Volume 5, No. 1, Art. 1 – Januar 2004
Editorial Note FQS Reviews: "Redaktionsarbeit" ist "Kommunikationsarbeit"
Günter Mey
Zusammenfassung: Diese Editorial Note erlaubt einen weiteren Blick "hinter die Kulissen" von FQS Reviews, indem der Verlauf der Redaktionsarbeit von der Vergabe einer Rezension bis zur Veröffentlichung beschrieben wird. Zum einen wird die Vergabepraxis und die in FQS notwendig gewordene Veränderung der Akquisition von Rezensierenden beschrieben (von der anfänglichen Einwerbung über Listenpostings hin zum Aufbau eines festen Autor[inn]enstamms). Zum anderen wird anhand von archivierten Dateien und anhand des Mailverkehrs zu 131 in FQS erschienenen Rezensionen die Betreuung durch die Redaktion dargelegt, die notwendig ist, um (u.a. durch Peer Review) eine Qualitätssicherung und -verbesserung zu erzielen in der Absicht, Besprechungen als Textsorte innerhalb der scientific community zu mehr Beachtung und Anerkennung zu verhelfen. Ein Ergebnis der Evaluation dieser 131 veröffentlichten Beiträge ist, dass deren Güte (und auch formale Merkmale wie die fristgerechte Einreichung) nicht von der Einwerbepraxis bzw. der Art der Akquisition abhängig ist, sondern im wesentlichen von der betreuungsintensiven "Kommunikationsarbeit" (mit) der Redaktion. In der Editorial Note wird diese Kommunikationsarbeit an einem anonymisierten Fallbeispiel einer "gescheiterten" Rezension veranschaulicht.
Keywords: Online-Kommunikation, Online-Publishing, Redaktionsarbeit, Peer Review, Mailinglisten, Rezensionswesen, Buchbesprechungen
Inhaltsverzeichnis
1. Vorbemerkung
1.1 Zur Funktion von Editorial Notes
1.2 Anliegen dieser Editorial Note: Online-Redaktionsarbeit und Qualitätssicherung
2. Redaktionsarbeit ist Kommunikationsarbeit
2.1 Die Eröffnung der (sichtbaren) Redaktionsarbeit: Die Akquisition von Rezensierenden qua Listenposting
2.2 Redaktionsarbeit im "Hintergrund": Der Aufbau eines festen Stamms an Rezensierenden
2.3 Redaktionsarbeit: Peer Review
2.3.1 Revision
2.3.2 Bearbeitungsfristen/Schwund
3. Schlussbemerkung
1.1 Zur Funktion von Editorial Notes
Von Beginn an begleiten Editorial Notes die Entwicklung der Rubrik FQS Reviews – um deren Entwicklung zu dokumentieren und um zugleich allgemeine, mit dem Online-Rezensionswesen einhergehende Herausforderungen und Notwendigkeiten zu diskutieren. Dabei zielen Editorial Notes auf unterschiedliche, mit FQS verbundene Adressatenkreise:
Potenzielle Autor(inn)en sollen sie nutzen können, um das Profil von FQS kennenzulernen.
Bei Lesenden und Buch-Autor(inn)en/-Herausgebenden soll das Interesse für Besprechungen geweckt werden.
Mit FQS kooperierende Verlage sollen – auch im Sinne eines "Rechenschaftsberichts" – die Möglichkeit erhalten, sich über unsere Arbeit(en) zu informieren. [1]
In die in FQS veröffentlichten Editorial Notes sind die Erfahrungen der letzten Jahre eingegangen, ebenso mit einzelnen Rezensierenden geführte Diskussionen, indem ich Anfragen oder beiläufige Bemerkungen aufgegriffen und für die weitere Entwicklung der Rubrik zu nutzen versucht habe. Insoweit sind die Editorial Notes ein (auch für mich) wichtiger Reflexionsort geworden. Dass mittlerweile in einigen Zeitschriftenredaktionen – diese hatte ich anfänglich nicht als Adressatenkreis "definiert" – die FQS Editorial Notes diskutiert und als Anregung genutzt werden, zeigt, dass Editorial Notes weit mehr sind (zumindest sein können) als gelegentliche einführende Einleitungen. [2]
Editorial Notes ermöglichen auch, Einblicke in das "tägliche" Geschäft des Rezensionswesens zu geben/zu erlangen, um auch die kleinteilige (und zuweilen mühevolle) Arbeit aller (direkt) Beteiligten zu verdeutlichen. Dies ist auch ein Anliegen der hier vorliegenden Editorial Note, die wie ihre Vorgänger (vgl. MEY 2000, 2002a, 2002b) mit dazu beitragen soll, Rezensionen als Textsorte und dem Rezensieren als Tätigkeit zu der ihnen im besten Falle zustehenden Bedeutung zu verhelfen. [3]
1.2 Anliegen dieser Editorial Note: Online-Redaktionsarbeit und Qualitätssicherung
Damit Rezensieren als (wissenschaftliche) Tätigkeit gewürdigt wird und Rezensionen als Textsorte in der scientific community ernst genommen werden, ist insbesondere deren Qualität sicherzustellen. Allgemein gilt: "Gute Fachrezensionen sind ... zeitnah, decken das Interessensspektrum der Leserschaft ab und ermöglichen durch die Auswahl aus der Unmenge an Neuerscheinungen eine Orientierung über wichtige Publikationen sowie Trends der Fachszene" (KÄHLER & KOCH 2003, S.261f; siehe auch MEY 2000, Abs.2). Auch wenn Qualitätsstandards unterschiedlich definiert werden – je nachdem, ob Rezensionen z.B. für das Feuilleton überregionaler Zeitungen oder für Fachzeitschriften geschrieben werden – muss, was jeweils als Qualität definiert wird, durch die direkt beteiligten Akteure, also die Schreibenden und die jeweilige Redaktion, umgesetzt und sichergestellt werden. Und auch wenn die Anzahl erreichter Lesender nur ein "indirektes" Qualitätsmaß ist, vergleichbar der "Quoten" im TV, ist gleichwohl nicht zu unterschätzen, dass die Reichweite von und Nachfrage nach Rezensionen ("messbar" über Zugriffszahlen und Zitationen) teilweise eben doch mit diesen Standards "korreliert" [siehe auch Anmerkung 5]). [4]
In FQS haben wir von Beginn an eine "Rezensionspolitik" verfolgt, bei der nicht nur einige inhaltliche (und für Rezensierende verbindliche) Leitlinien und (Mindest-) Standards für Rezensionen vorgegeben werden (siehe hierzu neben den allgemeinen Informationen auf unseren Seiten insbesondere MEY 2000, 2002b), sondern wir bemühen uns um eine redaktionelle Begleitung, die gewährleisten soll, dass nur Rezensionen veröffentlicht werden (und dies möglichst fristgerecht), die den Gütemaßstäben "guter" Besprechungen genügen. Unter "guter" Besprechung verstehen wir, dass über die Medieneinheit (Buch, CD, Film etc.) ausreichend informiert wird, eine darauf aufbauende evaluative Stellungnahme und eine über die Medieneinheit hinausgehende Kontextualisierung des Forschungsfeldes erfolgt (siehe hierzu ausführlicher MEY 2000, Abs.3; MEY 2002b, Abs.12). [5]
In dieser Editorial Note möchte ich einige für die Qualität von Rezensionen und die Arbeit von Rezensionsdiensten bedeutsame Aspekte herausheben, die das Zusammenspiel der direkt beteiligten Akteure, also Autor(inn)en und Redaktion, betreffen (allgemeine Darlegungen zum Prozess von FQS Reviews finden sich in MEY 2002a). Hierzu ist zunächst anzumerken, dass wir – anders als einige Journals bzw. Rezensionsdienste, die lediglich mit einem festen Stamm von Rezensierenden (zumeist zudem "etablierte Namen") arbeiten – auch immer wieder "Noviz(inn)en" die Möglichkeit bieten, Besprechungen zu schreiben und zu veröffentlichen. Einen Großteil der Rezensentinnen und Rezensenten haben wir insbesondere durch "Aufrufe" (Postings) in diversen Mailinglisten angesprochen; eine Akquisitionsform, die im Rezensionswesen bisher eher selten praktiziert wird. Im Folgenden werde ich unsere Erfahrungen mit dieser "Einwerbepraxis" und einige Konsequenzen schildern, die aus dieser Arbeitsweise und aus dem Bemühen um eine (auch implizit verhandelte) Qualitätssicherung erwachsen. Um den gesamten Prozess und die mit FQS Reviews einhergehende Arbeit – und ihre Grenzen – "plastisch" werden zu lassen, findet sich eine Geschichte in der Geschichte. Diese anonymisierte Fallgeschichte einer "gescheiterten" Besprechung soll verdeutlichen, wie aufwändig der Begutachtungs-, Revisions- und Publikationsprozess (für in diesem Falle beide Beteiligte: Autor und Bookreview Editor) sein kann. Als Lesehinweis sei vermerkt, dass die in den grau unterlegten Kästen enthaltene Fallgeschichte auch für sich – also separat vom Haupttext – gelesen werden kann. [6]
2. Redaktionsarbeit ist Kommunikationsarbeit
2.1 Die Eröffnung der (sichtbaren) Redaktionsarbeit: Die Akquisition von Rezensierenden qua Listenposting
Mitglieder von Mailinglisten zu qualitativer Forschung oder in themenspezifischen Foren kennen die in regelmäßigen Abständen von uns versandten Mails, mit denen wir aktiv nach Rezensent(inn)en suchen. Siehe exemplarisch für eine solche Einwerbung Kasten 1.
