Eine Ethnografie "lokaler Universalität": Aufnahmepraxis in einer Intensivstation zwischen Richtlinien, Routinen und Humor

Autor/innen

  • Roberto Lusardi University of Bergamo

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-16.2.2234

Schlagworte:

evidenzbasierte Medizin, Intensivstation, Notfallmedizin, situative Praxis, Humor, Ethnografie, teilnehmende Beobachtung, Interviews, Grounded-Theory-Methodologie

Abstract

Der Beitrag befasst sich mit der Diskrepanz zwischen der formalen Dimension evidenzbasierter Medizin (EbM), konstituiert durch Protokolle, Verfahren und Richtlinien einerseits und professionellen Praktiken in einem spezifischen Kontext – der Aufnahme von Patent/innen in einer Intensivstation andererseits. Hierzu werden die Ergebnisse aus einer Fallstudie berichtet, die in einer norditalienischen Intensivstation zwischen 2006 und 2007 durchgeführt wurde. Für die Datenerhebung kamen ethnografische Methoden zum Einsatz (im Besonderen teilnehmende Beobachtung, ethnografische Interviews und teilstrukturierte Interviews); die Daten wurden unter Verwendung von Kodierprozeduren der Grounded-Therory-Methodologie analysiert. Die Ergebnisse veranschaulichen, wie drei Dimensionen (makrosozial, institutionell-interaktional und individuell) sich mit operationalen Richtlinien verflechten, die der internationalen EbM entstammen. Die Standardisierungsprozesse, die die Richtlinien voraussetzen, sind eingebunden in unterschiedliche lokale Stile, die die einzelnen Ärzte und Ärztinnen bei der Aufnahme in der Intensivstation favorisieren. Die Stile changieren zwischen strikter Anpassung an die internationalen Richtlinien auf der einen Seite und der mehr oder weniger weitgehenden Compliance mit je spezifischen medizinischen, rechtlichen, organisatorischen und individuellen Anforderungen auf der anderen Seite. Die Ergebnisse zeigen auch, wie relationales Wissen als Teil situativen Wissens dem Personal erlaubt, lokale (organisatorische, professionelle und persönliche) Ressourcen zu mobilisieren, um die formalen Vorschriften der EbM in die professionelle Praxis zu integrieren.

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1502261

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Autor/innen-Biografie

Roberto Lusardi, University of Bergamo

Roberto LUSARDI is research fellow at University of Bergamo (Italy). His main research interests include qualitative research, particularly ethnographic studies and action research. His personal areas of research interest involve medical practice, interprofessional collaboration and organizational sensemaking.

Veröffentlicht

2015-04-26

Zitationsvorschlag

Lusardi, R. (2015). Eine Ethnografie "lokaler Universalität": Aufnahmepraxis in einer Intensivstation zwischen Richtlinien, Routinen und Humor. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 16(2). https://doi.org/10.17169/fqs-16.2.2234