, sonst werden sie einem nicht "abgekauft", sie sind "wertvoll" oder "wertlos". [23]
Es folgen neben anderen noch fünf weitere metaphorische Konzepte für "Ideen" (als Ressourcen, Geld, Schneidwerkzeuge, Modeerscheinungen, Licht) und ebenfalls noch fünf weitere metaphorische Konzepte für "Liebe" (als Krieg, Magie, Physik, Krankheit, Verrücktheit), und natürlich ist die Zahl der Beispiele deutlich umfangreicher als hier zitiert. [24]
Für qualitative Forschung wird deutlich: Metaphernanalyse ist da möglich, wo der gleiche Gegenstand ("Liebe", "Sucht", "psychische Erkrankung" etc.) auf unterschiedliche Weise metaphorisch konzeptualisiert werden kann. [25]
Der partielle Charakter metaphorischer Strukturierung (S. 66-69)
Wenn wir von Theorien als Gebäuden reden, dann übernehmen wir Teile des Gebäudes und einige der damit verbundenen Handlungen ("Fundament", "Gerüst", "Konstruieren" etc.), um das Phänomen "Theorie" zu begreifen, andere Teile des Gebäudes oder der Handlungen hingegen nicht (z.B. Treppenhäuser, Ausheben des Kellers). Die Quelle des Bilds wird immer nur partiell genutzt. Dennoch sind außerhalb des alltäglich verwendeten Elementvorrats dieser Quelle Formulierungen denkbar, dass z.B. bestimmte Daten so etwas wie die "Ziegelsteine" der neuen Theorie sein könnten, dass eine Theorie "tausend Kämmerchen" haben würde: Hier wird der bisher unbenutzte Teil der Bildquelle verwendet, um neue, ins bisherige Konzept leicht zu integrierende Beschreibungen zu bilden. Zur Systematik der Metaphorik, die LAKOFF und JOHNSON interessiert, gehören nicht diese neuen Metaphern, sondern die ungewusst genutzten Metaphern des Alltags. Unter diesen finden wir jedoch konventionelle Redeweisen wie z.B. "der Fuß des Berges" oder "Tischbein", aus denen zwar noch die Konzepte vom Berg bzw. vom Tisch als Lebewesen rekonstruiert werden könnten: Hier aber fehlen in der Regel weitere, im Alltag funktionierende metaphorische Vernetzungen, weshalb sie für LAKOFF und JOHNSON "tote" Metaphern sind. – LAKOFF und JOHNSON beharren also auf den ungewusst genutzten und kognitiv vernetzten metaphorischen Konzepten des Alltags. [26]
Wir müssen folglich davon ausgehen, dass metaphorische Denkmuster auch Forschende in ihrem Verständnis steuern – BRÜNNER (1987) beschreibt für den Begriff der Kommunikation in der Wissenschaftssprache typische Metaphoriken, DRAAISMA (1999) und LEARY (2000) dokumentieren Metaphern in psychologischen Theorien. Forschende sollten daher Möglichkeiten entwickeln, die eigene Konditionierung durch Metaphern zu unterlaufen – bisher sind folgende Vorschläge diskutiert worden:
sich in publizierten Metaphernanalysen kundig zu machen, um eine theoretische Sensibilisierung zu fördern;
analog zu LAKOFF und JOHNSON vorzugehen und für das eigene Forschungsthema Metaphern in wissenschaftlicher Literatur und alltäglicher Kommunikation "botanisierend" zu suchen, um einen breiteren Metaphernraum kennen zu lernen, bevor konkrete Analysen unternommen werden;
bei der Textanalyse routinisierte Lektüreweisen durch dekonstruierende Vorgehensweisen zu verlangsamen und die Texte zu verfremden;
sich durch Selbsterfahrung zu sensibilisieren, z.B. durch die Analyse eines eigenen Interviews oder eigener Texte, um die Metaphern zu erkennen, durch die man selbst die Welt und das Phänomen sieht (SCHMITT 2003). [27]
Im Folgenden fasse ich zwei Kapitel zusammen:
Worin gründet unser Konzeptsystem? (S. 70-74)
Die Verankerung von Strukturmetaphern (S. 74-83)
Bis zu diesem Punkt des Buches sind vier Klassen von Metaphern erwähnt worden: Orientierungsmetaphern ("high" sein), Gefäßmetaphern ("in der Depression") und Substanzmetaphern ("ihre Liebe war so groß") beziehen sich auf unmittelbare Erfahrungseinheiten (Raum, Behälter, Substanz bzw. Gegenstand). Dagegen bilden Strukturmetaphern (synonym: metaphorische Konzepte) wie z.B. "Zeit ist Geld" einen komplexen Gegenstand in Wissenselementen eines anderen ab. [28]
Orientierungs-, Gefäß-, Gegenstands- und Substanzmetaphern sind im Gegensatz zu Strukturmetaphern direkt zu verstehen: Diese Konzepte sind emergent und bilden den Baustoff für weitere Metaphern. Das sei am Beispiel der Behälter-Metaphorik diskutiert: Wenn Harry a) in der Küche, b) in einer Kirchengemeinde oder c) in Rage ist, dann benennt a) eine "buchstäbliche" räumliche Behälter-Erfahrung, die auf die metaphorischen Konzepte b) "Soziale Gruppen sind ein Gefäß" ("in" der Gemeinde) oder c) "Gefühle sind ein Gefäß" ("in" Rage) übertragbar ist10). [29]