Kasten 1: Vom Posting bis zum Erteilen des Rezensionsauftrags Liebe Listenteilnehmer(innen), für die nachfolgend aufgeführten Bücher – es handelt sich um eine AUSWAHL aus den Themengebieten "Methodologie und Methoden" und "Studien zu Gesundheit und Medizin" – suchen wir Rezensent(inn)en: [Hier folgte eine Liste mit 17 Titeln.] Auf unseren Seiten finden sich ca. 80 weitere deutsch- und englischsprachige Titel aus den Themenfeldern "Online-Forschung
– Neue Medien" / "Theorie-Positionen" / "Zeichen – Kultur – Identität" /"Arbeit – Beruf – Schule – Familie Institution" /
"Studien zum Nationalsozialismus" /. Ausführliche Informationen zu Medieneinheiten sowie zu FQS Reviews (Hinweise zur Manuskriptgestaltung, Deadline usw.) finden sich über http://www.qualitative-research.net/fqs/fqs.htm. Herzliche Grüße Günter Mey
Nach einem solchen Posting treffen viele Mails ein (siehe dazu MEY 2002a, Abs. 9). In diesem Falle entspann sich u.a der folgende "Dialog":
20.1. gern übernehme ich je eine Rezension für die vier Bücher: 1) Titel 1 2) Titel 2 3) Titel 3 4) Titel 4 Ich bin [Angabe der Dienststellung] an der [Name der Hochschule], [Name der Institution], zuständig für [Disziplin]; Schwerpunkt [Themengebiet]. Meine Adresse lautet: [Name der Hochschule], [Name der Institution], [Str. Nr.], [PLZ Ort]. MfG Cornelius Noth
Meine Antwort-Mail vom gleichen Tag lautete: Lieber Cornelius Noth, haben Sie vielen Dank für Ihre Mail und Ihr Interesse an FQS Reviews! Da Sie vier Titel genannt haben, wir in FQS Reviews eine Bearbeitungszeit von "nur" 6 Monaten einräumen, bis das Review erscheint, und da wir weniger Kurzbesprechungen denn doch umfänglichere Darstellungen der jeweiligen Medieneinheit veröffentlichen, wollte ich noch einmal nachfragen, ob Sie wirklich alle genannten Titel zugeschickt bekommen wollen? Ich hoffe, Sie verstehen meine Rückfrage nicht falsch; ich freue mich auf Ihre Antwort und verbleibe mit herzlichen Grüßen Günter Mey P.S. der Band "Titel 1" ist bereits vergeben, die anderen stehen noch zur Verfügung.
25.1. Danke i. v. C. Noth
25.1. haben Sie vielen Dank für Ihre Mail. Ich habe für Sie den Band von AUTOR [von Titel 3] zur Besprechung beim Verlag geordert (ich hoffe, dass dieser Ihnen in den nächsten Wochen zugeht). Es wäre schön, wenn Sie mir mitteilen, wenn Sie das Besprechungsexemplar erhalten haben ... [Fortsetzung dieser Mail im Kasten 2] Liebe Grüße Günter Mey
8.2. heute möchte ich nachfragen, ob Ihnen das Rezensionsexemplar vorliegt, denn mittlerweile habe ich eine Bestätigung von anderen
Rezensent(inn)en, die vom gleichen Verlag bereits ihr Exemplar erhalten haben; lassen Sie es mich doch kurz wissen. Günter Mey
Auf diese Mail erhielt ich umgehend eine "Ein-Wort"-Bestätigungs-Mail: ja!
Die nächste Mail folgte am 24.3.: Lieber Herr Mey, das Buch "[Erstes Wort von Titel 3] ..." überzeugt mich nicht. Meine Kritik würde grottenschlecht ausfallen ... Gibt es noch ein anderes Buch? MfG C. Noth
24.3. ich glaube ich verstehe Ihre Mail nicht so recht, soll das heißen, Sie wollen die Rezension nicht schreiben? In diesem Falle müssten Sie mir das Buch zurückzustellen (was allerdings nur dann Sinn macht, wenn es in einem Zustand ist, ... dass ich dieses Buch dann an eine/n andere/n interessierte/n Rezensierenden geben kann). Auf jeden Fall bin ich gegenüber den Verlagen in der Pflicht (das sind die Absprachen, die wir ... mit den Verlagen getroffen haben), dass zu den versandten Büchern auch die Rezensionen erscheinen (ohne allerdings in der Pflicht zu sein, was die Beurteilung des Buches anbelangt). So viel für den Moment, viele Grüße Günter Mey
[Erläuterung: Auf unseren Seiten gab es zu der Zeit dieses Mail-Verkehr in der Tat die Möglichkeit, bei Nichtgefallen das Buch zurückzustellen; allerdings wurde dort eigens ein Zeitraum von vier Wochen vermerkt, selbstverständlich mit dem Hinweis, dass Buch dann – unversehrt – der Redaktion zurückzuschicken.]
24.3. |
Das Einwerben von Rezensierenden über Postings war für FQS gerade in der Anfangszeit eine notwendige Vorgehensweise: Zum einen hatten kooperierende Verlage eine Fülle an Medieneinheiten zugesandt, die wir auf anderem Wege kaum oder nur mit erheblichem Kostenaufwand hätten verteilen können.1) Zum anderen war FQS anfangs noch nicht bekannt genug, als dass Rezensierende auf uns zugekommen wären – die erste Ausgabe von FQS wurde im Januar 2000 veröffentlicht, FQS Reviews startete drei Monate später im April 2000. Auch waren wir als Online-Zeitschrift anfänglich mit einigen Vorbehalten konfrontiert, denen zufolge Online-Veröffentlichungen als "Junk-Sciene" oder eine Online-Zeitschrift zumindest als zweitrangiger Publikationsort erachtet wurden. Interessanterweise wurden diese Vorbehalte nicht seitens der mit FQS kooperierenden Verlage vorgebracht, die ihre Medieneinheiten für Besprechungen zur Verfügung stellen,2) sondern sie fanden sich mehrheitlich auf Seiten von Autor(inn)en.3) Diese Skepsis wich jedoch relativ rasch, weil das Internet zunehmend als bedeutsamer Distributionsort für wissenschaftliche Veröffentlichungen erkannt wurde und weiter wird.4) [8]
2.2 Redaktionsarbeit im "Hintergrund": Der Aufbau eines festen Stamms an Rezensierenden
Die "Einwerbepraxis" von Autor(inn)en für FQS Reviews hat sich zwischenzeitlich teilweise gewandelt: Waren Postings in Mailinglisten anfänglich der überwiegende Weg, um Rezensierende zu gewinnen, so haben sich FQS und FQS Reviews mittlerweile etabliert,5) und im Zuge dieser Etablierung bietet eine wachsende Zahl an interessierten Autor(inn)en Besprechungen an bzw. es wird angefragt, ob zu einer Medieneinheit eine Besprechung in FQS erwünscht sei. – Recht häufig merken die Anfragenden einleitend auch an, dass sie die Entwicklung von FQS aufmerksam verfolgt hätten und nun gerne aktiv beitragen würden. [9]
Die Veränderung der Verteilung von Rezensionen sei hier beispielhaft erläutert an den 55 Titeln, die – mit Stand Juni 2003 – in der Vorschau auf kommende Rezensionen auf unseren Seiten angekündigt waren:
16 Titel (29%) waren über Mailinglisten (seit 2001) verteilt worden. Dies bedeutet auch, dass einige der angekündigten Besprechungen – die von uns vorgesehene Bearbeitungszeit von sechs Monaten zum Maßstab genommen – schon länger ausstehen; bei einigen Autor(inn)en ist ungewiss, ob sie ihre Besprechungen je einreichen werden, siehe dazu auch weiter unten Abs. 28ff).
