Beitragseinreichung

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Checkliste für Beitragseinreichungen

Als Teil des Einreichungsverfahren werden die Autor/innen gebeten, anhand der Checkliste für Beiträge die Übereinstimmung ihres Beitrags Punkt für Punkt mit den angegebenen Vorgaben abzugleichen. Beiträge können an Autor/innen, die die Richtlinien nicht befolgen, zurückgegeben werden.
  • Der Beitrag passt in den Scope von FQS.
  • Bitte nutzen Sie unser Template und stellen Sie sicher, dass die inhaltlichen, formalen, stilistischen und bibliografischen Anforderungen der Hinweise zur Manuskriptgestaltung umgesetzt wurden.
  • Der zur Einreichung vorgesehene Beitrag wurde noch nicht veröffentlicht und ist auch nicht zur Veröffentlichung an einem anderen Ort vorgesehen. Andernfalls nehmen Sie bitte vor Einreichung Kontakt zur Redaktion aufnehmen.
  • Für Beiträge, die aus Qualifikationsarbeiten (z.B. Dissertation) entstanden sind, akzeptieren wir in aller Regel nur eine Einzelautor*innenschaft. Betreuer*innen können nach erfolgreicher Begutachtung in einer Danksagung gewürdigt werden.
  • "Selbstplagiate" bitte prinzipiell vermeiden, indem Teile aus bereits veröffentlichten Texten korrekt zitiert werden.
  • Rechte bzw. Lizenzen für alle im Beitrag verwandten Materialien, Abbildungen usw. liegen bei den Autor*innen bzw. müssen vor Publikation eingeholt und im Text entsprechend ausgewiesen werden.
  • Bitte stellen Sie eine transparente Darlegung des Einsatzes von KI-Tools sicher.
  • Gender Bias bitte prinzipiell vermeiden, siehe die APA-Empfehlungen zu Bias-Free Language.
  • In FQS bereits verfügbare Veröffentlichungen wurden systematisch berücksichtigt.
  • Anthropomorphismen bitte prinzipiell vermeiden: Nicht Beiträge oder Studien arbeiten, fragen, forschen, beschreiben usw., sondern die Forschenden bzw. Autor*innen (APA 6, Abschnitt 3.09 "Precision and Clarity", S.69).
  • Bitte die Vergangenheitsform verwenden, wenn die Arbeit anderer Autor*innen besprochen wird (APA 6, 3.18 "Verbs", S.78).
  • Texte von Nicht-Muttersprachler*innen müssen vor Einreichung sorgfältig muttersprachlich geprüft worden sein.
  • Im Falle multipler Autor*innenschaft bitte vollständige Metatdaten für jede einzelne Person bei Einreichung eingeben.

Richtlinien für Autor/innen

Bitte stellen Sie vor Einreichung sicher, dass sie die Dokumentvorlage genutzt und die dort beschriebene Struktur sowie Hinweise zur Manuskriptgestaltung umgesetzt haben. Dies ist Voraussetzung für die Veröffentlichung und erspart unnötige Revisionsschlaufen. Wir folgen teilweise den Konventionen der American Psychological Association; hilfreich ist auch ein Blick in bereits veröffentlichte Beiträge.

Anonymisierung

Beachten Sie bitte, dass Manuskripte vollständig anonymisiert sein müssen, um den Begutachtungsprozess eröffnen zu können. Verzichten Sie deshalb im Text auf die Namen der Autor*innen sowie auf Hinweise im Text, die den Gutachter*innen erlauben könnten, Sie zu identifizieren.

Erst nach erfolgreich durchlaufenem Begutachtungsprozess werden wir Sie bitten, eine nicht-anonymisierte Version des Manuskriptes anzufertigen. Diese enthält dann auch Angaben zu den Autor*innen (Namen, Literatur) sowie mögliche Danksagungen usw.

Dokumentvorlage

Nutzen Sie bitte eine der folgenden Dokumentenvorlagen beim Schreiben des Textes:

 

Deutsch

Englisch

Artikel

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Review

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Review Essay

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Tagungsbericht

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Tagungsessay

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Formatieren Sie bitte den Text ausschließlich durch die Verwendung der FQS-Formate: Wählen Sie in Word "Formatvorlagen und Formatierung" aus dem "Format"-Menü, um FQS-Formate anzuzeigen. Eine Liste der Formate erscheint auf der rechten Seite. FQS-Formate beginnen mit dem Wort "FQS". Um z.B. einem Absatz das FQS-Format zuzuweisen, positionieren Sie den Cursor/die Einfügemarke in den Absatz und klicken Sie anschließend auf "FQSText" aus der Liste auf der rechten Seite.

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Bitte schreiben Sie uns, wenn Sie Fragen oder Probleme haben.

Einzelbeiträge

Einzelbeiträge können jederzeit eingereicht werden. Wir sind sowohl an Beiträgen aus der empirischen Forschung interessiert als auch an methodischen Beiträgen, in denen Fragen der Theorie, Methodologie und Anwendung qualitativer Methoden behandelt werden. Innovative Denk-, Schreib-, Forschungs- und Darstellungsweisen werden begrüßt.

Bei empirischen Arbeiten müssen Design und Methoden so eingeführt werden, dass Leser*innen nachvollziehen können, wie die Ergebnisse zustande gekommen sind, d.h. die Wahl der Sampling-, Erhebungs- und Auswertungsmethoden muss begründet und ihre Nutzung im Forschungsprozess beschrieben werden. Gerne können weitergehende Informationen (z.B. exemplarische Feldnotizen oder Beispiele für den Kodierprozess bei der Verwendung der Grounded-Theory-Methodologie) und Originaldaten eingesandt und zur Veröffentlichung mit zur Verfügung gestellt werden. In diesem Zusammenhang ist ein Nachweis über die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen an die Redaktion notwendig.