LAKOFF und JOHNSON gehen nun davon aus, dass Strukturmetaphern auf den erstgenannten Metapherntypen "aufsitzen" und deren vorgängige Strukturierung des Wissensraums nutzen, um Differenzierungen zu erzeugen. Am Beispiel von "Zeit ist eine Ressource" arbeiten sie heraus, dass "Zeit" zunächst wie eine materielle Ressource (= Strukturmetapher) behandelt wird, die ihrerseits als Substanz (= Gegenstandsmetapher) konzipiert wird, die genau quantifiziert (also der ein Wert pro Mengeneinheit zugeschrieben) werden kann, die einem Zweck dient und bei der Erreichung des Zwecks sukzessive aufgebraucht wird. [30]
Auf qualitative Forschung übertragen bedeutet diese Überlegung, dass selten eindeutige Konzepte bzw. Strukturmetaphern identifiziert, sondern in der Regel vorgängige Gefäß-, Orientierungs-, Substanz- oder Behältermetaphern rekonstruiert werden können. Qualitative Analysen werden erleichtert durch die bereits erwähnte spätere begriffliche Trennung in Schemata einerseits, worunter die räumlichen, die Substanz-, Gegenstands- und Gefäß-Metaphern fallen, und konzeptuelle Metaphern andererseits (hier Strukturmetaphern genannt). [31]
Das Konzept Kausalität: Teils emergent, teils metaphorisch (S. 84-92)
In diesem Kapitel werden neben der Gruppe der Schemata noch zwei weitere metaphernbildende Mechanismen eingeführt. Am Beispiel der Kausalität verweisen sie auf PIAGET (der erste Autor, der überhaupt genannt wird – auf Seite 85!). Dieser hatte beschrieben, dass der Kern des Konzepts der Kausalität die Erfahrungsgestalt der direkten Manipulation ist, wie sie ein Kind im Umgang mit Gegenständen entwickelt: Wer mit Bauklötzen wirft, erfährt sich als Ursache und die Wirkungen in der Umwelt. Diese Erfahrungsgestalt von Kausalität beinhaltet die folgenden Bestimmungsmomente: eine Absicht der Veränderung, eine Vorgehensweise und eine Handlung, deren Ausführung und Ergebnis anhand von bestimmten sinnlich wahrnehmbaren Veränderungen erfasst werden können. LAKOFF und JOHNSON reformulieren hier PIAGET: Diese Erfahrungsgestalt der direkten Manipulation werde metaphorisch übertragen, wenn wir z.B. davon reden, die Inflation habe wirtschaftspolitische Veränderungen "angestoßen" oder "verursacht". Diese Erfahrungsgestalt sei ein Prototyp im Sinne Eleanor ROSCHs (womit ein weiterer Begriff, unglücklicherweise am gleichen Beispiel, eingeführt wird). Ein Prototyp habe zentrale und periphere Elemente, beste und abweichende Beispiele, und seine Elemente müssten keinen gemeinsamen Definitionen gehorchen, sondern seien durch "Familienähnlichkeiten" (WITTGENSTEIN) miteinander verbunden. Auch ein Prototyp könne metaphorisch gebraucht werden. [32]
Neben dieser direkten Ableitung aus der Erfahrungsgestalt finden sich auch mehrfach determinierte metaphorische Übertragungen wie z.B., dass eine Idee "aus" einem Wunsch "geboren" werde: Eine solche metaphorische Geburt beinhalte neben den oben genannten prototypischen Kennzeichen der Kausalität auch andere Metaphern (Übertragung der Erfahrungsgestalt "Geburt" aus dem körperlichen auf einen geistigen Bereich, Behälter-Metaphorik in der Präposition "aus"). [33]
Viele Metaphorisierungen bauen also auf vorgängigen metaphorischen Mechanismen, Erfahrungsgestalten oder Prototypen auf. LAKOFF und JOHNSON gehen von der Annahme aus, "dass es natürliche Dimensionen der Erfahrung gibt und dass Konzepte entlang dieser Dimensionen nach mehr als nur einer einzigen Methode analysiert werden können" (S.91). Der Ausgang von "natürlichen" Dimensionen der Erfahrung und der Verweis auf vielfältige Analysemöglichkeiten der Metaphern zeigen ein Problem der Autoren auf, das eigene Vorgehen zu verstehen: Ihre Rekonstruktion der in einer Kultur gegebenen metaphorischen Sinnbezüge ist ein hermeneutisches Unterfangen – und daher mit allen Risiken hermeneutischen Vorgehens behaftet. Für einen Ansatz, der die Sicherheit unseres Redens und Denkens mit Verweis auf dessen vielfältige Vorbestimmtheit so unterminiert, ist die Reflexion des eigenen analytischen Vorgehens unterbestimmt. [34]
Die kohärente Strukturierung der Erfahrung (S. 93-103)
