Volume 3, No. 4, Art. 37 – November 2002
Summe und Desiderata erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung
Anke Spies
Review Essay:
Heinz-Hermann Krüger & Winfried Marotzki (Hrsg.) (1999). Handbuch erziehungswissenschaftliche Biographieforschung. Leske + Budrich. Opladen, 497 Seiten, ISBN 3-8100-2330-2, 34,90 EURO
Zusammenfassung: Das hier besprochene und bereits 1999 erschienene "Handbuch erziehungswissenschaftliche Biographieforschung" der Herausgeber KRÜGER und MAROTZKI ersetzt den 1995 von eben jenen veröffentlichten Sammelband "Erziehungswissenschaftliche Biographieforschung" und bietet einen (noch) weitgehend aktuellen Forschungsüberblick über Stand und Perspektiven erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung. Zu diesem Zweck werden deren theoretische Grundsatzfragen, einige methodologischen Fragen sowie verschiedene Ansätze im Bereich einer Pädagogik der Lebensalter zusammengetragen und von einem Überblick über den Möglichkeiten und Perspektiven biographischer Forschung in acht verschiedenen erziehungswissenschaftlichen Teildisziplinen ergänzt. – Ich werde einen Überblick über den Inhalt des Buches geben und anschließend einige (nutzerorientierte) Wünsche an einen möglichen Folgeband formulieren: Mehr Lesefreundlichkeit im Service, eine klärende Auseinandersetzung mit der verschwommenen Grenzlinie zwischen erziehungswissenschaftlicher und soziologischer Biographieforschung, und jeweils eigene Kapitel zur Geschichte der Forschungsrichtung und zum Stand der Autobiographieforschung innerhalb erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung, sowie ihren (de-) konstruktivistischen Dimensionen und Beiträgen zum Genderdiskurs.
Keywords: erziehungswissenschaftliche Biographieforschung, Forschungsmethoden und -methodologien, Pädagogik der Lebensalter, erziehungswissenschaftliche Teildisziplinen
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Treppab in die Tiefen der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung
2.1 Theoretische Grundsatzfragen und Überblicke
2.2 Methodologische Fragen
2.3 Biographieforschung und Pädagogik der Lebensalter
2.4 Biographieforschung in verschiedenen erziehungswissenschaftlichen Teildisziplinen
3. Was zu wünschen übrig bleibt ...
Biographien sind modern: Der STERN startete in diesem Sommer die Zeitschrift "Biografie – Menschen – Dramen – Lebenswege", die ZEIT empfiehlt die für Kinder ab neun Jahren aufbereitete Biografie einer taubblinden jungen Frau (HEIDKAMP 2002) und für Erwachsene die Briefe der dem Holocaust zum Opfer gefallenen Lilli JAHN und ihrer Kinder (ULLRICH 2002) – offensichtlich besteht ein Markt für die Vermittlung von Erfahrungen. [1]
Auch die Erforschung dieser Erfahrungen boomt und differenziert sich – ebenso wie ihr Material – mit hohem Tempo immer weiter und feiner aus. Da ist es nicht verwunderlich, dass schon vier Jahre nach Veröffentlichung des nunmehr nur noch als grobe Skizze scheinenden Sammelbandes "Erziehungswissenschaftliche Biographieforschung" (1995) die Herausgeber Heinz-Herrmann KRÜGER und Winfried MAROTZKI das "Handbuch erziehungswissenschaftliche Biographieforschung" (1999) vorlegen. Den bis zum Erscheinen erreichten Stand des "theoretischen, methodologischen und empirischen Wissens" (KRÜGER & MAROTZKI 1999, S.7) wollten die Herausgeber in einem Handbuch zusammenfassen. [2]
Wie nun beurteilen, inwieweit ihnen das gelungen ist? Wie ein solches Handbuch erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung rezensieren, ohne mich in den Details der 25 Beiträge zu verlieren oder gar in einem Vergleich des älteren mit dem jüngeren Sammelband zu verfallen – an dessen "Parallelbezug" ich hier aber auch nicht vorbei komme. [3]
Wohl wissend, dass ich den einzelnen Beiträgen trotz dem dank Online Publishing wenig begrenzten Rahmen dieser FQS-Rezension nicht soweit gerecht werden kann, wie sie es verdient hätten, lasse ich es bei einem recht groben Abriss des Sammelbandes bewenden. Den von den (Bookreview-) Editoren von FQS auch in Rezensionen gewünschten Beitrag zum Fachdiskurs (dazu MEY 2000) halte ich angesichts der Vielfalt der im vorliegenden Handbuch enthaltenen Aspekte erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung für nicht einlösbar. Ich orientiere mich im Folgenden am Buch als Ganzes, versuche einen groben Überblick über seinen Inhalt zu geben und werde abschließend meine Wünsche für einen möglichen Folge- oder Ergänzungsband formulieren. [4]
2. Treppab in die Tiefen der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung
