Fortschritte und Schwierigkeiten bei der Sicherung und Verbreitung von qualitativen Daten für die Sozialforschung – ein Blick auf eine sich international entwickelnde Szene

Abstract

In diesem Beitrag möchte ich einen groben Überblick über den derzeitigen Stand im Bereich der Archivierung qualitativer Daten geben. Qualidata befindet sich hierbei in einer besonderen Position, da es weltweit als erste Institution versucht hat, auf nationaler Ebene den Weg für die Archivierung sozialwissenschaftlicher qualitativer Daten zu bahnen. Dies wurde erleichtert durch den ESRC (Economic and Social Science Research Council) – Großbritanniens größten Geldgeber im Bereich der sozialwissenschaftlichen Forschung – der seine Förderungspolitik dahingehend änderte, dass geförderte Projekte alle im Forschungsverlauf produzierten Daten verfügbar halten müssen. Während der letzten 4 Jahre haben wir deshalb viele kleine Qualidata-Projekte beraten zu sämtlichen Fragen rund um die Archivierung von und den Zugang zu qualitativem Datenmaterial. In den letzten Jahren hat sich ebenfalls eine starke internationale Klientel für die Archivierung und die Weiternutzung von Oral History-Daten herauskristallisiert. Diese Gemeinschaft, so klein sie auch sei, überschneidet sich mit der internationalen Gemeinschaft sozialwissenschaftlicher Archive. Beide haben dasselbe Ziel: die Sicherung und Verbreitung sozialwissenschaftlicher Daten. Qualidata hat die Aufgabe, in Großbritannien eine Brücke zwischen den beiden Gemeinschaften zu schaffen, und unsere Hauptrolle besteht in der Koordination von Informationen über alle in Großbritannien existierenden qualitativen Daten, wo auch immer sie gelagert sind. Gleichzeitig hat Qualidata schon viele Wissenschaftler überzeugt – vor allem solche, die sich mit zeitgenössischen qualitativen Ansätzen in der Ethnographie oder Anthropologie befassen – aus ihren Kokons zu kriechen und mit dem Sharing und der Sekundärnutzung von bereits vorhandenen qualitativen Daten zu beginnen. Die Arbeit von Qualidata besteht u.a. auch darin, eine Vielzahl von Forschergruppen überall auf der Welt, die sich für die Ideen das Daten-Sharings interessieren, aber nicht so recht wissen, wie sie damit umgehen sollen, durch bereits vorhandene Erfahrungen zu inspirieren. Viele haben bereits das Qualidata-Model als Basis für die Entwicklung eigener Archivierungskonzepte genutzt (wobei erwähnt werden sollte, dass dieses ursprünglich begründet wurde durch das Zusammenführen von Vorgehensweisen der englischen/britischen Datenarchive mit den traditionellen Archivierungskonzepten Britanniens.) Typischerweise bestehen diese Gruppen hauptsächlich aus Soziologen, fast keiner von ihnen verfügt über Kontakte oder Wissen über sozialwissenschaftliche Archive im eigenen Land. Auch sind wir bisher auf noch keine anderen Sponsoren weltweit gestoßen, welche die Vorteile, die die Archivierung qualitativer Daten bringen kann, realisiert haben. Ausgehend hiervon möchte ich einen Überblick geben, worin aus meiner Sicht die Kunst und Praxis qualitativer Datenarchivierung zu Beginn des neuen Jahrhunderts liegt. Ich werde kurz die Breite der Ziele und Strategien darstellen, die durch die Qualidata-Projekte hervorgebracht werden, und danach soll diskutiert werden, welches nach meiner Ansicht die optimalen Modelle für qualitative Datenarchivierung sind. Ich werde ebenfalls auf die formale Zusammenarbeit qualitativer Datenarchive eingehen, welche bisher gegründet wurden, und auf einige mögliche Ziele dieser Zusammenarbeit. URN: urn:nbn:de:0114-fqs000324