Unsichere Zugehörigkeiten: Lebens- und Familiengeschichte von drei Frauen einer ethnisch deutschen Familie aus der ehemaligen Sowjetunion

Autor/innen

  • Jana Ballenthien Georg-August-Universität Göttingen
  • Corinne Büching Universität Bremen

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-10.3.1373

Schlagworte:

Migrationsbiografien, kollektive Zugehörigkeitskonstruktionen, biografische Arbeit, ehemalige Sowjetunion

Abstract

In diesem Beitrag wird der Frage nach der Transformation von Zugehörigkeitskonstruktionen im Laufe des Lebens, eingebettet in die Familien- und Kollektivgeschichte, nachgegangen. Anhand der Falldarstellung dreier Frauen einer Familie, die als ethnische Deutsche aus der ehemaligen Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre nach Deutschland einwanderten, zeigen wir, wie durch den Migrationsprozess und die Fremdzuschreibungen im Ankunftsland Fragen der Zugehörigkeit ausgelöst werden. Es wird deutlich, welche Strategien der biografischen Arbeit die unterschiedlichen Familienangehörigen jeweils leisten. Dies ist auf ihre spezifischen lebensgeschichtlichen Erfahrungen – und damit verbunden ihre Zugehörigkeit zu unterschiedlichen historischen Generationen – zurückzuführen. So werden bei der Großmutter während der Migration nach Deutschland die Erlebnisse der Deportation von der Wolgarepublik nach Sibirien im Zuge des Zweiten Weltkriegs reaktiviert und ihre Zugehörigkeitskonstruktion als Wolgadeutsche wird verfestigt. Ihre Schwiegertochter hingegen nähert sich nach der Migration der Frage nach ihrer eigenen Zugehörigkeit über die Frage nach der Zugehörigkeit zu einer religiösen Wir-Gruppe an. Die Enkelin wiederum beschäftigt sich vor und nach der Migration relativ erfolgreich damit, die Verbindung zwischen der Zugehörigkeit zu ihrer Herkunftsfamilie und ihren Peergroups in der – zunächst durch die russische Dominanzkultur geprägten – Sowjetgesellschaft und später in der deutschen Mehrheitsgesellschaft zu finden. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0903218

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Autor/innen-Biografien

Jana Ballenthien, Georg-August-Universität Göttingen

Jana BALLENTHIEN, born in 1979, studies sociology, social politics and gender studies in Goettingen (Germany), with a focus on quantitative and qualitative methods, biographical research and sociology of knowledge. A graduate carrying out qualitative work on ethnic constructions of belonging in the course of biography, using the example of a young Russian German woman. Student research assistant at the Institute of Education of the Georg-August-Universitaet Goettingen. Longtime work as a research assistant, tutor, and within the qualitative methods consultancy at the Methodology Center of the Faculty of Social Sciences of the Georg-August-Universitaet Goettingen. Since March 2009 research assistant for the project "Ethnic Germans from the former Soviet Union in Germany" which is sponsored by the German Research Foundation (DFG).

Corinne Büching, Universität Bremen

Corinne BÜCHING, born in 1982, studies social sciences in Goettingen (Germany) and Leiden (Netherlands), with a focus on qualitative methods, sociology and media- and communicational sciences. A graduate who has carried out qualitative research about the biographical works of deportation and migration processes within the biography of a Soviet German woman. Research assistant for the professorship of Dr. Prof. Gabriele ROSENTHAL at the Faculty of Social Sciences of the Georg-August-Universitaet Goettingen. Currently, research assistant in the task group "digital media in education" at the University of Bremen.

Veröffentlicht

2009-09-29

Zitationsvorschlag

Ballenthien, J., & Büching, C. (2009). Unsichere Zugehörigkeiten: Lebens- und Familiengeschichte von drei Frauen einer ethnisch deutschen Familie aus der ehemaligen Sowjetunion. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 10(3). https://doi.org/10.17169/fqs-10.3.1373

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