Was LAKOFF und JOHNSON auszeichnet, ist die Tiefe, die sie alltäglichen Metaphern geben – ich greife noch einmal das Beispiel der Metapher "Argumentation ist Krieg" auf. Nehmen wir die kognitiv minimal notwendigen Elemente, die z.B. den Begriff einer Unterhaltung kennzeichnen, so müssen wir von TeilnehmerInnen, Teilen (den einzelnen Redebeiträgen), Phasen (Begrüßung, Hauptteil, Beendigung u.a.), lineare Abfolgen (mit Regeln für den gelingenden Sprecherwechsel), Kausalität (ein Redebeitrag ermöglicht den nächsten), und Zwecken ausgehen. Eine ähnliche Auswahl von Elementen hat der Begriff des Kriegs: Teilnehmer (als Gegner), Teile (Strategien, Rückzüge, Angriffe etc.), Phasen (Ausgangsaufstellungen, erster Angriff, entscheidende Schlachten, Schluss in Form von Sieg oder Waffenstillstand), lineare Abfolgen (Rückzug nach Angriff etc.), Kausalität (Angriffe führen zur Verteidigung) und Zwecken (Sieg, Gewinn von Ressourcen). [35]
In der Metaphorik "Argumentation ist Krieg" berühren sich nun die beiden Begriffe auf jeder dieser sechs Dimensionen und erzeugen auf jeder Ebene entsprechende Metaphern; das erst macht die Dichte und den Reichtum oder, wie es LAKOFF und JOHNSON nennen, die Kohärenz der metaphorischen Strukturierung dieser Erfahrung aus. Kognitiv und kulturell wichtige Metaphern können daher nicht als einzelne, isolierte Redeweisen vorkommen.11) [36]
Metaphorische Kohärenz (S. 103-113)
Komplexe Kohärenzen zwischen Metaphern (S. 114-124)
Metaphorische Kohärenz wird von den Autoren noch einmal mit einer großen Beispielfülle vorgeführt am metaphorischen Konzept "Argumentation ist eine Reise" (einer Argumentation "folgen", ihr "Ziel", Argumente werden "Schritt für Schritt" entwickelt, zu einem Schluss "kommen" etc.). Damit wird nur ein Aspekt – der zeitliche Verlauf einer Argumentation – beschrieben; inhaltliche Aspekte werden eher in der Metapher "Argumentation ist ein Gefäß" repräsentiert: Eine Argumentation ist "hohl", leer", hat es "in sich" oder einen "Kern", bestimmte Ausführungen sind "peripher". Beide metaphorischen Konzepte ergeben häufig vorkommende Metaphernmischungen ("bis zu diesem Punkt wird der Kern der Theorie dargestellt"). Diese sind möglich, da sie sich in einem Aspekt berühren: Eine Reise findet an einer Oberfläche der Welt statt, und je länger der Weg, desto größer ist idealerweise der Umfang der Argumentation. Das gleiche gilt für ein Gefäß: je mehr Inhalt, desto größer das Gefäß und desto größer die Oberfläche desselben12). Diese (und andere) abstrakten Entsprechungen zwischen den beiden metaphorischen Konzepten beschreiben LAKOFF und JOHNSON als Kohärenz; Metaphern, die sich von einem Konzept darstellen lassen (also alle Metaphern des Konzepts "Argumentation ist eine Reise"), beschreiben sie als konsistent13). – In dem folgenden Kapitel nehmen die Autoren noch das metaphorische Konzept "Eine Argumentation ist ein Gebäude" ("Fundament" einer Theorie, "Gerüst" der Argumentation", diese mit Beispielen "abstützen", verschiedene "Ebenen" einer Theorie etc.) und entwickeln daran komplexe Kohärenzen. [37]
Für qualitative Forschung lässt sich hier ein implizites Qualitätskriterium ableiten: Es kommt auch darauf an, die inneren Entsprechungen verschiedener Metaphoriken einer Person bzw. Subkultur darstellen zu können. Das isolierte Betrachten einer einzigen Metaphorik verschleiert die Komplexität eines Konzeptsystems. [38]
Konsequenzen für eine Theorie der Konzeptstruktur (S. 125-134)
Definition und Verstehen (S. 135-146)
Wie Metapher der Form Bedeutung verleihen kann (S. 147-160)
Drei Kapitel für SprachwissenschaftlerInnen – LAKOFF und JOHNSON setzen sich hier mit linguistischen Bedeutungstheorien auseinander und kritisieren formale Beschreibungen eines Konzepts, dieses aus seinen notwendigen und hinreichenden Eigenschaften heraus zu definieren. Für LAKOFF und JOHNSON lassen sich Begriffe wie z.B. "Liebe", "Argumentation" vor allem durch "natürliche Erfahrungen" (Reise, Krieg, Substanz, Behälter etc.) metaphorisch definieren. Diese natürlichen Erfahrungen haben interaktionelle Eigenschaften, wie man sich zu verhalten hat, und geben damit den unbestimmten Erfahrungen Gestalt. Zuletzt interessieren sie sich für räumliche Strukturen der Sprache selbst, für Nähe und Distanz von Satzteilen, für metaphorische Gehalte von Bindewörtern wie "mit" und für die "Stimmhebung" in der Frage-Intonation – für qualitative Forschung zu subtile Vermutungen und ohne Einbezug von Kontexten etwas abstrakt-spekulativ. [39]