Bitte beachten Sie vor Einreichung die Hinweise zur Beitragseinreichung.

FQS-Interviews

Mit FQS 5(3) haben wir im September 2004 die Rubrik FQS-Interviews eröffnet. In der Rubrik werden Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der qualitativen Sozialforschung veröffentlicht mit dem Ziel, zu einer lebendigen, diskussionsfreudigen und transparenten Wissenschaftskultur beizutragen.

Sie sind herzlich eingeladen, Interviewvorschläge zu machen oder selbst Interviews zu realisieren nach Rücksprache mit den Rubrikenherausgebern: Günter Mey, Robert Faux.

Bitte beachten Sie vor Einreichung die Hinweise zur Beitragseinreichung.

FQS-Reviews

FQS möchte mit der Rubrik FQS-Reviews der Besprechung von Medieneinheiten, d.h. von Büchern, Buchreihen, Filmen, CD-Roms, Online-Zeitschriften etc. einen wichtigen Platz einräumen, um damit der teilweisen Vernachlässigung von Besprechungen auf dem Zeitschriftenmarkt entgegenzusteuern. Da FQS als ein internationales und interdisziplinäres Forum zu einer lebendigen, diskussionsfreudigen und diskursiven Wissenschaft beitragen möchte, wird mit den Besprechungen nicht nur das Ziel verfolgt, über Neuerscheinungen zu informieren, sondern es sollen auf diesem Weg auch Dialoge initiiert werden.

Bitte beachten Sie vor Einreichung die Hinweise zur Beitragseinreichung.

Rubrikenherausgeber: Günter Mey, Robert Faux

FQS-Tagungen

In der Rubrik FQS-Tagungen werden Berichte über Tagungen, Konferenzen, Symposien, Workshops und Arbeitsgruppentreffen veröffentlicht. Mit den Tagungsberichten soll zeitnah informiert und zu einer lebendigen und diskussionsfreudigen Wissenschaft beigetragen werden. Hierzu sollen nicht nur Rahmendaten zu Tagungen zur Verfügung gestellt werden, sondern inhaltliche Diskussionsbeiträge, über die sich neue Dialoge initiieren lassen.

Bitte beachten Sie vor Einreichung die Hinweise zur Beitragseinreichung.

Rubrikenherausgeber: Günter Mey, Robert Faux

FQS-Debatte: Qualitätsstandards qualitativer Sozialforschung

Was ist gute Wissenschaft? Was ist gute Sozialwissenschaft? Was ist gute qualitative Sozialforschung? Was sind die Kriterien und Maßstäbe für solche Beurteilungen?

Die Diskussionstradition zu dieser Problematik ist – was den offiziellen Diskurs anbetrifft – hauptsächlich geprägt von Gesichtspunkten der Erkenntnistheorie, der Wissenschaftstheorie bzw. einer allgemeinen Methodenlehre. Im frühen Zwanzigsten Jahrhundert gab es in europäischen Denktraditionen die Idee einer "Einheitswissenschaft", für die einheitliche methodologische und Güteprinzipien für alle empirischen Wissenschaften postuliert und auszuarbeiten versucht wurden. Diese Idee zerfiel unter den Erfordernissen disziplinärer Besonderheiten. Aber auch die Sozialwissenschaften waren – besonders seit der Zeit des Zweiten Weltkriegs – in der "westlichen Hemisphäre" von Überresten dieser Tradition bestimmt: dem Gedanken eines naturwissenschaftlichen Königswegs der Erkenntnisproduktion. Hermeneutische, "qualitative" Methodologien und Methoden besaßen (und besitzen) demgegenüber in den Beurteilungen der quantifizierenden empirischen Sozialwissenschaft verbreitet (aber disziplinär und regional/national durchaus mit Differenzen) ein Minus an akzeptierter Wissenschaftlichkeit.

Mit der Dominanzeinbuße wissenschaftslogischer Konzepte (prototypisch: des kritischen Rationalismus) und einer stärkeren Fokussierung auf "soziale Verhältnisse" in der Wissenschaft und in wissenschaftlichen Gemeinschaften (etwa in der von Thomas S. KUHN angestoßenen Denktradition) begann eine Trendwende in wissenschaftstheoretischen Überlegungen: Nicht mehr nur die logisch und epistemologisch zu rechtfertigenden Kriterien der Gewährleistung von Erkenntnisgewissheit werden als Gütemerkmale von Wissenschaft gesehen. Vielmehr fällt nun der Blick auf kognitive, soziale, wirtschaftliche, kulturelle, mediale, historische Aspekte des Handelns von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen. Nicht dass solche Aspekte zuvor keine Rolle gespielt hätten – vor allem die Aussicht auf Nutzen für Wirtschaft und Kriegführung war immer ein mächtiges Stimulans der Wissenschaft, auch der Sozialwissenschaften. Nun werden solche Überlegungen jedoch auch im offiziellen Diskurs aus der Tabuzone herausgeholt, in stärkerem Maße realistisch beschrieben und analysiert – aber auch wissenschaftspolitisch neu akzentuiert.

Galt beispielsweise das Einwerben von Fördermitteln aus der Privatwirtschaft in den westdeutschen Sozialwissenschaften in den 1970er Jahren in weiten Kreisen (v.a. bei "kritischen" Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen) als verpönt, stellen solche Gelder heutzutage einen verbreitet akzeptierten ausgezeichneten Qualitätsbeweis wissenschaftlicher Arbeit (Projekte, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen) dar. Welche (sozial-) wissenschaftlichen Argumente rechtfertigen diesen Haltungswandel?

