Superponderabilien: der Übermacht des eigenen Denkens entkommen

Autor/innen

  • Kasper Tang Vangkilde Aarhus University
  • David Brehm Sausdal Stockholm University

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-17.2.2497

Schlagworte:

Imponderabilien, Superponderabilien, qualitative Forschung in der eigenen Kultur, wechselseitige partizipative Beobachtung, wechselseitige "Einweihung", Ethnografie als Debatte, Reflexivität

Abstract

In diesem Beitrag befassen wir uns mit einer zentralen methodologischen Herausforderung qualitativer Forschung in der eigenen Kultur: der Übermacht des eigenen Denkens. Während MALINOWSKIs Sorge Imponderabilien galt, d.h. der Gefahr, subtile Phänomene des alltäglichen Lebens in einer fremden Kultur zu übergehen, eine Sorge, die auch Generationen von Ethnolog/innen und qualitativen Forscher/innen geteilt haben, die sich der eigenen Kultur zuwandten, interessieren uns Superponderabilien, d.h. Risiken, offenbar vertraute Konzepte und Praktiken zu überforschen. Wie befassen wir uns als qualitative Forscher/innen mit uns sehr vertrauten Phänomenen wie Wissenschaft, Bürokratie, Management usw., ohne unsere eigenen Ideen in den trügerisch vertrauten Vorstellungen der von uns beforschten Personen "wiederzufinden"? Dies zu reflektieren ist ohne Frage von hervorgehobener Bedeutung für die stetig wachsende Zahl an Wissenschaftler/innen, die untersuchen, wie andere Menschen in einer Weise reden, denken und arbeiten, die der eigenen sehr ähnlich ist. Während bisherige Auseinandersetzungen mit dieser Thematik vor allem verschiedene Reflexionswerkzeuge an die Hand zu geben versuchen, schlagen wir die "wechselseitige partizipative Beobachtung" als einen Weg vor,  der Übermacht des eigenen Denkens zu entgehen – ein Vorgehensweise, die unsere Forschungsgegenüber in situ einlädt, an unserem Denken teilzuhaben. Im Sinne dieses Verständnisses ist qualitative Forschung weniger ein reflexives "Entziffern" denn eine aktive Debatte, in der Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Forschenden und Beforschten gemeinsam sichtbar gemacht und eruiert werden können.

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1602281

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Autor/innen-Biografien

Kasper Tang Vangkilde, Aarhus University

Kasper Tang VANGKILDE, PhD, is associate professor of anthropology at Aarhus University, Denmark. His main research interests are within the fields of business, organizational and design anthropology, with particular focus on processes of creativity, future-making, branding, management and organization. Kasper is coordinating the thematic specialization in "Innovation, Organization and Work" on the Master's Programme in Anthropology at Aarhus University.

David Brehm Sausdal, Stockholm University

David Brehm SAUSDAL is a Ph.D. fellow in criminology at Stockholm University, Sweden. David has a background in anthropology and a general interest in anthropological theory and methodology. His current research focuses on transnational crime and policing based on long-term ethnographic fieldwork in the Danish police. David is currently a visiting scholar at Princeton University, USA.

Veröffentlicht

2016-05-20

Zitationsvorschlag

Vangkilde, K. T., & Sausdal, D. B. (2016). Superponderabilien: der Übermacht des eigenen Denkens entkommen. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 17(2). https://doi.org/10.17169/fqs-17.2.2497

Ausgabe

Rubrik

Einzelbeiträge