25 Titel (45%) – und damit der größte Teil der angekündigten Besprechungen – waren aus der auf unseren Seiten angebotenen Liste verfügbarer Medieneinheiten ausgesucht worden; davon 14 Titel von Rezensierenden, die zuvor bereits eine (oder mehrere) Besprechung(en) für FQS geschrieben hatten.
Für 6 Titel (11%) wurden Rezensierende direkt seitens der FQS Redaktion angefragt (ebenfalls überwiegend jene, die bereits für FQS Bücher besprochen hatten), da die vorliegenden Titel zu deren Forschungsschwerpunkt passten.
Für 6 Titel (11%) hatten Interessierte (ebenfalls teilweise bereits Autor[inn]en von FQS) mir einem Vorschlag unterbreitetet, einen Titel zu besprechen, der als einschlägig für FQS Lesende eingeschätzt wurde (hierbei wurde zuweilen kein Besprechungsexemplar angefordert, da den Schreibenden das Buch vorlag).6)
Lediglich bei zwei Titeln (4%) schlugen die Autor(inn)en der Bücher selbst Rezensierende vor.7) [10]
2.3 Redaktionsarbeit: Peer Review
Die Einwerbepraxis via Mailinglisten hat eine Fülle an Besprechungen erbracht; wir erreichten schnell und unkompliziert Wissenschaftler(innen), mit denen ansonsten ein Kontakt weit schwieriger zu realisieren gewesen wäre, und unter den anfänglich Angesprochenen sind viele, die auch heute noch in FQS veröffentlichen (einige davon haben fünf und mehr Besprechungen verfasst). Es sei hinzugefügt, dass auch der Kontakt zu Kip JONES, mittlerweile der Assoziierte Bookreview Editor in FQS, eben über ein solches Listen-Posting zustande kam; ebenso geht die Zusammenarbeit mit Robert FAUX, der der FQS-Redaktion angehört und zwischenzeitlich auch die redaktionelle Arbeit in FQS Reviews unterstützt, auf eine über Listen eingeworbene Rezension zurück. [11]
Vor dem Hintergrund dieser positiven Bilanz war die sukzessive Re-Organisation der "Einwerbung" für FQS Reviews – weg von Listenpostings, hin zu dem Aufbau eines festen Stamms an Rezensierenden – kein programmatischer Schritt, sondern es überwogen pragmatische Gründe: Da in FQS insbesondere im letzten Jahr eine derartige Fülle an Besprechungen (insgesamt 72) erschienen ist – und zu betreuen war –, konnte der Betreuungsaufwand nur reduziert werden, indem verstärkt mit FQS Reviews vertraute Autor(inn)en Rezensionen verfass(t)en. Denn als Hauptnachteil der Listenrekrutierung ist zu sehen, dass immer wieder neue, teilweise mit dem Rezensionsschreiben generell nicht vertraute Interessierte sich bewerben. Zwar weisen wir – noch mehr als in der Anfangszeit von FQS – im Vorfeld (also vor dem Versand eines Rezensionsexemplars) zunächst auf das spezifische Profil von FQS Reviews und die damit verbundenen Anforderungen hin (siehe Kasten 2), mittlerweile verbunden mit der Bitte um deren explizite Zurkenntnisnahme, d.h. der/die Rezensent(in) geht mit FQS einen "Kontrakt" ein. Einige der Interessierten haben nach dieser Eingangskommunikation ihre Anfrage zurückgezogen: "I agree that at this point I don't have enough research experience to be useful however I will connect with you in the future."
Kasten 2: Hinweise und Hilfen 25.1. [Fortsetzung der Mail vom 25.1.; abgedruckt in Kasten 1]; da Sie neu bei FQS Reviews sind wäre es gut, wenn Sie einmal auf unseren Seiten nachschauen, welche Anforderungen wir an unsere Rezensenten haben (Deadline sind 6 Monate, FQS-spezifische Manuskriptgestaltung etc.). Auch empfiehlt es sich, die eine oder andere Rezension anzuschauen, aber vielleicht haben Sie das ohnehin schon getan, um einen Eindruck von FQS Reviews zu bekommen; ebenso finden sich in einer zurückliegenden Editorial Note von mir einige Anmerkungen und Hinweise; URL: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-00/3-00mey-d.htm. So viel für den Moment, wenn Sie im Laufe der Zeit fragen wegen FQS Reviews haben, Sie können jederzeit Kontakt zu mir aufnehmen. Liebe Grüße Günter Mey [12] |
Doch auch im Falle eines "Kontrakts" bedeutet es in vielen Fällen, in das Rezensionsschreiben einzuführen bzw. das für FQS spezifische – von anderen Zeitschriften und Rezensionsdiensten teilweise abweichende – Profil (umfänglichere Abhandlungen, inklusive einer Kontextualisierung der Medieneinheit und ihre evaluative Einordnung) zu vermitteln. Viele der in den letzten zwölf Monaten eingegangenen Rezensionen waren "zu spezialisiert" verfasst und damit für den heterogenen Leser(innen)kreis von FQS nicht angemessen.8) [13]
Auch ergibt sich angesichts der Vielzahl an Besprechungen und Rezensierenden ein erheblicher Betreuungsaufwand dahingehend, dass die FQS spezifischen Formalia nicht nur vermittelt, sondern auch eingehalten und umgesetzt werden, was dann überwiegend entfällt, wenn ein(e) Rezensent(in) bereits mit FQS vertraut ist. Denn trotz der Hinweise auf die FQS spezifischen Manuskriptgestaltungsrichtlinien, die auf unseren Seiten zu finden sind und die ich zusätzlich bei Vergabe einer Rezension eigens in einer Mail zusammenstelle, werden diese im Falle der Erstveröffentlichung in FQS nicht immer umgesetzt. Zuweilen scheint es, als ob Autor(inn)en nur einen Standard (den jeweils in ihrem unmittelbaren Umfeld üblichen) kennen. Aus Gesprächen mit Herausgeberkolleg(inn)en weiß ich, dass es viel häufiger als vermutet Praxis ist, dass sich Schreibende nicht im Vorfeld die Anliegen einer Zeitschrift vergegenwärtigen und/oder nicht die formalen Standards (Layouthinweise und Richtlinien der Manuskriptgestaltung) beachten. [14]
Einige Autorinnen vermerken auch eigens, dass sie keine Zeit hätten, die Gestaltungshinweise umzusetzen, verbunden mit der Bitte, die Redaktion möge diese Arbeiten übernehmen. Nur in sehr seltenen und begründeten Ausnahmefällen wird diesem Ansinnen entsprochen, weil wir bereits andere redaktionelle Dienstleistungen bieten, die üblicherweise von Zeitschriften nicht vorgehalten werden: So durchlaufen alle Beiträge in FQS das Lektorat (durch native speaker) und die zu den Beiträgen notwendigen Abstracts (in deutsch, englisch, spanisch) werden redigiert bzw. im Falle der englischen Beiträge wird die Übersetzung in deutsch und spanisch von der FQS Redaktion übernommen. [15]
Vor dem Hintergrund der beschriebenen Notwendigkeit – der Vermittlung der inhaltlichen Konzeption und der erforderlichen formalen Gestaltung der Beiträge – resultiert ein Betreuungsaufwand, der (zumindest für Rezensionen) eher kaum vermutet wird und den möglicherweise auch viele andere Zeitschriften (zumindest für Rezensionen) nicht leisten; dies lässt sich zumindest annehmen, wenn ich insgesamt die Rückmeldungen der Autor(inn)en der bislang von uns kommentierten und redigierten 170 Besprechungen betrachte. Hier eine Auswahl:
"Wie immer Danke für ... [die] äußerst gründliche Arbeitsweise" (Rezensentin, 13.9.2003)
"anbei das überarbeitete und ergänzte Review. Wie immer bin ich beeindruckt von ... [der] sorgfältigen Arbeit und hoffe, dass das Werk nun Deine 'Gnade' findet ... (Rezensentin, 8.9.2003)
"auf diesem Weg möchte ich mich noch einmal ... für die schnelle und professionelle Bearbeitung meines Rezensionsaufsatzes bedanken. Es hat mir wieder viel Freude gemacht, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Sie heben sich äußerst wohltuend von der Bearbeitungsdauer bei den Print-Zeitschriften ab." (Rezensentin, 13.8.2003)
"ich bin wie immer schwer beeindruckt, wie schnell Sie bei der Bearbeitung der eingehenden Beiträge für FQS sind. Herzlichen Dank für die umgehende Rückmeldung. (Rezensentin, 11.8.2003)
"Ich möchte Ihnen auf diesem Weg noch einmal für die Möglichkeit, meine Rezension im FQS zu publizieren, herzlich danken. Vielen Dank auch für Ihre gewinnbringenden Anregungen." (Rezensentin, 6.8.2003; für eine Auswahl an zurückliegendem Feedback siehe MEY 2002b, Anhang). [16]
Nur etwa die Hälfte der eingesandten Besprechungen genügt inhaltlich und formal den Standards/Richtlinien, was nicht heißt, dass in diesen Fällen nicht auch kleinere (Sprach- und Fehler-) Korrekturen vorgenommen werden oder einige Formalia in einer Revisionsschlaufe noch umgesetzt werden müssen. Überwiegend sind umfänglichere Überarbeitungen – und damit meistens mehrmalige Revisionsschlaufen – notwendig. [17]
Für diese Editorial Note habe ich mir eigens noch einmal alle archivierten Dateien angeschaut (es sind dies 131 Besprechungen; von über 40 älteren in FQS veröffentlichten Rezensionen liegen mir nach einem PC-Wechsel die Original- und die mit meinen Kommentaren versehenen Dateien nicht mehr vor); anhand der erbetenen Korrekturen, die in den Dateien direkt vermerkt sind,9) erfolgte eine Zuordnung zu den Kategorien "no", "minor", "medium" und "major" revisions (siehe Abb. 1).
