Vergleichende Forschung zu hochqualifizierten Migrantinnen und Migranten. Lässt sich eine Klassenlage mittels qualitativer Interviews rekonstruieren?

Autor/innen

  • Anja Weiß Ludwig-Maximilians-Universität München

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-7.3.136

Schlagworte:

Klasse, soziale Ungleichheit, hochqualifizierte Migration, Transnationalisierung, transnationale Mittelklasse, Staat, Bourdieu, dokumentarische Methode

Abstract

BOURDIEUS Begriff der "Klassen auf dem Papier" ist auf den theoretischen Rahmen des Nationalstaats bezogen. Um der sozialen Lage von Migranten und Migrantinnen gerecht zu werden, die in mehr als einem Nationalstaat leben und arbeiten, muss sich die Ungleichheitsforschung mit sozialer und struktureller Transnationalisierung auseinander setzen. Als Antwort auf die im ersten Teil des Artikels formulierte Kritik stellt der zweite Teil einen Begriff von transnationaler Klassenbildung vor, auf dessen Grundlage in der Folge das methodische Vorgehen entwickelt wird. Am Beispiel hochqualifizierter MigrantInnen wird mit Hilfe qualitativer Daten und orientiert am Paradigma der "Grounded Theory" untersucht, wie und wo transnationale Klassenbildung stattfindet. Die Zielrichtung des Projekts unterscheidet sich insofern von vielen migrationssoziologischen Arbeiten, als nicht versucht wird, kulturelle Besonderheiten zu rekonstruieren. Vielmehr werden höchstqualifizierte MigrantInnen im Rahmen eines "qualitativen Experiments", dessen Logik im dritten Teil vorgestellt wird, als Befragte ausgewählt und untersucht. Durch einen Vergleich von Deutschen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern entsandt wurden, mit IT-Fachkräften, die aus diesen Ländern nach Deutschland gekommen sind, soll sich zeigen, ob Anhaltspunkte für einen fortgesetzten Einfluss des Nationalstaats oder solche für eine transnationale Klassenbildung überwiegen. Da sich in transnationalen sozialen Räumen weder faktische Informationen noch Habitusindikatoren in einem einzigen Bezugsrahmen interpretieren lassen, verwendet die Studie viertens diverse Arten von Daten und analytischen Strategien. Das methodologische Vorgehen wird mit Befunden zur ökonomischen Lage der Befragten illustriert. (Scheinbare) Widersprüche zwischen Selbsteinschätzungen und faktischen Angaben zur Kapitalausstattung werden verständlich, wenn man die Bedeutung des Nationalstaats für die Ausstattung mit öffentlichen Gütern bedenkt. An diesem Beispiel kann im fünften Teil des Artikels illustriert werden, wie abduktive Schlüsse zur Entwicklung empirisch fundierter Theoriebildung beitragen. Abschließend wird diskutiert, ob und wie sich die Strukturgeber, die hinter (trans-) nationaler Klassenbildung stehen, mittels qualitativer Forschung rekonstruieren lassen. URN: urn:nbn:de:0114-fqs060326

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Autor/innen-Biografie

Anja Weiß, Ludwig-Maximilians-Universität München

Dr. Anja WEISS ist als Soziologin an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Sie habilitiert im Rahmen des DFG-Projektes "Hochqualifizierte Migrant/innen. Zur Transnationalisierung Sozialer Lagen" zu einer transnationalen Theorie Sozialer Ungleichheit. Mit Arnd-Michael NOHL, Karin SCHITTENHELM und Oliver SCHMIDTKE leitet sie die internationale VW-Studiengruppe "Kulturelles Kapital in der Migration. Zur Bedeutung von Bildungs- und Aufenthaltstiteln während der Statuspassage in den Arbeitsmarkt". Ihre Forschungsinteressen sind: Soziale Ungleichheit, Rassismus, ethnischer Konflikt und Migration.

Veröffentlicht

2006-05-31

Zitationsvorschlag

Weiß, A. (2006). Vergleichende Forschung zu hochqualifizierten Migrantinnen und Migranten. Lässt sich eine Klassenlage mittels qualitativer Interviews rekonstruieren?. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 7(3). https://doi.org/10.17169/fqs-7.3.136