Das Prinzip der Symmetrie aus der Perspektive der Antwortenden: die Behandlung von Besessenheit, Erscheinungen und Geisteskrankheit in Interviews mit Geistlichen
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-12.1.1592Schlagworte:
Prinzip der Symmetrie, Reflexivität, Religion, Psychiatrie, Erscheinung, Besessenheit, co-operative Inquiry, STS, WissenschaftssoziologieAbstract
in unserer aktuellen Forschung beschäftigen wir uns mit der Frage, wie Erfahrungen wie "die Stimme des Herrn hören" oder eine Erscheinung der Jungfrau Maria zum einen in psychiatrischen Kontexten und zum anderen in der Praxis katholischer Geistlicher behandelt werden. Wie wird der Status solcher Phänomene ausgehandelt? Unter welchen Bedingungen gelten sie entweder als eine legitime religiöse Erfahrung oder als Symptom einer seelischen Erkrankung? Unser eigener Untersuchungsansatz hierbei ist "symmetrisch" – es gibt keine Apriori-Festlegung auf entweder medizinische oder religiöse Erklärungen. In einem Beitrag zu dem Film "Der Exorzismus von Emily Rose" (erstmals 2005 ausgestrahlt) haben wir einen solchen Ansatz (der z.B. in der zeitgenössischen Wissenschaftssoziologie durchaus üblich ist) bereits zu erläutern und zu demonstrieren versucht. Wir diskutierten dort die sehr ambige Beziehung zwischen einer medizinischen vs. spirituellen Interpretation der Lebensgeschichte eines jungen Mädchens, das nach einem missglückten Exorzismus gestorben war (KONOPÁSEK & PALEČEK, 2006). Die zentrale Frage zu dem hier veröffentlichten Artikel war, ob ein solcher symmetrischer Ansatz auch für die von Bedeutung sein könnte, die wir beforschen. Um sie zu beantworten, haben wir vier katholische Geistliche interviewt, nachdem wir sie zunächst gebeten hatten, den Film zu sehen und unseren 2006 erschienenen Beitrag zu lesen. Auf der Grundlage der Gespräche (und unter Hinzuziehung weiteren empirischen Materials aus unserer aktuellen Forschung) werden wir im Folgenden zu zeigen versuchen, ob und in welcher Weise unsere eigene epistemische Perspektive mit den Sichtweisen und Positionen unserer Gesprächspartner vereinbar war. Für uns selbst erlaubte dieses reflexive "Experiment" nicht nur, einige (Miss-) Verständnisse zwischen uns und unseren Forschungspartnern zu klären, sondern es hat auch zu unserem eigenen Verstehen des Prinzips der Symmetrie in unserer Forschung und in der untersuchten sozialen Praxis beigetragen. URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1101129Downloads
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Konopásek, Z., & Paleček, J. (2010). Das Prinzip der Symmetrie aus der Perspektive der Antwortenden: die Behandlung von Besessenheit, Erscheinungen und Geisteskrankheit in Interviews mit Geistlichen. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 12(1). https://doi.org/10.17169/fqs-12.1.1592
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