Das Potenzial von Filmanalysen für die (Familien-) Soziologie. Eine methodische Betrachtung anhand der Verfilmungen von "Das doppelte Lottchen"

Autor/innen

  • Sylka Scholz Technische Universität Dresden
  • Michel Kusche
  • Nicole Scherber
  • Sandra Scherber
  • David Stiller

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-15.1.2026

Schlagworte:

visuelle Soziologie, Filmsoziologie, audiovisuelle Methoden, dokumentarische Methode, wissens­soziologische Diskursanalyse, Familiensoziologie, Geschlechter­soziologie

Abstract

Die soziologische Forschung hat die Spielfilmanalyse als Erkenntnismittel zur Gesellschaftsanalyse bisher weitgehend vernachlässigt. Die vorliegende Analyse reiht sich in die aktuellen Bemühungen ein, eine visuelle Soziologie, einschließlich einer Filmsoziologie zu etablieren. Anhand der Ergebnisse eines Forschungsprojektes zur kulturellen Fundierung der Familien- und Geschlechterordnung wird diskutiert, welchen Beitrag Spielfilmanalysen für die soziologische Forschung leisten können. Dafür wird eine Analyse der Filme "Das doppelte Lottchen" (1950, Regie: Josef v. BAKY) und einer seiner Remakes "Charlie und Louise. Das doppelte Lottchen" (1994, Regie: Joseph VILSMAIER) vorgestellt. Die Spielfilme werden als "diskursive Ereignisse" in öffentlichen Diskursen verstanden. Die entwickelte Methode knüpft an die wissenssoziologische Diskursanalyse (WDA) an und erweitert sie um audiovisuelle Methoden, insbesondere dient die dokumentarische Videoanalyse als "Werkzeugkasten". Herausgearbeitet wird, welche diskursiven Deutungsangebote die Filme dem Publikum hinsichtlich der Lebensform anbieten: Trotz Pluralisierung der Lebensformen konstruieren beide Filme die vollständige Kernfamilie als Ideal und schreiben damit die kulturelle Leitidee einer vermeintlich universellen und vollständigen Eltern-Kind-Familie fort. Die Scheidung der Eltern wird im 1950er-Jahre-Film tabuisiert, im 1990er-Jahre-Film fungiert sie hingegen als Ausgangspunkt der filmischen Erzählung. In dieser Hinsicht lassen sich diskursive Verschiebungen hin zu einer Institutionalisierung und Normalisierung von Trennung und Scheidung aufzeigen, die kulturelle Leitidee der intakten und harmonischen Kernfamilie wird jedoch nicht hinterfragt, sondern im Diskurs aktualisiert.

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1401157

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Autor/innen-Biografien

Sylka Scholz, Technische Universität Dresden

PD Dr. Sylka SCHOLZ ist Privatdozentin am Institut für Soziologie der Technischen Universität Dresden und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Teilprojekt "Transzendenz und Gemeinsinn in privaten Lebensformen" im Sonderforschungsbereich 804 der TU Dresden. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Geschlechtersoziologie, insbesondere Männlichkeitssoziologie, Familiensoziologie und Methoden der qualitativen Sozialforschung.

Michel Kusche

Michel KUSCHE studiert im Diplomstudiengang Soziologie an der Technischen Universität Dresden. Dort arbeitet er zurzeit als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Soziologische Theorie, Theoriegeschichte und Kultursoziologie bei Prof. Dr. Karl-Siegbert REHBERG. Zu seinen wissenschaftlichen Interessengebieten gehören Methoden der Diskursanalyse, politische Soziologie, Arbeitsmarktsoziologie sowie soziale Ungleichheitsforschung.

Nicole Scherber

Nicole SCHERBER ist Studentin an der Technischen Universität Dresden, sie studiert Soziologie im Diplomstudiengang mit Nebenfach Psychologie. Sie arbeitet als studentische Mitarbeiterin in einem Projekt der Bildungsforschung im Zentrum für Qualitätsanalyse der TU Dresden. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind soziale Probleme und Filmsoziologie.

Sandra Scherber

Sandra SCHERBER ist Studentin an der Technischen Universität Dresden und studiert Soziologie im Diplomstudiengang mit Nebenfach Psychologie. Sie arbeitet als studentische Mitarbeiterin in einem Projekt der Bildungsforschung im Zentrum für Qualitätsanalyse der TU Dresden. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind soziale Probleme, Bildungssoziologie und pädagogische Psychologie.

David Stiller

David STILLER ist Student an der Technischen Universität Dresden, er studiert Soziologie im Diplomstudiengang mit Nebenfach Sozialpädagogik. Er arbeitet als studentischer Mitarbeiter im Teilprojekt "Transzendenz und Gemeinsinn in privaten Lebensformen" im Sonderforschungsbereich 804 der TU Dresden. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Frauen- und Geschlechterforschung, Queer Studies und Filmsoziologie.

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Veröffentlicht

2013-11-21

Zitationsvorschlag

Scholz, S., Kusche, M., Scherber, N., Scherber, S., & Stiller, D. (2013). Das Potenzial von Filmanalysen für die (Familien-) Soziologie. Eine methodische Betrachtung anhand der Verfilmungen von "Das doppelte Lottchen". Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 15(1). https://doi.org/10.17169/fqs-15.1.2026

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