Grenzen des "Aushandlungsimperativs" als zentralem therapeutischen Stabilisierungskonzept nicht-monogamer ("offener") Beziehungen

Autor/innen

  • Mark David Finn University of East London

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-15.3.2042

Schlagworte:

Bifurkation, Beratung, Interviews, (Nicht-) Monogamie, offene Beziehungen, Regelhaftigkeit, Aushandlung, thematische Analyse

Abstract

Mit Blick auf das gewachsene sozialwissenschaftliche und öffentliche Interesse an sog. "offenen Beziehungen" gewinnen auch therapeutische Umgangsformen mit diesem Lebensstil an Bedeutung. In der Beratungs- und Selbsthilfeliteratur wird insbesondere der "Aushandlungsimperativ" als wesentlicher Fixpunkt für die Stabilität offener, nicht-monogamer Beziehungen behandelt, d.h. es wird angenommen, dass die Regeln, die Paare gemeinsam für ihr nicht-monogames Engagement aufstellen, wesentlich für deren persönliches und Beziehungserleben sind.

Die Daten, die diesem Artikel zugrunde liegen, stammen aus teilstrukturierten Interviews mit 17 britischen Berater/innen bzw. Psychotherapeut/innen, die ihr therapeutisches Engagement mit konsensuell nicht-monogamen Paaren (meist schwulen Männer, die in "offenen Beziehungen" leben) selbst als "affirmativ" bezeichnen. Mittels einer an FOUCAULT angelegten thematischen Analyse konnten die folgenden Muster rekonstruiert werden: wahrgenommene nicht-monogame "Unordnung", klinische Anerkennung der Zwangsläufigkeit dieser "Unordnung" und psychologische Verstärkung der "Unordnungsannahme" durch Rückgriff auf den Aushandlungsimperativ. Rückgreifend auf das chaostheoretische Konzept der "Bifurkation" wird daran anschließend zu zeigen versucht, dass die präventive oder nachträgliche Nutzung des Aushandlungsimperativs zur Folge hat, dass produktive Aspekte "chaotischer Turbulenz" in offenen Beziehungen und damit alternative Verständnisse individuellen und sozialen Wohlbefindens außer Acht bleiben.

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs140363

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Autor/innen-Biografie

Mark David Finn, University of East London

Mark FINN is senior lecturer in psychology, teaches qualitative research methods, and has published several papers on relational non/monogamies. This and a recent paper on therapeutic engagements with open non-monogamies are the results of a small-scale research project funded by the School of Psychology, UEL. His research interest continues to be in contemporary forms of coupledom, particularly alternative relational practices and the productivities of chaos.

Veröffentlicht

2014-08-20

Zitationsvorschlag

Finn, M. D. (2014). Grenzen des "Aushandlungsimperativs" als zentralem therapeutischen Stabilisierungskonzept nicht-monogamer ("offener") Beziehungen. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 15(3). https://doi.org/10.17169/fqs-15.3.2042