Gerade im 18. Kapitel mischen sich einige nicht nachzuvollziehende Formulierungen: Sie definieren "natürliche Arten von Erfahrung" als "Produkt" der Interaktion unserer Körper mit der physischen Umgebung und mit anderen Menschen in unserem Kulturkreis: Was sie mit der Metapher "Produkt" zur Beschreibung von "natürlich" meinen (im Gegensatz zu Kultur), bleibt schleierhaft. Darüber hinaus werfen sie "Hermeneuten und Wörterbuchautoren" formale (statt prototypische) Definitionen von Wortbedeutungen vor – hier steht jedoch im amerikanischen Original "students of meaning and dictionary makers": Es ist also nicht so, dass LAKOFF und JOHNSON einen falschen Begriff von Hermeneutik haben – sie haben gar keinen. [40]
Neue Bedeutung (S. 161-169)
Am Beispiel neuer, von den Autoren konstruierten Metaphern ("Liebe ist ein gemeinsam geschaffenes Kunstwerk") diskutieren sie, wie Metaphern neue Wahrnehmungen schaffen können, bisherige Erfahrungen in neuen Zusammenhängen organisieren, aber ebenso wie konventionelle Metaphern auch Aspekte verstecken können, zu Handlungen motivieren und Schlussfolgerungen rechtfertigen. Kurz streifen sie die Rolle neuer Metaphern in der Geschichte, und hinzuzufügen wäre deren paradigmenstiftende Leistung in den Wissenschaften (KUHN 1979). [41]
Ähnlichkeiten herstellen (S. 170-179)
Metapher, Wahrheit und Handlung (S. 179-182)
Metaphern stellen Ähnlichkeiten her – wenn wir Ideen als "halbgar" bezeichnen, dann wird eine Ähnlichkeit zwischen Idee und Nahrung erzeugt, die eine unmittelbare, sinnlich basierte Kategorisierung darstellt. Mit solchen Beispielen wenden sich LAKOFF und JOHNSON gegen die ältere Theorie, eine Metapher sei ein verkürzter Vergleich. Sie bestehen darauf, dass eine Metapher einen eigenständigen kognitiven Wert habe. [42]
An einem Beispiel bereiten sie erkenntnistheoretische Überlegungen vor: Wenn in den Zeiten der Energiekrise US-Präsident Carter den arabischen Ölstaaten den "moralischen Krieg" erklärte, dann waren nicht nur der "Feind", die "Bedrohung der nationalen Sicherheit", das Ausarbeiten von "Strategien", die Möglichkeit, "Opfer zu verlangen" etc. und andere "kämpferische" Handlungen zu beobachten, sondern auch Fragen, woran man erkenne, dass er diesen "Krieg" gewonnen habe. Spätestens dann wird deutlich, dass die Kriegs-Metapher ihre eigene Wahrheit geschaffen hat. Eine gegenteilige, zur gleichen Zeit auftretende Metapher von den "sanften" Energien (Windkraft etc.) setzte sich nicht politikbestimmend durch: Metaphern zu setzen ist damit auch eine Macht- wie Wahrheitsfrage. [43]
6. Erkenntnistheoretische Implikationen der kognitiven Linguistik
Für diese Rezension mit dem Fokus, welche Anregungen LAKOFF und JOHNSON der qualitativen Forschung geben können, ist es sinnvoll, die folgenden sieben Kapitel zusammen zu behandeln:
Der Begriff der Wahrheit (S. 183-211)
Die Mythen Objektivismus und Subjektivismus (S. 212-223)
Der Mythos Objektivismus in der abendländischen Philosophie und Linguistik (S. 224-240)
Wie die Metapher die Grenzen des objektivistischen Mythos sichtbar macht (S. 241-255)
Einige Unzulänglichkeiten des Mythos Subjektivismus (S. 256-258)
Die erfahrungsbasierte Alternative: Alten Mythen neue Bedeutung geben (S. 259-261)
Verstehen (S. 262-271) [44]
Hinter diesen Abschnitten verbirgt sich ein Drittel des Buches, welches sprachphilosophische Erkenntnistheorien14) behandelt, ein Thema, das die Autoren später noch einmal umfassend aufgegriffen haben (LAKOFF & JOHNSON 1999). Der seitliche Blick aus sozialwissenschaftlicher Perspektive auf diese Debatten lässt einige Ähnlichkeiten zu bekannten Diskussionen erkennen und soll daher kurz dargestellt werden. [45]
Ein Resultat der bisher skizzierten Überlegungen ist ein neuer, zwei Ebenen umfassender Begriff des Verstehens:
Wir verstehen direkt: Dinge mit Grenzen und Oberflächen, räumliche Orientierungen, Erfahrungsgestalten mit relevanten Dimensionen der Erfahrung (Wahrnehmung, motorische Aktivität, Zweck etc.), Prototypen von Kategorien (vgl. "Spatz" vs. "Pinguin" für die Kategorie "Vogel").