Abbildung 1: Verteilung der Revisionen bezogen auf Ersteinreichungen10) [18]
Bei der Durchsicht der 131 archivierten und kommentierten Erstfassungen (die Zweit- und in den meisten Fällen notwendigen Drittfassungen habe ich nicht berücksichtigt) ist mir zudem aufgefallen, dass sich bezogen auf FQS Reviews zwei Änderungen ergeben haben. So wurden anfänglich noch deutlich kürzere Besprechungen akzeptiert, während derzeit bereits die eingereichten Fassungen von sich aus schon ausführlicher sind; in den wenigen Fälle der Einreichung von Kurzbesprechungen wird weit mehr auf Explikation gedrungen. Auch ist die Bezeichnung "Rezensionsaufsatz/Review Essay”11) mittlerweile seltener geworden. Oder anders formuliert: Heutige Review Notes wären früher als Review Essay klassifiziert worden. Insofern hat sich im Laufe der Zeit der Standard von FQS Reviews und haben sich die Anforderungen an Rezensionen in FQS verschoben. Bezogen auf die Auswertung der archivierten Erstfassungen heißt dies, dass gerade bei Rezensionen aus den Jahren 2000 und auch für einige aus 2001 heute mehr Ergänzungen eingefordert werden würden und dass damit die Angaben in Abb. 1 entlang der heutigen Standards noch deutlicher in Richtung eines höheren Revisionsaufwandes ausfallen würden.
Kasten 3: Frist Draft, Peer Review im Falle von Buchbesprechungen und der Revisionsprozess
30.6. hier meine Rezension. Das Layout werden Sie sicherlich perfektionieren können? Ansonsten habe ich versucht, alles zu berücksichtigen. Bitte lassen Sie mich wissen, wann sie veröffentlicht wird. Danke für alles, MfG C. Noth
30.6. vielen dank für ihre rezension, deren positiver grundtenor mich ein wenig überrascht hatte, nachdem sie mir ja zwischenzeitlich schrieben, dass sie mir das besprechungsexemplar sogar zurück schicken wollten; [siehe die Mail vom 24.3. im Kasten 1] angehängt finden sie ihre besprechung als RTF-file; darin habe ich mit farbmarkierungen gearbeitet: ROT sind meine anmerkungen/kommentare/bitten, die sich auch die HELLBLAU markierten wörter/passagen beziehen (bzw. teilweise auch OHNE hellblaue farbmarkierung, da es sich um generelle anmerkungen handelt); GELB sind Autor(inn)enNACHnamen markiert, die ebenfalls groß geschrieben werden sollten; wenn es fragen gibt/etwas unverständlich ist, dann melden sie sich einfach; noch eine generelle anmerkung bzw. frage: ein wenig war ich auch verwundert, dass sie – was ja zu dem band gepasst hätte – keine bezüge generell(er) zur "[Themenschwerpunkt 1"] / [Themenschwerpunkt 2] herstellen, denn darüber ließe sich auch der (stellen-) wert des bandes von autor [des Titels 3] besser verdeutlichen (nur am rande: da ich selbst in dem themenfeld arbeite, wüsste ich nun nicht, ob ich mir das buch – ungeachtet der kritik, die sie äußern bzgl. fehlender [Themenschwerpunkt]-perspektive – weitere/neuere einsichten liefert ... aber vielleicht lassen sich dazu ja noch ein paar sätze ergänzen ... so viel von meiner seite; BITTE benutzen sie für die überarbeitung die ANGEHÄNGTE DATEI; da ich diese bereits hinsichtlich der FQS spezifischen gestaltung zu formatieren begonnen habe ... auch dafür herzlichen DANK; schön wäre auch – wenn es nicht zu viel umstände macht, dass sie die ergänzungen farblich markieren, etwa mit PINK, da ich dann schneller sehe, was verändert wurde ... und wie gesagt: wenn sie fragen haben melden sie sich einfach viele grüße günter mey 6.7. danke für Ihre Rückmeldung. Meine Überarbeitung wird leider etwas dauern, wegen [Nennung von Gründen]. Ich hoffe es, bis Mitte, Ende Juli zu schaffen! Mit freundlichen Grüßen aus [Ort] C. Noth
6.7. Hallo Cornelius Noth, vielen Dank für die Benachrichtigung ... Schicken Sie die überarbeitete Fassung, wenn es passt ... (Ende Juli/Anfang/Mitte August wäre schön). Ihnen gutes Durchhaltevermögen für die [anstehenden Arbeiten] ... Viele Grüße Günter Mey
Am 9.8. erreichte mich eine E-Mail des Rezensenten, in der die Besprechung – ohne Anschreiben – hineinkopiert war.
9.8 vielen dank für die mail, ein wenig überrascht bin ich, dass sie mir nicht ein attachment-file geschickt, sondern ihre besprechung
in die mail kopiert haben. schicken sie mir doch bitte ihre besprechung als textdatei, damit ich darin weiterarbeiten kann.