Nicht nur der Biographiemarkt, sondern auch der Handbuchmarkt boomt, wie ein Blick in aktuelle Verlagsprogramme bestätigt. Da liegt die Vermutung nahe, auch das "Handbuch erziehungswissenschaftliche Biographieforschung" könne – besonders in Anbetracht des kurzen Abstandes seit Erscheinen des o.g. Vorläufersammelbandes – auf einer solchen "Modewelle" schwimmen. Das dem nicht so ist, möchte ich nun zeigen. [5]
Handbücher können nach SCHOLZ (2002) zwei Funktionen erfüllen, nämlich entweder "unglücklicherweise" eine Diskussion abschließen oder eine Neue zu eröffnen. Das vorliegende Handbuch macht m.E. weder das eine noch das andere. Eher ist es eine Wegmarke im Entwicklungsprozess erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung und ein Signal für aktuelle Forschungsbedarfe und -perspektiven. Fast jeder der Beiträge formuliert diese Ausblicke für seinen Schwerpunkt – und ist damit weit davon entfernt, die Diskussion abzuschließen. Eine tatsächlich neue Diskussion eröffnet das Handbuch aber auch nicht. Eher formulieren seine AutorInnen eine Vielzahl von Forschungslücken, die kein Handbuch und schon gar kein Handbuchbeitrag füllen kann. Das vorliegende Buch zeigt viele interessante Anknüpfungspunkte und hilft in seiner viergeteilten Systematik, diese den Forschungsbereichen im Feld erziehungswissenschaftliche Biographieforschung zuzuordnen.1) [6]
Das Inhaltsverzeichnis verspricht Überblicke über die theoretischen Grundsatzfragen erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung, ihre methodologischen Fragen, Ansätze im Bereich einer Pädagogik der Lebensalter und einen Abriss dieser Forschungsmethode in verschiedenen erziehungswissenschaftlichen Teildisziplinen. Die einzelnen Beiträge beziehen sich zwar nicht aufeinander, sind aber so angelegt, dass man das Buch quasi als breite Treppe (mit vier Absätzen) in die Tiefen der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung nutzen kann. Ebenso ist es möglich, über einzelne Aufsätze den "Direkteinstieg" in die Forschungsrichtung innerhalb einer der beschriebenen Teildisziplinen oder eines Lebensalters zu finden. Insofern ist der Anspruch an ein Handbuch, Einstieg und Überblick zu bieten, erfüllt. [7]
2.1 Theoretische Grundsatzfragen und Überblicke
Eingangs fasst Heinz-Herrmann KRÜGER "Entwicklungslinien, Forschungsfelder und Perspektiven der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung" (S.13-32) zusammen und umreißt ihre Traditionslinien sowie jüngere Forschungsfelder anhand eines Überblicks über biographische Studien. Er schließt mit einem Abriss aktueller Problemlagen und Perspektiven dieser Methode. Die empirische Bilanz vom Ende der 70er bis Ende der 90er Jahre zeigt die Vielfalt der Forschungsfelder und Problemlagen, in denen erziehungswissenschaftliche Biographieforschung Anwendung findet, mit welchen methodologischen und konzeptionellen Problemen sie sich auseinandersetzt und welche Aufgaben vor ihr liegen. Die Forschungsschwerpunkte werden exemplarisch anhand biographisch orientierter historischer Erziehungs- und Sozialisationsforschung, ausgewählter Studien zu Kinder-, Jugend- und Studentenbiographien und biographischer Studien in unterschiedlichen erziehungswissenschaftlichen Teildisziplinen von Lehrerbiographien über Erwachsenenbildungsforschung und Medienpädagogik bis hin zu biographischen Projekten in der Sozialpädagogik dargestellt. Es wird deutlich, dass nach wie vor Entwicklungsbedarf bezüglich der Trennschärfe zwischen quantitativen und qualitativen Erhebungen sowie interpretativer Auswertungsverfahren besteht und ein "komplexes biographietheoretisches Konzept" (S.25) weitgehend fehlt. Methodologisch muss sich erziehungswissenschaftliche Biographieforschung "den Qualitätsstandards qualitativer Sozialforschung" (S.26) stellen und insgesamt vier inhaltliche Entwicklungsaufgaben bewältigen: die Fortführung und Intensivierung biographischer Studien unter gesellschaftsrelevanten Fragestellungen, die Fortsetzung historischer Studien, die gezielte Analyse der Folgewirkungen der deutsch-deutschen Wiedervereinigung und die Entwicklung einer interkulturellen Biographieforschung. [8]