Die gesellschaftlich-sozialen Maßstäbe der Beurteilung wissenschaftlicher Erkenntnisproduktion haben sich drastisch verändert: Neben Postulaten einer engeren Verknüpfung mit "der Wirtschaft" spielen "die Medien" in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle: seien es innerwissenschaftliche Publizitäts-Gesichtspunkte (Ranking von Zeitschriften, in denen veröffentlicht wird; Maßzahlen für Zitationshäufigkeiten  u.Ä.) oder außerwissenschaftliche Resonanz (in Massenmedien: Presse, Fernsehen etc.). Besitzen diese (Selektions-) Instanzen bzw. Kriterien eine begründbare Rationalität? Was ist deren Legitimitätsbasis unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten?

Die traditionellen wissenschaftstheoretisch-methodologischen Gütekriterien des Zwanzigsten Jahrhunderts sind in der jüngeren Vergangenheit (mindestens) von zwei Seiten in die Zange genommen worden.

  • Einerseits von Rückzügen bzw. Abschwächungen der innerwissenschaftlich postulierten Ansprüche hinsichtlich (prinzipiell) erreichbarer Erkenntnisgewissheit: Durch wissens- und wissenschaftssoziologische Argumente zur Bedeutung der Erkenntnisinstrumentarien, der Sprache, der sozialen Kontexte, der Diskurse, der Erkenntnissubjekte etc. für unser wissenschaftliches Wissen wurde vieles relativiert, was bis dahin "felsenfest" zu sein schien. Nicht mehr die "eine Wahrheit" ist im Visier wissenschaftlicher Erkenntnisbemühungen, sondern die Frage nach der (legitimen) Anzahl der Wahrheiten – bis hin zu einer Aufhebung von Wahrheitsansprüchen überhaupt.
  • Andererseits durch eine engere Führung und Kontrolle der wissenschaftlichen Arbeit (zunehmend gerade auch an wissenschaftlichen Hochschulen) durch wirtschaftliche und administrative Interessen und Bewertungen und entsprechende institutionelle ("Evaluations"-) Prozeduren.

Hier hat sich in den letzten Dekaden offensichtlich etwas Entscheidendes verändert. Nach welchen Prinzipien richten sich die aktuell praktizierten Bewertungs- und Güterichtlinien für (qualitative) (Sozial-) Wissenschaft? Und wonach sollten sie sich richten? Haben (reflexive) Sozialwissenschaftler*innen selbst zu dieser Frage etwas beizutragen? Woher kommt das verbreitete Schweigen zu diesen essenziellen Grundsatzfragen? Gibt es keine eigenen Standpunkte und Überlegungen zur Begründung von Standards? Oder wollen die Akteur*innen sich lieber beim Wettlauf auf die Ressourcenverteilung nach zweifelhaften (und im Hinterbühnendiskurs verspotteten – aber leider mächtigen) administrativen Kriterien nicht die eigenen "Gewinn"-Chancen vergeben?

Die Positionen in Lehrbüchern der sozialwissenschaftlich-qualitativen Methodenlehre zum Problem der Gütekriterien bewegen sich in einem breiten Spektrum: zwischen grundsätzlicher Übernahme der klassisch-kanonischen Standards des "quantitativen" Forschungsmodells (mit gewissen Modifikationen und Anpassungen) bis zu der Auffassung, hier müssten grundsätzlich andere Wege gegangen werden. Die Richtung des Wegs zu einem "alternativen" Kriterienkanon ist jedoch noch nicht konsensuell ausgemacht. Die methodologisch gerechtfertigte Abschwächung eigener Erkenntnisansprüche (im innerwissenschaftlichen Diskurs) fördert einerseits neuartige und kreative Ideen wissenschaftlicher Erkenntnisproduktion zutage (ein Paradefall scheint uns die selbstreflexive Debatte in der Ethnologie in den 1980er und 1990er Jahren). Andererseits schwächt eine solche Selbstbesinnung die "politische" Position gegenüber dem ("quantitativen") Sozialwissenschaftsmainstream sowie in der Konkurrenz um materielle Ressourcen für wissenschaftliche Projekte in der Arena der sich ungebrochen selbstgewiss Gebenden.

In diesem Spannungsfeld aus erkenntnistheoretischen und methodologischen, wissens-, wissenschaftssoziologischen und wissenschaftspolitischen Argumenten und Fronten wünschen wir uns diese FQS-Debatte zu "Qualitätsstandards qualitativer Sozialforschung". Überlegungen und Diskussionen dieser Art sind aus der Mode gekommen – aber dies scheint uns Teil des Problems: der Verunsicherung zwischen epistemologischer Beliebigkeit und "politischen" Behauptungen/Ansprüchen auf Hervorbringung gültiger Erkenntnisse, praktisch nützlicher und "darstellbarer" Problemlösungen.

Wir wünschen uns viele Autorinnen und Autoren sowie Leserinnen und Leser, die (wieder) bereit sind, sich diesen Fragen in einer wissenschaftlich-selbstbewussten, autonomen und reflexiven Weise zuzuwenden.

Wenden Sie sich bei Fragen bitte an die Debattenherausgeber: Franz Breuer, Paul Eisewicht, Margarethe Kusenbach, Jo Reichertz, Dirk vom Lehn.