vielen dank, günter mey
Am gleichen Tag erhielt ich eine Mail mit folgendem Kurztext:
In der Antwortmail vom 9.8. habe ich noch einmal versucht zu beschreiben, wie ein Attachment anzuhängen ist. Da ich keine weitere Mail erhielt, schrieb ich am 13.8.:
Sehr geehrter Herr Noth, nun haben Sie bislang noch nicht die Rezension als Datei geschickt – Gibt es technische Probleme? Als Sie die Rezension das erste Mal geschickt hatten, hatten Sie es als Attachment angehängt – insofern hab ich jetzt nicht ganz verstanden, warum Sie es nicht wieder so gemacht haben. Nun noch kurz zu dem Inhaltlichen. Ich habe mir einmal die Rezension im Mail-Text angeschaut, und dabei ist mir aufgefallen, dass Sie bisher lediglich die Petitessen (fehlende Seitenangaben, etc.) verändert haben. In der damals angehängten und mit Kommentaren versehenen Datei hatte ich 3 Ergänzungsvorschläge gemacht, die wie ich sehe allesamt nicht berücksichtigt wurden: a) ich hatte um eine AUSSAGEKRÄFTIGE Zusammenfassung gebeten ... Schauen Sie sich doch bitte einmal einige Rezensionen (etwa zu dem Plummer-Buch von Volker Wedekind in FQS 3(1) an – aber auch jede der vielen anderen Abstracts + Sie werden sehen, was ich mit AUSSAGEKRÄFTIG meine ... b) ferner hatte ich gebeten, im Absatz 2 eine kurze inhaltliche Übersicht zu dem Band zu geben, damit die "Informations"-Funktion von FQS Reviews trägt, die alle anderen Rezensierenden versuchen umzusetzen ... c) ein paar kurze weiterführende Gedanken dazu, was ein [Themenschwerpunkt-] Ansatz beitragen könnte ... Ich weiß, dass Sie [derzeit mit vielen anderen Aufgaben belegt sind] + [diese] viel Zeit kosten, dennoch möchte ich Sie bitten, zumindest die von mir angemahnten Punkte a) + b) in die Überarbeitung mit aufzunehmen. Ich warte lieber ein paar Wochen länger auf eine Rezension, die zu dem FQS Profil "passt" als dass zwar fristgerecht eine Besprechung vorliegt, die aber für die Lesenden nur bedingt "informativ" ist. Ich hoffe, Sie verstehen meine Position, so viel für den Moment, Ihnen ein schönes Wochenende, liebe Grüße Günter Mey [19] |
Noch eine Schlussbemerkung, richtiger eine Vermutung, zu der hohen Zahl an notwendigen Überarbeitungen. Es scheint, dass – zumindest im Falle von Rezensionen – viele Autor(inn)en nicht auf ein Netzwerk von Kolleg(inn)en zurückgreifen können/wollen, um ihre Fassungen im Vorfeld korrigieren zulassen. Ein Autor vermerkt dies in seiner Antwortmail: "Danke für die mühevolle Überarbeitung und stichhaltige Korrektur/Anmerkung zu vielen Punkten in der ersten Fassung der Rezension. Wie bei allen Texten ist es sehr hilfreich, wenn noch mal jemand nicht nur korrigiert, sondern explizit mitdenkt und nachhakt" (Rezensent, 28.6.03). Wenn diese Rückmeldung, was entlang unserer Erfahrung nahe liegt, kein Einzelfall ist, dann ist zumindest anzumerken, dass der Bookreview Editor das Kolleg(inn)ennetzwerk "simuliert". Ich selbst lasse als Autor von Beiträgen – ungeachtet welcher Textsorte – diese wenn möglich gleich von mehreren (befreundeten) Kolleg(inn)en kommentieren, denn es gibt (wenig überraschend) immer perspektivische Anmerkungen und unterschiedliche Leseweisen. Die kritische Betrachtung und Revision trägt zur Qualität wissenschaftlicher Produkte (Texte) bei. Dass darauf verzichtet wird, wirft auch ein Licht auf die Wissenschaftskommunikation und auf die wissenschaftliche community. [20]
2.3.2 Bearbeitungsfristen/Schwund
Auch wenn ich eingangs erwähnt habe, dass einige der über Mailinglisten verteilten Besprechungen nicht fristgerecht eingereicht wurden und dass bei einigen Besprechungen anzunehmen ist, dass diese nicht erscheinen werden, ist diese Form der Einwerbung von potenziellen Autor(inn)en sehr erfolgreich. [21]
Denn anders als anzunehmen wäre, ist es auch im Falle der über Listen eingeworbenen Rezensionen sehr wohl möglich, ein großes Maß an Verbindlichkeit und (relativ) fristgerechte Veröffentlichungen sicherzustellen. Zu den Maßnahmen seitens der Redaktion gehört mittlerweile, bereits im ersten Mailverkehr (d.h. bevor das Buch beim Verlag für den Rezensierenden geordert bzw. von der Redaktion verschickt wird) auf diese Verbindlichkeit hinzuweisen und diese durch weitere Nachfragen (siehe auch Kasten 4) herzustellen/aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus helfen die zwischenzeitlichen Fragen (ob mit einer fristgerechten Einreichung oder mit Verzögerungen zu rechnen ist etc.), die aufwändige redaktionelle Betreuung (zwischen mir, meinem englischsprachigen Kollegen und mit der spanischen Redaktion) zu koordinieren.
Kasten 4: Reminder 9.6. So viel in aller Kürze liebe Grüße Günter Mey
P.S. Auch wenn ich schon auf unsere FQS spezifischen Guidelines hingewiesen habe, möchte ich dies noch einmal wieder holen, da ich in der zurückliegenden Zeit häufiger Beiträge erhalten habe, die jenseits unserer MS-Gestaltung abgefasst wurden, was mir – aber auch den Autor(inn)en – unnötig Arbeit macht. Es wäre schön, wenn Sie bei der Abfassung darauf achten würden. Auch dafür schon einmal ganz herzlichen Dank.
14.6. ich habe meine Abgabe fristgerecht für Ende Juni geplant! Und die Formvorlagen werde ich natürlich berücksichtigen! Bis dahin, Cornelius Noth [22] |
Zwar sollen die Kontaktnahmen und die mit den Rezensierenden getroffenen und teilweise im Revisions- und Publikationsprozess neu verhandelten Absprachen helfen, die redaktionelle Arbeit zu organisieren und den Grad der Verbindlichkeit zu erhöhen.12) Jedoch bedeutet der hier betriebene Aufwand nicht unweigerlich, dass alle Besprechungen auch zustande kommen/erscheinen. [23]
Das Verhältnis von fristgerecht und verspätet eingesandten – sowie noch ausstehenden – Rezensionen soll hier am Beispiel einiger Listen-Postings vom Januar 2002 veranschaulicht werden. Damals wurden 51 Titel von Medieneinheiten in vier Listen geschickt. Davon wurden
11 Titel nicht angefordert;
1 Titel wurde nicht versandt, da das Kontingent an Rezensionsexemplaren, das der Verlag zu verschicken bereit war, erschöpft war;
2 Titel wurden zurückgestellt, da in einem Falle das Buch nicht den Erwartungen des Rezensierenden entsprach (diese Möglichkeit ist in FQS explizit vorgesehen [gewesen]), im anderen Falle trat der Rezensent wegen persönlicher/beruflicher Umstände von seiner Zusage zurück;
30 Besprechungen sind mittlerweile veröffentlicht,
7 Besprechungen wurden bislang noch nicht eingereicht bzw. veröffentlicht. [24]
Mit 30 veröffentlichten Besprechungen der im Januar 2002 durch die Redaktion zugestellten oder bei den kooperierenden Verlagen georderten und direkt von dort verschickten 37 Titeln liegt die "Erfolgs"-Quote bei 80 Prozent.13) Bezogen auf die Einreichfrist (siehe Abbildung 2) zeigt sich, dass die Bearbeitungszeit (zwischen Versand und Veröffentlichung) bei 7,9 Monate liegt. Dieser Durchschnittswert überschreitet zwar die von uns anvisierten sechs Monate, allerdings ist zu bedenken, dass selbst bei fristgerechter Einreichung Revisionsphasen hinzukommen. Hierbei erfolgen die erforderlichen Überarbeitungen oft innerhalb weniger Tage/einer Woche, in einigen wenigen Fällen verstreichen jedoch mehrere Wochen/Monate.
Abbildung 2: Benötige Bearbeitungszeit für Rezensionen [25]
Zu den sieben offenen Titeln ist anzumerken, dass mit einer Rezensentin – nachdem diese den Erhalt des Rezensionsexemplars bestätigt hatte –, der Kontakt abgerissen ist, d.h. sie hat keine der an sie adressierten E-Mails beantwortet. Eine Besprechung liegt nach erster vollständiger Überarbeitung vor, eine nochmalige Revision ist notwendig; drei Besprechungen sind mehrmals (z.T. mit Angabe eines exakten – mittlerweile schon wieder verstrichenen – Datums) angekündigt, jedoch bislang nicht zugestellt worden. Eine Rezensentin hat aus Krankheitsgründen gebeten, ihre Besprechung auf unbestimmte Zeit auszusetzen; mit einem Rezensenten kam es zu Differenzen (siehe nachfolgenden Kasten 5).
Kasten 5: Ausgang 17.8. ja, es gab ein Serverproblem bei mir zuhause. Alle Emails im Büro wurden dadurch gelöscht. Leider werde ich Ihrer Bitte nicht
nachkommen. Ich stehe zu der jetzigen Fassung. Könnten Sie mir die Rezension noch einmal in der gewünschten Formatierung senden?