Theodor SCHULZE skizziert im Beitrag "Erziehungswissenschaftliche Biographieforschung. Anfänge – Fortschritte – Ausblicke" (S.33-55) die Anfänge und unterschiedlichen Ansätze der modernen Biografieforschung in Wort und Bild. Seine Visualisierungen ihrer Facetten und deren Erläuterungen sind in gleicher Form bereits im Vorläuferband enthalten, werden aber durch neun Fragestellungen bezüglich der Beschaffenheit autobiographischen Materials und der Struktur einer Biographie ergänzt. Diese Hinweise sind mit Verweisen auf aktuelle Veröffentlichungen versehen oder formulieren ihrerseits spannende Forschungsfragen wie. z.B. die zur "Konstruktion der Biographie: Wie kommt das menschliche Leben zu seiner biographischen Gestalt? Wie wird eine Biographie im Erzählen und wie im Leben konstruiert? Welches sind die gestaltenden Kräfte und Prinzipien?" (S.52) oder "Gibt es so etwas wie eine biographische Kompetenz? Worin besteht sie? Wie weit und auf welche Weise lässt sie sich fördern?" (S.53). Die Skizzen im Aufsatz von SCHULZE haben nichts von ihrer Aussagekraft verloren und gehören hier unbedingt hin. Wer sie schon kennt, überblättert diesen Beitrag ohnehin (verpasst dabei aber die kleingedruckten Fragen!), wer sie noch nicht kennt, hat hier die Gelegenheit sich intensiv mit den drei Ebenen biographischer Forschung auseinander zu setzen: In der "Strukturierung des Gegenstandes der Biographieforschung" (S.38), den an "Biographie interessierte(n) Wissenschaften und Interessenschwerpunkten" (S.41) und der "Gruppierung und Zuordnung der Erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung" (S.43) werden jeweils die Ebenen "BIOS", "Subjekt", "autobiographisches Material" und "Biographie" nebeneinander und zueinander in Bezug gestellt. Auch sein Ausblick ist besonders für den/die ungeübte(n) ForscherIn hilfreich. Hier findet man eine Wegbeschreibung zu "den geheimen Kräften" (S.45) erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung: Erst Sammeln, dann Interpretieren und schließlich theoretisch Rückbinden. [9]
Winfried MAROTZKI verortet im Beitrag "Bildungstheorie und Allgemeine Biographieforschung" (S.57-68) die Methode im bildungstheoretischen Diskurs der Erziehungswissenschaft und führt seine Gedanken aus dem Vorläuferband weiter. MAROTZKIs Herleitung der "Vier Reflexionsquadranten: Weltreferenz, Selbstreferenz, Synchrone Perspektive, Diachrone Perspektive" (S.66) und ihr Verhältnis zueinander ist hilfreich für jegliches biographieorientierte Forschungsprojekt. Auch Werner LOCHS' Gedanken zum curriculum vitae und dem erziehungswissenschaftlichen Emanzipationskriterium (S.79) machen hoffentlich allen EinsteigerInnen Lust, weiterzulesen und (weiter) zu forschen. Er zeigt im Aufsatz "Der Lebenslauf als anthropologischer Grundbegriff einer biographischen Erziehungstheorie" (S.69-88) Möglichkeiten einer biographischen Erziehungstheorie und ein fortsetzbares "Curriculum der Erziehungsmuster" (85). [10]
Jutta ECARIUS beschließt mit "Biographieforschung und Lernen" (S.89-105) den Überblick über theoretische Grundsatzfragen. Sie diskutiert die Möglichkeiten eines biographischen Lernbegriffs im erziehungswissenschaftlichen Kontext, richtet den Blick "auf die individuellen Erfahrungen, die Lernprozesse und die damit verbundene Verarbeitung von Gesellschaft" (S.91) und schließt mit spannenden Fragen nach Lernprozessen und deren Verhältnis zu Bildungsprozessen Handlungskompetenzen und Selbstkonzepten (S.103) in Biographien. [11]
Winfried MAROTZKI führt unter dem Titel "Forschungsmethoden und -methodologien der Erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung" (S.110-133) in methodologische Grundannahmen, Fragen des Forschungsdesigns und der Erschließung individueller und kollektiver "Erfahrungsverarbeitungsräume" (S.112) ein. Als Beispiele der Datenerhebung erläutert er die reaktiven Verfahren Interview, Gruppendiskussion und teilnehmende Beobachtung in ethnographischer Haltung und skizziert kurz nichtreaktive Verfahren. Außerdem skizziert er deskriptiv-typologische, theoriebildende und tiefenstrukturelle Konzepte der Datenauswertung und diskutiert Fragen der Gütekriterien indem er Grundzüge der Daten-, Forscher-, Theorien- und Methodentriangulation skizziert, deren Hauptkritiklinien nachzeichnet und Triangulation als Strategie der Pluralisierung und Perspektivierung" (S.126) mit festem Platz in der Forschungspraxis würdigt. [12]
Mit Christian LÜDERS' Aufsatz "Pädagogische Ethnographie und Biographieforschung" (S.135-146) wird ein – wie er selbst eingangs vermerkt – im deutschsprachigen Raum ungewöhnlicher Ansatz in den Kanon des Grundlagenwissens der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung aufgenommen. Das führt, so LÜDERS, an den englischsprachigen Forschungsdiskurs heran, entspricht aktuellen Ansätzen aus der Forschungspraxis, die er nach dem vergleichenden Überblick des deutschen mit dem englischsprachigen Methodendiskurs diskutiert, um dann abschließend einem angemessenen Verhältnis zwischen erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung und ebensolcher Ethnographie nachzugehen, indem er diesen irreführenden Begriff ablehnt und für eine "Ethnographie von Erziehung, pädagogischer Praxis und Bildung" (S.142) plädiert. An Beispielen zeigt er, wie sich solcherart pädagogische Prozesse "in die sie konstituierenden Interakte und Bedeutungszuschreibungen" (S.143) auflösen lassen. [13]
