Kollektive-Autobiografie-Forschung (KAF) als subjektwissenschaftliche Methode

Autor/innen

  • Stefan Busse Hochschule Mittweida
  • Christiane Ehses ArtSet Institut für kritische Sozialforschung und Bildungsarbeit e.V.
  • Rainer Zech ArtSet Institut für kritische Sozialforschung und Bildungsarbeit e.V.

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-1.2.1073

Schlagworte:

Kollektive-Autobiografie-Forschung, kritische Psychologie, Subjekttheorie, Systemtheorie, individuelle Handlungsfähigkeit, verallgemeinerbare Handlungs- und Begründungstypen, Identität zwischen Forschenden und Erforschten, interaktiver mehrstufiger Gruppenprozess

Abstract

Die "Kollektive-Autobiografie-Forschung" (KAF) ist eine qualitative Methode zur Bearbeitung von autobiografischem Textmaterial (Interviews oder verfasste Episoden und Geschichten) in einer Forschungsgruppe. Sie ist Anfang der 80er Jahre ausgehend von subjekttheoretischen Grundpositionen der Kritischen Psychologie entwickelt worden (ZECH 1983, 1988). Heute synthetisiert sie subjekttheoretische und systemtheoretische Perspektiven. Bei der KAF wird die verbreitete Trennung in Forscher und Erforschte aufgehoben, indem die Theorien und Methoden von den Betroffenen selbst angeeignet und auf ihre eigene Situation analytisch angewendet werden. Für das Forschungsprozedere sind folgende Merkmale charakteristisch: 1. Die erforschten Subjekte sind Protagonisten eines autobiographischen Handlungsgeschehens. 2. Sie sind Autoren einer erzählten autobiographischen Geschichte. 3. Sie sind Zeitzeugen einer gesellschaftlichen Situation. 4. Sie sind Forschungssubjekte im wissenschaftlichen Interpretations- und Theoretisierungsprozess. In diesen vier Rollen sind die Subjekte permanent als Betroffene und Experten präsent. Das Erkenntnisinteresse der KAF richtet sich über die Selbstaufklärung und die Erweiterung der individuellen Handlungsfähigkeit hinaus auf die Rekonstruktion verallgemeinerbarer Handlungs- und Begründungstypen in umschreibbaren gesellschaftlichen Situationen. Das Forschungssetting gestaltet sich als mehrstufiger Gruppenprozess, in dem Texte unterschiedlicher Ordnung – vom Fall bis zur Theorie – interaktiv und dialogisch erzeugt werden. Exemplarisch wird dies an einem deutsch-deutschen Forschungsprojekt zu biografischen Mustern in Politisierungsprozessen entwickelt. URN: urn:nbn:de:0114-fqs000246

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Autor/innen-Biografien

Stefan Busse, Hochschule Mittweida

Stefan BUSSE, Prof. Dr. Dipl. Psych., Hochschullehrer am FB Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida (Sachsen). Arbeitsschwerpunkte: Biografieforschung, Psychologiegeschichte und DDR, Supervisionsforschung

Christiane Ehses, ArtSet Institut für kritische Sozialforschung und Bildungsarbeit e.V.

Christiane EHSES, Dr. Dipl. Päd., Mitarbeiterin im ArtSet Institut für kritische Sozialforschung und Bildungsarbeit e.V. Arbeitsschwerpunkte: Organisationsforschung und -beratung, Bildung, individuum- und gruppenbezogene Entwicklungsforschung

Rainer Zech, ArtSet Institut für kritische Sozialforschung und Bildungsarbeit e.V.

Rainer ZECH, Prof. Dr. Dipl. Päd., Mitarbeiter im ArtSet Institut für kritische Sozialforschung und Bildungsarbeit e.V. Arbeitsschwerpunkte: Bildung und Persönlichkeit, Organisationsforschung und Beratung, Forschungsmethodologie und -methodik

Veröffentlicht

2000-06-30

Zitationsvorschlag

Busse, S., Ehses, C., & Zech, R. (2000). Kollektive-Autobiografie-Forschung (KAF) als subjektwissenschaftliche Methode. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 1(2). https://doi.org/10.17169/fqs-1.2.1073

Ausgabe

Rubrik

Deutschsprachige qualitative Psychologie