Kulturelle "Insider" und die Frage der Positionalität in der qualitativen Migrationsforschung: wie man sich entlang und über Grenzen zwischen Forscher(innen) und Forschungsteilnehmer(innen) (hinweg) bewegt

Autor/innen

  • Deianira Ganga Brunel University
  • Sam Scott University of Sheffield

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-7.3.134

Schlagworte:

Positionalität, Migration, qualitative Forschung, Interview, Insider

Abstract

Positionalität ist bis zum heutigen Tag von Sozialwissenschaftler(inne)n als zentrale Komponente in dem Prozess qualitativer (und bis zum einen gewissen Grad auch quantitativer) Datenerhebung konzeptionalisiert worden. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, auf dem Konzept der Positionalität aufbauend insbesondere den Einfluss zu reflektieren, den die Klassen- und Generationszugehörigkeit auf die qualitative Migrationsforschung ausüben können. Im Einzelnen argumentieren die Autoren, dass der Insiderstatus im Interview eine komplexere und vielschichtigere Größe darstellt als weithin diskutiert. Die Verfasser behaupten, dass bei Interviews innerhalb der eigenen "kulturellen" Gemeinschaft Forschende – als Insider – ein Ausmaß sozialer Nähe erreichen (können), das paradoxerweise die Wachsamkeit der Forschenden und der "Beforschten" gegenüber den sozialen Trennlinien, die zwischen ihnen existieren, steigert. In dem vorliegenden Beitrag suchen die beiden Autoren ihre Behauptung anhand von zwei Beispielen zu belegen: zum einen untersucht eine italienische Forscherin italienische Zuwanderer(innen) in Nottingham (UK), zum anderen interviewte ein britischer Forscher Migrant(inn)en britischer Abstammung in Paris (Frankreich). Dabei wird zunächst gezeigt, wie Forschende im Interviewprozess "sozial-ökonomisch aufsteigen", um dann darauf hinzuweisen, dass durch die Möglichkeit einer derartigen "Statusbewegung" – wenn strategisch eine Beziehung hergestellt wird – eine gewisse Machtungleichheit unausweichlich ist. Desweiteren werden – unter Verweis auf die Konzepte des "Insiders" und des "unbeteiligten Beobachters" – Wege vorgestellt, wie Forschende (zumindest teilweise) die Generationengrenzen innerhalb der eigenen "kulturellen" Gemeinschaft der Zuwanderer(innen) "überwinden" können. Diese methodologischen Reflektionen sind dazu gedacht, zukünftige Untersuchungen, die innerhalb der (eigenen) Zuwanderungsgemeinschaft geführt werden, zu unterstützen und zu verbessern. URN: urn:nbn:de:0114-fqs060379

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Autor/innen-Biografien

Deianira Ganga, Brunel University

Deianira GANGA completed her Ph.D. in 2005 on Italian migrants in Nottingham. Since then she has been working for the Learning and Teaching Development Unit at Brunel University (London) on an ESF project entitled Ethnicity, Education and Employment. Deianira is particularly interested in migration, ethnicity and the inter-generational transmission of identity. She is an advocate of the use of in-depth qualitative fieldwork, inter-disciplinary approaches, and comparative analysis in migration research. This is evidenced by her role as founder member of the HERMES (European Researchers for Migration and Ethnic Studies, http://www.hermes.euro.st/) networks and her editorial position on the "Journal of Migration Letters" (http://www.migrationletters.com/).

Sam Scott, University of Sheffield

Sam SCOTT completed his Ph.D. in 2003 on skilled European migration. Since then he has worked as a research assistant on a variety of projects looking broadly at the issues of European social exclusion and migration/minority communities. For the past eighteen-months Sam has taught European social geography at the University of Sheffield. Recent publications have appeared in Populations, Space and Place, and the Journal of Ethnic and Migration Studies.

Veröffentlicht

2006-05-31

Zitationsvorschlag

Ganga, D., & Scott, S. (2006). Kulturelle "Insider" und die Frage der Positionalität in der qualitativen Migrationsforschung: wie man sich entlang und über Grenzen zwischen Forscher(innen) und Forschungsteilnehmer(innen) (hinweg) bewegt. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 7(3). https://doi.org/10.17169/fqs-7.3.134