"Lahme sind die, die Eier haben": Motorische Einschränkungen, Behindertensport und hegemoniale Männlichkeit in Buenos Aires
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-18.3.2442Schlagworte:
Behinderung, soziale Modelle, hegemoniale Männlichkeit, Behindertensport, Körperideale, qualitative Forschung, Interviews, InhaltsanalyseAbstract
In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit der Rolle hegemonialer Männlichkeit im Behindertensport für Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen. Hegemoniale Männlichkeit verweist auf ein zur Konstruktion von Geschlechtsidentität genutztes Männlichkeitsideal. Um zu verstehen, in welcher Weise dies auf den Behindertensport Einfluss nimmt, haben wir Zeitschriften des ersten Clubs für körperlich Behinderte in Buenos Aires und Interviews mit 26 Rehabilitationsfachkräften sowie 21 körperlich beinträchtigen Sportlern inhaltsanalytisch untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass hegemonialer Männlichkeit eine Schlüsselrolle in der Philosophie des Behindertensports zukommt, die eine spezifische Lesart körperlicher Beeinträchtigung vor dem Hintergrund einer angenommenen "Kultur der Champions" unversehrter Körperlichkeit und mit ihr verbundener Modelle von Männlichkeit nahelegt: In Reaktion auf diese Modelle haben körperlich Beeinträchtigte die Kategorie der "Lahmen" als Selbstreferenz entwickelt, und sie beanspruchen für sich eine solche Kultur, die Normalisierungsimperativen folgt und auf die kontinuierliche Überwindung von Hindernissen hin orientiert ist. Während die hier beanspruchte "Kultur der Champions" einerseits die Stigmatisierung von Beeinträchtigungen (als sexuell versagend, unproduktiv und abhängig) infrage stellt, inthronisiert sie zugleich eine Ideologie uneingeschränkter Möglichkeiten und reproduziert oppressive Sozialstrukturen.
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