17.8. zu dem punkt, dass sie meiner bitte nicht nachkommen können (wollen??) + zu ihrer jetzigen fassung "stehen", möchte ich dennoch
anfügen, dass wir in FQS und mit bislang fast 100 rezensionen + in diesem jahr mit weiteren 50-60 rezensionen eine fülle an besprechungen ... liefern
+ wir – so wie es gerade auch andere rezensionsdienste diskutieren – auch im sinne der lesenden gewährleisten sollten, dass
rezensionen einen stil/ein profil aufweisen; dies muss nicht immer zu gleichen darstellungsformen führen, sollte aber bestimmte
mindeststandards aufweisen. in FQS gehört zu diesen standards u.a. eine aussagekräftige zusammenfassung (in einer zurückliegenden mail hatte ich bereits erläuterungen
dazu gegeben), diese mindeststandards einzuhalten ist wichtig – und so recht kann ich nicht verstehen, warum sie sich weigern,
eine entsprechende zusammenfassung zu schreiben; gleiches gilt um die erbetene ergänzung, was den inhalt anbelangt (wieso
geht es nicht, noch einen absatz hinzuzufügen, der den lesenden eine inhaltliche orientierung gibt? – ein weiterer "mindest"-standard;
ich habe ihnen ja nicht "abverlangt", nun jedes einzelne kapitel inhaltlich zu beschreiben; dies habe ich bereits mit rücksicht
auf sie unterlassen; denn wenn sie sich die rezensionen in FQS anschauen, dann sehen sie, dass in vielen besprechungen, eine weitaus ausführlichere erörterung der im buch verhandelten
inhalte mittlerweile überwiegend zu finden ist.
so viel für den moment, viele grüße, günter mey
17.8. ich habe mir den in Ihrer letzten Email aufgeführten Text angeschaut und noch einen Fehler gefunden, den ich korrigiert habe.
Entschuldigen Sie, wenn ich jetzt formal werden muss: Der Verlag hat von mir eine Rezension verlangt. Sie liegt nun vor. Ihr C. Noth
17.8. da Sie formal werden, werde ich es auch: in der ersten Mail (unten nochmals angehängt [gemeint ist die Mail vom 25.1; siehe Kasten 2, Anmerkung GM]) hatte ich Sie gebeten, sich die ANFORDERUNGEN an Rezensierende, die für FQS schreiben, anzuschauen; das meint Sie haben es in erster Linie mit FQS zu tun (ich weiß ja nicht, in welchen Zeitschriften Sie sonst veröffentlichen, da ich in mehren schreibe + geschrieben habe, ist es für mich selbstverständlich, dass ich die jeweiligen Richtlinien/Ansprüche einhalte; geschieht dies nicht, wird der Beitrag schlechterdings nicht angenommen); bei Rezensionen ist dies anders (bzw. schwieriger), da es hier auch darum geht, – wie ich Ihnen in einer zurückliegenden Mail geschrieben habe –, dass die Verlage nur dann kooperieren, wenn auch garantiert ist, dass Rezensionen erscheinen, was es mir schwerer macht, Rezensionen einfach abzulehnen, die den Anforderungen nicht genügen, ich habe hier eine Doppelrolle wahrzunehmen ... und ich finde, Sie machen es sich da recht einfach, wenn Sie sich auf die Position zurückziehen, dass Sie eine Rezension abgeliefert haben; ich werde nun mit meinen Herausgeber(innen)-Kollegen das weitere Prozedere beratschlagen, da ich es mittlerweile ein wenig müßig finde, über einen zuschreibenden Abstract von ca. 10 Zeilen und einen 2ten Absatz von 10 Zeilen Mail um Mail zu schreiben, nachdem ich – wie ich jetzt auch schon mehrmals geschrieben habe – mit Rücksicht auf Ihre Befindlichkeit von weitergehenden Änderungen abgesehen habe. Günter Mey [26] |
Eingedenk der konkret genannten Gründe und vor dem Hintergrund aller bislang in FQS eingegangenen (nicht) fristgerechten Besprechungen und der diese begleitenden Korrespondenz (s. dazu MEY 2002b, Absatz 11-14) – lassen sich einige Verallgemeinerungen vornehmen. [27]
Gründe für das Nicht-Zustandekommen von Rezensionen sind:
Unterschätzung des Aufwandes (insbesondere hinsichtlich der Ansprüche an Rezensionen in FQS).
Widrige Arbeitsumstände/Eintritt in Arbeitslosigkeit: Einige haben ihre Anstellung verloren und bitten um Aufschub, weil nun (verständlicherweise) die Lebenssicherung Vorrang habe; teilweise verändern sich auch die Arbeitszusammenhänge, so dass der Inhalt der Medieneinheit nicht mehr "wichtig" bzw. von Interesse ist/die Rezension keine "Karriere"-Bedeutung mehr aufweist.
Interesse verloren/Buch entspricht nicht den Erwartungen: Anders als die durch Arbeitsplatzwechsel veränderten Arbeits-/Interessensfelder – und anders als jene, die mir ein Buch zurückgegeben haben – müssen einige das Interesse am Schreiben einer Rezension verloren haben (wenn ich nicht die Absicht unterstelle, lediglich umsonst an ein Buch zu gelangen) oder das Buch entsprach nicht ihren Vorstellungen, wobei sie sich nur vom Titel angesprochen fühlten und nicht ausreichend über den Inhalt informierten (wozu wir immer eigens auffordern, sei es auf unseren Seiten oder auf den entsprechenden Verlagsseiten).
Computercrash, nicht abgespeicherte Daten: Mehrere Rezensionen wurden bislang nicht veröffentlicht, weil mir die Autoren mitteilten, sie hätten die Datei an mich geschickt (ohne dass diese mich je erreicht hätte), und auf meine erneute Nachfrage angaben, die Dateien seien nun unauffindbar bzw. es existierten nur ältere Versionen. Einige Autor(inn)en berichten auch von Datenverlust durch Viren, nach Computerabsturz, etc.
Krankheiten und Todesfälle: In einigen Fällen machten Krankheiten, Todesfälle in der Familie oder andere persönliche Umstände eine fristgerechte Einreichung unmöglich. [28]
Einige der Gründe sind sehr triftig, andere wirken wie "Ausreden". Ungeachtet der je konkreten Ursachen für das nicht (fristgerechte) Erscheinen ist für mich in den letzten Jahren bedeutsam gewesen, dass rein auf E-Mail basierte Kommunikation Verbindlichkeit herzustellen vermag und dass das teilweise von vielen als "leblos" beschriebene Online-Kommunizieren (und -Publizieren) sehr lebendig ist (zumindest sehr lebendig [gestaltet] sein kann). Die Qualität, die in FQS Reviews über die Einhaltung von Mindest-Standards erreicht werden soll, gründet neben allem damit einhergehenden professionellen Handeln auch darin, dass die gesamte Redaktionsarbeit zugleich verbindlich (aber mit Geduld) und an den jeweiligen Lebenslagen aller Beteiligten abzustimmen versucht wird.