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FQS-Debatte: Qualitative Forschung und Ethik

In dieser FQS-Debatte geht es um Ethik, die – je nach Kontext und Stadium im Forschungsprozess – verstanden wird als Handlungsressource, umstrittenes Feld, Praktik, Politik, usw. Es sollen im Sinne einer reflexiven Untersuchung alle Themen einbezogen werden, die mit Forschungsethik zu tun haben, dabei sind wir sowohl an der Perspektive der Forschenden als auch an der der Teilnehmenden interessiert. Eine wichtige Frage für potenzielle Autorinnen und Autoren kann z.B. sein: "Welche ethischen Dimensionen sind in der Forschung mit vulnerablen Populationen relevant?" Vulnerabilität meint hierbei jedes Adjektiv/Konzept, das zur Demarkation von Unterschieden in der Gesellschaft benutzt wurde (wird) einschließlich Geschlecht, Ethnie, Kultur, Religion, sexueller Präferenz, sozioökonomischem Status, und so weiter.

Andere Themen, die in dieser Debatte besprochen werden können, betreffen die Art und Weise, wie Ethikprüfverfahren benutzt werden, um qualitative Forschung in Planungs-, Ausführungs- und Evaluationsphasen zu vermitteln, zu moderieren, zu kontrollieren usw. Hier kann eine mögliche Frage sein: "Wie wird das Ethiküberprüfungsverfahren verwendet, um Praxisforschung zu beschneiden?" Oder: "Wie wird das Ethiküberprüfungsverfahren benutzt, um Handlungsforschung zu beschneiden, die Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz festgestellt hat?" Manchmal überlappen sich oder kollidieren die ethischen Prinzipien zweier interagierender Tätigkeitssysteme. Interessierende Fragen sind dann: "Wie interagiert die professionelle Ethik des einen Systems (Schule, Firma) mit der Forschungsethik, die von einem anderen System (Universität, College, Fachvereinigung) und dessen Logiken reguliert wird?"

Ethik soll in dieser FQS-Debatte in all ihrer Dimensionen ausgeleuchtet werden, d.h., sie wird nicht auf die Beziehung zwischen Forschenden und Teilnehmenden beschränkt, sondern es sind ebenso die Beziehungen zwischen Forschenden und ihren Institutionen oder zwischen Forschenden und den Institutionen, denen die Teilnehmenden angehören, von Interesse, darüber hinaus der Zusammenhang zwischen Institutionen und nationalen Politiken, zwischen Forschenden und nationalen Politiken usw. Die Aufmerksamkeit sollte dabei nicht nur Problemen, Fahrlässigkeiten usw. gelten, sondern auch Versuchen, gute oder beste Praktiken zu etablieren, so zum Beispiel in der Ausbildung zukünftiger Forscher und Forscherinnen. Hier sind mögliche Fragen: "Wie kann Forschungsethik in die Ausbildung zukünftiger Forscher und Forscherinnen integriert werden?" "Wie wird überhaupt aus einem Individuum eine 'ethische Forscherin' bzw. ein 'ethischer Forscher'?" "Wie können im Rahmen von Handlungsforschung gegensätzliche ethische Prinzipien integriert werden?"

Autorinnen und Autoren, die sich an dieser Debatte beteiligen wollen, können sich jedes Genres bedienen, das sich zur Darstellung ihrer Positionen, Analysen, Beschreibungen, usw. eignet. Natürlich sind die Texte besonders gut und überzeugend, in denen das Genre dem Inhalt entspricht, den Inhalt reflektiert, oder den Inhalt unterstreicht –angelehnt an den kanadischen Medienguru Marshall McLUHAN und dessen Leitsatz: "das Medium ist die Botschaft". Die Botschaft des Mediums und der Inhalt, der durch das Medium ausgedrückt wird, interagieren, und potenzielle Beitragende sollten sich frei fühlen, das für ihre gewünschte Botschaft bestangebrachte Genre auszuwählen.

Die Perspektiven aller Betroffenen sind willkommen: die von Forschenden, von Teilnehmenden, von Mitgliedern von Ethiküberprüfungskommissionen, von denen, die Richtlinien bestimmen, von Richtern und Richterinnen, von Philosophinnen und Philosophen usw. – sie alle sind eingeladen, zu der Debatte beizutragen. Was wir hier erreichen wollen, ist die größtmögliche Transparenz in der Forschungsethik, und das aus so vielen Perspektiven, von so vielen Beteiligten wie möglich.

Wenden Sie sich bei Fragen bitte an den Debattenherausgeber: Hella von Unger.

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FQS-Debatte: Lehren und Lernen qualitativer Methoden

Wie lässt sich sozialwissenschaftlich-qualitative Methodik lernen und lehren? Welche Bedingungen, Möglichkeiten und Wege gibt es? Welche Erfahrungen werden aufseiten Lehrender und Lernender gemacht? Welche Rolle spielen Lehrbücher, welche die persönliche Unterweisung? Welche Kontextaspekte des Lehrens und Lernens sind wichtig? Fragen dieser Art sollen in dieser Debatte besprochen werden.

Es gibt nicht die qualitative Methodik. Es gibt eine Vielzahl recht unterschiedlicher methodischer Denk- und Vorgehensweisen, die unter dieser Überschrift zusammengefasst werden. Die Varianten unterscheiden sich (möglicherweise) auch bezüglich ihrer Lehr- und Lernbarkeitscharakteristik: Manche Verfahren besitzen höhere Standardisierungsgrade und einen Regelkanon größeren Explikationsausmaßes, andere verlangen stärker intuitive Kompetenzen und personale Kunstfertigkeit. Der Umfang, in dem Merkmale des Forscher*innensubjekts sich in der Art und Weise des methodischen Vorgehens ausdrücken und niederschlagen, kann variieren. Das zu berücksichtigen und damit umzugehen, erfordert eventuell besondere Lehr- und Lernwege sowie Prozeduren der Einsozialisation  u.Ä.

