Übersetzung in der qualitativen Sozialforschung: möglich unmöglich
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-14.2.1986Schlagworte:
Sprachphilosophie, Epistemologie, Übersetzung, Dialektik von Einheit und DifferenzAbstract
In einer zunehmend globalisierten Welt von Forschung und Wissenschaft ist die Kommunikation zwischen Wissenschaftler/innen einer Kultur und Sprache mit Wissenschaftler/innen anderer Kulturen und sprachlicher Herkunft eine unabdingbare Voraussetzung. Dies trifft auch für die qualitativen Sozialwissenschaften zu. In diesem Zusammenhang wird die Bedeutung von Sprache mehr oder weniger explizit anerkannt. Eine besondere Rolle spielt das Problem für Forschende, die sich mit Kolleg/innen in einer ihnen fremden Sprache austauschen – vornehmlich in der englischen Sprache, die de facto zur Lingua franca geworden ist. Obwohl viele Kolleg/innen sich der Schwierigkeiten bewusst sind, die sich ergeben, wenn Forschende etwas in einer anderen Sprache ausdrücken wollen, wird die Charakteristik der Übersetzung als ein nicht selbstidentischer Prozess selten explizit angesprochen. Im Gegenteil, in den Wissenschaften herrscht die metaphysische Idee desselben Bedeutungsgehalts vor, der in vielfältigen Sprachen durch Übersetzung identisch ausgedrückt werden kann. Die Definition wissenschaftlicher Erkenntnis beinhaltet (z.B. in der Charakterisierung der wissenschaftlichen Methode), dass sie unabhängig von Ort und Person reproduziert werden kann. In diesem Beitrag zum Thema "Übersetzung", das im Rahmen der FQS-Debatte zur "Qualität qualitativer Forschung" behandelt wird, bespreche ich theoretische und praktische Dimensionen dieser Problematik. Anhand empirischer Transkriptionen, automatischer Übersetzungen, literarischer Werke und philosophischer Untersuchungen stelle ich dar, dass Übersetzung einerseits theoretisch unmöglich ist, andererseits aber tagtäglich als Praxis zustande gebracht wird.
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