Wir verstehen indirekt: Soziale und psychische Phänomene mittels der Substanz- oder Gegenstandsmetapher (die "Inflation", die "Liebe") und der räumlichen Metaphorisierung (die Kriminalität "steigt"), durch Übertragung von Erfahrungsgestalten und ihren Dimensionen ("Argumentation ist Krieg"), und durch prototypische Kategorien hindurch (z.B. Kausalität durch den Prototyp "direkte Manipulation von Objekten"). [46]
Ein solcher Begriff des Verstehens lässt keinen objektiven Begriff von Wahrheit mehr zu – Wahrheit ist dann immer von unserem Verstehen und damit unserem partikularen Konzeptsystem abhängig. Da dieses Konzeptsystem auf Erfahrungen beruht, die von unserer Körperlichkeit einerseits, andererseits von unserer Kultur und deren Konzepten vorstrukturiert ist, bleibt eine "pragmatische Theorie der Wahrheit" möglich, die auf diese gemeinsam geteilten Voraussetzungen zurückgreift. LAKOFF und JOHNSON wollen zum einen eine Alternative geben zu "objektivistischen" Positionen (Rationalismus, logischer Positivismus etc.) und zum anderen zu "subjektivistischen" Positionen (vom romantischen Idealismus über Kunst, Religion bis hin zu radikal konstruktivistischen Positionen). Auch wenn diese Zweiteilung (eingestandenermaßen) sehr holzschnittartig ist, ist sie brauchbar, eine "erfahrungsbasierte" Alternative dazwischen zu positionieren: Es gibt keine "objektive", "rationale" und "absolute" Wahrheit, aber Übereinstimmung und Verständigung vor dem meist gemeinsamen Hintergrund der Muster von Erfahrungsgestalten, Raum-, Substanz-, Gegenstands- und Behältermetaphern und ihrer metaphorischen Übertragung15). Eine erfahrungsbasierte Erkenntnistheorie muss danach trachten, diese Muster zu identifizieren, ihre kulturelle Relativität zu pointieren, die Möglichkeiten der jeweiligen Muster ebenso zu prüfen sowie die Aspekte der Phänomene zu entdecken, die durch eine Metapher verdeckt werden. [47]
Die Diskussion zwischen quantitativen bzw. nomothetischen Ansätzen der Sozialwissenschaften und qualitativen Forschungsrichtungen, denen Bedeutung und Verstehen zum Problem geworden sind, lässt sich in Teilen auf diese sprachphilosophische Debatte projizieren – ein Anlass mehr, LAKOFF und JOHNSON in der qualitativen Forschung zur Kenntnis zu nehmen. [48]
7. Folgerungen für qualitative Forschung
Auch in der Sekundärliteratur wird angenommen, dass die Autoren nicht immer begrifflich eindeutig sind (LANGACKER 1988 über LAKOFF 1987); zudem revidieren, wie erwähnt, die Publikationen von LAKOFF (1987) und JOHNSON (1987) einen Teil der Begriffe. Deutlich wird auch, dass nicht alle begrifflichen Differenzierungen für qualitative Forschung relevant sind – hier sollten qualitativ Forschende den Mut haben, das für die jeweiligen Gegenstände des Forschens notwendige begriffliche Instrumentarium selbst zusammenzustellen. [49]
7.2 Unterschiedlichen Fokus des Interesses beachten
In qualitativer Forschung interessieren eher Feinanalysen konkreter psychosozialer Phänomene als Rekonstruktionen der semantischen und grammatischen Grundmuster einer Sprache bzw. Kultur. Dennoch müssen sich qualitative Forschungen bei sprachwissenschaftlichen Forschungsergebnissen zunächst informieren, um elementare Differenzierungen kennenzulernen. [50]
7.3 Differenzierung der Begriffe von "Körper" und "Kultur"
LAKOFF und JOHNSON greifen auf "Körper" und "Kultur" als nicht weiter hinterfragbare Grundbegriffe zurück. Das ist z.B. mit Hinblick auf die Gender-Diskussion so nicht zu halten – aber gerade bei der Problematisierung dieser Begriffe wird der Ansatz nicht falsch. Im Gegenteil: Relativiert man die Annahme uniformer körperlicher Erfahrungsgestalten und betont die Differenz kultureller Grundmuster, so wird der Blick für viele Möglichkeiten der Abweichung erst frei – von den Eigenheiten kindlicher Metaphorisierung über Körperbehinderung und deren Folgen für die Schemabildung bis zur Hirnverletzung (Luria), von der (Sub-) Kultur mit Distanz zur protestantischen Arbeits- und Zeitmoral bis zur Genderdiskussion gibt es viele begründete Vermutungen zur Bildung differenter Metaphorisierungen: Qualitative Forschung benötigt statt eines Vorrats universaler Schemata eine Offenheit für individuelle und soziale Eigenheiten16). [51]