Dieses Merkmal spielt möglicherweise im Bereich qualitativer Methodik eine bedeutsamere Rolle als bei der Aneignung und Anwendung quantitativer Verfahren. Sind qualitative Methoden in stärkerem Maße auf personale Unterweisung, ein (enges) Lehrer*in-Schüler*inverhältnis o.Ä. angewiesen? Ist das ein Charakteristikum, in dem sich "qualitative" und "quantitative" Methoden voneinander unterscheiden? Das wird jedenfalls häufig so angenommen und den qualitativen Methodikvarianten (aus einer Außenposition) "vorwurfsvoll" entgegengehalten – hauptsächlich als mangelnde Objektivität oder Reliabilität, jedenfalls im Sinne eines Zweifels an ihrer wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit und Seriosität.

Andererseits: Empirische Untersuchungen wissenschaftlicher Arbeitsprozesse (in jüngeren Traditionen der Wissenschaftssoziologie und -ethnologie) zeigen, dass das Praktizieren naturwissenschaftlicher und quantitativer Methodiken ebenfalls in hohem Maße idiosynkratische bzw. lokale/forschungsgruppenbezogene Varianz besitzt. In unterschiedlichen Laboren werden elementare methodische Dinge mitunter in verschiedener Weise gemacht. Auch hier wird Methodenkompetenz nicht (allein) aus dem Lehrbuch gelernt, sondern entscheidend durch das "Abgucken" bei einem Lehrer oder einer Lehrerin, durch die gemeinsame Praxis eines "Labors" entwickelt. In der Tat haben sogar fortgeschrittene Wissenschafter*innen schon Labore in anderen Ländern besucht, um sich dort zeigen zu lassen, wie ein bestimmtes Experiment "funktioniert".

Ist der Unterschied zwischen Lehren/Lernen qualitativer und quantitativer Forschungsmethodik also vielleicht in den Vorurteilen größer, als er sich bei näherem Hinsehen herausstellt? Unterscheiden sich quantitative und qualitative methodische "Schulrichtungen" in Sozial- und Humanwissenschaften möglicherweise weniger dadurch, welche Rolle und Bedeutung die subjektiv-personale Forscher*innencharakteristik besitzt als dadurch, welches Maß an Aufmerksamkeit und Reflexion dieser Tatsache zugewandt wird?

Der Erwerb qualitativer Methodenkompetenz soll kein Geheimverfahren im engen Sozialisationsverhältnis von Lehrer*in und Schüler*in sein! Es geht uns vielmehr darum, solche Prozeduren, Konzepte, Erfahrungen etc. öffentlich und offen zu machen und zu diskutieren – bezüglich unterschiedlicher Methodenvarianten (qualitativer "Schulen"/Richtungen), unterschiedlicher akademischer Disziplinen, unterschiedlicher institutioneller und curricularer Umgebungen, Studienbedingungen  u.Ä.: Unter welchen Lernbedingungen in Hochschulen und außerhalb findet dieses Lehren und Lernen statt – in Vorlesungen, Seminaren oder im projektbezogenen Arbeiten, in Pflicht- oder in frei gewählten Veranstaltungen? In welchen Disziplinen und Studiengängen kann die einschlägige Nachfrage abgedeckt werden? Auf welche Weise? Und wo ist das nicht der Fall? Was tun Lernende, wenn sie in ihrem institutionellen Ausbildungskontext Möglichkeiten der angeleiteten Aneignung nicht vorfinden? Wie sehen die Verhältnisse im inter-/disziplinären und inter-/nationalen Vergleich aus? Hat der so genannte "Bologna-Prozess" an europäischen Hochschulen (die Bestrebungen nach länderübergreifender Vereinheitlichung der Studienstrukturen in Bachelor- und Master-Studiengängen) Einfluss auf die einschlägigen Lehr- und Lernbedingungen? Etc.

Wir möchten ein Forum bereitstellen und moderieren, das offen ist für Perspektiven, Berichte und Vorschläge aus verschiedenen Feldern und von unterschiedlichen Beteiligten – für alle Fragen, die sich um dieses Problemthema ranken.

Wenden Sie sich bei Fragen bitte an die Debattenherausgeber*innen: Franz Breuer, Margrit Schreier, Nicole Weydmann.

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FQS-Debatte: Von uns selbst sprechen wir!

FQS-Debatte "Von uns selbst sprechen wir! Erkundungen sozialwissenschaftlichen Arbeitens"

Sozialwissenschaftler*innen haben es sich zur Aufgabe gemacht, das (soziale) Leben von Menschen und (Sub-)Kulturen zu untersuchen. Dabei wollen sie gezielt nicht nur die Fassaden betrachten, sondern sehen die hohe Kunst darin, die Hinterbühne des Dargestellten zu betreten und auszuleuchten. Bedeutet dies, dass die Gesellschaft als Ganzes transparent geworden ist? Nein! Die eigenen Praktiken der Sozialwissenschaftler*innen sind in der Regel im Dunkeln geblieben. Sie haben alle und alles durchleuchtet, nur sie selbst bleiben unsichtbar. Die meisten Sozialwissenschaftler*innen sind dem Diktum von Francis BACON treu geblieben: "Von uns selbst schweigen wir!" Diesen viel bemühten Satz greifen wir in dieser FQS-Debatte auf. Sie tritt an die Stelle der bisherigen Debatte Ethnografie der Karrierepolitiken einer Berufsgruppe. Und wir kehren den Satz bewusst um: Von uns selbst sprechen wir!

