Zur Zukunftsfähigkeit der (qualitativen) Psychologie

Autor/innen

  • Hans-Jürgen Seel Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-1.2.1093

Schlagworte:

Zukunft der Psychologie, qualitativ, Pluralismus, Wissenschaftstheorie, Methodologie, Praxis, Protopsychologie, Psychotherapeutengesetz, Wissensmanagement

Abstract

Versucht man, die Zukunftschancen für die Psychologie zehn Jahre nach Gründung der "Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP)" einzuschätzen, so haben wir einen ständig wachsenden Bedarf an professioneller psychologischen Dienstleistungen zu konstatieren. Solche Dienstleistungen werden jedoch nicht automatisch von PsychologInnen nachgefragt werden. Der gegenwärtige Zustand der psychologischen Wissenschaft in Deutschland als eine nomothetische Wissenschaft stellt keine optimale Grundlage für die Ausbildung professioneller BeraterInnen z.B. im psychosozialen und im Management – Bereich dar, weil praktisch arbeitende PsychologInnen meistens mit Einzelfällen zu tun haben, was wesentlich eine qualitative Arbeitsweise erfordert. Deshalb wird die Zukunft der Psychologie nicht zuletzt von der Elaboration qualitativer methodologischer Konzepte innerhalb einer pluralistischen psychologischen Wissenschaft abhängen. Vorbedingung für eine Sicherung der Identität des Fachs ist die Etablierung eines wissenschaftlichen Meta-Diskurses, der unterschiedliche methodologische Zugangsweisen zum wissenschaftlichen Objekt akzeptiert. Ein solcher sich der Alltagssprache bedienender Diskurs wird Protopsychologie genannt. Protopsychologie muss sich auseinandersetzen mit der Zuordnung unterschiedlicher methodologischer Zugangsweisen zu speziellen Typen von Situationen gesellschaftlicher Praxis in einer pluralistischen Gesellschaft und dabei die Nützlichkeit wissenschaftlichen psychologischen Wissens nachweisen. Auf der Grundlage dieser Argumentation muss ebenfalls die Struktur der wissenschaftlichen Produktion überdacht werden, weil in der Zukunft psychologisches Wissen mehr in praktisch-psychologischer Tätigkeit als in wissenschaftlichen Labors geschaffen werden muss; anderenfalls kann es nicht übertragen werden auf die Arbeitssituation praktisch tätiger PsychologInnen und keine Grundlage abgeben für eine Beteiligung von PsychologInnen an gesellschaftskritischen Diskursen. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0002240

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Autor/innen-Biografie

Hans-Jürgen Seel, Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg

Hans-Jürgen SEEL, Prof. Dr. phil. Professor an der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg Fb Sozialwesen. Arbeitsschwerpunkte: Beratung in psychosozialen und organisationalen Arbeitsfeldern, ästhetische Kommunikation; sozialwissenschaftliche Wissenschaftstheorie und Methodologie; Seit Februar 1999: 1. Vorsitzender der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP)

Veröffentlicht

2000-06-30

Zitationsvorschlag

Seel, H.-J. (2000). Zur Zukunftsfähigkeit der (qualitativen) Psychologie. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 1(2). https://doi.org/10.17169/fqs-1.2.1093

Ausgabe

Rubrik

Deutschsprachige qualitative Psychologie