7.4 Entwicklung einer Methode der qualitativen Metaphernanalyse
LAKOFF und JOHNSON präsentieren die Metaphoriken, die ihre Theorien stützen – eine qualitative Forschungsmethode hat dagegen darauf zu achten, dass die Analyse
nicht in der beliebigen Auswahl der Metaphern eines Phänomens stecken bleibt, sondern das gesamte metaphorische Konzeptsystem präsentiert17),
den Kontext der Metaphern in die Interpretation aufnimmt,
eine intersubjektive nachvollziehbare Interpretation liefert und sich auch weiteren Gütekriterien qualitativer Forschung stellen kann,
anschlussfähig an andere sinnrekonstruierende Methoden bleibt,
den Anschluss an sozialwissenschaftliche Hintergrundtheorien sucht (vgl. die am Ende des ersten Abschnitts angedeuteten Begrifflichkeiten),
zwischen den kulturellen, subkulturellen und individuellen metaphorischen Mustern in einem gegebenen sprachlichen Material unterscheiden kann18). [52]
8. Ausblick: Themen und Materialien
Eine umfangreichere Diskussion der Probleme, die der Ansatz von LAKOFF und JOHNSON in sozialwissenschaftlichen bzw. psychologischen Kontexten aufwirft, und eine kurze Geschichte der Rezeption findet sich in SCHMITT (2001). Hier soll zum Abschluss der Rezension nur kurz auf Möglichkeiten und Grenzen des metaphernanalytischen Untersuchens verwiesen werden:
Als Material sind bisher meistens Interviews, aber auch andere Materialien genutzt worden: die theoretischen Schriften Carl Rogers (LEIHENER 1997), Isadora Duncans publizistische Äußerungen über den modernen Tanz (BÖTTGER 2003), literarische Darstellungen der Depression (BARKFELT 2003), Therapiegespräche (v. KLEIST 1987) und Zeichnungen zur Unterstützung der Interpretation (SCHACHTNER 1999). Im Rahmen einer qualitativen Entwicklungspsychologie werden weitere, kind- und situationsgerechte Anknüpfungen an die Lebenswelt empfohlen (SCHMITT i. Druck).
Von der Depression über das psychosoziale Helfen bis zu ärztlichem Handeln, von der Theorie Rogers' über Beziehungsentwicklung im therapeutischen Gespräch bis hin zu Identität und Selbst, von der Alkoholabhängigkeit über Theorien des Tanzes bis zur Beendigung einer Therapie scheint es kein Thema zu geben, das nicht der Metaphernanalyse zugänglich wäre. Thematische Einschränkungen scheint es nur in Kontexten zu geben, in denen den Subjekten die Versprachlichung von relevanten Themen nicht gelingt; dies betrifft Zustände nach und in einer schizophrenen Psychose (eigene Interpretationserfahrungen), schweren Depressionen (BARKFELT 2003), bei umfassenderen kognitiven Retardierungen und bei Kindern. Ob dies nur Einschränkungen sind, die mit anderen Erhebungs- oder verfeinerten Auswertungsmethoden überwunden werden können, oder tatsächlich Grenzen darstellen, bedarf weiterer empirischer Klärungen. [53]
Fazit: LAKOFF und JOHNSON haben mit ihrem vor 24 Jahren erschienenen Buch für qualitative Forschung eine neue Möglichkeit des Sinnverstehens vorbereitet – vielleicht gelingt es der deutschen Übersetzung, hier noch viele Untersuchungen anzustoßen (und zu ermutigen, das gut zu lesende amerikanische Original in die Hand zu nehmen). Es ist das Einstiegsbuch in eine qualitative Metaphernanalyse – die späteren Bücher der Autoren setzen seine Lektüre voraus. Eine unbedingte Empfehlung. [54]
Ich bin Judith BARKFELT, Bettina BERGTHOLDT, Günter MEY, Sebastian SCHRÖER, Heike SCHULZE und Simone WIEDENHÖFT dankbar für inhaltliche Anregungen und formale Verbesserungen.
Das vorliegende Buch erweitert den Begriff der Metapher in einer Weise, die es ertragreich erscheinen lässt, die Analyse von Metaphern in qualitativer Forschung zu nutzen. Der Ansatz von LAKOFF und JOHNSON für eine kognitiv interessierte Linguistik formuliert die folgenden Prämissen:
Metaphern kommen in der Regel nicht als redundanter rhetorischer Schmuck vor, sondern sind Ausdruck kognitiver Muster.