Die Aufsätze von Erich RENNER "Ethnographie und interkulturelle pädagogische Forschung" (S.147-164), Ernst CLOER "Pädagogisches Wissen in biographischen Ansätzen der historischen Sozialisations- und Bildungsforschung" (S.165-190) und Fritz SCHÜTZEs "Verlaufskurven des Erleidens als Forschungsgegenstand der interpretativen Soziologie (S.191-223) bieten neben den Überblicken über den die jeweilige Methode betreffenden Forschungsstand je anschauliche Beispiele für deren Umsetzungsmöglichkeiten. RENNER skizziert die Praxis ethnopädagogischer Biographieforschung am Beispiel der Biographien zweier Navajo-Indianer, CLOER die Gewinnung pädagogischen Wissens am Beispiel der "Distanzfindung und Nazifizierung im Erklärungsansatz einer pädagogisch-biographischen historischen Sozialisations- und Bildungsforschung (S.179ff.). SCHÜTZE erläutert sein Konzept der Verlaufskurvenprozesse exemplarisch an Auszügen aus per narrativem Interview gewonnenem Material über Alkoholismusverlaufskurven – einem auch pädagogisch höchst relevanten Thema. [14]
2.3 Biographieforschung und Pädagogik der Lebensalter
Anders als im Sammelband von 1995 konzentriert sich dieser Teil nicht ausschließlich auf Möglichkeiten und Beispiele von Biographieforschung und pädagogischer Jugendforschung, sondern versucht, die Forschungsrichtung in den Kontext einer Pädagogik der Lebensalter von der Kindheits- bis zur Altersforschung zu stellen. [15]
Cathleen GRUNERT und Heinz-Herrmann KRÜGER eröffnen diesen Abschnitt mit "Biographieforschung und pädagogische Kindheitsforschung" (S.228-242). Neben einem Überblick über Entwicklungslinien und Stand des kindheitsbezogenen Forschungsdiskurses diskutieren sie die Methode des qualitativen Interviews mit Kindern und berichten über eigene Erfahrungen in narrativen Interviews mit 12-jährigen Kindern, deren besondere Herausforderung in der Umkehr des Kompetenzstatus und der adäquaten Formulierung der Erzählaufforderung liegt. Forschungsperspektiven sehen sie in der Erforschung kindlichen Alltags in pädagogischen Institutionen, der Konstruktion von Kindheitsbildern in der Vorstellung von PädagogInnen, des historischen Wandels von Kindheit und des Aufwachsens unter kulturvergleichenden Gesichtspunkten. Anschließend stellen Dieter BAAKE und Uwe SANDER "Biographieforschung und pädagogische Jugendforschung" (S.243-257) in den historischen und aktuellen Forschungskontext. Einen ähnlich strukturierten und die beiden vorangegangenen Beiträge ergänzenden Überblick über "Biographieforschung und SchülerInnenforschung" bieten Werner HELSPER und Mechthild BERTRAM (S.260-278). In biographisch logischer Reihe, aber anderer Struktur folgt Barbara FRIEBERTSHÄUSER mit "StudentInnenforschung – Überblick, Bilanz und Perspektiven biographieanalytischer Zugänge" (S.277-299). Ausgehend vom "Primat quantitativer Methoden in der Hochschulforschung" (S.280), zeichnet sie Forschungsperspektiven (Sinn-, Funktions- und Strukturperspektive) nach, referiert eine breite Reihe biographieanalytischer Studien innerhalb der StudentInnenforschung, stellt die Genese dieses Forschungszweigs in den Kontext der Frauenforschung und erläutert zwei in der Erziehungswissenschaft angesiedelte exemplarische Studien. Abschließend skizziert sie als Erweiterung der in diesem Forschungsfeld üblichen narrativen Interviews die Methode des Fotointerviews (S.293), das als eigenständiges Erhebungsinstrument biographisch relevante Lebenswelten erschließen kann. Dafür wird eine Fotodokumentation der "Vergegenständlichungen des Lebenslaufs" (S.293) mit einem Tonbandinterview kombiniert und als ertragreiche Erweiterung der Materialgewinnung und Forschungsperspektive genutzt. [16]
Dieter NITTEL zeigt, welches Forschungsinteresse "Das Erwachsenenleben aus der Sicht der Biographieforschung" (S.301-323) bedienen kann. Die Herleitung des pädagogischen Interesses an dieser Altersstufe und Befunde aus ausgewählten Forschungsfeldern wie "Arbeit und Beruf" (S.308ff), "Jung-Sein versus Erwachsen-Sein" (S.310ff) oder "Schulische Sozialisation als Vorbereitung auf das Erwachsenleben" zeigen die Breite und Differenzierungsmöglichkeiten dieses noch in weiten Teilen unerforschten Altersabschnitts. Cornelia SCHWEPPE führt mit einem Überblick über "Biographieforschung und Altersforschung" (S.326-343) und dem Einblick in die Schwierigkeiten und Perspektiven dieser bislang kaum etablierten Forschungstradition zum letzten Treppenabsatz. [17]
