Call for Papers FQS-Schwerpunktausgabe "Qualitative Ansätze (in) der sozialen Netzwerkanalyse"

2018-06-27

Gastherausgeber/innen

Stefan Bernhard (IAB Nürnberg), Andreas Herz (Universität Hildesheim), Luisa Peters (Universität Hildesheim), Inga Truschkat (Universität Hildesheim)

1. Intention der Schwerpunktausgabe

Soziale Netzwerkanalyse (SNA) ist einer der vielversprechendsten und dynamischsten Forschungsansätze in den Sozialwissenschaften. Eine Vielzahl von methodologischen Traditionen und Theorien prägen diesen Ansatz, beispielsweise Konversationsanalyse, Ethnografie, Feldtheorie, Social World Theory und Interaktionismus. In empirischen Studien werden diverse qualitative Auswertungsmethoden und unterschiedliche Formen der Datenerhebung wie Interviews, Beobachtungen und Visualisierungen eingesetzt. Während die SNA schon seit Längerem insbesondere auch durch die Anwendung und Weiterentwicklung (quantitativer) Methoden voranschreitet, hat die Reflexion und explizite Ausarbeitung der methodologischen und methodischen Diskussion qualitativer Ansätze gerade erst begonnen.

Im FQS-Themenschwerpunkt "Qualitative Ansätze (in) der sozialen Netzwerkanalyse” beschäftigen wir uns mit diesem schnell wachsenden Feld der qualitativen Methoden der SNA. Wir sind insbesondere daran interessiert, eine systematische Diskussion anzuregen und voranzutreiben zwischen "klassischen" SNA-Ansätzen einerseits und qualitativen Ansätzen (Methodologien, Heuristiken, Methoden etc.) andererseits. Darüber hinaus zielen wir darauf ab, aktuelle Ansätze im Bereich der qualitativen Methoden der SNA zu systematisieren und Lösungsansätze für methodische und methodologische Herausforderungen aufzuzeigen.

Wir laden Beiträge aus unterschiedlichen Forschungstraditionen, -theorien und -disziplinen ein. Die Beiträge können sich auf eines oder mehrere der folgenden Themen beziehen:

1.1 Datenerhebung

Bislang beschäftigt sich die Diskussion um qualitative Methoden in der SNA vor allem mit Fragen des Erhebens von qualitativen Netzwerkdaten und insbesondere mit dem Einsatz von qualitativen Interviews in Kombination mit Netzwerkkarten. Im Vergleich dazu hat die Verwendung anderer qualitativer Datenerhebungsmethoden – wie Beobachtungen, Gruppendiskussionen, Dokumentenanalysen usw. – weniger Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Darüber hinaus gibt es kaum eine systematische Diskussion darüber, wie die epistemologischen Implikationen qualitativer Methoden mit SNA-Forschungsinteressen kombiniert werden können oder wie qualitative Methoden konzeptionell mit SNA-Forschungsfragen vereinbar sind. Wir laden Beiträge ein, in denen ForscherInnen Fragen der qualitativen Erhebung von Netzwerkdaten aus methodologischer Sicht bearbeiten.

1.2 Datenanalyse

Die Frage der Datenanalyse ist in methodischen und methodologischen Debatten bislang weit weniger prominent als die der Datenerhebung. Neben Hinweisen auf etablierte Verfahren wie Inhaltsanalyse oder Grounded-Theory-Methodology bleibt oft unklar, wie die Analyse qualitativer Netzwerkdaten bewerkstelligt wird. Gleichzeitig entwickeln sich analytische Verfahren und methodische Innovationen gerade in konkreten Forschungsprojekten. In diesem Themenschwerpunkt möchten wir daher auch der Praxis der Analyse von qualitativen Netzwerkdaten Raum geben. Wir laden insbesondere Beiträge ein, in denen die Kompatibilität von qualitativen Auswertungsmethoden und SNA-basierter Forschung (einschließlich erkenntnistheoretischer und methodologischer Fragestellungen), die Anwendungen etablierter Methoden auf qualitative Netzwerkdaten oder methodische Innovationen thematisiert werden.

1.3 Qualitative Methodologie in der sozialen Netzwerkanalyse

Qualitative Sozialforschung integriert im Idealfall Erkenntnisinteresse, Theorie, Methodologie und Analyse in konsistenter Weise (methodologischer Holismus). Vor diesem Hintergrund steht die qualitative Netzwerkanalyse vor der Frage ihrer theoretischen Fundierung: Theoretische Prämissen durchdringen den Forschungsprozess von der Forschungsfrage über das Forschungsdesign bis zu Techniken und Analysemethoden. Das bedeutet, dass die Kombination von netzwerkanalytischen Perspektiven mit Methoden der Erhebung und Analyse von qualitativen Netzwerkdaten nicht nur Fragen der Forschungspraxis aufwirft, sondern auch theoretische Implikationen hat. Bislang wurde qualitative Netzwerkforschung unter Rückgriff auf relationale Ansätze, qualitative Ansätze oder kombinierende/integrierende theoretische Prämissen fundiert. Vor diesem Hintergrund regen wir Beiträge an, in denen eine Auseinandersetzung mit den Implikationen des methodologischen Holismus für qualitative SNA geleistet wird.

1.4 Reflexivität und Forschungspraxis

Netzwerkforschung, die auf eine qualitative Grundhaltung rekurriert, wirft eine Reihe von Fragen auf: Dazu gehört die nach qualitativen Forschungsstandards. Welche Hinweise lassen sich aus der Debatte über Qualitätsstandards für die qualitative Netzwerkanalyse ziehen? Auch hier glauben wir, dass es sich um ein wichtiges, gleichwohl wenig erschlossenes Terrain handelt. Darüber hinaus sollte die qualitative Netzwerkforschung Fragen der Reflexivität, ethischer Standards, der Rolle und Funktion partizipativer Forschungselemente, der Lehre, der Datensicherheit sowie Möglichkeiten der sekundären Nutzung von Daten aufgreifen.

2. Zeitplanung

  • 30. September 2018: Deadline für die Abstracts
  • 15. Oktober 2018: Entscheidung über Einladung zur Einreichung eines Manuskripts
  • 31. Mai 2019: Deadline für die ausgearbeiteten Manuskripte (erster Entwurf)
  • Juni 2019: Review Workshop (Peer Review der AutorInnen)
  • 1. September 2019: Deadline für die überarbeiteten Manuskripte (zweiter Entwurf)
  • September, Oktober 2019: Überarbeitungen (sofern notwendig)
  • Bis 1. November 2019: Einreichung aller Manuskripte (Endversion) bei den Gast-HerausgeberInnen
  • März 2020: Publikation des Themenschwerpunktes

3. Einreichung von Abstracts

Artikel können in deutscher oder englischer Sprache verfasst werden (für AutorInnenhinweise s. http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/about/submissions). Jedes Abstract sollte 400-500 Wörter umfassen und Folgendes beinhalten: Hintergrund des vorgeschlagenen Artikels, Gliederung, Inhalt und Hauptdiskussionspunkte. Bitte machen Sie auch Angaben zu den Beitragenden (einschl. Kontaktdaten, max. 200 Wörter). Abstracts können bis zum 30. September 2018 an die GastherausgeberInnen eingereicht werden:

Stefan Bernhard (IAB Nürnberg): Stefan.Bernhard@iab.de

Andreas Herz (Universität Hildesheim): andreas.herz@uni-hildesheim.de

Luisa Peters (Universität Hildesheim): luisa.peters@uni-hildesheim.de

Inga Truschkat (Universität Hildesheim): truschka@uni-hildesheim.de