Metaphern sind in der Regel nicht isolierte Bestandteile menschlicher Rede, sondern lassen sich bündeln zu metaphorischen Konzepten. Als Beispiel: Diskussionen werden in der Regel in einer Metaphorik des Kampfes bzw. des Kriegs: "Positionen beziehen", sich "attackieren" und "verteidigen", "Schwachpunkte angreifen" etc. Das metaphorische Konzept hinter diesen kohärenten Metaphern kann in der Formulierung "Diskussion ist Krieg" rekonstruiert werden.
Metaphern sind damit nicht nur Elemente der Sprache oder des Denkens, sondern Strukturmuster menschlichen Handelns. Metaphernanalysen überschreiten damit den Rahmen linguistischer Zuständigkeiten hin zur Analyse kultureller Phänomene.
Metaphern bestehen nicht nur aus der Übertragung eines Bilds aus einer konkreten Sphäre (z.B. "Kampf") auf abstrakte Gegenstände (z.B. "Diskussionen"). LAKOFF und JOHNSON legen nahe, dass auch räumliche Konstellationen ("in" einem Gefühl befangen zu sein, sein Leben "vor sich" zu haben etc.) als metaphorische Übertragung beschrieben werden müssen. Auch die Übertragung von Substanz- oder Gegenstandsqualitäten ("viel" Zuwendung, "eiserner" Wille etc.) sind Metaphern. Damit erweitert sich das Spektrum der als Metapher zu identifizierenden Redewendungen bedeutend.
Metaphern strukturieren ein Phänomen immer nur partiell; in einer Kultur sind in der Regel heterogene Metaphorisierungen zu finden (für den Begriff der "Liebe" dokumentieren sie z.B. sechs verschiedene metaphorische Konzepte: "Liebe" als Reise, Krieg, Magie, Physik, Krankheit, Verrücktheit).
Metaphern sind kulturell tradierte Schemata einerseits; andererseits basieren sie in der Regel auf körpernahen, sinnlichen Erfahrungen.
Wir leben in einer Welt metaphorischer Vorstrukturierungen; unsere Begriffe von Wahrheit und Verstehen sind auf einen Hintergrund gemeinsamer metaphorischer Schemata angewiesen.
Das Buch erschien 1980. Rückblickend lässt sich folgendes bemerken:
Diskussionen und Themen qualitativer Forschung sind in diesem Buch, das ein Klassiker der sog. "kognitiven Linguistik" geworden ist, zunächst nicht berührt.
Die Integration dieses Ansatzes bedarf einerseits der Entwicklung einer Methode der Metaphernanalyse – das linguistische "Botanisieren" als Suche nach den zum Konzept passenden metaphorischen Redewendungen lässt sich als Erhebungsmethode nicht übernehmen.
Darüber hinaus ist der Begriff des Sozialen bei LAKOFF und JOHNSON nicht präsent, eine Triangulation mit den Hintergrundtheorien interpretativer Sozialforschung ist daher zwingend notwendig.
Mit diesen zwei einschränkenden Ausgangspunkten haben sich einige AutorInnen auseinandergesetzt; qualitative Metaphernanalysen können heute auf eine umfangreiche Diskussion zurückgreifen.
In der deutschsprachigen Literatur gibt es als Einstiegslektüre für eine qualitative Metaphernanalyse zu diesem Buch keine Alternative.
1) Vgl. das linguistische Internet-Portal http://www.metaphorik.de/ mit regelmäßigen Fachbeiträgen und einer Linksammlung zu Aufsätzen im Internet; vgl. auch BALDAUF (1997), JÄKEL (1997), SURMANN (2002). <zurück>
2) Die Übersetzung von "concept" als "Begriff" würde LAKOFFs Rationalismus-Kritik unverständlich erscheinen lassen, während die Übersetzung als "Gedanke" und "Auffassung" (Langenscheidts Großwörterbuch 1988, S.216) daran krankt, dass diese Worte im Deutschen einen großen und vagen Bedeutungshof haben. "Konzept" kommt der LAKOFFschen Intention am nächsten, auch wenn im Deutschen die Nähe zu "Begriff" fehlt und der Aspekt "Programm" zu stark anklingt. <zurück>
3) Astrid HILDENBRAND übersetzt das im Text oft diskutierte metaphorische Konzept "argument is war" mit "Argumentieren ist Krieg"; mir scheint "Diskussion ist Krieg" ebenso passend zu sein. Wenn im Folgenden manche metaphorische Redewendung etwas sperrig klingen mag, so liegt es daran, dass in der Regel sehr nah am amerikanischen Original übersetzt wurde und eine freiere Übertragung mehr idiomatische deutsche Redewendungen ermöglicht hätte – was aber keine wirkliche Einschränkung darstellt. <zurück>
4) Die Arbeit von Cornelia von KLEIST stellt die erste mir bekannte qualitative Metaphernanalyse mit starkem Bezug auf LAKOFF und JOHNSON dar; biographische Metaphernanalysen noch ohne die Neuerungen dieses Ansatzes vgl. STRAUB und SICHLER (1989), KOLLER (1993, 1994). <zurück>