"Sollte noch etwas fehlen, zu ergänzen sein ..., dann weiß ich nicht, ob Sie nicht auch mal ein Quo usque tandem! von mir hören. – Insgesamt muss ich mich bedanken, dass Sie sehr positiv motivierend die einzelnen Etappen begleitet haben: Wenn ich die erste Version mit der jetzt (hoffentlich) letzten vergleiche, könnte ich nachträglich gut verstehen, wenn Sie einfach den Hut drauf geschmissen hätten. Auch war es für mich eine neue Erfahrung, dass bei einem Online-Publikationsmedium ein so hoher Redaktions- und Peer-Review-Aufwand betrieben wird. Kann es sein, dass die Qualitätsstandards deswegen relativ hoch angesetzt werden, weil das E-Publishing im Wissenschaftsbetrieb noch nicht so ganz akzeptiert wird? Dann jedenfalls leistet FQS einen wirklich substanziellen Beitrag in diese Richtung." (Rezensent, 2. September 2003) [29]
Dass ich/wir von vielen Autor(inn)en immer wieder ähnliche Rückmeldungen erhalten (siehe exemplarisch MEY 2002b, Anhang; die hier präsentierte Fallgeschichte steht für sehr seltene misslingende Kommunikation im Falle von FQS), erklärt dann auch, dass ich trotz der vielen investierten Stunden die Arbeit als Bookreview Editor als Bereicherung – und nicht als Last – erlebe, ganz ähnlich mein Herausgeber-Kollege Kip JONES (siehe seine Notiz in der gemeinsam editierten Schwerpunktausgabe FQS Reviews II). [30]
Die enge Begleitung der Autor(inn)en bleibt eines der Merkmale des (Online-) Publishing von FQS. Die Intensität der Begleitung variiert zwar, je nachdem, ob mit Rezensierenden erstmals gearbeitet wird oder ob es sich um erfahrene Autor(inn)en handelt, aber: Die Qualität der Rezensionen korrespondiert nicht mit der Einwerbe- und Vergabepraxis, sondern hängt davon ab, wie nach der Vergabe der gemeinsame Prozess der Begutachtung, Revision und des Publizierens gestaltet wird. Da diese aufwändige Handhabung der Redaktionsarbeit viele Tausende Mails (siehe dazu MEY 2002b) und ebenfalls viele tausende Arbeitsstunden beinhaltet, war die verminderte Einwerbepraxis qua Listenposting notwendig, um die Qualität zu erhöhen und den Aufwand zu verringern. Denn das Internet hat zwar – wie wir immer wieder betonen und auch leidlich nutzen – nahezu unbegrenzte Kapazitäten, aber die "human resources" der Internetbetreibenden sind nicht unbegrenzt.14) Insofern werden wir – die heutige redaktionelle Besetzung vorausgesetzt – die Anzahl an Rezensionen nicht über die durchschnittlichen 60-80 Besprechungen pro Jahr hinaus erhöhen (können). [31]
2003 werden wir diese Marke eher unterschreiten. Denn nachdem bislang in den drei FQS Schwerpunktausgaben "erst" 29 Besprechungen veröffentlicht wurden, und obschon von den über 50 ausstehenden Besprechungen (unsere bisherigen Einsendequoten berücksichtigend), viele noch in diesem Jahr veröffentlicht werden können, werden wir insgesamt nicht die Anzahl der 72 in 2002 veröffentlichten Besprechungen erreichen. Auf den ersten Blick mag es möglicherweise ein wenig so wirken, als ob Rezensionen in FQS nicht mehr den Stellenwert haben, den wir von Anfang an programmatisch formuliert haben. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass eine andere Verschiebung stattgefunden hat, denn nicht wenige der in 2003 erschienenen Besprechungen (genannt seien exemplarisch: DIAZ-BONE 2003, MENSCHING 2003, OTTERMANN 2003, ROTH 2003, STINGL 2003) sind so umfänglich (zwischen 20 und 40 PDF-Seiten pro Beitrag), dass selbst die Bezeichnung "Review Essay" beinahe den Umfang und die Anlage der Beiträge unterbestimmt lässt – dies gilt auch für einige frühere Besprechungen wie die von SCHOLZ (2002), ROTH (2002) oder LAMNEK (2002), um nur die umfangreichsten zu nennen. [32]
Dass FQS Reviews auch weiterhin eine wichtigen Platz in unserem Gesamtangebot einnimmt, wird auch darin deutlich, dass wir derzeit – nachdem 2001 und 2002 jeweils eine Schwerpunktausgabe FQS Reviews erschienen ist (MEY & MRUCK 2001, MEY & JONES 2002) – eine weitere Schwerpunktausgabe "FQS Book Reviews III" vorbereiten. Und wir werden in den kommenden Monaten wieder in öffentliche Listen sowie in die internen Liste der FQS Abonnent(inn)en Mails verschicken mit den Subject: "Rezensent(inn)en gesucht ...". Wir hoffen, dass FQS Reviews weiterhin ein Beispiel für gelungene Online-Kommunikation und für das Online-Publishing insgesamt ist. [33]
1) Es sei vermerkt, dass Rezensierende zu gewinnen teilweise schwierig ist; zum "Schatten-Dasein" von Rezensionen siehe meine Anmerkungen in zurückliegenden Editorial Notes (insbesondere MEY 2000, Abs. 7-10). Allerdings scheint sich – gerade auch durch Online-Rezensionen – das Rezensionswesen zu verändern, denn es erweitert sich der Kreis der Lesenden, die Rezeptionsgewohnheiten (Lektüre am Bildschirm, Ausdruck interessierender Beiträge) haben sich teilweise zu ändern begonnen und die Internetspezifischen Potentiale werden zunehmend geschätzt (insbesondere flexible Darstellungsmöglichkeiten, schnelle Veröffentlichungszeiten, Platzressourcen; siehe dazu die Anmerkungen in MEY 2002b, Abs. 8, 13-16; dazu auch KÄHLER & KOCH 2003). <zurück>
2) Nur der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass dies auch auf Veränderungen auf Verlagsseite verweist: Als wir das FQS Konzept 1999 deutschsprachigen Verlagen vorgestellt hatten, auch um möglicherweise die gesamte Zeitschrift über einen Verlag zugänglich zu machen, stieß dies bei keinem unserer Gesprächspartner(innen) auf Interesse, da Online-Journale damals nicht als ernstzunehmender "Markt" angesehen wurden (siehe dazu MRUCK 2000; Anmerkungen zum Stand des Online-Publizierens gerade deutscher Verlage finden sich auch in MRUCK & MEY 2001). <zurück>
3) Einer der ersten Rezensenten fragte, ob er es richtig verstanden habe, dass seine Rezension "nur" im Internet veröffentlicht würde. Anfänglich wurde ich auch von vielen Rezensierenden gebeten, ich möge ihnen ein "Exemplar", gemeint war eine Ausgabe von FQS, zuschicken, um sich mit FQS vertraut zu machen, da die jeweilige Bibliothek die Zeitschrift nicht in ihrem Bestand habe. Gerade in der Anfangszeit erhielten wir viele solcher Mails, die auf die Internetunerfahrenheit von (Sozial-) Wissenschaftler(inne)n hinwiesen (siehe dazu auch MRUCK & MEY 2001); aber auch einige Verlage baten mich zwischenzeitlich immer wieder, ich möge ihnen nach Erscheinen von Rezensionen Belegexemplare schicken. <zurück>
4) Daran hat FQS mit der Veröffentlichung von bislang fast 450 Beiträgen sicherlich auch einigen Anteil. Und FQS hat auch aufgrund seiner "Politik", das Internet mit seinen Potentialen – flexible Platzressourcen und Aktualität von Veröffentlichung – zu nutzen, einige Vorzüge des Online-Publizierens deutlich gemacht (siehe auch MRUCK 2003). <zurück>
5) Für die "Etablierung" von FQS Reviews und die Aufwertung von Rezensionen spricht, dass unserer "Politik" folgend Rezensionen mehr und mehr als eigenständige Beiträge in einem Diskursfeld verstanden werden und auch die Zugriffszahlen für Rezensionen mittlerweile beachtlich sind. Dies gilt insbesondere für längere Besprechungen: So waren z.B. für die Sammelbesprechung Methodenintegration am Beispiel der Lebenslauf- und Biografieforschung von Siegfried LAMNEK, die im März 2002 erschienen ist, bis Ende September 2003 bereits 8.924 Downloads (Zugriffe auf PDF-Dateien) zu verzeichnen, die HTML-Version wurde 3.708 mal aufgerufen. Auf die englische Zusammenfassung wurde immerhin 542 mal zugegriffen, auf die spanische sogar 2.803 mal. <zurück>