2.4 Biographieforschung in verschiedenen erziehungswissenschaftlichen Teildisziplinen
Dieser Teil des Handbuchs trägt zwar den gleichen Titel wie das entsprechende Kapitel im 1995 erschienenen Sammelwerk, ist aber komplett überarbeitet worden. Aus ehemals drei Aufsätzen zu biographiespezifischen Themen aus Bereichen der Erwachsenenbildung ist nun tatsächlich ein Überblick über Ansätze von Biographieforschung in acht verschiedenen erziehungswissenschaftlichen Teildisziplinen geworden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber mit dem Fokus auf die jeweils "biographischen Akzent(e)" (KRÜGER & MAROTZKI 1999, S.9) der vorgestellten Teildisziplinen findet sich hier ein Überblick über den Stellenwert von Biographieforschung in der jeweiligen (sogenannten) Teildisziplin. Grundbegriffe werden erläutert, differenzierte historische Entwicklungen skizziert und der aktuelle Forschungsstand anhand von Beispielen für Studien oder Methoden sowie seine Desiderata und Perspektiven beschrieben. [18]
Edith GLASER und Pia SCHMIDT skizzieren die Position der "Biographieforschung in der Historischen Pädagogik" (S.347-371). Neben Geschichte und Grundbegriffen dieses Forschungsfeldes sind hier der Forschungsstand hinsichtlich der Konzepte, der Kindheits- und Jugendforschung, der Jugendbewegung und -kulturen im 20. Jahrhundert, der Tagebuch- und Briefforschung, der Berufs- und Schulgeschichten, der historischen Bildungsforschung und der (Auto) Biographien von PädagogInnen umrissen. Forschungsbedarf besteht in der Quellenreflexion und -erschließung sowie einem biographischen Handbuch der Pädagogik. Sabine REH und Carla SCHELLE erörtern "Aspekte biographisch orientierter Lehrerforschung" (S.373-390). Nach deren Abgrenzung und Verortung des Entwicklungsstandes, der Vorstellung dreier ausgewählter Methoden (Oral-History, narrativen Interviews mit dem Ziel der Typisierung und ebensolchen zur Sequenzinterpretationen von Einzel- und Gruppeninterviews) bieten sie anhand berufsbiographischer Lehrerinterviews ein anschauliches Interpretationsbeispiel dieses Bereichs der Professionsforschung. Klaus HARNEY und Andreas EBBERT geben einen Überblick über "Biographieforschung in der Berufspädagogik" (S.391-406) und kommen zu dem Ergebnis, dass die Berufsbiographie eine Ressource ist, "die den Beruf eigensinnig umarbeitet und ihn dann in individuelle wie auch kollektiv typisierbare Fallgeschichten hinein zersetzt" (S.403). Den Stand der "Biographieforschung in der Erwachsenenbildung" erläutern Peter ALHEIT und Bettina DAUSIEN (S.407-432) indem sie das Konzept des lebenslangen Lernens, die Methodenentwicklung in der biographieorientierten Erwachsenenbildung schildern und die biographische Konstruktion von Bildungsprozessen anhand eines empirischen Beispiels erläutern. Hans-Jürgen WENSIERSKI schildert Entwicklungslinien, Forschungsschwerpunkte und Perspektiven "biographischer Forschung in der Sozialpädagogik" (S.433-454), deren Schwerpunkte er mit Beispielen aus der sozialpädagogischen Jugendforschung, der biographischen Forschung zu stationären sozialpädagogischen Betreuungsformen, der biographischen Armutsforschung und der Professionsforschung mit Material sozialpädagogischer Berufsbiographien erläutert. Margret KRAUL zeigt die traditionsreiche Beziehung zwischen "Biographieforschung und Frauenforschung" (S.455-470) in einer androzentrisch geprägten Wissenschaft sowie die programmatische Bedeutung geschlechterbezogener Biographieforschung, die neben geschlechterbewussten Studien eine "Theorie weiblicher Biographiekonstruktion" (S.464) zum Ziel haben muss. Ursula APITZSCH erläutert "Biographieforschung und interkulturelle Pädagogik" (S.471-486). Sie gliedert ihre exemplarischen Zugänge zu den Forschungsgegenständen in die Bereiche Erwachsenenbildung, Sozialarbeit, Schule und Familie, sowie Jugendarbeit. APITZSCH versteht die Migrationsbiographie als Praxis, "die der Wirklichkeit globalisierter Gesellschaften nicht hinterherhinkt, sondern gleichsam avantgardistischer bearbeitet als die Lebenspraxis autochthoner Bevölkerungsteile" (S.482). Stefan AUFENANGER beschließt den vierten Abschnitt mit einem Überblick "Medienbiographische(r) Forschung" (S.487-497), in deren problematischen Anwendung und Auswertungsmethoden er Handlungsbedarf für künftige Entwicklungen sieht, denen er mit dem Hinweis auf hilfreiche Impulse aus der Frauenforschung bereits eine Richtung gibt. [19]
