Review Essay: Lacan, per Boten

Autor/innen

  • Achim Seiffarth Università degli Studi di Milano

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-7.3.155

Schlagworte:

Psychoanalyse, LACAN, LACAN-Rezeption, Übertragung, Übersetzungstheorie, SOPHOKLES, FREUD, Lese- Rechtschreibschwäche

Abstract

Was LACAN genau gesagt hat, steht nicht fest. Sein Werk liegt in autorisierten, aber problematischen, und in kritischen, aber nicht legitimierten Fassungen vor. Des Meisters "wahre Worte" sind nicht zugänglich; wer etwas davon wissen will, sieht sich auf Boten verwiesen, auf Wirkungen, durch Weisung oder Lektüre Angestoßenes. Der Sammelband von THOLEN, SCHMITZ und RIEPE vereinigt Texte aus verschiedensten Bereichen, in denen mit Hilfe LACANschen Denkens gearbeitet wird: die Themen reichen von Lese-Rechtschreibschwäche über juristische Fragen der Todesdefinition, über KAFKA- und HÖLDERLIN-Deutungen zur Filmtheorie und zur Geschichte der Psychologie. Das ist zu viel für einen Sammelband akademischen Zuschnitts, aber deshalb gerade das, was so etwas wie einen LACANschen Raum zu erschließen hilft; es führt über sozialwissenschaftliche "Abteilungen" hinaus und hält sich im lichten Gelände des Kahlschlags nicht auf. Wer das Buch gelesen hat, wird nicht mehr der- oder dieselbe sein – leicht korrigiert, sähe dieses LACANsche Versprechen im vorliegenden Falle etwa so aus: Leser und Leserinnen werden ihre Zeit nicht vertan haben. Wie kaum anders möglich, stehen in einigen Beiträgen zum rezensierten Werk Schul- und Begriffsfragen im Mittelpunkt: Versuche der Selbstvergewisserung, rezeptions- und übersetzungsbezogene Überlegungen und Kritik. Doch ist die Mehrzahl der Aufsätze von allgemeinem und kulturwissenschaftlichem Interesse; übrigens kommt bei Erörterungen zum Borromäischen Knoten auch der Spieltrieb nicht zu kurz. Schwächer fallen drei von vier Arbeiten zur LACAN-Rezeption in europäischen Ländern aus; aber an diesen eher harmonieorientierten Texten ist immer noch interessant, was nicht zur Sprache kommt. In einem eigenen Rückblick auf die italienische LACAN-Rezeption will ich im Gegenzug konflikthaltige Tendenzen der Rezeption unterstreichen. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0603156

Downloads

Keine Nutzungsdaten vorhanden.

Autor/innen-Biografie

Achim Seiffarth, Università degli Studi di Milano

Achim SEIFFARTH hat sein Studium der Philosophie, Soziologie und Germanistik an der TU Berlin 1988 mit einer Magisterarbeit über Max WEBER abgeschlossen. Er unterrichtet an der Universität Mailand Deutsch und schreibt, meistens Schulbücher, über Sprache, Literatur, Sozialwissenschaften und Philosophie. Achim SEIFFARTH hat in FQS drei weitere Rezensionsaufsätze verfasst: "Verschwinden kann alles. Der Soziologe" (http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-01/2-01review-seiffarth-d.htm) bleibt zu dem Band "Hermeneutische Wissenssoziologie" (hrsg. von HITZLER, REICHERTZ & SCHRÖER 1999); "Medien, schwarz auf weiß" (http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/4-02/4-02review-seiffarth-d.htm) zu "Medienwirkungsforschung Bd. I und Bd. II" (BONFADELLI 1999, 2000), sowie "Die Erziehung des Menschengeschlechts durch Sozialforschung" (http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-03/2-03review-seiffarth-d.htm) zu "Qualitative Forschung im Bereich Fremdsprachen lehren und lernen" (hrsg. von MÜLLER-HARTMANN & SCHOCKER-v.DITFURTH 2001).

Downloads

Veröffentlicht

2006-05-31

Zitationsvorschlag

Seiffarth, A. (2006). Review Essay: Lacan, per Boten. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 7(3). https://doi.org/10.17169/fqs-7.3.155