Nicht nur die fremden Hinterbühnen, sondern auch die eigenen wollen wir in dieser Debatte unter die Lupe nehmen. Denn beide sind in den Prozessen der Wissensproduktion untrennbar miteinander verbunden. In jüngerer Zeit hat mit dem Erstarken der Social Studies of the Social Sciences auch im Feld der qualitativen Sozialforschung eine gezielte Befremdung der eigenen Wissenschaftskultur eingesetzt; siehe hierzu auch FQS 3(3) und FQS 4(2). Damit wurde eine Forschungslinie eröffnet, die sich der Herstellung einer empirisch gestützten Reflexivität qualitativen Forschungshandelns verschrieben hat. Auf diesem Weg konnten im Bereich qualitativer Sozialforschung, aber auch darüber hinaus, einige Dynamiken sozial- und kulturwissenschaftlichen Arbeitens sichtbar gemacht werden. Vieles liegt aber noch im Dunkeln.

In dieser FQS-Debatte laden wir Autorinnen und Autoren ein, Forschungsaktivitäten in den Sozialwissenschaften, einschließlich ihrer eigenen, empirisch zu untersuchen. Themen können sein, sind aber nicht beschränkt auf:

  • Wie lassen sich Biografie und Arbeit vereinbaren, d.h. wie können Alltag, Privatleben und wissenschaftlicher Anspruch mit den Anforderungen der Wissenschaft in Einklang gebracht werden?
  • Wie kann mit Machtverhältnissen umgegangen werden? Welche Rolle spielen Konflikte in der Wissensproduktion?
  • Wie werden die Konflikte in der sozialwissenschaftlichen Praxis entschärft oder kanalisiert? Wie werden Positionen in (informellen) gesellschaftlichen Prozessen ausbalanciert?
  • Welche Formen der Kommunikation gibt es in wissenschaftlichen (Arbeits-) Umgebungen? Sind die Kaffeeküche oder die Kneipe als Orte der Begegnung für Sozialwissenschaftler*innen noch relevant?
  • Wie präsentieren sich Wissenschaftler*innen in ihrer Arbeit? Inwieweit beeinflusst das Auftreten die Reputation? Kann Leistung entscheidend für Karrierechancen sein?
  • Welche Strategien gibt es, um als Wissenschaftler*in voranzukommen, um Aufmerksamkeit zu erregen oder um sich zu schützen? Wie verhalten sich Wissenschaftler*innen, um sich anzupassen oder ihre Position zu markieren? Wie können persönliche oder Forschungsinteressen geformt oder verzerrt werden?
  • Wie prägen neue Lebensformen – z. B. Pendeln oder globalisierte Karrieren – die intellektuelle Arbeit? Wie ist der intellektuelle Austausch organisiert, und kann er leiden, wenn Wissenschaftler häufig reisen?
  • Wie haben die Digitalisierung und die Allgegenwärtigkeit von Videokonferenzen die wissenschaftliche Arbeit zu Hause und im Büro verändert? Ersetzen (Video-) Konferenzen die Lesekreise und Kolloquien vor Ort?
  • Inwieweit schürt eine zunehmende Mobilität berufliche Konflikte durch Nichtteilnahme? Was bedeutet es für die Produktion von Wissen, anderen Wissenschaftler*innen persönlich zu begegnen?

Als Herausgeber dieser Debatte erwarten wir eine offene und lebendig-kritische Debatte, in der sich die Teilnehmer*innen auf die Beiträge der anderen beziehen. Wir sind (im weitesten Sinne) an qualitativen Arbeiten interessiert, die auf sozialwissenschaftliche Forschungstraditionen zurückgreifen, unabhängig von ihrer spezifischen disziplinären oder methodischen Ausrichtung. Erkundungen von inter- und transdisziplinären Arbeitszusammenhängen sind willkommen.

Bitte senden Sie Ihren Beitrag im FQS-Format oder eine klärende Voranfrage an: deb_explore@qualitative-research.net

Debattenredaktion: Franz Breuer, Thomas Etzemüller, Jo Reichertz

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FQS-Debatte Von uns selbst sprechen wir!

Kultur- und Sozialwissenschaftler*innen lieben es, das Leben von anderen zu analysieren. Dabei wollen sie gezielt nicht nur die Fassaden betrachten, sondern sehen die hohe Kunst darin, die Hinterbühne der sozialen Darstellung zu betreten und auszuleuchten. Was ihre Themen betrifft, galt dabei aber lange Zeit: "Von uns selbst schweigen wir." Dieses viel bemühte Diktum von Francis BACON greifen wir in dieser neuen FQS-Debatte auf, die an die Stelle der bisherigen Debatte Ethnografie der Karrierepolitiken einer Berufsgruppe tritt. Und wir kehren das Diktum bewusst um: "Von uns selbst sprechen wir!" ist unser Motto.

Nicht nur die fremden Hinterbühnen, sondern auch die eigenen wollen wir in dieser Debatte unter die Lupe nehmen. Denn beide sind in den Prozessen der Wissensproduktion untrennbar miteinander verbunden. In jüngerer Zeit hat mit dem Erstarken der Social Studies of the Social Sciences auch im Feld der qualitativen Sozialforschung eine gezielte Befremdung der eigenen Wissenschaftskultur eingesetzt; siehe hierzu auch FQS 3(3) und FQS 4(2). Damit wurde eine Forschungslinie eröffnet, die sich der Herstellung einer empirisch gestützten Reflexivität qualitativen Forschungshandelns verschrieben hat. Auf diesem Weg konnten im Bereich qualitativer Sozialforschung, aber auch darüber hinaus, bereits einige Dynamiken sozial- und kulturwissenschaftlichen Arbeitens sichtbar gemacht werden. Vieles liegt aber noch im Dunkeln.

