Das eigene Feld beforschen. Interaktionsdynamiken und methodische Herausforderungen im Kontext der Hochschulforschung
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-16.1.2225Schlagworte:
Hochschulforschung, Wissenschaftsforschung, Wissenssoziologie, Reflexivität, Gender Studies, Interaktionsdynamiken, Expert/inneninterviews, diskursive Interviews, qualitative InhaltsanalyseAbstract
Im Unterschied zu quantitativ-methodischen Zugängen, die Interaktionseffekte für gewöhnlich als Fehler oder Störgrößen behandeln, verstehen wir Interviews als soziale Situationen und Interaktionsdynamiken zwischen Interviewten und Interviewenden als konstitutiv für Datenerhebung und -interpretation.
Im Rahmen eines Projekts zur Hochschulforschung führten wir eine Reihe von Interviews mit Akteur_innen des akademischen Feldes durch. Aufgrund unserer Felderfahrungen nehmen wir an, dass Interviews den Interviewten immer auch eine Gelegenheit bieten, sich in einem diskursiven Prozess selbst darzustellen.
In diesem Beitrag wollen wir daran anschließend zunächst zeigen, dass wir von vielen unserer Interviewpartner_innen als Evaluatorinnen wahrgenommen wurden. Wir gehen in diesem Zusammenhang davon aus, dass die Selbstdarstellungen der Interviewpartner_innen und ihre rhetorischen Strategien durch das evaluative und kompetitive Umfeld der "unternehmerischen Hochschule" geprägt sind, weswegen auch die Interviews vor dieser Folie zu betrachten sind. Darüber hinaus fassen wir unterschiedliche Typen von Interaktionseffekten zusammen, die auftreten können, wenn Akteur_innen interviewt werden, die einen höheren sozialen Status als die Forscher_innen aufweisen. Diese "research up"-Effekte sowie die Wahrnehmung der Interviewerinnen als Evaluatorinnen beeinflussten nicht nur, wie und was uns die Interviewpartner_innen mitteilten, sondern auch, was sie nicht zur Sprache brachten. Deshalb plädieren wir dafür, dass Forscher_innen den Interaktionseffekten im Prozess der Dateninterpretation aufmerksam begegnen sollten, da diese Hinweise auf Spannungsfelder, Konflikte oder konfligierende Perspektiven liefern können.
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Copyright (c) 2015 Gerlinde Malli, Susanne Sackl-Sharif
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