3. Was zu wünschen übrig bleibt ...
Ich möchte mich in der Formulierung meiner Wünsche zunächst biographisch orientieren: Als 1995 der Vorläuferband "Erziehungswissenschaftliche Biographieforschung" erschien, waren mir viele seiner Beiträge außerordentlich hilfreich bei der Klärung meines methodischen Vorgehens und der Formulierung leitender Fragen zur Erschließung der "Wirklichkeits(re)konstruktionen" (SPIES 2000, S.29) in autobiographischen Aussagen zu meinem damaligen Forschungsgegenstand. Bis dahin hatte ich zwar intensiv die Veröffentlichungslage hinsichtlich verschiedenster Aspekte der (Auto-)Biographieforschung zwischen Soziologie, Pädagogik, Philosophie und Germanistik studiert, war mit der Erschließung des erziehungswissenschaftlichen Zugangs aber nicht zufrieden. Hätte ich damals das nun vorliegende Handbuch zur Verfügung gehabt, hätte ich mich am Ziel meiner diesbezüglichen Wünsche geglaubt. Nun, einige Jahre später, nach intensiver Lektüre und in meiner Funktion als Betreuerin vieler qualitativer Forschungsarbeiten im erziehungswissenschaftlichen Diplomstudiengang bleiben doch einige Wünsche offen. [20]
Die einleitenden Anmerkungen der Herausgeber benennen das bereits oben erwähnte Ziel eines systematischen Forschungsüberblicks über ein "Forschungsfeld mit theoriegenerierender Kraft" (KRÜGER & MAROTZKI 1999, S.8) für die Erziehungswissenschaft. Die Verweise auf "andere Einführungstexte", Sammelbände und Handbücher – z.B. JÜTTEMANN und THOMAE 1998 (siehe dazu DICK 2001, KÖNIG und ZEDLER 1995; FRIEBERTSHÄUSER und PRENGEL 1997 – entkräften den Großteil der "Meckermöglichkeiten", die sich auf dort vorfindliche und auch hier wünschenswerte aber nicht enthaltene Aspekte erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung beziehen könnten. [21]
Was also bleibt zu wünschen übrig, wenn es fast nichts zu meckern gibt? Eine systematische Zusammenstellung eben jener Einführungs- und Überblicksliteratur – aber auch die Vertiefungs-, Spezifizierungs- und Ergänzungsliteratur – würde ich mir in einem Serviceteil2) wünschen. Sicher, geübten BiographieforscherInnen sind diese Werke bekannt. Sie können dieses Handbuch nutzen, um sich gezielt einen Überblick über den Stand der Diskussion zu verschaffen. Sie sind darin geübt, mit den Literaturangaben (von denen ich denke, dass ihnen die meisten ohnehin geläufig sind) weiterzuarbeiten. Aber denjenigen, die dieses Handbuch als Einstieg in die erziehungswissenschaftliche Biographieforschung nutzen – sei es um damit Prüfungen oder eigene Forschungsarbeiten vorzubereiten – sind auf Hinweise bezüglich solcher ergänzenden bzw. weiterführenden Sammelwerke angewiesen. Besonders da methodische und methodologische Fragen im vorliegenden Handbuch nur an ausgewählten Beispielen diskutiert werden, fehlt ein Servicekapitel, das weiterführende Literatur z.B. das "Handbuch qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft" (FRIEBERTSHÄUSER & PRENGEL 1997) oder den Methodenband der "Bilanz Qualitativer Forschung" (KÖNIG & ZEDLER 1995) explizit nennt. Denn auf diese Bücher müssen Biographieforschungsneulinge auf der möglichen Suche nach einer geeigneten Methode zur gezielten Erschließung ihrer Forschungsfragen zurückgreifen, nachdem sie im Handbuch einen Überblick über einzelne methodologische Fragen erhalten haben. [22]
Neben einem solchen Serviceteil mit Literaturhinweisen und Adressen fehlt dem Handbuch ein Register. Das Autorenverzeichnis liest sich zwar wie das "Who is Who" der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung, aber nach einem – zur effektiven Nutzung eines Handbuchs mit Sammelwerkcharakter unbedingt erforderlichen – Sach- oder Stichwortverzeichnis sucht man vergebens. [23]
Mein zweiter Wunsch schließt hier gleich an: Ein anderes Problem, mit dem die fiktiven Forschungsneulinge im Handbuch wahrscheinlich zu kämpfen haben, sind Hinweise auf die nicht unproblematische Grenzlinie zur Soziologie. MAROTZKI skizziert zwar die perspektivischen Grenzposten und das "Amalgam verschiedener Richtungen" (S.58), die damit gewonnene Orientierung geht aber wahrscheinlich bei der Lektüre des diesbezüglich unkommentierten Beitrags von SCHÜTZE über die "Verlaufskurven des Erleidens als Forschungsgegenstand der interpretativen Soziologie" (Hervorheb. AS) als eine exemplarische methodologische Frage der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung wieder verloren. Hier wünsche ich mir entweder einen, die Verwandtschaftsverhältnisse skizzierenden und diskutierenden eigenen Beitrag oder aber wenigstens einen Hinweis im bereits gewünschten Serviceteil mit den entsprechenden Literaturverweisen. [24]
