"Doing Video" als sequenzanalytische und multimodale Analyse sozialer Interaktion: Videoaufzeichnungen von Telefongesprächen in Callcentern

Autor/innen

  • Lorenza Mondada University of Lyon 2

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-9.3.1161

Schlagworte:

Konversationsanalyse, Video, Telefongespräche, Sequenzialität, Multimodalität, Multiaktivität, Vor-Eröffnungssequenzen, Nach-Schlusssequenzen

Abstract

Dieser Artikel zielt darauf, einige analytische Möglichkeiten von Videodaten für die Interaktionsforschung aufzuzeigen. Grundlage sind Videoaufzeichnungen natürlicher situierter Aktivitäten in ihrem alltäglichen Setting – wobei "natürliche Daten" im Sinne der naturalistischen Perspektive erzeugt werden, wie sie von Harvey SACKS und die an ihn anschließende Forschung in der Ethnomethodologie, der Konversationsanalyse, der interaktionalen Linguistik und den Workplace Studies entwickelt worden ist. Im Mittelpunkt der Analyse stehen Videoaufzeichnungen, die durch Feldarbeit in Callcentern gewonnen wurden. Sie zeigen den Nutzen von Telefongesprächen, die in beruflichen und institutionellen Kontexten aufgezeichnet werden. Audioaufzeichnungen wurden in der Literatur bislang als angemessenes Verfahren für Telefongespräche angesehen, um das zu erfassen, was den Teilnehmenden wechselseitig zugänglich ist. Videoaufzeichnungen von Telefongesprächen in deren Arbeitsumfeld zeigen indes, dass diese Gespräche mehr sind als "talk at work" oder "talk as work". Videoaufzeichnungen erlauben, die komplexen Arbeitstätigkeiten zu studieren, die simultan zum Telefongespräch und der durch es vermittelten Leistung stattfinden, d.h. die Multiaktivität, in die die Sprecher/innen involviert sind. In diesem Beitrag werden die zeitlichen und strukturellen Eigenheiten professioneller Multiaktivität während drei Phasen in der Arbeitssequenz analysiert: Bei Vor-Eröffnungen (pre-beginnings), bei Internetrecherchen, die während des Telefonats initiiert werden sowie in Nach-Schlusssequenzen (post-closings). Diese Phasen zeigen sowohl die feine Abstimmung zwischen Telefonieren und anderen Aktivitäten der Telefonierenden als auch die Kontinuität über die Gespräche hinweg, die einen kontinuierlichen Arbeitsprozess im Callcenter herstellen. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0803390

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Autor/innen-Biografie

Lorenza Mondada, University of Lyon 2

Lorenza MONDADA, ICAR research lab (CNRS & University of Lyon). Lorenza MONDADA is Professor at the Department for Linguistics, University of Lyon 2, and Director of the ICAR research Lab (CNRS). Her research deals with the organization of grammatical and multimodal practices in interaction. Current research is carried out on video-recordings from various institutional and professional settings, and on ordinary conversations, focusing on the ways in which participants sequentially and multimodally organize their (often multiple) courses of action. Recent publications include: (2003). Working with Video, Visual Studies, 18(1), 58-72; (2004). Ways of doing: "'Being plurilingual'' in international work meetings. In Rod Gardner & Johannes Wagner (Eds.), Second language conversations. London: Continuum; (2007). Multimodal resources for turn-taking: Pointing and the emergence of possible next speakers. Discourse Studies, 9(2), 195-226; (2007). Operating together through videoconference. In Steve Hester & Dave Francis (Eds.), Orders of ordinary action (pp. 51-67). London: Aldershot; (2007). Bilingualism and the analysis of talk at work. In Monica Heller (Ed.). Bilingualism (pp.297-318), New York: Palgrave.

Veröffentlicht

2008-09-28

Zitationsvorschlag

Mondada, L. (2008). "Doing Video" als sequenzanalytische und multimodale Analyse sozialer Interaktion: Videoaufzeichnungen von Telefongesprächen in Callcentern. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 9(3). https://doi.org/10.17169/fqs-9.3.1161

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