6) Auch wenn damit eine Erleichterung verbunden ist (keine zusätzliche Kontaktnahme zu dem Verlag, kein Versand), habe ich aufgrund zurückliegender Erfahrungen bei solchen Angeboten immer mit den Rezensierenden Kontakt aufgenommen: So wurde eine eingereichte Besprechung – die, um den Standards von FQS Reviews zu genügen, mehrere Revisionsschlaufen durchlaufen musste – später wieder zurückgezogen, da der Autor, wie er in einer Mail an die Redaktion "bekannte", eine "Gefälligkeitsrezension" verfasst hatte, die ihm allerdings wegen einer darin vorgenommenen Kritik eine heftige Reaktion des Buchautors einbrachte, und er bat deshalb, seine Besprechung zurückzuziehen. Es sei darauf hingewiesen, dass ein solches Vorgehen eine Ausnahme bildet bzw. dass Gefälligkeitsrezensionen in FQS nicht akzeptiert werden; zur Schwierigkeit. "Gefälligkeitsrezensionen" zu erkennen, siehe MEY 2002a, Abs. 4]. Ein ähnlicher Fall wiederholte sich zu der Zeit, als ich diese Editorial Note verfasst habe. Mir wurde von einem Autor eine ursprünglich für eine andere Zeitschrift geschriebene Besprechung angeboten; diese sollte dort aber nicht erscheinen, weil der Autor des besprochenen Buches in der Zeitschrift einen Beitrag veröffentlichte und dadurch zu viele Redundanzen entstehen würden. Nach Prüfung des Beitrags und Zustellung der kommentierten und mit Überarbeitungsvorschlägen versehen Datei antwortete der Autor, er wolle (müsse) die Besprechung zurückziehen, da der Autor des besprochenen Buches mit heftiger Kritik reagiert habe und der Rezensent im Falle einer Veröffentlichung der Rezension "heftige" Auseinandersetzungen erwarte, die er nicht eingehen wolle. Dies war insoweit erstaunlich (und angesichts des redaktionellen Aufwandes unsererseits ärgerlich), als es sich in diesem Falle – anders als im zuerst erwähnten (dort handelte es sich um einen jungen wissenschaftlichen Mitarbeiter, der nach eigener Angabe "kaum über Erfahrungen mit dem Publizieren" verfügte) – um einen "erfahrenen" (promovierten und habilitierten) Wissenschaftler handelte. <zurück>
7) Auch bei extern vorgeschlagenen Rezensierenden gilt es – ebenso wie bei eingereichten/angebotenen Rezensionen (siehe Anmerkung 6) –, Gefälligkeitsrezensionen zu vermeiden. <zurück>
8) Eine geforderte Ent-Spezialisierung ist nicht als "Simplifizierung" misszuverstehen, sondern zielt auf eine Darstellung, die Interessierten den Nachvollzug erlauben soll (siehe dazu auch MEY 2002b, Abs. 8-11). Eine zu weitgehende "Spezialisierung" verhindert dem entgegen, dass Interessierte in den jeweiligen, ihnen "fremden" Forschungsbereich eingeführt werden, damit können sie die besprochene Medieneinheit auch nicht beurteilen. Ohne Überarbeitungen, die darauf zielen, die für das Themengebiet wichtigen Positionen zu erläutern, Termini auszuführen etc. würden Interessierte rasch ihr Interesse am Lesen der Rezension (und wohl auch an dem Thema) verlieren. <zurück>
9) Zur leichteren Handhabung wurden von Beginn an alle vorgenommenen (Fehler-) Korrekturen (und vorgenommene Ergänzungen) im Text farblich markiert; ebenso sind direkt im Text alle als notwendig erachteten Ergänzungen/Änderungen an den betreffenden Passagen vermerkt. Zuweilen werden – wenn größere Revisionen notwendig sind – zusätzliche Kommentare in die Datei eingefügt und auch in der Begleitmail bei Rückversand der kommentierten Datei sind die Anforderungen und Änderungswünsche nochmals explizit formuliert. <zurück>
Legende zur Abb. 1:
No revisions: es wurden nur wenige Fehler korrigiert und bezogen auf die formalen Standards sind nur sehr wenige Aspekte zu beanstanden.
Minor revisions: neben der Fehlerkorrektur sind wenige, zumeist kleinere Hinzufügungen (Explikationen) erforderlich; dagegen sind fast alle formalen Standards (Abstract, Keywords, Substrukturierung mit Zwischenüberschriften, Großschreibung der Autor[inn]en-Nachnamen) nicht umgesetzt.
Medium revisions: neben der Realisierung der formalen Standards sind mehrere Ergänzungen und Präzisierungen erforderlich; teilweise fehlt ein "Fazit" bzw. eine Einleitung.
Major revisions: neben teilweise stärkerer Fehlerkorrektur ist ein Umbau/Neuaufbau der Besprechung erforderlich und/oder es müssen wesentliche Ergänzungen vorgenommen werden; entsprechend verschiebt sich auch der Umfang (um z.T. mehrere Seiten) zwischen Ersteinreichung und der veröffentlichten Publikation. <zurück>
11) In Review Notes (Rezensionen) sollen Medieneinheiten nach einer knappen Skizze des Forschungsfeldes/-gebietes in ihren wesentlichen Umrissen vorgestellt werden, gerahmt durch eine kurze einleitende Standortbestimmung und eine abschließende Bewertung. In Review Essays (Rezensionsaufsätzen) soll noch mehr als in Review Notes eine eingehende Betrachtung des Inhalts geleistet werden, indem zunächst das Forschungsfeld – auch mit Hinweisen auf andere Publikationen – skizziert wird, um davon ausgehend den speziellen Beitrag zu verdeutlichen, den die vorgestellte Medieneinheit (nicht) leistet. <zurück>
12) Bei den Versuchen, mit Autor(inn)en Kontakt aufzunehmen, kommt es zuweilen zu Missverständnissen. So hat ein Rezensent, dem ein Rezensionsexemplar im November 2001 zugestellt wurde, auf meine obligatorische Nachfrage-Mail – einen Monat vor Ablauf der Deadline – die Bitte geäußert, die Deadline zu verschieben. Auf eine weitere Mail kurz vor Ablauf der neuen (vom Autoren selbst vorgeschlagenen) Deadline hin befand dieser Autor meine Nachfrage als "zeitlich ungünstig": "Semesteranfang ist für mich zwar nicht gerade der perfekte Moment für eine Deadline, ich werde mich dennoch bemühen, die verabredete Besprechung rechtzeitig einzureichen", weitere Nachfragen erbrachten ein ähnliches Ergebnis: Ankündigen einer neuen Deadline, die nicht eingehalten wurden; bislang ist diese Rezension – weit überfällig – nicht erschienen. <zurück>
13) Zum Vergleich erwähnt sei eines der vielen in 2001 versandten Postings, bei dem 8 Bücher zu vergeben waren: 1 Besprechung steht noch aus, ein Buch wurde zurückgesandt, die 6 eingereichten Besprechungen wurden nach 5, 6, 9, 10, 11, 12 Monaten veröffentlicht. Ähnlich verhält es sich mit einem Posting von 10 Büchern, das im Sommer 2002 an die Abonnent(inn)en des FQS Newsletters geschickt wurde. Auch hier wurde 1 Titel nicht angefragt; drei Besprechungen stehen noch aus; fünf Besprechungen gingen in den Schwerpunktband FQS Reviews II (MEY & JONES 2002) ein; eine weitere wurde verspätet im Frühjahr 2003 veröffentlicht.. <zurück>
14) In FQS gilt es zudem, die Kapazitäten immer wieder neu zu bündeln und neu auszurichten. So erforderte und erfordert die Weiterentwicklung und der Ausbau des Portals qualitative-research.net ab Frühjahr und Sommer 2003 eine Re-Organisation von Ressourcen, um das Portal mit seinen vielfältigen Angeboten ins Netz zu bringen. Ähnliches gilt auch für die Erweiterung der Angebotsstruktur von FQS um die Rubrik FQS Tagungen (siehe MEY, NIEHOFF & FAUX 2003), die seit Januar 2003 besteht (zumal nach Start dieser Rubrik Marion NIEHOFF kurzfristig ihre Mitarbeit beendete); eine weitere Verlagerung der Redaktionsarbeit entstand durch die Entwicklung der Rubrik FQS Interviews (Redaktion: MEY, FAUX) und durch die Vorbereitung einer Schwerpunktausgabe in dieser Rubrik, die 2004 erscheinen wird. <zurück>
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Mruck, Katja (2003). Editorial: Die aktuelle FQS-Schwerpunktausgabe "Doing Biographical Research". FQS als Beispiel für vier Jahre Open Access in den deutschen Sozialwissenschaften [14 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 4(3), Art. 17. Verfügbar über: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-03/3-03mruck-d.htm [Zugriff: 6.10.2003].
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Günter MEY ist Book Review-Editor in FQS, neben dem Schwerpunkt "Online-Kommunikation/-Publishing" arbeitet er zu "Qualitative Methodologie und Methoden" und zu "narrative Identität".
Kontakt:
Dr. Günter Mey
Technische Universität Berlin
Entwicklungspsychologie – Sekr. FR 3-8
Franklinstr. 4-5
D-10587 Berlin
E-Mail: mey@gp.tu-berlin.de
URL: http://www.tu-berlin.de/fb7/ifs/psychologie/entwicklung/mey/
Mey, Günter (2003). Editorial Note FQS Reviews: "Redaktionsarbeit" ist "Kommunikationsarbeit" [33 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 5(1), Art. 1, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs040115.
Revised 6/2008