Der erziehungswissenschaftliche Bezug eines explizit als soziologisch ausgewiesenen Beitrags ist m.E. notwendigerweise abzugrenzen – wenn die Zielgruppe eines solchen Handbuchs auch diejenigen sein sollen, denen die verschlungenen Pfade der Forschungsrichtung (noch) nicht so genau bekannt sind, als dass sie die (unbestrittene) Bedeutung der Arbeiten Fritz SCHÜTZEs für die gesamte Forschungsrichtung kennen und einschätzen könnten. [25]
Drittens wünsche ich mir mehr Vollständigkeit und die Verbesserung der Lesbarkeit: KRÜGER bietet zum Einstieg einen Abriss der Traditionslinien pädagogischer Biographieforschung, und (fast) alle folgenden Beiträge beginnen mit einer kurzen Zusammenfassung der wichtigsten Eckpunkte aus der Geschichte erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung. So kann man sich zwar nach und nach ein Mosaik der Biographieforschungshistorie zusammenlesen, muss dafür aber auch viele Wiederholungen in Kauf nehmen. Die einzelnen Mosaiksteinchen fügen sich zwar zu einem Bild zusammen, dessen Konturen auch der o.g. Beitrag bereits umrissen hat, aber wieder sind die im Forschungsfeld beheimatete LeserInnen klar im Vorteil. Ihr Vorwissen kann die Zwischenräume der Mosaiksteinchen füllen, aber damit sind sie (wahrscheinlich) nicht Zielgruppe der vielen Geschichtsabrisse – kennen sie doch Wurzeln und Verzweigungen pädagogischer Biographieforschung (und das offensichtlich fast zu gut). Die anzunehmende Zielgruppe dieser Traditionsskizzen aber erhält ein unvollständiges, und gewiss recht verschwommenes Bild, das angemessener und klarer in einem eigenen Kapitel oder gar Teilbereich hätte abgedeckt werden können. [26]
Die Vorteile einer solchen Ergänzung liegen auf der Hand: Diejenigen, die ihre Gedanken für die Beiträge niederschreiben, können geschichtliche Linien als bekannt voraussetzen. Diejenigen, welche die Geschichte kennen, können dieses Kapitel überblättern oder aber auf Vollständigkeit hin überprüfen. Die, die das Handbuch als Einstieg in das Forschungsfeld nutzen, können sich einen zusammenhängenden Überblick über spannende Wurzeln und Verzweigungen verschaffen und sich damit das nötige Vorverständnis für die folgende – nun nicht mehr von langweilenden Wiederholungen gestörte – Auseinandersetzung aneignen. [27]
Hier würden sich auch die vielen Andeutungen um Rolle und Stand der Autobiographieforschung auflösen lassen, bietet man ihr als pädagogischer Analysetechnik schon kein eigenes Forum. Überhaupt werden Forschende oder Studierende, die nach Orientierung in dieser – pädagogisch so relevanten und traditionsreichen Forschungsrichtung suchen, im Handbuch nur bruchstückhaft fündig. Ähnlich wie im Fall der Geschichte muss sich auch hier, je nach Vorwissen und Gründlichkeit des Lesens ganz anders betitelter Beiträge – und immer mit der Gefahr der Unkenntlichkeit verbunden – ein Mosaikbild bilden. Spannende Hinweise, wie die auf KIEPERs "Lebenswelten verwahrloster Mädchen" (1980) könnten deutlich in den bildungstheoretischen Diskurs dieser Forschungsrichtung und der hier vorfindlichen Zeugnisse des Weges, den Menschen zurücklegen, eingebunden werden, wenn sie zu ermitteln versuchen, "wer sie sind" (MOLLENHAUER 1998). Die von SCHULZE aufgeworfenen neun Fragekomplexe (s.o.) könnten hier Orientierung bieten. Diese kleingedruckten Ergänzungen – die statt einer Überarbeitung den alten Vortrag aktualisieren sollen – scheinen mir in der vorliegenden Form wenig hilfreich: Zu jedem dieser Stichworte hätte man sich einen eigenen Handbuchartikel gewünscht. So bleiben zwar Literaturverweise, aber vor allem neun rudimentär bleibende Fragen in einem immerhin als Handbuch deklarierten und also breiten Überblick versprechenden Buch. [28]
Auch die Wirklichkeits(re)konstruktionen hätten – besonders wenn ich von Studierenden und Forschungsneulingen als potenzielle Zielgruppe ausgehe - m.E. eines eigenen Kapitels bedurft. Liest man das Handbuch "von vorne bis hinten", kann man sich einzelne Aspekte konstruktivistischer Probleme erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung zusammenstückeln. Ein ausgesprochen mühsames und unproduktives Unterfangen, das ungeübten LeserInnen hochrelevante Aspekte erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung quasi vorenthält. Da sind u.a. die oben bereits erwähnten spannenden Fragen im Anschluss an SCHULZEs Ergänzungen, die von GRUNNERT und KRÜGER erwähnten konstruktivistischen Fragestellungen in der Kindheitsforschung sowie die entsprechenden Verweise in den Beiträgen von FRIEBERTSHÄUSER, ALHEIT und DAUSIEN sowie KRAUL, die zeigen, dass diesbezüglich reichlich Diskussionsstoff vorhanden ist, der aber in der vorliegenden Form leicht ungelesen und also "ungenutzt" bleibt, denn im Handbuch wird nachgeschlagen und nicht durchgängig gelesen. LeserInnen die unglücklicherweise die "Treppenstufen" mit Hinweisen auf (de-) konstruktivistischen Forschungsstand und Diskussionsbedarf "überspringen", könnten durch ein eigenes Kapitel dazu bereits im Inhaltsverzeichnis die Relevanz diesbezüglicher Reflexionen erkennen – und obendrein die entsprechenden Hinweise in den erwähnten Beiträgen wesentlich besser zuordnen. [29]
