Interview als Text vs. Interview als Interaktion

Autor/innen

  • Arnulf Deppermann Institut für Deutsche Sprache

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-14.3.2064

Schlagworte:

Konversationsana­lyse, Interview, soziale Interaktion, Positionierung, Fragen, Antworten, qualitative Methodologie

Abstract

Das Interview ist nach wie vor das beliebteste sozialwissenschaftliche Verfahren des Datengewinns. Ökonomie der Erhebung, Vergleichbarkeit und die Möglichkeit, Einsicht in Praxisbereiche und historisch-biografische Dimensionen zu erhalten, die der direkten Beobachtung kaum zugänglich sind, machen seine Attraktivität aus. Zugleich mehren sich Kritiken, die seine Leistungsfähigkeit problematisieren, indem sie auf die begrenzte Reichweite der Explikationsfähigkeiten der Befragten, die Reaktivität der Erhebung oder die Differenz zwischen Handeln und dem Bericht über Handeln verweisen.

Im Beitrag wird zwischen Ansätzen, die das Interview als Text, und solchen, die es als Interaktion verstehen, unterschieden. Nach dem Text-Verständnis werden Interviews unter inhaltlichen Gesichtspunkten analysiert und als Zugang zu einer vorgängigen sozialen oder psychischen Wirklichkeit angesehen. Das Interaktions-Verständnis versteht Interviews dagegen als situierte Praxis, in welcher im Hier und Jetzt von InterviewerInnen und Befragten gemeinsam soziale Sinnstrukturen hergestellt werden. Anhand ubiquitärer Phänomene der Interviewinteraktion – Fragen, Antworten und die Selbstpositionierung von InterviewerInnen und Befragten – werden Praktiken des interaktiv-performativen Handelns im Interview dargestellt. Ihre Relevanz für die Interviewkonstitution und ihre Erkenntnispotenziale für die Interviewauswertung werden aufgezeigt. Es wird dafür plädiert, die interaktive Konstitutionsweise von Interviews empirisch zu erforschen und methodisch konsequent zu berücksichtigen.

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1303131

Downloads

Keine Nutzungsdaten vorhanden.

Autor/innen-Biografie

Arnulf Deppermann, Institut für Deutsche Sprache

Prof. Dr. Arnulf DEPPERMANN (Dipl.-Psych., M.A. Germanistik/Philosophie) ist Leiter der Abteilung "Pragmatik" am Institut für Deutsche Sprache (Mannheim) und Professor für germanistische Linguistik an der Universität Mannheim. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Konversationsanalyse, qualitative Methoden, Verstehen in der verbalen Interaktion, multimodale Interaktionsanalyse, Grammatik und Semantik im Gespräch, Erzählforschung, Positionierung und Identität in der Interaktion. Wichtige Publikationen: "Gespräche analysieren" (Wiesbaden: VS, 42008), "Rekonstruktion narrativer Identität" (zusammen mit Gabriele LUCIUS-HOENE, Wiesbaden: VS, 2004).

Downloads

Veröffentlicht

2013-09-22

Zitationsvorschlag

Deppermann, A. (2013). Interview als Text vs. Interview als Interaktion. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 14(3). https://doi.org/10.17169/fqs-14.3.2064

Ausgabe

Rubrik

Einzelbeiträge