Interviewen als involviertes Spüren. Der Leib als Erkenntnisorgan im biografieanalytischen Forschungsprozess
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-17.1.2425Schlagworte:
Biografieforschung, narratives Interview, Körper, Leib, SubjektivitätAbstract
Körper und Sprache – beide gehören zu einer Interviewsituation dazu. Dennoch gilt das Interesse später meist dem sprachlichen Text, körperlich-sinnliche Ausdrucks- und Verstehensabläufe werden für die Erkenntnisgenerierung kaum fruchtbar gemacht. Dem widerspricht, dass der Körper in sozialwissenschaftlicher Perspektive als eigenständige Größe bei der Hervorbringung sozialer Wirklichkeit betrachtet wird (vgl. GUGUTZER 2012, S.11f.).
Vor diesem Hintergrund diskutiere ich in dem vorliegenden Text die Frage, welchen Beitrag die methodische Nutzung der Körper- und Leibhaftigkeit von ForscherInnen zur Erkenntnisgenerierung in der Biografieforschung leisten kann: Gibt es ein Mehr oder ein Anderes an Erkenntnis, wenn die leibliche und körperliche Dimension des Forschungsprozesses in die Analyse miteinbezogen wird? Aufgegriffen werden Anregungen der Körpersoziologie sowie der phänomenologisch orientierten Erziehungswissenschaft, in denen u.a. im Rückgriff auf leibphänomenologische Grundlegungen für den Leib als "Erkenntnismedium" (GUGUTZER 2012) bzw. "Erkenntnisorgan" (STENGER 2013) im Forschungsprozess plädiert wird.
Nach DEPPERMANN (2013) ist das Interview nicht nur als Text, sondern auch als situative, gemeinsame Sinnproduktion zu verstehen und zu analysieren. Daher wird die Anregung, als ForscherInnen den Momenten des "spürbaren inneren Widerstands" (GUGUTZER 2013, S.15) nachzugehen, anhand des eigenen Forschungsprozesses exemplarisch erprobt. Daraus ergibt sich die These, dass sinnlich-körperliche Verstehensleistungen vertiefte Einblicke in methodische und gegenstandsbezogene Fragen erlauben.
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