Der Vollständigkeit halber ist auch mein Wunsch nach einem Überblick über den Stand erziehungswissenschaftlicher Forschung im Genderdiskurs zuzuordnen. KRÜGER erwähnt zwar diesbezüglichen Forschungsbedarf (S.27), FRIEBERTSHÄUSER umreißt die biographisch orientierte Frauenforschung innerhalb der Studentinnenforschung (S.289f), AUFENANGER deren hilfreiche Impulse (S.495f) und mit dem Beitrag von KRAUL hat Geschlecht als Forschungskategorie Einzug in die Teildisziplinen der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung gehalten und damit endlich seinen – wie KRAUL zeigt – begründeten Platz eingenommen – jedoch weitgehend beschränkt auf die Frauenforschung. Im Zeitalter des Gender-Mainstreaming als auch für die Finanzierung von Forschung höchstrelevanten Verwaltungs-Top-Downs wäre ein eigener Beitrag über den diesbezüglichen Forschungsstand oder -bedarf wünschenswert. [30]
Wenn die erziehungswissenschaftliche Biographieforschung ihre Halbwertzeit von vier Jahren beibehält ist in 2003 mit einer neuerlichen Überarbeitung oder (was zu hoffen ist) mit Band 2 zu rechnen – wo dann vielleicht der eine oder andere meiner Wünsche Beachtung findet. [31]
1) Vielleicht wäre der Titel treffender mit dem Bilanzbegriff gelungen – stünde dann aber in unerwünschter und unpassender Konkurrenz zur "Bilanz qualitativer Forschung" (KÖNIG & ZEDLER 1995). <zurück>
2) Einen ähnlichen Serviceteil hat z.B. Werner THOLE im "Grundriss Soziale Arbeit" (2002) vorgelegt. <zurück>
Dick, Michael (2001, Mai). Leben oder Biographie? Zum Stand der Dinge in der biographischen Forschung aus psychologischer Sicht. Rezensionsaufsatz zu: Gerd Jüttemann & Hans Thomae (Hrsg.) (1999). Biographische Methoden in den Humanwissenschaften. Weinheim & Basel: Beltz [35 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 2(2), Art. 9. Verfügbar unter: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-01/2-01review-dick-d.htm.
Friebertshäuser, Barbara & Prengel, Annedore (Hrsg.) (1997). Handbuch qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Weinheim: Juventa.
Heidkamp, Konrad (2002): Welche Farbe hat das Denken? In: Die Zeit, 33, 8.8.2002, S.37.
Jüttemann, Gerd & Thomae, Hans (Hrsg.) (1998). Biographische Methoden in den Humanwissenschaften. Weinheim. Beltz.
Krüger, Heinz-Hermann & Marotzki, Winfried (Hrsg.) (1995). Erziehungswissenschaftliche Biographieforschung. Opladen: Leske & Budrich.
König, Eckard & Zedler, Peter (Hrsg.) (1995). Bilanz qualitativer Forschung, 2 Bd. Weinheim. Juventa.
Mey, Günter (2000, Dezember). Editorial Note: Wozu Rezensionen? oder: Warum Rezensionen eigenständige Beiträge sein sollten [20 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum Qualitative Social Research [Online-Journal], 1(3), Art. 40. Verfügbar unter: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-00/3-00mey-d.htm.
Mollenhauer, Klaus (1998). Über die Schwierigkeit, von Leuten zu erzählen, die nicht recht wissen, wer sie sind. Zeitschrift für Pädagogik, 44, 487-502.
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Anke SPIES, Dr. phil., Studium der Pädagogik, Germanistik, Soziologie und Medienwissenschaft in Marburg und Münster, Dissertation "Erinnerung und Verarbeitung sexueller Gewalt – Ein spezifischer Bildungsprozess? Auswertung autobiographischer Aussagen von Frauen", 1999 Promotion an der Westfälischen-Wilhelms Universität zu Münster, seit 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar Pädagogik der Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz, Arbeitsschwerpunkt Sozialpädagogik u.a.: Biografisches Fallverstehen, Gewalt in der Familie, Gewaltbereite Jugendliche, (Interkulturelle) Kinder- und Jugendarbeit, Kooperation Jugendhilfe-Schule.
Kontakt:
Dr. Anke Spies
Seminar Pädagogik
Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz
Universitätsstrasse 1
D – 56070 Koblenz
Tel.: 0261-287 1870
E-Mail: aspies@uni-koblenz.de
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Revised 2/2007