Mit dieser FQS-Debatte laden wir Autor*innen dazu ein, empirische Erkundungen kultur- und sozialwissenschaftlichen Arbeitens zu betreiben, ihr eigenes Arbeiten eingeschlossen. Wir erhoffen uns neben klassischen wissenschaftlich-analytischen Artikeln auch autoethnografische Arbeiten, fiktionalisierte Berichte, Videos, kluge Polemiken, Grafiken, Zeichnungen, und wir sind offen für alternative Darstellungsformen.

Autor*innen können zwischen zwei unterschiedlichen Publikationsformen wählen:

  1. Beiträge im FQS-Format, die einen Peer-Review-Prozess durchlaufen und
  2. Beiträge im moderierten Blogformat. Hier besteht auch die Option der anonymen Autor*innenschaft, die beispielsweise die Thematisierung von Machtfragen im Wissenschaftsbetrieb ermöglichen soll. Dieses Format befindet sich technisch noch in Vorbereitung. Wir arbeiten daran, es ab August 2021 bereitstellen zu können.

In beiden Formaten wünschen wir uns eine offene, lebendig-kritische und respektvolle Debattenkultur, in der die Autor*innen aufeinander Bezug nehmen. Uns interessieren (im weitesten Sinne) qualitative Arbeiten zu allen sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschungstraditionen, unabhängig von ihrer konkreten disziplinären oder methodischen Verortung. Erkundungen inter- und transdisziplinärer Arbeitszusammenhänge sind dabei explizit willkommen.

Wir laden insbesondere zu Beiträgen in drei ineinandergreifenden Schwerpunkten ein. Sie sind als Anregungen zu verstehen, auch darüber hinaus gehende Beiträge zum Debattenthema sind herzlich willkommen.

1. Erkundungen kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschens

Die Produktion kultur- und sozialwissenschaftlichen Wissens umfasst zahlreiche Stationen, von der Auswahl von Themen, Methoden und Teams bis zur Veröffentlichung und Rezeption der Ergebnisse. Kultur- und Sozialwissenschaftler*innen bahnen Forschungsbeziehungen an, pflegen und beenden sie. Sie produzieren, verarbeiten, deuten, teilen, archivieren, verlieren und verwerfen Daten. Sie interpretieren und diskutieren in Forschungsteams, denken nach, schreiben Notizen, Memos, Kommentare und Aufsätze, lesen und bearbeiten sie. Die Liste lässt sich fortsetzen. Die vielen Facetten von Wissensproduktion im Detail zu erforschen, hat großes Potenzial für die Wissenschaftsforschung (in der der Schwerpunkt bis vor wenigen Jahren auf den Naturwissenschaften lag), aber auch für die kultur- und sozialwissenschaftliche Forschung selbst. Zunächst kann die angestrebte Debatte dabei helfen, den Reflexionsgrad zu erhöhen. Sie schafft eine empirische Grundlage, die zur Sensibilisierung in konkreten Forschungsprojekten beitragen kann. Sie kann darüber hinaus sichtbar machen, welche bisher methodisch und methodologisch nicht (oder zu wenig) reflektierten Aspekte kultur- und sozialwissenschaftlicher Arbeit epistemologisch wirkmächtig sind und daher einer methodischen Reflexion zugeführt werden sollten. Nicht zuletzt hat eine qualitative Erforschung kultur- und sozialwissenschaftlicher Arbeit auch großes Potenzial für die Methodenlehre, weil aufgezeigt wird, welche Elemente des Forschungsprozesses didaktisch besonders betont werden sollten, gerade wenn sie bisher in den Lehrbüchern nicht oder nur am Rande thematisiert wurden. Mögliche Fragen in diesem Schwerpunkt sind beispielsweise:

  • Wer produziert kultur- und sozialwissenschaftliches Wissen und wie kommt es zustande?
  • Welche Akteur*innen, Praktiken, Materialitäten und institutionellen Zusammenhänge sind dabei relevant?
  • An welchen Orten entsteht kultur- und sozialwissenschaftliches Wissen, und wie schreiben sich diese Geografien bzw. Architekturen in das Wissen ein?
  • Wie mobilisieren Kultur- und Sozialwissenschaftler*innen ihre außer- bzw. vorakademischen Ressourcen (Kontakte, Habitus, Erfahrungen aus Erwerbsarbeit, Ehrenamt, Reisen etc.) in konkreten Forschungsprojekten?
  • Wie reflektieren, begründen und nutzen sie methodisch heikle, aber epistemologisch produktive Dynamiken und Ereignisse im Forschungsprozess?
  • Wie können wir diese Einsichten für die Methodologie und Didaktik kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschens verwenden?

 

2. Erkundungen kultur- und sozialwissenschaftlicher Karrierepolitiken

Hier möchten wir Selbst-/Reflexion über die wissenschaftliche Arbeit, wissenschaftliche Karrieren, das wissenschaftliche Feld und deren Dynamik anregen. Unter welchen Bedingungen, mit welchen Schwierigkeiten und mit welchen Praktiken etablieren und behaupten sich Kultur- und Sozialwissenschaftler*innen im Wissenschaftsbetrieb – das heißt auch: Wie gestaltet sich das (noch viel mehr verschwiegene und beschwiegene) Scheitern?

