Review Essay: In der Falle der Synthetisierung von Diskursanalyse und soziologischer Feldtheorie
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-8.2.260Schlagworte:
Rechtspopulismus, Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ), Schweizerische Volkspartei (SVP), Diskurs, wissenssoziologische Diskursanalyse, Diskursstrategien, FOUCAULT, BOURDIEU, politische Feldtheorie, Interview, Medien, common sense, Einwanderung, GeschleAbstract
Oliver GEDEN analysiert in einer wissenssoziologisch orientierten diskursanalytischen Untersuchung, bei der er die FOUCAULTsche Diskurstheorie mit der Kapital- und Feldtheorie Pierre BOURDIEUs verschränkt, Deutungsangebote zweier rechtspopulistischer Parteien, nämlich der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) und der Schweizerischen Volkspartei (SVP) zu den Themen Einwanderung und Geschlecht/Familie. Dabei interessiert ihn insbesondere die (sehr unterschiedliche) Reaktion der beiden Parteien auf den Übergang von der Opposition zur eigenen Regierungsbeteiligung. Indem er die unterschiedlichen politischen Felder in Österreich und der Schweiz kontextualisiert, gelingt es ihm, diese unterschiedlichen Reaktionen – keinerlei Abstriche vom rechtspopulistischen Kurs bei der stabil bleibenden SVP, "Verhausschweinung", Abstieg und Verlust der Wählergunst bei der FPÖ und Spaltung der Partei – soziologisch zu erklären. Darüber hinaus gelingt es ihm, die Affinitäten der Deutungsangebote rechtspopulistischer Parteien und des common-sense-Wissens in der Bevölkerung aufzuspüren. Das angewandte Analyseverfahren und seine theoretische Rückkopplung stellt eine der zur Zeit gängigen Varianten der Diskursanalyse dar, die 1. das Problem des Verhältnisses von Diskurs und Wirklichkeit letztlich nicht diskurstheoretisch im FOUCAULTschen Sinne angeht, sondern unter Bezugnahme auf BOURDIEU, und 2. explizit und m.E. nicht immer mit Gewinn davon ausgeht, dass die Diskursanalyse lange Zeit von sprachwissenschaftlichen Verfahrensweisen dominiert worden sei. Auf linguistische Instrumente in der "Werkzeugkiste" ist jedoch nicht zu verzichten, wie dies auch GEDEN nicht kann ("semantische Bedeutungsgehalte", "Themen", "Inhalte", "Stil", "Rhetorik" etc.). Es wäre daher auch vorzuziehen, die diskursanalytisch bedeutsamen Erkenntnisse verschiedener Disziplinen zusammenzuführen und nicht vorschnell konkurrierend gegen einander zu stellen. Gleichwohl dürfte auch dieser Versuch einer empirischen Analyse dazu beitragen, das Konzept "Diskursanalyse" für die Kulturwissenschaften weiter ausdifferenzieren zu helfen. URN: urn:nbn:de:0114-fqs070278Downloads
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Veröffentlicht
2007-05-31
Zitationsvorschlag
Jäger, S. (2007). Review Essay: In der Falle der Synthetisierung von Diskursanalyse und soziologischer Feldtheorie. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 8(2). https://doi.org/10.17169/fqs-8.2.260
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