Review Essay: Spiegelneuronen in der sozialwissenschaftlichen Diskussion

Autor/innen

  • Henning Pätzold Freie Hochschule Mannheim

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-11.3.1536

Schlagworte:

Spiegelneuronen, Empathie, Neuro­wissenschaften, Phänomenologie

Abstract

Seit ihrer Entdeckung Mitte der 1990er Jahre sind Spiegelneuronen kontinuierlicher Gegenstand neuro- wie sozialwissenschaftlicher Debatten. Das besondere Interesse von Wissenschaftler/innen außerhalb der biologischen Disziplinen beruht auch darauf, dass Spiegelneuronen nicht nur allgemeine erkenntnistheoretische Bedeutung haben, sondern auch im Zusammenhang mit fundamentalen sozialen Erkenntnis- und Empfindungsformen wie Empathie eine wichtige Rolle zu spielen scheinen. Mit dem Buch von Nadia ZABOURA wird ein jüngerer Beitrag aus sozial- und kulturwissenschaftlicher Perspektive kritisch in Bezug zur gegenwärtigen Diskussion um Spiegelneuronen und die sich aus deren Entdeckung ergebenden sozial- und geisteswissenschaftlichen Konsequenzen dargestellt. Vor dem Hintergrund philosophischer Zugänge zum Geist-Materie-Dualismus und der Frage nach der Möglichkeit von Intersubjektivität lotet die Autorin aus, welche Bedeutung Spiegelneuronen heute für die Debatte um Empathie und Kommunikation haben. In der Auseinandersetzung mit kommunikationswissen­schaft­lichen und philosophischen Konzepten wie auch den vorliegenden neurowissenschaftlichen Ergebnissen zu Spiegelneuronen kommt sie zu dem Schluss, dass auch jene keine tragfähige Begründung für einen materiellen Reduktionismus bieten, der Phänomene der Intersubjektivität allein aufgrund beschreibbarer neuronaler Prozesse erklären wollte. Die Auseinandersetzung mit einer Vielzahl von Bezugstheorien (von DESCARTES über MEAD bis zu TOMASELLO) ist dabei ebenso anregend, wie sie oft eher kursorisch bleibt. So bietet das Buch vor allem Impulse für eine weitere Auseinandersetzung mit der Thematik und liefert hier "Routenvorschläge", entlang derer man das Thema der Spiegelneuronen und die diesbezügliche Forschung weiter vertiefen kann. URN: urn:nbn:de:0114-fqs1003245

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Autor/innen-Biografie

Henning Pätzold, Freie Hochschule Mannheim

Henning PÄTZOLD ist Professor für Pädagogik und Dozent an der Freien Hochschule Mannheim, außerdem Senior Researcher des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE). Seine Forschungsinteressen umfassen pädagogische Theorien des Lernens, pädagogische Verantwortung und europäische Erwachsenenbildung. Jüngere Veröffentlichungen sind u.a. "Strukturelle Kopplung, Konstruktivismus und Spiegelneuronen" (Pädagogische Rundschau 4/2010, S. 405-418), "Verantwortungsdidaktik" (Baltmannsweiler: SchneiderVerlag Hohengehren 2008), Learning in the world – towards a culturally aware concept of learning. European Conference on Educational Research (ECER), http://www.eera-ecer.eu/fileadmin/user_upload/Publication_FULL_TEXTS/ECER2008_244_Pätzold.pdf.

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Veröffentlicht

2010-08-24

Zitationsvorschlag

Pätzold, H. (2010). Review Essay: Spiegelneuronen in der sozialwissenschaftlichen Diskussion. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 11(3). https://doi.org/10.17169/fqs-11.3.1536