Sexualität und Selbstsorge bei Jugendlichen in Antofagasta (Chile) in Zeiten kulturellen Wandels
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-15.3.2112Schlagworte:
Jugend, Sexualität, Gender, Hermeneutik, kultureller Wandel, InterviewsAbstract
In diesem Beitrag berichte ich die Ergebnisse einer qualitativen Studie mit Jugendlichen, die in Antofagasta, einer Kupfertagebau-Stadt im Norden Chiles, weiterführende Schulen besuchen. Mittels teilstrukturierter Interviews befragte ich insgesamt 12 weibliche und 15 männliche Jugendliche zwischen 15 and 17 Jahren über ihre Sexualität, wobei für mich insbesondere deren Haltung zu lokalen Normen, die ihre Sexualität rahmen, d.h. dem spezifischen soziokulturellen Kontext, in dem sie leben, einerseits und dem generelleren, durch kulturellen Wandel charakterisierten chilenischen Kontext andererseits interessierte.
Zwei Ergebnisse scheinen mir besonderes zentral: Zum einen werden über die familiäre Sozialisation traditionelle Genderrollen vermittelt, verbunden mit sehr restriktiven Vorstellungen von Sexualität vor allem für Frauen. Infolgedessen ist Sexualität für weibliche und männliche Jugendliche gezeichnet durch Angst vor Schwangerschaft, vor Geschlechtskrankheiten und durch die Gefahr, beim Sex entdeckt zu werden. Angst wird so zum zentralen Faktor für das (Nicht-) Ausleben sexueller Handlungen und behindert Möglichkeiten des Erfahrens einer erfüllten Sexualität. Zum anderen zeichnete sich in den Gesprächen aber auch ein sich änderndes Verständnis des Verhältnisses von Frauen und Sexualität, eine gewisse Entspannung in traditionellen Genderrollen und eine zunehmende Angleichung männlicher und weiblicher Lebensläufe ab. Der Zeitpunkt einer erwarteten/gewünschten Mutterschaft verschiebt sich biografisch weiter nach hinten, der Berufsarbeit wird größere Bedeutung beigemessen und sexuelle Bedürfnisse werden als eher legitim erachtet, d.h. dass (junge) Frauen auch mit Blick auf Sexualität ihren Bedürfnissen größere Beachtung schenken.
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