5) BALDAUF (1997) hat diesen Gedanken in einer Kritik der Terminologie von LAKOFF und JOHNSON ausgebaut. <zurück>
6) WOLF (1996) kann z.B. unterschiedliche metaphorische Konzepte für AIDS und Sexualität in Malawi und Deutschland rekonstruieren; Metaphern des Raums werden von ihr nicht diskutiert. <zurück>
7) Ein Beispiel, welches die aktuellen Diskurse um 1980 etwas besser widerspiegelt als die heutigen, in der wir andere Vergegenständlichungen vornehmen, z.B. "Kostenexplosion", "Rentensicherheit" etc. <zurück>
8) LAKOFF diskutiert diese 1987 und macht sich eine schwache Fassung der SAPIR-WHORF-Thesen zu Eigen. <zurück>
9) LAKOFF (1987) diskutiert u.a. grammatische Strukturen einer Sprache der australischen Ureinwohner und Beispiele aus dem Japanischen mit ihren von den indogermanischen Sprachen abweichenden Denkmustern. <zurück>
10) Eine besondere Rolle spielt das Gefäß-Schema offenbar in der Metaphorik der Depression, vgl. BARKFELT (2003). <zurück>
11) MARTIN (1993) beschränkt sich z.B. bei ihrer kritischen Analyse von biologischen Texten auf die metaphorische Zuschreibung von Männlichkeit und Weiblichkeit ("aktive" Samenzellen und "empfangende" Eizellen etc.). So sinnvoll die Rekonstruktion dieses metaphorischen Musters ist, sie wird dem Konzeptsystem der untersuchten Texte nicht als Ganzes gerecht. <zurück>
12) "Oberfläche" wäre im Sinne des Abschnitts 2 eine "abstrakte Subkategorie". Sie benutzen den oben eingeführten Terminus an dieser Stelle nicht, obschon er hier hilfreich wäre. <zurück>
13) Hier sind nur Metaphern der Reise zu Fuß genannt worden, sie sind daher konsistent. Oben war als Beispiel des Konzepts "Liebe ist eine Reise" genannt worden, das noch andere Metaphern als die der Wanderung beinhaltete, und daher nicht konsistent, sondern nur kohärent ist. <zurück>
14) Hier finden sich endlich Bezüge zu anderen AutorInnen, vor allem aus der sprachphilosophischen Debatte; der späte WITTGENSTEIN wird zustimmend erwähnt, kommt aber im schmalen Literaturverzeichnis nicht vor. <zurück>
15) Damit sprechen LAKOFF und JOHNSON das Phänomen an, das BERGER und LUCKMANN (2003) in einer wissenssoziologischen Perspektive mit "Wirklichkeit der Alltagswelt" beschrieben haben. <zurück>
16) Hier spielt vielleicht das Interesse JOHNSONs als Philosoph an Kantischen Schemata (JOHNSON 1987) und LAKOFFs Beeinflussung als (kritischer) CHOMSKY-Schüler eine limitierende Rolle, hatte letzterer doch genetisch gegebene Sprachuniversalien vermutet. <zurück>
17) Eine Gefahr, die ich in vielen Arbeiten sehe: BUCHHOLZ und von KLEIST (1995, 1997), STRAUB und SICHLER (1989), STRAUB & SEITZ (1998), aber auch bei kulturwissenschaftlichen Arbeiten wie bei SONTAG (1978, 1989). <zurück>
18) Zu den Forderungen an eine Metaphernanalyse vgl. NIEDERMAIR (2001); eine bereits praktizierte Methode einer systematischen Metaphernanalyse, die diesen Forderungen versucht zu genügen, liegt vor (SCHMITT 2003). <zurück>
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Rudolf SCHMITT, Studium von Psychologie und Germanistik in Marburg und Berlin, jeweils mehrere Jahre in Einzelfall- und Familienhilfe und Psychiatrie beschäftigt, seit 1997 Professur für Psychologie am FB Sozialwesen der HTWS Zittau-Görlitz, wissenschaftlicher Schwerpunkt: Metaphernanalyse als sozialwissenschaftliches Forschungsverfahren; siehe seine Beiträge in FQS: Skizzen zur Metaphernanalyse sowie Methode und Subjektivität in der Systematischen Metaphernanalyse. Rudolf SCHMITT hat in zurückliegenden Ausgaben von FQS Besprechungen zu Qualitative Forschung. Ein Handbuch, zu Sozialwissenschaftliche Hermeneutik. Eine Einführung und zu Krankheit verstehen. Interdisziplinäre Beiträge zur Sprache in Krankheitsdarstellungen verfasst.
Kontakt:
Prof. Dr. Rudolf Schmitt
Fachbereich Sozialwesen
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Sozialwesen Zittau / Görlitz
Brückenstr. 1
D – 02826 Görlitz
E-Mail: r.schmitt@hs-zigr.de
Schmitt, Rudolf (2004). Diskussion ist Krieg, Liebe ist eine Reise, und die qualitative Forschung braucht eine Brille. Review Essay: George Lakoff & Mark Johnson (2003). Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern [54 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Art. 19, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0402190.
Revised 6/2008