Sozialisation, Sprache und szenisches Verstehen. Alfred Lorenzers Beitrag zu einer psychosozialen Methodologie
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-13.3.1906Schlagworte:
Hermeneutik, szenisches Verstehen, Sozialisation, Interaktionsform, das Unbewusste, Erfahrung, Symbolisierung, Sprachspiel, utopische Phantasie, KonstruktivismusAbstract
Der Artikel führt in Alfred LORENZERs tiefenhermeneutische Kulturanalyse ein. LORENZER schlägt eine Methode vor, die in dem methodologischen Umfeld der arbeitsteiligen Aufspaltung von Sozialwissenschaften, Psychologie und Psychoanalyse begründet ist. Dieser Forschungsansatz ist der Hintergrund seiner materialistischen Sozialisationstheorie, die eine Reinterpretation von Grundbegriffen der klassischen Psychoanalyse – des Unbewussten, der Triebe usw. – mit einer Sprachtheorie verbindet. LORENZER hat das "szenische Verstehen" im klinischen Deuten der Psychoanalyse in ein Textinterpretationsverfahren transformiert. Es geht darin um das Verständnis kollektiver unbewusster Bedeutungen eines Textes. Diese Methode der Textinterpretation wird mit sozialwissenschaftlichen Verfahren der Textinterpretation verglichen. Daran schließt sich ein kurzer systematischer Überblick über LORENZERs Schlüsselbegriffe an – Interaktionsformen, Engramme, Erfahrung, Symbolisierung, Sprachspiel, utopische Phantasie – in Verbindung mit Begriffen der Soziologie der Frankfurter Schule. Die Praxis von LORENZERs Interpretationsverfahren wird zusammenfassend an einem psychosozialen Forschungsprojekt kurz vorgestellt. Darin spielt das Forschungssubjekt bei der Entdeckung von unbewussten Bedeutungen in der sozialen Interaktion eine besondere Rolle. LORENZERs Ansatz, die Individuen als gesellschaftlich produzierte Wesen zu theoretisieren und zu erforschen, erscheint als eine psychosoziale Alternative zum Mainstream des sozialen Konstruktivismus.
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