Unterstützung der Entscheidungsfindung in Gruppen: Subjektive Theorien von Moderatorinnen und Moderatoren

Autor/innen

  • Michaela Kolbe ETH Zurich
  • Margarete Boos Georg-August-Universität Göttingen

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-10.1.1244

Schlagworte:

Kommunikation, explizite Koordination, Entscheidungsfindung, Gruppenmoderation, Gruppe, subjektive Theorien

Abstract

Moderatorinnen und Moderatoren sollten die Mitglieder einer Arbeitsgruppe nicht nur für die gemeinsame Arbeit motivieren, sondern auch deren Aktivitäten und den Gruppenprozess koordinieren. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit Gruppenkoordination, die eine Voraussetzung für Gruppeneffektivität ist, insbesondere bei komplexen Aufgaben. Die Entscheidungsfindung in Gruppen stellt eine komplexe Aufgabe dar und erfordert eher explizite als implizite Koordination. Ausgehend von der Annahme, dass es sich bei expliziter Koordination um Verhalten handelt, das sich nicht einfach im Gruppenprozess ergibt, sondern aktiv von Personen mit der Intention zur Koordination eingesetzt wird, untersuchen wir individuelle Koordinationsabsichten und planvoll eingesetzte Koordinationsmechanismen. Im handlungstheoretischen Sinne handelt es sich dabei um handlungsleitende Kognitionen, die auch als subjektive Theorien bezeichnet werden. Die subjektive Perspektive spielte in der bisherigen Forschung zur Gruppenkoordination keine bedeutsame Rolle. Dies ist nachvollziehbar, da subjektive Aspekte der Gruppenunterstützung generell schwierig zu definieren und zu messen sind. Wir führten daher fokussierte Interviews mit acht Expertinnen und Experten durch, die entweder als Managerinnen und Manager oder als erfahrene Gruppenmoderatorinnen und Gruppenmoderatoren arbeiten. Die von den Befragten berichteten individuellen Ansätze und Methoden der Gruppenkoordination wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Moderationsexpertinnen und -experten differenzierte mentale Repräsentationen ihres Koordinationsverhaltens besitzen. Diese subjektiven Koordinationstheorien können als Koordinationsschemata organisiert werden, in welchen die Wahrnehmung eines spezifischen Koordinationsanlasses zur intentionalen Anwendung eines Koordinationsmechanismus führt, der wiederum die Wahrnehmung spezifischer Konsequenzen nach sich zieht. Wir diskutieren die Bedeutung dieser subjektiven Koordinationstheorien im Hinblick auf die effektive Unterstützung der Entscheidungsfindung in Gruppen und die Minimierung von Prozessverlusten der Gruppenarbeit. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0901287

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Autor/innen-Biografien

Michaela Kolbe, ETH Zurich

Michaela KOLBE, Institute of Psychology, Georg-August-University Göttingen, is now at the Department of Management, Technology, and Economics at the Swiss Federal Institute of Psychology, Zurich and holds a PhD in Psychology. Her research interests lie in group coordination, group decision-making, and methods for group process analysis.

Margarete Boos, Georg-August-Universität Göttingen

Margarete BOOS, Institute of Psychology, Georg-August-University Göttingen. She holds a PhD in sociology and is full professor and head of the Department of Social and Communication Psychology. Her research interests lie in group decision-making, group coordination, methods for group process analysis, computer-mediated communication, and cognitive representation of brands.

Zitationsvorschlag

Kolbe, M., & Boos, M. (2008). Unterstützung der Entscheidungsfindung in Gruppen: Subjektive Theorien von Moderatorinnen und Moderatoren. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 10(1). https://doi.org/10.17169/fqs-10.1.1244