Zur Diskurs- und Dispositivanalyse des kollektiven Gedächtnisses als Antwort auf einen öffentlichen Krisenzustand. Zwischen Habermas und Foucault

Autor/innen

  • Magdalena Nowicka Universität Lodz

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-15.2.2062

Schlagworte:

Foucault, Habermas, kollektives Gedächtnis, Dispositiv, Diskursanalyse, Dispositivanalyse, Gross

Abstract

Der kommunikativ-produktive Charakter des kollektiven Gedächtnisses basiert auf einem Ausschluss von "beschämender" Vergangenheit. Für HABERMAS besteht der Kampf um einen kommunikativen Raum in der Abgrenzung zwischen Wirtschafts- und Herrschaftsmacht und "Gewalten der gesellschaftlichen Integration" wie z.B. dem kollektiven Gedächtnis. Für FOUCAULT ist jedoch das kollektive Gedächtnis ein Produkt der ökonomisierten gesellschaftlichen Integration. Seine Kategorie "Dispositiv" bezeichnet die Machtproduktionsbeziehungen, die zwischen diskursiven und nicht-diskursiven Elementen der gesellschaftlichen Realität entstehen können. Seine Aufgabe ist es, die Normalisierung einer öffentlichen Gedächtniskrise zu aktivieren.

Der vorliegende Beitrag versteht sich als Einführung in die Foucaultsche Diskurs- und Dispositivanalyse im Feld des kollektiven Gedächtnisses. Das Dispositiv des kollektiven Gedächtnisses wird am Beispiel einer empirischen Studie aufgezeigt, und zwar am innerpolnischen Streit um Jan T. GROSS und seine Bücher, in denen er der polnischen Bevölkerung Mord an ihren jüdischen MitbürgerInnen sowie allgemeinen Antisemitismus vorwirft. Das Grundmittel zur Beherrschung der "beschämenden" Vergangenheit ist ihre "Selbst-Annullierung" mithilfe diskursiver und nicht-diskursiver Praktiken des Ungültigmachens sowie medialer Mechanismen der Öffentlichkeit. Die Perspektive FOUCAULTs bietet jedoch im Gegensatz zu der von HABERMAS keine Hinweise darauf, wo die konstruktiven Aspekte der Debatten um die Vergangenheit anzusetzen wären. Trotz der weitreichenden Unterschiede zwischen HABERMAS und FOUCAULT ist die Konfrontation der beiden Konzepte von Nutzen, um die Konsequenzen einer kollektiven Gedächtniskrise für den kommunikativen Raum einschätzen zu können.

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1401228

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Autor/innen-Biografie

Magdalena Nowicka, Universität Lodz

Magdalena NOWICKA, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Soziale Kommunikation an der Universität Lodz. In ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit öffentlichen Debatten über das kollektive Gedächtnis und mit der Rolle der Intellektuellen in der Öffentlichkeit. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Post-Foucaultsche Diskurstheorie und -forschung, Mediendiskursanalyse und die diskursive Konstruktion des Fremden.

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Veröffentlicht

2014-05-30

Zitationsvorschlag

Nowicka, M. (2014). Zur Diskurs- und Dispositivanalyse des kollektiven Gedächtnisses als Antwort auf einen öffentlichen Krisenzustand. Zwischen Habermas und Foucault. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 15(2). https://doi.org/10.17169/fqs-15.2.2062

Ausgabe

Rubrik

Einzelbeiträge