  • Wie bringen sie Biografie und Betrieb in Passung, d.h., wie passen sie Alltag, Lebensplanung, Partner*innenschaften und wissenschaftliche Ambitionen in die Erfordernisse des Wissenschaftsbetriebes ein?
  • Welche Strategien des Vorankommens, der Aufmerksamkeitserzeugung und des Selbstschutzes wählen sie? Wie treten sie auf, um sich einzupassen und/oder die eigene Position zu markieren? Wie prägen oder deformieren diese Dynamiken die eigene wissenschaftliche Arbeit/Interessen/Themenwahl?
  • Wie prägen neue Lebensformen (z.B. Pendler*innenexistenzen oder globalisierte Karrieren) die intellektuelle Arbeit? Wie wird intellektueller Austausch organisiert, wie leidet er eventuell, wenn Forschende ständig oder oft unterwegs sind? Ersetzen (Video-) Konferenzen die ehemalige Kontinuität von Lesekreisen und Kolloquien vor Ort?
  • Wie gehen Kultur- und Sozialwissenschaftler*innen mit Machtsituationen um? Welche Rolle spielen Konflikte für die Wissensproduktion?
  • Wie präsentieren Kultur- und Sozialwissenschaftler*innen sich? Welche Rolle spielt ihr Auftritt für die eigene Reputation? Gab es in der eigenen oder einer beobachteten Karriere Situationen, in denen Performanz entscheidend war?
  • Welche Rolle spielen Geschlecht, soziale Herkunft oder Migrationshintergrund? Können Sprachfertigkeiten die Rezeption behindern (Dialekt) oder befördern (aktives Englisch)?
  • Wie sehen Formen der Vergemeinschaftung an Instituten aus? Haben die Kaffeeküche oder die abendliche Kneipe noch Bedeutung? Wie werden Positionen in (informellen) sozialen Prozessen austariert? Wie werden Konflikte entschärft, kanalisiert, zivilisiert? Und befeuert die zunehmende Mobilität eventuell Konflikte wg. Nichtanwesenheit? Was bedeutet es für die Wissensproduktion, der oder dem Anderen gegenüberzutreten?

3. Erkundungen kultur- und sozialwissenschaftlicher Wissenschaftskommunikation

Als Autor*innen wissenschaftlicher Publikationen stehen Kultur- und Sozialwissenschaftler*innen vor spezifischen Schreibherausforderungen für verschiedene akademische und nichtakademische Öffentlichkeiten. Es gilt, kommunikative Übersetzungsleistungen zu realisieren, mit denen feldimmanente Phänomene gegenstandsangemessen abgebildet und in (wissenschaftlich) legitimen Darstellungs- und Argumentationsmodi repräsentiert werden. Für erfolgreiche wissenschaftliche Karriereverläufe gewinnt die Fähigkeit, resonante Wissenschaftskommunikation in und mit verschiedenen Öffentlichkeiten betreiben zu können, zunehmend an Relevanz. Die dabei geleisteten Schreibprozesse bilden komplexe Arrangements von Praktiken ab, die wir im Rahmen dieser Debatte untersuchen und diskutieren wollen.

Zwar wird textuelle Performanz inzwischen oftmals als Gütekriterium für qualitative Ergebnisdarstellungen angeführt, allerdings nicht an konkreten Wissensprodukten wie Zeitschriftenbeiträgen, ethnografischen Monografien oder Qualifikationsarbeiten diskutiert. Im Anfertigen verschiedener Schriftlichkeitsformate ist es wiederum an den Autor*innen, überlegte Entscheidungen zu treffen: in der Auswahl und Passung des anvisierten Peer-Review-Journals oder anderer, auch außerakademischer Publikationsorte, bezüglich der textlich-ästhetischen Grundkomposition (Nicht-/Passung mit etablierten Darstellungsstandards), der Wahl des stilistischen wie theoretisierenden Rahmens, der Entscheidung zu Fragen der Repräsentation von Feldakteur*innen in Relation zur Abbildung sozialstruktureller Erklärungen, zu Art und Umfang der Thematisierung des (beispielsweise ethnografischen) Selbsts für die Herstellung von forscherischer Kredibilität, zu Arten der argumentativen Überzeugungsarbeit, zu dem gewählten Generalisierungsgrad u.v.m. Mögliche Fragen in diesem Schwerpunkt sind beispielsweise:

  • Wie produzieren Kultur- und Sozialwissenschaftler*innen Texte für unterschiedliche Öffentlichkeiten? Und welche Rolle spielen die dabei gewählten Genres/Repräsentationsmodi (Feuilleton, Interviews, Story Telling, Science Slam)? Welche Resonanzen, Relationen zueinander und Fallstricke sind dabei zu beobachten?
  • Welche (il-)legitimen Thematisierungs- und Tabuisierungsweisen von Feldinvolviertheit lassen sich rekonstruieren?
  • Welche Themen und Akteur*innen sind in kultur- und sozialwissenschaftlichen Arbeiten beispielsweise im Feld sozialer Ungleichheit wie warum (nicht) repräsentiert? Welche gesellschaftlichen Narrative werden damit potenziell reproduziert?
  • Was erleben Autor*innen im Formulieren und Erhalten von Rückmeldungen bzgl. textueller Performanz beispielsweise für journalistische Formate, aber auch für Peer-Review-Kontexte?
  • Wie gestaltet sich die Anschlusskommunikation unterschiedlicher Akteur*innen in Reaktion auf die betriebene Wissenschaftskommunikation?

Beitragsformen und Partizipationsmodi

Die qualitativ angelegte Untersuchung von kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschungsprozessen und ihren akademischen Akteur*innen erfordert methodologische Selbst-/Reflexivität und Distanz der Untersuchenden gegenüber ihren feldimmanenten Eingebundenheiten. Vor diesem Hintergrund ermöglichen wir hier die Debattenbeteiligung in unterschiedlichen Genres und Partizipationsmodi.

Bitte senden Sie Ihren Beitrag als Text, Video, Blogeintrag, Grafik etc. bitte an: Franz Breuer, Thomas EtzemüllerJo Reichertz, Wolff-Michael.

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