Volume 2, No. 3, Art. 2 – September 2001
Tagungsbericht:
Susan Bittkau-Schmidt
Kulturraum Internet. Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, 16. und 17. Dezember 2000
Inhaltsverzeichnis
Zum ersten Mal trafen sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus den unterschiedlichsten Bereichen der deutschsprachigen qualitativen Sozialforschung, um sich über den Stand und über Methoden der Online-Forschung auszutauschen und zu informieren. [1]
Insgesamt mehr als 30 Forscher und Forscherinnen folgten der Einladung von Prof. Dr. Winfried MAROTZKI (Universität Magdeburg, http://www.uni-magdeburg.de/iew), Dr. Ulf BRÜDIGAM (Geschäftsführer des ZBBS – Zentrum qualitativer Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung, http://www.zbbs.de) und Dr. Katja MRUCK (Geschäftsführende Herausgeberin FQS, http://www.qualitative-research.net/fqs/fqs.htm), um ihre Forschungsarbeiten, Dissertationsvorhaben bzw. neue Forschungsmethoden innerhalb dieses Neuen Mediums Internet vorzustellen. [2]
Dass eine wachsende Zahl auch deutscher WissenschaftlerInnen begonnen haben zu erforschen, wie das Internet mit einer qualitativen Forschungsorientierung in Einklang zu bringen ist, war nicht neu. Neu war, dies in gebündelter Form auf einer Tagung zu präsentieren und mögliche Verbindungen herzustellen. Dabei bot sich den TeilnehmerInnen ein reichhaltiges Spektrum. [3]
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Schwerpunkt des ersten Sitzungstages waren neue Lernmilieus und deren sozialwissenschaftliche Erforschung. Norbert MEDER und Christian SWERTZ (Bielefeld) präsentierten eine von ihnen entwickelte webbasierte Lehr-/Lernumgebung zur Analyse von Lern- und Navigationsstrategien. [4]
Wie sich diese neue Art des Lernens in der Erwachsenen- bzw. Weiterbildung anwenden lässt, stellte H.-Hugo KREMER (München, http://www.wissens-foren.de) vor. Auch er entwickelt offene webbasierte Lernumgebungen. Sein Fazit: Neue Technologien bieten wichtige Potentiale sowohl für Lernende als auch für Lehrende. [5]
Diesen Schluss ließen auch die Ausführungen von Thomas IRION (Weilheim, http://www.learnweb.de) zu. Thema seiner Präsentation waren die möglichen Chancen qualitativer Forschungsansätze zur Analyse der Hypermedia-Rezeption. Sein Hauptaugenmerk lag auf der Vermittlung von Medienkompetenz und deren Förderung als Kulturtechnik. [6]
André TEMME aus Köln entwickelte innerhalb seiner Diplomarbeit ein Tool (Quasimeto) für die Durchführung von Online-Interviews und Online-Gruppendiskussionen. Eine Funktion von Quasimeto ist, dass Forschende während der Arbeit mit diesem Medium z.B. auch auf ihre Leitfäden zugreifen können – eine neue Methode qualitativer Sozialforschung im Internet. (Die Diplomarbeit kann unter http://www.psyc-o-media.de/quasimeto.pdf heruntergeladen werden; PDF-Datei, 1.556 kb [no longer accessible, September 2003, FQS]) [7]
Den zweiten Tag dieser Tagung eröffnete Winfried MAROTZKI (Magdeburg) mit einem Vortrag zur Online-Ethnographie. Er offerierte nicht nur, welche Forschungsdimensionen das Internet bietet, sondern auch, wie sich das Internet als kultureller Raum nutzen lässt, wobei MAROTZKI unter dem Begriff Kultur in diesem Kontext die symbolische Entwerfung des Menschen verstanden wissen möchte. Hierbei stellte sich ihm u.a. die Frage, welche Bedürfnisse das Internet erzeugt, welche es befriedigen kann. [8]
Die Durchführung und Nutzbarmachung virtueller Konferenzen stellte Franz-Josef JELICH aus Bochum an einem Beispiel vor. Die Interaktion innerhalb dieser virtuellen Konferenz erfolgte mittels asynchroner Kommunikation und umfasste einen Zeitraum von 14 Tagen (http://www.edupolis.de). In vier moderierten Online-Foren fanden thematisch fokussierte Diskussionen statt, zu denen auch ExpertenInnen befragt werden konnten. [9]
Wie sich verschiedene Medien zur Erforschung eines Phänomens miteinander verbinden lassen, demonstrierte Christine NAVARRA (Köln). Das Forschungsprojekt, in welchem sie mitarbeitet, konzentriert sich u.a. auf die inhaltsanalytische Untersuchung von Newsgroup-Beiträgen zu dem Kinofilm: "The Blair Witch Project". Hier stellte sie die Frage: Wenn ich etwas sehe oder lese, wie ordne ich es ein? Ist es Fiktion oder Realität? [10]
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In der abschließenden Diskussion begrüßten alle TeilnehmerInnen diese Form des Austausches und der Information. Eindeutig wurde der Wunsch ausgesprochen, im kommenden Jahr diese Tagung fortzusetzen, neue Themen aufzugreifen und ein Diskussionsforum für qualitative Internetforschung im deutschsprachigen Raum zu etablieren. [11]
Susan BITTKAU-SCHMIDT
Kontakt:
Susan Bittkau-Schmidt
E-Mail: Susan@Bittkau-Schmidt.de
Bittkau-Schmidt, Susan (2001). Tagungsbericht: Kulturraum Internet [11 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 2(3), Art. 2, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs010326.